03.10.2010 Teugn (0)
Er stoppte eine Schlägerclique
Der Mittfünfziger Fritz Zirngibl aus Teugn im Landkreis Kelheim stoppte fünf randalierende Jugendliche, die Pärchen attackierten, den Jungen zu Boden warfen und auf ihn einprügelten.
Fritz Zirngibl ist Vorsitzender der Bayernpartei im Kreis Kelheim, wohnt in einem schönen Haus in Teugn – und sprach vor rund zwei Wochen zum Thema Kriminalität unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Nur Tage später war der 55jährige auf der Münchner Wiesn – und was er auf dem Nachhauseweg erlebte, verschlägt ihm heute noch die Sprache – fast: „Es ist erschreckend, wie gleichgültig unsere Gesellschaft geworden ist.”
Der Grund: Beim Heimweg von der Wiesn, es war Samstagabend, gegen 23 Uhr, bemerkte er einen fünfköpfigen Trupp Jugendlicher „mit Migrationshintergrund”, wie er sagt. Die waren auffällig aggressiv, obwohl die Mozartstraße voll von heimgehenden Oktoberfestbesuchern war. Darunter auch er. „Sie schlugen Frauen mit der flachen Hand auf den Kopf, schubsten einzelne Männer an, beleidigten sie. Die waren auf Streit aus.”
Neben der Herzog-Heinrich-Straße versuchte dann einer der Jugendlichen, eine junge Frau zu Fall zu bringen – er hakte ihr ein Bein ein. Sie protestierte – und in dem Moment schlugen die Fünf auf ihren jungen Begleiter ein. „Als dieser hilflos am Boden lag, versuchte ich einen anderen Passanten zum Einschreiten zu bewegen – vergeblich!”, so Zirngibl. Der Angesprochene ignorierte ihn und das Opfer und ging – wie viele andere auch – einfach weiter.
Zirngibl ist ein ruhiger Mann. Er strahlt Besonnenheit aus, ist als Unternehmer erfolgreich und bereitet sich derzeit – er wird diese Woche 56 Jahre jung – auf den 2. Dan Karate vor. Er schaute nicht einfach zu.
„Ich packte den größten der Täter und schlug ihn zu Boden.” – Sofort wurde die Situation entspannter, denn zwei der Täter ergriffen sofort die Flucht. „Gott sei dank war schnell die Polizei da”, so Zirngibl. Vor Ort wurden die Daten der drei verbliebenen Täter aufgenommen; Zirngibl wurde als Nothelfer mit ins Protokoll aufgenommen. Das ist wichtig: Nicht, dass er noch eine Anzeige vom jugendlichen Aggressor bekommt.
Zirngibl: „Die mangelnde Hilfsbereitschaft, bei einer derartigen Menschenmenge, ist für mich ein erschreckendes Beispiel unserer Gesellschaft.” Und: „Für mich als aktiver Kampfsportler war das Risiko überschaubar, wenn auch nicht gefahrlos. Aber selbst verbale Hilfen durch andere wären schön und hilfreich gewesen. Leider war trotz der vielen Passanten keiner dazu bereit.”
Das attackierte Pärchen hat sich herzlich bei Zirngibl bedankt. Auch die Polizisten wussten, sein Einschreiten zu bewerten. Trotzderm: Traurig, dass er alleine blieb.
http://www.wochenblatt.de/nachrichten/kelheim/regionales/Er-stoppte-eine-Schlaegerclique;art1176,15009