Nachdem ich mittlerweile den zwölften Roman um FBI Special Agent Aloysius Pendergast beendet habe, sehe ich mich genötigt, mal einen kleinen Abriss über die nun bereits 19 Jahre andauernde Erfolgsgeschichte zu verfassen. Seit dem ersten literarischen Einsatz des exzentrischen und rätselhaften Tausendsassas Pendergast im Museum of Natural History ist viel geschehen, und viele Abenteuer waren zu bestehen. Zur Seite standen hier natürlich oft Lieutenant Vincent D'Agosta, treu ergebener Freund und Kampfgefährte, Laura Hayward, Journalist Smithback, Chauffeur Proctor und einige andere illustre Figuren, die immer mal wiederkehren in den Roman von Douglas Preston und Lincoln Child. Da einige von Euch vielleicht doch noch in diese spannende und unterhaltsame Welt eintauchen werden, will ich auf einzelne Figuren oder Gegebenheiten nicht so ganz eingehen, um eventuelle Spoiler zu vermeiden.
Nachdem Pendergast und seine "Schützlinge" diverse seltsame Bekanntschaften mit Serienkillern und etwaigem unnatürlichen Geschmeiß schlossen, wurde auch das Privatleben der Protagonisten mehr und mehr in die Handlungen mit einbezogen. War es in den ersten vier Romanen DAS RELIKT, THE ATTIC, FORMULA und DAS RITUAL noch eher so, dass man immer wieder nur kleine Happen von Pendergasts Hintergründen erfuhr, so nahm dies mit dem Auftakt der dreiteiligen DIOGENES-Trilogie um seinen Bruder immer mehr zu. Doch es war immer noch genug Halbwissen vorhanden, um die Spannungskurve und die geheimnisumwaberte Person von Pendergast aufrecht zu erhalten. Das kurze Zwischenspiel CULT stoppte diese Entwicklung etwas, und besann sich wieder auf die eigentlichen Wurzeln. Mysteriöse Dinge geschehen mitten in New York, und suner Team setzt alles daran die Sache zu beenden. Fand ich persönlich eine super Entscheidung, da das Ganze wieder etwas das Feeling der ersten Bücher aufkeimen ließ.
Allerdings schob das Autorenduo dann die HELEN-Trilogie nach, die sich mit Pendergasts Frau Helen Esterhazy-Pendergast beschäftigt. Natürlich sind auch hier Fälle dabei, allerdings nur vordergründig, da sie im Endeffekt keine einzelne Beständigkeit haben, und völlig zur eigentlichen Geschichte der Trilogie gehören. Hier erfährt man enorm viel mehr über die Vergangenheit unseres Agenten, und er wird zunehmend menschlicher, erhält auch deutliche Schwächen, und man erhält einen Einblick in seine Ermittlungsmethoden die früher eher mysteriös erschienen. Ich möchte die weiterführende Handlung hier nicht schlechtreden, aber einen wirklich guten Schritt haben Preston/Child in meinen Augen damit auch nicht getan. Die Romane erscheinen gehetzter, weil die Figur gehetzter wirkt. Die anderen Personen wie D'Agosta geraten mehr und mehr ins Hintertreffen, sind gar beim Gipfel der Trilogie FEAR nur noch schmückendes Beiwerk in meinen Augen, und das tut der Reihe nicht gut! Im Folgeroman ATTACK soll bis auf Corrie Swanson (aus RITUAL) faktisch keiner mehr am Start sein, wie das im Ende des Jahres erscheinenden BLUE LABYRINTH sein wird, weiß ich noch nicht. Auf der Habenseite sind die Geschichten natürlich immer noch spannend, bieten hochkarätige Gegner und Handlunsorte weit über New York hinaus! Allerdings ist man mit Pendergast mittlerweile so firm in allem, dass einen keine seiner Handlunsgweisen oder Tricks mehr überraschen kann, wenn es denn welche gibt. Denn die Figur hat sich geändert, wirkt härter, bricht mit seinen Bekannten, wird teilweise zu einer Figur ala James Bond in QUATUM OF SOLACE - also etwas, was sie bisher nicht war.
Dies soll für Fans der Reihe und der Figur wie gesagt kein Grund sein, nicht weiterzulesen! Es ist nur meine persönliche Einschätzung, und ich hoffe darauf, dass die Autoren es irgendwie schaffen, zumindest die alten Zustände wieder herzustellen, denn Corrie ist kein Ersatz für Vince, Laura und Konsorten - und Einzelfälle ohne persönlichen Bezug zu Pendergasts Familiengeschichte waren als Geschichten irgendwie runder. Ich bleibe jedenfalls trotz allem klar gespannt, wie es weitergehen wird, vielleicht bleibt uns Pendi ja doch noch weitere 20 Jahre erhalten
Manko sind für mich allerdings so langsam wirklich die deutschen Titel der Reihe!!! Während anfangs wenigstens noch 1:1 übersetzt wurde, wurden daraus mittlerweile sinnfreie Titel! Beispiele gefällig?
COLD VENGEANCE: REVENGE - EISKALTE TÄUSCHUNG
TWO GRAVES: FEAR - GRAB DES SCHRECKENS
WHITE FIRE: ATTACK - UNSICHTBARER FEIND
kann man das nicht einfach so lassen, vor allem wenn es in der Geschichte auch noch Sinn ergeben würde!?