Passend zum St. Patrick's Day: Die LEPRECHAUN - Filme...

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Nachdem ich kürzlich die letzten zwei Teile der LEPRECHAUN - Reihe bekommen hab, erschien es mir passend zum bevorstehenden St. Patrick's Day angebracht, hier mal diese schon legendäre Horrorfilmserie mit einem ausführlichen Review zu würdigen. Viele von euch kennen Leprechaun bereits aus verstümmelten TV-Fassungen und ebenso geschnittenen Videoveröffentlichungen, aber die ungekürzten Fassungen sind es durchaus wert, einen zweiten Blick zu riskieren.

Beginnen wir also mit LEPRECHAUN - jenem Film, in dem erstmals der kleinwüchsige, knapp über drei Fuß große (oder kleine) Darsteller Warwick Davis in der Rolle der Titelfigur auftrat und damit zu Ruhm und Ehren gelangte. Gleichzeitig schuf er mit dieser Darstellung eine der beliebtesten und bekanntesten Figuren des modernen Horror-Kinos und drückte ihr einen unvergleichlichen Stempel auf. Heute würde man bei einem Remake mit großer Wahrscheinlichkeit einen völlig am PC generierten Kobold in den Film hineinpappen, aber vor 15 Jahren musste sich Warwick Davis noch stundenlang in die Maske setzen, um sich liebevol zu dem gar nicht so sympathisch aussehenden Zwergen-Fiesling umgestalten zu lassen. Maskenbildnerisch ist die Figur ein kleines Meisterstück, und Warwick Davis' Schauspielkunst verleiht der Figur einzigartige Züge.

Worum geht es im Leprechaun? Na, um den legendären Kobold der irischen Sage. Der haust bekanntermaßen in den Wäldern und wurde einst vom König berufen, die Goldschätze des Königreiches gegen böse Eindringlinge und Langfinger zu schützen. Eigentlich aber ist der Leprechaun nix anderes als die Kölner Heinzelmännchen, er ist nämlich Schuster und seine Aufgabe war es einst, die Menschen der irischen Insel mit Schuhwerk zu versorgen und dieses auch immer schön zu pflegen. Doch die Sage berichtet auch, dass am Ende des Regenbogens ein Topf voll Gold auf den armen Schlucker wartet, der dorthin gelangt, und dass dieser Topf voll Gold von einem Leprechaun bewacht wird. Nun sind diese Kobolde durchaus den Menschen wohlgesonnen - aber schwarze Schafe gibts es überall. Und so verwandelte Drehbuchautor und Creator Mark Jones den Kobold kurzerhand in die Personifizierung des kleinwüchsigen Bösen und machte aus dem liebenswerten Männlein einen garstigen Gartenzwerg, von dem weder ein Lächeln noch irgendwelche guten Taten zu erwarten sind. Da der Leprechaun auch immer zu Streichen aufgelegt ist, arten diese bei der Filmvariante des Gnoms dann zu gar schmerzhaften Lehrstücken für die Menschenwesen aus.

Und so lässt Mark Jones also in den 90er Jahren den Leprechaun auf die amerikanische Menschheit los:



Im ersten Teil der Horrorsaga macht der Giftzwerg der schönen und blutjungen Jennifer Anniston (die damals noch gar nicht daran dachte, mal mit Brad Pitt Bett und Tisch zu teilen) das Leben schwer. Die zieht nämlich mit ihrem Pappich aufs amerikanische Land, wo es von Taranteln wimmelt und man noch in Holzhäusern lebt, die ein Wirbelsturm von der Stärke einer "Emma" mühelos ins Lummerland wehen würde. Was Jennifer aber nicht ahnt ist, dass der Vorbesitzer des besagten trauten Heims einem Leprechaun das Gold stiebitzt und den Zwerg in eine Kiste gesperrt hat, wo der Kleine über Jahre hinweg versauert ist. Und sauer - das ist genau das richtige Wort für den Zwergen-Oppa. Jennifers geistig zurückgebliebener Kumpel lässt - wie es das Schicksal nun mal so will - den Zwerg frei, und der begibt sich flugs auf die Jagd nach seinem Gold. Das Säckchen mit den Goldmünzen haben Jennifer und ihre Freunde natürlich längst gefunden... aber dummerweise hat der Einfaltspinsel der Truppe ausgerechnet die letzte Münze verschluckt. Zu Zeiten von "Saw" hätte man nun genüsslich gezeigt, wie der Zwerg mit den Händen den Magen des Menschen durchwühlt, aber damals war man noch nicht so weit und begnügte sich mit herausgerissenen Augäpfeln - ein Running Gag, der in keinem der folgenden Leprechaun-Streifen fehlen darf. Für die Menschenkinder beginnt nun ein verzweifelter Kampf ums Überleben und gegen eine Kreatur, die man nur mittels eines vierblättrigen Kleeblatts erledigen kann. Nun ja, ganz so einfach ist es nicht, wie wir wissen, denn wer von uns schon mal versucht hat, einen Glücksklee in einem Kleefeld zu finden, der weiß, dass es leichter ist, am FKK-Strand von St- Peter Ording einen Schatz zu finden...

