Das Fest
Endlich hab ich den ersten "Dogma-Film" von Thomas Vinterberg gesehen. Ein Film, der mit sehr geringem technischen Aufwand und fast ohne Hilfsmittel auskommt. Es gibt im Grunde nur die Kamera und ein Haufen begnadeter Schauspieler.
Das Fest erzählt die Geschichte eines Familienfestes. Es ist der 60ste Geburtstag eines Vaters von 3 Kindern: Seine beiden Söhne und einer Tochter, die Ihre Zwillingsschwester durch Selbstmord verloren hat. An diesem feierlichen Geburtstag triff sich die ganze Sippe um nach traditionellen Vorgaben zu feiern. Doch diese Feier wird durch einen der Söhne gestört, der ein Tabu-Thema aus der Vergangenheit anspricht und damit durch den pseudo-feierlichen Schein des Ereignisses bricht. Dies ist aber nur der Anfang, denn nach und nach entladen sich immer mehr Emotionen und "das Fest" wird zu einer Farce zwischen gekünsteltem Rollenverhalten, in dem alles scheinbar in Ordnung ist und absolutem Chaos und dem Aufzeigen menschlicher Abgründe.
An die wackelingen, dokuartigen Bilder gewöhnt man sich schnell, da die Verantwortlichen trotz der Einschränkungen des Dogma-Abkommens einen hoch künstlerischen Film abgeliefert haben, denn die Kameraführung ist äußerst originell und vermittelt die gewünschten Effekte auch ohne Hochglanz. Ziel des ganzen war es, Filme zu drehen, die durch ihre Geschichte und durch Schauspiel überzeugen und nicht durch die Verpackung. Das gelingt Vinterberg mit "Das Fest" absolut hervorragend. Die Geschichte wirkt sehr authentisch und die Schauspieler leisten Großartiges. Jeder kennt Familienfeiern, auf denen sich alle zusammenreissen müssen, damit man blos höflich bleibt und nach Außen ein möglichst perfektes Bild zeigt. Mit diesem Verhalten rechnet Vinterberg gnadenlos ab und zeigt uns echte Menschen mit echten Probelmen. Nach und nach brökeln die Fassaden und die Familiengeschichte entwickelt sich zu einem harten Schlag in die Magengrube. Hinzu kommt ein gewisses Maß an Gesellschaftssatire, denn die Absurdität mancher Situation wirkt in Ansätzen auch komisch.
Unterm Strich freu ich mich sehr, dass ich dem Film endlich eine Chance gegeben habe, denn es handelt sich hierbei um ein experimentelles Meisterstück, das durch hervoragende Schauspieler und eine bedrückende Atmosphere, die sehr mitreisst, überzeugt. Das Fest ist ein interessanter und innovativer Film, der zeigt, dass man keinen Hollywoodstandard braucht um einen guten Film zu machen.
Nach "Dogville" und "Flickering Lights", der beste dänische Film, den ich gesehen habe. Wird Zeit, dass ich mir die 3 Pusher-Filme ansehe. 8,5/10 mit Tendenz nach oben.