Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178541

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jerry garcia

  • Gast
Isser auch. Aber nach den "Jugendjahren" konzentriert sich alles auf dieses unsympathische Pärchen und einige Bullen, die ihm dabei in den Weg kommen. Schädelfick, Halsfick und Konsorten dürfen aber nicht fehlen - und dennoch ist es nicht ganz so ausführlich in der Gewaltdarstellung. Große Publikumsverlage würden solche Ware nie anrühren.


jerry garcia

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Bernard Minier. Hochsommerliche Hitze und heftige Gewitter belasten die Menschen im Süden Frankreichs, als ein brutaler Mord geschieht. Eine Professorin der Elite-Universität Marsac liegt ertrunken und grausam gefesselt in der Badewanne. In ihrem Rachen steckt eine Taschenlampe. Ohrenbetäubende Musik von Gustav Mahler schallt durch die Nacht. Kindertotenlieder. Beklemmung macht sich in Kommissar Martin Servaz breit. Ist Mahler doch der Lieblingskomponist des hochintelligenten und seit Monaten flüchtigen Serienmörders Julian Hirtmann. Hauptverdächtig ist jedoch ein Student: ausgerechnet der Sohn von Kommissar Servaz` Jugendliebe. Die Ermittlungen führen den Kommissar zu einem mysteriösen Studentenzirkel und zwingen ihn zu einer Reise in die eigene Vergangenheit. Amicus mihi Plato, sed magis amica veritas – Platon ist mir lieb, aber noch lieber ist mir die Wahrheit, lautet sein Motto. Doch die Wahrheit wird ihn in diesem Fall schmerzhaft an die Grenzen des Vorstellbaren bringen.

Martin Servaz wird eines Nachts angerufen. Es ist seine Jugendliebe Marianne und ihr Sohn ist in Schwierigkeiten. Er wird am Pool eines Hauses gefunden. Der Pool ist voller Puppen, im Hause liegt die Besitzerin tot in der Wanne. Sie war eine Lehrerin des Studenten. Also eilt Servaz zu Hilfe. Und wird mit seiner Vergangenheit und Gegenwart konfrontiert. Nicht nur, dass er selbst dort studiert hat, auch seine Tochter ist derzeit hier Studentin. Er kennt einen der Lehrer/Professoren sehr gut. Es ist sein ehemaliger bester Freund Francis. Wegen ihm hatten sich damals Servaz und Marianne entzweit. Statt Schriftsteller wurde Servaz nun Polizist. Nach und nach tun sich mehrere Wege zu verschiedenen Verdächtigen mit den unterschiedlichsten Motiven auf. Zum einen wären da ein Studentenkreis, über den kaum jemand Kenntnis hat, ein Politiker, der sich in Lügen verstrickt, der junge Hugo und diverse vermeintliche Hinweise, welche die Tote hinterlassen hat. Und zu allem Übel mischt sich auch noch seine Tochter in die Ermittlungen ein. Womit er aber wirklich überhaupt nicht gerechnet hat, war die Tatsache, dass der flüchtige schweizer Serienkiller Hirtmann möglicherweise nun hier herumspukt. Mit der Unterstützung seines Teams versucht Martin Servaz den Fall aufzuklären, bringt sich aber selbst in Schwierigkeiten, als er einen Unschuldigen, den er für Hirtmann hält, erst zusammenschlägt und dann befragt bzw. aus Scham abhaut, bevor er Fragen stellen kann. Sofort wird er zum Chef nach Toulouse zurück zitiert und erhält einen fetten Rüffel. Dennoch darf er weiter ermitteln, da hinter den Kulissen jemand zu seinen Gunsten interveniert hat.

