Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178439

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jerry garcia

  • Gast


Jo Nesbo. Harry Hole ist am Ende, er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen und lebt zurückgezogen in Hongkong. Gleichzeitig erschüttert eine Serie aufsehenerregender Morde Oslo. Die junge Kommissarin Kaja schafft es schließlich, ihren berühmten Kollegen zurückzuholen. Schnell wird Harry immer tiefer in den Fall hineingezogen. Der Täter erweist sich als äußerst unberechenbar und intelligent. Er arbeitet mit einem perfiden Mordwerkzeug, das lautlos und quälend langsam tötet. Die Spuren führen Harry von einer einsamen Hütte im norwegischen Hochgebirge bis nach Ruanda. Als er dem Killer schließlich gegenübersteht, muss er eine übermenschliche Entscheidung treffen.

 Harry Hole ist fertig. Sein letzter Fall ("Der Schneemann") hat ihn endgültig gebrochen. Abgetaucht in Hongkong säuft er wieder wie ein Loch, hat Wettschulden und wird von der Chinesenmafia bedrängt. Ein guter Grund, sich letztendlich wieder zurück nach Oslo locken zu lassen und sich um seinen schwer kranken Vater zu kümmern. Gleichzeitig wird er aber in einen Serienkillerfall hineingezogen, der es in sich hat. Nach und nach lichtet sich der Nebel um den Täter, eine Todesliste wird aufgefunden, an der dieser sich orientiert und der Fall scheint der Lösung nahe. Glaubt die Polizei inklusive Harry Hole. Doch über dem ganzen Kompetenzgerangel um die Vorherrschaft im norwegischen Justizsystem und Machtgehabe der Protagonisten geht völlig unter, dass man sich in eine zu einfache Lösung verrannt hat. Wie immer sitzt Harry hole zwischen allen Stühlen und weigert sich strikt, es jemandem recht zu machen. Eigenmächtig ermittelnd setzt er mit geschickt platzierten Lügen und Halbwahrheiten die Ermittlungen fort und die Puzzleteile zusammen. Dabei stellt er fest, dass die Lösung des Falles vielleicht gar nicht in Norwegen zu suchen ist und macht sich auf die Reise nach Ruanda. Nicht gerade die beste Wahl für den norwegischen Kommissar, der stets am rande der Selbstzerstörung wandelt. Er muss seine inneren Dämonen zumindest zeitweise ohne seine tapferen Helferlein Alkohol und Opium zügeln, um die vielen falschen Fährten aufzudröseln und die Intriganten im Justizapparat an die Kandarre zu nehmen. Alles entwickelt sich zu einem komplexen Fall, in dem alle Opfer sind. Opfer des Mörders. Opfer des Lebens. Opfer der Umstände. Opfer der Gesellschaft. Ungeschoren kommt keiner davon. Bis zum bitteren Ende.

Eine erneut facettenreiche Story aus der Feder von Jo Nesbo, der seine Qualität ein weiteres Mal unter Beweis stellen kann und nicht wie so viele andere Autoren nach ein oder zwei gelungenen Outputs auf flache, leicht verdauliche und daher gut verkäufliche Massenware setzt. Da ist die menschliche Seite mit dem todkranken Vater von Hole und Holes eigenen Dämonen, die er zu vertreiben oder zumindest mit Drogen zu unterdrücken sucht. Dazu die Machtgier in verschiedenen Varianten von seinen Vorgesetzten je nach persönlichem Gusto propagiert und über allem die Jagd nach dem Täter. Alles gewürzt mit unerwarteten Wendungen, falschen Fährten und massenweise Verdächtigen. Die Stimmung um Hole und seine Recherchen wird optimal vermittelt, das ganze Ambiente ist bedrückend, überlagert von einer düsteren Atmosphäre, die sämtliche Aspekte des Falles und das Privatleben des Kommissars überschattet. Der sterbende Vater, Alkohol, Opium, Folterinstrumente aus dem tiefsten Afrika, Lug und Trug. Die Suche nach positiven, lebensbejahenden Formeln des Daseins könnte im neuen Werk von Jo Nesbo zur Lebensaufgabe werden, da wirklich nur in Nebensätzen vielleicht mal so etwas wie Optimismus ausgestrahlt wird. Ein äußerst negatives Bild der skandinavischen - aber nicht nur - Gesellschaft, wie es auch schon Mankell oder Edwardson zu vermitteln wussten. Ein starker, schwermütiger Thriller mit ein, zwei fiesen Ideen, die glatt aus der "Saw"-Masse entnommen sein könnten.


jerry garcia

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Nelson DeMille. An der Gold Coast von Long Island tummeln sich die Schönen und die Reichen - und die mächtigen Dons der italiensichen Clans. Als Anwalt John Sutter nach zehn Jahren dorthin zurückkehrt, glaubt er, die Ereignisse der Vergangenheit - die verhängnisvolle Affäre seiner Frau mit dem damaligen Paten Bellarosa - hinter sich gelassen zu haben. Ein fataler Irrtum! Denn der Sohn des Paten verfolgt eigene Ziele, in die Sutter durchaus mit einbezogen ist. Er bekommt ein Jobangebot als Mafiaanwalt.

 Nachdem ich schon bei einigen Thrillern aus der Feder von Nelson DeMille durchaus vergnügliche Stunden verbacht habe, konnte ich mir den neuen Roman natürlich nicht entgehen lassen. Diesmal hat sich der Autor aber die meiste Zeit abseits der bekannten Pfade bewegt und sich eher einer Familiensage gewidmet, als er den Anwalt John Sutter zehn Jahre nach seiner Abreise per Segelboot in heimatliche Gefilde zurückkehren lässt. Natürlich trifft er wieder auf seine Ex-Frau, die damals ihren Geliebten kaltblütig erschossen hat, natürlich straffrei blieb, und versöhnt sich prompt wieder mit ihr. Das Glück trüben nur die Rachegelüste des Sohnes des toten Paten. Die Mafia hat ein gutes Gedächtnis.

 Bis zum Showdown, der alles zur Zufriedenheit regelt, lässt sich DeMille viel Zeit, um seiner Hauptfigur, die in der Ich-Form berichtet, Gelegenheit zu geben, amüsante und sarkastische Anzüglichkeiten über die alteingessenen Familien mit noch älterem Geld, ihre Macken und ihre Manierismen von sich zu geben, die durchaus als eine Kritik an dem immer noch herrschenden Klassendünkel in den USA gelten können. Geld und Macht können in Verbindung alles bereinigen - selbst einen Mord an einem Mafiosi oder kleinere Verfehlungen wie Missbrauch, Vergewaltigung oder Erpressung. Im Endeffekt eigentlich kein Thriller - abgesehen von den letzten fünfzig Seiten. Eher eine zum Schmunzeln anregende Gesellschaftskritik, die flüssig geschrieben daherkommt und so gar nicht langweilt. Dies liegt aber ausschließlich am Humor den der Autor an den Tag legt, denn ansonsten hätte ich mich gefragt, wie man 850 Seiten lang so gut wie nichts erzählt bekommt. Spannung oder Action kommen erst gegen Ende auf, ein paar zu erwartende Familiengeheimnisse werden aufgedeckt und das war es. Nicht das von DeMille gewohnte Material. Bis auf den Humor, ohne den das Buch eher ein nicht verschreibungspflichtiges Schlafmittel wäre. Spaß ganz klar am oberen Level, doch der Rest leider nicht. Freue mich daher schon auf den kommenden Roman "Lion", der wieder als actionreicher Thriller daherkommen soll (plus Humor


Offline skfreak

  • Serienfreak
  • Die Großen Alten
      • Show only replies by skfreak
    Danke für die Flammenzeichen Rezi, Jerry!
    Bzgl. Cussler: Das du Ihn über hast kann ich durchaus verstehen. Der Ausstoß und die ganzen Serien sind echt sehr wechselhaft. Am meisten mag ich die Oregon Files und die Kurt Austin Romane.


    Offline Thomas Covenant

    • Die Großen Alten
        • Show only replies by Thomas Covenant
      Ich habe nur den letzten Harry Hole gelesen, war ein Fehler mit dem Ende der Reihe anzufangen. War aber fett und sehr nihilistisch. Gerade das Verhältnis zu seinem Ziehsohn der unter Mordverdacht steht wird genialst als Plottreiber genutzt.


      jerry garcia

      • Gast
      Der Harry Hole sieht selten ein Licht. Nur kurzzeitig hat es in den Romanen zuvor mal mit Oleg und etwas Glück funktioniert, zumeist sind es düstere Abgründe, mit denen Hole zu tun hat.


      jerry garcia

      • Gast


      Damien Lewis. Codename Cobra Gold. Bei einer geheimen Mission im Libanon raubt ein Trupp britischer Elitesoldaten den gesamten Goldvorrat einer großen Bank in Beirut. Wert: Fünfzig Millionen Dollar steigend. Als sie zwanzig Jahre später das Gold holen wollen, das sie damals vor Feinden und vorgestzten versteckt haben, merken sie schnell, dass sie nicht die Einzigen sind, die sich dafür interessieren. Offenbar gehörte das Gold einer Terrorgruppe, die nun alles daran setzt, den Schatz wieder in ihre Hände zu bekommen. Für Lieutenant Luke Kilbride und seine Männer geht es um Leben und Tod.

