Buchrezensionen

Gast · 1193 · 179251

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

jerry garcia

  • Gast


Martin Kay. Stell Dir vor:
Es ist Nacht: Du sitzt im auto und fährst über eine einsame Landstraße. Während der Fahrt überlegst du, was du gestern getan hast und stellst fest, dass du es nicht weißt. Du denkst darüber nach, was überhaupt geschehen ist, und erkennst, dass du außer deinem Namen gar nichts mehr von dem weißt, was letzte Woche, gestern oder gerade eben geschehen ist.

So ergeht es Steven Caine. Noch während er darüber nachgrübelt, warum seine Erinnerungen verschwunden sind, fährt er in die Ortschaft Greepershire hinein. Die Menschen verhalten sich ihm gegenüber merkwürdig und zeigen spürbare Abneigung. Ein Gespräch mit dem örtlichen Sheriff verschafft zumindest etwas Klarheit: Will Caine erfahren, was mit seinem Gedächtnis geschehen ist, muss er das Geheimnis von Greeprshire lösen.

Das fängt schon damit an, dass er einen Unfall vor der Stadt meldet und der Sheriff dort keine kaputten Wagen oder gar Unfallopfer findet. Und in der gesamten Stadt gibt es keine Uhr, kein Internet, kein TV. Sie werden zwar mit Post beliefert und auch Lebensmittel kommen beim örtlichen Laden an, doch leiner kann den Ort verlassen. Erst als Caine die offensichtliche Frage nach
der Uhrzeit stellt, werden die Menschen plötzlich aufgeschlossener. Dennoch verhaftet ihn der Sheriff wegen Falschaussage bezüglich des Unfalls -aber nur um ihn daraufhin unter vier Augen um Hilfe zu bitten. Durch seine Zusage gerät Caine in ein Abenteuer, wie er es sich nie vorstellen konnte.

"Die Legende des dunklen Propheten" ist ein Roman um den  Auftragskiller Caine, von dem es schon mehrere zuvor gab, doch den man auch als "Uneingeweihter" lesen kann, ohne auf gewisse Vorkenntnisse zurückgreifen zu müssen. Nach dem mysteriösen Start geht es bald richtig in die Vollen und Martin Kay schildert temporeich den Kampf von Caine um das Weiterbestehen der Erde - oder was man so als Erde bezeichnet. Vom Dunkelelf bis hin zu Weltenwandlern, seinem älteren Ich und den Aganoi. Dazu das Amulett des PENUMBRA und fertig ist der Lack. Fantasy-Action auf rund 145 Seiten, die ohne Umschweife zum Punkt kommt und Tentakel für Tentakel den Fortbestand der Menschheit zu sichern versucht. Ziemlich unterhaltsamer Stoff, der den einen oder anderen Winkelzug und Überraschung für den Helden bietet und bei dem man lange nicht weiß, wo der Hase hinläuft. Es ist jetzt sicher kein Reißer wie "Kalte Spuren" aber das dürfte wohl auch nicht in der Absicht des Autors gelegen haben. Aber einigermaßen rasanter Lesestoff ist es allemal, wobei ich hin und wieder an Handyman Jack und seinen Kampf gegen die Andersheit denken musste.


jerry garcia

  • Gast


A. J. Quinnell. Seit Jahren hat niemand mehr von ihm gehört. Er gilt als tot. Aber Uomo Creasy, Ex-Fremdenlegionär, Söldner und Präzsionskiller, lebt. Und es steht für ihn bereits fest, dass er seine Deckung verlassen wird - um Rache zu nehmen an dem Mann, der seine Frau und seine Tochter auf dem Gewissen hat. Die Spur führt ins syrische Damaskus, eine der gefährlichsten Städte der Welt. Aber Gefahr kann eine Droge sein, und Creasys neues Credo lautet: Gnade ist reiner Luxus.

21. Dezember 1988. Unter den Opfern der über dem englischen Lockerbie explodierten Pan-Am-Maschine 103 befinden sich auch die Frau und die Tochter von Uomo Creasy. Creasy hatte sich nach den Ereignissen, die Italien in Aufruhr versetzten, auf einer Insel nahe Malta zur Ruhe gesetzt und galt als tot. Doch nach dem Anschlag nimmt er seine alte Profession wieder auf. Er sucht Spuren, die auf die Täter Hinweisen und findet auch einen Mann, der einen weiteren Hinterbliebenen der Opfer unter Creasys Namen schröpfen will. Creasy setzt sich mit dem gelinkten Senator in Verbindung, erhält die Daten des falschen Creasy und findet ihn in Europa. Er macht ihm seinen Standpunkt klar, lässt ihn aber am Leben. Danach schließt er sich mit dem Senator zusammen, um die Jagd zu beginnen. Doch der andere Gangster zeigt keine Dankbarkeit dafür, dass er verschont wurde: Er verrät Creasy an den wahren Täter. Diese Rechnung begleicht Creasy sofort, dann beginnt die Planung für die Attacke auf die Attentäter sowie den Schutz des Senators. Creasy holt einen siebzehnjährigen Jungen aus dem Waisenhaus und engagiert in England eine Frau, die seine Gattin spielen soll, damit er den Jungen adoptieren kann. Er bildet den Jungen aus, um ihn für seinen Rachefeldzug an seiner Seite zu haben.

Die Figur des Söldners setzt da an, wo seine Charakterisierung in "Der Söldner - Man on fire" aufgehört hat. Creasy ist milder geworden, mitteilsamer, aber wenn es darauf ankommt, wird er wieder zum eiskalten, distanzierten Profi. Das müssen auch der Junge und die Frau erfahren, die anfangs nur Mittel zum Zweck darstellen. Erst mit der Zeit wird Creasy vertrauter ihnen gegenüber, auch wenn er seine Gefühle nicht in Worte fassen kann, da er dies in seinem Leben nicht gelernt hat. "Die Spur des Söldners" besteht im Großteil aus der Planung des Rachefeldzuges und der Ausbildung des Jungen, wird zwar durch einige Actionsequenzen unterbrochen, aber die Melancholie des Söldners ist immer spürbar. Auch dieses Buch ist kein Actionreißer, in dem es von Seite zu Seite nur kracht, sondern ein ruhig aufgebauter Thriller, der die akribische Planung der Tat in den Vordergrund stellt. Während die eingestreuten Sprenkel der Auseinandersetzungen (besonders der versuchte Anschlag auf den Senator) schon einen gewissen Raum einnehmen, ist die eigentliche Aktion in Syrien nur kurz und knapp geschildert. Durchaus spannender Thriller, der aber auch Geduld fordert, da sich hin und wieder Längen einschleichen.     


Offline JasonXtreme

  • Let me be your Valentineee! YEAH!
  • Global Moderator
  • *****
    • Weiter im Text...
      • Show only replies by JasonXtreme
    Jetz weiß ich zwar wie der Vorgänger endet (im Gegensatz zum Film) :D aber das klingt auch nicht verkehrt
    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


    Meine DVDs


    jerry garcia

    • Gast
    Selber schuld. A) hätteste ja schon "Der Söldner" lesen können, hasat es ja oder B) von dieser Kritik Abstand nehmen sollen, als du das erste Mal den Namen Creasy gelesen hast.
    Ist übrigens schon weg.
    Du musst auf die Brian McAllister-Söldner warten.


    Offline JasonXtreme

    • Let me be your Valentineee! YEAH!
    • Global Moderator
    • *****
      • Weiter im Text...
        • Show only replies by JasonXtreme
      Ich dachts mir ja eh schon ;) nachdem Du ma angemerkt hast, dass das Buch anders endet ;) is also kein Thema
      Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


      Meine DVDs


      jerry garcia

      • Gast


      Don Winslow. Manhattan 1958. Die künftige First Lady und ihr M;ann halten Hof in Big Apple, beglücken die Presse und beleben die Partylandschaft. Für ihre Sicherheit ist Ex-CIA-Mann Walter Withers verantwortlich, der sich bald im Zentrum einer tödlichen Verschwörung wiederfindet.

      Walter Withers hat seinen Job bei der CIA in der Station Stockholm gründlich satt. Er will wieder nach Hause ins vertraute New York, in sein Manhattan. Also schmeißt er hin und geht in die Privatwirtschaft. Bei Forbes and Forbes (trotz des Namens gibt es nur einen Forbes) managt er die Abteilung für Personenüberprüfungen für Kunden, die einen Mitarbeiter in eine gehobenere Stellung befördern wollen, aber grundsätzlich Angst vor Wirtschaftsspionage haben. Doch eines schönen Tages im tiefsten Dezember wird er von seinem Chef als Bodyguard für die Gattin von Senator Joe Keneally beauftragt, welcher derzeit eine Party zum Weihnachstfest und nebenbei zur Wahlspendensammlung veranstaltet. Er ist von beiden schwer beeindruckt, macht aber auch selbst auf sich aufmerksam, als er eine unliebsame Situation ohne Aufsehen lösen kann. Nach der Feier tritt der Bruder des Senators an ihn heran und teilt ihm mit, dass man auf seinen Namen ein Zimmer im Hotel gemietet habe, um ungesehen eine geheime Besprechung abzuhalten. Später sieht Walter, wie der Senator einer blonden Schauspielerin den Schlüssel zu eben jenem Apartment überreicht. Er denkt sich seinen Teil und geht. Doch dann wird Marta Marlund, blonde Schaupsielerin mit Zimmer unter falschen Namen, tot aufgefunden und Walter ist der Hauptverdächtige. Und schon ist er verstrickt in eine Sammelsurium aus Poliziedienstten, FBI, CIA und Auslandsagenten, die alle etwas von ihm wollen.