Aus dem Telefonat nach dem Mord entwickelt sich ein düsterer, unheimlicher Thriller, der "Schwarzer Schmetterling" in nichts nachsteht. Zudem werden das Privatleben und die Vergangenheit des Martin Servaz seziert, erfährt der Leser, warum der Polizist oft so distanziert erscheint, wie es ihn zur Polizei verschlagen hat. Der Protagonist sowie die Hauptfiguren erfahren eine ausführliche Charakterzeichnung und Bernard Minier entwickelt aus dem anfänglich recht simplen Fall von Mord - vermutlich aus Eifersucht -, der sich zu einem komplexen Geflecht aus Lug und Trug, Politik und Hass zusammenfügt und richtet dabei auch sein Augenmerk auf die französische Gesellschaft , die sich mehr für die Fußball WM 2010 und den Rumpelfußballern der Nationalmannschaft interessiert, denn für die Geschehnisse um sie herum, er kritisiert das Gesundheitswesen ebenso wie die Verschwendungssucht von Politikern, die finanzielle Vorteilnahme aus Steuergeldern für ihr verbrieftes Recht halten (geht ja hierzulande nicht anders zu) und macht sich Gedanken zur Bildungspolitik ("Wo der Fernseher leuchtet, wacht jemand, der nicht liest"), die man auch gut auf Deutschland übertragen könnte und da unsere Länder von Schreihälsen geradezu überschwemmt sind, tut Blödheit wohl doch weh. Was er sich aber trotz vorhandener Möglichkeiten verkneift, ist die Produktplatzierung. Wirkt einfach positiv nach den werbeverseuchten Romanen der Massenschreiber wie Brown, Grisham und Co. Im letzten Drittel gönnt Bernard Minier seinem vielschichtigen und beklemmenden Thriller neuen Schwung, sodass sich eine spannende und tiefgründige Lektüre entwickelt, die beweist, dass sein "Schwarzer Schmetterling" kein "One-Book-Wonder" war und dass er durchaus mit Jean Christophe Grange mithalten kann. Und auch hier ist nicht jede Lösung oder jedes Ende die perfekte Welt, die man sonst so vorgesetzt bekommt. Ach ja, das Korrektorat sollte sich vielleicht mal hinterfragen, ob es Berufsbezeichnung und Gehalt wirklich wert ist. Im Gegensatz zu dem wirklich gelungenen und starken Roman sehr verbesserungswürdig, da man nicht einmal merkt, wenn aus David plötzlich Daniel wird usw. Martin Servaz wird übrigens im dritten Roman von Bernard Minier ebenfalls wiederkehren.


Offline Thomas Covenant

  • Die Großen Alten
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    Schwarzer Schmetterling war ja ganz cool, Hartmann ist ja schon so ein Hannibal Lektor Epigone.
    Mal schaun, klingt interessant...


    jerry garcia

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    Mittig widmet er sich recht ausführlich Servaz und seinem Privatleben, aber im Hintergrund "lauern" immer die Fälle bzw. die Fragen nach dem Studentenzirkel, dem Politkreis und eben,  ob Hirtmann nun wirklich etwas damit zu tun hat oder ob es nur an Servaz' Vorstellungskraft liegt.

    Da Grange ja derzeit anscheinend nichts publiziert, ist Minier ein würdiger Ersatz. Demnächst werd ich mal Franck Thilliez antesten. Der Film "Die Kammer der toten Kinder" nach einem Buch von ihm, hat jedenfalls neugierig gemacht. JasonXTreme wollte sich den auch holen, weiß jetzt aber nicht, ob er ihn schon gesehen und sich eine Meinung gebildet hat.
    « Letzte Änderung: 07. April 2014, 19:25:59 von jerry garcia »


    Offline JasonXtreme

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      Jo ich hab den geholt und gesehen - ich fand den nicht übel, aber etwas zu langgezogen und mit zuviel Privatleben der Ermittler. Das funzt in Schriftform sicher besser, und Tilliez andere Bücher klingen auch sehr interessant! Minier ist wirklich ein guter Ersatz für Grange, der halt auch immer die gleiche Schiene präsentiert - wobei das immer noch überdurchschnittliche Unterhaltung ist!
      Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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      jerry garcia

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      Andrew Klavan. The Homelanders 1 - Stunde Null. Charlie West, 18, erlebt den Albtraum seines Lebens: Zwei Männer drohen, ihn zu töten – und er kann sich an nichts erinnern. Er weiß nur, er muss handeln. Jetzt! In allerletzter Sekunde gelingt ihm die Flucht. Und eine gnadenlose Jagd durch die USA beginnt, denn Charlie ist nicht nur ins Visier von Terroristen geraten, auch die Polizei sucht ihn. Wegen Mordes!

