Buchrezensionen

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jerry garcia

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Ilkka Remes. In Helsinki wird eine russiche Journalistin und Sytemkritikerin ermordet. Ist die Historikerin Elina Aro, die an einer brisanten Studie über KGB- und Stasi-Aktivitäten in Finnland arbeitet, das nächste Opfer? Sie war mit der Ermordeten befreundet und wurde durch Zufall Zeugin der Tat. Riku Tanner vom Dezernat für Gewalt und Drogen sieht sich mit einem Fall konfrontiert, der weit in die Zeit des Kalten Krieges zurückreicht und auf eine Katastrophe von entsetzlichem Ausmaß zusteuert.

Es beginnt mit einem fingierten Mord in Moskau, der ungeklärt bleibt. In Helsinki hingegen wird die Journalistin Vera Dobrina in der Wohnung ihrer Freundin Elina Aro kaltblütig erschossen. Die Aro hatte sich zum Arbeiten am Laptop ins obere Etagenbett zurückgezogen, das durch einen hohen Bettrand Sichtschutz geboten hat. So konnte der Killer nicht feststellen, dass er beobachtet wurde. Riku Tanner wird für den Fall abgestellt. Neben seinem Job streitet sich Tanner noch mit seiner russischen Ex-Frau um das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn und hat auch noch an einer Rüge zu knabbern, die er für angebliche Verfehlungen bei Ermittlungen im Drogenmilieu zwischen Finnland und Estland einstecken musste. Dennoch konzentriert er sich voll auf seine Aufgabe, muss aber mitansehen, wie sein Ruf weiter geschädigt wird. Er hatte Aro bei deren Vater untergebracht und sie dort mit einem Polizisten als Schutz vor der Haustür in Sicherheit geglaubt, doch dem war nicht so. Bei einem weiteren Anschlag wurde ihr Vater verletzt, aber Aro konnte entkommen. Jemand bei der Polizei arbeitet für die Gegenseite und der erste Verdächtige ist Riku Tanner. Jetzt muss er untertauchen und ist als Gejagter gleichzeitig auch der Jäger, der versucht seinen Namen reinzuwaschen. Spuren führen nach Russland und Deutschland. Doch die wahren Hintergründe erschließen sich nicht so schnell. Wieso spielen alte KGB-Seilschaften und ehemalige Stasimitarbeiter ein solch große Rolle in diesem Spiel? Wieso verhält sich plötzlich der Freund von Aro - Sebastian - so neugierig?

Ilkka Remes hat seinen neuesten in Deutschland erschienen Thriller "Die Schockwelle" mit unterschiedlichsten Themen vollgepackt bis zum Rand. Daraus entwickelt sich ein komplizierter Handlungsablauf, der nicht so in 08/15-Manier daherkommt wie jener der meisten Neuerscheinungen auf dem Massenmarkt. Die Charaktere sind fein und gut ausgearbeitet und manch einer wandelt sich im Laufe der Story und so geht es auch der Geschichte selbst. Was anfangs wie ein simpler Mordfall erschien, wird zu einem Spionagefall mit zugehörigen schrecklichen Attentatsplänen. Die Handlung wird von Seite zu Seite komplexer, undurchsichtiger und an der Spannungsschraube wird ständig gedreht. Doch dabei belässt der Autor es nicht. Manchmal nur in Nebensätzen wird die Verantwortung der Firmen, deren Arbeitsbedingungen und ihre rücksichtlsoe Ausbeutung von Arbeitern oder Bodenschätzen in afrikanischen Staaten angeprangert. Und ein halber Absatz gibt eine wunderbare Idee zum Besten, wie westeuropäische Staaten und deren Lenker (die eigentlich einen Eid fürs Volk abgelegt haben) sich russischen Enegierkonzernen anbieten und erst als Berater und später als Mitarbeiter bezahlen lassen, während die Nachfolger auf ihren Posten dann den Weg ostwärts erst richtig freimachen, indem sie die Atomenergie auf Kosten der Verbraucher abschalten, damit die großen Enegiekonzerne aus dem Osten und der USA, die hauptsächlich auf Öl und Gas setzen, die Konkurrenz durch die Atomenergie los sind und um so mehr Profite in ihren berichen generieren können. Das Alles klingt durchaus realistisch und durchdacht. Hinzu kommen wie gewohnt die finnisch-russischen und finnisch-deutschen Beziehungen sowie familiäre Belange, die der Sache etwas Emotion geben. Insgesamt ein temporeicher, stellenweise rasanter Roman mit verschiedenen Themenbereichen, der sich etwas schwieriger als üblich und auf jeden Fall entschieden besser als üblich gestaltet und den Ruf des Autors als finnischer Star am Thrillerhimmel ein weiteres Mal unterstreicht. Minimale Abzüge gäbe es vielleicht für zwei  - nicht sonderlich hervorstechende - Punkte, in denen er dann doch etwas trivial wird und für den bekannten "Bullen unter Verdacht". Der überwiegende Teil von "Die Schockwelle" ist aber erste Sahne und sein bisher bester Roman (soweit ich es bisher beurteilen kann, da einige frühere mir in der Sammlung noch fehlen).


jerry garcia

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F. Paul Wilson. Nach den schrecklichen Schicksalsschlägen in seiner Familie ist Handyman Jack überhaupt nicht danach, einen neuen Auftrag anzunehmen, aber dieser klingt ganz einfach: Er soll den Hintergrund des Mannes ausleuchten, der sich an die junge Tochter seiner Klientin herangemacht hat. Aber auch hier sticht Jack wieder in eine Wespennest, und hat es plötzlich mit einem psychopathischen Mörder, einem geheimen Militärprogramm der Regierung und einem seit Jahrzehnten vorbereiteten Plan zu tun, mit dem der Andersheit der Weg zurück in unsere Welt geebnet werden soll. Und jeder, der sich dem in den Weg stellt, muss sterben.

Jack hat sich mittlerweile aus seinem Geschäft zurückgezogen und will auch nicht durch Aufträge gestört werden. Ihm ist es wichtiger, sich nach den letzten Ereignissen um Gia und Vicky zu kümmern, die noch immer unter den Nachwirkungen zu leiden haben. Und auch ihn selbst hat das alles ziemlich mitgenommen, sodass er sich einfach nicht auf eine schwierigere Aufgabe konzentrieren könnte. Aber als Christy P. ihn auf eine Empfehlung hin kontaktiert, um den Liebhaber ihrer 18.jährigen Tochter auszuspähen, der nicht nur doppelt so alt wie das Mädchen ist, sondern ihr auch sonst recht suspekt erscheint, hält er das für eine simple Angelegenheit und eine durchaus willkommene Ablenkung von seinen Problemen. Doch bald stellt sich heraus, dassh hier viele Punkte zu einem bösen Ganzen führen. Der Diebstahl des Kompendium von Srem führt Jack zu einem Autor von Selbsthilfebüchern, die anscheinend mit dem im Buch gezeichneten vierarmigen Strichmännchen zusammenhängen. Von da wiederum führt auch eine Spur zu einem anderen Schreiberling namens P. Frank Winslow, der Actionromane verfasst. Leider haben die beiden bisher erschienenen eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Ereignissen, in die Jack in den letzten Jahren verwickelt war. Und der Liebhaber des jungen Mädchens, der sich Jerry Bethlehem nennt, kommt eigentlich aus einer Anstalt für geistig instabile Schwerverbrecher, der für ein geheimes Regierungsexperiment benutzt wird. Dabei geht es um unkontrollierte Wutausbrüche, ein Mittel dagegen, um diese einzdämmen und nebenbei auch um die unbekannte anDNA. Auch seine Auftraggeberin entwickelt sich bald zu einer größeren Unbekannten in einem befremdlichen Spiel als Jack jemals vermutet hätte.