       Die Amerikaner und Briten versorgen schon seit einigen Dekaden in Buch - oder Filmform ihre geneigte Kundschaft mit diversen mehr oder weniger sinnfreien Sondermissionen ihrer Söldnerkommandos, was zumeist ordentliche Action garantiert. Im vorliegenden Buch schickt Lewis seine Truppe auf eine offizielle SAS-Mission, aus der der gemischte Haufen (Schotten, Waliser, Iren, Engländer, Amerikaner, Südafrikaner) schnell einen Auftrag in eigener Sache macht. Statt nur Geheimpapiere aus dem Zeiltresor zu räumen, wollen sie sich das dort lagernde Gold mal kurz zur Aufstockung des eigenen Kontostandes unter den Nagel reißen und sind dabei in der Wahl der Mittel nicht gerade zimperlich. Da die dortigen Konfliktparteien zur Zeit einen Waffenstillstand vereinbart haben, sorgen unsere Söldner der woche dafür, dass sich beide Seiten wieder gnadenlos bombardieren, um durch diese Ablenkung in Ruhe die Bank ausräumen zu können. Alles klappt hervorragend, bis kurz vor Ende der Aktion eine Milizpatrouille des Weges kommt und ausgeschaltet werden muss. Da spritzen die Blutfontönen, Claymore-Minen zerfetzen Körper und auf der Flucht werden Checkpoints eingeäschert - inklusive Wachposten. Mit ein paar Verletzten und dem Gold gelingt die Flucht, die Beute wird versteckt, die Papiere bei den Vorgesetzten abgeliefert und der Teil 1 des Buches ist zu Ende. Zwanzig Jahre später sind die Jungs zu älteren Herren mutiert, die sich jenseits der Fünfzig befinden und mehr oder weniger erfolgreich als Privatiers tätig. Also fasst man den Entschluss, sich endlich das wohlverdiente Gold aus dem selbstinszenierten Raubzug zu holen. Die Truppe kommt aus allen Teilen der Welt zusammen, führt sich erst einmal auf wie eine Horde pubertierender Teens und jagt den 30 Jahre jüngeren Mädels hinterher, gibt sich zum Teil dem Liebeskummer hin und wirkt allgemein recht kindisch. Damit die Jungs aber nicht mit Frotzeleien und Frauen beschäftigt sind, hat sich der Autor noch eine neue Terrorgruppe - "Die Schwarzen Assassinen" - und einen Verräter aus den eigenen Reihen ersonnen (der aber nicht wesentlich zur Spannung beitragen kann, da er vom Leser schon nach wenigen Seiten identifiziert werden kann), die einen ultimativen Anschlag auf die Führer der Welt der Ungläubigen plant, zu dessen Finanzierung sie aber das im Wert erheblich gestiegene Gold aus dem Raub von vor 20 Jahren benötigt. Da die britische Regierung die Truppe dazu nutzen will, die Attentäter auszuschalten, unterstützt sie diese mit Informationen und so kann Kilbride einen Schlag mit einer Megabombe gegen die Terroristen vorbereiten. Ansonsten sind sie mit Minen, Miniguns und selbst gemixtem Napalm ausgerüstet und all das schöne Zeug kommt auch zum Einsatz.

       Ein bisschen zwiespältig ist der Roman schon, da sich die Phasen außerhalb der Einsätze doch eher lächerlich ausnehmen, die Charakterzeichnung sehr klischeehaft ist (der Kumpeltyp, der alles zusammenhält fehlt ebensowenig wie der überhebliche Vorgesetzte, der nach den Regeln vorgehen will und der mürrische Einzelgänger, dem man nicht trauen kann) und einer kurzen Rechtfertigung, dass nicht alle Muslime böse Terroristen sind, folgt die Quasi-Aufforderung allen Bettuchträgern den Schädel einzuschlagen, solange es die Richtigen sind. Natürlich wird das Missachten von Regeln und Gesetzen hier zur Tugend erhoben, dient aber nur als Aufhänger zum gelungenen Teil des Buches. Hart, blutig und unerbittlich mit einer Menge an Action gehen die Raubzüge voran und während der Einsätze kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Ein paar Überteibungen mag man dem Autor verzeihen, dient ja nur der Geschichte. Erst der Schluss nervt wieder etwas, denn das Ende ist so Happy und süß, dass Kariesgefahr besteht und die Disneyproductions vor Neid erblassen würden. wäre als Vorlage für einen Film aus den NuImage-Studios oder der ehemaligen Cannon-Group aber mehr als nur geeignet gewesen. Ordentliche Sache mit Mängeln, daher nicht uneingeschränkt zu empfehlen, aber für Actionfreunde durchaus mal lesenswert.


      jerry garcia

      • Gast


      Robert Ludlum / James Cobb. In der kanadischen Arktis finden Wissenschaftler auf einem Gletscher das Wrack eines russischen Bombers. Für die Öffentlichkeit handelt es sich nur um die Relikte aus dem frühen Kalten Krieg. Doch eine Handvoll Menschen weiß, dass diese Wrack eine heute noch hochgiftige biologische Waffe an Bord hat. Mit mehr als zwei Tonnen Anthrax kann man ganze Länder und und Millionen von Menschen verseuchen. Colonel Jon Smith von der Geheimorganisation Covert One wird vom amerikanischen Präsiodenten persönlich beauftragt, die Fundstelle abzusichern und die Waffe zu entschärfen. Doch sobald sie den Ort erreichen , finden sie bereits einen tödlichen Widersacher. Ohne Hilfe von außen und in der extremen Umwelt der Polarregion gilt es, einen zweiten kalten Krieg abzuwehren und den Feind, der auch aus dem eigenen Lager zu kommen scheint, in die Schranken zu weisen.

       Da Robert Ludlum nun seit mittlerweile acht Jahren verstorben ist, gibt es auch aus seinem Nachlass nur noch die Reihenfiguren Jonathan Smith in der Covert One Reihe und Jason Bourne. Während Bourne von Eric van Lustbader weiter auf gefährliche Missionen geschickt wird - und das recht gelungen im Vergleich mit dem Thrillermeister -, versuchen sich an der Covert One Reihe verschiedene Auftragsautoren unterschiedlicher Qualität. Hier ist nun der erste Output zu dem Thema von James Cobb, der aber schon Erfahrung mit Militärthrillern durch seine Reihe um Captain Amanda Lee vorzuweisen hat und die Wahl des Autoren für die Jagd nach dem Flugzeugwrack im Eismeer und den verschollenen wissenschaftlern ist wirklich gelungen. Cobb führt die Reihe so fort, wie sie Ludlum vermutlich selbst geschrieben hätte, obwohl natürlich durch den Seriencharakter gewisse Kniffe aus den Stand-Alone-Romanen nicht zum Zuge kommen können. Trotzdem hat er die Verschwiegenheit der Regierungen und die Mauscheleien hinter den Kulissen, den Verrat von eigentlich Verbündeten und den Einsatz von Gewalt zur Lösung des Problems gut eingefangen und damit die Geschichte der Verfolgungsjagd auf der einsamen, frostigen Insel im Eismeer ohne Mängel zu Papier gebracht. Unterschiede in der Politik zwischen Ost und West (Russland und Amerika) werden in die alten und gerne benutzten Mechanismen, die solche Thriller seit Epochen beherrschen, eingebunden und zu einem einigermaßen modernen Actionthriller verwoben. Dazu noch etwas internationaler Waffenhandel und sein Protagonist hat mit seinen Kollegen einiges zu tun.

