http://www.ofdb.de/film/7351,Showdown-auf-dem-Weg-zur-H%C3%B6lleDer gefürchtete Bandit Blackjack Britton (Eric Roberts) zieht mit seiner Bande von Stadt zu Stadt und von Raubzug zu Raubzug. Als er eines Tages in einer Stadt dem wütenden Mob gerade noch so entkommen kann, beschließt er mit seinen Männern nach Mexiko zu fliehen. Doch Blackjack ist kein Anführer, der Ehrgefühl besitzt. Einem angeschossenen Kumpanen verweigert er den Gnadenschuss, stattdessen will er ihn den Aasgeiern überlassen. Der gutmütige Farmersohn Sonny hat Mitleid und erlöst den Freund von seinen Qualen. Die Bande setzt ihren Weg fort, scheint aber einen falschen Weg genommen zu haben. Kurze Zeit später blicken sie auf ein wunderschönes Tal herab, das beinah surreal anmutet und an eine Oase erinnert. Der weitere Weg führt sie in eine kleine Stadt, die von einem geheimnisvollen Indianer bewacht wird. Und auch die Bewohner von Refuge kommen Blackjack und seinen Kumpanen komisch vor. So scheint im ganzen Ort niemand eine Waffe zu tragen, nicht mal der Sheriff (Sam Shepard) und sein Deputy (Donnie Wahlberg). Es gibt kein Gefängnis. Und Fluchen ist nicht erwünscht. Die Einwohner scheinen brave Kirchgänger zu sein, die Nächstenliebe predigen und absolut harmlos sind. Doch der junge Sonny, seines Zeichens Groschenroman-Leser und Verehrer der alten Westernhelden, meint in dem Sheriff Wild Bill Hickok zu erkennen. Der Arzt (Randy Quaid) hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit Doc Holliday. Der Deputy ähnelt Billy The Kid. Und der Ladenbesitzer ist Jesse James wie aus dem Gesicht geschnitten. Doch die legendären Outlaws von einst sind eigentlich schon seit vielen Jahren tot...
Anfangs verhüllt Blackjack noch seine wahre Identität. Doch als er merkt, dass sich die Bewohner offenbar nicht zu verteidigen wissen, lässt er seine Leute von der Leine. Der gutherzige Sonny aber, der sich schon bald auf die Seite der Einwohner schlägt, hat ganz Recht mit seiner Vermutung. Refuge (deutsch: Zuflucht) ist eine Art Zeitloch, in dem sich die toten Revolverhelden von einst rehabilitieren dürfen, eine letzte Chance erhalten...für ihre vergangenen Taten büßen. Das Problem dabei ist: Sie dürfen keinen Revolver in die Hand nehmen, niemandem Schaden zufügen, nicht fluchen usw., und müssen den Namen des Herrn in Ehren halten. Dabei sind alle Versuchungen aus ihrem früheren Leben immer noch im Ort vorhanden (Schusswaffen, Kugeln, Bösewichte, Alkohol etc.), sie müssen ihnen jedoch standhalten. Schaffen sie dies 10 Jahre lang, so kommen sie in den Himmel – ansonsten wartet der Höllenschlund. Der geheimnisvolle Indianer fungiert dabei als eine Art Wächter. Als Blackjack und seine Gaunerbande anfangen, den Ort zu terrorisieren, scheinen den Helden die Hände gebunden...besonders Sheriff Forrest, der lediglich noch wenige Tage bis zum Ablauf der Frist hat. Doch der junge Sonny, der sich in die hübsche Rose verliebt hat, gibt nicht auf, seine Idole beschwören. Es kommt zum finalen Showdown zwischen den Outlaws von einst und den Outlaws von heute. Zum Showdown auf dem Weg zur Hölle...
Der deutsche Titel ist daher sehr treffend gewählt. Auch der Originaltitel,
Purgatory (deutsch: Fegefeuer), lässt die religiöse Konnotation erkennen, die diesem Film inhaltlich anhaftet. Eine sehr, sehr coole Idee, die meines Wissens nach so noch nicht da gewesen ist. Überhaupt ist der Einfall, einen Neo-Western (1999) mit übernatürlichen Elementen zu vermischen, aller Ehren wert. Effekte gibt es so gut wie keine, es handelt sich um einen ganz normalen Film, der sogar für's Fernsehen gedreht worden ist. Dafür besitzt er jedoch eine erstaunlich hohe Qualität und eine angenehm unaufgeregte Atmosphäre, die den Film einfach sympathisch macht. Darüber hinaus lebt
Purgatory von den tollen Darstellern: Sam Shepard (mit einer unglaublich abgeklärten Ausstrahlung als Sheriff Forrest aka Wild Bill Hickok), Randy Quaid, Donnie Wahlberg, Peter Stormare, Brad Rowe, die bezaubernde Amelia Heinle und Eric Roberts, der die fiese Obersau perfekt verkörpert. Regie führte der Deutsche Uli Edel (
Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo,
Der Baader Meinhof Komplex), die eingängige Instrumentalmusik stammt von Brad Fiedel (
Fright Night).
Fazit: Der Film ist immer noch so gut wie ich ihn in Erinnerung hatte, als er vor einigen Jahren auf RTL II lief. Er lebt von seiner einzigartigen, sympathischen Idee, der bizarren Twin-Peaks-artigen Atmosphäre und seinen großartigen Akteuren. Effekte sind rar gesät (die wenigen sind pointiert gesetzt), und das ist auch gut so. Ein gewalttätiger Grundton ist ebenfalls nicht vorhanden (für mich ein FSK 12-Film). Es ist eine Geschichte um Gut und Böse, um Sünde und Erlösung. Und eine Liebeserklärung an die großen Westernlegenden, die Outlaws, deren Geschichten heute noch in Büchern und Filmen erzählt werden. Am Ende wird der Film mit einer wunderschönen Pointe gekrönt, die ein gelungenes Sehvergnügen angemessen abrundet. Von meiner Seite gibt es eine dicke Empfehlung. Die US-DVD von Warner, die eine erwartet gute Qualität bietet, gibt es bereits für kleines Geld – zuschlagen!
Filmwertung
8-8,5/10