"Das Blutband" lässt alte Bekannte wieder am Leben des Jack teilnehmen. Neben Gia und Vicky tauchen auch Abe, sein Papagei Parabellum und Julio mit seiner Kneipe als Treffpunkt für Jacks Geschäftsverhandlungen wieder auf. Und hier beginnt für Erstleser auch die Krux des Buches. Immer wieder wird hier auf vorangegangene Ereignisse verwiesen, alte Geschehnisse erwähnt, die erst im Zusammenhang mit den älteren Büchern wirklich Sinn ergeben. Es sei geraten, die Romane um Handyman Jack von Beginn an zu lesen, um den Einstieg nicht zu verpassen oder es ganz bleiben zu lassen, weil die Lektüre dann wenig Freude machen wird, wenn man nicht den Überblick über das Gesamtkonstrukt hat. Diesmal ist Jack am Start noch in trüben Gedanken versunken, agiert eher lustlos gar gebremst und interessiert sich für nichts und niemanden außer seinen beiden Mädels. Den vermeintlich simplen Auftrag nimmt er nur an, um sich nicht ständig mit seinen Selbstvorwürfen zu zerfleischen - als reine Ablenkung eben. Doch je mehr er entdeckt, umso neugieriger wird er, sein Jagdfieber ist geweckt und ab hier nimmt das Buch dann auch mehr Fahrt auf, wird temporeicher, aber auch verzwickter, was die unterschiedlichen Handlungsfäden angeht. Natürlich hat der Autor auch sein Steckenpferd, die Kritik an der jeweiligen Regierung, wieder mit einfließen lassen, die hinter dem Rücken der Bürger wieder irgendwelche geheimen Projekte ausbrütet, die jedem zugute kommen, nur nicht der Bevölkerung, gönnt sich nette Namensspielereien mit P. Frank Winslow, lässt auch Don Winslow als ehemaligen Weltkrieg Zwei Navy-Kriegsveteran kurz einen nur namentlichen Auftritt und ist wieder mit etwas mehr Humor an die Sache herangegangen, obwohl es viele düstere und auch manchmal härtere Elemente in seinem in Deutschland neu erschienenen Werk gibt. Durch die komplexen Storybögen, die sich aus den alten Büchern nun mit den des neueren verbinden, ist "Das Blutband" konzentrationsfordernd und beweist, dass F. Paul Wilson garantiert kein literarisches Junk-Food abliefert. Spannend, dunkel, perfide bis fies, mit leiten Humoransätzen und absolut als Empfehlung weiterzugeben. Und da das Ende viel Spielraum für mehr lässt, wird es nach Verlagsangaben auch im November 2014 - falls diese Planung so beibehalten werden kann - das zwölfte Handyman Jack (Repairman Jack) unter dem Titel "Durch das Schwert" beim Festa-Verlag erscheinen. Allein für die Weiterführung der Reihe nach dem Ende bei einem großen Massenverwerterverlag gebührt Frank Festa mein Dank (Und dabei hab ich das andere Programm mit starkem und extremem Horror sowie einigen super Thrillern wie die von Ben Coes, Dan Simmons oder Stephen Hunter - "Shooter" usw. aus der Bob Lee Swagger-Reihe - noch gar nicht erwähnt). Die guten Wünsche fürs neue Jahr hätte er für sich und seine Frau aber auch so bekommen.


jerry garcia

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George Pelecanos. Spero Lucas hat als Privatermittler eine Nische entdeckt: Das Auspüren verlorener Gegenstände. Er tut das schnell und ohne Fragen zu stellen; sein Anteil beträgt 40 Prozent. Jetzt engagiert ihn der in Haft sitzende Drogenboss Hawkins. Lucas soll ein verschwundenes Päckchen aufspüren und außerdem herausfinden, wer Hawkins ins Geschäft pfuscht. Wie immer ist Lucas erfolgreich: Er treibt die Ware auf, kassiert das Geld - und dann entgleiten ihm die Ereignisse. Schnell wird er selbst zum Spielball, tief verstrickt in ein Netz aus Korruption und Gewalt.

Lucas ist als Ermittler ohne Lizenz für den Anwalt Tom Petersen tätig und erledigt einen Job, der zum Freispruch der Mandanten des Rechtsverdrehers führt, der sich mal schnell ein Auto geliehen hatte, das ihm nicht gehörte. War so ein verzogenes Jüngelchen, dessen Eltern ihn mit Kohle verwöhnten und der glaubte sich alles erlauben zu können. Wie wahr, denn der Anwalt konnte ihn gegen sehr gute Entlöhnung rauspauken. Danach lässt sich Lucas für einen nächsten Auftrag anheuern, der ihn über Petersen als Vermittler aus dem Knast heraus erreicht. Er soll für einen einsitzenden Drogenboss, dessen Geschäfte draußen natürlich weiterlaufen, verschundene Pakete mit Gras finden. Dessen Geschäftsmodell war einfach: Man spioniert eine ruhige Wohngegend aus, sucht
sich die Häuser, die den Tag über verlassen sind, weil die Bewohner arbeiten und lässt dann dahin die Pakete mit der Sore schön mit dem Postversand liefern. Über's Tracking verfolgt man die Ware und weiß, wann man sie vor dem Haus abholen kann (Ob das hierzulande so simpel wäre, glaub ich nicht, da a) die Trackinangaben bei den diversen Anbietern durchaus als recht flexibel deutbar zu bewerten sind und b) zumindest die meisten Paketauslieferer die Ware nicht einfach vor die verlassenen Hütten des Kunden legen - auch wenn es hier durchaus unrühmliche Ausnahmen gibt.). Leider wurden in letzter Zeit einige der Pakete entwendet, bevor man ihrer habhaft werden konnte. Lucas soll die Pakete finden und seinen Anteil kassieren. Er schaut sich in der Nachbarschaft um, befragt die Leute, erhält sogar einen ersten Hinweis. Und bald hat er den Plan durchschaut, die beiden Männer des Bosses wollten selbst mal kassieren und haben den Stoff weiterverkauft. Doch Lucas soll nun eben das Geld wiederbeschaffen, aber die beiden Loser in Frieden lassen. Feine Sache denkt er und macht sich wieder ansWerk. Er stößt auf korrupte Bullen, einen Jungen, dessen Aussage den Schüler in Gefahr bringt, einen perfiden Plan und auch das Geld.

Da schreibt ein griechisch-stämmiger Autor über einen griechisch-stämmigen Ermittler (Beide anscheinend noch nicht von der deutschen Regierung finanziert - aber dafür haben wir ja dass Buch bekommen, um es für gutes Geld in Deutschland zu kaufen und so einen weiteren Anteil zu Griechenlands Aufschwung zu leisten. Aber das kann wenigstens jeder für sich selbst entscheiden, ohne dass ihm mit fadenscheinigen Begründungen per noch fadenscheinigerem Gesetz oder Solidaritätszuschlägen das Geld aus den Taschen entwendet wird.) mit einer erfrischenden Geschäftsidee und weniger moralischen Skrupeln, als man für legale Arbeit haben sollte. Er übernimmt jeden Auftrag, egal in welchem Zusammenhang; nur als Killer arbeitet er nicht. Lucas wird ausführlich vorgestellt mit dem Hang zu guter Kleidung, gutem Essen, Waschbrettbauch, breite, muskulöse Schultern und Ex-Marine rund 1,85 Meter groß. Den bezeichnet der Autor dann als unscheinbar und niemandem je in der Menge auffallend - und da der Protagonist nach seinem Dienst im Irak mit seinen 29 Jahren noch nicht genug Schnecken abbekommen hat, puckert er jede, die nicht zügig genug aubhaut. Und das tut ja auch keine. Wohl, weil er so "unscheinbar" ist. Nach Abschluss des ersten Auftrages kommt es einem vor als halte es Spero Lucas mit Balu, dem Bären:" Versuch's mal mit Gemütlichkeit". Der Leser erfährt viel über die Klamotten, die die Figuren so tragen (Mit Markennamen wird nur so um sich geworfen, brachte sicher noch etwas Taschengeld zusätzlich für Product Placement. Als armer Grieche muss man ja jeden Cent nehmen, am besten die aus Deutschland.), diverse Restaurants und ihre umfangreichen Speisekarten oder Biersorten bekommen ihren Auftritt und natürlich den südlich geprägten familiären Zusammenhalt, bis endlich Fahrt in die Sache kommt. Und gegen Ende zeigt sich auch das Potenzial, das in dieser neuen Ermittlerfigur steckt. Denn wenn er gegen seine Feinde vorgeht, dann im Stile des knallharten Marines - ohne jegliche Skrupel. Leider kann das den längeren und geschwätzigeren Part zuvor nicht vergessen machen, aber einige Sätze über die Pläne der neuen Serienfigur, wie sie sich auf ihre Berufswahl nun gezielter vorbereitet, lässt noch etwas Hoffnung aufkeimen, dass das zweite Buch Spero Lucas vielleicht etwas zielstrebiger und actionreicher daherkommt. Die Idee an sich ist gelungen, der roman selbst nicht der große Knaller, aber für einen leichten unangestrengten Konsum durchaus geeignet. Doch wenn Stephen King angeblich sagt:"George Pelecanos ist sehr wahrscheinlich der größte lebende Spannungsautor.", dann kann er in Bezug auf dieses Buch hier wohl doch nur die Körpergröße des Autors gemeint haben. Pflichtlektüre ist "Ein schmutziges Geschäft" nämlich nicht.


jerry garcia

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General Patrick McLanahan hat den Dienst bei der US-Luftwaffe quittiert, um eine lukrative Vereinbarung als freier militärischer Vertragspartner, also als Söldner, zu unterzeichnen. Da explodiert das Pulverfass Naher Osten, nachdem der neu gewählte amerikanische Präsident gegen McLanahans Rat die US-Truppen aus dem Irak abgezogen hat. Nur McLanahans Söldner sind stark genug, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Doch wem gilt seine Loyalität? Seinem Land, seinen Männern - oder dem Meistbietenden?

