Ja, das Plakat, was an anderer Stelle in diesem Forum zum Besten gegeben wurde, hält durchaus, was es verspricht. Bei solch einem Plakat konnte auch der Lonewolf nicht widerstehen (der eigentlich mit Backwood etwas hadert, dafür aber auf starke Frauen steht) und musste sich in die Mangrovenwälder am anderen Ende der Welt stürzen, um sich spät Nachts, wenn alles schläft, 82 Minuten lang die gar grausige Heimsuchung eines Yuppie-Pärchens mitanzusehen.
Die Geschichte ist eigentlich nicht neu: Da haben wir einen Rechtsanwalt, der ständig den Strahlemann im Auge trägt und seine französische Verlobte, ihres Zeichens eine freischaffende Künstlerin, ständig mit irgendwelchen männlichen Taten zu beeindrucken sucht (zum Beispiel, wenn der Außenborder des kleinen Segelbootes schon beim ersten Mal ziehen der Anlassschnur anspringt... ja, DAS kriegen nur wahre Männer hin, gelle?). Nun der Strahlemann verzieht sich spätestens aus dem Auge des Yuppie-Weicheis, als die beiden bei einer Angeltour in ein Unwetter geraten (sie missachten die aufziehenden Wolken, die "Sturmwarnung"), und sich urplötzlich in einem entlegenen Mangrovenwald wiederfinden. Weit und breit keine Zivilisation, keine Aborigines, kein Handynetz, ja nicht mal Känguruhs, Dingos und Krokodile! Aber nachdem Meister Rechtsverdreher erst Mal mit Boot und Freundin "African Queen" nachgestellt hat, entdeckt er - welch Wunder - in dunkler Sturmesnacht nicht nur die Scheinwerfer eines bedrohlich aussehenden Trucks, sondern auch Licht im Fenster eines einsamen Farmhauses.
Nun weiß doch seit Hänsel und Gretel jeder halbwegs bewanderte Horrorfilm-Gucker, dass die Bedrohung in Streifen wie diesen nicht von einer garstigen Hexe mit Warze auf der Nase und Rabenvieh auf dem Buckel, sondern von durchgeknallten, stinkenden, filzlausverseuchten und dauerbekifften Rednecks ausgeht, und die leben auch nicht in Pferfferkuchenhäusern, sondern in versifften, halbverfallenen Farmhäusern. Prompt sucht also unser Hänsel mit seiner Grete Zuflucht vor dem strömenden Regen in besagtem Haus und latscht damit schnurstracks mitten rein in die Bredouille, aus der es kein Entrinnen gibt. Denn Pappi Redneck und seine beiden hirnrissigen Sprösslinge sind bereits im Anmarsch und lassen alsbald so richtig die Sau raus. Nur - wie sagt die Franzosen-Gretel in "Frog Lingo", wie die Aussies dazu sagen, so schön? "Wenn man einen wild gewordenen Hund jagt, muss man genauso denken wie er - nur noch viel wilder." Was sie denn auch tut...
Oh ja, das ist ein kleines, saugeiles Filmchen, das langsam beginnt, immer mehr an Fahrt zunimmt, in der Mitte vielleicht etwas zu sehr die Rednecks im Mittelpunkt hat, und in den letzten zwanzig Minuten total rockt (auch wenn der Ausgang des Showdowns sehr vorhersehbar ist). Und wir lernen auch was aus diesem Film. Nämlich: In Aussie-Land gibts mitunter Lebewesen, die noch viel gefährlicher sind als die Trichterspinne, die gefährlichste Giftschlange der Welt, das Salzwasserkroko und der Weiße Hai...; außerdem lernen wir, dass Aussie-Rednecks noch eine Spur derber und durchgeknallter sind als Ami-Rednecks (und ein noch scheußlicheres Englisch draufhaben als die Ami-Kollegen), und dass mit einer Französin, die zu allem entschlossen ist, gar nicht gut Kirschen essen ist - und mag sie noch so gut aussehen...
Mich hat dieser Film prächtig unterhalten und zu Recht war er eine Art Überraschungserfolg auf dem Fantasy Filmfest 2007. Seit vielen Jahren hab ich eine Vorliebe für Aussie- und Neuseeland-Kino, und ich wusste auch, dass die Aussies gute Horrorfilme drehen können. Aber dass sie auch solch originelle Backwood-Thriller hinkriegen (die Französin hat's wirklich drauf, sich ihrer Haut zu wehren...da bekommt das Wort "Verhüterli" plötzlich eine ganz neue Bedeutung - aber mehr verrat ich jetzt nicht), hätte ich nicht gedacht.
Für alle Horror- und Backwood-Freunde ist dieser Streifen auf jeden Fall zu empfehlen. Und auch diesmal ist der Film wieder ein Beweis dafür, dass man im Horrorfilm nicht unbedingt einen Haufen kreischender Nackedeis haben muss, um Spannung zu erzeugen.
Anschauen - der Streifen lohnt sich wirklich und hat einen Platz in meiner Sammlung verdient.
Der Lonewolf Pete