http://www.ofdb.de/film/16843,The-Mothman-Prophecies---T%C3%B6dliche-Visionenhttp://www.imdb.com/title/tt0265349/Nachdem der Journalist John Klein mit seiner geliebten Frau Mary gerade ein gemeinsames Haus gekauft hat, scheint ihr Glück perfekt. Doch auf dem Rückweg erblickt Mary etwas Furchteinflößendes, verliert die Kontrolle über den Wagen und fährt gegen einen Baum. Im Krankenhaus wird ein Schläfenlappentumor im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, die Aussicht auf Rettung ist gering. Als Mary stirbt, erfährt John von seltsamen Zeichnungen, die seine Frau vorgenommen hat. Sie fertigte Skizzen von einem mottenähnlichen Wesen an. Obwohl Halluzinationen ein normales Symptom bei einem solchen Tumor sind, bringt John diese Aufzeichnungen mit dem Unfall in Verbindung und das Thema lässt ihn nicht mehr los.
Zwei Jahre später: John Klein ist ein psychisches Wrack. Noch immer hat er nicht ins Leben zurückgefunden, schottet sich ab und pflegt keine sozialen Kontakte mehr. Der Auftrag, ein Interview mit einem Gouverneur zu finden, führt ihn von Washington nach Richmond. Doch wie es das Schicksal will, hat er unterwegs eine Panne und bittet einen Anwohner um Hilfe. Der Hausherr, Gordon Smallwood, empfängt ihn jedoch wenig gastfreundlich mit einem Gewehr im Anschlag und berichtet der verständigten Polizistin Connie Mills, dass John ihn schon die dritte Nacht in Folge besuche. Es stellt sich heraus, dass John weder weiß wo er sich befindet, noch wie er dorthin gekommen ist. Offenbar hat er nachts zwischen eins und halb drei 600 km zurückgelegt und befindet sich nun in einem kleinen Städchen names Point Pleasant, an der Grenze zwischen West Virginia und Ohio. Noch rätselhafter werden ihm die Ereignisse, als der Mechaniker ihm mitteilt, dass sein Auto voll funktionsfähig sei.
John beschließt in Point Pleasant zu bleiben und den geheimnisvollen Vorgängen auf die Spur zu gehen. Die Polizistin Connie Mills, zu der John ein freundschaftliches Verhältnis aufbaut, informiert ihn darüber, dass es in den letzten Monaten unzählige unerklärliche Phänomene im Ort gab. Unheimliche Anrufe, bei denen nur ein schriller Piepton zu hören ist. Ein Pärchen, das im Auto am Waldrand ein unheimliches Licht wahrnimmt. Nicht verheilende Wunden. Klopfgeräusche an der Tür. Als John klar wird, dass in dem Ort ein unheimliches Mottenwesen gesichtet worden ist, stellt er den Zusammenhang zu seiner Frau her und hält es für sein Schicksal nach Point Pleasant geführt worden zu sein.
Als Gordon Smallwood Anrufe von einem Unbekannten names Indrid Cold bekommt, der vor Katastrophen warnt, bei denen Menschen umkommen würden, und diese Warnungen sich tatsächlich bewahrheiten, spitzt sich die Lage zu. John gelingt es, mit dem Wesen zu telefonieren und findet heraus, dass dieses alles über ihn weiß und offenbar zukünftige Ereignisse vorhersagen kann. Für Gordon, der Stück für Stück in den Wahnsinn abdriftet, führt der Weg in den Tod.
John versucht nun externe Hilfe zu Rate zu ziehen. In Chicago sucht er den Parapsychologen Dr. Alexander Leek auf. Nach anfänglichem Zögern berichtet ihm dieser, dass er schon vor Jahren solche Prophezeiungen gehört habe, ihm aber niemand Glauben schenken wollte. Da sich eine der Prophezeiungen auf ein Unglück am Ohio River bezog, nimmt John an, dass die Chemiefabrik der Ort des hereinbrechenden Unheils sein könnte. Doch John täuscht sich und macht sich völlig unglaubwürdig.
