und kommen wir noch zu einer tollen Nachricht: Mein persönlicher Held des Tages heißt
Muntadhar al-Zaidi 8)
http://www.heise.de/tp/blogs/6/120435 Bagdad: Bush mit Schuhen beworfen
Eklat bei der Abschiedspressekonferenz des US-Präsidenten. Update
Es hätte schlimmer kommen können: US-Präsident George W. Bush besucht Bagdad und wird von einem "Aufständischen" beworfen! Allerdings nicht mit einer Granate, sondern mit einem Paar Schuhe. Und der Aufständische war dies auch nur adjektivisch - im althergebrachten Gebrauch, bevor das Wort durch die Insurgency sonderbare Verwendung gefunden hat: ein aufständischer Journalist, der bei der sonntäglichen Abschieds-Pressekonferenz des scheidenden Präsidenten für einen Eklat sorgte, mit einer raschen Folge sehr gut gezielter Schuhwürfe (Video) und den Worten (in arabisch): "Das ist ein Abschied...du Hund!" und später, als er abgeführt wurde: "Du hast die Iraker getötet". Bush musste sich schnell ducken. Die in dieser Situation gar nicht lahme Ente reagierte dazu schlagfertig wie ein Standup-Comedian:
"Das war ein Schuh der Größe zehn, den er nach mir geworfen hat, falls Sie das wissen möchten."
Laut CNN hörte man im Hintergrund noch den abgeführten Journalisten al-Zaidi in einem anderen Raum schreien. Muntadhar al-Zaidi, so der amerikanische Sender, sei ein irakischer Journalist, der für al-Baghdadia TV arbeite. Al-Zaidi war im November 2007 entführt worden und drei Tage später entlassen. US-Präsident Bush nutzte den Vorfall, um die anderen anwesenden Pressevertreter wieder einmal auf die Vorzüge der neuerlangten Freiheiten im Irak hinzuweisen.
Die Pressekonferenz hatte die anstehende Unterzeichnung der Sicherheitsvereinbarungen zum Thema. Bush war zum vierten Mal im Irak und zum ersten Mal außerhalb der grünen Zone, um Präsident Talabanis in seinem Palast außerhalb der "Green Zone" zu besuchen. Am Ende gab es Lob von beiden Seiten. Talabani lobte Bush als "Befreier" und "großen Freund Iraks" und Bush lobte Talabani und dessen Vizepräsidenten für ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen.
Ergänzung:
Laut AFP hat ein ehemaliger Anwalt von Saddam Hussein angeboten, die Verteidigung des Journalisten zu übernehmen. Nach seinen Aussagen hätten außer ihm "zu diesem Augenblick noch etliche 200 irakische Anwälte, aber auch solche anderer Nationalitäten, darunter Amerikaner, den Wunsch ausgedrückt, den Journalisten gratis zu verteidigen". Wird der Eklat - angesichts der Popularität und Vielzahl der weltweiten Meldungen dazu - auch die Sprache verändern? Wird man künftig nicht mehr einen (Fehde)Handschuh hinwerfen, wenn man zum Kampf bereit ist, sondern Schuhe?
Thomas Pany15.12.2008
http://www.heise.de/tp/blogs/8/120466 Der Schuhwurf auf Bush wurde zum Medienereignis
Die Aktion stieß in der arabischen Welt auf Gefallen, im Irak demonstrieren Tausende für die Freilassung des Journalisten.
Bei seinem Überraschungsbesuch in Bagdad ist US-Präsident von einem irakischen Journalisten mit Schuhen beworfen und beschimpft worden, als er gerade sagte, dass der Irak-Krieg auf dem Wege sei, endgültig gewonnen zu werden . Der Journalist Muntadhar al-Zaidi, der Bush vorwarf, Iraker getötet zu haben, wurde sofort verhaftet und abgeführt. Die irakische Regierung sprach von einer "barbarischen Tat".
Die Anklage lautet, so Al-Dschasira, auf Beleidigung.eines Staatsoberhauptes, was mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden könne. Schuhe auf jemanden zu werfen, gilt als schwere Beleidigung. Angeblich wird der Journalist von der Polizei verhört, um herauszubekommen, ob er für seine medienwirksame Aktion bezahlt wurde. Dass die Aktion so schön ins Bild kam, was maßgeblich zu ihrem Medienerfolg beitrug, könnte zumindest auf eine Planung hindeuten.
Für manche Iraker hat der Journalist offenbar die eigene Stimmung ausgedrückt. Tausende sollen heute auf die Straßen in Sadr City gegangen und seine Freiheit gefordert haben. In dem Stadtbezirk leben die schiitischen Anhänger von as-Sadr, der auf den schnellen Abzug der Amerikaner drängt und das Sicherheitsabkommen kritisiert hat. Auch in Basra und Nadschaf wurde protestiert. In Nadschaf flogen Schuhe auf amerikanische Konvois. Auch in anderen arabischen Ländern war der Schuhwurf die Nachricht des Tages. Bilder und Videos vom symbolischen Anschlag und vom sich duckenden US-Präsidenten fand man überall in den Medien. Die Aktion stieß offenbar auf weite Zustimmung in den arabischen Ländern. Die New York Times hat Reaktionen von Irakern zusammen getragen. Möglicherweise hat der Journalist, dessen Schuhwurfaktion mitgefilmt wurde, damit ein Symbol geschaffen, das die Ablehnung von Bush ironisch zum Ausdruck bringt. Währenddessen ist die Gewalt im Irak zwar abgeklungen, aber es gibt täglich weitere Anschläge und Tote.
Florian Rötzer15.12.2008
http://english.aljazeera.net/news/middleeast/2008/12/20081214201750232275.html