Ganz offensichtlich hat der Film ein Manko, das ihm und der weiteren Serie wohl schwer zu schaffen machte - er war nicht ernst genug für einen Horrorfilm. Bisweilen lacht man sich schief über den Leprechaun und die ganzen versteckten Anspielungen, die erst beim mehrmaligen Anschauen offenbart werden. Der Film demontiert nicht nur das Horrorgenre, sondern auch die heile Welt der amerikanischen Familie, wie Kinogänger und Fernsehzuschauer sie kennen und lieben. Und so funktioniert der Leprechaun als ironische Verulkung des Genres und verschiedener Klischees amerikanischer Kultur bestens. Als eigenständiger Horrorthriller aber fehlt ihm der nötige Ernst.

Nachdem der Leprechaun im ersten Teil bezwungen worden war, entführt und der nächste Gnomenfilm ins alte Irland zu Zeiten von "Es war einmal"... Denn dorten hat sich der Giftzwerg ein gar lieblich Mägdelein auserkoren, das er zu ehelichen gedenkt. Deren Papa aber macht ihm einen Strich durch die Rechnung, was er mit dem Leben bezahlt. Nun muss der Gnomenmann wieder tausend Jahre warten, bis er ein Mägdelein ehelichen darf - und das soll eine Nachfahrin der Braut aus dem Märchenland sein. Die lebt natürlich in God's Own Country, und dort in der Stadt der Engel, wo sie sich mit ihrem Freund mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt. Durch die Unachtsamkeit eines Trunkenbolds öffnet sich aber das Tor zurm Reich des Leprechauns, und der macht sich sofort daran, seine Braut zu finden, zu entführen und mit ihr alsbald ein paar kleine Leprechauns zu zeugen. Doch ganz so weit kommt es gottseidank nicht - denn die Braut gerät zwar in die Klauen des kleinen Mistkerls, aber leider kommt dem auch ein goldener Schilling aus der Schatzkiste abhanden - und was ist für einen Leprechaun viel wichtiger als Liebe? Na, der schnöde Mammon natürlich. Und so beginnt die Hatz nach dem gelben Edelmetall aufs neue. Wieder hinterlässt der Leprechaun eine Spur aus Blut und Gewalt, wieder bereitet ihm das Töten eine diebische Freude, und wieder nimmt der Film die amerikanische Gesellschaft aufs Korn. Geschäftemachen um jeden Preis, Romantik und Ehre, und die Gallanterie der Amerikaner, in Not geratenen Damen zu  Hilfe zu eilen - all dies wird auf köstliche Art und Weise demontiert.



Da man diesmal auf bekannte Darsteller weitgehend verzichtete, musste man natürlich eine neue Komponente mit ins Spiel bringen, und so waren diesmal die für einen Horrorfilm obligatoprischen nackten Brüste zu sehen. Damit war natürlich endgültig Schluss mit lustig, jedenfalls was ein jugendliches Publikum betraf.