McLanahan ist nach wie vor ein erklärter Gegner des gegenwärtigen Präsidenten Gardner, doch als mit der Sicherheitsfirma Sky Masters arbeitet er für gutes Geld in Diensten der USA. Diese sind dabei, ihre Truppen aus dem Irak nach und nach abzuziehen und werden dabei logistisch von Sky Masters und McLanahans Leuten unterstützt. Indes versuchen Hardliner in der türkischen Regierung endlich dem Kurdenproblem und der PKK sowie deren Verbündeten im Irak Herr zu werden. Sie überschreiten mit einem großen Truppenkontigent die Grenze zum Irak, nachdem sie mit Patriot-Raketen amerikanischen und irakische Streitkräfte zu Klump geschossen haben. Auf diplomatischem Weg versucht der türkische Staatsführer alles als einen Unfall hinzustellen und damit den US-Präsidenten zu besänftigen und davon abzuhalten, neue Truppen in das umkämpfte Grenzgebiet zu schicken. Als auch Männer um McLanahan und den Firmengründer Masters in Gefahr geraten und beschossen werden, nutzt die Truppe ihre sogenannten Abwehrwaffen zu einem Angriff auf die attackierenden Türken. Deren Befehlshaber sieht dies als Grundlage füe einen Einmarsch tiefer ins Gebiet des Irak, um das Kurdenproblem ein für alle mal zu lösen. Dass dabei auch US-Truppen, die eigentlich im Abzug begriffen sind, in ihren Basislagern niedergebombt werden, lässt die Türken kalt. Doch McLanahan hat seine CIDs und seine Tin Man in der Hinterhand und gemeinsam mit den Irakern und kurdischen Guerillas zeigen sie den Invasoren, was eine Harke ist.

Dale Browns Einstellung hinsichtlich America First ist schon seit seinem ersten Buch nicht von der Hand zu weisen. Für seine Bücher nutzt er Kenntnisse über neuartige Waffensysteme in der Entwicklung oder sogar schon fertiggestellte Verteidigungs- sowie Angriffswaffen. Dazu nimmt er sich dann Brennpunkte in der Welt vor und entwickelt daraus Szenarien, die sich so wie von ihm beschrieben durchaus ereignen könnten (Kämpfe um Gebietsansprüche bezüglich Inseln im chinesischen Meer hat er ebenso schon skizziert wie ein wiedererstarktes Russland oder nun den nicht neuen Konflikt der Türken mit den Kurden. Dass die Türkei die Grenzen zu den Nachbarländern Iran, Syrien und Irak schon mehrfach überschritten hat, um gegen die Kurden vorzugehen, ist ebenfalls bekannt.) und die man auch als Sandkastenspiele im US-Generalstab für künftige Auseinandersetzungen vorstellen darf. Natürlich nimmt er sich die dichterische Freiheit, die Waffen und Auseinandersetzungen mit fiktiven "Verbesserungen" zu übertreiben (hin und wieder etwas zu sehr) und daraus actionreiche Unterhaltung zu stricken (was ihm im letzten Buch nicht ganz gelungen ist, aber ier wieder ausgebügelt wird) und seine Protagonisten in den Krieg ziehen zu lassen. Sein McLanahan ist so etwas wie der Jack Bauer mit einer Armee und bester Armierung im Rücken, der Befehle deutet, wie er es gerade braucht, seine Kompetenzen überschreitet und sich immer wieder Ärger einhandelt, obwohl er aus seiner Sicht dem Wohle der Nation dient. Oft wirkt er stur, uneinsichtig und daher auch manchmal unsympathisch, wenn er letzten Endes doch seinen Willen durchsetzt und den Feind vernichtend schlägt. Ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Autoren, die sich eine Serienfigur ausdenken, altern hier die Hauptfiguren mit, werden viele auch in Kämpfen getötet und man kann sich als Leser nie sicher sein, wer denn nun am Ende der Geschichte noch unter den Lebenden weilt. Amerikanische Superhelden ja, aber nicht alterslos und unkaputtbar - trotz ihrer wundersamen Hightechwaffen. In "Ausser Kontrolle" haben nun die Türken die Schurkenrolle übernommen - mehr böse und intrigante Spieler aus den Militärreihen als Vernunftmenschen (sprich vor den USA kuschenden) - und die Irakis sind die befreundete Macht, der es zu helfen gilt. Selbst den Kurden wird hier nicht der geringste Vorwurf gemacht, obwohl sie ja durchaus für ihre Anschläge auf zivile Ziele bekannt sind. Technothriller mit massenhaft US-Patriotismus und kaum verhohlener Kritik am Kurs der USA das Budget für die Armee ständig zu kürzen und stattdessen Söldner für sich in den Krieg ziehen zu lassen. Dale Brown will eine starke Streitmacht und eine Nation, die sich wieder als Weltpolizist darstellen kann. Kein Gedanke wird daran verschwendet, dass nach Privatarmeen (Halliburton, Blackwater), die von Konzernen gewinnbringend geführt werden, bald auch die Regierungen (dann auch offiziell) nur noch reine Privatunternehmen aus der Wirtschaft sind - und garantiert alles dafür tun werden, ihre eigenen Konten aufzufüllen und sich noch weniger für das Volk zu interessieren, als das heute schon der Fall ist. Das Buch hat Tempo, Action und entschieden besser (wenn auch ähnlich fragwürdig) als die letzten Clancys.
« Letzte Änderung: 07. Januar 2014, 19:26:59 von jerry garcia »


jerry garcia

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David Baldacci. John Puller gilt als der beste Ermittler in der amerikanischen Militärpolizei. Gemeinsam mit der Polizistin Samantha Cole soll er den grausamen Mord an einer Familie im ländlichen Virginia klären. Doch bald tauchen weitere Leichen auf und weisen auf ein Komplott von gigantischen politischen Ausmaßen hin. Noch viel mehr Menschenleben stehen auf dem Spiel.

In dem kleinen Ort Drake mitten im nirgendwo von West Virginia wird ein Oberst des Militärs mitsamt seiner Familie ermordet. Zur Aufklärung wird der Ermittler John Puller entsandt. Kaum hat er nach einer kleinen Irrfahrt das Gebäude mit den Toten gefunden, muss er sich eingestehen, dass hier etwas nicht zusammen passt. Der Polizist, der den Tatort bewachen sollte, wird von ihm im Keller erhängt aufgefunden. Zusammen mit dessen Chefin Samantha "Sam" Cole beginnt er diverse Spuren zu untersuchen und sieht, dass die Familie vor ihrr Ermordung verhört und dabei auf Video aufgenommen wurde. Als man auch im Nachbarhaus zwei weitere Tote entdeckt, wird die Sache unübersichtlich. Da die zuletzt gefundenen Leichen im Keller ihres Hauses ein nettes Meth-Labor unterhielten, könnte sich auch alles um sie gedreht haben, mit den anderen Opfern als unfreiwillige Zeugen, die dies durch eines ihrer Wohnzimmerfenster beobachtet haben könnten. Aber auch im Ort ansässiger Konzernboss namens Trent, der den Kohletagabbau in der Gegend beherrscht und die Landschaft verschandelt sowie Umwelt und Bewohner vergiftet, erhält angeblich Todesdrohungen. Das würde wiederum dazu passen, dass der tote Oberst Geländeproben untersuchen lassen wollte. Da Puller Anweisung hat, immer wieder auch persönlich Bericht zu erstatten, fliegt er nach Washington, um dort seiner Pflicht nachzukommen, aber auch um die Kollegen des Oberst sowie dessen Vorgesetzte zu befragen. Bevor er sich wieder ins Hinterland aufmacht,wird er von der Homeland Security zu einem Informationsaustausch eingeladen, der sogar ihm neue Erkenntnisse bringt. Leider machen diese die Sache nur noch komplizierter und es stellt sich auch noch die Frage nach einer Betonkuppel, die mitten in den wäldern um Drake herum steht und deren betreten verboten ist.

