Review: Cyborg Rage aka Dark Future

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    1994, in dem Jahr, in dem Erich Honecker gestorben ist und Emomalii Rahmon Staatspräsident in Tadschikistan wurde, hat offenbar jemand den afaik einzig brauchbaren Film von Greydon Clark gesehen:“Das Geheimnis der fliegenden Teufel”. Geblendet und irregeleitet entschied er sich, dem Regisseur das Geld zu geben, mit dem er ursprünglich an die Tanke gehen und sich Kippen und ein Snickers holen wollte. Was dabei heraus kam, das ist langweiliger als Schimmel beim Wuchern zusehen oder Socken sortieren.

    Schon nach Einlegen der DVD kommt man auf den Punkt: Das spanische Label Noche de Lobos, unterlegt mit kläglichem Wolfsgeheul. Dem armen Lycaner treibt der Schmerz seiner zu Götterspeise werdenden Eingeweide wohl die Tränen in die Murmeln.

    Im Original heißt dieser Film “Dark Future”, und dunkel ist sie wahrlich. Die düstere Zukunft definiert sich hier durch dunkle Gassen, in denen an jeder Ecke brennende Tonne stehen, baufällige Häuser (die bei Innenaufnahmen auch gern mal den Baustil wechseln) und...Dunkelheit, woll!

    Es beginnt mit einem fliehenden Mann, der fliehenderweise durch jene dunklen, von brennenden Tonnen gesäumten Gassen flieht. Verfolgt wird er von zwei Hackfleischgesichtern in orangenen Anzügen, die ein wenig aussehen wie eine Mischung aus Müllabfuhr und Aliens aus “V”. Wenn das Jane Badler wüsste, die würde aus Frust glatt ein Extra-Meerschweinchen verdrücken! Nun, jedenfalls flieht der Fliehende, bis ihm in einer der finstren Gänge einer der Orangegewandeten entgegen kommt. Prompt bleibt er stehen. Und wartet. Wartet, bis Mr. Orange mit seinem Blaster-Laser-Dingens eine brennende Tonne (habe ich schon erwähnt, dass die in der Zukunft überall rumstehen?) Direkt neben ihm trifft. Erst DANN hält er es für nötig, sich aus dem Staub zu machen. Schließlich landet er in einer Sackgasse. Dort steht einr dieser  Plasmakugeln, die sich pseudo-esoterische Müsliriegelesser gern mal ins Schlafzimmer stellen.

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    *hust*

    Tja, jedenfalls macht diese Plasmakugel dem fliehenden Fliehenden, welcher nach wie vor auf der Flucht befindlich ist, während der er von seiner Fliehkraft Gebrauch macht, klar, dass er sich  in der “Verbotenen Zone” befindet. Das muss der Ort sein, an dem sich zwischen Müllbeuteln, Dachskot und zerrissenen Telefonrechnungen auch das Drehbuch befinden muss. Er hat 10 Sekunden Zeit, sich zu identifizieren. Also legt er zu diesem Zwecke seine Hand auf die Kugel. Nun, vielleicht hätte er wissen müssen, dass das nicht funktioniert - jedenfalls bekommt er nach Ablauf der Zeit von der Plasmakugel ein paar lustige Blitze vor die Fontanelle gebrutzelt. Das ist seiner Gesundheit massiv abträglich, was ein Umkippen seinerseits (sterbenderweise) mit sich bringt.

    Tag. Ja, tatsächlich, heller Tag. In der Zukunft ist nicht alles dunkel. Außer den finstren Gassen vielleicht. Aber die sehen wir hier nicht, sondern eine mehr ländliche Umgebung. Die beiden Müllmänner stehen vor einem etwas altertümlich angehauchten Gebäude und warten sich einen Erpel. Und siehe da, ein Gandalf für Arme kommt angekutscht, was fast schon prophetisch anmutet, kam Jacksons Film doch erst deutlich später raus. Ja, “Cyborg Rage” war seiner Zeit halt voraus. Jener Gandalf sagt zu den Hobb...Müllmännern, dass er hofft, sie nicht zu lange warten gelassen zu haben. Und er versichert ihnen, dass es im Inneren des Gebäudes Verbesserungen gegeben hat. Sie würden Gefallen daran finden. Der geneigte Zuschauer wartet gespannt, was sich dahinter wohl verbergen mag...