      "Manhattan" ist einer der frühen Winslows (erschien hierzulande auch 1997 schon einmal unter dem Titel "Manhattan Blues"), vor dem nur noch die Reihe um "Neal Carey" herauskam. Damals war sein Stil noch nicht so stakkatoartig mit kurzen Kapiteln und nur minimalistischen Sätzen, die das Tempo nur so vorantreiben. Dementsprechend ist sein Stil in "Manhattan" ruhig - aber dennoch nicht spaßbefreit - und die Handlung braucht Zeit, um sich nach und nach zu entwickeln. Bis der Fall dann endlich Fahrt aufnimmt, lässt Winslow den geneigten Leser am Ambiente des Manhattan der späten 50-er Jahre teilhaben, den Jazzclubs, den versteckten Homokneipen, den Mafiosi, die jene beherrschen teilhaben. Und man muss sich schon auf dem oft vorherrschenden heutigen Bildungsniveau bewegen, um nicht mitzubekommen, dass sein Senator plus Gattin eindeutige Parallelen zu den Kennedys aufweisen. Seine Familie hat das Geld durch Alkoholschmuggel und Geschäfte mit der Mafia während der Prohibitionszeit gemacht, ist irischer Herkunft, lässt nichts anbrennen, während sie aus altem Geldadel stammt. Don Winslow macht wie gewohnt kein Hehl aus seiner Abneigung gegen die herrschenden Zustände und äußerst seine - mittlerweile wie sehr aktuell gewordene - Kritik an den Machthabern, wenn er die Rede auf ein Land der Gerechtigkeit und dass ein Politiker das amt nicht um des Amtes willen anstreben soll. Guckt man sich hüben wie drüben heutzutage mal um, sieht das alles völlig anders aus und von hehren Zielen ist nichts geblieben, sondern eher mafiöser als die Mafiosi selbst. Erst bei knapp der Hälfte des Buches zieht das Tempo dann an, kommt Spannung ins geschehen und auch wenn er hier nicht mit Action protzt, hat der Autor einen spannenden Thriller geschaffen, dessen Figuren wirklich zum Leben erweckt und wirklich erst ganz zum Ende hin sämtliche Puzzleteile mehr oder weniger überraschend an ihren Platz gebracht. Selbst seine Schilderung der Geheimdienste ist mit ihrer ständigen Überwachung so realitätsnah geworden, weil in der Gegenwart so aktuell. Anders als von ihm gewohnt und dennoch ein extrem unterhaltsamer Spitzenthriller.


      jerry garcia

      • Gast


      Ilkka Remes. Mehrere Geldtransporte werden ausgeraubt. Die Täter gehen brutal und mit äußerster Präzision vor. Drei Menschen sterben. Ein Fall für TERA, die international besetzte Anti-Terror-Einheit in Brüssel. TERA schickt ihren Spezialisten Timo Nortamo zunächst nach Finnland. Erste Ermittlungen führen ihn auf die Spur von Ralf Denk. Der ehemals erfolgreiche Molekularanthropologe verfolgt einen ebenso teuflischen wie größenwahnsinnigen Plan. Bei den Sicherheitsbehörden in Brüssel, Washington und im Vatikan schrillen die Alarmglocken. Und ihre schlimmsten Befürchtungen sind nichts im Vergleich zur Wirklichkeit, mit der Timo Nortamo sich schließlich konfrontiert sieht.

      Alles beginnt auf dem G8-Gipfel in Genua. Die Globalisierungsgegner werden von der Polizei brutal zurückgedrängt und manche tun sich zusammen, um gegen die Großkapitalisten des Westens etwas zu unternehmen. Es fängt zwei Jahre später mit einigen Überfällen auf Geldtransporter in Bremen und andernorts an. Bei manchen der Überfälle sind auch Tote zu beklagen. In Finnland geht der Plan mit einem weiteren Überfall auf einen Geldtransporter weiter. Der Beifahrer wird gefesselt zurückgelassen, der Fahrer muss seine gewohnte Route zu Kunden in Russland weiterfahren. doch dort kommen sie nicht an. In einem Wäldchen warten zwei Russen, die eine kleine Atombombe aus einem Lager entwendet haben, in dem Glauben, dass die Globalsierungsgegner, mit denen sie sympathisieren, nur Fotos als Beweise davon machen wollen. Diesen Irrglauben überleben weder sie noch der Fahrer. Mittlerweile wurde Timo Nortamo von der TERA in Brüssel auf die Sache angesetzt, der eigentlich mit seinem Sohn einen Angelausflug machen wollte. Stattdessen fährt er mit ihm zurück nach Brüssel. Auf der Fähre wird Timnos Sohn zu neugierig und beobachtet einen Transporter. Er wird entdeckt, doch um großes Aufsehen zu vermeiden, werden beide nur betäubt. Die Ökoterroristen machen sich mit ihrer Sore auf nach Afrika - in die ehemalige belgische Kolonie Kongo. Aber einen Zwischenstopp im Vatikan müssen sie noch ausführen. Bald darauf gehen die Sicherheitsbehörden davon aus, dass die Gruppe auch  noch über das Ebola-Virus verfügt - und zwar über eine veränderte Variante. Weltweit wird höchste Alarmstufe ausgerufen und Nortamo reist ebenfalls in den Kongo, um die vermeintliche Katastrophe zu verhindern.

      Kapitalismus, Kolonialismus, Kirche, Ökoterror - das sind die vorherrschenden Themen in "Ewige Nacht" von Ilkka Remes. Sein Protagonist Timo Nortamo ist kein finnischer Bond, sondern ein Mann mit Familie, einem zu neugierigen Sohn und etwas zuviel Leibesfülle, ein Mann mit den üblichen Problemen neben dem Job. Die Story ist gespickt mit Informationen zu Belgiens übelster Zeit als Kolonialmacht sowie den Auswüchsen des Kapitalismus und der Überbevölkerung des Planeten sowie der Macht, den die Kirche nicht nur ausübt, sondern die sie sogar zu nicht wünschenswerten Zwecken nutzt. Der Plan der Attentäter erschließt sich dem Leser nicht von Anfang an, wird häppchenweise in die Fülle an Informationen eingeflochten, was anfangs auch recht spannend wirkt, mit der Zeit aber leider gerade die nötige Spannung und das Tempo ausbremst. Zum Ende hin zieht Ilkka Remes dann wieder alle Register für rasante Action und gibt der Sache auch noch zwei Wendungen mit auf den Weg, die man so nicht ganz vorhergesehen hat. Doch leider ist das nach dem etwas zähen Mittelteil zu wenig, um das Ruder endgültig herumzureißen. "Ewige Nacht" ist ein brauchbarer Thriller, aber vom Finnen hab ich da schon einige bessere gelesen.
       


      jerry garcia

      • Gast


      Tony Black. Edinburgh: Hinter den schicken Fassaden machen scheinheilige Politiker, skrupellose Spekulanten und Schlepperbanden aus Osteuropa schmutzige Geschäfte und schnelles Geld. Auch der zwanzigjährige Billy will sich seinen Teil sichern - und bezahlt dafür mit dem Leben. Der Vater sucht Hilfe bei seinem Freund gus dury, der den Fall aufklären soll. Niemand sonst wagt sich in den Sumpf von Korruption und Verbrechen. Gus selbst lebt auf Messers Schneide, nachdem er seinen Job als Journalist verloren und seine Frau ihn wegen seines Hangs zu Whiskey verlassenhat. Er ist ein Mann voller Widersprüche, ein Liebender und ein Kämpfer, den die Wut anfeuert. Er verbeißt sich in den Fall, kämpft sich durch die Unterwelt Edinburghs bis in die Höhle des Löwen - doch was ihn dort erwartet, ist nur des Schrecklichen Anfang.

      Gus Dury ist gescheitert, unten angelangt. Dennoch wird er seinem Freund Col helfen, er hat ja auch bei ihm Unterkunft gefunden, als der ihn bittet, den Tod von Cols Sohn zu untersuchen. Er befragt dessen Ex, Nadja, und schon ist er sich sicher, dass er belogen wurde. Er hört sich in der Stadt bei seinen wenigen Freunden um und erfährt, dass Billy auf die schiefe Bahn geraten ist. Mit dem Geld, das ihm Col für die Ermittlungen vorgestreckt hat, mietet er sich in einem miesen Hotel ein, ohne zu ahnen, dass er gerade dort auf weitere Spuren stößt. Nachdem er die Bekanntschaft des alten Milo gemacht hat, stolpert er in eine Zimmer voller junger Mädchen, die anscheinend aus Lettland eingeschleust wurden. Während er weitere Nachforschungen in der Stadt anstellt, wird Milo in seinem Zimmer getötet. Jetzt hat er einen persönlichen Grund, die Sache zu klären. Was er n icht im Griff hat, ist seine Sauferei, die Russenmafia und korrupte Bullen, die ihn erst einmal einbuchten und ordentlich vertrimmen. Ihm geht auf, dass Billy vor seinem Tod etwas in Erfahrung gebracht haben muss, das die Gangster fürchten. Er sucht dessen Wohnung auf und findet eine Disc, die Beweise für die Verquickung von Politik und Russengangster Zalinaskas enthält, der in seinem Anwesen einen Wolf hinter einem Glaskäfig eingesperrt hat. Die endgültige Konfrontation der Parteien lässt nicht lange auf sich warten.

