Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178491

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jerry garcia

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 Bernard Minier. Ein abgeschiedenes Dorf in den französischen Pyrenäen, eingeschlossen von Schnee und Eis. Eine geschlossene Anstalt, ein Wasserkraftwerk in 2000 Metern Höhe und ein hochintelligenter Psychopath mit einem teuflischen Plan. Ein verstörender Alptraum wird Realität.

In den Pyrenäen wird bei einem Wasserkraftwerk ein grausamer Fund gemacht. Hinzugezogen wird ein Commandante aus der Stadt Toulouse, da die Befehlshaber von einem mächtigen Konzernchef genötigt werden, alles andere ruhen zu lassen, um den Fall zu klären. So erklärt sich Commandante Martin Servaz bereit, zusammen mit Capitaine Irene Ziegler von der Gendarmerie die Ermittlungen zu leiten. Diverse Theorien über den Tathergang werden diskutiert, bis man die DNA eines der Insassen der Heilanstalt vor Ort am Tatort entdeckt. Problem: die Klinik ist mit besten Sicherheitsmaßnahmen gegen die hochgefährlichen Psychokiller des Instituts versehen. Wie sollte da einer rauskommen? Man trifft dort auch auf Diane Berg, die tags zuvor erst ihre Stelle hier angetreten hat. Als diese später zufällig ein Gespräch zwischen dem Leiter der Anstalt und der Chefpflegerin mithört, beginnt sie selbst rumzuschnüffeln, da sie vermutet, dass innerhalb der Klinik einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. In der Ortschaft im Tal spitzt sich die Lage zu, weil jetzt auch dort Menschen ermordet werden oder andere spurlos verschwinden. Jede neue Spur führt die Polizisten immer mehr zu alten Geheimnissen, die in dem Ort unter Verschluss gehalten werden. Hat der Fall wirklich nur oder überhaupt mit der Klinik zu tun?

Bernard Minier baut in seinem Debüt "Schwarzer Schmetterling - Glace" schon zu Beginn eine düstere Atmosphäre auf. Eine einsame Klinik, die wie ein Prunklbau aus alten Zeiten am Berg hängt, der in Eis und Nebel seine schroffen Züge unter einem wolkenverhangenen Winterhimmel zeigt, dazu das grässlich an den Berg drapierte Opfer. Seine Protagonisten sind alle Menschen mit Problemen aus ihrer Vergangenheit, die sie nicht verarbeitet haben, denen man inklusive der  neuen Therapeutin der Klinik selbst hin und wieder eine Sitzung empfehlen würde gegen ihre Ängste und Befürchtungen und depressiven Attacken. In Rückblenden stellt Minier deren Lebenswege vor, nimmt sich aber auch die Politik und die Gesellschaft zur Brust. Ob es nun die gutbezahlten Manager sind, die ja ach soviel Verantwortung tragen für Firma und Mitarbeiter, die aber im Versagensfalle doch nur mit Entlassung reagieren oder schlimmstenfalls selbst mit hohen Abfindungen freigestellt werden. Von Verantwortung keine Spur, wie man derzeit ja auch beim Bankensektor sieht. Da darf der Steuerzahler und bald auch der Sparer ran und die Verursacher werden verschont und lachen sich ins Fäustchen. Die Politik kriegt ihr Fett weg, da sie den Konzernen, die ihr Handeln eh schon fast bestimmen, keine Steine in den Weg legt, wenn es an die Ausbeutung ihrer Mitarbeiter oder der Natur geht. Heute wird die Welt doch schon fast von Konzernen regiert und die Menschen zur Ware degradiert, während die Regierung sie umfassend kontrollieren will - die Gesellschaft, nicht die Konzerne und ihre hochbezahlten Manager. Doch auch in der Gesellschaft läuft einiges schief, wenn Jugendliche völlig ohne Reue einen Obdachlosen totschlagen und dann noch von ihren Eltern bestätigt werden mit Sätzen "der war eh nur ein Parasit und Schnorrer, nicht schade drum". Alles verroht und könnte mit den vielen neuen Medien zusammenhängen, die den Typen auch noch Aufmerksamkeit schenken und über die sich die Spinner, Killer, Holligans oder gar Selbstmordcliquen zu ihren Taten verabreden können. Das alles und noch mehr (Outsourcing, Medikamentenmissbrauch, Herstellung nur im lohnenden Fall usw.) hat Minier in seinen Psychothriller eingewoben, der mit einigen Wendungen gespickt ist und der der Klinik ein Ambiente wie in einem Horrorschinken gibt sowie zeitweise wirklich auf Augenhöhe mit Jean Christophe Grange ist. Spannung ist Programm in diesem hintergründigen Thriller und es ist ein fast rundum gelungenes Werk. Gegen Ende und hinsichtlich der Auflösung bleibt aber doch ein kleiner Makel, andererseits wird auch nicht alles so gelöst, wie man es in einer heilen Welt gerne hätte. Eines der stärksten Werke dieses Jahres, wenn auch nicht ganz an Grange heranreichend.


jerry garcia

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 Matthew Costello. Der Asteroid "Apophis" hat die Erde in ein apokalyptisches Trümmerfeld verwandelt. Nur wenige Menschen überlebten die Katastrophe und überdauerten tief unter der Erde in sogenannten Archen die Zeit. Jahrhunderte später sollen diese Auserwählten eine neue Zivilisation auf dem verwüsteten Planeten erschaffen. Als Lieutenant Nick Raine seine Arche verlässt, findet er eine Zukunft vor, wie er sie sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht vorzustellen wagte. Nicht alles Leben wurde durch den Asteroiden venrichtet. Stattdessen hat sich eine neue Gesellschaft etabliert, in der das Leben rau, hart und unmenschlich ist. Mutanten und Banditen machen gnadenlos jagd auf die Schwachen und Wehrlosen und auch die mysteriöse paramilitärische Gruppe "Authority" scheint wenig von den Zukunftsplänen der Neuankömmlinge zu halten .... der Kampf um die Erde hat begonnen.

Ein Asteroid rast auf die Erde zu und die führenden Staaten der Welt erkennen schnell, dass das Ende wohl unausweichlich ist. So planen sie zusammen, ohne den Rest der Welt zu informieren, zumindest Teile - die wichtigsten und nützlichsten - ihrer Bevölkerung zu retten. Man baut sogenannte Archen und vergräbt sie tief in der Erde. Natürlich ist auch die Armee involviert und wie gewohnt hat da der eine oder andere Befehlshaber so seine eigenen Gedanken zur Zukunft. Zeitsprung, rund 100 Jahre später. Nicholas Raine erwacht aus seinem Kryoschlaf, erinnert sich mühsam an die Impfung mit den Nanotriten, die ihm schnellere heilung von Krankheiten und Wunden sowie größere Kräfter verleihen sollen und wieso er überhaupt hier ist. In seiner Arche hat nur er überlebt und als er sich an die Erdoberfläche freigekämpft hat, wird er prompt von Banditen überfallen. Doch er wird von einem Mann in recht zerlumpter Kleidung gerettet und von diesem in dessen Siedlung gebracht. Gleich darauf wird ihm klargemacht, dass er nur in der Ortschaft bleiben kann, wenn er seinen Nutzen für die Gemeinschaft unter Beweis gestellt hat. Man teilt ihm zum Patrouillendienst ein, um vor möglichen Angriffen von Banditen gefeit zu sein. Tatsächlich trifft er auf eine Gruppe, die gerade eine junge Frau traktiert. Er tötet die Verbrecher und befreit die Lady, die ihm aus lauter Dankbarkeit sein Messer stibizt und sich flugs und ohne Wort des Dankes verdrückt. Zurück in der Siedlung muss er feststellen, dass diese überfallen wurde und er wird in den nächstgrößeren Ort geschickt, um Medikamente für die Verletzten einzutauschen. Was ihm dabei entging, ist, dass er das Tauschobjekt ist. Er wird festgesetzt, aber nun zeigt sich, dass seine Taten bisher doch belohnt werden: die von ihm Gerettete verhilft ihm zur Flucht. Seine Reise führt ihn nun über eine kurzen Abstecher zur Siedlung ins Ödland, wo ihn Mutanten attackieren. Er kann sie besiegen, wird aber verletzt und von einem alten Einsiedler aufgelesen und wieder hochgepäppelt. Der hat aber auch nicht selbstlos gehandelt und erwartet von ihm, dass er aus der Totenstadt eine Festplatte holt. Totenstadt heißt die nicht umsonst und er muss sich durch eine ganze Horde Mutanten kämpfen. Auch das gelingt ihm, aber bei seiner Rückkehr ist der Einsiedler tot - ermordet von Vollstreckern, Fängern im Regierungsauftrag. Nun schlägt er sich in die Stadt Wellspring durch. Dort wird von ihm verlangt, für sein Bleiberecht an einem Rennen teilzunehmen. Gesagt, getan, gewonnen. Doch damit nicht genug. Jetzt soll es um einen TV-Kampf in der Arena gehen. So langsam begreift er, wie in der neuen Welt der Hase läuft und dass sich da Einiges zusammenbraut. 