Als John eine Nachricht erhält, seine verstorbene Frau würde sich bei ihm am Weihnachtsabend melden, fährt er kurzerhand nach Hause. Doch trotz seiner inneren Zerrissenheit besinnt er sich und tritt den Weg zurück nach Point Pleasant an. Als er einen Verkehrsstau auf der den Ohio River überquerenden Brücke erblickt, wird ihm schlagartig klar, was passieren wird…
Diese auf dem gleichnamigen Buch von John A. Keel basierende Verfilmung von Mark Pellington (
Arlington Road) baut eine unheimliche, bedrückende und düstere Atmosphäre auf, ohne sich dabei inhaltlich zu sehr an die Vorlage zu halten. Da werden einige Motive vermischt (z.B. Indrid Cold), die mit den Mothman-Sichtungen nur am Rande zu tun hatten, andere völlig ausgelassen (Men in Black, Ufosichtungen etc.). Das hat u.a. damit zu tun, dass das Buch, das dokumentarisch und nicht romanartig aufgebaut ist, auch andere Erscheinungen behandelt als den Mothman. Dennoch lässt sich die Verfilmung als überaus gelungen bezeichnen. Zu verdanken ist dies der souveränen Regie Pellingtons, dem ausgeklügelten, spannungsgeladenen Drehbuch, den grandiosen Darstellern, allen voran Richard Gere, aber auch Laura Linney oder Will Patton, der zurückhaltenden, düsteren Atmosphäre, die sich immer mehr zuspitzt und an eine Mischung aus David Lynch und Akte X erinnert sowie der großartigen visuellen Inszenierung und dem originellen Soundtrack.
Doch das eigentlich Faszinierende ist der Mythos hinter der Geschichte, weshalb ich im Rahmen dieser Rezension auch auf diesen eingehen möchte. Der Mothman Mythos ist sicherlich eines der interessantesten Phänomene fernab von den tausenden von Ufosichtungen weltweit. Der Mothman ("Mottenmann") ist ein geflügeltes Wesen mit roten Augen, Vogelkrallen und einer Flügelspannweite von etwa drei Metern. In den Jahren 1966 und 1967 gab es in verschiedenen Bundesstaaten Augenzeugenberichte. In diesen ist u. a. von einem "Engel mit Fledermausflügeln" die Rede. In diesen zwei Jahren wird von ca. 100 Sichtungen berichtet, manche schworen gar, von dem Wesen verfolgt worden zu sein. Beweise gab es aber leider nie. Obwohl die Beschreibungen z. T. stark voneinander abweichen, stimmten die meisten Augenzeugen darin überein, dass das Wesen drei bis vier Meter groß (in anderen Quellen ist von 7 Fuß = 2,13 m die Rede), schwarz und schattenartig und in der Lage zu fliegen ist. Auffälligste Übereinstimmung waren aber die leuchtend roten Augen.
Sichtungen dieser Art gab es aber schon viele Jahre zuvor. Bereits 1880 soll solch ein Wesen zwischen New York und New Jersey gesehen worden sein, 1951 in Chicago (interessanterweise kurz vor einem Erdbeben) und am 15. November 1966 schließlich zum ersten Mal in Point Pleasant. Dabei gibt es einen Aspekt, den Keel im Buch beschreibt und der auch im Film so übernommen wurde. Es handelt sich um das junge Pärchen, das sich zu einem Schäferstündchen verabredet hatte und auf zwei grelle, rote Lichter stieß. Als sie sich dem Licht näherten, erblickten sie das geflügelte Wesen. Sie erlitten Netzhautschäden und Verbrennungen im Gesicht, Wunden, die nicht mehr verheilen sollten. Das junge Paar konnte als glaubwürdig eingeschätzt werden. In der darauf folgenden Nacht, wurde der Mothman von drei weiteren Personen gesehen und auch in den Wochen danach rissen die Sichtungen nicht ab.
Nachdem zum Ende des Jahres 1967 eine erschreckend hohe Anzahl an Augenzeugenberichten vorlag – von mehreren Hundert ist die Rede – machte das Gerücht die Runde, dies sei eine Warnung vor einem bevorstehenden Unglück. Als am Abend des 15. Dezembers 1967 die Silver Bridge einstürzte (die Brücke, die John Klein in dem Film am Weihnachtsabend befährt) sahen sich viele bestätigt. Bei der Katastrophe kamen 46 Menschen ums Leben (im Film: 36). Obwohl der Film davon spricht, dass die Ursache nie geklärt werden konnte, hat man nach einer genauen Untersuchung feststellen können, dass sich ein Riss in einer der Zugstangen befand. Nach dem schrecklichen Unglück kam es zu keinen weiteren Sichtungen mehr – der Mothman blieb verschwunden. Dass viele das Unglück auf dieses Wesen zurückführten, liegt auf der Hand. Heute ziert eine Statue der Kreatur das Stadtbild und eine Metallplatte an der "Mothman Bridge" erinnert an die tragischen Ereignisse im Dezember des Jahres 1967.