      Irland hat seinen Ken Bruen mit Jack Taylor, Schottland hält mit Tony Black und Gus Dury gut dagegen. Black lotet die dunklen Ecken von Edinburgh aus, die miesen Hotels, die Penner, die schlecht beleuchteten Gassen und mittendrin sein geschlagener und gescheiterter Protagonist Dury. Nach einem Zwischenfall mit einem Politiker aus seinem Journalitenjob geflogen gibt er sich nur  noch mehr dem Suff hin und stürzt immer weiter ab, beweist aber dennoch eine gewisse Sensibilität bewahrt hat und seinem Freund helfen will. Dury hat zudem ein Päckchen aus seiner Vergangenheit mit einem schlagkräftigen Vater, der als Fußballer zu einem gewissen Ruhm  kam,den aber nicht verarbeiten konnte, zu tragen, das auch zu seinem Hang zu Hochprozentigem beigetragen hat. Die gesamte Story ist auf tiefste Abgründe getrimmt, die Sprache derb, rotzig und hart und wie bei Bruen kommt der Held recht belesen daher (Vachss oder Bruen und Joseph Roth werden ebenso erwähnt wie Ozzy, Nirwana oder Seagal) und weiß mit einigen humorigen Anekdoten aufzuwarten - alte Schabracken, die schon mehr Kämpfe hinter sich hätten als Chuck Norris, die Frau, der eine 40 kilo schwere Zyste rausoperiert wurde, so schwer wie dereinst Paris Hilton und wenn  man die rausoperieren könnte, würde sich Dury freuen oder der Dialog um Hannibal: Zitat:"Hältst du es für möglich, dass man irgendwas planen kann?" "Hannibal dachte das, ja." "Die Alpen überqueren?" "Die Folge muss ich verpasst haben." "Welche Folge?" "Als sie in den Alpen waren - das A-Team." Zitat Ende. Schnoddrig, voller Alki-Poesie und hin und wieder auch etwas emotional und mit einem skurril-gelungenen Finale. Einziger Wermutstropfen, der ihn auch von Bruen zu unterscheiden weiß, ist, dass Gus Dury mit dem Politiker abrechnen kann, der seine Karriere runiniert hat und sogar seine Frau wieder bei ihm landet - zu viel heile Welt. Der Rest ist hard-boiled mit hohem Unterhaltungswert, obwohl der Fall selbst eher traditionelle Krimiware ist. Den Unterschied macht die Sprache, der Humor, die teilweise echt düstere Stimmung.



      jerry garcia

      • Gast
      Ist er auch. Hat mich positiv überrascht. Kannte Tony Black zuvor nicht, was aber auch nicht verwundern sollte, da dies sein Debüt war. Mittlerweile ist hierzulande schon ein weiteres erschienen (Gelyncht) und insgesamt gibt es schon vier um Gus Dury.

      Falls der Marco den nicht will, kann ich ihn dir überlassen. Musst halt warten, bis der sich entscheidet bzw. die Nachricht liest und antwortet.


      jerry garcia

      • Gast


      Robert A. Heinlein. Rod Walker, ein Oberschüler in ferner Zukunft, steht vor einer schwierigen Prüfung: Seine Aufgabe besteht darin, sich auf einem unbekannten Planeten zu behaupten, mit nichts anderem ausgerüstet als seiner Intelligenz und seinen Instinkten. Gegen den Willen seiner Eltern wagt er den Sprung durch das große Ausfalltor zu den Planeten. Und er landet inmitten eines undurchdringlichen Dschungels, wo auf Schritt und Tritt unbekannte Gefahren drohen, wo ihn nachts unheimliche Geschöpfe anfallen und ihn zwingen, auf Bäumen zu kamopieren und jeden seiner Schritte abzuwägen. Nach und nach trifft Rod auf Kameraden, die gleich ihm ums Überleben kämpfen. Und bald stellen sie mit Entsetzen fest, dass man auf der Erde offenbar vergessen hat, sie zurückzuholen aus den Weiten des Alls. Die jungen Leute, Mädchen und Jungen, gründen die Stadt Cowpertown, sie kultivieren und erobern ihren Planeten, so wie es ihre Vorfahren vor Jahrtausenden mit der Erde taten.

      Gegen den Widerstand seiner Eltern wagt Rod das Abenteuer. Schon vor dem Start versucht er, Kampfgenossen zu gewinnen, damit sie in der neuen Umgebung eine Einheit bilden können, doch keiner will sich mit ihm zusammentun. Kaum auf dem neuen Planeten angekommen findet er einen Kameraden tot vor, die Ausrüstung verschwunden. Er wird vorsichtiger, schlägt sien Lager auf einem starken Ast eines hohen Baumes auf und beobachtet vor dort aus, wie sich unter ihm Tiere oder Lebewesen bewegen, die er anscheinend noch niemals zuvor gesehen hat, soweit er es in der Dunkelheit erkennen kann. Doch auch ihn überfällt man, aber er überlebt. Hilfe erhält er von Jack, die wie er auf dem Planeten ihre Prüfung macht und ebenso vor den gefährlichen Strobos gewarnt wurde. Gemeinsam schlagen sie ihr Lager in einer Höhle auf, teilen ihre Waffen (Messer) und die Ausrüstung sowie Nahrungsmittel und befestigen ihr Camp. Mit der Zeit finden sie immer mehr Mitstreiter, fangern an, die Höhle und das Umfeld zu einer kleinen Siedlung auszubauen.  Querulanten werden entfernt, man beginnt eine Hierarchie zu errichten,mit Regeln und Gesetzen. Dazu werden ausserdem Verteidigungsanlagen gegen wilde Tiere und mögliche Angreifer errichtet. Da aus den avisierten 10 Tagen mittlerweile Wochen geworden sind, mussman sich darauf einrichten, dass man nie wieder zur Erde zurückkehren kann und sich auf dem Planeten niederlassen muss. Familien werden gegründet, feste Unterkünfte gebaut und eines Tages kommt dann doch die Rückholaktion. Aber: soll man gehen oder in der neuen Heimat und der Siedlung bleiben?

      Vorab: Wer oder was diese geheimnisvollen und gefährlichen Strobos sind, lasse ich hier offen. Die Geschichte selbst ist ein Bild, wie man sich in einer gefährlichen Umwelt nicht nur durchsetzen kann, sondern auch noch Mensch bleibt und  gesellschaftlichen Regeln unterwirft, eine wohlmeinende Gemeinschaft entwickelt und nicht selbst zum Tier wird. Obwohl die Story keinen großen Spannungsbogen entwickelt, ist der Kampf gegen die (fremde) Natur unterhaltsm zu lesen. Der Stil ist recht einprägsam, aber auch einfach zu lesen. Die eine oder andere Begegnung mit wilden Tieren sorgt für etwas Action, die Frage nach den "Strobos" und dem Grund, wieso sie nicht abgeholt werden oder ob sie es überhaupt jemals werden, für weiteres Interesse an der Lektüre, die im Mittelteil kleine Längen aufzuweisen hat. Ein bisserl Gruppen-"Robinson Crusoe" plus etwas "Herr der Fliegen" auf freiwilliger Basis und etwas Survival-Felling als Zutat machen einen guten SF-Jugend-Roman, der ohne überbordende Gewalt oder Raumschlachten auskommt und durchaus empfehlenswert ist.   


      jerry garcia

      • Gast


      James Herbert. London 1948. Trümmer, Ruinen, Leichen. Eine sogenannte Wunderwaffe hat den Bluttod über die Weltstadt gebracht. Von dem schleichenden Tod bleiben nur wenige Menschen verschont, die der Blutgruppe AB-negativ angehören. Fünf von ihnen suchen Zuflucht in den Ruinen des verlassenen Grand Hotels: Zwei junge Frauen, die über die Schranken unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft eine tiefe Freundschaft verbindet. Ein Deutscher mit undurchsichtiger Vergangenheit und ein weltfremder Engländer vom Zivilschutz. Und Hoke, der Kriegsfreiwillige aus Kanada, der seit drei Jahren auf der Flucht vor jenen Menschen lebt, die wissen, dass sie sterben müssen.