Wie gewohnt kennt Alterchen beim Roman zum Game das Spiel nicht und so kann ich da keine Vergleiche anstellen, doch hat das ganze Szenario den Eindruck erweckt, als müsste der Held sich von einem Level zum nächsten hangeln. Irgendwie wirkt das alles dann aber auch nur zusammengestückelt als habe man einfach nur einige Kurzgeschichten aneinandergereiht. Und neu ist da auch nicht viel. Ein bisserl Mad Max, etwas Ben Hur trifft Death Race plus Reality TV brutal meets Spartacus. Dazu Despoten, Verschwörung, Mutanten in Übergröße, Widerstand, Rebellion und eine manchmal recht blumige Übersetzung (Von einem "strubbeligen" Gesicht hab ich noch  nie gehört. Falls mir das jemand erläutern kann, ich lerne gern dazu.) Das Buch ist nicht schlecht, aber auch nicht  herausragend, wirkt manchmal etwas trocken und nicht wirklich spektakulär. Ein bisschen mehr Drive hätte der Sache gutgetan. Unkompliziert geschrieben, mit eindimensionalen Charakteren, ohne Tiefe (Hatte ich aber auch nicht erwartet) und leider nicht an die Bücher von S.T.A.L.K.E.R. oder HALO heranreichend. Ist eher so eine kann man lesen, muss man aber nicht-Lektüre.


jerry garcia

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 Elmore Leonard. Raylan Givens ist ein Top-Ermittler im U.S. Marhsals Service. Er schreckt nicht davor zurück, zur Waffe zu greifen - und sie auch effektiv einzusetzen. Dass er damit Strafverfahren schneller abschließt, als sie eröffnet werden können, bringt Raylan nicht nur Freunde ein. Deshalb ermittelt er nicht mehr im sonnigen Florida, sondern in der trostlosen Einöde von Kentucky. Hier in Raylans Heimatstadt Harlan schlug einmal das Kohleherz Amerikas, heute ist der Ort nur noch ein Umschlagplatz für Drogen. Doch auch der Drogenmarkt droht zu kippen, sodass zwei findige Dope-Dealer beschließen, auf menschliche Organe umzusteigen. Als Raylan den beiden auf die Schliche kommt, findet er sich plötzlich in der Rolle des unfreiwilligen Organspenders wieder.

Raylan ist mit seinen auf dem Weg, um einen kleinen Dealer namens Angel zu verhaften, der sich so clever angestellt hat, sich nur drei Monate vor Ablauf seiner vierjährigen Bewährungszeit mit Dopeverkauf zu beschäftigen und dabei beobachten zu lassen. Angel ist aber kein hartgesottener Typ, sondern sogar meist unbewaffnet. Also betritt Raylan das Motelzimmer, in dem sich Angel aufhält, zwar mit einer gewissen Portion vorsicht, aber dennoch relativ ruhig. Er findet den Kleindealer in Eiswasser in dessen Badewanne vor und schnell stellt man fest, dass man ihm beide Nieren geklaut hat. Damit nicht genug. Im Krankenhaus erzählt Angel, dass die Typen ihm auch noch das Geld für den Deal abgenommen haben und jetzt dazu so unverschämt sind, per Fax dem Krankenhaus und somit Angel dessen Nieren zum Rückkauf für 100.000 Dollar anzubieten. Angel verrät Raylan die Namen der Käufer seines Stoffs und Raylan will sie sich vornehmen. Dabei stolpert er nicht nur über die eine oder andere Leiche, sondern wird selbst zum Spender wider Willen auserkoren. Also unternimmt er was dagegen und gerät dabei nur in den nächsten Schlamassel
in Form eines Todesfalls, der nur vermeintlich Notwehr zu sein scheint. Sein Bekannter Boyd Crowder gibt an, einen Mann erschossen zu haben, der sich bei der Vertreterin der Kohleabbaugesellschaft etwas zu derb über deren Vorgehensweise und Ausbeutung der Arbeiter sowie Verschmutzung der Landschaft beschwert hatte. Damit nicht genug, kommen ihm noch eine Frauendreigestirn mit Hauptberuf Bankraub sowie eine Pokerspielerin auf der Flucht in die Quere.

Hat man schon die TV-Serie genossen, kann man sich die Figuren aus Elmore Leonrads Buch "Raylan", das er mit einem netten neuen Geschäftskniff beginnt, viel besser vorstellen. Man hat Timothy Olyphant oder Walton Goggins irgendwie ständig vor Augen. Und das Geschäftsmodell des Nierendiebstahls wurde um die Zutat ergänzt, dass man die entwendeten Organe gleich demjenigen wieder anbietet, der sie wohl am nötigsten hat - dem "edlen" Spender nämlich. Und dazu die Fälle mit Gewehrpatronen im Altenheim, bankraubenden Stripperinnen, Pokermiezen und Kohleabbaugesellschaft. Alles unterhaltsam verknüpft und mit stellenweise hanebüchenen Ideen zu einem Roman mit lakonischem Unterton und coolen Typen. Das alles absolut frisch serviert von einem fast 90-jährigen, der etliche der heute schreibenden Jungspunde erblassen lässt. Knappe Plaudereien, die hin und wieder durch schnelle und kurze Gewaltausbrüche unterbrochen werden, machen "Raylan" aus, heben ihn aus der Masse hervor - und die Erkenntnis, dass die treibende Kraft hinter dem Bösen Frauen sind. Kurzweilig, schlagfertig, mit zwielichtigen Gestalten und viel Wortwitz gesegnet, lässt Elmore Leonard mit "Valdez kommt" noch eine Anspielung auf ein vergangenes Meisterwerk einfließen und sorgt insgesamt dafür, dass sich bei der Lektüre immer ein leichtes Schmunzeln auf das Gesicht des Lesers zaubert. Einfach klasse. 


Offline JasonXtreme

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    Okaaaaay also storytechnisch gänzlich anders als die Serie!? Da hat er ja nur die Rahmenhandlung und die Figur des Deputy Marshal Raylan Givens (ich hau mich jedesmal weg während der Serie, weil das ja wirklich zu 99 % ausgesprochen wird, wenn Raylan irgendwo auftaucht :lol:) übernommen!? Ich hab gedacht die Geschichte ist dieselbe - gut zu wissen
    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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    jerry garcia

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    Nicht ganz. Der Handlungsstrang mit der Kohleabbaugesellschaft kam in der Serie schon vor.


    Offline JasonXtreme

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      Jo, nur etwas anders ;) aber Hauptsache Boyd is am Start :D
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      jerry garcia

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       Ilkka Remes. In Stockholm werden die hochrangigen Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz entführt und auf einen Atommüllfrachter gebracht. Als der Frachter die schwedische Küste verlässt, kommt ihm ein Schnellboot mit Umweltaktivisten entgegen., die auf der Ostsee gegen den Bau der russisch-deutschen Gaspipeline protestieren. Mit an Bord: Der finnische Geologe Patrik, ein Spezialist für Fragen der Endlagerung von Atommüll. Zu spät erkennt Patrik, dass die Protestaktion fingiert ist und einzig dem Zweck dient, ihn, den Experten für Kernmaterial, den Geiselnehmern auszuliefern. Doch damit nicht genug: Unter den Geiseln befindet sich die belgische Ärztin Sandrine, die, davon ist Patrik überzeugt, seine Freundin Beate auf dem Gewissen hat. Patrik und Sandrine geraten zwischen die Fronten der Geheimdienste und in einen Strudel von lebensgefährlichen Ereignissen.

      Mit einem aufsehenerregenden Coup gegen ein Schiff, das bei der Verlegung der Pipeline aktiv ist, wollen sich die Umweltschützer ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen. Die Aktion gelingt und die Gruppe, der sich Patrik angeschlossen hat, scheint zufrieden. Tage später wird die Bilderberg-Konferenz in Stockholm von bewaffneten Terroristen überfallen und es werden mehr als dreißig Geiseln benommen und mit dem Boot auf See gebracht. Nahezu zeitgleich muss Patrik mit seinen Verbündeten an einem Überfall auf einen Transporter mit einem Castor-Behälter teilnehmen. Das Schiff wird gekapert, die Besatzung festgesetzt. Und wider jegliche Absprachen muss Patrik feststellen, dass seine Kollegen andere Pläne in die Tat umsetzen. Dann kommt für ihn überraschend das Boot mit den Geiseln aus Stockholm und die beiden Gruppen vereinigen sich. Zu den Neuankömmlingen zählt auch Sandrine, die die Aktionen der Terroristen finanziert hat, aber ebenfalls nur in Teilaspekte der Pläne eingeweiht war. Jetzt beginnt hinter den Kulissen ein Hauen und Stechen der Geheimdienste und Politiker, die noch dazu mit der brisanten Lage in Estland beschäftigt sind, wo die russen fieberhaft daran arbeiten, die Baltikum-Länder wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Auch die Amerikaner schicken flugs eine Truppe Seals, die offiziell natürlich nur zur Beratung da sind, wie dereinst in Vietnam. Und sofort wollen die sowie die Gehiemdienstleute das Kommando übernehmen, da viele der Geiseln amerkanische Wirtschaftsbosse sind. Doch auch der am Bord gelagerte Atommüll macht ihnen Sorgen. Was haben die Gangster vor?  Warum wollen sie plöztlich nach Helsinki? Und wieso mischen sich die Russen auch noch ein? Hat es mit der geheimnisvollen Kapsel zu tun, die man ebenfalls an Bord des Frachters entdeckt hat?

      Das Buch macht es dem Leser schwer, Sympathien für die Beteiligten zu entwickeln. Terroristen, Ökoaktivisten mit Hang zu zivilem Ungehorsam und leichter Gewaltanwendung, Politiker oder Geheimdienste. Alle haben nur sich selbst im Sinn und sind zumeist in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich. Zu Anfang kann man eigentlich nur den finnischen Polizisten etwas abgewinnen, die aber nicht im Zentrum der Handlung stehen. Und Ilkka Remes legt schnell den Finger in die Wunden der heutigen Demokratien. Politiker, die sich und ihr Land bzw. die Wähler verkaufen und belügen, um ein Prestigeprojekt mit einer anderen Nation durchzuboxen und dann noch bei der Firma einen sicheren und gutdotierten Job ergattern zu können. Die Atomlobby, die über die Daten der Sicherheit lügt. Geheimdienste, die alles und jeden opfern würden, um ihren Willen durchzusetzen. Weltmächte, die sich einen Dreck um die Souveränität von anderen Staaten oder gar Verbündeten scheren. Politische Umwälzungen und Großmachtsambitionen, die zu Kriegen führen könnten. Die Konturen oder Abgrenzungen von Gut und Böse, Schwarz oder Weiß, sind nicht mehr zu erkennen, wenn Illka Remes seinen exzellenten Politthriller mit unheimlichen Elan und ab der Mitte des Buches auch ordentlicher Action vorantreibt. Und damit der Leser auch nicht sofort erkennt, auf was die ganze Chose hinausläuft, hat das Buch mehr Wendungen als die Serpentinen hoch nach Alpe D'Huez. Überraschungen garantiert. Und man findet sich bald damit wieder, dass man doch für die eine oder andere Handlungsweise zumindest ein gewisses Verständnis aufbringen kann. Ich muss zugeben, dass ich Ilkka Remes bis jetzt nicht auf meinem Einkaufszettel hatte, aber mit diesem Werk um hochbrisante Themen und einer Menge Action hat der Autor ein absolutes Klassebuch abgeliefert und so werde ich ihn. Falls jemand nach frischem Lesestoff mit hoher Qualität sucht, findet er ihn bei dem finnischen Bestsellerautor. 


      jerry garcia

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       Michael Connelly. Mickey Haller ist wieder zurück in seinem alten Job als Strafverteidiger und vertritt vor Gericht insolvente Hausbesitzer. Seine Klientin Lisa aber hat ncih weit größere sorgen als nur ihre Hypotheken. Sie ist des Mordes angeklagt, weil sie den Chef ihrer Bank erschlagen haben soll. Für Mickey deutet alles darauf hin, dass in Wirklichkeit jemand anderes hinter Gitter gehört. Doch wie kann er die erdrückenden Beweise gegen Lisa entkräften? Und was, wenn Lisas Unschuldsmiene trügen sollte?