Mothman Statue in Point Pleasant:
Die Erklärungen für die Sichtungen des Mothman waren mehr als dürftig. Die sogenannte Skeptiker-Organisation "Committee for Skeptica Inquiry" versuchte es damit zu erklären, dass man eine Schleiereule gesehen habe. Diese könne im Dunkeln je nach Schattenumriss und Wahrnehmung als drei bis vier Meter großes, unheimliches Wesen erscheinen.
Mindestens ebenso interessant dürfte aber das Phänomen Indrid Cold sein. Im Film wird Cold mit dem Mothman gleichgesetzt, was aber in Wahrheit zwei verschiedene Paar Schuhe waren. Der Hintergrund dazu: Woodrow Derenberger, ein Vertreter aus Parkersburg, Virginia, ein liebender, gottesfürchtiger Familienvater und zuverlässiger Pfeiler der Gesellschaft ist am 2. November 1966 auf dem Interstate 77 unterwegs nach Hause, als er ein dunkles, metallenes Objekt bemerkt, das vor ihm auf der Straße zum Stopp kommt. Ein Mann steigt aus, den Woodrow später als 35-40 Jahre alt, 185 Pfund schwer und 6 Fuß groß beschreibt, die Kleidung im Stile eines Man in Black. Nachdem sie sich 5-10 Minuten telepathisch unterhalten haben, erklärt Cold: "My name is Cold, Indrid Cold. I sleep, I breathe, I bleed just like you. Do not be afraid, we come from a country which is far from being as powerful as yours. We do not want you evil." Bevor der Mann geht, versichert er Derenberger, ihn nochmal zu kontaktieren. Zusammen mit einer weiteren Gestalt besteigt er seine fliegende Untertasse und verschwindet. Nachdem Derenberger zzu Hause ist, verständigt er die Polizei und die Air Force. Laut eigenen Aussagen wurde der Kontakt fortgesetzt (später soll er sogar auf den Planeten mitgenommen worden seien), der Außerirdische berichtete ihm, er käme vom Planeten Lanulos, in der Galaxie Gaymède. Derenberger wurde in seiner Aussage später von einem weiteren Augenzeugen bestätigt. Derenberger hat zu dem Vorfall auch ein Buch geschrieben, "Visitors From Lanulos".
Interessant dabei ist, dass Derenberger offensichtlich seltsame Anrufe erhalten hat, häufig nur ein greller Piepton. Ein Phänomen, das bei Ufosichtungen typisch ist und dass John A. Keel aufhorchen ließ. Der Autor, ein angesehener Journalist und Forscher auf dem Gebiet der Ufologie, geriet in seinen Untersuchungen zu den Berichten über die seltsamen Ereignisse (Geräusche, Anrufe, Viehverstümmelungen usw.), die geheimnisvollen Männer in Schwarz (Men in Black); UFO-Sichtungen (vom Radar bestätigt) und den Mothman-Vorfällen übrigens selbst zum Opfer seltsamer Ereignisse. Auch ihm wurden, wie John Klein im Film, Prophezeiungen mitgeteilt, u. a.: Der Papst würde bei seinem Besuch im mittleren Osten von einem Messer verletzt; Robert Kennedy würde in einer Hotelküche Unglück erwarten; am Heilig Abend würde es in ganz Nordamerika zu einem Stromausfall kommen. Diese Vorhersagen trafen zwar nicht ganz exakt ein, in leicht veränderter Form erstaunlicherweise aber doch! Der Papst wurde ein Jahr später in Manila mit einem Messer verletzt, Kennedy in einer Hotelküche erschossen und am 24. Dezember gab es zwar keinen Stromausfall, aber zu diesem Zeitpunkt stürzte eine Brücke in West Virginia ein, wobei über 100 Menschen ums Leben kamen.
Wer mehr über die Phänomene erfahren will, die im Film angedeutet werden, dem kann ich nur das gleichnamige Buch von John A. Keel wärmstens ans Herz legen. Seine Geschichte erzählt von den Begebenheiten, die Keel widerfuhren, als er sich mit dem Mothman auseinandersetzte. Zur Verfilmung gilt zu sagen, dass eine hervorragende Adaption gelungen ist, in der der Parapsychologe Dr. Alexander Leek Keels Alter Ego darstellt. Ob und was man davon Glauben schenken will, bleibt jedem selbst überlassen. Doch was auch immer man für sich beschließt, die Imagination lässt sich nicht töten…
Filmwertung
9/10
Trailer:
http://www.imdb.com/video/screenplay/vi988872985/