      Hoke, der sich im zerstörten London einige noch recht feudale Verstecke zurechtgebastelt und mit Vorräten aller Art bestückt hat, wird von den Schwarzhemden, die einer britischen Naziorganisation angehören und auf der Suchen nach Menschen mit Blutgruppe AB-negativ sind, weil sie glauben, deren Blut könne sie vor dem Tod durch die Viruswaffe bewahren, aufgestöbert und durch die Stadt gehetzt. Plötzlich bekommt Hoke Hilfe von unerwarteter Seite. Ein Wagen hält neben dem davonrennenden Hoke und er wird mitgenommen. Die drei Insassen sind zwei junge Frauen und ein Deutscher. Doch weit kommen sie mit dem Wagen in den von zerstörten Karosserien Straßen nicht. Sie müssen aussteigen und zu Fuß weiter und flüchten sich in einen U-Bahn-Tunnel, den die Schwarzhemden aus Angst vor verseuchten Leichen nicht betreten. Stattdessen werfen sie Molotow-Cocktails hinterher und der Brand treibt die Flüchtenden immer weiter, der Rauch raubt ihnen die Atemluft und durch die vertrockenten Knochen und vergammelt Kleiderrbündel nährt sich das Feuer immer mehr. Ein entkommen scheint nicht möglich. Doch dann werden sie von einem alten Briten vom Zivilschutz, der in einem Bunker die letzten Jahre überlebt hat, gerettet. Da auch der Bunker in Gefahr ist, von den Flammen vernichtet zu werden, rennen die nun fünf Leute zu einem der weiteren Verstecke von Hoke, in dem sie erst einmal zur Ruhe kommen. Dort hat er eine Menge Vorräte gehortet und es lässt sich leben. Nach und nach kommen die Animositäten zu Tage und besonders Hoke trachtet danach, den Deutschen kalt zu machen. Zu allem Überfluss ist auch noch ein einsamer deutscher Bomberpilot am Himmel unterwegs, der in unregelmäßigen Abständen immer noch die Stadt bombardiert, als hätte er in der mittlerweile ziemlich menschenleeren Welt keine anderen Probleme. So eine Bombe schlägt in ihrer Nähe ein und dazu kommt noch Verrat. Die Schwarzhemden tauchen auf und bemächtigen sich der Flüchtlinge. Hoke kann fliehen und sinnt dann auf Rache. Er schnappt sich aus seinem Waffenlager, was er brauchen kann und stellt die Bande in deren Hauptquartier, wo sie Menschenversuche zum Zwecke der eigenen Heilung vorantreiben, ohne Rücksicht auf die Versuchskaninchen.

      Wer sich anhand der Inhaltsangabe auf einen Drama-Thriller auf engstem Raum gefasst gemacht hat, wird überrascht durch den absolut rasanten Start mit einer Verfolgungsjagd, die sich über rund 120 Seiten hin ausdehnt. Der eigentliche Dramaanteil sowie tiefergehenden Charakterzeichnungen und intensive Auseinandersetzungen mit den unterschiedlichen Ansichten der Protagonisten bleiben eher dem Mittelteil vorbehalten und sind auch nicht sonderlich ausführlich dargestellt. James Herbert nutzt sein Buch aber dazu, die Einstellung der Briten zum Faschismus zu beleuchten und siehe da - speziell die Aristokratie scheint eine recht positive Meinung zur deutschen Propaganda gehabt zu haben. Was sich mir beim Lesen ansonsten aufdrängte, ist, dass das Buch zwar im London 1948 spielt (in dieser Alternate History hat Hitler in einem letzten Rundumschlag statt den Krieg zu verlieren, lieber die gesamte Menschheit vernichtet und mit einigen V2 einen Virus entfacht, der alle außer den Menschen mit Blutgruppe AB-negativ getötet hat, auch die Mehrzahl der Tiere), aber außer der unterschiedlichen Location auch einer der B-Endzeitfilme aus den schönen 80-ern sein könnte. In einer zerstörten, lebensfeindlichen Umgebunggibt es Menschen, die etwas Neues aufbauen könnten und etwas in Besitz haben, das eine andere, größere Gruppe mit Gewalt an sich bringen will, um die Herrschaft über die Ödnis zu übernehmen. Und so entbrennt eine fast lupenreine Actionstory, die ordentlich Tempo aufweist, eine Menge Gefechte beinhaltet und ansonsten den Genreregeln folgt. Misstrauen, Verrat, ein bisserl sexuelles Gerangel und Gut gegen Böse, fein aufgeteilt in Schwarz und Weiß (selbst bei der Kleidung). Statt einem dialoglastigen Drama hat James Herbert einen schnellen Actioner, der sich aber auch mit dem Thema Vorurteile beschäftigt, zum Besten gegeben auf rund 390 Seiten gut und teilweise recht blutig unterhalten.


      Offline Thomas Covenant

      • Die Großen Alten
          • Show only replies by Thomas Covenant
        Der gute Herbert, leider ja vor kurzem verstorben. Seine Rattentriologie steht einsam im Olymp des Tierhorrors.
        Lange nix mehr von ihm gelesen, der war mal richtig hipp in den Achzigern.



        Offline JasonXtreme

        • Let me be your Valentineee! YEAH!
        • Global Moderator
        • *****
          • Weiter im Text...
            • Show only replies by JasonXtreme
          Der gute Herbert, leider ja vor kurzem verstorben. Seine Rattentriologie steht einsam im Olymp des Tierhorrors.
          Lange nix mehr von ihm gelesen, der war mal richtig hipp in den Achzigern.

          Geiles Ding, das is ja quasi wie bei Dir, Gunter :D
          Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


          Meine DVDs


          jerry garcia

          • Gast


          Martin Cruz Smith. Der alte Abner, Medizinmann der Hopi-Indianer, sitzt vor seiner Hütte und sagt das Ende der Welt voraus. Am nächsten Tag wird er tot aufgefunden, und seine Prophezeiungen beginnen Wirklichkeit zu werden: Ein Schwarm riesiger Fledermäuse versetzt die Bewohner von Arizona in Angst und Schrecken.

          In der Reservation der Navajo- und Hopi-Indianer herrscht nicht gerade Einigkeit. Der Anführer der Navajos, die den Hopis an der Zahl weit überlegen sind, hat sich als geschäftstüchtiger Interessenvertreter seines Volkes erwiesen und möchte auch die Hopis unter seine Fittiche nehmen, da er auf dem Grund, den diese bewohnen, ein Ölvorkommen vermutet, das er an die Weißen zwecks Ausbeutung verkaufen will. Mitten hinein in seine Geschäfte platzt die Nachricht von verstümmelten Toten, die  mit Wunden übersät sind, die sich keiner erklären kann. Zu allem Überfluss breitet sich auch noch die Pest im Reservat aus. Der junge Hilfssheriff Youngman Duran vermutet Vampirfledermäuse hinter den Todesfällen und wird darin auch noch von einem Wissenschaftler bestärkt, der den Zug der Fledermäuse von Südamerika bis nach Arizona dokumentiert hat. Sie sind auch der Überträger der Pest bzw. die Fledermausflöhe, die sich auf die Menschen übertragen. Nachdem weitere Menschen sterben mussten, darunter beinahe auch die Ärztin Anne, die Youngmans Freundin ist, macht er sich gegen alle Widerstände auf, um die böse Brut zu vernichten.

          "Flügel der Nacht" wurde unter dem Titel "Schwingen der Angst" mit Nick Mancuso verfilmt und folgt den Genreregeln des Tierhorrorfilms ziemlich klar. Bedrohung taucht auf, wird von geldgierigen Geschäftsleuten erst verleugnet, dann vertuscht und erst ein gegen den Strom schwimmender Protagonist handelt unter Einsatz seines Lebens. Dazu bringt der Autor aber auch noch die Lebensumstände der Indianer in den Reservaten zur Sprache, deren Animositäten untereinander, lässt den Leser nicht nur an deren Riten teilhaben, sondern macht auch auf die überheblichen Touris aufmerksam, die glauben, sich über den indianischen glauben erheben zu dürfen und für die die Stammesmitglieder gegen geringes entgelt verfremdete Rituale wie den Schlangentanz vorführen, um überhaupt etwas zum Lebensunterhalt zu verdienen, da sie von der Regierung in ihren Reservaten, die sie von ebendieser Regierung gesteckt wurden, schlicht vergessen wurden und die nicht für sie sorgt. Die Story beginnt daher auch eher gemächlich, bevor sie sich immer mehr steigert, den Spannungsbogen erhöht, Tempo in die Sache kommt und die Jagd nach der Bedrohung aus dem Dunkeln und der Luft endgültig in Fahrt kommt. Wer sich mit Tierhorrorfilmen in den letzten Jahrzehnten beschäftigt hat, wird keine Überraschungen erleben, doch unterhaltsam ist "Flügel der Nacht" als Tierhorror-, Ethno- und Ökothriller allemal. 


          jerry garcia

          • Gast


          John Sandford. Der Abriss eines Wohnhauses hält für die Polizei eine grausige Überraschung parat: die mumifizierten Leichen zweier Mädchen, in Plastikfolie verpackt. Sie sind offenbar schon eine Weile tot - und Lucas Davenport weiß auch genau, wie lange. Minneapolis 1985: Das Verschwinden der Jones-Zwillinge ist der erste große Fall für den jungen Polizisten. Verdächtigt wird ein verwirrter Obdachloser. Als der auf der Flucht erschossen wird, wird die Akte geschlossen. Doch Davenport glaubte nie an die Schuld des Mannes - und fast 30 Jahre später rollt er den Fall neu auf.