Nachdem man den garstigen Gartenzwerg nun bereits zweimal unsanft um die Ecke gebracht hatte, brauchte man eine Möglichkeit, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Erprobte Horrorleser wissen spätestens seit John Sinclair, dass immer dann, wenn gar nix mehr hilft, ein geheimnisvolles Amulett oder Medaillon herhalten muss. Und so trabt also eines Nachts ein abgebrannter einarmiger Bandit in Las Vegas in eine Pfandleihe und verscherbelt für 20 Dollar einen zu Stein erstarrten Leprechaun, der ein goldenes Medaillon um den Hals hängen hat. Die Warnung des Alten, ja nicht das Medaillon zu berühren, ist angesichts des zu erwartenden Gewinns schnell in den Wind geschlagen, und so sieht sich der Pfandleiher gleich darauf dem bösen Giftzwerg gegenüber, der ihm erst diverse Körperteile abbeißt und ihm dann den Garaus macht. Das ist der Zeitpunkt, als ein Student in den Laden stolpert und dort eine Goldmünze findet - die letzte, die dem Leprechaun noch abhanden gekommen ist. Mit dieser Münze, so erfährt der Schüler, kann man sich jeden Wunsch erfüllen. Er sprengt also erst mal die Bank am Roulette-Tisch, ehe die Münze munter Besitzer-wechsel-dich spielt und der Leprechaun wie wild und furchtbar giftig den jeweiligen Besitzern hinterher eilt, um sie abzumurksen und sein Gold zurückzukriegen. Der Film wartet diesmal mit allerlei Unappetitlichkeiten auf und nimmt die schillernde Welt der Casinos von Las Vegas, die dortigen Zaubershows von Siegfried & Roy & Co., sowie den Schönheitswahn und das amerikanische Kommerzfernsehen und auch den Horrorfilm ganz gewaltig auf die Schippe. Auch diesmal geizt eine Blondine nicht mit ihren Reizen, und so erfährt die Saga um den Zwerg einen vorläufigen blutigen Höhepunkt.



Und damit wurde es dann dem Kobold auf der Erde zu eng, und weil gerade ein unglaublicher Science Fiction Boom herrschte und Darth Vader, das Alien und böse Klingonen die Menschheit im Visier hatten, verlagerte man die nächste Geschichte ins 21. Jahrhundert. Dort ist unser böser, kleiner grüner Freund ein böses,  kleines grünes Männchen, das die amerikanische Minen-Federation auf einem goldreichen Planeten um etliche Milliarden Dollars erleichtert hat... Also schickt man ein Forschungsschiff mit einer Horde Marines an Bord in die unendliche Tiefe der Galaxien, um das Alien zu finden und unschädlich zu machen. Ja, die Marines werden es schon richten, denkt man sich, aber mitnichten. Denn sie haben es nicht mit einem Alien zu tun, sondern mit einem Leprechaun! Und der Giftzwerg hat nicht nur Gold, sondern auch eine goldene Prinzessin im Schlepptau. Die will er zu seinem trauten Eheweibe machen, den Schwiergpappa abservieren und selbst auf den Thron steigen (danach soll die Holde dann auch das Zeitliche segnen). Allerdings retten die Marines die Prinzessin und holen sich damit den Leprechaun an Bord des Schgiffes, wo der Kobold alsbald wieder mit seinem garstigen und gar nicht lustigen Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Auf der Strecke bleiben neben diversen Marines auch die Alienfilme, die Terminator-Filme, das Science Fiction Genre, die Ekelmonsterfilme und das amerikanische Vertrauen in die Fähigkeiten ihres überlegenen Militärs. Am Köstlichsten aber ist die überzogene Darstellung eines Wissenschaftlers, der mit deutschem Akzent redet und rumtobt wie weiland Adolf Hitler vor seinen Generälen. Auf das berüchtigte Bärtchen hat man allerdings verzichtet und ihm stattdessen eine Glatze verpasst. Die Dialoge sind teilweise zum kreischen und auch hier macht sich eine Dame obenrum frei, was allerdings nur als zusätzliches Schmankerl zu werten ist. 



Dazu gibts noch Blut, Ekeleffekte, einen super Aliengag und einen tollen Schlussgag. Was will der verwöhnte Horrorfan mehr?

Es dauerte ein paar Jahre, und dann krabbelte der Leprechaun erneut aus der Mottenkiste. Denn die "Massafackas", Gangsta", "Niggas" und "Mammas" und was sonst noch so in der Szene rumkraucht, hatten sich einen Platz auf der Leinwand, die fortan "The Hood" hieß, erobert. Das konnte doch ein Leprechaun nicht unkommentiert lassen, und so tauchte der Kobold im fünften Teil in "Tha Hood" auf. Wir befinden uns in den 70er Jahren, und Ice-T mit Afro-Perücke und karierten Schlaghosen findet den versteinerten Leprechaun, der wieder das Medaillon umhängen hat, zusammen mit einer Schatztruhe. Er klaut nicht nur die Klunker, sondern auch eine goldene Flöte, die ihm zu ungeahntem Erfolg verhilft. Den Leprechaun grabscht er gleich mit und stellt ihn bei sich im Büro in einen Glastank. 30 Jahre später ist der Mann zum King of the Hood aufgetsiegen. Da schlappen drei rappende Homeboy-Hosenscheißer in sein Revier und klauen die goldene Tröte und auch gleich das magische Banner-Medaillon, was den Leprechaun aus seinem unfreiwilligen Schlaf erweckt.