       Kurzweiliger, übersichtlicher (allein schon wegen der Location) Thriller, der zwar nicht an die besten Werke aus Ludlums Glanzzeiten wie z. b. "Die Aquitaine-Verschwörung" heranreichen kann (doch wer kann das schon), aber durchaus Spass beim Lesen macht, mit einem bisschen an Humor ist dies auf dem Thrillersegment sicher kein Fehleinkauf und Cobb ist zusammen mit Gayle Lynds (Der Hades-Faktor, verfilmt mit Mira Sorvino und Stephen Dorff) der bisher beste aus der Riege der Auftragsschreiber. Gelungenes Debüt für James Cobb in dieser Reihe, der schon seinen zweiten Einsatz fertiggestellt hat. Leute, die mit dem geschriebenen Wort nicht viel anfangen können/wollen, sollten sich die Verfilmung vom "Der Hades Faktor" der Autorin Gayle Lynds durchaus einmal gönnen, da sie beweist, dass auch Frauen ein Händchen für Thriller haben können. Mit ca. 160 Minuten ist die TV-Produktion vielleicht etwas zu lang geraten, aber trotzdem um Vieles besser als das, was uns die hiesigen Privatsender als Weltpremiere (ähem, wer sonst will oder muss das Zeug sehen als wir in Deutschland) ihrer Eigenproduktionen Woche für Woche anbieten - als störende Schnipsel zwischen den Werbeblöcken.


      jerry garcia

      • Gast


      John Grisham. In wenigen Minuten wird das Urteil der Jury erwartet. Nach einem monatelangen, nervenaufreibenden Prozess ist der Moment gekommen, auf den Jeanette Baker so lange gewartet hat. Die junge Frau hat alles verloren. Ihr kleiner Sohn und ihr ehemann sind qualvoll an Krebs gestorben, verantwortlich für ihren Tod ist Krane Chamical Inc., davon ist Jeanette überzeugt. Jahrelang hatte der Konzern hochgiftige Abfälle illegal entsorgt und somit das Trinkwasser der Region verseucht. Niemand hat die Kraft noch den Mut aufgebracht, den Kampf gegen den Chemieriesen mit seiner Armada von hochbezahlten Anwälten aufzunehmen. Nur Jeanette Baker hat sich getraut. Als ihrer Klage stattgegeben wird und Krane Chemical zu 41 Millionen Dollar Schadenersatz leisten muss, ist die Sensation perfekt. Die Freude währt jedoch nur kurz. Angeführt von Firmenboss Trudeau, geht der Chemiekonzern in die Berufung. Um sein Unternehmen zu retten, ist Trudeau jedes Mittel recht.

      Eigentlich müsste ich hier die Überschrift "Der Unverbesserliche" wählen, da ich mich von meinem inneren Schweinehund doch glatt wieder überreden ließ, den neuen Grisham käuflich zu erwerben. Eines vorweg - es ist nicht so schlimm geworden wie bei den letzten Outputs des Autors. Hier werden von ihm die Fronten sofort geklärt: Auf der einen Seite die Guten in Form der vom Schicksal und der Firma gebeutelten Klägerin mit ihren Anwälten, die alles opferten, um den langen Prozess finanzieren zu können, dort der riesige Konzern mit dem rücksichtslosen CEO, der Heerscharen überbezahlter Anwälte und Winkeladvokaten an seiner Seite hat. Und bevor es in die Berufungsverhandlung geht, zeigt uns Grisham, wie das Gesetz wirklich funktioniert (nein, nicht wie es laut der Gesetzesbuchstaben funktionieren sollte). Geld regiert die Welt. Macht öffnet alle Türen. So werden die Lobbyisten eingespannt, um bis zum Zeitpunkt der Berufung einen neuen und genehmen Richter an die Spitze des Courts zu hieven, es werden Abermillionen Dollar zur Verfügung gestellt, um die Wahlkämpfe auszufechten, damit dies erfolgreich geschieht. Zudem werden Detektive auf die Gegenanwälte angesetzt, um Schmutz zum Verbreiten in der Öffentlichkeit zu finden. Man deckt die Gegenseite mit ihren paar Anwälten mit 16.000 Seiten an Schiftsätzen ein, manipuliert Senatoren, Polizei und Wählerschaft, um Stimmung gegen das bisherige Urteil zu machen, schließt sich mit ähnlich denken Gruppierungen aus Wirtschaft oder Reilgionsfanatikern zusammen, die "Wahlkampfspenden" aufbringen, um den richtigen Richter für die richtigen Urteile an den richtigen Platz zu bringen. Die gewählten Volksvertreter spielen mit, da die finanziellen Anreize höher zu bewerten sind als der Auftrag ihrer Wähler.


      Vielleicht sollte ich hier noch nebenbei erwähnen, dass der Meister sich geneigt sah, dem allgemeinen Schlankheitswahn in den USA, der sich von dort ja wie McDonalds und Starbucks oder andere ähnliche Seuchen von Übersee ins schöne Europa (oder wie so mancher Politprotz an der Spitze der einzigen Weltmacht oder Weltpolizei *gg* mal zu behaupten pflegte - die alte Welt.) ausbreitete, einen Spiegel vorzuhalten und seine Schilderung der Magertussen, die durch übergroße Silikonvorbauten nicht nur Gleichgewichtsprobleme mitimplantiert bekamen (wie Mike Krüger früher zu sagen pflegte: Wenn die nach vorn fällt) sondern auch den Appetit einer Feldmaus mit Durchfall, ist schon amüsant zu lesen. Egal, welches Alter die Damen erreicht haben, sie sehen alle gleich aus. Und er hat sich immerhin das Klischee erspart, dass diese Vorzeigefrauen alle mit Blödheit gesegnet seien (soll ja tatsächlich Ausnahmen vom Hilton-IQ geben - nach oben meine ich, also über Alaskatemperatur). Klingt das irgendwie abwegig? Eigentlich nur, was die Summen betrifft, mit denen in den Vereinigten Staaten von Amerika in Schadensersatzprozessen jongliert wird. Ansonsten kann man sich über die Macht der Wirtschaft und Großkonzerne und die Ohnmacht oder gar tätige Mitwirkung der gewählten Volksvertreter auch in Deutschland oder jedem anderen x-beliebigen Land informieren. Läuft es hier wirklich so anders? Nö, nur ne Nummer kleiner. Noch!!! Frag mal die Stromkonzerne oder Gazprom und Schröder. Andere Marktbeherrscher wie Telekom oder Bahn werden gar nicht oder selten ausgebremst, wenn sie zu unverschämt werden (Mehdorn und der Servicezuschlag pro Fahrt beim Ticketverkauf am Schalter). Normalerweise können sie machen, was ihnen in den Sinn kommt under werden noch unter dem Deckmantel der Standorterhaltung und des wirtschaftlichen Aufschwungs für Deutschland fröhlich mit unseren Steuergeldern gefördert, die sie dann in ihren Bilanzen stolz als Gewinn präsentieren und die Lohnleistung für Lobbyisten oder sonstige Unterstützer aus der Politik mit ihren vielen Nebenjobs in Aufsichtsräten können sie auch noch von der Steuer absetzen.
      Grisham zeigt uns hier ein pervertiertes Rechtssystem, das nach Gutdünken von einigen Wenigen mit genug Geld und Macht ausgehöhlt wird, während von Staatsseite nichts geschieht. Wie in seinen Romanen ungefähr ab "Die Akte" wählt Grisham auch hier wieder eine einfachere Form der Sprache, um seinen Roman den Lesern näher zu bringen bzw. um ihn gleich als Drehbuch Richtung Hollywood vorzubereiten. Sprachlich ausgefeilte und inhaltsmäßig spannende Werke wie
      "Die Firma" gelingen ihm seit etlichen Jahren nicht mehr, das Niveau hat sich eher den einfachen Groschenheften angenähert, bei denen man ja auch das Denken getrost einstellen kann. Reine Unterhaltung auf unterem Niveau. Eher etwas für die Mittagspause in der Kantine. Nur für diesen hat er sich etwas bemüht, den Inhalt nicht zu einem Reisebericht mit Lokalkolorit verkommen zu lassen. Die Schilderung des Gegenangriffs der Firma nach dem Urteil wird interessant rübergebracht und animiert immer mehr zum Weiterlesen. Grisham-Fans lesen das Ding sowieso, Grisham-Gegner wie ich wurden positiv überrascht und sind einigermaßen zufrieden, Grisham-Neulingen ist es zu empfehlen. Nicht seine große Rückkehr, aber ordentlich mit guten Ansätzen.


      jerry garcia

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      Patrick Robinson. Unter der Rubrik Politthriller wird uns hier ein Technothriller serviert. Argentinien in Jahr 2010: Noch immer ist die Schmach der Niederlage im Falkland-Krieg der 1980-er Jahre nicht vergessen, und der Hass auf die Briten sitzt tief. Die Malvinas, wie die Falklandinseln in der Landessprache heißen, gehören nach Meinung der Argentinier zu ihrem Land, die Engländer sind nur verhasste Besetzer. So lässt sich die argentinische Regierung von Russland leicht überzeugen, noch einmal einen Überraschungsangriff auf Großbritannien zu starten. Handstreichartig werden die Inseln vor der Küste erobert, in einer hochgeheimen Mission leistet Russland Schützenhilfe. Ihr Atom-U-Boot viper K 157 fügt den Engländern den größtmöglichen Schaden zu. Russland jedoch hat allein ein wirtschaftliches Interesse: Das Land benötigt dringend Erdöl. die Förderung der neuen Quellen auf den Falklandinseln will man gemeinsam mit Argentinien betreiben. Der US-amerikanische Admiral Morgan verfolgt die Entwicklung mit Sorge. Natürlich werden die USA Großbritannien beistehen müssen, wenigstens inoffiziell und mittels verdeckter Aktionen. Dies ist seine große Stunde: Der Einsatz einer "Phantomarmee" wird geplant.