"Zero Day" liest sich anhand des Klappentextes und des Buchbeginns zuerst recht interessant, aber bald wird auffällig, dass Herr Baldacci sich hier sehr auf seinen Ermittler John Puller konzentriert, der auch noch mit einem kranken Vater (Ex-General) und einem älteren Bruder im Gefängnis sein Päckchen zu tragen hat. Auch die Familienverhältnisse seiner ortsansässigen Partnerin Sam Cole sind nicht leicht zu durchschauen. Dennoch spielen die familiären Probleme der beiden Hauptfiguren nur einen untergeordnete Rolle, auch wenn der "Knastbruder" Puller, dem Militärermittler, durchaus hilfreiche Hinweise geben kann. Die Suche nach dem Mörder und dem Motiv gestalten sich anfangs noch recht spannend, ist man doch wirklich neugierig, was da so hinter den Kulissen in dem Kaff vor sich geht. Doch dann verflacht das ganze Konstrukt auch einige kleine Kabbeleien können das Tempo nicht forcieren. Den größten Teil der rund 605 Seiten bleibt "Zero Day" ein ruhiger und eher unaufgeregter Thriller, der zudem anscheinend viele Anleihen genommen hat. Puller könnte auch ein wenig charismatischer und blasser Jack Reacher sein, Samantha Cole scheint aus der King/Maxwell-Reihe die Rolle der Michelle Maxwell zu kopieren und das ganze Ambiente und die Atmosphäre erinnern in Teilen an das Buch "Raylan" von Elmore Leonard gemischt mit den ersten beiden Staffeln von der TV-Serie "Justified", die ja nach einer Kurzgeschichte von Leonard entstand. Zum Ende hin auf rund 70 Seiten gibt es wieder etwas mehr Schwung, aber die kann zusammen mit der platten Auflösung nicht mehr sehr viel retten. Vielleicht hätten dem Buch 100-150 Seiten weniger gutgetan und ein gewisses Qualitätsmanagement des Verlages, das ich ob des Vertauschens von Namen der handelnden Personen nur als mangelhaft bezeichnen kann, wäre einem besseren Gesamteindruck auch zuträglich gewesen. Da bleibt nur zu sagen, dass es hier statt Baupfusch vielmehr Buchpfusch gegeben hat. "Zero Day" ist ein befreiter Roman - befreit von Humor, den es hier gar nicht gibt, sowie von jeglichem Überraschungseffekt hinsichtlich einer cleveren Auflösung nach derart vielen Spuren. Das Buch bzw. die Story hätte Potenzial gehabt, bräuchte aber dazu einen Autoren, der nicht in den letzten Jahren nicht zuviel Maß genimmen hat - Mittelmaß!! Leider nur bedingt zu empfehlen, da die Spannungsschraube im Mittelteil ja mal so gar nicht angezogen wird, wenig Tempo vorherrscht und der Schluss leider abgehackt und an den Haaren beigezogen wirkt - und der Autor sich zu sehr an Versatzstücken anderer Unterhaltungsliteratur bedient hat. Ob ich mir den zweiten "Pullermann" lesetechnisch reinziehe, weiß ich noch nicht. 


jerry garcia

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Chris Morgan Jones. Ben Webster, der für eine Sicherheitsfirma arbeitet, steht vor dem ungewöhnlichsten Auftrag seines Lebens. Der iranische Milliardär Darius Qazai beauftragt Webster, gegen ihn zu ermitteln. Auf diese Weise will der Geschäftsmann und Kunstsammler seine reine Weste beweisen. Abern den faszinierenden Qazai umgibt ein finsteres Geheimnis. Immer mehr Tote kreuzen Websters Weg, und schnell wird ihm klar, dass mächtige Feinde aus Politik und Hochfinanz auch sien Leben bedrohen.

Qazai hat vor seine Firma zu verscherbeln, doch zuvor muss er seinen amerikanischen Käufern beweisen, dass alles mir rechten Dingen zugeht. für den Zweck heuert er die Firma Ikertu an, für die Ben Webster die Recherchearbeit betreibt, während der Chef ike Hammer die hohen Rechnungen stellt. Deren Firmenpolitik ist es, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit in den Bericht zu schreiben. Qazai erklärt sich mit dieser Bedingung einverstanden und kurz darauf macht sich Webster an die Arbeit. Immer an seiner Seite der zwielichtige Anwalt von Qazai - Yves Senechal. Schon die Umstände des ersten Treffens erscheinen merkwürdig - es ist die Beerdigung eines Partners von Qazai. Und bald tauchen erste Zweifel auf. könnte der Kunde ein internationaler Kunstschmuggler sein? Ben Webster macht sich auf den Weg nach Dubai, um dort weitere Informationen einzuholen, die ihm sein Freund Fletcher Constance besorgt  und um mit dem Sohn von Qazai zu sprechen, der dort eine von dessen Firmen leitet. Webster stößt auf immer mehr Widersprüche in der Geschichte des Milliardärs, doch er bekommt keine belegbaren Beweise. Wie in jeder Ermittlung um Finanzen folgt er der Spur des Geldes. Diese führt ihn erst nach Italien und dann auch nach Marokko. Während in Italien nur einige verhältnismäßig leicht zu behebende Probleme auftauchen, wird es ab Marokko richtig lebensgefährlich und immer noich weiß niemand, was wirklich hinter der ganzen Angelegenheit steckt. Bald wird sogar Websters Familie in London bedroht.

"Die Kunst des Sterbens" ist trotz der Ausgangslage (der Milliardär muss einfach Dreck am Stecken haben, sonst machte die Sache ja keinen Sinn) ein komplexer und verschachtelter Thriller, der seine Einführung nutzt, um Interesse beim Leser aufzubauen und ihn danach in finanzielle Sperenzchen auf internationaler Ebene mit Kunst- und Waffenhandel sowie Terror und Mord durch diverse Regime zu führen. Gerade der Teil, in dem die Geschichte sich entwickelt, das Geflecht der Firmen und Mitspieler aufgebaut wird, erfordert eine gewisse Konzentration und wirkt daher nicht sonderlich flüssig zu lesen. Aber sobald alle Figuren an ihrem Platz sind, gewinnt das Werk an Tempo, kommt es zu dem einen oder anderen Mord, wird entführt, gefoltert, erpresst, ohne dass es zu einem wilden Actionreißer ausartet und der Gewaltpegel hält sich dabei auch noch in Grenzen. Das Augenmerk liegt auf der gut strukturierten Story, auf den Hintermännern und der Absicht, den Leser nicht sofort wie bei einem dieser gemächlichen Teestubenhäkelkrimis auf die wahren Täter zu stoßen. Da wartet die eine oder andere Überraschung und auch das Ende ist nicht von der heilen Allerweltsart. Hier bleiben einige an Leib und/oder Seele geschädigte Personen zurück, die ihr Leben erst wieder sortieren müssen, bevor sie weitermachen können. Es gibt an manchen Stellen auch Anspielungen auf das Vorgängerbuch "Der Lockvogel", die aber für den Inhalt und Fortlauf dieser Story nur am Rande Bedeutung haben und sich mit der daraus resultierenden seelischen Verfassung des Protagonisten befassen. Kein Buch für Popcorn-Leser. Aber ab dem Mittelteil richtig gut.
« Letzte Änderung: 13. Januar 2014, 19:36:21 von jerry garcia »


jerry garcia

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Robert Crais. Jack Berman macht mit seiner Freundin Krista einen Ausflug in die kalifornische Wüste. plötzlich zerreißen Motoren die Stille, Schienwerfer schneiden durch die Nacht. Die beiden beobachten, wie eine Gruppe Mexikaner von mehreren Männern brutal zusammengetrieben wird. Dann fallen Schüsse. Sechs Tage später wird der Ermittler Elvis Cole mit der Suche nach dem jungen Pärchen beauftragt. Für ihn und seinen Partner Joe Pike beginnt ein Albtraum.

Die beiden jungen Leute wissen gar nicht, wie ihnen geschieht, als sie plötzlich von einer Bande Menschenschmuggler, wie sie vermuten, einkassiert werden. Man schafft sie zusammen mit etlichen anderen Personen unterschiedlicher Nationalität, die über die Grenze in die USA wollten, in sichere Häuser und sperrt sie ein. Nach einigen tagen beauftragt die Mutter des Mädchens Krista den Detektiv Elvis Cole damit, ihre Tochter zu suchen. Der nimmt zusammen mit seinem Kumpel Joe Pike erste Ermittlungen auf. Bald finden sie die Stelle, wo die zwei sich zuletzt aufgehalten hatten. Der Wagen des Jungen wurde inzwischen geklaut und von einem Händler in Einzelteile zerlegt und diese dann weiterverkauft. Doch dann nimmt die Sache eine Wendung, mit der keiner gerechnet hatte. Die Menschenschmuggler, die das Paar entführt haben, sind nicht die gewohnten Auftragnehmer - sie haben sich die "Ware" angeeignet und damit ein anderes Kartell auf sich aufmerksam gemacht und zudem die nun die koreanische Mafia im Genick, die ebenfalls einige Leute unter den Neuankömmlingen hatte. Elvis Cole denkt sich einen Plan aus, der aber auch nicht perfekt funktioniert. Bald gehört er selbst zu den Verschwundenen. Jetzt ist es an Joe Pike, der seinen Freund Jon Stone ins Boot geholt hat, die Kastanien und Cole aus dem Feuer zu holen.