      Mickey Haller ist nach seinem Ausflug auf die Seite der Anklage in "Spur der toten Mädchen" wieder in seine ursprüngliche Position als Strafverteidiger zurückgekehrt. Da er aber auch eine neue Assistentin und frischgebackene Anwältin hat, die er zusammen mit seinen anderen Helfern auch bezahlen muss, nimmt er sich zudem zivilrechtlichen Sachen an wie den derzeit grassierenden Zwangsversteigerungen. Eine dieser Mandantinnen namens Lisa hat aber auch noch das Problem, des Mordes an ihrem Bänker, der für ihre Hypothek zuständig war, verdächtigt zu werden. Die Polizei hat sie verhaftet und dann auch eingekerkert. Sie betraut Mickey auch mit ihrer Verteidigung. Da es ihr an Geld mangelt, ein solcher Fall aber Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte, was Buch- und Filmrechte bedeutet, lässt sich Haller vertraglich jegliche Einnahmen aus dem Fall zusichern. Kurz darauf ist Lisa aber schon gegen Kaution frei, weil ein Herb Dahl ihre Kaution gestellt hat  und sie ihm im Gegenzug auch die Rechte an ihrem Fall abgetreten hat. Und der ist auch nicht untätig und lässt flugs die entsprechenden Dokumente aus Hallers Lincoln-Kanzlei bzw. deren Kofferraum klauen, sodass Dahl jetzt der alleinige Rechteinhaber zu sein scheint. Zudem lässt er Haller von zwei angeheuerten Schlägern ordenklich vermöbeln. Während Haller sich im Krankenhaus auskuriert, ermitteln seine Mitarbeiter, dass Dahl sich schon mit dem Boss von den Archway Studios geeinigt hat. Mickey fährt hin und klärt die Sachlage in seinem Sinne und kümmert sch danach wieder um Lisas Fall, der immer verzwickter wird. Der Bankmann war pleite, eine Vertragsfirma, die für die Banken die Drecksarbeit der Zwangsversteigerungen erledigt, damit diese sich nicht die Finger schmutzig machen müssen, scheint auch nicht ganz sauber zu sein und die Polizei hat vermutlich auch nur in eine Richtung ermittelt, nachdem sie eine Verdächtige hatten.

      Im neuesten Fall des Lincoln Lawyers nimmt sich Michael Connelly durchaus kritisch die Banken in ihrer Rolle der Finanzkrise und der Zwangsversteigerungen vor, erläutert einige der Machenschaften, die viele Leute ihr Heim gekostet haben und den Finanzmarkt ins Schleudern brachten. Sein Hauptaugenmerk liegt natürlich auf der Geschichte von Lisa, die sich von Haller verteidigen lassen will. Und die Mandantin kommt von Beginn an für den Leser extrem unsympathisch und nervig rüber, was aber kein Hinweis auf deren Schuld ist. Mit Fortlauf der Story werden immer mehr Fakten in den Ring geworfen, kommen immer mehr Wendungen ins Spiel, dass man als Leser durchaus meint, die Dame könne tatsächlich unschuldig sein. Der Gerichtsthriller, der sich auch noch so nennen darf, ist zwar blutleer und bietet nur ganz wenige Actionszenen auf, ist dafür aber umso spannender und geizt auch nicht an Kritik am derzeitigen Rechtssystem der USA, in dem es nicht mehr um Recht und Gerechtigkeit geht, sondern nur noch ums Gewinnen, Taktieren und Täuschen, um das bestmögliche Urteil rauszuholen, unabhängig von Schuld oder Unschuld. Da stehen sich beide Seiten in nichts nach - Verteidigung oder Anklage tricksen mit allen Mitteln, Lug und Trug im Rahmen der Lücken, die das Gesetz bietet, werden genutzt und Facebook bekommt auch noch seinen Teil weg, wenn plötzlich alle Parteien über Facebook nach Beweisen suchen. Und Connelly hat sich zudem noch wie schon bei "Bloodwork" und Clint Eastwood auch die Möglichkeit eingeräumt, über den Hollywood-Deal des Falles auch den Namen von Matthew McConaughey einfließen zu lassen, der ja in "Lincoln Lawyer" den Mickey Haller darstellte. Es wird eine weitere Story um Mickey Haller geben, für die sich Connelly wohl schon gewisse Weiterentwicklungen ausgedacht hat. Übrigens der Klappentext (hier im ersten Absatz) ist äußerst unsauber formuliert, wie man bei der Lektüre des Buches schnell merkt. Wer darf den Derartiges verzapfen und bekommt noch Geld dafür?


      jerry garcia

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       Alexander Broicher. Stellen Sie sich vor, Sie könnten jemand anderes sein. Jemand, der alles bekommt und alles erreicht, was er sich erträumt. So wie Frieder Kurtsmeier. Er ist ein Nichts, ein Niemand. bis er sich bei Facebook eine neue Identität verschafft, die ihm auch im echten Leben alle türen öffnet. Als Rocco beginnt er ein Doppelleben und nimmt Rache an all jenen, die ihn einst demütigten. Bis er zu weit geht....

      Frieder Kurtsmeier ist tatsächlich eine Übernull. Von allen verachtet, links liegen gelassen, von der Freundin verlassen und im Job auf der Stelle tretend und ausgenutzt. Er kommt als die personifizierte soziale Inkompetenz daher und fragt sich, was die Leute an ihrem Treiben so finden und er will denselben Spaß und die gleichen Freunde und Freuden haben. Selbst auf dem angesagten Facebook wird er nicht beachtet. Da kommt ihm eines Tages die gelegneheit in Gestalt eines Fremden ins Haus, der ihn für einen gewissen Rocco hält, der ihm anscheinend seinen Hut verpfändet hat. Er löst den Deckel günstig aus und macht einen auf cool. Auf Facebook folgen sie ihm plötzlich wie eine Hammelherde um jede nichtnutzige Nachricht mit dem erhobenen Daumen zu bewerten, er findet massig neue Kumpels im netz. Er zieht seine Show ab und erfindet sich auch außerhalb des Netzwerkes neu und immer öfter hat er Erfolg. Und dann erscheint ihm auch noch die Figur des Rocco, mit der er redet und die ihm Dinge einflüstert, mit denen er sich an seinen Peinigern rächen kann, mit denen er auf der Erfolgsspur an ihnen vorüberziehen kann. Anfangs macht es ihm auch ordentlich Spaß, aber hin und wieder zieht er die Vorgehensweise des imaginären Kumpels, der ebenso echt ist, wie seine Facebook-Compadres, in Zweifel. Doch er macht weiter munter mit. bis er eine Grenze erreicht, von der es vielleicht kein zurück mehr gibt.

      Alexander Broicher bringt seine Gesellschaftskritik speziell zu Beginn in vielen Themen unter: der Lebensmittelmarkt, der von Meinungsmachern und Nahrungspanschern beherrscht wird, die hirnlose Masse der Spaßgesellschaft, Intrigen auf Büroebene, Ausgrenzung von Andersdenkenden, Neid und Gier, die machenschaften der unternehmensberater, deren einzige "Leistung" die folgende Entlassungswelle ist, während deren sonstige "Ratschläge" ganz schnell als untauglich entlarvt werden und bei der nächsten Unternehmensumstrukturierung wieder aufgehoben werden (Natürlich ohne Neu- oder Wiedereinstellung von Personal, den diese Kostenersparnis heften sich die Manager mit den hohen Gehältern ja gerne ans eigene Revers ohne für die eigenen Fehler geradezustehen.). Und dann natürlich das allumfassnde Netzwerk von Facebook, wo jeder jeder sein kann und jeden Mist von sich geben kann, während der überall gespeichert wird. Da ist von den ausartenden Parties die rede, wo uneingeladene "Gäste" nur Bruch und Randale im Sinn haben und für die Konsequenzen nicht einstehen wollen und wie der Mensch das Auge für die echte Realität verliert und Facebook und die unsichtbaren Freunde für das einzig wahre Leben hält. Alles etwas überspitzt dargestellt,gewürzt mit kritischen Anmerkungen zu unserer heutigen Gesellschaft und hin und wieder etwas schwarzem Humor. Wer anhand der Inhaltsangabe und des etwas bluttriefenden Covers auf einen härteren Knaller aus dem Heyne Hardcore-Bereich gehofft hat, wird schnell enttäuscht. Hardcore ist nur der Preis von 12,99 Euro für ein augen- und verlagsfreundlich gesetztes Buch mit einigen Leerseiten als Füllsel, um auf rund 240 Seiten zu kommen. Frieder sieht ein, dass er mit dem Facebookquatsch nur in die Irre läuft und findet zum glücklichen Happy-End im richtigen Leben und hat dabei nur den einen oder anderen etwas verärgert wie seine Ex-Freundin mal versetzt und ihr die meinung  - natürlich nur per Facebook - gesagt und einen großkotzigen Vorgesetzten mit dessen ausschweifendem und auf Facebook bereitwillig breitgetretenen Lebensstil gaaaanz leicht erpresst. Sonst passiert da nichts außer Seiten langen und platzraubenden Unterhaltung im Netz, etwas rumgephantsiere. Die Idee war gut, aber die Ausführung in jedem Fall schwach, ob es nun Gesellschaftskritik sein sollte (da greif ich lieber zu Max Barry) oder nur eine humorvolle Abrechung mit dem Wahn der sozialen Netzwerke und deren Auswirkungen. Alles recht belanglos und mit eingien Fehlern (Namen vertauscht usw.) gespickt. War die - kurze - verschwendete Lebenszeit nicht unbedingt wert. Und unter Heyne Hardcore erwarte ich was anderes.


      jerry garcia

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       Donald E. Westlake. Als der Kleinganove Kelp einen Schmöker liest, der die perfekt geplante Entführung eines kleinen Jungen schildert, ist der nächste Coup mit seiner Gang beschlossene Sache - sie müssen nur umsetzen, was im Buch wie geschmiert läuft: eine harmlose Sache, die eine Menge Kohle einbringt. Eigentlich kann gar nichts schiefgehen - aber alles kommt ganz anders, als die Gauner sich das vorgestellt haben, denn ihr Opfer - ein zwölfjähriges Millionärskind - entpuppt sich als Intelligenzbestie, mit der die Entführer nicht so locker fertig werden.

