Vorhin fertig gelesen. Ist zwiespältig zu sehen. Erstmal ein paar Worte zur Story...
Eines schönen Tages setzt sich der Autor Jerome D. Salinger hin, um seine berühmteste Romanfigur Holden Caulfield 60 Jahre später wieder zum Leben zu erwecken...um sie endgültig sterben zu lassen.
Holden wacht in einem Altenheim auf und weiß nicht wo er ist. In der Folge begibt er sich wieder durch die Straßen von New York, auf der ziellosen Suche nach sich selbst, stets in Erinnerungen von der Kindheit schwelgend. Bis er eine Notiz von einem J. D. Salinger findet. Diesen will er nun aufsuchen. Salinger selbst hat seine Romanfigur nicht mehr unter Kontrolle, Holden entwickelt ein Eigenleben. Auf einmal steht Holden vor Salingers Tür...und versteht. Salinger bringt es nicht fertig Holden - seinen "Sohn" - sterben zu lassen, sondern schickt ihn auf eine letzte Reise. Nur wenn Holden seine kleine Schwester Phoeben findet, kann er endgültig zur Ruhe kommen.
Der Schreibstil ist an Salinger angelehnt, aber natürlich bei weitem nicht so gut. Der Humor fehlt fast völlig, dafür ist Melancholie angesagt. Ebenso fehlen Dialoge fast völlig. Holden bewegt sich wie durch einen Traum, ist mal da, mal dort. Auf einmal trifft er auf seinen ehemaligen Internatskollegen Stradlater oder auf seine ehemalige Schülerin Charlie. Er steht vor seinem alten Zuhause. Geht durch den Park. Ins Museum. Alles wie einst. Auch Formulierungen wie "goddamned", "bastard" usw. werden wieder aufgegriffen, um einen Wiedererkennungswert zu schaffen. Auch Figuren wie die Eltern, D.B. oder Allie finden Erwähnung. Ebenso bekommt man erzählt, was aus Holden geworden ist. Er wurde Lehrer, heiratete (seine Frau ist mittlerweile tot) und hat einen Sohn und sogar Enkelkinder.
Ich fand es lange Zeit eigentlich eher langweilig, aber gegen Ende bekommt das Buch doch noch die Kurve. Die (selbstreferenzielle) Idee an sich ist eh genial. Also ich kann das Buch grundsätzlich jedem Catcher-Fan empfehlen, auch wenn es schon recht dreist ist, nachdem Salinger jahrzehntelang darauf geachtet hat, dass niemand sein geistiges Eigentum für sich verwendet.
Kennt jemand das Original, den Catcher in the Rye?