Robert Crais ist als der Autor von "Hostage - Entführt", der mit Bruce Willis nach etlichen Umarbeitungen am Drehbuch verfilmt wurde, hierzulande bekannt. Sein jetzt erschienener Roman scheint nicht jeden Geschmack  zu treffen, wenn man liest, dass hier wieder nur die Mexikaner verunglimpft werden, die als Verbrecher herhalten müssen (Ja, was gibt es denn wohl in Mexiko und Umgebung? Stimmt: Mexikaner). Oder die Sprache wäre zu derb, die Handlung zu brutal. Dem ist natürlich nicht so - höchstens für Hedwig Courts-Mahler-Leser(-innen) vielleicht. Robert Crais hat eine neue, kriminelle Masche offenbart, die mir so noch gar nicht bekannt war. Da werden Menschenschmuggler, die sogenannten Coyoten, überfallen und man nimmt ihnen ihre "Reisenden" ab. Diese werden in ruhigen Häusern untergebracht und dann versucht man deren Angehörige zu schröpfen. Solange bezahlt wird, ist alles halbwegs gut. Sobald sich jemand weigert oder einfach kein Geld mehr hat, werden die Gefangenen nicht freigelassen, sondern getötet und in Massengräbern verscharrt. Eine düstere Variante im Grenzberich USA/Mexiko. Hier agieren die Detektive Cole und Pike und der in teilweise recht lässigem Ton geschriebene Thriller erwartet vom Leser etwas Aufmerksamkeit. Diverse Perspetkivwechsel zwischen dem Ich-Erzähler Cole und den Gefangenen sowie anderen Beteiligten und etliche Zeitsprünge vor die Entführung und nach der Entführungen jeweils aus anderen Blickwinkeln benötigt dann doch etwas Konzentration für den flotten, wenn auch nicht wie beworben rasend schnellen Roman, der zwar einen gewissen Anteil an Coolness und etwas Härte aufweist, aber beileibe nicht an solch harten Hunde wie z. B. einen Joe Kurtz von Dan Simmons heranreicht. Nichts für literarische Feingeister und Freunde chronologisch ordentlich gereihter Geschichten, aber unterhaltsam, mit einem guten Tempo und sauber gezeichneten Charakteren (wobei Jon Stone doch etwas überzogen wirkt als Alleskönner), die auch mal mit Härte gegen die Gangster vorgehen, wenn nötig. Übermäßige Brutalitäten waren hier aber nicht zu finden, alles hielt sich in einem für den Gelegenheitsleser normalen Rahmen. Und wie gewohnt beim Verlag des Massenvertrauens haben die Helden der Belletristik mal wieder eine Reihe mit dem letzten Roman daraus begonnen, was man an einigen Anspielungen auf frühere Fälle und bei der Darstellung der Protagonisten hin und wieder bemerkt. Unterhaltsam, aber keine Pflichtlektüre.


Offline Thomas Covenant

  • Die Großen Alten
      • Show only replies by Thomas Covenant
    Die Cole und Pike Reihe wurde vor Jahrzehnten schon hier im Lande verlegt, nach ein paar Bänden war jedoch Schluss. Die ersten Bände waren cool, wenn auch etwas humorlastig. Diesen dritten Jon kenne ich noch gar nicht.


    jerry garcia

    • Gast
    So sieht das derzeit bei Cole/Pike aus:

    http://www.fantasticfiction.co.uk/c/robert-crais/

    Ich hab mich da nur auf die als Pike bezeichnete Reihung bezogen. Vorher war mir der Autor eh nur wegen dem schon besagten "Hosdtage" ein Begriff.


    jerry garcia

    • Gast


    Charlie Higson. Eine schreckliche Epidemie bricht über London herein und rafft die Bevölkerung dahin. Wer Glück hat, ist nach der Infektion tot - und bleibt es auch. Alle anderen erwachen wieder, getreiben von einem schier unstillbaren Hunger Hunger. Für die wenigen Menschen, die sich nicht infiziert haben, wird die Suche nach einem Zufluchtsort zu einem Überlebenskampf.

    Eine Gruppe hat sich in einem ehemaligen Supermarkt verschanzt und zumindest so gut abgeriegelt, dass keine Angreifer eindringen können. Doch sie müssen Tag für Tag nach draußen, um Nahrungsmittel zu finden. Die Wege führen immer weiter von ihrem Domizil weg, da in der näheren Umgebung alles schon abgegrast ist. Bei einer solchen Gelegenheit werden sie von Hunden attackiert, die nach dem Zusammenbruch der Zivilisation völlig verwildert sind. Einen können sie töten, doch dann flüchten sie sich in ein ehemaliges Schwimmbad. Beim Versuch einen alten Süßwarenautomaten zu plündern, laufen sie in eine Falle der Kranken, bei der einer ihrer Freunde sein Leben lässt und ein weiterer durch eine Bisswunde verletzt wird. Zurück in ihrer Trutzburg kommt plötzlich eine Figur an ihre Tür und verlangt um Einlass, da er kurz vor dem bitteren Tod durch gefressen werden steht. Endlich eingelassen erzählt er ihnen davon, dass er unterwegs ist, um weitere Überlebende zu finden und sie zum Buckingham Palast zu führen, der angeblich gut ausgebaut und sicher sei. Eine andere Gruppe Überlebender, die nicht weit vom Supermarkt ihr Revier hatte, kommt und schließt ich nach einem kurzen und wilden Kampf um die Führerschaft den Abziehenden an. Unterwegs ist man immer wieder Angriffen der Infizierten ausgesetzt, die Gruppen werden getrennt und Einzelne müssen auf sich selbst gestellt um ihr Leben kämpfen. Unter gewissen Verlusten schafft man es zum Palast, wo sie vom dortigen Anführer David mit einem großen Festmahl und einigem Trara empfangen werden. Doch schon bald stellt sich heraus, dass der nur ein größenwahnsinniger Despot ist, der die Neuen für seine Kämpfe braucht, da er London von den Toten zurückerobern und beherrschen will. King David sozusagen. Der Großteil der frischen Truppen weigert sich, unter einem solchen Herrscher zu dienen und zieht lieber weiter in die Stadt hinein in der Hoffnung, für sich einen sicheren Platz zu finden und unterwegs vielleicht noch einige der Versprengten wiederzufinden.

    Was auf dem Klappentext und den Inhaltsangaben so wenig wie in der Werbung verraten wurde, hab ich bis hierhin auch für mich behalten: "Die Feinde" ist ein Jugendbuch. Die Überlebenden sind allesamt Kinder im Alter von fünf bis ca. fünfzehn Jahren. Wer jetzt aber meint, er habe hier ein literarisches Leichtgewicht mit Texten im Stile eines Comicheftes vor sich, sieht sich schwer getäuscht. Charlie Higson nimmt seine jugendlichen Leser ernster als so mancher andere Zombieromanautor oder eines Autors, der ebenfalls Jugendbücher schreibt. Higson ist besser als eine Mira Grant oder etwa ein Chris Ryan im Bereich Action. Das ist ausgefeilt, gut durchdacht und handlungstechnisch gleichermaßen gut wie jeder andere Roman um Infizierte. Denn nur um die handelt es sich hier. Die Toten sind keine traditionellen Romerozombies. Sie sind auch keine Hater oder Sprinter. Irgendeine Epidemie, die nur in kleinen Häppchen aus Theorien der Kinder ansatzweise erläutert wird, hat ihnen das Hirn zerbrutzelt. Irgendwo ganz tief drinnen scheint noch ein bisschen dumpfer Verstand zu brüten, doch viel mehr ist es nicht. Doch da die Erwachsenen (Von den Kindern als Das Erwachsenen, die Großen oder als Mutter - für Frau - und Vater - für Mann bezeichnet), nun die größte Gefahr für die Kiddies darstellen, müssen diese nun selbst Verantwortung übernehmen und jene, die schon vor dem großen Knall als Gassenprolls unterwegs waren, sind nun die, welche am besten zurechtkommen und zu kämpfen verstehen. Und sehr gut gelungen ist es dem Autor, den erwachsenen Leser zwischendurch vergessen zu lassen, dass es hier lediglich um Kinder geht. Überhaupt gibt es nur hin und wieder wirklich kindliches oder gar kindisches Verhalten - und die Erwachsenen als Mutter/Vater zu bezeichnen, liegt wohl darin begründet, dass die erwachsenen Bezugspersonen, mit denen sie früher zumeist zu tun hatten, eben Vater und/oder Mutter waren. Ansonsten alles wie in einem Buch für ältere Generationen. Man sollte halt in punkto Gewalt einige Abstriche machen, obwohl mindestens eine Szene vorkommt, die recht unappetitlich wirkt. Insgesamt ein überraschend gutes Jugendbuch, das ich hier dennoch auch jedem anderen und älteren Leser empfehlen möchte. Die endgültige Erklärung, was der Auslöser der Epidemie war, bleibt ebenso offen, wie die Frage, ob die Kinder sich mit dem Erreichen eines bestimmten Alters selbst in die fressgierigen Bestien verwandeln, die ihre Welt nun so gefährlich machen. Es bleiben einige Handlungsstränge um vermisste oder um die neue Zuflucht offen, sodass ich mir auf  jeden Fall die folgebände 2-5 - so sie denn in Deutchland erscheinen werden - zulegen werde. Positive Überraschung und das beste Jugendbuch, das mir bieher unterkam. Ach ja, da ist auf einer ganz bestimmten Massenplattform eine Frustrezi zu finden, die das Buch zerreißt. Einfach ignorieren. Der Rezensent hat nur das Buch selbst für die verfehlte Verlagspolitik, den Käufern einen Erwachsenenroman vorzugaukeln, verantwortlich gemacht, ohne dem Werk selbst eine richtige Chance zu geben. Einfach aus Frust was zum Motzen gesucht. 


    jerry garcia

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    Chris Ryan. Ein Jahr ist vergangen, seitdem Zak zum Agenten wurde, und es gibt kein Zurück in sein altes Leben. Schon führt sein nächster Auftrag ihn nach Westafrika. Dort soll er das Schiff der Black Wolfs ausspionieren und ausser Gefecht setzen - einer Gruppe von Terroristen, die sich an den Diamantenvorkommen des kriegsgebeutelten Landes bereichern. Als jugendlicher Entwicklungshelfer getarnt, erreicht Zak sein Ziel. doch was ihn dort erwartet, ist grauenvoller, als er es sich hätte träumen lassen können .... Und auch seine alten Feinde sind ihm auf der Spur. 