      Andrew Klavan. The Homelanders 2 - Auf der Flucht. Charlie West kennt nur ein Ziel: Er muss seine Unschuld beweisen! Aber wie? Ein Weg führt zurück nach Spring Hill, an den Schauplatz des Mordes. Gejagt von Killern und gehetzt von der Polizei, schlägt Charlie sich bis dorthin durch. Und findet immer neue Hinweise, die ihn an sich selbst zweifeln lassen. Er hatte tatsächlich Kontakt zu den Homelanders. Außerdem hat man ihn am Tatort gesehen. Ist er wirklich so unschuldig, wie er glaubt?

      Charlie West erwacht durch eine ordentliche Maulschelle und findet sich an einen Stuhl gefesselt vor, während ihm zwei Spacken Fragen stellen, die ihnen niemals selbst eingefallen sein können, da dies Intelligenz voraussetzen würde. Doch auch Charlie fällt nicht alles ein. Er leidet anscheinend unter partiellem Gedächtnisverlust. Er weiß weder wo er ist, noch wie er dahingekommen sein soll - und was die beiden Schlägerfressen von ihm wollen, weiß er schon gar nicht. Aber ihm wird zügig klar, dass die ihn umlegen, wenn er sich nichts einfallen lässt. Er kann sich befreien und auch aus den Raum entkommen. Doch draußen findet er sich in einem Lager wieder. Ein Ausbildungslager? Egal, weiter geflüchtet. Einen Pickup geklaut und ab durchs Tor Richtung Wald. Immer die Häscher auf den Hacken. Doch als er sich in ein Loch zwängt, in dem der Bach, dem er folgte, verschwindet, gerät er in ein unterirdisches Gewölbe, durch das er sich nur schwer wieder auf einer anderen Seite des Geländes herauszwängen kann. Die Verfolger ist er dadurch zwar losgeworden, doch wo er ist, weiß er immer noch nicht. Er läuft also weiter in der Irre umher, bis er auf eine Frau stößt, die ihm hilft und ihm Nahrung sogar frische Kleidung gibt - dann aber die Poloizei ruft. Jetzt erfährt Charlie, dass mittlerweile ein Jahr vergangen ist, seit er sich abends ins Bett legte und erst bei seinen Peinigern wieder aufwachte. Er sei als verurteilter Mörderan seinem Kumpel Alex im Gefängnis gewesen und ausgebrochen. Jetzt soll er wieder in den Gewahrsam eines MaxSec-Baus überstellt werden. Doch wieder hilft ihm jemand. Eine unbekannte Person löst seine Fesseln, sodass er flüchten kann.

      Jetzt bleibt ihm eigentlich nur noch die Wahl, in seine Heimatstadt zu gehen und dort selbst nach Spuren und Beweisen für seine Unschuld zu suchen. Als er dort ankommt und sich in einer verlassenen Villa einquartieren will, erlebt er eine Überraschung: Seine Kumpels und Beth, für die er vor seinem Blackout schwärtmte, sind da. Sie haben sich gedacht, dass er irgendwann auftauchen würde und sich ausgerechnet, dass er eigentlich nur zu der Villa kommen könnte. Wenigstens können sie einige Lücken ausfüllen, die sich seit seinem Fortgang ergeben haben und die wenigstens einen Teil der Geschichte erklären. Ganz nebenbei erfährt er noch, dass er und Beth eine tiefergehende Beziehung hatten. Doch nun muss er sich auf die Suche nach einem Waterman machen und herausfinden, was mit dem Verteidigungsminister geplant ist, da der wohl irgendwie von den Gangstern erwähnt wurde. Nicht lange und Charlie bekommt heraus, dass einer seiner früheren Vertrauten in die Sache verwickelt ist. Diesen kann er stellen, doch es bleibt weiterhin dabei, dass er weder Waterrman noch den Hintermann Prince finden kann. Und was ihn selbst überhaupt so richtig in die Sache hineingezogen hat, bleibt ebenfalls im Dunkeln.