      Ich beginne mit dem, was mit negativ auffällig geworden ist. Die Politiker (nicht dass ich eine allzu positive Einstellung zu der Gattung der "Homo Laberus" hätte) kommen ziemlich schlecht weg. Speziell der englische Premier wird als eine unfähige Schaufensterpuppe im Spiel um Wählerstimmen gezeichnet - feige, entschlusslos, kriecherisch. Der US-Präsident kommt natürlich etwas besser weg, aber bei genauem Hinsehen entpuppt er sich als Marionette von Militär und Wirtschaft (da hat sich wohl von heute bis zum Jahre 2010 in Führungskreisen aller Welt nix geändert). Und Robinson macht sich munter daran, Ausgabenkürzungen bei Militärs zugunsten sozialer Projekte für Arbeitslose, Drogenbekämpfung und Gesundheitswesensowie unterdrückte Schwule und Lesben als fehlerhaft hinsichtlich der Empfänger darzustellen, da diese ja eh nur unverbesserliche Faulenzer oder Drückeberger zweifelhafter Natur seien und somit britische Ausgaben in solche Programme besser in Militärkreisen zur Verteidigung verwendet werden könnten. Der US-Präsident lässt sich in der Hinsicht natürlich nicht angreifen, da die Verteidigungsausgaben hoch sind, die Armeeführung immer im Recht ist und wenn ein Wirtschaftsboss seine Interessen sowie die Gewinne auf den besetzten Inseln in Gefahr sieht, wird gehandelt. Geld und Politik eben, ist ja heute nicht anders, wenn die Bosse mit Politikern kungeln. Ansonsten stört mich eigentlich nur die übliche einseitige Charakterzeichnung der Figuren: die feigen Briten (in Form der Politiker), die ehemalige Weltmacht am Abgrund (Briten unzulänglich bewaffnet und nicht richtig im Kampf ausgebildet), die hinterhältigen Angreifer (Argentinien und Russland) sowie die immer heldenhaften, bestens gedrillten und loyalen Kämpfer für eine gerechte Welt (natürlich nur aus Amisicht zu Aminutzen) aus Amerika. Sollte jemand die obigen Kritikpunkte so verstehen, dass mir das Buch nicht gefiel, liegt er falsch. Dass Tom Clancy uns jetzt schon seit Jahren nicht mehr mit eigenen Büchern versorgt, hat eine Lücke gerissen, die Robinson zumindest größtenteils ausfüllen kann. Nicht ganz die Klasse von TC, aber nahe dran. Ebenfalls positiv ist die Vorstellung der Hauptfiguren seines Romans vor Beginn der Geschichte, ohne allerdings etwas vom folgenden Geschehen vorwegzunehmen. Die Schilderung der Separationsversuche des größten Erdöllagers Sibirien von den Russen und deren Gegenmaßnahmen zeigt schon seine Qualität, die er mit dem Spinnen der militärischen Intrigen gegen Großbritannien fortsetzt. Vorbereitung und Umsetzung des Angriffs sind gut in Szene gesetzt, wobei die Schilderung der Kampfhandlung nicht den größten Raum einnimmt, aber zu gefallen weiß. Der Zeitraum bis zum Eintritt der USA mit der erwähnten "Phantom Force" (eine Eliteeinheit) wird etwas zu ausführlich geschildert, um die wirtschaftlichen Auswirkungen und die Reaktion der Wirtschaftsbosse sowie die Kleinarbeit der amerikanischen Geheimdienste und ihre fast hellseherischen Fähigkeiten in der Voraussage der nächsten Geschehnisse entsprechend zu würdigen. Militäreinsatz über alles, aber nur dem eigenen Vorteil oder des schnöden Mammons willen, über die Briten (gemeint sind die Zivilisten) auf den Inseln wird kaum ein Wort verloren. Wenn jemand Tom Clancy als republikanischen Rechtsverteidiger bezeichnet hat, dann dürfte dies auch auf Patrick Robinson zutreffen. Sein Admiral Morgan, für mich nur schwerlich als Sympathiefigur zu akzeptieren, ist ein Kriegstreiber erster Güte, aber es ist alles ein Roman und um der Handlung willen ist ein solches Verhalten dann auch akzeptabel. Der zweite Teil des Buches beschreibt den Angriff der USA auf die Argentinier (selbstverständlich ohne Kriegserklärung im Geheimen),um sie von den Inseln zu vertreiben und nachdrücklich daran zu erinnern, dass sie keine weiteren Aktionen wagen sollten. Zudem wurde bei der britischen Kapitulation nach den ersten Kampfhandlungen eine SAS-Einsatzgruppe auf den Inseln zurückgelassen, die natürlich von den befreundeten Amerikanern (um diese Menschen macht sich Amerika dann Sorgen, sind ja Militärkumpels) gerettet werden müssen, bevor die eigentlichen Angriffe auf Argentinien vollständig ins Rollen kommen. Die erstklassige amerikansiche Planung durch Admiral Morgan und seinen Stab sorgt natürlich dafür, dass der Einsatz nicht nur ohne Verluste vonstatten geht, die Engländer samt und sonders gerettet werden und argentinische Truppen auf eigenen Stützpunkten aussehen wie Dilettanten, sondern Argentinien sich auf Bedingungen einlässt, um die Angriffe zu beenden, die Amerika und dessen wirtschaftlichen Interessen zu Gute kommen. Besagtes russisches Atom-U-Boot aus dem Klappentext, das den Argentiniern zu Hilfe kommt, zerstört bei den ersten Angriffen auf die marode englische Flotte, die zur Rückeroberung der Falklands vor den Inseln in Stellung ging, einen (den einzig ob der Etatkürzungen noch verbliebenen) Flugzeugträger der Engländer und ward dann nur noch auf Rückreiseetappen erwähnt, bis es dann kurz vor erreichen der Heimat in der Enge bei GIUK (Grönland, Island und United Kingdom) doch noch torpediert wird. Schließlich kann Amerika ja keinen Gegner verschonen. Auch diese Aktion geschieht, ohne dass je einer erfahren wird, dass das U-Boot von den amerikanischen Streitkräften vernichtet wurde.

       Ein flüssig geschriebenes Buch, das eine Steigerung im Vergleich zum letzten Werk des Autors darstellt und zugleich auch eines seiner besten ist. Wer Politthriller im Stile von Clancy schätzt, kann ohne Bedenken zugreifen, auch wenn dessen Klasse nicht vollständig erreicht wird. Review anhand der gebundenen Ausgabe erstellt.


      jerry garcia

      • Gast


       Andrei Levitski + Alexsei Bobl. Jegor Rasin, Soldat und Söldner, hat keine Ahnung, wo es ihn hin verschlagen hat, als er nach einem außer Kontrolle geratenen wissenschaftlichen Experiment die Augen öffnet: Das Russland, das er kannte, hat sich in eine radioaktiv verseuchte Wüste verwandelt. Die Felder sind verödet, die Städte verfallen, und die wenigen Überlebenden haben sich zu Clans zusammengeschlossen und führen einen erbitterten Krieg um Lebensmittel und Rohstoffe. Verzweifelt versucht Rasin herauszufinden, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte - und wie es ihm gelingen kann, in seine Welt zurückzukehren.