          Nachdem Davenport zu der Fundstelle gerufen wird und die beiden Mädchen erkennt (ihre Kleider sind noch gut zu identifizieren), lässt er die Geschehnisse von damals Revue passieren. Er war als Anfänger und Streifenpolizist unterwegs, Als er in den Fall der vermissten Mädchen hineingezogen wird. er wird von den Uniformierten vorübergehend zu den Detectives ausgeliehen und macht sich forsch an die Arbeit mit dem unbändigen Willen, sich allen zu beweisen. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass ein Obdachloser der Täter sein könnte. Dazu kommen noch zwei anonyme Anrufe innerhalb weniger Stunden, die Indizien liefern, die auf  Scrape - so der Name des Penners - deuten. Außerdem wurde in der näheren Umgebung der Tat auch noch ein Mann niedergestochen, sodass man vermutet, er wäre von dem Verdächtigen getötet worden, weil er zufällig die Entführung der Mädchen beobachtete. Befragungen führen dazu, dass man den vermeintlichen Täter in seinem Unterschlupf findet und als der verwirrte Mann flüchtet, wird er erschossen. Seine Opfer werden nie gefunden. In der Gegenwart nimmt Davenport die Ermittlungen wieder auf, da er nun davon ausgeht, dass der Täter noch lebt und mit ziemlicher Sicherheit weitere Taten innerhalb der letzten mehr als zwanzig Jahre begangen hat. Er durchforstet die alten Akten, befragt die noch lebenden Bürger, die er schon damals interviewt hatte, erneut und stößt bald auf neue Spuren. ein Phantombild, das schon damals in Umlauf gebracht wurde, wird erneut den Leuten gezeigt und eine Person meldet sich, die einem Angreifer damals einige Monate nach dem Verschwinden der Jones-Kinder entkommen konnte. Die Frau spricht mit Davenport, geht aber auch mit ihren Infomationen ins TV. Fatalerweise sieht dies auch der Täter und er fährt zu deren Haus und erschießt eine dort anwesende Polizistein und verwundet zwei weitere Menschen schwer, die Zeugin bleibt unverletzt. Aber für Davenport wird nach dem Polizistenmord - noch dazu kannte er die Frau gut - die Sache persönlich.

          Lucas Davenport ist schon bekannt für seine unkonventionellen Methoden, seinen Sinn für Karriere und die eignen Wege, doch der Griff in die Vergangenheit zeigt ihn als zwar jungen und noch nicht profilierten Polizisten, aber auch als Emporkömmling mit einer karrieregeilen Attitüde, die ihn recht unsympathisch dastehen lässt. Oft behält er Informationen für sich, um sie ausschließlich für seine eigenen Zwecke und nicht zum Wohle des Falles zu nutzen. Auch der Rest des Romanes ist kein großer Wurf von John Sandford, was aber bei rund zwanzig Büchern um seinen Proptagonisten durchaus zu verschmerzen ist. Insgesamt bewegt sich "Zorn" auf dem Niveau einer einigermaßen brauchbaren Episode aus einer TV-Serie, der auch die eingebauten Wendungen nicht zu einem besseren Urteil verhelfen können. Irgendwie etwas zu konstruiert, um auf eine gewisse Seitenzahl zu kommen. Da waren die früheren Bücher doch gelungener. Einzig erwähnenswert ist, dass man hier etwas mehr über die frühen Jahre des Ermittlers erfährt, wie er erste Ideen entwickelt, mit denen er sein Vermögen verdient und dass er schon immer ein gewissen Hang für Kleidungsstil und schnellen Autos hatte.


          jerry garcia

          • Gast


          Jack DuBrul. Tief unter dem Meeresgrund löst eine Atombombe einen ungeheuren Vulkanausbruch aus. Bald wird klar, dass die scheinbare Katastrophe ein Segen für die Menschheit sein könnte:
          Ein unbekanntes Material ist aufgetaucht, und mit ihm das Versprechen einer sauberen, unbegrenzten Energiequelle. Doch der neue Rohstoff weckt auch alte Großmachtgelüste überall auf der Welt. Mitten zwischen den Fronten: Philip Mercer, Geologe und Ex-Elitesoldat mit geheimen Verbindungen. Als er erfährt, dass die Tochter eines Freundes unter rätselhaften Umständen gefangen gehalten wird, verspricht er, sie zu retten. Er hat keine Ahnung, dass er in eine tödliche Falle gelockt werden soll.

          Im Jahr 1954 haben die Kapitäne und Reedereien einen neuen Markt entdeckt: Versicherungsbetrug. Gut abgesicherte Schiffe werden mit Ladung von den Mannschaften versenkt und dann kassiert man die versicherten Betrag. Derart scheint es auch bei der Grandam Phoenix zu laufen. Als man einen bestimmten Ort auf See erreicht hat, wird das Schiff geflutet und die Mannschaft steigt in die Rettungsboote. Doch der Frachter, der sie absprachegemäß aufnehmen sollte, taucht zwar auf, doch von der Reling aus werden die Boote mit Maschinenpistolen beschossen und die Mannschaft getötet. 1998 muss sich der US-Präsident mit der Tatsache herumschlagen, dass ein Forschungschiff seiner Regierung vermisst wird, obwohl eine Warnung ausgesprochen war, dass dies passieren würde. Die NSA, CIA und das FBI werden mobilisiert. Derweil kommt Philip Mercer gerade von einem Auslandsjob nach Hause in die Hauptstadt und erfährt, dass die Tochter eines Freundes an Bord dieses Schiffes war. Unterdessen macht sich auf Hawaii, in der Nähe des Unglücksortes, ein japanischer Milliardär daran, seinen Tribalismus, der nur ein anderes Wort für Rassismus ist, gegenüber einer Pressevertreterin in einem strahlenden Licht dastehen zu lassen. In Wahrheit plant er jedoch, die Insel und den US-Bundesstaat Hawaii von der US-Nation abzuspalten und dem japanischen Reich unterzuordnen. Dafür lässt er auf der Insel Gewaltakte gegen Weiße verüben, bringt die Chefs der Presse sowie die Bürgermeister und Senatoren hinter sich. Doch das Spiel wandelt sich, als man die einzige Überlebende der Schiffskatastrophe findet und sie dann von Mercer beschützt wird, als man einen anschlag auf ihr Leben vornimmt. Doch der Japaner ist nicht der Einzige in dem Spiel um Hawaii und dessen Hoheitsgebiet. Mercer findet bald heraus, dass etwas ganz anderes hinter der ganzen Sache steckt und dass nicht nur Japan seine Interessen sichern will.

          Jack DuBrul ist ja hierzulande hauptsächlich als Kontraktautor für Clive Cussler bekannt, von seinen Soloromanen wurde bisher nur bei Blanvalet "Havoc" veröffentlicht, der zudem auch noch der letzte der sieben Bände aus der Mercer-Reihe war. Jetzt kam bei Weltbild mit "Brennende Wellen" das erste Abenteuer von Mercer zu Ehren. Cover und deutscher Titel weisen eindeutig den Weg zu den bisher mit Clive Cussler erschienenen Romanen und auch manche Abschnitte des Inhalts wie z. B. der Prolog aus der Vergangenheit vor der eigentlichen Handlung und das maritime Thema passen  noch, aber dann wird "Brennende Wellen" zu einem Actioner mit Geheimdienstanleihen. Glaubt man zu Beginn noch an eine gradlinige Story, die im ersten Viertel auch ordentlich mit temporeichen Shootouts gespickt ist, werden die Fäden danach entschieden verworrener. Jeder benutzt jeden, um an sein Ziel zu kommen, es wird gerade im Mittelteil viel erklärt und ermittelt, aufgelockert durch die eine oder andere Gewaltszene. Charakterzeichnung wird nicht sonderlich groß geschrieben, die Figuren bleiben eher blass und wirken allbekannt und als dann im explosiven Finale alle gegen alle kämpfen und es ein richtiges Feuerwerk an Explosionen und Schießereien gibt, wirkt das dann doch etwas zu viel des Guten, wenn auf einmal vier unterschiedliche Parteien gegeneinander antreten, die sich zuvor nach Strich und Faden belogen hatten. Aus dem wilden Geballer gehen nur Mercer und ein SEAL unbeschadet hervor und Hawaii ist wieder befriedet. Gewürzt wird alles mit ein wenig Humor, coolen Sprüchen und schnuckeligen Weibern, von denen natürlich der Held seine auch bekommt und einer kleinen Überraschung zum durchaus offenen Ende. Als Debüt gut, aber dass er es noch besser kann, hat Jack DuBrul mit "Havoc" und den Werken für Cussler (meines Erachtens ist er der beste der Co-Schreiber von Cussler) bewiesen. Hoffentlich setzen sie die Reihe nun auch fort.   


          jerry garcia

          • Gast


          Niklas Ekdal. Sie werden gerädert, enthauptet, geteert und gefedert. Eine Serie brutaler, fast mittelalterlich anmutender Morde sucht Schweden heim. Zugleich steuert ein atomar hoch gerüstetes Schiff auf die Schären vor Stockholm zu.

          Die Polizei findet innerhalb kürzester Zeit zwei ehemalige Mitglieder des gesellschaftlichen Establishments bestialisch ermordet vor. Inspektorin JohannaTott wird mit den Ermittlungen betraut. Als auch der Lebenspartner von Felix, der nicht nur homosexuell, sondern auch noch zum Islam übergetreten ist, tot aufgefunden wird, gerät Felix in Verdacht, der Killer zu sein. Aufgrund seiner Lebensumstände ist er das ideale Ziel der Polizei, um den Fall schnell abschließen zu können. Doch Felix entzieht sich der Verhaftung und versucht auf eigenen Faust herauszufinden, wer seinen Partner ermordet hat. Dieser hat ihm vor seinem Tod noch eine E-Mail geschickt, die auf einen Maler namens David Klöcker Ehrenstrahl hinweist. Unterstützung findet er zudem bei seiner Nachbarin Sara. Unterdessen läuft von einem Hafen in Marokko das Schiff Ikaros Richtung Schweden aus. Mit einem fetten Bestechungsgeld wurde der Hafenmeister überzeugt, dass sich eine Überprüfung der Fracht nicht lohnt. Während das Schiff den Weg durch den Atlantik quert, werden in Schweden weitere Adlige bzw. Personen adliger Abstammung getötet und Johanna verstrickt sich neben ihren häuslichen Problemen immer mehr in den Fall, da sie mittlerweile von der Unschuld des Felix überzeugt auch noch vom Dienst suspendiert wurde. Sie forscht weiter nach und stößt immer wieder auf Hinweise, die in den Bildern des Malkers versteckt sind, doch das Trio aus Felix, Sara und Johanna kann sich nicht zusammenreimen, wohin diese führen.

