Pete's Movie memories: AMERICAN KILLER - Krude Mischung aus Versatzstücken

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John Russo, der uns mit seinen Horroromanen bereits auf die Zombie-mania einzustimmen wusste, schrieb in den 70er Jahren den Roman "The Majorettes" und schuf damit eine recht akzeptable Slasher-Geschichte. Die musste natürlich auch verfilmt werden, boomte der Slasher-Film doch gerade. Aber Meister Russo und seinen Mitproduzenten fehlte offensichtlich nicht nur Geld, sondern auch das Auge für gute Darsteller. Und so begab man sich Samstag Abends in den örtlichen Eiscreme-Schuppen diverser amerikanischer Kleinstädte, laberte dort teenies an und knallte ihnen ein Exposé des von Russo selbst geschriebenen Drehbuches, dazu eine Kopie von Russos Roman und einen Vertrag über kostenlose Eisceme für ein Jahr vor die nase, vielleicht gar mit dem Versprechen, ihnen den steinigen Weg in Hollywood zu ebnen - und schon hatte man die Besetzung fertig. Natürlich mussten die Mädels weniger hammermäßig aussehen, dafür aber bereit sein, sich mit Filmblut vollsauen und im rechten Zeitpunkt die Hüllen fallen zu lassen.
Das Produkt, das dabei herauskam ist sowas wie einer der ersten grottenschlechten Independent-Horrorfilme der USA. War das Buch noch leidlich spannend, plätschert die Handlung im Film so dahin und wird durch diverse Morde - aus welchen gründen auch immer diese geschehen mögen - an Gardemädchen aufgelockert. Die sind wenig überraschend, weil immer mittels Messer verübt, und selbst beim Durchschneiden der zarten Hälse verzichtete man auf ein Gadget, das Blut strömen ließ...
Nachdem der Film zur Hälfte rum ist, scheint mit Russo der gaul durchgegangen zu sein - vielleicht hat er, nachdem die Mädels nicht auf seiner Couch landen wollten, seinen frust mit Tennessee's feinstem Whiskey betäuben wollen - und so wandelt die Story sich von Horror zu revenge Thriller zu Action zu Crime... und alles munter durcheinandergemischt. Russo fährt auf verschiedenen Gleisen zugleich, allerdings hätte ihm jeder Modellbahnfan sagen können, dass er da schon die Weichen stellen muss, damit am Ende nicht alle Züge zugleich auf das Hauptgleis einschwenken und zwangsläufig entgleisen...
Wie gesagt, irgendein durchgeknallter Killer (der sich bewegt wie ne Frau...) meuchelt Gardemädchen. Daneben erfahren wir, dass eine deutsche Krankenschwester die Oma eines Gardemädchens, die nach einem Schlaganfall der Pflege bedarf, langsam mittels Insulin meuchelt und auch dem Mädel an die Gurgel will, wenn sie 18 geworden ist und ne Menge Schotter erbt. Sohnemann der lieben Schwester Helga ist ein debiler Spanner, der die Tanzmäuse unter der Dusche beobachtet und heimlich fotografiert. Dafür kriegt er öfters was von einem ortsansässigen Rockerchef und Drogendealer auf die Nuss, der seinen Unmut an dem notgeilen Einfaltspinsel auslässt. Ja, und dann ist da noch ein Football Ass der Highschool, der zum rächenden Einzelkämpfer wird, als seine Freundin gemetzelt vor ihm liegt und er die Rocker verdächtigt. Ein Sheriff, ein Kripobeamter und ein fanatischer Pfarrer füllen auch noch einige Handlungslöcher, und am Ende hat irgendwie fast jeder sein fett weg, die Bullen tappen im Dunkeln und der Zuschauer auch - denn warum die Morde verübt werden, erfahren wir nie, und vor dem Happy End ist plötzlich alles aus und wir waren vergeblich darauf, dass die Gerechtigkeit siegt...
In Deutschland gabs den Film auf Video und es gibt ne meines Wissens geschnittene DVD. Interessant wird der Film nur für Fans des James Russo und seiner Romane, und von Leuten, die sich auch von hässlichen, wenn auch halbnackten, Mädels unter der Dusche nicht davon abhalten lassen, ihrem Slasher-Genre treu zu bleiben. Warum ich ihn hier eingestellt hab? Na, weil er eine der ersten Begegnungen mit dem Slasher-Film für mich darstellte und ich mich damals tierisch auf die Umsetzung des Romans gefreut hatte...und leider herbe enttäuscht wurde.





Der Lonewolf Pete