18.10.2011 Traunstein (1)
27 Monate Gefängnis für den Stiefvater
Zwei Monate altes Baby fast totgeprügelt
Könnten Sie ein zwei Monate altes Baby schlagen? Immer wieder und so richtig fest? Nein? Ein 25-jähriger Trostberger konnte. Er schlug so fest zu, dass der Schädelknochen seiner kleinen Stieftochter zerbarst. Sie musste notgetauft werden. Dafür geht der „Feigling” jetzt ins Gefängnis.
Ein Blick zurück: Als Mario K. (Name geändert) 2009 die junge Martina F. (Name geändert) kennen lernte, war die Welt noch in Ordnung. Martina war von einem anderen schwanger und dachte, Mario sei der Mann fürs Leben. Die beiden heirateten im September 2009. Als weniger später Sarah (Name geändert) zur Welt kam, war Mario mit im Kreissaal und hielt Martina die Hand.
Anfangs lief alles bestens, der kleinen Familie ging es blendend. Weil Mario gerade keinen Job hatte, ging seine junge Frau stundenweise arbeiten. Und dann begann die Misere. Wenn das Kind zu schreien begann, wusste sich der junge Mann nicht anders zu helfen, als das Kind mit der flachen Hand zu schlagen. Im Laufe der Zeit ballte sich die Hand zur Faust.
Es war am 3. Februar 2010, als Mario plötzlich mit dem brüllenden Baby erst zur Arbeitsstelle seiner Frau und dann ins Krankenhaus fuhr. Der junge Mann erzählte, er sei mit dem Kind im Arm über die Katze gestolpert.
Immer wieder musste das hilflose Baby Faustschläge einstecken. Die Situation eskalierte vollends, als Mario am Morgen des 18. Februar komplett ausrastete. Sarah schrie und Mario schlug zu. Drei, vier mal mit voller Wucht. Erst, als das arme Ding sich nicht mehr bewegte, hielt der überforderte junge Mann inne. „Ich habe nie daran gedacht, dass das Kind sterben könnte”, sagte Mario K. am Montag, 17. Oktober, vor dem Schöffengericht Traunstein aus.
Über das eigene Tun zutiefst entsetzt rief Mario K. den Notarzt und seine Frau an. Im Krankenhaus verschlechterte sich der Zustand des Mädchens drastisch. Wie sich heraus stellte, hatte die Kleine Gehirnblutungen und trümmerhafte Schädelbrüche. Sie musste künstlich beatmet werden und viele Tage auf der Intensivstation verbringen.
Weil es hieß, dass Sarah die Nacht nicht überleben würde, „ließen wir sie in der Klinik nottaufen”, erinnert sich die Mutter des Kindes an eine rabenschwarze Zeit zurück. Heute geht es Sarah soweit gut. Sie muss regelmäßig zum Neurologen gebracht werden und wird wohl Zeit ihres Lebens ein tiefes Trauma mit sich herum schleppen müssen.
Mario K. legte ein vollständiges Geständnis ab und entschuldigte sich vielfach. „Ich war ein Feigling”, erklärte K. Obwohl seine Schwiegereltern angeboten hatten, jederzeit zu helfen, „habe ich mich nicht getraut, zu ihnen zu gehen”, so K. Er wurde zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
Autor: Jürgen Unterhauser
http://www.wochenblatt.de/nachrichten/traunstein/regionales/Zwei-Monate-altes-Baby-fast-totgepruegelt;art39,72857Mir wird schlecht wenn ich das so lesen....