    Eine Rolltreppe! Und eine enorm lange noch dazu! Diese führt ganz schön in die Tiefe.
    “Ich war schon mal da unten und hatte ‘ne tolle Zeit!”
    “Nun, es ist hoffentlich besser, als letztes mal!”
    Das hoffe ich auch...
    Als sie endlich unten ankommen, geht das Licht an und sie werden begrüßt von...genau:

    http://www.party-lichteffekte.de/product/Plasmakugel-20cm.html

    “Sie befinden sich blabla verbotene Zone blabla...”
    “Darauf habe ich lange gewartet!”
    Und sogleich erfahren wir, worauf: Nutten!
    Und während der dunkelhaarige der beiden Müllmänner ordentlich eine horizontale Schwester kachelt, lässt sich der fast glatzköpfige Müller gleich von zweien die Dachrinne verzinken.  Um es vorweg zu nehmen: Die Müllerlinge sind Cyborgs. Und warum diese sich aufs Knattern freuen, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.
    Irgendwann während des Ölwechsels hält der haarige der beiden Müllhörnchen inne...irgendetwas fehlt...und die Beglückte fängt an zu stöhnen. Aha. Weiter geht’s.
    Als Haarhörnchen schließlich fertig ist, stellt er die Lauscher auf.
    “Was ist das?”
    “Ich weiß nicht, ich höre nichts.”
    “Ein Kind!”
    Flugs tritt er die Tür ein, die zwar weder abgeschlossen noch eintretenswert ist, aber offenbar hat Cyberhörnchen zufiel Freudenwasser auf dem Füller.
    Sein Kollege erscheint nun ebenfalls (ordnungsgemäß die Tür öffnend wie es sich gehört).
    “Was ist los?”
    “Hörst du nichts?”
    “Nein.”
    “Ein weinendes Baby!”
    Die beiden stiefeln durch einen baufälligen Gang, kommen in ein Treppenhaus mit Holzgeländer, welches definitiv nicht im gleichen Haus ist, treten eine Tür ein - und finden zwei Frauen. Eine davon liegt darnieder und hat offenbar kürzlich erst entbunden. Die andere wird vom haarigen Müllbeutel hochgehoben, weil er Hulk Hogan in den Frühstücksflocken hatte, und auf einen Tisch gepfeffert. Die frisch gebackene Mutter wird dann ein wenig von ihm gewürgt. Sein Partner:
    “Langsam, langsam, langsam!”
    “Warum?”
    “Weil...das Kind braucht seine...ehm...ehm...”
    “Mutter. Das Wort ist Mutter. Bist du sicher, dass das Kind seine Mutter braucht?”
    “Ich bin nicht völlig sicher, aber...”
    *knacks*
    Das war das Genick der...ehm...ehm...Mutter.
    “Das Kind ist alles, was wir brauchen.”
    Das werden doch keine belgischen Cyborgs sein...?

    Die Müllborgs verlassen das Haus und werden von Männern angegriffen. Einer davon wird über eine Dole Bananenkiste gefeuert, was uns zu einem wichtigen Thema bringt:

    Hätten Sie gewusst, dass...     

    ...es weltweit über 400 verschiedene Bananensorten gibt?

    ...das Wort banan aus dem arabischen stammt und "Finger" heißt?

    ...die biologisch korrekte Bezeichnung für die Banane "Paradiesfeige" ist?

    ...Gemüsebananen auch zu Wein und Branntwein verarbeitet werden?

    ...eine Banane schneller reift, wenn man sie neben einen Apfel legt?

    ...es unter www.b-a-m.de ein Bananenaufkleber-Museum mit ca. 1.600 verschiedenen Aufklebern gibt?

    Und mit Bananen lassen sich tolle Sachen machen, zum Beispiel ein Bananenhupf:     

    Zutaten für 10 Stücke:
    75 g Sauerrahm (10 % Fett),
    3 mittelgroße reife Dole Bananen,
    240 g brauner Rohrzucker,
    1 Prise Salz,
    abgeriebene Schale von
    1 unbehandelten Zitrone,
    80 g Butter,
    das ausgekratzte Mark einer halben Vanilleschote,
    125 g Roggenmehl (Type 997),
    150 g Weizenmehl (Type 550),
    15 g Backpulver,
    3 Eier,
    4 EL Kokosraspel

    Zubereitung:
    Den Backofen auf 170 Grad vorheizen. Den Sauerrahm, die geschälten Bananen, die Hälfte des braunen Zuckers, Salz und Zitronenschale pürieren. Die Butter und den Rest des Rohrzuckers, die Eier sowie das Vanillemark mit einem elektrischen Handrührgerät schaumig schlagen. Die pürierte Bananenmasse unterrühren. Das Mehl zusammen mit dem Backpulver unter ständigem Rühren in die Masse sieben. Eine Guglhupfform mit Butter ausstreichen und mit Kokosraspeln ausstreuen. Den Teig einfüllen und im vorgeheizten Backofen 40-50 Minuten backen. Dazu passt: ein Guss aus Puderzucker und Zitronensaft.

    Backzeit: 45 Min.

    Und überhaupt...eine Banane will richtig behandelt werden! Am besten lagert man sie bei Zimmertemperatur, da kann sie in Ruhe reifen. Je wärmer es ist, umso schneller reift sie. Man kann sie natürlich auch im Kühlschrank lagern. Die Schale wird dann zwar bald schwarz, die Banane selbst bleibt aber frisch. Bananen lassen sich auch einfrieren. Dazu sollte man sie erst schälen und dann in einen Gefrierbeutel geben. Ja, nicht ohne Grund ist die Banane die beliebteste Frucht in Nordamerika!

    Okay, jedenfalls kämpfen die nun. Also die Männer und die Cyborgs, nicht die Bananen - obwohl das vielleicht echt interessanter gewesen wäre.



    Einer der Cyborgs klemmt sich dann völlig unsinnig und offensichtig unglaubwürdig die Hand zwischen zwei Rohren ein. Selbst das Vieh aus “Cloverfield” hätte seine Tatze da wieder raus gekriegt. Aber nicht er...er reißt da so lange dran rum, bis die Hand ab ist. Funken sprühen, und der Zuschauer ahnt, dass da was nicht so recht stimmt mit dem Burschen. Der andere Cyborg wird von einem Menschen nach einem knappen “Hallo” um getreten, seine Waffe entwendet und er damit erschossen. Im Brustkorb des Erschossenen sieht es dann auch nicht so aus wie in einem Buch des Blutes, sondern eher wie in einem Fernseher vom Sperrmüll.
    Sein handloser Kollege:
    “Das kann nicht sein...wir sind perfekt! Wir können nicht sterben!”
    “Alles stirbt”, sagt der Treter. “Willkommen im Club.”
    Im Getümmel semmelt der Cybereimer schließlich seinen Stumpf in einen Sicherungskasten, und der Mensch nimmt das Kind mit.

    Ich nehme eine Splatting Image mit, Heft Nr. 27. Und zwar aufs Klo. Ist ein interessanter Bericht über Italo-Gangster drin von the one and only Christian Keßler. Und ein Interview mit Brigitte Lahaie. Sehr informativ.

    Nun, er bringt das Baby in ein Haus, das aussieht, als stünde es in England. Allein schon diese Tapeten...furchtbar. Die Bewohner der Hütte scheinen aus einer dieser versnobten Agatha Christie-Verfilmungen zu stammen, frisch aus der Waldorfschule. Wir erfahren, dass Menschen aus irgend einem irren Grunde mit Cyber-Implantaten bestückt werden. Stück für Stück wird das Menschliche ausgetauscht - bis auf das Gehirn, das kann man nicht ersetzen. Auch wenn ich mir das gerade wünsche, denn es tut weh. Dieser Film ist so furchtbar dröge, zieht sich, unterhält in etwa so sehr wie Lohnsteuerjahreserklärungen oder Wespenstiche im Freibad. Die Beine schlafen ein...und auch das Hirn.

    Das Kribbeln der eingeschlafenen Gliedmaßen entsteht durch eine Irritation der Nervenfasern. Sie geben mit dem pieksenden und juckenden Gefühl ein Warnsignal an den Körper aus. Dieses Anzeichen ist sehr ernst zu nehmen, das es uns zeigt: Hier wird gerade ein Nerv abgeklemmt oder ein Blutgefäß gequetscht, das einen Nerv mit Nährstoffen versorgt. Wird das kribbelnde Gefühl ignoriert und der Nerv dauerhaft abgeklemmt, kann das schlimme Folgen für den Menschen haben. Dann stellt der Nerv nämlich unter Umständen seine Funktion ein oder es tritt im schlimmsten Fall eine Lähmung auf. Glücklicherweise ändert der Mensch aber meist reflexartig die Körperhaltung, sobald das unangenehme Kribbeln auftritt. Meine Körperhaltung ändert sich ebenfalls, indem ich mich vom TV abwendet in Pein. Und die Scheiße läuft gerade erst 19 Minuten! Ich muss aufhören, sonst platz mir der Schädel, ich beiße in den Schlafzimmerschrank und werfe in der Küche mit Tassen um mich.

    Auf den Weg geben möchte ich euch noch ein paar nützliche Tipps zum Thema “Artengerechte Haltung eines Richard Laymon Buches”:








    In diesem Sinne: Schönes Wochenende, und nach dem Stuhlgang immer schön die Bürste benutzen!


             
    « Letzte Änderung: 11. April 2008, 16:40:21 von nemesis »


    Offline nemesis

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      Zitat von: ofdb
         
      Löschungsmitteilung

      Hallo Fleischsalatmitgurken,

      ein von Ihnen eingetragener Text wurde soeben aus der OFDb entfernt. Grund für die Löschung: Ich habe mich bei der Lektüre sehr amüsiert, allerdings kann ich den Text leider nicht dauerhaft akzeptieren. Das liegt weniger an den dauernden Abschweifungen (bei einem Zweitversucht trotzdem bitte auf Links und das Bananenintermezzo verzichten), sondern daran, daß der Film gar nicht zuende gesehen oder auch nur umfänglich besprochen wurde (abgesehen von der sehr unterhaltsamen Beschreibung der ersten 19 Minuten). Prinzipiell gilt: es muß nicht staubtrocken und immer sachlich sein, aber bitte darauf achten, daß der eigentliche Sinn, die Rezension nicht aus den Augen verloren wird. Ich würde mich über eine bearbeitete Version sehr freuen.

       :uglylol: :uglylol: :uglylol: :uglylol: :uglylol: :uglylol: :uglylol:



      Offline nemesis

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        Offline nemesis

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          Die ofdb ist teilweise ein echter Saftladen !! Wie kann man nur so humorlos sein ?


          Bomben Review, Pierre !  :thumb:

          Na ja, im Grunde versteh ich's ja  ;)

          Ein richtiges Review sollte schon den gesamten Film besprechen. Und ganz so humorlos waren die ja auch net. Bananenintermezzo...  :D

          Hatte bisher ja nie wirklich Probleme da. Nehme es mit meinen Einträgen aber auch relativ genau.  8)

          Acj ja: thx. Ja, irgendwann muss ich mal wieder was Mistiges besprechen...
          « Letzte Änderung: 17. September 2011, 12:11:07 von nemesis »