      Jegor Rasin kämpft in einem Krieg in der Ukraine, der sich als Putschversuch herausstellt und bei dem die Parteien nicht wirklich übersichtlich sind und immer mal wieder die Seite wechseln, um ja bloß auf der Position des Siegers zu sein. Eines Tages wird sein Kampfflieger von einer SAM (Surface to Air Missile) getroffen und er muss mit dem Schleudersitz aussteigen. Am Boden angekommen, wird er bald gefangengenommen und in das Institut von Dr. Hubert gebracht, der gerade nach "Freiwilligen" für seine Experimente sucht. Schnell findet sich Rasin in einem Labor auf eine Liege geschnallt vor und mitten in einem laufenden Experiment. Er kann sich zwar von der Liege befreien und will fliehen, als sich alles um ihn herum verändert und er das Bewusstsein verliert. Er erwacht in einer Art Höhle auf einem Hügel und macht sich auf den Weg nach draußen, immer am Überlegen, wo er gerade ist und was passiert sein könnte. Bald wird ihm klar, dass etwas Ungeheuerliches geschehen sein muss, das das Land verwüstet hat und zudem schreckliche Mutationen und Monster sowie einen tödlichen Schimmel (Nekrose), der alles zu verschlingen droht, zu Tage gebracht hat. Kurze Zeit später trifft er auf Juna, die junge Tochter eines Clansoberhauptes, die sich auf den Weg zu einem anderen Clan gemacht hat, um mit diesem und dessen Erkenntnissen gemeinsam ihr Land zu retten. Zu seiner Überraschung trägt das Mädchen die gleiche Tätowierung wie Dr. Hubert und er beschließt bei ihr zu bleiben, um vielleicht Informationen zu erhalten. Doch die Reise wird mehr als nur beschwerlich, da sie von unterschiedlichen Gegnern angegriffen werden und auch Jegor Rasin deren Ziel ist, da er anscheinend der Einzige ist, der sich in der Nekrose bewegen kann, ohne von ihr getötet zu werden und dies macht ihn für alle Gruppierungen interessant und sie wollen ihn in die Finger bekommen. Unterwegs lesen sie noch den Dieb und Kleinwüchsigen Tschak auf, der sich als durchaus hilfreich erweist. Gemeinsam machen sich die drei dann nach Moskau auf, um ihre jeweilige Mission zu beenden.

      Wer sich anhand der Autorennamen eine Story in der Nähe der STALKER-Romane erhofft, liegt damit richtig. Endzeit und ein bisserl Mad Max-Ambiente mit zusammengebastelten Karren und viel Geballer als weitere Zutat. Die Erzählweise ist wie bei ihren STALKER-Werken temporeich und an einem Videospiel orientiert. Es geht schnell voran, manchmal anscheinend auch zu schnell für die Übersetzerin, denn das, was da geboten wird, strotzt vor Wiederholungsfehlern (Schutzhandschuh schützt - hätte man auch anders umschreiben können). Tekhnotma kommt actionreich daher, aber nicht blutdürstig, extreme Szenen fehlen wie bei einem Film, dem die blutigen Einschüsse abgehen, dafür ist es flott und einfach inszeniert. Man sollte auf keinen Fall anspruchsvolle Lektüre mit einer Aussage erwarten - außer man nimmt sich heraus, dass die Menschheit auch nach einer Katastrophe nix gelernt hat und sich dem Willen der Politik beugt, sich mit allen Mitteln zu bekämpfen, zu tricksen und zu lügen, um an die Macht zu kommen. Ölförderer, die danach trachten, andere und günstigere Wege zur Strom- und Spriterzeugnung von den Menschen fernzuhalten, damit sie weiter ihren Profit machen können, gibt es auch im neuen Russland. Insgesamt erhält man ein Paperback für 14,99 Euro mit 470 Seiten Story, das mit schöner großer Schrift, noch größeren Zeilenabständen und sehr intensiven Rändern aufwartet, aber auch eine solide Story bietet, die schnell (wenn auch nicht wie ein Reilly) vorangeht, leicht konsumierbar ist und das Hirn nicht anstrengt. Zum Ende bleiben einige Fäden lose, sodass man sich auf die Folgebücher einlassen kann (muss), wobei zu sagen bleibt, dass das bererits erschienene "Tekhnotma - das wüste Land" nicht direkt an dieses hier anschließt - und mir auch schon vorliegt, ich aber aus eben diesem Grund erstmal was anderes in Angriff nehme - und ich hoffe, dass bei dem avisierten (muss ja nicht immer heißen bei dem Verlag, dass das Buch denn auch kommt, wie ich mich bei Joe Ledger schmerzlich erinnere) dritten Teil Krieger des Clans die Handlungsstränge zusammengeführt werden. Ordentlich, gut, aber nicht überragend.
      « Letzte Änderung: 22. April 2013, 11:29:23 von jerry garcia »


      jerry garcia

      • Gast


       Arthur Gordon Wolf. Brandon Tolliver ist eigentlich der nette Durchschnittstyp von nebenan. Als er jedoch eines Tages seiner alten Nachbarin zu Hilfe eilt, beginnt sein Leben kontinuierlich aus den Fugen zu geraten. Plötzlich wird er von wahnsinnigen Replikanten und von Killer-Kommandos verfolgt. Ohne zu wissen, warum, ist Brandon mit einem Mal zum Outlaw geworden, zu einem Vogelfreien, dessen Leben keinen Cent mehr wert ist. Seine soziale Fürsorge hat ihn etwas entdecken lassen, was nicht für seine Augen bestimmt war. Ein übermächtiger Feind setzt nun alles daran, ihn für alle Zeiten zum Verstummen zu bringen.

      Brandon hat seinen Job, der ihn langweilt, sein Zuhause, das ihn auch nicht gerade zu Freudensprüngen hinreißt, Ex-Freeundinnen, die per Halo-Botschaft mit ihm Schluss gemacht haben und eine nette, alte Nachbarin, mit der er eigentlich genauso wenig zu tun hat, wie mit seinen anderen Nachbarn oder Kollegen. Als er eines Tages Krawall und Hilfeschreie aus der Wohnung der alten Dame hört, springt er rüber und hilft ihr gegen einen durchgedrehten Replikanten, der ihr eigentlich als Haushaltshilfe dienen sollte. Danach geht er wieder zur Tagesordnung über, ohne sich weiter darum zu kümmern, wie die Nachbarin nun vorzugehen gedenkt. Einige Wochen später besucht er sie und findet sie völlig verändert vor, den Hilfsreplikanten immer noch an ihrer Seite. Plötzlich stürmen Männer in weissen Monturen in den Raum und er flüchtet. Freunde hat er keine, er weiß nicht wohin, und die Angst vor Überwachung lässt ihn die Stadt verlassen, wo er zu einem Kollegen flüchtet, den er eigentlich immer als Spinner abgetan hat. Was er von diesem erfahren muss, stellt sein gesamtes Weltbild auf den Kopf.

      Mein Dank für diesen Tipp geht an Carmen Weinand von Horror and more.
      Das Thema ist durchaus aktuell, wenn man bedenkt, dass unsere Regierung nach den Anschlägen in Boston sofort wieder die Kurve zur weitergehenden Überwachung ihrer Bürger durch mehr und mehr Kameras zur angeblichen Sicherheit bekommen hat. In dieser Dystopie von Arthur Gordon Wolfs UMC-Saga, die man aber dennoch auch ohne Kenntnis anderer Geschichten lesen kann, haben die großen Wirtschaftskonzerne die Welt unter sich aufgeteilt, beherrschen die Politik und auch den Rest des Staates (so weit von hiesigen Zuständen nun auch nicht mehr entfernt), negative Nachrichten werden unterdrückt, die Überwachung ist allgegenwärtig und ultimative individualität besagt hier nur, dass man für sich allein vor dem neumodischen TV oder den Haloschirmen hockt und nicht mehr mit echten Menschen interagiert. Als Gefährten bekommt man nun Replikanten zum Kauf angeboten. Doch diese neue Welt hat ihre Tücken und in die tappt der sympathische Loser Brandon und Wolf hat mit Wortwitz und Tempo seinen Weg aus dem Dilemma, ohne dabei aber auf allzu gewalttätige Mittel zurückzugreifen. Trotzdem ist es eine spannende, durchaus auch schnelle Novelle mit Humor und ganz vielen kritischen Anmerkungen, bei der nur die Hauptcharaktere ausführlich vorgestellt werden.Die rund 115 Seiten sind viel zu schnell vorbei. Guter Einkauf bei Voodoo-Press.


      Offline Thomas Covenant

      • Die Großen Alten
          • Show only replies by Thomas Covenant
        Was habe ich die alten Lludlums verschlungen, irgendwann war dann Ende. Wie mit Alistair McClean oder wie der hiess. Alles hatte so Phasen  :biggrin:


        jerry garcia

        • Gast
        Ja,
        es gibt schon diverse Autoren bei denen man erst einmal lange als treuer Kunde verharrt, bis sie irgendwann schon fast langweilen, weil sie fast immer die gleiche Schiene fahren. Daher bin ich auch immer auf der Suche nach etwas frischem Wind. Nach Matthew Reilly kamen da Martin Kay, Tom Wood, Andy McDermott usw. Dazu die Horrorbrocken von Festa. Und da stelle ich fest, dass der Herr Lee mir schon etwas zum Halse raushängt. Ständig in den Hals ficken reicht da auch nicht.


        Offline Necronomicon

        • Moderator
        • *****
            • Show only replies by Necronomicon
          Danke für Tekhnotma ;)

          Klingt für mich jetzt leider nicht so, daß ich es haben muß.
          Die Stalker-Romane fand ich sehr gut aber ich denke bei dem hier ist es zu politisch/militärisch und sowas mag ich gar nicht.

          Also kommt es erstmal wieder von der Liste


          jerry garcia

          • Gast
          Würde auch sagen, dass wohl ein Warten auf ein normalpreisiges Taschenbuch reicht. An ungewöhnlichen Erscheinungen gibt es nur die Nekrose, die Mutanten und die Mutafage, dazu Himmelsplattformen, über die keiner Infos hat (ist so ein loser Faden). Der Rest ist Verfolgung, Gefangennahme, Flucht und Machtspielchen.
          Das zweite Buch gehe ich die Woche noch an.


          jerry garcia

          • Gast


           Douglas Preston & Lincoln Child. Agent Gideo Crew will gerade New York City verlassen, als ihn die Nachricht erreicht, dass ein anscheinend wahnsinniger Atomwissenschaftler eine Familie gefangen hält. Doch die Geiselnahme geht schief, und der Täter stirbt einen jähen Tod. Die Aufzeichnungen des Toten lassen keinen Zweifel zu: In 10 Tagen wird eine selbstgebaute Atombombe eine nukleare Katastrophe auslösen. Doch niemand weiß, welche amerikanische Stadt das Ziel des Terroranschlags sein wird.

          Gideon Crew wird direkt nach seiner erfolgreichen letzten Mission von seinem Auftraggeber mit der nächsten Aufgabe betraut. Ein Dr. für Atomforschung hat in einer Wohnung das Vermieterehepaar und dessen beiden Kinder als Geiseln genommen und faselt gegenüber den Beamten vor Ort wirres Zeug von Strahlen und Agenten, die man von ihm abziehen soll, sonst würde er die Leute töten. Gideon erscheint ideal für den Einsatz, da er mit dem Mann einige Zeit zusammengearbeitet hat. Eher ungehalten geht er ans Werk, kann aber trotz allen Versuchen, den Ex-Kollegen zur Aufgabe zu bewegen, nicht verhindern, dass dieser den Mann unter seinen Geiseln tötet, bevor er selbst erschossen wird. Danach stellt sich heraus, dass der Geiselnehmer hochgradig radioaktiv verstrahlt war und vermeintlich an einer Atombombe für Terrorzwecke gebastelt hat. Ein Indiz dafür scheint auch sein Übertritt zum Islam zu sein. Nun soll Crew zusammen mit dem FBI-Mann Fordyce die Bombe sowie die Terroristen auftreiben. Eine erste Spur führt nach Santa Fe, während in New York nach und nach der Panik-Modus angeschaltet wird, als die Nachrichten über eine Bombe durchsickern. Von Santa Fe aus folgen Crew und Fordyce verschiedenen Fährten, die sie dort finden, nur um immer wieder auf eine weitere Abzweigung zu stoßen. Weitere Verdächtige, aber nirgends Beweise. Der Gegner erweist sich als schlau, schickt sie immer wieder ins Leere. Und die Zeit läuft.   

          "Countdown" schließt direkt an "Mission - Spiel auf Zeit" an, der dortige Epilog ist gar der Beginn von "Countdown". Und der Protagonist wird auch gleich emotional berührt, als der vorliegende Fall Erinnerungen an die Vergangenheit heraufbeschwört und das Autorenduo charakterisiert den Helden gleich als clever, verletzlich, aber dennoch irgendwie unkaputtbar, mit einem Hang zum Glück, der ihn eigentlich zum täglichen Lotterielos greifen lassen müsste. Ihm zur Seite gestellt wird ein anfangs recht missmutiger, aber mit der Zeit immer sympathischer wirkender Partner, der auch mit trockenem Humor zu punkten weiß. Während mir die Panik, die Evakuierungen und die hektische Stadtflucht mit den nachfolgenden Plünderungen und dem Einsatz der Nationalgarde doch etwas zu sehr an den Rand gedrängt scheinen, punktet der Rest der Story mit einem Kettensägenzweikampf, der aber Preston/Child-gerecht nicht sonderlich blutrünstig daherkommt, Wortklaubereien der beiden Ermittler, einem manipulierten Flugzeug, einer brennenden Westernstadtfilmkulisse, einer Verfolgungsjagd durch die Wüste und einem fetzigen Finale. Alles präsentiert in einem lockeren und leicht lesbaren Schreibstil mit einem ordentlichen Spannungsbogen und durchaus unerwarteten Wendung, was die wahren Hintergründe der ganzen Affäre angeht. Im Gegensatz zu dem eher verschlossenen und schwierig-komplexen Charakter des Pendergast ist Gideon Crew eher simpel gestrickt trotz all seiner Kenntnisse und Fähigkeiten. Flott, seicht, unterhaltsam und schon fast drehbuchgerecht präsentiert ist "Countdown" solider Lesestoff für einige gemütliche Stunden, die keinen Deut auf irgendwelchen Anspruch als vielmehr auf manchmal etwas an Glaubwürdigkeit mangelndes Tempo setzt. Einem dritten Teil dürfte wohl nichts im Wege stehen und ich würde ihn mir auch sicher zulegen.   


          jerry garcia

          • Gast


           Andrei Levitski & Aleksei Bobl. Die Welt des jungen Turan Dschaj ist von Katastrophen gezeichnet: Russland hat sich in eine radioaktive Wüste verwandelt. Felder liegen brach, Städte sind zu Ruinen geworden. Die Menschen haben sich zu Clans zusammengerottet und liefern sich einen brutalen Kampf um die wenigen verbliebenen Lebensmittel und Rohstoffe. Als Turans Familie ermordet wird, macht er sich auf die Suche  nach den Tätern. Eine Suche, an deren Ende ein tödliches Geheimnis wartet.

          Der junge Turan wird von seinem Vater zu einem alten Heiler geschickt und soll dabei auch seinen kleinen Bruder mitnehmen, der aber nicht die geringste Lust dazu verspürt und Turan bequasselt, ihn zu Hause zu lassen. Also zieht Turan allein los und begegnet unterwegs dem Flieger Karaban und dem Mädchen Ajuta, denen er gegen Angreifer hilft. Da deren Aviette kaputt ist und keine schwere Fracht mehr aufnehmen kann, überreichen ihm die Beiden eine Kiste, die er in Sicherheit bringen soll. Doch am Ziel seines Weges muss er feststellen, dass der Heiler überfallen und getötet wurde. Er vergräbt die Kiste unter einem Baum und macht sich auf den Weg nach Hause. Dort findet er die Farm, seine Eltern und auch seinen kleinen Bruder nur noch tot vor. Die Farm wurde vom Banditen Makota und seinen Leuten überfallen. Der Junge sinnt auf Rache und folgt der Bande, die er dann auch attackiert. Leider recht erfolglos, da sein Hauptziel Makota überlebt und er selbst gefangengenommen wird. Nun soll er als Sklave in einer Siedlung am anderen Ende der Wüste verkauft werden. Der Weg dorthin ist beschwerlich und gefahrvoll. Überall lauern Banditen, Mutanten und allerlei grauenvolles Viehzeugs, das sich erst nach dem Untergang entwickelt hat. Und Makota selbst bringt die Gruppe auch in Gefahr, weil er versucht Händler zu betrügen. Bei einem schweren Gefecht kann Turan entkommen, schlägt sich mühsam durch und lernt den bekannten Kämpfer und Luftschifffahrer Stawro kennen, mit dem er weiterreist. Doch jetzt ist ihm und seinen neuen Bekannten der Gangster Makota auf der Spur, der es nicht zulassen kann, dass ihm seine Beute entkommt.