    Zak wird also nach Afrika geschickt und bekommt den Ratschlag mit auf den Weg, sich nicht in Dinge einzumischen, die nichts  mit seinem Auftrag zu tun haben. Gehört und ignoriert. Die Schule, bei deren Bau er mithelfen soll, haben vier harte Typen besetzt und wollen ihren Anteil vom Geld, das für das Gebäude gespendet wurde. Er macht die Bande lächerlich und fällt dadurch natürlich auf. Dennoch setzt er seine Mission fort und begibt sich auf das Schiff der Terroristen. Er bringt seine Bombe an, die nach getaner Arbeit Schiff und Mannschaft versenken soll, wird aber gefasst und muss nun eine Überraschung nach der anderen hinnehmen. Glücklicherweise sind nicht alle schlecht. Und während er in Afrika seinem nicht unriskanten Job nachgeht, wird seine Kusine Ellie in England von einem finsteren Typen verfolgt, der anscheinend vorhat, sie zu töten.

    Chris Ryan hat sich schon bei seinen Romanen für Erwachsene eher als Grobmotoriker gezeigt. Von irgendwelchen Feinheiten hält sich der Ex-SAS-Mann fern. Im Gegensatz zu Charlie Higson ist er eher der Vertreter des schlichten Verfassers wilder Bubenträume, der seinen Helden Zak mit süßen Mädels und deftigen Abenteuern umgibt, die der Bursche natürlich auch gegen erfahrene und gut ausgebildete sowie weitaus größere und stärkere Gegner bravourös meistern kann. Anspruch bietet er null, hatte er wohl auch nie auf der Agenda. Die Sätze sind knapp, die Gewalt entsprechend zurückgefahren und die Handlung mit leicht zu durchschauenden Agentenklischees gespickt und eindeutig auf das Zielpublikum ab 12 Jahre oder so zugeschnitten. Im Unterschied zu seinem Kollegen Higson liest man die (Jugend-)Bücher von Chris Ryan nur so nebenbei, wenn man sich nicht im geringsten anstrengen will. Heftromanniveau, mehr nicht. Lesen und vergessen.


    jerry garcia

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    Ben Winters. Ein Asteroid rast auf die Erde zu. In sechs Monaten wird er einschlagen. Und nichts kann ihn aufhalten. Im Angesicht der Apokalypse tun die meisten Menschen das, was sie schon immer tun wollten, sich aber nie getraut haben. Andere wenden sich dem Glauben zu. Wieder andere begehen Selbstmord. Aber niemand tut mehr seine Pflicht – bis auf Detective Hank Palace. Als sich ein vermeintlicher Suizid als Mord entpuppt, ist Hanks Neugierde geweckt: Wer macht sich kurz vor dem Ende der Welt noch die Mühe, jemanden umzubringen?

    Ungefähr sechs Monate vor dem Einschlag eines Asteroiden auf der Erde macht sich bei der Polizie eigentlich kaum noch einer die Mühe, einen vermeintlichen Selbstmord zu untersuchen, der sich möglichweise auch als Mord herausstellen könnte. Nur Henry Palace fühlt sich bemüßigt im Angesicht der drohenden Apokalypse seiner Arbeit weiterhin nachzugehen. Also macht er sich auf zu Befragungen von Arbeitgebern und Kollegen des Toten. Auffällig  ist, dass der Mann namens Peter Zell eigentlich kaum Freunde hatte und niemand mit ihm näher in Kontakt kam. Selbst seine Schwester behauptet, ihn kaum zu kennen. Doch nach und nach zeichnet sich ein anderes Bild: Zell hatte in seiner Wohnung genaue Aufzeichnungen über den Maia genannten Asteroiden und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft und es stellt sich ebenfalls heraus, dass er mit einem alten Jugendfreund zusammen so kurz vor dem Ende endlich einmal etwas gewagt hat, aus der Herde ausgebrochen ist.

    "Der letzte Polizist" ist eigentlich nur ein simpler Krimi, doch der wirkliche Kniff hat es dann in sich. Was soll man sich denn sechs Monate vor dem Ende noch ein Bein ausreißen? Um den Fall herum hat Ben Winters eine apokalyptische Story der anderen Art angesiedelt. Wer anhand des Titels oder der Inhaltsangaben auf einen temporeichen Endzeitkracher der gewohnten Art erwartet hat und schon marodierende Banden, egoistische Einzelkämpfer oder Mord und Totschlag allgmein in Buchstabenform auf sich zukommen sah, wird etwas enttäuscht sein. Die Menschen erfüllen sich teilweise ihre letzten Wünsche, bekennen sich zu alten oder neuen Religionen und vereinzelte machen sogar noch ihre Arbeit. Die Märkte sind den Bach runtergegangen, diverse Firmen entlassen ihr Personal und verkaufen es als Menschenfreundlichkeit, damit sie die letzte Zeit noch mit ihren Lieben verbringen können (Auf uns kommt kein Astroid zu  - zumindest soweit ich weiß - und Bund, Land oder Privatwirtschaft agieren ähnlich. Die Firmensichtweise von Geiz ist geil.), Telefonnetze geben mehr und mehr den Geist auf und reparieren tut eh keiner mehr was. Der Staat hat neue und rigorose Gesetze erlassen, um die Bevölkerung im Zaum zu halten, während man sich mit den Bonzen zusammentut, um irgendwo vielleicht doch noch ein sicheres Eckchen zu finden. Natürlich ohne die Bürger einzubeziehen. Eine außergewöhnlihce Geschichte ohne Bruce Willis rettet im letzten Moment die Welt-Flair oder großartige Action- und Massensequenzen. Eine gelungene Dystopie, die einmal etwas andere Wege geht.   


    Offline Necronomicon

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      DIE FEINDE klingt mal sehr interessant, hab ich noch gar nichts gehört von.

      Danke für das Review, das kommt auf meine Liste.

      In der Zeit, wo ich 1 Buch lese, hast du 5-10 durch. Respekt  :D


      Offline Thomas Covenant

      • Die Großen Alten
          • Show only replies by Thomas Covenant
        Vom letzten Polizisten habe ich schon viel Gutes gehört. Soll der erste von drei Teilen sein.
        Kannst du das bestätigen....offenes Ende?


        jerry garcia

        • Gast
        Ich kann bestätigen, dass er den Fall bzw. die Fälle gelöst bekommt und noch kein Einschlag erfolgt ist. Man könnte anhand mit den Spekulationen seiner Schwester und dem Wörtchen Hoffnung am Ende noch viel rausholen.

        Die nächsten beiden Titel sind
        Countdown city                    und
        World in Trouble

        Ob die jemals den Weg zu uns finden, weiß ich aber nicht. Bis Oktober 2014 aber noch in keiner Vorschau aufgetaucht.

        @Necronomicon. 1. waren die beiden letzten Bücher kurz und zudem leicht zu lesen und 2. kann ich, während du dich krumm schaffst, mich Büchern oder Filmen widmen. Hab also die Zeit dazu - abgesehen von diversen auferlegten Pflichten. 


        Offline Necronomicon

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          Ist ja auch ok so, ich will nur für mich immer mehr lesen aber irgendwie dauert es dann doch wieder zu lange, bis ein Buch durch ist und bei den nächsten die schon bereit stehen, will man ja auch wissen, wie sie so sind ;)


          jerry garcia

          • Gast
          Ist ja auch ok so, ich will nur für mich immer mehr lesen aber irgendwie dauert es dann doch wieder zu lange, bis ein Buch durch ist und bei den nächsten die schon bereit stehen, will man ja auch wissen, wie sie so sind ;)

          Bei mir ist der SuB-Stapel derzeit bei rund 250, davon rund 40 Stück, die ich irgendjemand (z. B. Maggo) zugesagt habe, nach der Lesung abzugeben.


          jerry garcia

          • Gast


          Don Winslow. Dave Collins ist Elite-Soldat. Seine Familie stirbt bei einem Anschlag. Seine Regierung unternimmt nichts. Zeit für Vergeltung. Während Dave Collins eine internationale Söldnertruppe zusammenstellt und weltweit Jagd auf die Verantwortlichen des Attentats macht, plant Aziz, der Kopf der Terrorgruppe, einen neuen Anschlag. Er soll alles bisher Dagewesene in den Schatten sterllen. Noch fehlen Aziz die mittel, doch er ist auf dem besten Weg, sie zu bekommen. Wenn Dave und seine Truppe versagen, droht das Inferno.