      Eine flüssig lesbare Mixtur aus "Karate Kid, Auf der Flucht und Bourne" wird in schlichten Worten von Andrew Klavan ("True Crime" - Clint Eastwood) kredenzt. Er baut schnell Spannung auf, hetzt seinen jugendlichen Protagonisten atemlos durch diverse Abenteuer ohne übermäßig viele Informationen über Pläne und Hintergründe preiszugeben, sodass sich ein recht guter Page-Turner im Jugendromanbereich entwickelt. Natürlich werden sehr offensichtlich diverse Klischees bedient (Boah, ist der Held lieb und hilfsbereit und klug und clever usw., während die Bösen mit Niedertracht und Hässlichkeit sowie Blödheit aufwarten müssen.), wird der Patriotismus und Amerika über alles-Glaube des Burschen bis hin zur Penetranz ausgewalzt, dass es zum Kotzen reizt, aber wenn man das ausser Acht lässt, ist die Reihe zumindest noch den bisher zwei gelesenen Werken recht goutierbare Action-und Thrillerkost, die auf keinen Fall langweilt. Der Autor macht immer wieder neue Baustellen auf, die den Lesefluss aufrecht erhalten und auch wenn es bald in Buch zwei zu einigen Eröffnungen kommt, die dem Vielleser dann doch schon so einigermaßen die Richtung verraten, in die die Reihe steuert, hat es doch Spaß gemacht,m diese lkeichte Kost zu lesen. Wer bei einem Jugendbuch im Thrillerbereich jetzt aber eine literarsiche Kopfgeburt erwartet, sollte sich vielleicht besser nach was Geeigneterem umsehen. 


      jerry garcia

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      Jo Nesbo. In einem Krankenhaus liegt ein schwerverletzter Mann im Koma. Das Zimmer wird von der Polizei bewacht. Niemand soll erfahren, wer der geheimnisvolle Patient ist. Denn er hat einen Feind. Und der ist überall.

      Ein junges Mädchen wird tot im Wald gefunden. Sie wurde brutal vergewaltigt. Zehn Jahre später wird an derselben Stelle ein Polizist getötet, sein Gesicht ist grausam entstellt. Eine Sonderkommission ermittelt unter Hochdruck. Doch es geschehen weitere Morde. Die Polizei hat keine Spur, und ihr bester Ermittler Harry Hole fehlt. Während die Kommission weiter im Dunkeln tappt und eigentlich nur sicher weiß, dass die Ermordeten Polizisten sind, wird der Komapatient trotz strenger Bewachung ebenfalls getötet - und der Polizist, der an der Tür Wache halten sollte, ist kurze Zeit danach gleichfalls auf der Opferliste. Mikael Bellman, mittlerweile ja Polizeipräsident, dessen Verbindung zum Drogenmilieu niemandem aufgefallen ist, sowie sein "Schatten" Truls Berntsen, der für Bellman die Drecksarbeit erledigt, passen akribisch darauf auf, dass keiner einen Verdachtsmoment gegen sie hat, da in den Fall auch Personen verwickelt sind, mit denen beide schon Ärger hatten. Speziell Berntsen, der oft auch Beweismittel vernichtet hat, muss sich sputen, dass seine Taten nicht ans Tageslicht kommen. Doch auch die besten Mittel der Behörde können nicht zu dem Täter führen. Und Bellman gerät auch noch in die Fänge der Sozialsenatorin, die sich ihn als Geliebten hält und für seine Zwecke ausnutzt. Pech für Bellman, dass seine Frau das mitbekommt. Und die liebe Senatorin ist auch schnell bereit, Bellman für ihre Karriere zu opfern, als es mit den Ermittlungen in den Polizistenmorden nicht vorangeht. Doch wenn es wirkich eng wird, zeigt sich das kriminelle Duo Bellman/Berntsen in Höchstform. Schnell haben sie zumindest diese Situation unter Kontrolle. Doch weitere Leichen, darunter auch eine Kollegin aus der Sonderkommission, erzeugen immer mehr Druck, endlich diesen brutalen Killer zu finden.