          Ein Schwedenthriller, der sich ganz und gar nicht in die depressiv-düsteren Werke eines Henning Mankell einreihen möchte. Vielmehr entwickelt Niklas Ekdal eine Schnitzeljagd im Stile eines Dan Brown mit seinen vielen Hinweisen auf die schwedische Geschichte, über die der Leser hier einiges erfährt, um diese dann mit einer Verschwörungs- und Attentatshandlung in der Gegenwart zu verquicken. Zudem hält er sich nicht mit deutlicher Gesellschaftskritik zurück. Ob es nun der wilde Schlagzeilen fabrizierenden Presse oder dem Staat mit seiner Unterstützung der reichen Elite zu Lasten des einfachen Volkes an den Kragen geht, Homophobie angeprangert oder (schon 2008 vor Bekanntwerden des USA - Under Surveillance of America - Skandals) die Überwachungswut der Regierungen bloßgestellt werden - jeder bekommt sein Fett weg. Dazu etwas Familiengeschichte der Insopektorin mit ihrem ach so leidenden Gatten, der zu Hause in Elternzeit ist und sich jammernd über den Streß beklagt und fertig ist ein recht spannender Thriller, der aber zum großen Teil ohne Action auskommt, dennoch recht flott, aber mit teilweise sehr oberflächlichen Figuren ausgestattet ist und gegen Ende doch eine gewaltige Räuberpistole zu bieten hat, die ziemlich überzogen daherkommt. Besser als z. B. "Das verlorene Symbol" ist er aber allemal, auch wenn mir die weitreichende Verschwörung etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt.


          jerry garcia

          • Gast


          Malcolm Bannister, in seinem früheren Leben Anwalt in Winchester, Virginia, sitzt wegern Geldwäsche zu Unrecht im Gefängnis. Die Hälfte der zehnjährigen Strafe hat er abgesessen, als sich das Blatt wendet. Ein Bundesrichter und seine Geliebte wurden ermordet aufgefunden. Es gibt weder Zeugen noch Spuren, und das FBI steht vor einem Rätsel. - bis Bannister auf den Plan tritt. Als Anwalt mit Knasterfahrung kennt er viele Geheimnisse, darunter auch die Identität des Mörders. Dieses Wissen will er gegen seine Freiheit austauschen.

          Malcolm Bannister hatte das Pech völlig ohne Schuld in einer umfassenden Ermittlung des FBI gegen einen Schmiergeldvermittler und Geldwäscher aus Washington zu geraten. Da die Justiz mal wieder ein Exempel statuieren wollte, wurden alle, die auch nur ansatzweise in den Dunstkreis des Falles gerieten, zu hohen Haftstrafen verurteilt. Unschuldig eingekerkert verlor Bannister alles - Job, Ehefrau, Kind und natürlich seine Freiheit sowie seine Zulassung als Anwalt. In einem Gefängnis der niedersten Sicherheitsstufe, auch Camp genannt, kann sich Bannister mit Gelegenheitshilfen in juristischen Angelegenheiten über Wasser halten und lernt viele der Mitinsassen kennen. Bei einer solchen Gelegneheit kommt ihm auch zu Ohr, wer den Richter und seine Geliebte, die in dessen kleinem Ferienhaus ermordert aufgefunden wurden, getötet hat. Er wendet sich über den Direktor an das FBI, das sonst absolut im Dunkeln tappt. Die kommen, hören sich seine Argumentation an und bald glauben sie ihm. Er stellt entsprechende Forderungen: sofortige Freiheit, Zeugenschutz, die ausgesetzte Belohnung und Veränderung seines Aussehens. Die ermittelnden Behörden gehen darauf ein. In der Folge jedoch entwickelt sich ein Spiel, bei dem keiner weiß, wo sie dieser plötzlich aufgetauchte Zeuge hinführen wird.

          John Grishams neuer Roman widmet sich in der ersten Hälfte der Situation des Protagonisten und fährt zudem auf dem zweiten Gleis gleich einen Schwertransport auf, der seine Geschütze direkt auf sein Heimatland richtet. Man erinnere sich, dass die Verfilmung seines Romans "Die Akte" dem Hauptdarsteller Denzel Washington (schwarz) nicht erlaubte am Schluss des Films (im Gegensatz zum Buch) das Mädel (Julia Roberts, weiß) zu kriegen. Wer glaubte, dass in den vielen Jahren danach und unter dem farbigen Präsidenten Barack Obama viel geändert hätte, sieht sich angesichts der Beschreibungen von John Grisham getäuscht. Der Rassismus tritt in den USA immer noch offen zutage - und nicht nur im Hinterland, sondern auch in der Hauptstadt. Und wie es so kommen musste, bleiben die verschiedenen Rassen lieber unter ihresgleichen. Und die ermittelnden Behörden mit dem Buchstabensalat sind weder wirklich kompetent noch an der Wahrheitsfindung interessiert. Wer in ihre Fänge gerät, ist verloren. Dazu kommt ein korruptes Justizsystem, das Bestechlichkeit und dem Lobbyismus huldigt. Gesetze oder auch Richter lassen sich nach Belieben korrumpieren. Und wie es in dem Staat mit der Bildung aussieht, beweist er mit der anmerkung, dass das Land für einen Gefangenen 40.000 Dollar im Jahr, für die Bildung eines Kindes aber nur 8.000 im Jahr ausgibt. Kein Wunder, dass einer seiner Hinterlandgauner Jamaika noch nicht einmal auf der Karte zeigen könnte. Staatliche Überwachung, Allmacht der Behörden wie DEA und FBI werden angeprangert, bevor in der zweiten Hälfte des Buches die eigentliche Handlung erst so richtig beginnt. Bannister ist draußen und macht sich daran, seine eigenen Pläne zu verfolgen, die aber weder dem - eh dämlichen - FBI noch dem Leser sofort ersichtlich sind. Daraus bezieht das Buch seine Spannung und es entwickelt sich ein feines Gaunerstück, das die New York Times laut Zitat auf dem Buchdeckel als raffiniert und überraschend bezeichnete, was auch nicht zu leugnen ist. Dem Zusatz, dass es ein Grisham in Höchstform ist, stimme ich nicht zu (zu Zeiten von "Die Jury" - zu der er eine Fortsetzung schreiben will - und "Die Firma" war er besser), aber es ist sein bestes Buch seit Jahren. Stilitisch blieb er sich aber treu und hat alles schon drehbuchgerecht aufgearbeitet und vielleicht bei Bannister auch Denzel Washington im Auge gehabt. Liest sich flott uind entschieden interessanter als bisher. Ein lesenswerter John Grisham.


          jerry garcia

          • Gast


          Tom Wood. Victor, brillanter Profikiller im Dienst der CIA, steht vor einem brisanten Einsatz: Er soll in die Rolle eines ermordeten Auftragsmörders schlüpfen, um herauszufinden, für welchen Job dieser angeheuert werden sollte. Nach Rom beordert, trifft Victor auf eine ganze Gruppe von Profis wie er selbst, die offensichtlich auf einen spektakulären Einsatz vorbereitet werden. Niemand aus dieser Elitetruppe darf erfahren, dass victor ffür die CIA arbeitet - doch das ist nicht sein einziges Problem. Als er herausfindet, was in Rom geplant wird, läuft es selbst ihm kalt den Rücken hinunter.

          Victor ist in Algerien auf den Profi Kooi angesetzt, um diesen zu beseitigen. Nach einer Verfolgungsjagd über die Märkte der Stadt kann er ihn auch erledigen. Doch als Zugabe wird er dann später nach einem wenig netten Hasch.mich-Spielchen von der Agentin Muir, die im Auftrag von Procter handelt, mit einer neuen Mission bedacht. Er soll den Platz des von ihm getöteten Kooi einnehmen, der anscheinend für einen geheimen und mysteriösen Einsatz von einem Makler des Todes engagiert werden soll. Nach einer ersten Kontaktaufnahme, bei der er auf Herz und Nieren auf seine Verlässlichkeit geprüft wird, geht es erst nach Gibraltar, wo er dann von einer Frau aubgeholt wird, die er schon vom ersten Treffen her kennt. Sie bringt ihn mit dem Boot nach Italien, wo er mit seinem vermeintlichen Auftraggeber zusammen trifft. Zudem sind außer dem Auftraggeber Leeson noch drei weitere Männer sowie die Frau in die Sache verstrickt. Während die Kerle ihr Revier markieren und sich aufplustern, wird in Andorra eine Frau, die einen kleinen Sohn hat, aus einer gefährlichen Situation befreit, die sie das Leben hätte kosten können. Danach aber wird sie von ihrem Retter in einen Van eingesperrt und zusammen mit ihrem Sohn entführt. Victor hingegen soll seinen Auftraggeber nach Rom zum Essen in ein Restaurant begleiten. Doirt werden sie von einigen Georgiern angegriffen, die es nur auf Leeson abgesehen haben. Victor beweist seine Qualitäten und eliminiert die Ex-Russen. Doch noch immer wird er nicht in den Plan eingeweiht,für den er und die anderen Beteiligten gebraucht werden. Anscheinend warten alle noch auf eine Person, die dann das Startzeichen gibt.

