Exte - Hair Extensions

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    Hafenbeamte finden in einem Frachtcontainer die Leiche einer Frau. Der Rest des Containers ist gefüllt mit Haaren. Ihren Haaren. Ihren noch immer wachsenden Haaren. Ein Gerichtsmediziner mit Haar-Fetisch ist davon so angetan, dass er die Leiche kurzerhand entwendet. Das wachsende Haar schneidet er und verkauft es als Extensions an ein Friseurgeschäft. In diesem macht Yuko (Chiaki Kuriyama) ihre Lehre. Seit ihrer Kindheit träumt sie davon, Stylistin zu werden und Menschen durch einen neuen Look glücklich zu machen. Yuko lebt mit einer Freundin zusammen und führt ein geordnetes Leben -  bis ihre Schwester auftaucht und ihre Tochter Mami bei ihr abläd. Das verschüchterte Mädchen stört sie nur bei ihrem Lotterleben. Mami wurde von ihrer Mutter immer wie der letzte Dreck behandelt, ist völlig unterwürfig und hat Angst davor, geschlagen zu werden. Aber langsam legt sich ihre Scheu Yuko gegenüber, und alles könnte gut sein - würde nicht wieder Yukos Schwester auftauchen und Mami zurück fordern (und nebenbei bedient sie sich auch gerne mal aus Yukos Garderobe). Zu allem Überfluss kommt es noch zu sonderbaren Ereignissen, weil die ominösen Extensions vom rachsüchtigen Geist der Toten beseelt sind und ein schräges Eigenleben entwickeln.

    Sion Sono (Suicide Circle, Strange Circus) schuf hier einen "Horrorfilm" der etwas anderen Art. Zwar ist der Film deutlich zugänglicher als die genannten, aber in eine Schublade will er dennoch nicht passen. Das Klischee des japanischen Horrors mit schwarzen Haaren wird hier auf die Spitze getrieben, und ganz nebenbei bekommen wir noch ein ausgewachsenes Familiendrama, welches aber durchaus funktioniert - trotz der biestigen Haare. Chiaki Kuriyama in einer Hauptrolle zu sehen (und zudem noch in einer so positiven) ist durchaus mal angenehm. Ren Ôsugi, der in den letzten Jahren im Schnitt 6-8 Filme machte (von Sabu über Tsukamoto bis zu Miike alles dabei), dreht als Irrer Haarfetischist tierisch frei.
    Auch wenn besessene Haare und Drama unvereinbar scheinen, passt es hier doch überraschend gut. Der Film ist überaus unterhaltsam, ohne all zu sehr ins Komische abzudriften, und er schafft es auch, den Zuschauer emotional zu packen. Mit Mamis Mutter liefert er eine Hassfigur, der man nur noch die Beulenpest an die Backe wünscht. Oder die besessenen Haare...

    Etwas schräges Filmchen mit ordentlichen Darstellern, skurrilen Haar-FX und einer herzlichen Chiaki Kuriyama. Durchaus einen Blick wert.