          Dave Collins bringt seine Frau und seinen Sohn zum Flieger, mit demsie zu seinem Schweigervater reisen, um Weihnachten dort zu verbringen. Er selbst will kurze Zeit später nachkommen. Doch die 747 explodiert kurz nach dem Start. Offizielle Statements sprechen von einem Unfall und die betroffenen Angehörigen der Opfer werden von der Fluggesellschaft mit Millionenabfindungen bedacht. Doch Dave zweifelt an der Darstellung und findet bald heraus, dass die Regierung einen Anschlag vertuschen will und die Fluggesellschaft genötigt hat, die Unfalltheorie zu bestätigen und die Abfindungen zu zahlen, weil man sie ansonsten schlicht in die Pleite getrieben hätte. Motiv: Die Regierung will nicht mehr in einen weiteren kostspieligen Krieg gegen den Terror hineingezogen werden, der nur Unmut in der Bevölkerung hervorrufen würde und Wählerstimmen sowie Unmengen an Dollars gekostet hätte. Also wurden Beweise gefälscht und die Hinterbliebenen sowie die Öffentlichkeit getäuscht. Dave will das nicht hinnehmen. Er versammelt die um die Wahrtheit Betrogenen, um ihnen einen Vorschlag zu machen. Nutzt die Abfindungen, werft die Kohle in einen Topf und finanziert die Jagd nach dem Täter - mit Dave als Anführer. Sein Appell wird gehört. Er stellt eine Söldnertruppe mit Spezialisten aus den unterschiedlichsten Nationen zusammen (Franzose, Deutscher, Israeli, Brite sogar ein ehemaliger Hamas-Anhänger) und führt sie in den Kampf, der auf dem Gebiet befreundeter Nationen oder im Feindesland ausgetragen wird. Er und seine Truppe gehen ohne Rücksicht gegen die Feinde vor, lebend brauchen sie keinen - will Dave auch gar nicht.

          "Vergeltung" ist ein echter Winslow, was seinen Schreibstil und das Tempo angeht. Liest sich flott und zügig. Aber es ist auch verhältnismäßig humorfrei, wenn man mal von dem kleinen Seitenhieb Richtung Oliver Stone absieht (War wohl dem Ende des Films "Savages" geschuldet). Und neben der "Berechnung des Wertes eines Menschenlebens" (diese wirkt irgendwie skrupelloser, menschenverachtender und unmenschlicher als jede Gewalttat im Buch) durch die Fluggesellschaft nimmt er sich auch die Regierung vor (macht er ja auch gerne), die nicht mehr den Mut hat, effizient gegen die Bedrohung vorzugehen. Und hier ist meines Erachtens der Knackpunkt: "Vergeltung" könnte auch aus der Werkstatt eines Tom Clancy oder Vince Flynn kommen und reiht ich so nur in die Massen der Anti-Terror-Romane ein, die es auf dem Markt so gibt. Das ging mir irgendwie gegen den Strich, ich hatte von Don Winslow irgendwie wieder etwas erwartet, das sich eben von der Masse abhebt. Davon jetzt mal abgesehen ist das Buch aber ein rasanter Actionroman, in dem keine Gnade gewährt wird, Winslow einige Härten zelebriert und mit Details über Waffen- und Kampfkunst sowie Strategien der Kriegsführung nur so um sich wirft. Hier haben wie nei den zuvor genannten Autoren die rechtschaffenen Patrioten das Wort, wird Schwarz oder Weiß gesehen und er bedient so einige Klischees des Söldnergenres. Ein paar dramatische Differenzen unter den Teammitgliedern, etwas Verrat und eine Menge Action. Wer einen Söldnerkracher im Stile der Expendables oder ähnlichen Stoff lesen will, bekommt hier die volle Dröhnung und dürfte zufrieden sein, aber für die Qualität, die Don Winslow bisher abgeliefert hat, ist "Vergeltung" doch eher flach und simpel gestrickt.


          Offline Thomas Covenant

          • Die Großen Alten
              • Show only replies by Thomas Covenant
            Na dann braucht Marco in diesem Leben kein Buch mehr zu kaufen.  :biggrin:


            Online JasonXtreme

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                • Show only replies by JasonXtreme
              Klingt geil, und dem wird wirklich so sein :D
              Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


              Meine DVDs


              jerry garcia

              • Gast


              G. Michael Hopf. Das Überleben der Familie! Das ist alles, was gordon Van Zandt nach einem EMP-Anschlag auf seine Heimatstadt im Sinn hat. In einer Welt ohne Strom und Technik, in einer Welt ohne Werte und Moral - ohne Zivilisation....Gilt nur das Recht des Stärkeren.

              Gordon hat im Irak gekämpft und wurde nach einer Pressekampagne, die ihm den Mord an einem Unbewaffneten Gegner vorwirft landesweit gedemütigt. Mittlerweile sind zehn Jahre vergangen, er hat sich mit seiner Familie in San Diego in einer gesicherten Wohnanlage eingerichtet und wartet darauf, von seinem Bruder zu hören, der sich ebenfalls zu den Marines gemeldet hat und derzeit im Einsatz ist. Er ist gerade in der Stadt joggen, als ihm auffällt, dass Autos liegen bleiben, Handys nicht mehr funktionieren und keiner weiß, was gerade geschieht. Aufgrund seiner Erfahrung wird ihm klar, dass es jetzt an der Zeit ist vorzusorgen. Er zieht los und besorgt sich massenhaft Lebensmittel und andere überlebensnotwendige Güter, bevor die Menge auf die gleich Idee kommt. Bis auf seinen Kumpel Jimmy wird kein weiterer in die Sachlage eingeweiht. Ab jetzt kennt Gordon keine Freunde oder Mitmenschen  mehr. Nachdem das Land schon das gesamte Jahr über von diversen Attentaten überzogen wurde, hat jetzt eine Atombombe der Regierung in Washington endgültig den Garaus gemacht. Der neue Präsident verzieht sich mit seinen Beratern in die Festung Colorado und will all ihre Feinde draußen in der bösen Welt atomisieren. In Amerika beginnt nun der verzweifelte Kampf um Ressourcen. Die Nahrungsmittel werden langsam knapp, Banden übernehmen ganze Stadtviertel und auch die gesicherte Wohnanlage bleibt von Streit um Lebensmittel nicht verschont. als sich die Lage verschlechtert, will Gordon mit seiner Familie und ein paar Anhängern nach Idaho abziehen. Unterdessen zieht sich die Armee aus den überseeischen gebieten zurück. Doch statt auf den Befehl des Präsidenten zu hören, und sich zu Aufräumarbeiten im eigenen Land zu begeben, meutern diverse Kapitäne einer Trägergruppe und verzetteln sich gar in eine Auseinandersetzung mit ihren Landsleuten, die ihre Befehle zu befolgen gedenken. Es beginnt ein Kampf zwischen Regierungstreuen und jenen, die sich lieber absetzen und zu ihren Familien wollen und zudem planen, in Oregon einen eigenen Staat nach eigenen Gesetzen aufzubauen.

              Das Positive zuerst: Die Action stimmt, es gibt kaum eine längere Phase, in der es nicht irgendwelche Kampfhandlungen gibt. Leider ist das Buch nicht wirklich stimmig übersetzt. Die Sprache wirkt altbacken und holprig, es schleichen sich Fehler wie "vertrauensseliger Berater" statt "vertrauenswürdiger Berater" ein. Und das Buch bringt eine extrem fragwürdige erzkonservative Botschaft an den Leser. Jeder ist sich selbst der Nächste. "The end" ist ein Lehrstück in Egoismus. Ob es nun die Nation ist,die nur an sich denkt und der die Verbündeten egal sind und die lieber gleich mal alle möglichen Verdächtigen auf einmal mit Atomschlägen vernichten will oder ob es die Armee ist, die sich aus eigennützigen Motiven auf Kampfhandlungen mit Kameraden anderer Schiffsbesatzungen einlässt. Und da ist der Privatmensch Gordon, der sich schnell zum Polizisten, Richter und Henker macht. Alle haben eines gemeinsam: Präventivmorde, die fadenscheinig gerechtfertigt werden. Diese Rechtfertigungen sind das Hauptärgernis: "Wieso habt ihr die Kameraden auf dem Schiff ermordet?" "Die haben auf uns geschossen."  Dass das passierte, als sie das Schiff klauen wollten, spielt schon keine Rolle mehr. Also tiefgründig ist die Handlung nicht, die Charaktere sind platt, aber dafür wird der Leser, der über all die aufgeführten Schwächen hinwegsehen kann/will, mit einer schnellen Story bedient, die kaum Atempausen lässt. Einiges hat ich an "Der Effekt" von John Birmingham (das besser war, wenn auch nicht ohne Mängel) sowie die Romane von Z.A. Recht (was den Army-anteil angeht und ohne Zombies) erinnert. Die Aussagen machen das Vergnügen etwas zwiespältig, aber wirklich gestört hat es mich wie bei diversen Filmen auch nicht. Es ist halt wie bei Patrick Robinson, dass es schon nervt, solche Einstellungen ständig alle zwei Seiten lesen zu müssen. Als reine Actionunterhaltung aber schon lesenswert - man darf sich halt keine Gedanken machen. Ach ja, Fortsetzung folgt.


              jerry garcia

              • Gast


              Chris Knopf. Arthur Cathcart lebt mit seiner Frau ein ruhiges Leben in Connecticut. Doch eines Tages werden beide von einem Auftragskiller zu Hause erwartet und kurzerhand mit einem Kopfschuss erledigt. Arthur ist tot, denkt der Killer. Aber während seine Frau stirbt, kann Arthur wie durch ein Wunder überleben. Unter falschem Namen begibt er sich in den untergrund der amerikanischen Ostküste, auf die Jagd nach dem Killer.