      Dortmunder versucht sich grade an einem Bruch in einem Pelzladen, als ihn sein Kumpel Kelp darauf hinweist, dass er im falschen Stockwerk ist. Nach einer nicht leisen Diskussion, die auch noch von aufgeweckten Nachbarn kommentiert wird, verziehen sich die beiden. Nicht der erste Coup, den sie versiebt haben und Dortmunder gibt wie gewohnt Kelp die Schuld. Der ist aber nicht müde, mit immer neuen Ideen anzukommen. So hat er während eines kurzen Knastaufenthaltes ein Buch von einem gewissen Richard Stark über dessen Helden Parker mit dem Titel Kindesraub gelesen, das seiner Meinung nach einen fertig ausgeklügelten Plan enthält, nach dem sie sich nur zu richten brauchen. Nachdem er die anderen überzeugt hat, wird die Aktion angegangen. Der Junge auf seinem Weg zu dessen Therapeuten mitsamt Chauffeur abgefangen und dann in eine abgelegene Farmhütte gebracht. Den Chauffeur lassen sie mit dem Wagen zurück, damit er dem Vater des Jungen von der Entführung berichten kann. Tragen die Gauner anfangs noch Masken erledigt sich das bald: Der Junge hat sich befreit und kann dann ihre Gesichter sehen, die sie im Glauben an seine sichere Verwahrung abgenommen haben.Bald macht man es sich gemeinsam vor dem Fernseher gemütlich, während der Vater des Jungen versucht das Geld aufzubringen und auch das FBI eingeschaltet hat.

      Dortmunder ist Donald E. Westlakes Gegenentwurf zu seinem Verbrecher Parker, dessen Aktionen er unter dem Namen Richard Stark veröffentlicht. Dortmunder stellt sich immens blöde an bei seinen Jobs, ausgeklügelt ist da gar nichts. Und seine Kollegen sind wahrlich noch schlimmer - naiv ist da kein Ausdruck für. Mit Dortmunder und seinen Mannen hat der Autor eine komödiantische Variante des Gangsterdaseins unters Volk gebracht. Die Typen sind so schusselig, dass sie einem schon echt sympathisch vorkommen und auch der Junge ist hier mal keine extreme Nervensäge, wie man das bei Kindern in solchen Situationen bzw. Büchern oder Filmen oft erdulden muss. Er ist cleverer als die Gauner, aber nicht penetrant überschlau oder überheblich. Da auch die vom Vater benachrichtigten Fibbies die Intelligenz nicht mit Löffeln gefressen haben, wird aus "Jimmy the Kid" ein netter Spaß, der auf Actionsequenzen und Shootouts sowie Leichen vollständig verzichtet, dafür aber jede Menge Situationskomik enthält. Wenn z. B. Richard Stark einen Brief an seinen Anwalt schreibt, um die Verfilmung der Geschehnisse wegen Plagiats zu verhindern oder wenn die Gangster nach dem versaubeutelten Coup erst einmal über ein Jahr getrennte Wege gehen und beim wiedersehen beschließen, ins Kino zu gehen - Kinderspiel heißt das Werk. Lockere Lektüre, die schon mehrfach verfilmt wurde. Schlecht ist es nicht, aber mir persönlich ist aber der abgebrühte Parker lieber, der ja mit einem Kniff selbst in "Jimmy the Kid" eine gewisse Rolle spielt..


      jerry garcia

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       Matthew Quirk. Was in Washington läuft, bestimmen 500 Männer. Sie fühlen sich unantastbar. Doch sie haben eines gemein. Sie sind Klienten der Davies Group. Mike Ford glaubt, das ganz große Los gezogen zu haben, als er für die einflussreichste Beraterfirma der Hauptstadt engagiert wird. Doch was weder die 500 Senatoren, Lobbyisten und Minister noch Mike ahnen: Wer auf Davies' Liste steht, hat das Spiel um die Macht längst verloren. Denn Davies weiß alles. Mike sieht nur einen Weg aus dem tödlichen Netz aus Intrigen, Erpressung und Mord, in das er sich verstrickt hat. Er muss seinen Boss ans Messer liefern, bevor er der Nächste auf der Liste ist.

      Mike Ford hat eine schwere Jugend hinter sich. Der Vater war ein Künstler als Betrüger und Einbrecher und hat einige dieser Fähigkeiten auch seinem Sohn vererbt. Als sein Dad dann aber wegen wiederholten Einbruchs mit Todesfolge für 24 Jahre in den Knast muss, ist Mike erst zwölf Jahre alt und muss für seine krebskranke Mutter sorgen. Das bedeutet Rechnungen en masse. Um das Geld zu beschaffen, greift er auf die Kenntnisse zurück, die er von seinem Vater gelernt  hat und leiht sich zudem einen Batzen Kohle bei einem Kredithai. Nach dem Tod der Mutter studiert er und hat mehrere Jobs, um das Geld abzubezahlen. Eine Tretmühle ohne Ausweg. Doch dann tritt einer seiner Dozenten an ihn heran und bietet ihm einen lukrativen Job in seiner Firma, der Davies Group. Mike nimmt an und bekommt bald die ersten Aufträge, die er selbständig zu erledigen hat. Er bewährt sich, steigt in der Hierarchie weiter auf, lernt die Kollegin Annie kennen und verliebt sich in sie. Doch bald merkt er, dass da so einige Dinge nicht reell ablaufen. Als Ex-Gauner ist es ihm bis zu einer gewissen Grenze wurscht und solange das Geld stimmt, hält er die Klappe. Bis ebendiese Grenze eines Tages überschritten und Mord zum Mittel des Tages erklärt wird. Da er mit drin hängt, versucht Mike Beweise aufzutreiben, die ihn unbeschadet aus seinem Dilemma bringen können. Jetzt hat er nicht nur seinen Boss und dessen Handlanger, sondern auch einen Auftraggeber - einen serbischen Kriegsverbrecher mit wahrhaft blutrünstigen Neigungen - gegen sich. Und er erfährt mehr über seine eigene vergangenheit als er jemals erwartet hat.

      Zum Klappentext werden ja gerne diverse Aussagen renommierter Autorenkollegen zwecks Lobeshymnen herangezogen. Manchmal ist man erstaunt über die Kreativität, mit der jeder Murks zum Bestseller erhoben wird, aber hier ist der Vergleich von James Patterson, der auf John Grishams "Die Firma" verweist, durchaus angebracht. Vom Grundtenor her ist die Story ähnlich: Junger, aufstrebender Mann wird mir Geld und allen möglichen Annehmlichkeiten geködert, bis er das miese Spiel seines Arbeitgebers durchschaut. Matthew Quirk hat die Geschichte nicht ganz so dicht und detailliert erzählt wie dereinst John Grisham als der nch was Taugliches zu Papier brachte, hat dafür aber eine ordentliche Portion Action draufgepackt, die jetzt zwar keine wilden Dauerballereien beinhaltet, aber der eine oder andere Schusswechsel, etwas Folterkunst aus Serbien und etliche zwielichtige Gestalten geben der Story schon einigen Pep. Stilistisch ist er lockerer als vergleichbare Autoren, misst der Figurenzeichnung weniger Bedeutung bei und lässt speziell in der zweiten Buchhälfte seinen Protagonisten einige schwierige Situationen gekonnt meistern. Für einen Debütroman ist das vorliegende Werk sicher stark, an das mögliche Vorbild "Die Firma" reicht er sicher nicht heran (obwohl ich einige Leute kenne, die diesen neuen und schlichter verfassten Roman dem genannten vorziehen würden, weil er ihr Hirn beim Lesen nicht anstrengen würde), aber die Schlaftabletten aus dem Hause Grisham des letzten Jahrzehnts schlägt er dann wieder um Längen. Liest sich flott, ist unterhaltsam, bietet etwas Action und endet absolut happy. Unangestrengte Lektüre, die man sich ohne schlechtes Gewissen geben kann. Mal sehen, ob der 31-jährige Autor da noch nachlegen kann.


      jerry garcia

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      Tom Clancy/Mark Greaney. Jack Ryan sieht sich der größten Herausforderung seines Lebens gegenüber. Es droht nicht nur eine atomare Auseinandersetzung im Mittleren Osten, auch der Feind im inneren rüstet sich zum Krieg mit allen Mitteln.

      Jack Ryan sr. stellt sich erneut zur Wahl für das Präsidentenamt, um die Staatsführung wieder in seiner Meinung nach richtige Bahnen zu lenken. Dabei muss er sich aber nicht nur mit seinem Wahlgegner auseinandersetzen, sondern auch das intrigante Spiel eines Milliardärs im Auge behalten, der mit so manch fiesen Methoden versucht, Ryan von seiner Mission abzubringen und dazu auch Hilfe aus dem Umfeld des derzeitigen Amtsinhabers hat. Unterdessen hat die Gruppe um den ultrageheimen Campus, dem neben Jack Ryan jr. auch John Clark und Domingo Chavez angehören mit verräterischen Kräften innerhalb der pakistanischen Dienste ihren Strauß zu fechten, da diese an die Atombomben des Landes kommen wollen, um ein neues Kalifat zu errichten. Zudem wird in Dagestan ein Führer der dortigen militanten Muslime von den Russen aufgegriffen und nach Russland ins Gefängnis gebracht, um ihn dort zu verhören. Und außerdem ist der gefangene Emir mittlerweile in einem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado inhaftiert, wo er auf seinen Prozess warten muss. Doch die Regierung will ihm einen öffentlichen Auftritt geben, während die Opposition dazu neigt, ihn einem Militärgericht zu überantworten, da er dort keine Plattform für seine Hetzparolen bekäme. Die gestellte Anwältin  verschafft derweil dem Angeklagten immer mehr Verbesserungen der Haftbedingungen. Nach und nach führen die Wege der Terroristen und des Campus zusammen und es läuft auf den finalen Showdown hinaus, ebenso wie bei der innenpolitischen Lage und den Wahlen.

      Tom Clancy hat wie gewohnt einen Co-Autor an seine Seite genommen, der seine Ideen zu Papier gebracht hat und die Clancy dann in der Endabnahme für die Veröffentlichung freigegeben hat. Es gibt eigentlich nichts Neues an der Clancy-Front. Er hat seine politische Gesinnung deutlich rüberbringen lassen und vertritt weiter die Meinung, dass Liberale Luschen und die Welt Amerikas harte Hand braucht. Patriotismus ist hier wieder Programm und Schwarz und Weiß wird munter gemalt. Gut und Böse sind fein säuberlich getrennt und die Figurenzeichnung bedient die bekannten Feindbilder, wobei aber positiv hervorzuheben ist, dass sich Clancy nicht dazu herablässt, die Gegner durch eine beleidigende Wortwahl zu verunglimpfen, wie das etwas ein Patrick Robinson durch seinen Admiral Morgan gerne getan hat. Natürlich werden die -antagonisten aber auch so hingestellt, dass sie  nicht wirklich an etwas glauben, sondern grundsätzlich nur im eigenen Sinne handeln und dafür auch Mitstreiter oder Glaubensbrüder über die Klinge springen lassen, ohne dass diese zuvor in die Pläne eingeweiht wurden. Insgesamt bleibt ein actionreicher Thriller, der an verschiedenen Schauplätzen der Welt spielt, aber noch lange nicht an die Clancys früherer Tage heranreicht, auch wenn er so ziemlich alle bekannten Charaktere aus seinen ehmaligen Techno-Thrillern hier wieder zusammenführt inklusive der Rainbow-Truppe. Ordentlich, aber nicht herausragend, aber besser als so mancher der letzten Vertragsschreiber. Ziel erfasst schließt übrigens direkt an den Vorgänger Dead or alive an und endet auch nmit einem kleinen Cliffhanger, an den auch das nächste Buch der Kombination Clancy/Greaney mit dem nun Wieder-Präsidenten Jack Ryan sr. anschließen dürfte.


      Offline Thomas Covenant

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        Also Raylan klingt als wäre das was für dien ollen TC . Hard Boiled deluxe.


        Offline JasonXtreme

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          Wenn nur annähernd sie die Serie is, was sich ja so liest, dann Greif zu
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          Douglas Preston/ Lincoln Child. Der Schock trifft Aloysius Pendergast ohne jede Vorwarnung: Seine Frau Helen, deren mysteriösen Tod er aufzuklären versucht, lebt! Aber warum setzt ihr Bruder alles daran, ihn auszuschalten? Pendergast ermittelt unter Hochdruck und kommt dabei einer skrupellosen Gruppe auf die Spur, die ihre gefährlichen Machenschaften seit langer Zeit erfolgreich verbirgt.

          Pendergast ist bei seiner Suche nach Judson Esterhazy bis nach Schottland gekommen, wo dieser ihn bei einer Hirschjagd im Moor niederschießt und in einem Sumpfloch versinken lässt. Die dann herbeigeholten Helfer können aber keinen Leichnam finden. Pendergast wurde "nur" schwer verletzt und konnte sich aus der schlimmen Situation befreien sowie sich zu einem entfernt gelegenen Bauerngehöft in der Einsamkeit des Moors schleppen. Dort wird er von den Besitzern gepflegt. Lieutenant 'D'Agosta, der sich in New York noch am Schreibtisch von den Ereignissen der letzten Zeit und seiner dabei erlittenen Verletzung erholt, vermisst seinen Partner und macht sich auf die Suche. Er kann Pendergast auch finden und dieser kehrt dann nach Amerika zurück, um mit Esterhazy abzurechnen und seine Gattin zu finden, die nach Angaben des Gesuchten angeblich noch leben soll. In der Zwischenzeit werden ihn Louisiana zwei Menschen brutal ermordet und der Reporter eines kleinen Käsebaltts macht sich auf, seine große Story zu schreiben, die ihn aus der Provinz rausbringen soll. Seine Nachforschungen führen ihn nach New York, er stellt fest, dass der FBI-Mann Pendergast irgendwie in der Sache drinhängt und will diesem diverse Fragen stellen. Uman den heranzukommen, wendet er sich an Corrie Swanson, die ihn aber abblitzen lässt. Doch er gibt nicht auf. Und Esterhazy wendet sich an die Organisation, mit der er zusammenarbeitet, um Pendergast eine Falle zu stellen. Zu diesem Zweck entführt man Constance aus der Kinik, in die Pendergast sie hat bringen lassen. Auf der Yacht "Vergeltung" soll es zu finalen Auseinandersetzung kommen.

          Irgendwie erweckt das Buch den Eindruck, dass es wirklich nur der mittlere Lückenfüller einer Trilogie ist. Stellenweise lieblos hingeworfen (man beachte die Namen mancher handelnden Personen aus fremdsprachigen Nationen), wo etwas Recherche der Sache gut getan hätte. Auch die Organisation, die hinter der ganzen Sache steckt, ist nicht gerade ein großer Wurf, sondern recht platt gewählt. Von der Sorte hat es doch schon genug in der Spannungsliteratur. Dazu tauchen einige Figuren nur auf, um dann zügig wieder aus der Handlung entfernt zu werden. Sie tragen nichts zum Aufbau bei. Natürlich hat das Buch einige Spannungselemente und es liest sich flüssig und zügig durch, aber verglichen mit früheren Abenteuern des Aloysius Pendergast ist es eher schwach. Viele Klischees werden bedient und Pendergast zu einen schier unverwundbaren Superhelden hochstilisiert. Das ist der Übertreibung etwas zu viel. Also ein Buch mit Höhen und Tiefen, einigen Wendungen und am Ende gespickt mit nicht abgeschlossenen Handlungsfäden, die den Erwerb des Nachfolgewerkes schon fast zur Pflicht machen. Aber da werd ich wie auch schon bei dieser Lektüre auf die Taschenbuchausgabe warten.


          Offline JasonXtreme

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            Hmhmmmm gespannt bin ich dennoch, da ich bisher schon alle Pendergasts mindestens gut war (wobei an ATTIC und RELIC wohl nie mehr eins rankommt)
            Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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            jerry garcia

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            Klaus von Anderen. Im Krieg und in der Buchbranche ist alles erlaubt - wer hier nicht mit harten Bandagen kämpft, bleibt leicht auf der Strecke. Gut, dass Literaturagent Merlin Petrow nicht nur Einfallsreichtum, sondern auch eine gehörige Portion Skrupellosigkeit besitzt. Was ihm noch fehlt ist eigentlich nur eines: Ein richtiger Megaseller. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen?

            Peter Meier alias Merlin Petrow hat den Schreibtisch voll mit unverlangt eingesandten Manuskripten von selbsternannten Autoren, die er zumeist ungelesen in die Tonne wirft. Als er gerade wieder über einem unterirdischen Skript einer Jutta Schniedelhahn brütet, das immerhin den verwertbaren Titel Alle Sünden dieser Welt trägt, ruft ihn ein Verleger an, der noch ein Buch für die neue Frühjahrskollektion braucht. Er schatzt ihm das Machwerk auf, erfindet ein Pseudonym für die Autorin und stellt fest, dass sich die Sache langsam aber sicher verselbstständigt. Ein weiterer Verleger hat über einen Informanten von der Aktion gehört und will nun ebenfalls seine Pfründe sichern. Petrow verscherbelt das Dingen einfach nochmal. Nebenbei muss er sich mit einer Assistentin rumplagen, die vermeintlich an Faulenzia Akutis erkrankt ist, mit diversen Autoren, die schon unter Vertrag sind und nun gebauchpinselt werden wollen, Höflichkeiten (Lügen) austauschen und sich gegen die Umschreibungspläne der Verleger durchsetzen. Und die Autorin von Alle Sünden dieser Welt muss ja irgendwie auch noch informiert werden und man muss sich auf die Tantiemen einigen. Er sucht sie auf und bekommt den Schreck seines Lebens: Diese Person kann man nicht vermarkten, da muss ein neuer Plan her. Ab diesem Zeitpunkt laufen die dinge endgültig aus dem Ruder.

            Für dieses Rezensionsexemplar geht der Dank des Rezensenten an Shane Schofield und Boo!."Der Megaseller" ist die Buchvermarktung  mit breitem Grinsen unters Volk gebracht. Eine launige Mixtur aus Boshaftigkeit und dem wahren Leben in  der Verlagsbranche, wenn gewisse Autoren nur darauf reduziert werden, ihr Erfolgsrezept immer wieder aufs Neue zu wiederholen. Ein paar Namen und Locations geändert und schon wird ein und dieselbe Story wieder auf den gutmütigen Käufer losgelassen und nach dem Motto vermarktet, Bestseller sind Werke, über die von allen gesprochen wird, weil eben jeder was dazu zu sagen hat und deshalb von jedem gelesen wird, weil alle sie lesen - und wenn es nur drum geht, mitreden zu können. Und zugeben, dass man nur gequirlte Scheiße gelesen hat, tut eh keiner. Bei derartigem Vorgehen kommt einem gleich ein Grisham oder Dan Brown in den Sinn. Dazu ersinnt man dann noch kreative Namen für die Autoren, die sich besser vermarkten lassen. Da wird aus einem Duane Swierczynski schnell mal ein Duane Louis, ein Emlyn Rees zu Sean Creed oder Tom Hinshelwood zum griffigeren Tom Wood. "Der Megaseller" entwickelt sich schnell zu einer scharfzüngigen Persiflage auf die Verlagsarbeit, an der Klaus von Anderen (Klau's von Anderen? - natürlich ein Pseudonym, aber nicht schlecht gewählt) kein gutes Haar und geschickt Anspielungen auf real existierende Autoren einfließen lässt. Komisch, humorvoll, schräg, fies, lästerlich (Für die Shane Schofield, JasonXtreme, Doc Savage und Jerry Garcia-Fraktion: nicht  lasterhaft! Ihr braucht keinen neuen Edward Lee-Sexmarathon zu erwarten, der würde euch spätestens ab Mitte der Story eh vergehen.), hämisch, bissig, böse und entlarvend bekommen alle ihr Fett weg. Verlage, Ex-Politiker, die nach den Steuererhöhungen während ihrer vergangenen Politkarriere jetzt das Volk ein zweites Mal in Buchform mit hohlem Gerede melken wollen, ohne eine sinnvolle Gegenleistung zu erbringen, eigentlich die gesamte Branche, die sich liebend gerne um leistungegerechte (Okay, bei manchem Autor dürfte da gar nix rumkommen) Entlöhnung ihrer Übersetzer, Lektoren, Korrektoren und anderer Mitarbeiter zwecks Gewinnmaximierung drücken, um dann so zu tun, als wären sie der Kunst und Kultur im Non-Profit-Bereich verpflichtet. Insgesamt eine flott verfasste Lektüre, die wohl keine hohen Weihen erwartet hat und sich entsprechend zügig liest sowie etliche Schmunzler geradezu herausfordert. Angehende Autoren könnten beim Konsum dieses Buches aber blitzartig die Lust verlieren, ein mit Herzblut verfasstes eigenes Werk irgendwo anzubieten.


            jerry garcia

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            V. M. Zito. Die Apokalypse ist da. Eine Zombie-Infektion hat sich epidemieartig über den ganzen Westen der USA ausgebreitet. Die Überlebenden haben sich in den Osten gerettet, in die Sicheren Staaten von Amerika, während im Westen die Zombies Jagd auf die Menschen machen. Nur ein Mann ist dort geblieben, um im Auftrag der Lebenden den Untoten die letzte Ruhe zu geben: Henry Marco. Dies ist seine Geschichte.

            Nach der Auferstehung sind die USA ein geteiltes Land. Im Westen herrschen die Untoten, die Auferstandenen, die Zombies. Im Osten eine neue, konservative Regierung, die die Überlebenden aus den evakuierten Gebieten nun unterbringen, beschäftigen, ernähren und in ihrem Sinne kontrollieren will/muss. Die Grenze zwischen den beiden neuen Amerikas ist der Mississippi. Keiner darf die Grenze überqueren. Doch Henry Marco hat sich gar nicht erst evakuieren lassen, er ist im Westen geblieben, um seine Frau zu suchen und dem Geschäft mit der ewigen Ruhe nachzugehen. Überlebende, die es in den Osten geschafft haben und nun untote Verwandte, Kinder, Ehefrauen oder Ehemänner zurücklassen mussten, heuern ihn an, um die Infizierten per Kopfschuss zur endgültigen Ruhe zu betten. Nachdem Marco einen dieser gefährlichen Jobs erledigt hat, wird er via Internet von der Regierung im Osten angeheuert, nach einem Arzt zu suchen, der im verseuchten Westen zurückgeblieben ist. Da er den Mann von früher kennt, sie sogar Kollegen waren, scheint er für den Auftrag der richtige Mann. Man verspricht ihm Geld und als besonderes Zuckerl die Einreiseerlaubnis und Staatsbürgerschaft des Ostens. Um nach Kalifornien zu kommen, wo dieser Ballrd zuletzt gesehen wurde, will man ihm auch eine Armeeeskorte stellen, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Doch schon am Treffpunkt löst sich der schöne Plan in Rauch auf, da nur noch ein Mann davon am Leben ist. Und man hat ihm auch verschwiegen, dass Agenten von ausländischen Regierungen ebenfalls hinter seiner Beute her sind. So kämpft er sich mit seinem Gefährten durch die wüstenartigen Gegenden von Arizona und Kalifornien, wo sie sich  nicht nur den Zombies, sondern auch Banditenhorden erwehren müssen, die sich dort plündernd an den offen gelassenen Häusern und Geschäften bereichern.

            V. M. Zito geht die übliche Zombiegeschichte etwas anders an. Er lässt den familiären Hintergrund dafür Sorge tragen, dass man die Zombies als das wahrnimmt, was sie einmal waren: Menschen, mit Familie und Verwandten, die sie geliebt haben. Sie sind nur grausam verändert, aber dennoch eben tote Menschen, die nun einem Trieb folgen sich zu ernähren, nur halt durch frisches Menschenfleisch. Und sie sind auch nicht vollkommen geistig abgestumpft, sondern entwickeln eine Art Schwarmverhalten und so etwas wie unterschwellige Restintelligenz. Zudem hat Zito den Ansatz von George A. Romero aufgenommen, dass sich die Untoten an Plätze erinnern, die ihnen früher wertvoll waren oder an denen sie die meiste ihrer Zeit als lebendige Wesen verbrachten. Und anders als man es aus vielen Zombiegeschichten kennt, wurden nur die USA von der Zombiemacht, der Auferstehung, befallen. Die Staaten haben ihre Vormachtstellung in der Welt verloren, sie sind isoliert, keiner will ein Übergreifen der Seuche riskieren. Leider wird auf die Konsequenzen des Niedergangs der ehemaligen Weltmacht in den Bereichen Wirtschaft oder Rohstoffen und Militär auf den Rest der Welt so gut wie gar nicht eingegangen. Nachdem die Seuche schon vier Jahre wütet, hätten sich sicher einige Verschiebungen im weltweiten Machtgefüge ergeben müssen und die Auswirkungen auf die Wirtschaft oder Nahrungsmittelversorgung anderer Nationen, die Währungen, Börsenwerte hätten sicher panische Reaktionen auslösen müssen. Chaos weltweit wäre da die Folge gewesen. Abgesehen davon ist "Return Man" ein sprachlich und inhaltlich sehr gelungenes Werk, das sich in dieser Hinsicht um Längen ähnlich gelagerter Stories abhebt. Und Freunde der härteren Gangart kommen nach anfänglichen Hemmungen auch sehr bald auf ihre Kosten. Die Szenen im MaxSec-Knast erweisen sich als wahres Splatter-Fest und es wird ordentlich aufgeräumt inklusive hohem Munitionsverbrauch. Dazu etwas Verrat, Spionage und Spannungselemente, ein trotz Tränendrüsen nicht ganz erwarteter Schluss und die Möglichkeit einer - von mir erhofften - Fortsetzung. Hat etwas von Romero und Maberry um seinen Joe Ledger. Kann ich nur empfehlen, auch weil es nicht nur blindes Gemetzel ist und eine Geschichte zu erzählen weiß.


            jerry garcia

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            Michael Crichton. Er wollte das Unmögliche anpacken. Und dabei reich werden. Doch eines steigt in der Karibik schneller als die Flut: der Preis der Loyalität. Port Royal, Jamaika, 17. Jahrhundert. Freibeuter Hunter heuert eine verwegene Crew von Spezialisten an, um eine nie dagewesene Beute zu erjagen. Das Ziel: ein spanisches Handelsschiff, das tonnenweise Edelmetall an Bord haben soll. Der Hafen, in dem das Gold vor Anker liegt (Ja, das Gold liegt vor Anker und was ist mit dem Schiff? Abgesoffen?), gilt allerdings als uneinnehmbar. Und er wird von dem ruchlosen Spaner Cazalla schwer bewacht. Just mit Cazalla hat Hunter noch eine Rechnung offen; der Spanier ließ Hunters Bruder grausam ermorden. Doch nicht nur er könnte den englischen Piraten am ERfolg hindern. Denn unter Hunters Männern lauert ein Verräter.

            Hunter geht im Auftrag des Gouverneurs von Jamaika unter britischer Hoheit in der Karibik auf Kaperfahrt, um die heimischen Schatullen des Königs mit Gold und Edelmetall zu füllen, damit der seinen verschwenderischen Lebensstil fortführen kann. Dazu erhält er einen Brief als Freibeuter, der somit die Piraterie legalisiert (Wie Konzerne heute von den gewählten Politikern). Bevorzugtes Ziel für neue Prisen für den König sind die in der Karibik vorherrschenden Spanier und ihre Schatzgaleonen, die sie mit Gold aus Südamerika füllen, wo sie die einheimische Bevölkerung gnadenlos ausplündern. Bei einem besonders verwegenen Coup überfallen Hunter und seine erlesene Crew eine Festung über dem Hafen, in dem eine mit Schätzen beladene Galeone vor Anker liegt und befreien dabei auch eine von den Spaniern gefangen gehaltenen britische Adlige. Mit ihrer eigenen kleinen Schaluppe und dem Schatzschiff El Trinidad machen sich die Seeräuber auf und davon, nachdem Hunter den verhassten Cazalla getötet  hat. Doch dessen Stellvertreter gibt nicht auf und verfolgt die Flüchtenden und stellt sie bei einer kleinen Insel, deren Bucht in Luv liegt und somit einem aufkommenden Sturm freie Bahn auf das Piratenschiff geben würde. Hunter muss sich also gegen den stärkeren Gegner so schnell wie möglich aus dieser misslichen Lage befreien, bevor der sich anbahnende Hurrikan (So im Atlantik genannt, im Pazifik nennt man es einen Taifun und im indischen Ozean ist es ein Zyklon) aufs Land und die vorgelagerte Bucht trifft. Da hat Hunter eine unglaubliche Idee, die seine Männer für undurchführbar halten.

            "Gold" war das letzte Buch, das Michael Crichton beenden konnte. eigentlich war die Veröffentlichung für Dezember 2008 angedacht, doch da Crichton im November 2008 verstarb, wurde es auf November 2009 verschoben. Er hatte zudem noch ein Skript für "Micro" in der Schublade, das dann von Richard Preston fertiggestellt wurde. Von dem Bestsellerautor erwartet der geneigte Leser eigentlich frische Ideen, wissenschaftlich untermauert und massentauglich unters Volk gebracht. Er hat sich als Romancier, Drehbuchautor, Produzent und Regisseur einen großen Namen gemacht, der es ihm sogar ermöglichte, seine damalige Gattin Anna Marie Martin ("Sledgehammer") als Drehbuchautorin für den Katastrophenfilm "Twister" (wurde übrigens für die Goldene Himbeere nominiert) ins Team zu schleusen. Doch hier hapert es leider gewaltig an frischem Wind und einer genialen Idee. "Gold" ist bestenfalls eine Reminiszenz an die frühere Piraten- und Seeräubergeschichten, die wie der Western mittlerweile fast vollständig aus den Regalen verdrängt wurden bzw. nur noch ein Schattendasein führen. Seine Story strotzt leider vor Klischees, jedes bekannte Merkmal aus dem Genre wurde irgendwie verwurstet und  man hat sogar auf den alten Seemannsgarn mit den Kraken zurückgegriffen. Taffe Kerle, straffe Bräute, Seegefecht, Goldhatz, Verrat und Schatzsuche und alles in exotischer Hispaniola-Kulisse kredenzt. Wirklich nichts besonderes, es wirkt eher, als habe man nur einen aufgeblähten Heftroman vor sich, der sich zwar schnell und zügig lesen lässt, dem es aber an Substanz mangelt. Strandlektüre ohne Tiefgang und so auch gerade noch an einer Untiefe vorbeigemogelt und cvöllig auf Grund gelaufen. Geht so. Mittelmaß bestenfalls. Wer richtige Seeabenteuer lesen will, greife zu Patrick O'Brian ("Master and Commander"). Ach ja, Klappentexte zu schreiben scheint auch ne schwere Aufgabe zu sein.
             


            jerry garcia

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            Dan Simmons. Privatschnüffler Joe Kurtz gerät immer tiefer zwischen die Fronten der verfeindeten Mafia-Clans in Buffalo. Als ein Unbekannter auf ihn und seine Bewährungshelferin schießt, wird die Sache persönlich. Ironischerweise schwören sowohl Toma Gonzaga als auch die schlüpfrige Angelina Farino, nichts mit dem Attentat zu tun zu haben. Joe kommt der Wahrheit bei einer waghalsigen Klettertour n den Ruinen eines alten Vergnügungsparks auf die Spur. Und auf wen hat es eigentlich der Däne, ein gefährlicher Kopfgeldjäger aus Kurtz' Vergangenheit, abgesehen?

            Joe Kurtz geht gemeinsam mit seiner Bewährungshelferin Peg O'Toole ins Parkhaus beim Gerichtsgebäude, als aus dem Dunkeln Schüsse fallen. Kurtz wird von einem Querschläger, dem glücklicherweise schon der Speed fehlte, am Kopf getroffen und wacht erst im Krankenhaus mit ordentlichen Kopfschmerzen wieder auf. Der Arzt attestiert ihm eine Gehirnerschütterung und verbindet die offene Wunde. Doch mit Entsetzen muss Joe feststellen, dass er mit einer Handschelle ans Bett gefesselt ist und die Polizei ihn wegen der Schießerei nicht nur befragen will, sondern nur zu gerne wieder nach Attica zu bringen gedenkt. Und in der Nacht taucht auch noch der im Rollstuhl sitzende Onkel von O'Toole mit einem Helfershelfer auf und droht ihm mit Konsequenzen. Als die Cops ein Videoband der Security sichten, können sie sehen, dass Joe nichts weiter getan hat, als zu versuchen, seine Bewährungshelferin zu retten und die Gangster trotz seiner Verwundung zu erwischen, bevor er zusammenbrach. Man nimmt ihm die handschellen ab und nacheinem besuch des Verlobten von O'Toole, der auch der Chef des Sicherehitsunternehmens ist, entlässt sich Kurtz selbst aus dem Krankenhaus. Ziemlich angeschlagen kehrt er in sein Büro zurück und denkt über den Wunsch nach, den O'Toole bei ihrem Termin genannt hatte: er sollte nach einem Vergnügungspark Ausschau halten, von dem sie nur einige alte Bilder hatte. Unterdessen hat sich ein unbekannter Killer, der sich Dodger nennt, dran gemacht, Dealer und Kunden von den beiden in Buffalo herrschenden Mafia-Clans umzunieten und die Bosse jeweils dazu zu bringen, die Sauerei hinterher wegzuräumen, bevor die Bullerei spannt, was da passiert ist. Prompt tauht auch schon Angelina Farino auf, um ihm einen erklecklichen Betrag für Namen und Adresse des Killers zu bieten. Natürlich nimmt er an, ohne zu ahnen, dass kurze Zeit darauf auch Gonzaga seine Dienste aus dem gleichen Grund, aber für mehr Geld und mit einem tödlichen Ultimatum gewürzt, in Anspruch nehmen will. Dennoch konzentriert er sich auf die Ermittlungen in seiner eigenen Angelegenheit, die alsbald dazu führen, dass sich beide Fälle miteinander überschneiden und nichts so einfach ist, wie es den Anschein hatte.

            In seinem dritten und (leider) letzten Roman um den Schnüffler, Ex-Knacki und Ex-Privatdetektiv Joe Kurtz, der wegen seiner Vergangenheit keine Lizenz mehr bekommt, liefert Dan Simmons wieder eine rasante Reise durch das triste, von Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit gebeutelte Buffalo im Bundesstaat New York an der kanadischen Grenze bei den Niagara-Fällen. Wieder ein Beweis, dass sich der vielseitige Autor auch im Hardboiled-Bereich durchaus gekonnt behaupten kann. Simmons spinnt ein Netz aus zwei vorerst voneinander unabhängigen Handlungssträngen, die er dann zusammenführt und das seine Spannung dadurch bezieht, wer der Auftraggeber des Dodger ist, denn dass er einen solchen hat, erschließt sich im Laufe des Romanes, wenn er nach vorgegebenen Instruktionen arbeitet, und ob der mächtig lädierte Joe vielleicht diesmal endgültig den Löffel abgeben muss, da die Zahl seiner Feinde mittlerweile Legion ist. Der Autor drückt ordentlich auf die Tube und liefert einen schnellen, mit kurzen und knackigen Kapiteln versehenen Page-Turner ab, der so ganz das Gegenteil der von mir letzt besprochenen Einschlafhilfe "Drood" ist. Kein Wort zuviel, keine ausufernden Charakterstudien oder langwieriges Geschwafel. Nichts, was das Tempo ausbremsen könnte. Nüchtern, trocken, mit einem coolen Protagonisten, der sich zwischen allen Fronten abmüht, ständig von Kopfschmerzen geplagt. Glänzender Abschluss der Hardboiled-Trilogie, bei der sich das von Ideenarmut geplagte Remake- und Sequel-Hollywood vielleicht mal den Gedanken um eine Verfilmung machen sollte.


            Offline Thomas Covenant

            • Die Großen Alten
                • Show only replies by Thomas Covenant
              Coole Rev. - pass auf wenn du Black Hills liest dass du nicht in den Winterschlaf fällst.


              jerry garcia

              • Gast
              Keine Sorge, ich werd euch noch weiter nerven. 
              Liegt noch genug anderes Zeug vor wie Karl Pilny mit Japan Inc, Daniel Suarez mit Kill Decision oder die Joe Ryker-Reihe von Jack Cannon usw.

              Mit dem Lee/White  Teraologe bin ich durch, Rezi kommt morgen oder übermorgen. Kurz ist es aber wieder eine Aneinanderreihung von Widerwärtigkeiten gepaart mit Kritik an Religion und Gesellschaft, wobei die Ekelszenen überwiegen. Typischer Lee und welchen Beitrag Wrath James White geleistet hat, kann ich nicht beurteilen. Auch deshalb, weil ich vom noch nichts kenne. Jetzt hast du alles in Kurzform, was ich demnächst als Review bringe. Vielleicht  noch, dass man schon langsam abstumpft und man doch etas Story erwartet wie in Return Man von V. M. Zito.


              jerry garcia

              • Gast


              Edward Lee & Wrath James White. Für die Journalisten James Bryant und Richard Westmore sieht alles nach einem Routineauftrag aus, als sie für eine Reportage in die Villa des öffentlichkeitsscheuen Milliardärs John Farrington geschickt werden. Doch dann stolpert ihnen der exzentrische Neureiche nackt und geistig verwirrt in die Arme, halluziniert von Engeln und konfrontiert sie mit seinen perversen Vorlieben. Tödliche Orgien mit entstellten und deformnierten Frauen, Männern und Zwitterwesen. Religiöse eiferer, die  mit einer Potenzdroge sexuell gefügig gemacht werden, um sich im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib zu vögeln. Und über allem thront der durchgeknallte Hausbesitzer, der es sich allen Ernstes in den Kopf gesetzt hat, Gott höchstpersönlich in seine bizarre Folterkammer zu locken.

              Bryant und Westmore, Reporter und Fotograf, werden zum Wohnsitz des jungen Milliardärs Farrington beordert, um einen Bericht inklusive Bildern über den erfolgreichen Geschäftsmann abzuliefern. Westmore entpuppt sich recht schnell als ein alkoholabhängiger Zyniker, der an nichts mehr glaubt und auf dem absteigenden Ast ist, während Bryant mit beiden Beinen im Leben steht und durch nichts zu erschüttern scheint. Doch schon bei der Ankunft im Domizil des Milliardärs kommt ihnen vieles nicht recht koscher vor und auch die Weigerung des Mannes, sich fotografieren zu lassen sowie dessen Eröffnung, dass sie beide statt nur einigen Stunden nun eine Woche bleiben müssten stößt ihnen sauer auf. Als der Hausbesitzer dann mit dem Vorhaben rausrückt, dass er versuche, Gott anzulocken, verschlägt es ihnen die Sprache. Und dabei war das erst der Anfang. Der wirkliche Wahnsinn eröffnet sich ihnen erst dann, als der Typ damit kommt, dass er über eine von ihm gut bezahlte Pharmafirma ein potenz- und luststeigerndes Mittel herstellen lässt, das die Wirkung von Viagra bei weitem übertrifft und es von ihm gekidnappten Vertretern unterschiedlicher Glaubensrichtungen verabreicht, damit sie vom rechten Weg abkommen und derbsten Geschlechtsverkehr mit behinderten oder deformnierten Menschen vollziehen lässt, um das Ergebnis dann ins Internet zu stellen, weil er denkt, er könne damit Gott aus der Reserve und in seine Hallen locken. Dies sollen die beiden Reporter dann dokumentieren, doch sie beschließen dagegen vorzugehen.

