http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=64833Matt Buckner wird aus Harvard geworfen, weil man Drogen unter seinem Kissen gefunden hat. Tatsächlich dafür verantwortlich ist jedoch der hochnäsige Jungreiche van Holden, der die Drogen dort platziert hat, um sich selber zu schützen. Matt setzt sich nicht zur Wehr, da er denkt, er habe ohnehin keine Chance gegen jemanden wie van Holden und beschließt stattdessen, seine Schwester zu besuchen, die schon seit einigen Jahren in London lebt. Dort angekommen, wird er von ihrem Schwager Pete schon bald in die Hooliganszene West Ham Uniteds eingeführt, die ihm nach jeder Schlägerei mehr zuzusagen scheint. Doch Gewalt endet meist tragisch...
Wow! Harte, rohe Gewalt, wie man sie selten sieht. Ein Film über Freundschaft, Zusammenhalt, die Macht des Fußballs und vor allen Dingen die Sinnlosigkeit brachialer Gewalt. Zuerst dachte ich, Elijah Wood würde nicht so recht in die Rolle hereinpassen, doch ich sah mich getäuscht. Als er zu Beginn in London ankommt, ist er ein netter, verweichlichter junger Mann, der noch nie im Leben eine Schlägerei hatte. Das ändert sich, als Steve Dunham, der Mann seiner Schwester Shannon ihn mit seinem Bruder Pete, dem Anführer der GSE, der "Green Street Elite" zu einem Spiel von West Ham United losschickt. Die GSE ist eine "Firma", wie wir schon bald erfahren werden, so wie jede Fußballmanschaft in Europa eine Firma besitzt. Diese Firma besteht aus den Hooligans des jeweiligen Teams, die mehr an Schlägereien mit anderen Firmen als am Sport interessiert sind. "Reputation", darum geht es ihnen, der Ruf zählt mehr als alles andere auf der Welt.
Nach dem Spiel gerät Matt mehr oder minder zufällig in eine Schlägerei, woraufhin Pete und die anderen Member der GSE ihm zu Hilfe kommen. Matt beteiligt sich an der Schlägerei und findet Gefallen daran. Freundschaft, füreinander da sein, saufen, bei einer Keilerei merken, dass man nicht aus Zucker ist und auch austeilen kann...für Matt beginnt ein neues Leben. Schon bald verbreitet sich die Neuigkeit bei den anderen Firmen, dass die GSE einen "Yankee" aufgenommen hat. Pete und Matt werden beste Freunde, Matt zieht sogar bei ihm ein. Doch nicht alle aus der GSE sind ihm wohl gesonnen. Bovver, Petes rechte Hand, kann ihn auf den Tod nicht ausstehen. Zudem lebt Matt gefährlich, ohne sich dessen bewusst zu sein. In Harvard hatte er Journalismus studiert, und nichts hasst die GSE mehr als Journalisten. Als er dann mit seinem Vater in der Redaktion der "Times" gesehen wird, nimmt man an er sei ein Undercoverjournalist und will ihm ans Leder. Pete gelingt es, die Situation aufzuklären, doch Bovver verrät ihn und die anderen an die Erzfeinde aus Millwall.
Es stellt sich heraus, dass Petes Bruder Steve, heute braver Familienvater, einst der "Major" war, also selbst die GSE angeführt hatte und sich nach einem tragischen Zwischenfall, als ein Kind zu Tode kam, aus der Szene zurückzog. Der Vater dieses Kindes ist der Anführer der Firma aus Millwall, und der will sich an einem der Brüder rächen, am liebsten natürlich an Steve. Als Bovver seine Kameraden verrät, kriegt er dazu Gelegenheit, und verletzt Steve schwer. Daraufhin will Pete einen letzten, alles entscheidenden Kampf zwischen beiden Firmen.
Obwohl der Film hinsichtlich graphischer Gewalt ein Schlag in die Magengrube ist, gibt es auch einige lustige Szenen. Z. B. so ziemlich alle Diskussionen zwischen Matt und Pete bezüglich den Vorlieben von Amerikanern bzw. Briten. Gleich zu Beginn begrüßt Pete ihn als seinen "Cousin aus den Kolonien". Später erzählt Matt stolz, wie schnell ein Star aus der MLB einen Baseball werfen kann, woraufhin Pete nur trocken meint, das bedeute nur, dass er schneller wichsen kann. Für Pete ist Baseball ein Mädchensport. Ein Trainingsspiel von 10-jährigen, bei dem Matt im Tor steht, lässt ihn ebenfalls recht alt aussehen und regt zum Schmunzeln an. Lustig auch, als Pete, der Geschichte und Sport unterrichtet, mit seinen Schülern während des Unterrichts die Pokalauslosung schaut, da alle fußballverrückt sind.
