http://www.ofdb.de/film/27275,EurekaEureka (2000)
Eine Inhaltsangabe von Den2001
eingetragen am 26.11.2003, seitdem 557 Mal gelesen
In einem japanischen Dorf wird ein Bus überfallen. Nur drei Insassen überleben das blutige Massaker: der Fahrer, ein Schulmädchen und ihr Bruder. Der Fahrer verlässt traumatisiert die Stadt, die Kinder verkriechen sich in ihre eigene, stumme Welt. Zwei Jahre später kehrt der Fahrer zurück und zieht bei den mittlerweile verwaisten Kindern ein. Als die Leiche einer Frau gefunden wird und der Fahrer unter Mordverdacht gerät, packt er seine Sachen und lädt die Kinder ein, mit ihm auf Reisen zu gehen...Eureka (2000)
Eine Kritik von Df3nZ187 (Bewertung des Films: 9/10)
eingetragen am 15.11.2008, seitdem 219 Mal gelesen
„Dieser Film ist eine Art Gebet für den modernen Menschen, der auf der Suche nach dem Mut zum Weiterleben ist.“, so beschreibt Regisseur Shinji Aoyama selbst seinen Film „Eureka“.
Der moderne Mensch, das sind in diesem Fall die drei Überlebenden einer Entführung und Geiselnahme, der Busfahrer und ein Geschwisterpaar.
Plötzlich wird ihr Leben durch die Katastrophe aus allen Bahnen geworfen und was für uns morgen schon nur noch eine Nachricht von gestern ist, dass bestimmt ihr Leben fortan jeden Tag. Auf die eigentliche Katastrophe folgen neue. Sie sind nicht mehr dieselben wie zuvor und Menschen in ihrem Umfeld beginnen sich daraufhin von ihnen abzuwenden. Die Mutter verlässt die Familie und der Vater stirbt, so dass die beiden traumatisierten Kinder allein und schweigend zurückbleiben. Der Busfahrer flieht sogar komplett aus dem Ort, versucht seinen Schuldgefühlen zu entkommen in dem er all das auch geografisch weit hinter sich lässt.
Als er nach 2 Jahren zurückkehrt hat sich jedoch nichts gebessert, im Gegenteil.
So nimmt er sich schließlich der Kinder an. Ihnen zu helfen die Ereignisse zu verarbeiten, das soll auch seine Katharsis sein und so zieht er erst zu ihnen und nimmt sie schließlich mit auf eine Reise, die beginnend am Nullpunkt, dort wo ihr Leben einst stehen blieb, in eine neue Zukunft, zurück ins Leben führen soll.
Es ist eine langsame Entwicklung, ein schwieriger Prozess.
Und so wie seine Protagonisten Zeit brauchen um ins Leben zurück zu finden, so braucht auch der Film die Zeit ihre Geschichten zu erzählen. Über drei Stunden sind es, das verlangt bei einem so ruhigen Film auch Geduld vom Zuschauer. Geduld wie sie aber z. B. auch eine Gesellschaft braucht, um solchen Menschen die Zeit, die sie für die Verarbeitung derartiger Katastrophen benötigen, zu geben.
Genau dafür plädiert „Eureka“, in meditativen langsamen Szenen, immer in ein leicht golden schimmerndes Sepia getaucht, das ihnen eine irgendwie beruhigende Note verleiht, die sich wie eine Art Hoffnungsschimmer durch den ganzen Film zieht. Selbst die Szenen des anfänglichen Verbrechens erscheinen dadurch eher wie Erinnerungen, über die sich schon ein leichter Schleier gelegt hat. Ein Schleier der aber auch ständig eine Art Abgrenzung zur eigentlichen Welt darstellt.
So ist die Farbgebung subtiles Mittel und steht sowohl symbolisch für die Isolation der Opfer von der Umwelt und fokussiert zudem die Aufmerksamkeit auf die Charaktere, was den Film aber keinesfalls einfacher macht.
Denn deren Züge und Reaktionen sind für jemanden der nicht in ihrer Situation war wohl kaum zu verstehen. Psychologische Phänomene wie die „Schuld des Überlebenden“ Makotos gegenüber den ermordeten Passagieren sind nicht so einfach nachvollziehbar und wohl auch zu komplex als das der Film da großartig helfen könnte.
In dieser Hinsicht kann er zwar zeigen, aber erklären kann er nicht.
Wir sehen die Folgen, wie Makotos ständige Entschuldigungen, aber über die Ursachen lässt sich nur schwer ein Bild gewinnen.
Weit klarer gestaltet sich da schon die Kritik am Desinteresse der Gesellschaft an den Opfern.
Das Leben muss weitergehen, das ist das schnell gesagt Motto, und wer dann nicht mithalten kann, dem wird man schon mal überdrüssig.
So gescheit das unfassbare, das Kinder sich selbst überlassen werden und höchstens noch ein auch gerade mal junger Erwachsener ausgeschickt wird um mal nach dem Rechten zu sehen. Und auch das der Heimkehrer und nun Sonderling Makoto als erster im Mordfall verdächtigt wird scheint gemein zu sein, aber noch gemeiner ist das ich mich selbst dabei ertappen musste ihn als ersten zu verdächtigen. So ein gemeiner Film.
Am Ende lässt der Film uns dann allein mit einer eher ungewissen Zukunft.
Ein paar sind auf der Reise zurückgeblieben, ein paar haben es scheinbar ans Ziel geschafft.
Wirklich rosig sieht es aber nicht aus, große Opfer mussten gebracht werden um das Ende zu erreichen und trotz scheinbar gefundener Erlösung (oder zumindest den ersten Schritt dahin) überwiegen eher die Sorgen, was mit diesen Menschen wohl weiter geschehen wird.
Wer sich auf diesen langen, langsamen, schwierigen Marsch Aoyamas einlassen will, für den kann an seinem Ende die Erkenntnis stehen gerade Zeuge eines wunderschönen Kunstwerks geworden zu sein. Versprechen kann ich es aber nicht, dazu ist der Film doch zu Eigen.Pierre, schau diesen Film endlich an. Zum zweiten Mal habe ich nun diesen 3 1/2 Stunden Arthouse-Marathon gesehen, der komplett in an s/w-Bildgebung erinnernden Sepia-Tönen gedreht wurde, der wenig Dialoge bietet, aber inhaltlich eine mehr als beeindruckende Message. Die Verarbeitung eines Traumas im gegenseitigen zwischenmenschlichen Einvernehmen, eine spirituelle Reise ans Ende der Welt und zurück - um am Ende wieder zu sich selbst zurückzufinden.
Ich kann diesen Film gar nicht genug loben. Darstellerisch brillant. Bildgebung sensationell. Musik, Inszenierung, alles perfekt...Natürlich ist dies ein sehr ruhiger Film, typisch japanisch, fast schon spirituell, klassische Spannung sucht man hier vergebens. Aber das stört nicht im geringsten, im Gegenteil.
Ich such euch mal nen Trailer raus..Moment..
Ach ja...meine Wertung
10/10
Mit 8.45 in der ofdb und 7.9 in der imdb auch wahrlich nicht schlecht bewertet..Erschienen übrigens in Deutschland in der Kinowelt-Arthaus-Edition...
Trailer: