Heidelberger Halbmarathon 2009Tja, die Vorbereitung verlief dieses Jahr ja alles andere als gut gelaufen.
Eine fiese Grippe im Februar eine Weitere Ende März/Anfang April und dann noch den Schnupfen und das Halskratzen was mich am Mittwoch befallen hatte. (Letztes hartes Training + darauf folgender Temperatursturz?)
Wie auch immer, ich musste viele Einheiten ausfallen lassen und versuchte so viel wie möglich mit erhöhten Umfängen von 5km pro Woche zu kompensieren. Auch keine gute Taktik.
Schnupfen war heute Morgen verschwunden, nur noch ein leichtes Kratzen im Hals mit leichter Rötung war da.
Ansonsten fühlte ich mich eigentlich fit, nur ziemlich unsicher.
Letztendlich habe ich mich aber doch für den Start entschieden.
Wären andere Krankheitssymptome aufgetaucht hätte ich abgesagt. Aber ich war mir sicher, dass mich das Kratzen im Hals nicht schwerwiegend behindern würde.
Gegen 8:30 haben mich Mitja und Kathi zu Hause abgeholt und wir sind nach Heidelberg gefahren.
Dieses Jahr haben wir uns bei Mitjas Schwester einquartieren und umziehen können.
Die WG lag sozusagen direkt hinter den Startblöcken in der Friedrich-Ebert-Anlage.
Hier mal nen Blick aus dem Fenster auf den Start.
Noch ist nicht viel los, aber das wird sich gleich ändern.
Also umziehen, sich gegenseitig Mut zusprechen und dumme Witze reißen um die Nervosität zu vertreiben.
Leider habe ich jetzt noch keine weiteren Bilder, die unsere ganzen Groupies, die wir an der Strecke positioniert hatte, gemacht haben.
Kommen aber noch.
Kurz vor knapp runter und von hinten in den Startblock rein. Bald erkannt, dass wir im weißen Block stehen und eigentlich einen weiter nach Vorne dürfen. Also nochmal über den Zaun geklettert und weiter Vorne wieder rein.
Dann wieder das übliche Startprozedere mit einem Ansager der versucht witzig zu sein und den üblichen orchestralen und treibenden Klängen. Zumindest haben sie heute "The Final Countdown" weggelassen.
Die Sonne brennt schon ganz übel runter und die Wahl des ärmellosen Träger-Shirts war richtig.
Als dritter Block werden wir dann endlich auf die Reise geschickt. Nach etwas üblichem Gestocke setzt sich der Pulk in Bewegung. Also wieder die Friedrich Ebert-Anlage runter und am Bismarkplatz wieder zurück durch die Hauptstraße. Hier schon wieder ganz viel Publikum, dass einen frenetisch anfeuert.
Kilometer 1 und 2 passieren mit einem Schnitt von 5:25. Passt.
Nur leider fühlt sich bei mir alles irgendwie nicht richtig "rund" an. Ich habe keine Probleme, aber so richtig komme ich nicht in Tritt. Naja abwarten was sich noch so tut. Die ersten Groupies von Mitja und Kathi machen die ersten Fotos.
Über die "Alte Brücke" in Heidelberg ist mal wieder ganz viel Publikum und man wird richtig rübergescheucht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Br%C3%BCcke_(Heidelberg)
Auf der anderen Neckarseite geht es dann zurück bis nach Neuenheim und die Sonne brennt schhon erstaunlich heftig runter. Oder es kommt mir nur so vor. Mitja geht es blendend, aber Kathi hat auch mit der Hitze zu kämpfen. Zumindest ist ihr Kopf schon erstaunlich rot.
Unten am Neckar stehen meine Freundin und eine weitere Bekannte die tapfer Krach machen und uns anfeuern. An der ersten Getränkestelle etwas Iso und etwas Wasser. Und ich gehe zum trinken ein paar Schritte und muss dann wieder den Anschluss an die anderen beiden finden, was mir auch gut gelingt.
Dann passiert nichts Aufregendes, wir treffen noch meine Eltern und unten am Neckar wieder meine Freundin und ihre Freundin.
Hinauf geht es zum Philosophenweg. Km7 liegt hinter uns und jetzt beginnt der Lauf erst richtig.
Es ist heiß und ich merke dass ich heute einfach nicht das volle Tempo anschlagen kann. Vieleicht ist es auch das Kratzen im Hals, dass sich einfach etwas Unnatürlich anfühlt und mich unterbewußt zur Vorsicht mahnt.
Oben auf dem Philosophenweg wird es endlich wieder etwas flacher. An der Getränkestelle geht diesmal die Hälfte des Wassers bei mir über den Kopf und kühlt wunderschön.
Kurz bevor es in den Wald geht treffen wir auf Mitjas Vater der gleich mal fast nen Kilometer mit uns mitläuft und sich mit uns unterhalten will.
Weiter geht es sachte bergauf, der Wald spendet jedoch schönen Schatten. Da treffen wir auch noch einen Bekannten von Kathi der sich uns anschließt und ein Stückchen begleitet.
Endlich haben wir den höchsten Punkt an diesem Berg erreicht und es geht erst sachte und dann richtig steil bergab. Km 11 Exakt 1:05.
Für ne Zeit unter 2 Stunden wird es jetzt langsam knapp. Aber die habe ich mir heute mit dem trockenen Hals auch nicht zum Ziel gesetzt. Bergab bin ich anscheinend schneller, denn sobald es aus dem Wald herausgeht und dir brutale Steigung zum Köpfel beginnt, merke ich dass ich Mitja und Kathi verloren habe.
Hier in dieser Steigung brennt die Sonne wieder unbarmherzig und ich bemerke dass ich lieber nen Gang zurückschalten sollte. also probiere ich was ich schon immer vermutet habe. In meiner Leistungsklasse ist man an diesem Stück mit zügigem genauso schnell wie im Laufen. zumindest bleibt der Abstand zu den 2 vor mir exakt gleich und ich kann mich etwas erholen.
Oben angekommen gibt es erstmal wieder Wasser und Iso und ich gehe ein paar Schritte.
Also ich loslaufe haben auch Mitja und Kathi wieder aufgeholt.
Zusammen laufen wir die steilen Straßen runter nach Ziegelhausen. Hier merke ich dass mich heute eher meine Lunge mit dem Tempo bremst und nicht meine Muskulatur. Da ist alles Bestens.
Auf der Brücke zurück auf die andere Neckarseite bei km15 1:28.xx
Die Sub 2 sind heute wohl nicht drin. Zu heiß, Vorbereitung hätte besser sein können, die doofen Erkältungen und mir fehlt einfach etwas Power und Wille.
Hier ziehen Mitja und Kathi wieder etwas weg und gewinnen 20 Meter Vorsprung, da ich an der letzten Getränkestelle wieder ein paar Meter in Ruhe gehe.
Nun der letzte brutale Anstieg über den Dachsweg und den Schlosswolfsbrunnenweg hinauf zum Schloss.
Die erste Rampe schaffe ich noch laufend. An der zweiten Rampe gehe ich ab der Hälfte ins Gehen über. Mitja und Kathi tun Vorne aber das Gleiche.
Dies war auch letzte Jahr die Stelle wo man sich fragt, "Warum tue ich mir diesen sadistischen Scheiss-Lauf überhaupt an?"
Man will nur noch nach Hause und hat die Schnautze gestrichen voll. Die Lunge und der Magen lassen keine starken Tempoerhöhungen mehr zu.
Danach geht es zwar stetig weiter bergauf aber nur mit sehr geringer Steigung.
Langsam aber sicher laufe ich wieder auf Kathi und Mitja auf.
Kathi geht es gar nicht gut. Sie ist so ziemlich am Ende und außerdem hat sie siet der Hälfte des Laufs eine Verhärtung am Schienbeinknochen und auch noch starke Schmerzen.
Deshalb konnte ich bergab auch so locker davon ziehen, obwohl ich es bergab nie richtig habe Laufen lassen.
Die Sub 2 habe ich nach km17 abgeschrieben. Die schaffe ich heute nicht. Mal sehen was daraus wird.
aber langsam und sicher setze ich mich von Mitja und Kathi ab. Mitja könnte mit Sicherheit schneller, bleibt aber bei seiner Freundin.
Am Schloss treffe ich noch Mitjas Vater, der anscheind mit Vollgas hier rübergerannt sein muss um uns hier zu erwischen. Da hätte er auch gleich selbst mitlaufen können.
Nun geht es ab km19 nur noch bergab. Die Uhr Zeigt irgendwas mit 1:53 oder 1:54. Keine Ahnung weiß ich nicht mehr.
Ich laufe zügig bergab, aber nicht mit dem selbstmörderischen Tempo von letztem Jahr. Die Sub 2 schaffe ich nicht mehr, also auch keinen Grund sich die nächsten Tage mit zusätzlichen Muskel/Knochenschmerzen zu plagen. Im Zickzack geht es runter in die Heidelberger Altstadt.
Der Lauf durch die Hauptstraße ist wieder etwas ganz Besonderes. Wie durch einen Tunnel schreiender Menschenmassen die einen anfeuern läuft man wie ferngesteuert nur noch geradeaus.
Aber ich gebe heute nicht die vollen 100% zum Endspurt. 95% tun es auch. Ich will nur noch ins Ziel.
Neben mir ein älterer Herr dessen Atmen sich eher wie ein Schreien/Stöhnen mit erstaunlicher Lautstärker anhört.
Manche geben wirklich Alles.
Kurz frage ich mich ob ich nicht ehrgeizig genug bin, aber da sehe ich im Augenwinkel noch meine Freundin und unsere Bekannte die mich nochmal laut schreiend anfeuern. Also gebe ich doch noch mal etwas Tempo und dir Lunge droht zu platzen.
Ab um die Kurve, da stehen die Jungs mit den Fotoapparaten, ich versuche zu lächeln
(bestimmt schief gegangen
) und laufe durchs Zieltor. Wankend und völlig platt wandle ich Richtung Getränke und hole mir einen Becher Iso, trinke nen Schluck und erst da fällt mir auf dass ich vergessen habe meine Uhr zu stoppen
2:06:36 standen da drauf.
Nur was hatte ich wirklich? Ich tippe mal auf ne 2:05:xx, mit viel Glück ne 2:04.xx
Tja jetzt stehe ich da und warte auf Mitja und Kathi.
Kurz danach laufen sie mit einer geschätzten 2:07.xx ein.
Kathi ist wirklich am Ende und hat starke Schmerzen in den Schienbeinen.
Berge sind jetzt nicht wirklich ihr liebstes Laufrevier, aber bei nem Testlauf vor 2 Wochen lief es eigentlich ganz gut. aber es ist halt doch immer nen Unterschied zwischen Training und einem Wettkampf der dann doch schneller gelaufen wird.
Nach der obligatorischen Erfrischung gehen wir zu Mitjas Schwester ziehen uns um und unterhalten uns auf dem Uni-Platz noch mit unseren Anfeuer-Groupies.
So, Manöverkritik.
Gut nicht so gelaufen wie ich es mir erhofft hatte, aber insgeheim hatte ich mich nach der Vorbereitung und den ganzen Infekten und dem heutigen Algemeingefühl schon von der Sub 2 und einer Verbesserung meiner Zeit verabschiedet. So betrachtet und mit der Temperatur die mir zu Schaffen machte, ist es eigentlich doch ganz gut gelaufen und ich ärgere mich auch nicht über eine Verschlechterung meiner Zeit.
Ohne absolutes Quälen war heute einfach nicht mehr drin, das muss man akzeptieren.
Dafür bin ich zum ersten Mal vor Mitja und Kathi im Ziel angekommen.
*Strike*
Und der limitierende Faktor war heute ganz klar mein Befinden, die Temperatur und die Lunge.
Muskulär habe ich erstaunlicherweise gar keine Probleme. Nicht mal der letzte schnelle Abstieg steckt mir irgendwie in den Beinen. Für irgendwas müssen die kräftigen Oberschenkel ja auch Nütze sein.
Ne, es ist schon erstaunlich wie weit einen die Lauferfahrung die man sich die letzten Jahre angeeignet hat, bringen können. Vieleicht nicht zum Optimalziel, aber sie bringt einem doch einen ordentlichen Batzen Sicherheit.