          Der absolut gelungene Schachzug, einen professionellen Killer als Sympathiefigur aufzubauen, bietet einen ähnlichen Ansatz wie die Bourne-Reihe (die drei Teile von Robert Ludlum), ist aber sogar dieser in einigen Punkten überlegen. Victor agiert eiskalt, wohlüberlegt und ohne Emotionen, wer sein Ziel ist, ist ihm dabei völlig egal. Dadurch, dass er aber in manchen Situationen dennoch menschlich bleibt und nicht zum abgestumpften Schlächter mutiert, kann der Leser ihn als Protagonisten akzeptieren und bei seinen Aufträgen mitfiebern. "Blood Target" beginnt direkt mit der spannenden und cleveren Verfolgungsjagd durch Algier, die mit dem Tod von Kooi endet. Danach wird ganz langsam erst die Auftragsvergabe durch die CIA und danach die Anwerbung durch den feindlichen Makler skizziert. Hier zeigt sich vor allem die Art des Handelns und das spezifische, auf eigenen Sicherheit ausgerichtete Denken des Profis Victor. Er ist ständig aufmerksam, analysiert alles, was er sieht oder hörtr bzw. ihm gesagt wird. Lange werden Leser wie auch Victor im Unklaren gelassen, um was es überhaupt geht, wer das Ziel ist. Der Spannungsbogen ist hoch, der Actionanteil nicht minder, obwohl die Zahl der Leichen auf seinem Weg diesmal etwas geringer ausfällt und er hin und wieder seine unter der rauen Schale vorhandene Menschlichkeit durchblitzen lässt. Doch gerade wenn man vermutet, dass Victor in "Blood Target" Schwäche zeigen würde, belehrt er einen das Gegenteil. Mit den Bösen zusammengearbeitet, ihn in die Falle gelockt - wird mit Genickbruch bestraft; unerwartet und fast aus heiterem Himmel. Hart, kompromisslos, actionreicher als ein Jason Bourne, der von Victor noch einiges lernen könnte und obwohl hier auch Platz für kleinere Sentimalitäten blieb, ist die Reihe um Victor von Tom Wood ein Fest für Thrillerfreunde. Nun heißt es wieder warten, bis es ein viertes (ohne das E-Book mitzuzählen) Abenteuer von Victor gibt. Klare Empfehlung. 


          jerry garcia

          • Gast


          Carsten Stroud. Zwei Flugzeugabstürze lösen eine Kettenreaktion von brutalen Morden, tödlichen Geiselnahmen und Korruptionsskandalen aus. Niceville, die kleine Stadt im Süden der USA, ist im Alarmzustand, und der Ermittler Nick Kavanaugh aufs Äußerste gefordert. Damit nicht genug, denn er und seine Frau Kate haben gerade den grauenvoll verwaisten Rainey bei sich aufgenommen. aber irgendetwas stört Nick an dem Jungen - nicht nur, dass die Sekretärin aus Schule spurlos verschwunden ist. Überhaupt verschwinden immer wieder Menschen in Niceville. Liegt ein grausiger Fluch über der Stadt?

          Kurz nachdem sich ein Mann mit seiner Cessna direkt in Tallulah's Wall gesteuert hat, rauscht ein Learjet mit einer Gruppe chinesischer Geschäftsleute in eine dichte Wolke von Krähen und sürzt durch den massiven Vogelschlag senkrecht auf einen Golfplatz und hinterlässt einen tiefen Krater. An Bord angeblich ein Teil, das von Byron Deitz und seiner Sicherheitsfirma stammen soll. Der wiederum wird von der Polizei in Gewahrsm genommen, weil er an einem brutalen Banküberfall in Gracie teilgenommen haben soll, bei dem nicht nur über zwei Millionen Dollar erbeutet, sondern auch vier Polizisten und zwei Presseleute (weniger schade drum) ermordet wurden. Als er vom FBI, das die Zuständigkeit übernommen hat, verlegt werden soll, gelingt ihm eine spektakuläte Flucht und er sichert sich danach die Hilfe des IT-Experten seiner Firma, den er wegen diverser Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit in der Hand hat. Gemeinsam mit dem türmt er in ein Shopping-Center und verbarrikadiert sich dort in einem Laden für den geneigten Freizietjäger. Versorgt mit allem, was man so braucht. Munition, Waffen en masse und sogar Lebensmittel. Was er nicht weiß: Zwei Zivilisten verstecken sich auch noch in dem Laden. Währenddessen wird die gesamte Chose natürlich im TV übertragen und in Leavenworth verfolgen drei eingekerkerte Mafiosi alles extrem penibel. Sie wollen auch an das geraubte Geld. Also schicken sie einen Spezialisten, der es für sie finden soll nach Niceville. Aber Nick Kavanaugh ist nicht nur in den Strudel wilder Ereignisse mit mehrfacher Todesfolge involviert, sondern muss sich auch noch mit dem von ihm und Kate adoptierten Rainey Mercer rumplagen und mit unheimlichen Vorkommnissen, die allesamt irgendwie mit den Familien Mercer und Teague in Verbindung stehen. Menschen verschwinden, aber dafür gibt es unerklärliche Sichtungen von Personen, die längst tot sein müssten. Eine Wesenheit oder Andersheit scheint sich in Niceville auszubreiten und all das Leid zu verurtsachen.

          Der phantastische Genremix aus Grusel und Thriller setzt nahtlos genau da an, wo "Niceville" geendet hat. Nachdem in Buch eins die Charaktere und die diverse Handlungsstränge eingeführt wurden, lässt Carsten Stroud die Handlung sehr zügig und mit einigem an deutlichem, aber auch unterschwelligen Humor fortfahren (Dialog nachdem die Cessna in den Berg geknallt ist: Zitat: "Was dem Piloten da durch den Kopf gegangen sein mag?" - "Die Frontscheibe." Zitat Ende) und macht "Niceville 2 - Die Rückkehr" direkt zu einem Page-Turner, den man kaum aus der Hand legen möchte. Das Timing stimmt, die Story geht flugs voran und weist trotz der knapp über 600 Seiten kaum Längen auf. In der ersten Hälfte des Buches ist das Böse noch nicht so präsent, doch wie auch schon bei Stephen King immer mal wieder gelesen (und vor dem braucht sich "Niceville" nicht zu verstecken, die Qualität stimmt), nimmt es nach und nach immer mehr Raum ein, will nach Niceville eindringen. Stroud lässt den Leser nach den Andeutungen im ersten Teil nun mehr erkennen, was das Böse umtreibt. Es scheint sich um einen Konflikt noch aus den Tagen der Sklaverei, schon begonnen noch auf  Hispaniola im 18. Jahrhundert und der bis in die Gegenwart andauert und wohl mit den Gründerfamilien des Städtchens einiges zu tun hat. Carsten Stroud schafft es, rasante Actionpassagen und Thrillerelemente erst in den Vordergrund zu stellen und sie dann zugunsten des Mysteriösen etwas zurückzufahren, ohne dabei an Tempo zu verlieren. Er bietet die eine oder andere Erklärung für bisherige Geschehnisse, baut aber gleichzeitig neue unheilvolle Kräfte auf, die ihr Ende dann wohl erst im finalen dritten Band finden werden. Denn trotz aller Andeutungen ist noch lange nicht klar, was das Böse mit dem Ort wirklich vor hat; man weiß nur, dass sämtliche blutigen und brutalen Ereignisse mit der Erscheinung zusammenhängen, mit dem Ding, das von Rainey Besitz ergriffen hat. Geister und Gespenster, Action und Humor und alles zusammen zu einem fetzigen Spektakel gemacht, das den Leser nicht mehr löslässt und ihn ungeduldig auf "Niceville 3 - Der Aufbruch" (August 2014) warten lässt. bis hierher hat Carsten Stroud auf jeden Fall alles richtig gemacht. Und hier wäre (obwohl ich den dritten Band natürlich noch nicht kenne) eine TV-Serie sehr wünschenswert - und die könnte man gar ohne große Veränderungen vorzunehmen über mehrere Staffel bringen. Das Buch war/ist jeden investierten Euro wert.


          jerry garcia

          • Gast


          Roger Hobbs. Sich unsichtbar zu machen, ist sein tägliches Geschäft. Beweise und Spuren verschwinden zu lassen, damit kennt er sich aus. Diesmal geht es um einen misslungenen Überfall auf ein Casino. Er soll aufräumen, die Spuren beseitigen. Eine Million Dollar in bar stehen auf den Spiel - 48 Stunden hat er Zeit. Und da draußen gibt es jemanden, der es auf seinen kopf abgfesehen hat. Aber auch der wird ihn zuerst einmal finden müssen. Sie nennen ihn schließlich nicht umsonst "Ghostman".