      Eines vorweg: Auch wenn der Polizistenmörder ein ganz eigenständiger Plot ist, scheint es angebracht (auch wenn man dann das Personenverzeichnis am Ende des Buches liest), die vorhergehenden Romane um Harry Hole gelesen zu haben, da man ansonsten die Beziehungen der meisten Personen zueinander nicht wirklich nachvollziehen kann. Was jetzt "Koma" (Original "Politi" - also Polizei) angeht, lässt Jo Nesbo den Leser von einem Cliffhanger zum anderen wandern, baut ständig Spannung auf, führt den Leser so oft auf eine falsche Fährte und an der Nase durch die Manege, dass es irgendwann so viel wird, dass zumindest ich so ab dem letzten Drittel ganz einfach nicht mehr an seine Ablenkungsmanöver glaubte und zumeist auch richtig damit lag, dass er hier nur wieder irreführen wollte, aber wirklich wissen tut man es ja nie. Für einen Thriller aus einem der Publikumsverlagshäuser hat "Koma" schon einige Härten aufzuweisen, etliche Unsympathen mit ekligen Eigenschaften und undurchsichtige Charktere, die im Übrigen alle sehr gut herausgearbeitete Wesenszüge aufweisen. Und durch das Fehlen von Harry Hole mit seinem Hang zur Selbstzerstörung scheint diese düstere Grundstimmung, die jener immer auslöst, irgendwie trotz der ganzen Morde und Intrigen nicht mehr ganz so finster. Die Figur des Harry Hole hat mit ihren Eskapaden den Leser - also mich - immer mit in seine depressive Stimmung gezogen. Doch da, wo er fehlt, ist auch davon nichts mehr zu spüren. Jo Nesbo lässt hier wirklich fast alle (noch lebenden) Figuren aus den früheren Büchern auftreten, scheut sich auch nicht, Sympathieträgern Schaden zuzufügen, sie ganz aus der Handlung zu eliminieren. Der Roman ist nicht nur grundsolide, er ist ungemein stark, manchmal etwas derb-brutal, undurchschaubar, hoch spannend und wartet mit einem nicht ganz so verdächtigen Täter auf. Zudem drängt sich, obwohl einige der Antagonisten weiter ihr Unwesen treiben dürfen, ob des dennoch recht optimistischen Endes der Verdacht auf, dass dies das letzte Buch aus der Reihe sein wird. Gefördert wird diese Vermutung noch dadurch, dass Jo Nesbo sein nächstes Buch unter einem anderen Namen veröffentlichen wird. Zehnmal Harry Hole, zehnmal keine Enttäuschung. Skandithriller vom Feinsten. Immer eine Empfehlung wert.Und falls das wirklich der Abschluss gewesen sein sollte, dann ist er absolut gelungen.


      jerry garcia

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      Roman Jay Bonansinga, Charaktere + Idee Robert Kirkman. Wenn das Überleben zu einem aussichtslosen Kampf wird. Wenn der einzige Ort der Sicherheit sich in eine Festung des Todes verwandelt. Wenn ein Mann sich zum grausamen Herrscher der Lebenden und Toten aufschwingt. Was würdest du tun?

      Woodbury unter der Regentschaft von Governor Philip Blake. Es werden unter den Klängen von Heavy Metal-Musik Gladiatorenkämpfe in einer Arena ausgetragen. Nach einem Attentat auf sein Leben regiert Blake nur noch machtbesessener und brutaler. Selbst einige seiner treuesten Verbündeten fürchten sich vor dem Mann, der seine zombiefizierte Tochter wie ein Haustier hält. Und dazu kommen noch die täglichen Herausforderungen, die darin bestehen, sich Lebensmittel oder Medikamente aus umliegenden Orten zu beschaffen. Immer weiter muss man sich vom Zuhause entfernen, immer gefährlicher werden die Ausflüge. Immer wieder werden die Nahrungssuchenden von Zombies attackert, deren Zahl mit jedem toten Menschen unaufhörlich steigt. Als dann auch noch Fremde in den Ort kommen, sieht der Governor seine Macht bedroht und schmiedet Pläne zur Vereitelung möglicher Übernahmeversuche durch die Neulinge, zu denen auch Rick sowie Michonne gehören. Indes hat sich die zuvor ärgste Gegnerin des Governors - Lilly Caul - mit ihrer Situation und dem Treiben des Philip Blake abgefunden und kümmert sich mehr um rein privates Vergnügen. Inzwischen steuert die Hanldung immer mehr auf eine Auseinandersetzung des Governors mit den Neubürgern zu, bei der sich speziell Michonne hervortut.