          "Tekhnotma - Das wüste Land" schließt nicht direkt an den Vorgänger "Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit" an. Die Autoren beginnen eine völlig neue Geschichte um den jungen Turan, in der sich aber auch Mutanten, Mutafage und die geheimnisvollen Plattformen tummeln. Vieles an der Story erinnert an einen alten Western. Farmüberfall, Rachepläne, Gefangenschaft, Wüstendurchquerung mit Überfällen, Flucht und Kämpfe. Nur eben alles in apokalyptischer Endzeitstimmung mit einigen noch verbliebenen modernen Errungenschaften und natürlich den Mutanten. Das Ganze liest sich überaus flüssig und sehr einfach, man kann da durchflutschen wie ein heisses Messer durch die Butter. Action gibt es en masse, die aber nicht mit expliziten Gewaltdarstellung und Blutvergießen durchsetzt ist. Trotzdem: Es geht schon ordentlich zur Sache in den Kämpfen mit Messern, Gewehren, Maschinengewehren, Granaten und gar alten Panzern und so wird der Leser regelrecht durch die Geschichte des Turan getrieben, die zwar jeglichen Anspruch vermissen lässt (so man hier den Wert darauf legt), dafür aber auch kaum zähe oder langatmige Sequenzen aufzuweisen hat, die sich vielleicht störend oder hemmend auf den Lesefluss auswirken könnten. Nebenden Parallelen zu Western werden auch diverse Kklischees bedient, alles halt schon mal so dagewesen, speziell was die Figurenzeichnung angeht. Da ist der aufrechte und gute Rächer, der abgrundtief böse Verbrecher, Freunde, die zum Helden stoßen, Gangster, die sich anders entwickeln als vom Boss geplant und alles recht oberflächlich. Andererseits macht sich das Fehlen von ausufernden Umschreibungen hinsichtlich der Inszenierung von Turans Abenteuern ebenso positiv bemerkbar wie die vielen und schnellen Kämpfe bei der Wüstenreise. Wie bei dem ersten Buch bleibt auch hier der Schluss offen und der dritte Teil ist ja als "Krieger des Klans" schon angekündigt ud man kann mit dem Erscheinen auch schon mal rechen, falls der Verlag sich an seine Vorankündigung hält, was bei diesem aber nicht unbedingt in Stein gemeißelt ist. Möglicherweise werden ja die Charaktere in den nächsten Büchern zusammengeführt. Das flotte Buch wurde wieder mit dem großzügigen Breitdruck inklusive fetten Zeilenabständen und Rändern sowie dem verlagsfreundlichen Preis bei rund 450 Seiten ausgestattet.


          jerry garcia

          • Gast


           Jason Brannon. Es sind die Sonderbaren und Missverstandenen, die die dunklen Flecken der Welt bevölkern...
          ....ein Todesengel sucht Jahr für Jahr eine Kleinstadt heim.
          ....ein alter Uhrensammler besitzt den Schlüssel zum Armageddon.
          ....Vogelscheuchen erwachen zum Leben.
          ....ein Schlangenkult möchte einen Kirchenbesucher bekehren.

          Neun Geschichten, in denen sich düstere Geschehnisse auf die Protagonisten auswirken - und zwar nicht so, wie sie es erwartet haben. Ob es nun die Vogelscheuchen, der Todesengel, der Uhrensammler, das Kirchenzeremonium, die Frau mit dem Schlüssel zu einer nicht vorhandenen Tür oder die Frau an der Tanke.

          Auf rund 100 Seiten kredenzt Jason Brannon neun Geschichten, die sich abseits des Gewöhnlichen halten und kurzen Grusel mit überraschendem Ende versprechen. Insgesamt solide, aber wenig bemerkenswerte Unterhaltung, die aber nicht im Gedächtnis bleibt. Hervorzuheben wären die Stories um die Vogelscheuchen, den Todesengel und Folgt dem Führer. Düster, manchmal auch mit Botschaft, skizziert Brannon seine unheimlichen Shorties, von denen einige wirklich Spaß bereitet haben und der Autor beweist, dass sein "Der Käfig" keine Eintagsfliege war.


          jerry garcia

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           James Rollins. Ein grausiger Fund, mysteriöse indianische Schrifttafeln und eine gewaltige Explosion - Painter Crowe und die SIGMA-Force kämpfen gegen einen Geheimbund. Gleichzeitig müssen sie eine geologische Kettenreaktion aufhalten, die die Vereinigten Staaten zu zerstören droht.

          Ein junger Mann indianischer Herkunft trekkt mit einem Studienkollegen zu einer Höhle, von der sein Großvater erzählt hat und die Hinweise über die Abstammung seines Volkes verbergen soll. Doch die Sache hat einen Haken: Niemand der die Höhle je betreten hat, kommt wieder lebend hinaus. Und so ergeht es auch dem Enkel, da sein Großvater plötzlich erscheint und ihn und danach sich selbst erschießt. Doch der Begleiter kann entkommen und informiert die Behörden über den Vorfall. Die schickt die Polizei und was dort entdeckt wird, ruft auch die Armee auf den Plan. Eine Organisation für die Rechte der Ureinwohner will die Ausbeutung der Höhle verhindern und schickt die Aktivistin Kai, um mit C4 die Höhle zu verschließen. Sie entwendet drei goldene Schrifttafeln und wird dann entdeckt. Bei der Flucht verliert sie ihren Rucksack mit dem Sprengstoff und es gibt eine Explosion, bei der eine Wissenschaftlerin und ein weiterer Mensch getötet werden und eine noch schlimmere Bedrohung ausgelöst wird. Verzweifelt wendet sie sich an ihren Onkel Painter Crow, Leiter der SIGMA-Force. In der Zwischenzeit wird Grayson Pierce von Seichan, einer abtrünnigen GILDE-Agentin, die  in der SIGMA inoffiziell Aufnahme fand, darüber informiert., dass ihr ehemaliger Arbeitgeber, sich ebenfalls an der Jagd nach den Artefakten beteiligt, deren Herkunft bis zu Benjamin Franklin zurückverfolgt werden kann. Doch damit nicht genug. Auch eine weitere Partei will sich die Gegenstände aneignen. So muss SIGMA an mehreren Fronten kämpfen und dabei auch noch an die Animositäten zwischen den Natives und den Weißen denken, die sich anhand der Geschehnisse zu weiteren Protestaktionen ausweiten könnten, die sich mit der Unterdrückung der Ureinwohner befassen. Im Laufe der Ermittlungen kommt es zu diversen Gefechtshandlungen und sogar Vulkan- und Geysirausbrüchen. Man wird durch die halbe USA gehetzt und muss sogar nach Island.

          James Rollins ist bekannt dafür, dass er Fakt und Fiktion ebenso gut mischen kann wie andere Autoren und immer wieder nette Ideen konstruiert, um den Leser bei Laune zu halten. Im Gegensatz zu einem Dan Brown, der in seinem letzten Buch eher versucht hat, den Leser einzuschläfern statt zu fesseln, gelingt Rollins das auch. Er verquickt Tatsachen mit Erfindung und erklärt im Nachwort, was wie zu deuten ist. Zudem lässt er es menscheln und er packt Themen wie Alzheimer-Erkrankung oder den niedrigen Status der Indianer oder eben Natives in den USA an. Auch wenn die Konflikte später eher zur Randerscheinung werden, gibt einiges doch zu denken. "Feuerflut" ist das siebte Abenteuer um die SIGMA-Force und wieder vollgepackt mit Action, die sich auf unterschiedliche Art und Weise zeigt: Auf Feuergefechte und Explosionen folgen auch Vulkanausbrüche, heiße Schlammlawinen und sogar indianische Bogenschützen. Die Action stimmt, das Tempo ist hoch und der Fall spannend, was aber mehr an der erwarteten Erklärung für die Artefakte und den Zusammenhang mit den Gründervätern der USA liegt, denn am Mitfiebern mit den Protagonisten. Da sind die Rollen denn doch klar verteilt. Äußerst unterhaltsam, mit etlichen Cliffhangern, neuen Gegnern und zum Ende einigen offenen Handlungsstängen, die in weiteren (in den USA bis jetzt noch zwei) Abenteuern sicher weitergeführt werden. Auch wenn ich immer noch die Einzelabenteuer von Rollins bevorzuge, ist "Feuerflut" insgesamt 560 Seiten gute Unterhaltung, die es als gebundenes Buch bei Weltbild derzeit für schlappe 4,99 Euro zu kaufen gibt. Wer auf solche Bücher steht und da nicht zuschlägt, ist selber schuld.



          jerry garcia

          • Gast
          Für die Rezi brauchst Dich nicht zu bedanken, die Tortur wär so oder so gekommen. Aber die Bezugsquelle und den Preis hab ich für dich mit reingebracht, da du ja erwähnt hattest, dass du die Bücher bisher jeweils günstig erworben hast.


          jerry garcia

          • Gast


           Sean Cregan. Niemand setzt freiwillig einen Fuß in das Areal, Ghetto und Sammelbecken aller Gescheiterten und Ausgestoßenen. Doch genau dorthin muss der Ex-CIA-Agent Nathan Turner gehen, um herauszufinden, warum in den Nachrichten von seiner Ermordung berichtet wird. Und auch die suspendierte Polizistin Kate Friedman macht sich auf den Weg in das Areal, der Quelle der rätselhaften Infektion, die ihr nur noch wenige Tage zu leben lässt. Beide folgen sie der Spur des Biests, eines Killers, der nichts mehr zu verlieren hat.