          Jack Delton (nicht sein wirklicher Name), wird überraschend unter einer Adresse und einem Namen kontaktiert, die er schon längst abgelegt glaubte. Und nur wenige Personen kennen diese. Einer davon ist Marcus, ein Jugmarker, ein Planer von Coups. Vor rund fünf Jahren hat Jack einmal in Kuala Lumpur mit anderen einen solchen ausgetüftelten Plan zu einem Bankraub ausführen sollen. alles lief gut, bis Jack einen Fehler machte, der sie auffliegen ließ und einen Teil des Teams das Leben kostete. Marcus ist keiner, der Fehler wirklich verzeiht und da er noch am Leben ist, schuldet Jack ihm nun einen großen Gefallen. Den fordert Marcus nun ein. In Atlantic City ist eine von Marcus geplante Aktion völlig aus dem Ruder gelaufen. Der Überfall auf ein Casino und den Bares anliefernden Geldtransporter fordert mehrere Menschenleben, darunter auch einer der Gangster. Der zweite konnte sich schwer verletzt absetzen, hat sich aber bisher nicht bei Marcus gemeldet. Problem: Dem Geld sind Bundesbeiladungen zugefügt worden, die nach rund 48 Stunden das Geld, wenn es nicht rechtzeitig am Bundesbank und Casino vereinbarten Ort ist. Eine gewaltige Farbladung geht inmitten des Geldes hoch. Jack soll Gangster und Geld finden. Nicht so einfach wie gedacht. Der Ghostman wird nämlich, obwohl er doch so perfekt ist und sich in jeden verwandeln kann, der er sein will und selbst spurlos abtauchen kann, von einer FBI-Agentin in Atlantic City empfangen. Da sie nichts gegen ihn in der Hand hat, kann er sie abschütteln. Doch bald muss er feststellen, dass sie nicht die Einzige ist,die ihn verfolgt. Eine lokale Größe aus einem ansässigen Drogenkartell hat es auch auf seinen Kopf und das Geld abgesehen - das gehört nämlich seiner Organisation. Jetzt muss der Ghostman all sein Können und alle seine Tricks aufbieten, um aus dieser Sache wieder rauszukommen.

          Inhaltsangabe und Titel hatten zwar mein Interesse geweckt, aber irgendwie war ich doch unschlüssig. Also hab ich zuvor einige Rezensionen mal angeschaut. Da ging es von himmelhochjauchzend bis übelste Grütze. Der eine Leser meinte, einen perfekten Thriller im Stile von "Ocean's eleven" gelesen zu haben, während sich andere über zuviel Brutalität (Die Mimose hat noch kein Buch aus der Festa-Werkstatt in der Hand gehalten. Was "Ghostman" bietet, wurde schon in Büchern vor 30 Jahren geliefert), der andere moniert die vielen Markennamen (Auch hier widerspreche ich, das, was bekannte und gutbezahlte, auflagenstarke Leute wie Dan Brown an Product Placement in ihre Bücher bringen und wie sie sich und ihre Werke zwecks Konotauffüllung an die Wirtschaft verkauft haben, übertrifft diesen hier um Längen) und wieder ein anderer hält es nur für einen aufgeblähten Heftroman (Hier stimme ich wenigstens teilweise zu - aufgebläht ist es wirklich. Paperback mit Großdruck und auf 383 Seiten gedehnt für 14,99 Euro, so kriegt man auch seine Umsätze gestärkt. Nix anderers wie das aufblähen von mehr oder weniger schwachen Filmen auf 3D, um den Eintrittspreis zu erhöhen.). Eigentlich ist die Idee, einen Verbrecher zur Hauptfigur zu machen, ja recht gut. Doch das konnte Tom Wood mit seinem Victor schon entschieden besser verkaufen. In einer einfachen Sprache erzählt Roger Hobbs eigentlich zwei Geschichten: Der eine Handlungsstrang, der ungefähr ein Viertel des Buches ausmacht, beschäftigt sich mit dem schiefgegangenen Coup, der den Ghostman in die Schuld von Marcus brachte. Wenig interessant, da man den Ausgang ja kennt und man eigentlch nur kurz wissen will, was überhaupt schief ging. Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit Atlantic City und hat schon etwas mehr an Spannung aufzubieten. Nicht alles ist so, wie es zu Beginn scheint, da gibt es Pläne, die der Ghostman nicht sofort durchschaut und die ihn in Lebensgefahr bringen. Was den einfachen Roman neben der fehlenden Charakterisierung und der eher überflüssigen FBI-Agentin leider bis ins schwache Mittelmaß absinken lässt, sind diverse Fehler in der Logik, angefangen bei den beiden Vollhonks, die für den Überfall engagiert wurden, bis hin zu Autotüren, die beim Rückwärtsfahren zufallen. Solides Buch mit einem brauchbaren Spannungsbogen, aber keine Pflichtanschaffung. Den zweiten Teil, an dem der Autor angeblich arbeiten soll, werde ich mir wohl sparen. Da gibt es in meinen Augen etliche hochklassigere Geschichten von seinen Kollegen. Man sollte dem Autor aber zugute halten, es war das Debüt eines 24-jährigen, vielleicht steigert er sich ja mit den Jahren. Einen totalen Verriss, wie von einigen Lesern, hat das Buch denn auch nicht verdient.


          jerry garcia

          • Gast


          Adrian McKinty. Belfast befindet sich im Ausnahmezustand. Detective Sergeant Sean Duffy ist neu in der Stadt, und gleich er bei seinem ersten Fall - der Suche  nach einem Serienkiller - muss er sich ins Zentrum des Terrors begeben.

          Sean Duffy wollte eigentlich ins Zentrum des Geschehens und sich bei der Polizei profilieren. Irgendwie ist er enttäuscht, als er dann nach Carrickfergus kommt, einem Vorort von Belfast, in dem nichts Großes zu passieren scheint. Dennoch werden auch er und seine Kollegen mit dem Terror durch die IRA (katholisch) und deren protestantischen Gegnern gezogen. Im Jahr 1981 kann man sich nicht heraushalten. Dann kommen noch zwei Morde hinzu, die auf einen Schwulen hassenden Serienkiller hindeuten. Homosexuelle Aktivitäten sind in Irland zu der Zeit noch ein Straftatbestand; und die katholische IRA hasst die Schwulen erst recht. In seinem Bezirk ist Sean Duffy der einzige katholische Bulle - von den Protestanten verachtet und von den Katholiken als Verräter angesehen. Tag für Tag muss er seine Reputation beweisen. Die Chance kommt für ihn mit dem neuen Fall. Er ist durchaus ungewöhnlich: Da wird auf einem brachliegenden Grundstück eine Leiche gefunden - die rechte Hand abgehackt, einen zettel im Arsch. Kurze Zeit später findet man in einer Wohnung eine zweite Leiche - ohne Zettel, aber auch hier abgehackte Hand. Bald stellt man fest, dass die jeweiligen Hände, die man entfernt hat, dem jeweils anderen Opfer gehörten und vom Täter ausgetauscht und schön bei den Toten drapiert wurden. Die Ermittlungen kommen nicht voran, keiner will reden. Und dann findet man auch noch in einem Waldstück die erhängte Leiche einer jungen Frau, die erst vor kurzem entbunden hat. Sean Duffy ist überzeugt, dass alles zusammenhängt. Doch wie sehr, das ahnt auch er nicht.

          1981. Schöne alte Zeit. Sie weckt Erinnerungen. Klobige Betamax-Videorekorder, Thin Lizzy, Phil Lynott und Gary Moore leben noch und die Hochzeit von Lady Di mit Prinz Charles steht noch bevor (da wurden bei uns in den Büros, die mit Kolleginnen besetzt waren, Fernseher aufgestellt und die Zeremonie gesichtet), aber auch grausame Zeit: Attentat auf den Papst und der brutale Nordirland-Konflikt. Jeden Tag mit der Furcht vor einem Anschlag leben, Auto nach Bomben überprüfen, Straße nach Heckenschützen absuchen. In diese Zeit schickt Adrian McKinty seinen Protagonisten Sean Duffy. Ohne groß die Hintergründe des Konfliktes zu erläutern oder eine Wertung abzugeben, schildert der Autor, der aus Carrickfergus kommt, das Leben in einer Zeit des Bürgerkrieges und der hohen Arbeitslosigkeit. "Der katholische Bulle" ist feinste Hard-Boiled-Literatur mit einem sturen Ermittler, der sich nicht von Widrigkeiten oder Vorgesetzten aus der Bahn schieben lässt und unbeugsam seinen Weg geht. Die Geschichte ist spannend und natürlich ist nichts so, wie es zu Anfang wirken mag und das in einem Krieg, der an religiösem Fanatismus den heutigen Ereignissen zwischen anderen Kulturen in nichts nachsteht. Ein großartiger Erzähler schreibt auf hohem Niveau über einen Konflikt, zu dem man vielleicht einige Vorkenntnisse brauchen könnte, da wie gesagt, wenig Hintergrund vom Autor kommt, der ein ganzes Land zerrissen hat und der Serienmord auf ein neues Level hebt: wenn man Lust zum Töten hat, schließt man sich einfach einer der beiden sich bekämpfenden Parteien an. Sean Duffy wird auch weitere Fälle in Nordirland lösen, da weitere Titel schon in Arbeit sind.


          Offline Thomas Covenant

          • Die Großen Alten
              • Show only replies by Thomas Covenant
            Klingt sehr, sehr geil...wandert auf die Liste  :thumb: