Angefangen hat das bei mir mit einem Geschenk von Gert:
Ein kurzer, aber interessanter Roman. Die Hauptfigur ist ein als sehr verschlossener und eigenbrödlerisch geltender Arzt, Suguro, der in den 50er Jahren eine kleine Praxis in der Provinz hat. Wir haben Teil an seinen Erinnerungen an seine Zeit in einer Klinik während des zweiten Weltkrieges. Dort herrscht eine strenge Hierarchie, und mit Skrupeln und Emotionen kommt man nicht weiter auf der Karriereleiter. Suguros Kollege, Toda, hat dies bereits verinnerlicht und sich entsprechend angepasst. Suguro hingegen hat so seine Probleme damit, vor allem, als schließlich amerikanische Gefangene in die Klinik gebracht werden, an denen man "zu medizinischen Zwecken" Experimente durchführt. Diese Phase seines Lebens verfolgt Suguro fortan.
Kein sehr dickes Buch, und im späteren Verlauf stilistisch etwas ungewöhnlich, weil noch andere Perspektiven durch Erzählungen anderer Beteiligter dazu kommen, aber durchaus interessant. Mir hat es jedenfalls gefallen. Nachdenklich, auch melancholisch, und durchaus menschlich.
Etwas später habe ich das hier gelesen:
Ein selten dämlicher dt. Titel, der eher an einen "Dr. Frank" Roman erinnert. Im Original heisst es
Kuchibue wo fuku toki, im Englischen auch richtig mit
When I Whistle (Wenn ich pfeiffe) übersetzt.
Tokyo in den 70ern. Ozu, ein mittlerer Angestellter. Eiichi, sein Sohn, und Arzt auf einer Krebsstation. Als Ozu in der Bahn von einem ehemaligen Klassenkameraden angesprochen wird, lebt seine Erinnerung auf. Seine Kindheit, sein Freund Hirame ("Plattfisch") und dessen Verliebtheit in ein unerreichbares Mädchen. Von warmherziger Melancholie getragene Ereignisse, die erst durch den Krieg einen Riss bekommen. Gegenwart. Eiichi. Karrieregeil, skrupellos, gefühlskalt, intrigant, um selbst besser voran zu kommen. Ein Generationskonflikt. Der Wandel der Zeit. Zudem Überschneidungen beider Leben durch Personen, die sie treffen - ohne davon zu wissen, was teils sehr tragisch ist, da der Leser hier mehr weiß als die Protagonisten. In meinen Augen leichte Parallelen zu
Meer und Gift, erinnert Eiichi doch etwas an Toda, Ozu an Suguro.
Das Voranschreiten des Lebens, mit all seinen Veränderungen. Das Unwiederbringbare. Was damals war, existiert nicht mehr, ist tot und vergangen.
Hat mir sehr gut gefallen. Und ist mit seinen fast 300 Seiten auch deutlich umfangreicher als
Meer und Gift. Coming Of Age, gepaart mit dem Älterwerden und dem Unverständnis zwischen den Generationen. Eine Welt der Emotionen im harten Kontrast zur kalten Welt der Gegenwart.
In den Startlöchern stehen bei mir noch:
- Sünde
- Der Samurai
- Schweigen
- Der VulkanIch bin gespannt.