Gunther Strobbe ist 13 Jahre alt, und lebt auf einem belgischen Dorf bei seinem Alkoholikervater Marcel, der wieder nach Hause zu seiner Mutter gezogen ist. Dort wohnen auch seine abgewrackten drei Onkel Petrol, Beefcake und Koen. Die kleine "Familie" hat im Grunde kein Geld, der Gerichtsvollzieher holt auch noch den letzten Rest, und die vier Mannen sind nur am Saufen und Unsinn machen. Gunthers Leben leidet darunter, dass sein Vater lieber säuft, seine Onkel Nacktradrennen und sonstigen Blödsinn machen, und so weicht die Unbedarftheit nach und nach, und Probleme machen sich breit.
Was in erster Linie nach einer Komödie aussieht, kann nur als Tragikkomödie beschrieben werden, wobei einem bei den lustigen Szenen doch eher das Lachen im Halse stecken bleibt. Gunther blickt aus heutiger Sicht zurück auf seine Kindheit mit vier starken Alkoholikern, die alle nichts als Saufen und ficken im Kopf haben. Nichteinmal die Großmutter schafft es einen normalen Alltag für Gunther zu schaffen, und somit dreht sich die Spirale unaufhörlich. Der Vater verkommt immer mehr, die Onkel kommen auf immer dümmere Ideen beim Saufen, und Gunther hat immense Probleme in der Schule. So ernst das auch klingt, so widersprüchlich wird aufgezeigt, dass das Leben der Strobbes eigentlich ein fröhliches Leben ist. Keiner macht sich große Gedanken um irgendetwas. Nicht einmal wenn die eigene Schwester von ihrem Mann verprügelt wird. Kinder dürfen Alkohol trinken, und jede noch so große Dummheit der Erwachsenen wird spassig in Szene gesetzt.
Das soll aber keine Kritik sein. Es bringt vielmehr eine Einsicht in das Leben problembehafteter Familien ohne viel Geld, und zeigt gleichzeitig, dass auch diese eine obstruse Unbekümmertheit an den Tag legen können, trotz immenser Probleme. Das eigentliche Thema ist aber Gunthers Leben selbst, wenn er schlussendlich erwachsen ist. Er hat Probleme im Alltag, auf Arbeitsstellen und mit Frauen. Als seine Freundin schwanger wird, hofft er das Kind würde sterben, nur weil er keines will. In Hinsicht auf seine Vergangenheit ein logischer Schluss, denn er sieht rückblickend, was das spassige Leben mit seinem Vater und den Onkeln gebracht hat. Das versöhnliche Ende ist eine logische Konsequenz, und wurde serh gut umgesetzt in meinen Augen, wobei man hier auch noch mehr ins Negative gekonnt hätte. Da es sich aber um eine Buchverfilmung handelt, gehe ich davon aus, dass dort alles etwas genauer und eindringlicher beschrieben ist.
Neben all der Melancholik und Dramturgie des Films, sollte man aber definitiv auch die lustigen Szenen hervorheben, da sie vor skurilen Einfällen nur so strotzen, auch wenn man im Grunde nicht lachen sollte
das Nacktradrennen ist ein Highlight, ebenso wie der Biersaufwettbewerb mit der Hoffnung auf einen Guiness-Eintrag
danach fährt Koen weg mit dem Satz "ich geh jetz erstmal einen Saufen", baut einen Schuß, und wird dafür positiv in der Zeitung erwähnt, weil er ein Verbrechen vereitelt hat! Beefcake erfindet das Tour de France Brett-Saufspiel, weil er nicht beim Wettsaufen mitmachen durfte. Da treffen sich Alkoholiker in einem Wohnwagen und saufen statt zu Würfeln für die Etappen
solange bis sie vom Stuhl fallen und sich einpissen... klingt alles asslig, ist aber mit viel Liebe zum Detail und den schrulligen Figuren angelegt.
Ich kann den Film den Leuten empfehlen, die was in Richtung THIS IS ENGLAND mögen, denn in diese Ecke würde ich den Streifen am ehesten stellen.
Stephan, Marc vielleicht auch Matze oder Tobi...