Jo, Mamma, alsbald haben die Mothas nix mehr zum facken, die Gangstas kriegen eins gehörig aufs Maul, die Mammas verkriechen sich kreischend und die Niggas wissen gar nicht mehr, was aus ihrer Welt geworden ist. Denn der kleine grüne Giftzwerg ist eine hundgemeiner "bad Mo-Fo", der den Ghetto Kids so richtig einheizt. Offenbar war es den Machern des Black Cinema ein Bedürfnis, ihr eigenes Kino auseinanderzunehmen, denn hier wird wirklich keinerlei Zurückhaltung geübt. Blaxploitation der 70er, Gangsta Movies, Rap, Hip Hop, das typische Black Cinema, die Gesellschaft der Afro Amerikaner und ihre Religiösität, und natürlich abgefahrene Actionfilme werden hier durch den Kakao gezogen, dass es dem Zuschauer eine ebensolche Freude ist wie Warwick Davis, der zum fünften Mal seine Paraderolle spielt.

Und weil das Black Cinema noch schwärzer, noch härter geworden ist, nur diesmal mit mehr Rhythm & Blues, kriegen es im sechsten und vorläufig (???) letzten Teil der Serie auch wieder Ghetto Kids mit dem Kobold von der grünen Insel zu tun. Diesmal findet eine junge Mamma, die völlig abgebrannt mit ihren Freunden zu überleben versucht, die Schatzkiste des Kobolds, der vor einem Jahr von einem farbigen Priester just an dieser Stelle in die Hölle geschickt worden war. Da sich die Goldmünzen in der Kiste immer wieder erneuern, wenn die Truhe leer ist, können die Kids sich endlich mal ein einigermaßen angenehmes Leben leisten. Das allerdings gefällt weder dem Leprechaun, der alsbald zur fröhlichen Hatz bläst, noch den ortsansässigen Drogen-Gangstas, die sich ungern in die Suppe spucken lassen. Und auch diesmal fetzt der Giftzwerg gehörig um sich, Gliedmaßen werden ausgerissen, Körper durchbohrt und zahlreiche Splattersequenzen reichern die Geschichte an, die inzwischen zu einer "No-Shit" - Story geworden ist.


     
Der Kobold verzichtet diesmal auf seine sinnigen und makabren Reime und auch der Humor wurde zugunsten eines ziemlich langen hochdramatischen Showdowns zurückgenommen - dies ist ohne Zweifel ein Versuch, den Leprechaun dahin zurückzulenken, wo er hätte beginnen sollen und nie wirklich war - ins Horrorfilm-Genre. Dennoch zerpflückt der Zwerg auch diesmal das Black Cinema, die amerikanischen Ghettos, die Welt der Afro Americans und die Handy-Gesellschaft, und macht natürlich auch vor den gängigen Hasch-Klischees nicht halt, die vor vielen Jahren von den Kiffer-Chaoten Cheech & Chong ins Leben gerufen worden waren und im Black Cinema immer noch fest verankert sind. Der Film wartet mit attraktiven Black Mammas auf, von denen eine zu einer richtig derben "Bad Mamma" wird, verzichtet abllerdings auf Titten, was bei einem solchen Film eher verwundert. Das Ende ist so gestaltet, dass man direkt daran ohne jede Probleme eine stimmige Fortsetzung basteln könnte, es aber nicht unbedingt muss.

Für mich ist der Leprechaun eine der originellsten Figuren des modernen Horrorfilms und zugleich stellen die Filme für mich ein absolutes Vergnügen dar, denn sie nehmen weder sich selbst noch diverse Genres des amerikanischen Kinos überhaupt ernst. Alles in allem respektloses, ironisches und makabres Horrorfilmvergnügen mit großartiger Makeup-Arbeit und vielen, vielen Gags, die in der originalfassung noch viel besser rüberkommen als in der Synchro. Da kann man nur hoffen, dass der Kobold auch in den nächsten Jahren sein Unwesen treiben darf. Das walte nicht Hugo, sondern St. Patrick...

Der Lonewolf Pete