          Nate Turner erfährt von seinem Tod in den Nachrichten während er einen Job für einen Magnaten erledigen soll. doch dessen Sohn wieder aufzutreiben erscheint ihm weniger wichtig, wie zu klären, warum er nun tot sein soll. Als sicher vermerkt er, dass die Cops mit drinhängen müssen, denn sonst hätte die Identifizierung nicht funktioniert. Turner lässt über einen Informanten Fragen stellen, doch als er von diesem nichts mehr hört, macht er sich selbst auf ins Areal. Dort trifft er auf Ghost, eine junge Frau von sechzehn Jahren, die sich vor etwas versteckt, aber ungemein gut mit dem Messer umgehen kann. Indes macht sich Kate Friedman nach einer Suspendierung heftige Vorwürfe, da der Grund für ihre Maßregelung ihr Ex-Lover ist, der nicht nur in großem Umfang gedealt hat, sondern die Gewinne auf ein auf ihren Namen eingerichtetes Konto hat fließen lassen, ohne dass sie etwas spannte. Der Besuch einer Bar wird ihr beim Verlassen fast zum Verhängnis, als sie vor Beobachtern flüchtet und hinter der Kneipe von einem Maskierten attackiert wird. Sie wird niedergeschlagen, aber wie sie später erfährt, von den vermeintlichen Beobachtern gerettet, die nicht  sie sondern den Angreifer im Visier hatten. Der Typ ist natürlich entkommen und sie bleibt mit einer Verletzung zurück, die ihr einen tödlichen Virus eingebracht hat. Der Kerl hat sich ins Areal geflüchtet und so macht sie mit ihren neuen Freunden gemeinsame Sache, da sie vielleicht so ein Gegenmittel gegen das Virus finden können. Das Areal stellt sich als eine von Gott und der Kommune verlassene Gegend heraus, die keiner mehr aufwändig sanieren will, da das Geld in den Säckeln der Honoratioren eh besser aufgehoben ist. So bilden sich dort Banden und eine Subkultur, in der Sorrow herrscht, der auf seine Art von seinem Tower aus für Gerechtigkeit im Areal zu sorgen pflegt.

          John Rickard, der unter diesem Namen schon vier Bücher verfasst hat, beschließt laut Verlagsangaben eines Tages, dass ihm der Sinn nach schnellerem steht und verpasst sich den Namen Sean Cregan, um unter diesem "Das Areal" unter seine Mitmenschen zu bringen. Ein paar kleine Dramen bekommen hier aber auch nur einen kleinen Rahmen. Ansonsten nimmt die Story schnell Fahrt auf, wird immer temporeicher und man hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Kein großes Palaver, kein Blablabla, keine ausschweifenden Umschreibungen. Auf den Punkt gebracht lässt Cregan es krachen, baut einige furztrockene Sprüche ein, weckt mit seinem Areal Erinnerungen an "Die Klapperschlange" so düster und kaputt wie die Gegend und ihre Bewohner sind. Neben krachender Action, die zwar nicht an einen Reilly oder Kay heranreicht und keine seitenlangen Ballereien bietet, lässt Sean Cregan den Leser ob des Motivs und der Hintergründe lange im Dunkeln, bietet ständig neue Wendungen auf und es ist nie gewiss, ob nicht eine der Hauptpersonen denn doch unfreiwillig den Löffel abgibt. Während man auf ausführliche Charakterzeichnungen weitestgehend verzichten muss, darf man sich aber an Messerkämpfen, Explosionen, Ballereien erfreuen, bei denen die Tötungsdelikte stellenweise völlig emotions- und mitleidlos daherkommen, dafür um so effizienter sind. Diese werden aber nicht mit blutigen Details ausgeschmückt, aber alles ist schnell, grausam und hässlich und erweckt in mindestens einer Szene sogar einen dezenten Horroreindruck. Anspruch und stilistische Feinheiten sind jetzt nicht zu erwarten, aber sehr solide, rasante und schnell präsentierte Unterhaltung ist garantiert. Äußerst positive Überraschung meiner letzten Einkäufe. Ich hoffe nur, dass der Verlag auch den nächsten unter dem Namen Sean Cregan herausgebrachten "The Razor Gate" in sein Portfolio aufnimmt.


          jerry garcia

          • Gast


           Chris Ryan. Als der 14-jährige Zak seine Eltern unter ungeklärten Umständen verliert, weiß er noch nicht, wie sehr das sein Leben verändern wird. Ein seltsamer Mann taucht plötzlich auf und bietet dem Jungen eine völlig neue Existenz an. Aus Zac wird nach einer harten Trainingsphase Agent 21. Zacs erster hochriskanter Auftrag führt ihn nach Mexiko. Er soll sich mit dem Sohn des skrupellosen Drogenbosses Martinez anfreunden - um so an Informationen über eines der mächtigsten Kokainkartelle weltweit zu kommen. Alles läuft wie geplant, bis Martinez' Häscher Calaca Verdacht schöpft.

          Nachdem Zaks Eltern in Lagos gemeinsam mit fünfzig anderen Menschen, darunter insgesamt dreizehn Briten, die zu einer Tagung eingeladen waren, auf rätselhafte Weise ermordet werden, kommt Zak bei Verwandten unter. Mit Ausnahme von deren jugendlicher Tochter ist er dort wenig gelitten und wird eher wie Luft behandelt und von familiärer Wäre ist dort wenig zu spüren. In der Schule ein Eigenbrötler, versuchen ihn die sogenannten coolen, aber weniger cleveren Rowdys zu schikanieren, was er aber an sich abprallen lässt wie auch den Druck des Aushilfslehrers, der erst seit einigen Tagen an der Schule ist. Im Laufe der Zeit fühlt er sich immer wieder beobachtet und etwas später auch bestätigt, als ein Mann ihn anspricht und ihn zu einer geheimen Regierungsbehörde rekrutieren will. Nach kurzer Abwägung seiner persönlichen Situation sagt er zu, wobei er des nachts heimlich aus dem Haus seiner Verwandten geholt wird und man lässt es nach einem Bruch mit zugehöriger Entführung aussehen. Während seiner nun beginnenden Ausbildung auf einer Insel vor Schottland lernt er das Team kennen und erfährt auch, dass man in den Zeitschriften und Nachrichten Meldungen über seinen Tod lanciert hat. Bald steht der Tag seines ersten Auftrages bevor. Er erhält eine Legende, neue Papiere, ein fettes Bankkonto und muss nun nach Mexiko, um dort mithilfe eines alten Agenten, der seinen Onkel spielt, über die Freundschaft mit Cruz, dem Sohn des Kartellbosses, an die Beweise gegen dessen Vater zu kommen. Dabei sieht er sich den abenteuerlichsten und lebensbedrohendsten Situationen seines bisherigen Lebens ausgesetzt.

          "Agent 21" von Chris Ryan, Kollege von Andy McNab bei den Spezialkräften (Bravo two zero) ebenso wie nun als Schriftsteller ist dessen Beispiel gefolgt und hat sich nun dem Jugendroman verschrieben. Das Ergebnis ist halt Chris Ryan light. Er war schon zuvor nicht gerade für seine ausführliche Charakterzeichnung und intensive Ausarbeitung seiner Geschichten bekannt, sondern ging immer direkt aufs Ziel zu. So auch hier - kurz und knapp in einfachem Stil - also noch einfacher als gewohnt - schreibt er einen Agententhriller für Leser so um die fünfzehn Jahre herum. Die Abläufe und Ereignisse sind dabei kaum von einem seiner Thriller für Erwachsene zu unterscheiden, nur dass er sich in punkto Gewalt und Erotik logischerweise sehr zurückgenommen hat. Heißt nicht, dass es keine Täuschungsmanöver, Schießereien oder gar Tote gibt. All das ist dabei, nur aus der Sicht eines Jungen, der mir manchmal doch etwas zu erwachsen gehandelt hat. Liest sich leicht - besonders als Erwachsener - und geht zügig voran. Spannung und die eine oder andere kleine Wendung sind ebenso vorhanden wie die klar definierten Grenzen zwischen Gut und Böse. So als Häppchen zwischendurch akzeptabel, wenn man sich beim Lesen nun mal gar nicht anstrengen will. Wie tauglich es für die jüngere Generation ist, mag ich nicht zu beurteilen. Das Ende bietet die Möglichkeit einer fortlaufenden Handlung und bald wird auch ein weiteres Abenteuer um Agent 21 erscheinen.


          Offline JasonXtreme

          • Let me be your Valentineee! YEAH!
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              • Show only replies by JasonXtreme
            Areal klingt doch witzig
            Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


            Meine DVDs


            jerry garcia

            • Gast
            Isses auch.
            Das Mädel mit dem Messer räumt schon gut ab, der Tower erinnert irgendwie an die Gebäude in Raid oder Dredd. Eigentlich ist die Suche nach der Person eher der bildende Rahmen, um einen schnellen Roman abseits der gewohnten Stories zu kredenzen. Hoffe echt auf Nachschub. Das war mal wieder so eine "Fundsache", die es wert ist, nicht immer nur bei schon bekannten Sachen zu stöbern.