Gekringelt hab ich mich, als Matt und Pete den anderen Jungs aus der GSE, während sie sich in der Kneipe volllaufen lassen, weismachen wollen, dass Matt ein Karateexperte ist, und dass "Karate Kid" auf seinem Leben basiert. So diskutieren sie über den Namen des "Chinesen" (Hust!), der ihn trainiert hat und kommen schließlich auf Mr. Miyagi. Auch fragen sie sich, ob Matt wohl Geld bekomme, wenn man schon eine Filmfigur auf seinem Leben basieren lässt.
Dass man sich mit Gewalt hier nicht zurückhält ist gut und wichtig. Es muss gezeigt werden, wie brutale Schlägereien in der Realität aussehen, nur so wird die notwendige Wirkung beim Zuschauer erzielt. Statt Gewalt zu verherrlichen, wird jedoch damit beabsichtigt, vor ihr abzuschrecken. Steve bringt es auf den Punkt, als er zu seinem Bruder sagt, dass der wichtigste Ruf, den man erlangen kann, der bei seiner Familie ist. Und Matt führt gegen Ende aus, dass es eine Zeit gibt, wo man sich stellen sollte, aber auch eine Zeit, wo man sich umdrehen und weggehen muss. Genau so zeigt der Film auch alle anderen Reize auf, die junge Menschen, die in normalen Berufen stehen, Freundinnen haben und sonst eigentlich ganz anständig sind, dazu verleiten, sich teils zu Tode zu prügeln: Freundschaft, niemand wird im Stich gelassen, man hat ein Ziel vor Augen, so absurd dieses auch sein mag.
Der Song, der zum Ende hin läuft, als die GSE in ihre letzte Schlacht zieht, klingt irgendwie nach Mark Knopfler - ganz ehrlich, melodisch erinnert das schon ziemlich an "Brothers in Arms" von Dire Straits - und hat mich sehr berührt. Er passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, obwohl er irgendwie auch gar nicht passt. Eine Ballade zu einer brutalen Massenschlägerei, aber der Text untermalt das Gesehene, handelt er doch von Freundschaft, ja, sogar Blutsbruderschaft, Zusammenhalt und Kampf. Die Schlägerei geht tragisch aus und unterstreicht die Sinnlosigkeit der Gewalt damit, auch wenn dem Zuschauer im ersten Moment lieber wäre, das Drehbuch wäre anders geschrieben worden.
Als Matt in die Staaten zurückkehrt gibt es nochmal einen angenehmen Twist, der dem Zuschauer ein Lächeln aufs Gesicht zaubert und ihn nach zuvor Gesehenem wieder einigermaßen aufatmen lässt.
Noch ein Wort zu den Darstellern: sie sind allesamt hervorragend ausgesucht, aber Charlie Hunnam in der Rolle des Pete stiehlt allen die Schau! Trotz seiner Gewaltbereitschaft wirkt er zu jeder Sekunde sympathisch und trägt den Film fast allein. Auch Claire Forlani als Matts Schwester spielt klasse, zudem ist sie wirklich sowas von...puh...hübsch, das nimmt man natürlich gerne mit.
Der Soundtrack geht ebenfalls sofort ins Ohr, englischer Harcore/Rock wechselt sich mit göttlichen Instrumentals und eben jener eingängigen Ballade am Schluss ab. Leider ist der O.S.T. nicht erhältlich.
Bemerkenswert ist vielleicht noch, dass eine Frau Regie geführt hat. Wer den Film nun sehen möchte, dem empfehle ich unbedingt die englische Tonspur, denn der Kontrast zwischen britischem und amerikanischem Englisch trägt sehr viel zur Atmosphäre bei und geht in der Synchro - logischerweise - komplett verloren.
Sobald ich wieder etwas Kohle hab, werd ich mir die Doppel DVD - Deluxe Edition holen, wo interessante Extras vertreten sind, u. a. ein Audiokommentar, Interviews, Featurettes etc.
Filmwertung (objektiv)
9/10
Filmwertung (subjektiv)
10/10