              Arthur kommt nach längerem Koma in Krankenhaus kurz zu sich, dämmert aber immer wieder weg. Doch bald ist er fähig, seine Schwester Evelyn, Ärztin, zu erkennen, dann gar mit ihr zu sprechen. Die Folgen des Kopfschusses sind nicht so einfach zu verdauen. Entkräftet, mathematische Fähigkeiten eines Drittklässlers, leicht gehbehindert. Erst nach und nach stellen sich gewisse Fähigkeiten wieder ein. Und schon beginnt er zu planen, wie er diesen Killer finden kann, der ihn so zugerichtet und seine Gattin getötet hat. Er hat den Kerl gesehen und seine Stimme gehört. Die Polizei tappt im Dunkeln. Also besinnt er sich auf seine Fähigkeiten als Rechercheur, die ihm vor dem Mordanschlag seine (nicht wenigen) Brötchen einbrachten. Via Internet, aber auch mit schwerfälliger Fußarbeit macht er sich daran, die wichtigsten Fragen zu stellen, nach Antworten zu suchen. Seine Schwester unterdessen wickelt die Firma seiner Frau ab, verkauft sein Haus, um Cash auf zur Verfügung zu haben. Er entdeckt erste Hinweise. Und ab da kann er sich den Weg immer weiter durch ein Dickicht von Verdächtigen bahnen, das ihn zuletzt zum Killer führen soll.

              Aufgrund des Titels und des Klappentextes hatte ich erst einmal einen straighten Actioner erwartet, in dem der Protagonist nach seiner Genesung seine Waffensammlung schnappt und sich durch die Unterwelt ballert. Irrtum. Und deshalb hab ich das Buch mal für einen Abend aus der Hand gelegt, um es dann nach seinem wirklichen Inhalt zu beurteilen und nicht die Enttäuschung über meinen Irrglauben einfließen zu lassen. War anscheinend die richtige Entscheidung. "Head Shot" ist dann zwar auch relativ actionfrei und (fast) unblutig, aber dafür clever aufgebaut und Arthur handelt bei seiner Suche nicht immer im Rahmen der Legalität. Spielt er doch geschickt diverse Gangster, die unter unterschiedlichen Pseudonymen agieren, Polizei und sogar Presse gegeneinander aus, nutzt sein rhetorisches Geschick, ihnen Fallen zu stellen und hinterlässt einige ratlose Gesichter bei seinen Ermittlungen. Unterstützt wird er dabei von einer japanisch-amerikanischen Casino-Angestellten, die er unbeabsichtigt in sein Spiel hineingezogen hat. Lange Zeit tappt der Leser zusammen mit der Hauptfigur im Dunkeln, wer nun hinter alldem stecken köännte, folgt Arthur aber immer interessierter, wie er sich in die Gesellschaft der Gangster mit den weißen Kragen hineinmogelt, ihnen Informationen entlockt, sich mit Casinobossen, Bosniergangs und Handlangern umgibt und alle für seine Zwecke einspannt, ihre Gier und ihren Drang nach Anerkennung nutzt und die Spielsteine einen nach dem anderen umstößt, bis er endlich vor dem Täter steht. Der flüssige Schreibstil von Chris Knopf tut sein Übriges dazu, dass man sich den spannenden Roman mit seinen rund 350 Seiten dann in kürzester Zeit einverleibt und auch zufriednegestellt ist. Naja, fast zufriedengestellt, denn die Story erfährt eine Fortsetzung, da Arthur und der Leser eine Überraschung verdauen müssen, die sich wohl erst im Folgebuch aufklären wird. Wer einen guten Krimi/Thriller zu schätzen weiß, ist hier durchaus richtig, die Actionfraktion sollte sich denn auch darauf einstellen, falls sie - wie ich und wie eingangs erwähnt - von einem schnellen Kracher mit jeder Menge Blei und Blut träumt.


              Offline Thomas Covenant

              • Die Großen Alten
                  • Show only replies by Thomas Covenant
                Schon nach der kurzen Zusammenfassung dachte ich, so gar nicht dem Jerry sein Lesemuster.
                Ich war sofort gehookt ob der schrägen Handlung. Schön dass du das Ding erst in dir arbeiten hast lassen.
                Wenn ein Buch länger beschäftigt ist es meist ein gutes Buch.


                jerry garcia

                • Gast
                Ich wollte das Buch einfach nicht nach dem beurteilen, was ich mir anhand des Klappentextes zusammenfantasiert hab, sondern was ich dann letztendlich fertig gelesen hab.

                Im Gegensatz zu einigen anderen Fällen führt der Text den Leser ja nicht auf eine falsche Fährte, das war hier ausschließlich ich selbst. Also musste ich das erst aus meinem Kopf verdrängen, um neutral an das Werk rangehen zu können.


                jerry garcia

                • Gast


                Eric van Lustbader/ Idee, Charakter Robert Ludlum. Vor der schwedischen Küste zieht Jason Bourne einen Bewusstlosen aus dem Meer. Als der Mann zu sich kommt, fehlt ihm jede Erinnerung an sein bisheriges Leben - eine unheimliche Parallele zu bournes eigenemSchicksal. Die Lösung scheint in einem geheimen Mossad-Lager im Libanon zu liegen, in das Bourne sich Wochen zuvor geflüchtet hatte. Was geht dort vor sich? In letzter Minute erkennt Bourne einen zerstörerischen Plan, der nicht  nur sein Leben, sondern die Sicherheit der Welt bedrohen könnte.

                Jason Bourne hat beim Angeln an einem See in Schweden einen besonders großen Fisch am Haken - einen am Kopf verletzten Mann, der nicht nur das Bewusstsein, sondern wie sich später heruasstellt, auch das Gedächtnis verloren hat. Nach und nach können die Wunden und die Unterkühlung versorgt werden und auch die Erinnerung kommt bruchstückhaft zurück. Bald stellt sich auch heraus, dass die bekannte Mossad-Agentin Rebekka hinter dem Mann her ist. Sie will ihn ausschalten, bevor er sie und Bourne töten kann. Die beiden Partner auf Zeit hatten sich mit dem Eindringen in ein Lager des Mossad im Libanon Feinde gemacht, die nun um die Geheimhaltung ihrer Forschungseinreichtung fürchten. Sobald der Mann sich wieder vollständig an seine Mission erinnern kann versucht er Bourne zu töten. Doch Rebekka kann ihn mit einem tödlichen Schuss davon abhalten. In den USA ist die Befürchtung groß, dass die Geheimdienste unterwandert sind, aber auch dass sie auf eigene Rechnung arbeiten. Also setzt der Präsident einen Mann zur Überwachung von Treadstone ein. Der wird mit Kollegen zugleich auf einen möglichen Maulwurf oder ein Sicherheitsleck im System der Agentur angesetzt. Das Spiel um Macht und Geld wird immer verzwickter als man im Hafen von Washington 30 Millionen Dollar findet, ein mexikanischer Konzernchef sich zudem als Drogendealer und Waffenhändler entpuppt, eine Energiekrise herbeigesehnt wird, um einen Staat sowie eine spezialisierte Firma an die Spitze zu bringen und es Verrat bis in die höchsten Ebenen der Macht gibt.

                Eric van Lustbader lässt den vom 2001 verstorbenen Robert Ludlum ersonnenen Agenten Jason Bourne ein weiteres Mal von der Leine und hat damit schon doppelt so viele Abenteuer über den Agenten ohne Vergangenheit verfasst wie der Meister selbst. Die Story beruft sich auch auf den Vorgängerroman, von dem man schon ein bisschen Kenntnis haben sollte, um einige Lücken füllen zu können und was auch erklärt, dass viele Charaktere weitgehend flach bleiben, die schon zuvor agierten. Wirklich viel Neues hat "Der Bourne-Verrat" nicht zu bieten. Verräter allerorten, geheime Ränkespiele und viele Parteien, von denen der Leser nicht immer weiß, welcher Seite er sie zuordnen soll. Daraus entwickelt sich ein solider Thriller, der mit Gefahrenmomenten und Actionsequenzen geradezu gespickt ist, diverse Handlungsfäden von früher wiederholt und einige Muster immer wieder von sich selbst abkupfert. Muss ja nicht unbedingt schlecht sein, aber beim Meister himself wirkte das wenigstens intensiver und auch packender. Wirklich die Qualität von Robert Ludlum hat Eric van Lustbader nie erreicht, aber erhat es wenigstens geschafft, die Thriller spannend und unterhaltsam mit geheimdienstlichen Machenschaften und verborgenen Informationen oder Maulwürfen zu spicken, sodass niemals Langeweile aufkommt. Kein Highlight, aber für mich genug, um auch den nächsten Bourne - und wenn es auch nur wegen der Verbindung zu Robert Ludlum ist - wieder einzukaufen.