              Wer bisher noch keinen Edward Lee gelesen hat, sollte nicht unbedingt mit "Der Teratologe" oder "Das Schwein" und "Bighead" anfangen. Nichts für Leute mit etwas sanfterem Gemüt. Doch auch wer Lee schon kennt, weiß nicht nur, was ihn erwartet, sondern auch, dass er das erste Kapitel ohne Kotzattacke überstehen muss, um sich den weiteren Vorkommnissen zu widmen. Man kann den Autor durchaus darauf reduzieren, dass er munter und fröhlich übelst provozierenden Sex mit brutalster Gewalt paart und somit Aufmerksamkeit erregt, wenn er da abartige Szenen an abartige Szenen reiht. Doch so einfach ist es gerade bei "Der Teratologe" nicht. Edward Lee nimmt sich die Religionen aller Glaubensrichtungen vor, hält ihnen einen Spiegel hin, wenn er perverse Spiele öffentlich macht, die durchaus auch real durch die Medien geistern und dann immer schön hinter hohlen Bibelphrasen und aktiver Vertuschung versteckt werden. Zudem greiftr er die Gesellschaft an, die solche Dinge duldet, ja sie mittlerweile gar ignoriert, weil sie schon fast zur Gewohnheit geworden sind und zudem die Macht des Geldes, mit der man alles erreichen und unter dem Teppich halten kann. Jeder ist bestechlich, jeder hält die Hand auf und keiner kümmert sich um den anderen. Und über all dem stehen die Geschmacklosigkeiten und äußerst brutalen Exzesse in derb-grober Sprache dargeboten, die man mit armen, wehrlosen Menschen, die oft gar nicht begreifen, was mit ihnen vorgeht oder was sie da tun, in den dunklen Kammern des großen Herrenhauses anstellt. Krass, krank, derb, heftig, mit einem Schuss Fantasy-Horror zum Schluss. Wie groß der Anteil von Wrath James White an dem Buch ist, kann ich nicht beurteilen, da ich den Autor bis dato gar nicht kannte, doch das wird sich sicher mit den ebenfalls bei Festa erscheinenden Solo-Romanen des Herrn ändern. Für Freunde der kotz-oder kicher-Kost ein Fest und Fans von Edward Lee werden bestens bedient.
              « Letzte Änderung: 10. Juni 2013, 18:06:31 von jerry garcia »


              jerry garcia

              • Gast


              Kurzkritik:
              John Milius und Raymond Benson. "Homefront - Stimme der Freiheit". Game-Roman. Der abgehalfterte Reporter Ben Walker hätte nie damit gerechnet, dass sein Land - die glorreichen Vereinigten Staaten - einst so am Boden liegen würde. Die neue Supermacht des Vereinigten Korea nahm Nordamerika quasi im Handstreich. Einer massiven Cyber-Attacke folgte ein EMP, der die gesamte Technologie der USA lahmlegte - zivil und militärisch. Nun beginnt die eigentliche Invasion mit Truppen. Auf der Flucht vor den Koreanern stellt Walker fest, dass die Armee zwar schwer getroffen wurde, aber immer noch Kampfeswillen hat. Walker findet seine Bestimmung. Mit einem Piratensender versorgt er die US-Truppen mit Infos über den Feind. Immer verfolgt von den Koreanern.

              Wie schon im Red Dawn-Remake traut sich die selbsternannte Weltpolizei und allmächtige Nation zur Verbreitung der Demokratie nach ihrem Gutdünken nicht, ihren größten Gläubiger China als Feindbild herzunehmen. Wenn sie das schon so in Buch und Film zum Anbiedern nutzen, sagt das einiges über die Führung, die Nation und ihren Schuldenstand aus. Für Feigheit vor dem Feind wird man doch noch füsiliert, oder? Naja, Herr Milius ist ja für seine Gesinnung bekannt und die gibt er auch hier zum Besten. Deutlich kann man seine Kritik an den Budgetkürzungen für die Waffengattungen und Geheimdienste vernehmen, man bekommt sie fast schon in die Fresse gehauen. Ginge es nach ihm, wäre hartes Durchgreifen und Interessendurchsetzung mit Gewalt an der Tagesordnung. Hurrapatriotismus allerfeinster Güte mit markigen Sprüchen (Für die Ehre, Killt die gelben Schweine) und gewohntes Schwarz-Weiß-Bild. Hier die heldenhaften und aufopferungsbereiten Verteidiger ihres Vaterlandes, dort die kleinen, miesen und hinterhältigen Drecksäcke, die die schöne, stolze Nation der Freien (wenig gebildeten und finanziell ruinierten) unterjochen wollen ohne Rücksicht auf Verluste und sich sogar Gas oder biologischer Waffen bedienen und die unschuldige Bevölkerung leiden lassen. Davon abgesehen eine unterhaltsame, actionreiche Mär, ein Guerilla-Stück amerikanischer Prägung, das keinen bleibenden Eindruck hinterlässt, aber für den Moment den Hunger stillt.

              Kurzer Nachtrag:
              Nachdem ich nun den neuen "Red dawn" gesehen hab, kann ich durchaus feststellen, dass sie hier munter "Red Dawn Original" mit eben diesem Buch/Spiel gemischt haben. Wenn man sich gedankenlose Action geben will, ist der Film gar nicht so falsch/mies, wie er oft gemacht wurde.
              « Letzte Änderung: 10. Juni 2013, 22:29:33 von jerry garcia »


              jerry garcia

              • Gast


              Olen Steinhauer. Milo Weaver kommt nicht zur Ruhe. Bis ins letzte Detail hat er seinen Ausstieg vorbereitet, als ihn ein dringender Hilferuf aus der Zentrale erreicht. Die CIA steht vor einer rätselhaften Mordserie. Mehr als dreißig Agenten wurden rund um den Erdball umgebracht. Alle gehörten einer geheimen Abteilung an, für die auch Weaver lange Zeit im Einsatz war: ist er das nächste Opfer?

              In China versucht Xin Zhu sich einer Befragung durch das Komitee zu entziehen, weil er befürchtet, für einige seiner Aktionen, die nicht abgesegnet waren, zur Verantwortung gezogen zu werden. Doch er kann sich nicht ewig verstecken und muss irgendwann zum Rapport. Zudem ist man mit ihm unzufrieden, weil er sich weigert, seine erhaltenen Informationen mit den Geheimdiensten zu teilen, da er einen Maulwurf in deren Reihen vermutet. Ebendies lenkt aber auch den Verdacht auf ihn selbst. In Amerika unterdessen macht sich Alan Drummond, ehemals Leiter der ultrageheimen Abteilung Tourismus innerhalb der CIA, extreme Vorwürfe,. weil er nicht verhindert hat, dass seine Agenten im Feld bis auf wenige ausgelöscht wurden. Er sinnt auf Rache und hat ja jetzt die Zeit dazu, da man ihn vor die Tür gesetzt hat. Er wendet sich an Milo Waever, der sich noch von der schweren Schussverletzung erholt, die ihm ein Moldawier beigebracht hat, der ihn für den Tod seiner Tochter verantwortlich machte. Doch der lehnt dankend ab und will sich künftig nur noch um seine Familie kümmern und nichts mehr mit der gefährlichen Arbeit zu tun haben. Doch Drummond gibt nicht auf. Er verwickelt Weaver dennoch in die Sache, indem er sich in London unter einem von dessen (verbrannten) Decknamen in ein Hotel einmietet und danach einfach verduftet. Jetzt sind aller Augen plötzlich wieder auf Milo Weaver gerichtet und er muss sich auch bald Gedanken um die Sicherheit seiner Frau und Tochter machen, als Agenten aus dem Ausland auftauchen und ihn nicht nur überwachen, sondern mit Fragen über seine Pläne oder die seiner ehemaligen Kollegen belästigen. Egal, wie oft er seinen Ausstieg beteuert, man glaubt ihm nicht. Es kann nur noch versuchen, Drummond von seinem Vorhaben abzubringen.

              "Die Spinne" setzt direkt am Vorgänger "Last Exit" an und obwohl man später zumindest kleinere Rückblenden mit vergangenen Ereignissen serviert bekommt, wäre es günstig diesen und des erste  Buch "Der Tourist" zu kennen, denn sonst fällt der Einstieg unheimlich schwer und man hadert mit dem Gelesenen, weil  man lange keinen Zugang dazu findet. Und auch im Fortgang des Geschehens ist durchaus ein gewisses Maß an Konzentration erforderlich, um bei den vielen Handlungssträngen, Rückblenden und der großen Menge an beteiligten Figuren den Überblick zu behalten. Nichts ist so, wie es scheint und keiner so richtig loyal. Da wird gelogen und betrogen, wie man es nur aus der hiesigen Politik kennt, da wird das Fähnlein nach dem Wind geschwenkt und nur der eigene Vorteil gesucht. Olen Steinhauer hat einen emotionalen und komplexen Spionagethriller geschaffen, der nur über einen geringen Actionpart verfügt und der erst in verschachtelten Kapiteln nach und nach ein perfides Spiel aufdeckt. Doch das fieseste Stück ist das Ende, wenn noch Fäden offen sind und keiner mehr weiß, wer was warum getan hat und wieso es all diese Toten gab. Angeblich auch der letzte Einsatz von Milo Weaver. Mal sehen, was es von Olen Steinhauer noch zu erwarten gibt auf dem deutschen Markt, denn er hat noch einige Werke im Köcher, die es bisher nicht bis zu uns geschafft haben.