VERGESSENE PERLE: "Blacula" - Dracula goes Blaxploitation

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Anfang der 70er Jahre hatte das schwarze Kino in Amerika Hochkonjunktur. "Blaxploitation" nennt man sowas heute, obwohl nicht jeder Black Actionfilm mit Sex und expliziter Gewaltdarstellung aufwartete. Von der Romanze mit sozialkritischem Hintergrund über den Krimi bis hin zum harten Actionthriller gab es alles und wurde jedes Genre auf "Schwarz" getrimmt, sprich für ein afro-amerikanisches Publikum produziert - komplett mit Jive Talk, Afro-Frisur und der entsprechenden Mode. Was in erfolgreichen TV-Serien wie "The Mod Squad" (Dt.: Twen Police) begonnen worden war, setzte sich auf der Kinoleinwand fort, und Helden wie John Shaft wurden zu Kult-Ikonen. Klar, dass man da natürlich vor dem Horrorfilm auch nicht zurückschreckte, und man klotzte da gleich richtig ran: Kein geringerer als Graf Dracula musste über den Ozean ins Land des Blues und Jive schippern!

Aber zuerst heißt der Blutsauger Prinz Mamuwalde, der im 18. Jahrhundert einer Einladung von Graf Dracula nach Transsilvanien (wenn man das Vampirschloss anschaut, könnte es auch ein Plantagenherrenhaus im amerikanischen Süden sein) folgt, um dort die Unterstützung des adligen Blutsaugers für seine Kampagne gegen die Sklaverei zu erbitten. Als Dracula aber unziemliche und gar nicht ehrbare Bemerkungen über die schöne Luva, die Braut des Prinzen, macht, ist es mit der Gastfreundschaft vorbei. "Du wirst leiden, und du wirst mit meinem Namen leiden - jahrhundertelang! Ab jetzt bist du BLACULA!" begleitet Draculas Fluch den gerade gebissenen Prinzen in seinen Sarg, der sich über ihm dicht verschließt. Luva wird lebendig in der Gruft eingemauert, ohne Möglichkeit, ihren Prinzen aus seinem makabren Gefängnis zu befreien...
Zweihundert Jahre später tauchen zwei Schwuchteln aus God's own Country in dem inzwischen verwaisten Vampirschloss auf, um einem habgierigen Makler alle einigermaßen wertvollen Einrichtungsgegenstände für ihren Antiquitätenladen abzuluchsen. Dazu zählt natürlich auch jener für "wunderschön" befundene Sarg, in dem Prinz Blacula schlummert und mächtig Kohldampf schiebt. Und so kommts, dass alsbald ein farbiger Blutsauger die Straßen von Los Angeles unsicher macht. Polizei-Pathologe Thomas aber ist ihm dicht auf den Fersen, zumal Blacula ein Auge auf seine holde Schwägerin geworfen hat - und die ist eine Reinkarnation der schönen Luva...

Klar, der Film hat seine Längen, und gruselig ist er auch nicht wirklich, aber er ist ein wunderbarer Klassiker  des Vampirgenres, den man auf jeden Fall gesehen haben sollte. Tolle Siebziger Atmosphäre, und alles, was das Blaxploitation Kino ausmachte - von der Mode, über die Frisuren bis hin zu den obligatorischen Black Pop Nummern, die wir aus den frühen Musikladensendungen kennen und die in keinem Blaxploitation-Streifen fehlen dürfen. Das einzige, was fehlt, ist Sex. Und natürlich finden wir unglaubliche dilettantische Schnitzer, die so typisch für das Blaxploitation-Genre sind. Da wäre dann ein Blutsauger aus dem 18. Jahrhundert, für den es ganz normal ist, dass er in einer Zeit aufwacht, in der Autos die Straßen befahren. Blacula weiß auch sofort,  dass eine Kamera Bilder macht und ihm dies gefährlich werden kann. Und wenn Blacula schon nicht in einem Spiegel zu sehen ist, so wirft er doch munter Schatten, wo er geht und steht. Ganz besonders lustig ist dann die Szene, in der ein Vampiropfer aus der Kühlkammer der Pathologie zum Auftauen geholt wird, und dann mit tiefen Atemzügen aufwacht, obwohl doch jeder Fan der fiktionalen Nachtgeschöpfe weiß, dass die nicht atmen...und auch nicht schwitzen, wodurch ich mich dann beim Anblick der Schweißtropfen auf der Stirn eines Vampirs schier weggeschmissen hab. Es ist eben heiß in einem Filmstudio...

Man kann sich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass man sich bei der "weißen" Variante des amerikanischen Vampirfilms, "Count Yorga", ordentlich bedient hat - da rennen Vampire in Zeitlupe durch die Gegend,  und stürzen sich in bester Count Yorga - Manier mit gefletschten Zähnen direkt auf den Kameramann zu... Aber nichtsdestoweniger sind die schwarzen Schönheiten nett anzusehen, und der Film macht - wenn man die Schnitzer nicht ganz so bierernst sieht und die 70er Atmo mag, durchaus Spaß. Nur das Ende ist bescheuert - genau wie das Ende, um es vorwegzunehmen, der Fortsetzung... Das beste an dem Streifen ist allerdings das Plakat, das recht nett gestaltet ist, um möglichst viele Vampire Lovers ins Kino zu ziehen:



Tja, und weil der schwarze Vampir-Prinz so erfolgreich um sich gebissen hat, schickte man ihn kurz darauf ein zweites Mal ins Rennen - von einem rachsüchtigen Anhänger eines Voodoo-Kults wird er zu untotem Leben erweckt und kennt nun nur noch ein Ziel - er will von seinem Fluch erlöst werden, denn die Beißerei geht ihm allmählich tierisch auf den Zeiger. Eine junge Voodoo-Priesterin soll ihm zu seiner Erlösung verhelfen. Doch bis es soweit ist, hat er schon alle möglichen Freunde und Bekannte der Dame in Blutsauger verwandelt, und der Stecher der Holden ist fest entschlossen, dem ganzen Spuk ein gar drastisches Ende zu bereiten...

"Scream, Blacula, Scream" ( Dt.: "Der Schrei des Todes") hieß dieser Streifen, in dem neben Blacula diesmal der als Mark Sanger in der Serie "Der Chef" zu Ruhm und Ehre gekommene Don Mitchell und die Black Cinema - Queen Pam Grier agieren. Während Pam Grier eine Augenweide ist (wer farbige Frauen nicht erotisch fand, wird spätestens bei Pam Grier umdenken müssen) und richtig schnuckelig agiert, ist Don Mitchell mit Afro-Wuschelkopf, Schnauzbart und karierter Hose einfach nur eine Witzfigur. Immerhin darf er Pam Grier knutschen, und da wird der Zuschauer - egal ob schwarz oder weiß - halt schon neidisch. Alt-Mime Michael Conrad war sich auch nicht zu schade, als Cop hinter den Vampiren herzujagen. Auch diesmal bietet das ganze Voodoo-Vampir-Mambo-Jambo reichlich unfreiwillige Komik, angefangen von dem reichlich übertriebenen Jive Talk bis hin zu den Vampiren, die diesmal so wirken, als hätten sie George Romero zu seinen Zombies inspiriert und wären direkt vom Set von Count Yorga rüber zu Blacula gewandelt, ohne sich vorher abzuschminken... Manchmal hat man in beiden Filmen gar den Eindruck, die Macher hätten sich für ihr Makeup bei den Kollegen aus China und Japan Inspiration geholt, die ihre Vampire ja besonders grauslig und übertrieben aussehen ließen.  Wie bereits erwähnt, ist auch hier das Ende enttäuschend und abgehackt, aber allein schon wegen Pam Grier macht auch dieser Film Spaß. Man hätte sich Sex gewünscht und mehr Blut, aber nach zwei Teilen wurde Blaculas Umhang für immer eingemottet.

Einen Blick sind die beiden 70er Blaxploitation-Vampirfilme aber allemal wert, und wenn, dann allein schon wegen der Sprache in der Originalfassung.



Der Lonewolf Pete   


Offline JasonXtreme

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    Der juckt mich schon lange mal :lol: ich dacht immer da spielt Roberto Blanco mit
    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


    Meine DVDs


    Nee, der spilete den Baggerführer Karl in "Lady Dracula", einem unsäglichen Machwerk mit Evelyn Krafft...

    Der Lonewolf Pete


    Offline Manollo

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      Den hab ich mal vor 5 - 6 Jahren auf Pro Sieben gesehen.
      Fand den damals flaube ich recht gut, auch wenn ich den nicht mehr so wirklich in Erinnerung hab.
      Wird Zeit, dass davon mal 'ne deutsche DVD rauskommt.


      Offline Lionel

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        Ich kenn den aus'm TV, fand den net übel. Ist schon Jahrzehnte her, hab den auch nur ein mal gesehen, hätt aber durchaus wieder Bock drauf. Schönes Review. :)


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