Düsseldorf/Aachen. Bei einer bundesweiten Großrazzia gegen Cannabis-Anbau sind am Montagmorgen 40 mutmaßliche Plantagen- Betreiber vorübergehend festgenommen worden.
Sie waren alle Kunden eines Aachener Unternehmens, das Zubehör zur Errichtung professioneller Cannabis-Plantagen über das Internet und ein Ladenlokal verkauft und die illegalen Hanfbauern beraten haben soll, teilten das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen und die Staatsanwaltschaft Aachen in Neuss mit.
Die Polizei wurde bei rund jeder dritten Durchsuchung fündig und stellte mehr als 5500 Hanfpflanzen sicher. 235 Wohnungen und Betriebsräume wurden überprüft. An dem Einsatz gegen die Rauschgiftkriminalität in allen Bundesländern waren 1600 Polizeibeamte beteiligt. Sie stellten auch mehrere Schuss- und Gaswaffen, Messer und Sprengstoff sicher.
Die beiden größten Plantagen mit mehr als 1000 Pflanzen entdeckten die Ermittler in Hennef bei Bonn und Schönberg bei Wittlich in Rheinland-Pfalz, teilte Einsatzleiter Roland Wolf vom Landeskriminalamt NRW mit. Insgesamt hoben die Beamten 77 Plantagen aus, darunter zwei Profi-Plantagen in Rheinland-Pfalz und Baden- Württemberg, neun Großplantagen - darunter acht in NRW, eine in Niedersachsen - sowie 66 Kleinplantagen. Bei einem der Profi- Plantagenbetreiber stellte die Polizei 120 000 Euro sicher. Außerdem wurden 72 500 Euro Bargeld beschlagnahmt.
Seit 2004 nehme der Plantagenanbau im großen Stil zu, sagte Wolf. Der Wirkstoffanteil Tetrahydrocannabinol (THC) sei deutlich höher als noch in den 1970er Jahren. «Deshalb sprechen wir auch nicht mehr von weichen Drogen.» Die Plantagen seien so angelegt, dass vier Ernten im Jahr möglich seien. «Häufig amortisiert sich eine Anlage nach einer einzigen Ernte.»
Die Durchsuchungen richteten sich gegen die 42 und 43 Jahre alten Inhaber des sogenannten Grow-Shops «Catweazel» in Stolberg bei Aachen und deren Kunden. Insgesamt gab es gegen 214 Verdächtige Durchsuchungsbeschlüsse. Durch die Großrazzia wollten Polizei und Staatsanwaltschaft Cannabis-Plantagen aufspüren, die mit Technik aus Aachen ausgestattet waren.
Die beiden «Catweazel»-Inhaber seien einschlägig vorbestraft, sagte Staatsanwalt Bernd Schulz. Ihnen drohten wegen Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge bis zu fünf Jahre Haft. Sie hätten ihren Kunden auch Tipps zum Hanfanbau gegeben.
Ein Inhaber des Aachener Großhandels bezeichnete sein Geschäft als rechtmäßig. «Wir verkaufen Gewächshaustechnik», sagte er. Er vermute zwar, dass die Technik von Kunden überwiegend zum Hanfanbau benutzt werde. «Aber es wird immer wieder von uns darauf hingewiesen, dass der Hanfanbau in Deutschland genehmigungspflichtig ist», sagte der Inhaber des 1989 gegründeten sogenannten Grow-Shops in Stolberg.
Die Durchsuchungen fanden in allen 16 Bundesländern statt. Mit 63 Objekten sei Nordrhein-Westfalen Schwerpunkt gewesen.
Quelle: AN Aachener Nachrichten online.de