      Im Original heißt das Buch "The Fall of the governor" und wurde in den USA nach dem vom Kino her bekannten Gewinnmaximierungsprinzip herausgegeben, dass man den dritten Teil einer Trilogie schlicht noch einmal unterteilt. Hierzulande wird einfach durchnummeriert und so wird der zweite Teil des letzten Bandes der Trilogie hier als "The Walking Dead 4" irgendwann erscheinen bzw. verwurstet werden. Aber jetzt erst einmal zu Teil drei. Ein laues Klischeelüftchen, das nur wenig mit der TV-Serie gemein hat (über die Comics kann ich ob Unkenntnis nichts äußern) und die Autoren verstehen es nicht im Geringsten, auch noch nur minimal Interessantes aus der Story herauszuholen. Alles schon gelesen oder gesehen - und das zumeist besser. Je länger ich an dem Buch gelesen habe - besser gesagt mich durchgequält habe, umso uninspirierter kam es mir vor. Schnell hingekritzelter Schund ohne Sinn und Verstand (könnte ein Zombie skizziert haben) oder auch nur ansatzweiser komplexer Handlung. Bis auf das - zumindest für diesen Verlag - recht "saftige" Ende ein eher lahmer Vertreter des Genres, der eigentlich keiner weiteren Erwähnung bedarf. Sprachlich ein absolutes Leichtgewicht, mitreißend ist an dem Buch auch nichts. Ehrlich gesagt ist es nur was für Fans oder Komplettisten, ansonsten Finger weg. Da sind selbst recht trocken übersetzte Sachen wie z. B. Craig DiLouie's "Zähne und Klauen" unterhaltsamer. Einer der uninteressantesten Zombieromane, den ich seit langer Zeit konsumiert habe. Um wenigstens den zweiten Teil des dritten Teils der Trilogie dann vollständig gelesen zu haben, wird "The Walking Dead 4" dann irgendwann noch geholt, aber die Erwartungen sind gering. Und sollte es danach noch die Drohung weiterer Bücher geben, werde ich mich nicht überzeugen lassen, auch nur noch einen Cent dafür hinzulegen. Wer was zum Müdelesen braucht, kann es statt Pharmazeutika nutzen.
      « Letzte Änderung: 16. April 2014, 09:58:29 von jerry garcia »


      Offline JasonXtreme

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        Also quasi lediglich das Buch zu Season 3.
        Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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        jerry garcia

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        Net ganz, eher angelehnt. Es passiert alles nur in Woodbury, der Gefängnishandlungsstrang wird nur dadurch erwähnt, dass Rick unter seinem Overall auch noch Knackimode trägt.


        Offline JasonXtreme

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          Pf :lol: das hätten sie dann aber auch noch weglassen können
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          jerry garcia

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          Mal abwarten, was sie im zweiten Teil des dritten Teils noch so bringen. Danach ist für mich mit diesen Büchern aber definitiv Schluss.


          jerry garcia

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          Andrei Levitski und Aleksei Bobl. Nach der nuklearen Apokalypse ist Russland zerstört. Zwischen den verstrahlten Ruinen kämpfen die verfeindeten Clans um Lebensmittel, Rohstoffe und Macht. wer Schwäche zeigt, hat verloren. Das weiß auch der ehemalige Farmerssohn Turan Dschaj, der entschlossen ist, den Mörder seiner Familie zu finden und zur Strecke zu bringen. Doch in den verseuchten Wüsten Russlands warten noch ganz andere Schrecknisse auf Turan, und ehe er sichs versieht, wird sein Streben nach Rache zum brutalen Kampf ums Überleben.

          Turan und seine Freunde erkunden ein abgestürztes Energion (auch Himmelsplattform genannt), das in einer Art Schlucht festklemmt und so vor dem endgültigen Ende vorerst noch bewahrt wird. Dieses Himmelsgefährt erweist sich als gefährlicher als vermutet. Dort lagern Teile, die Gift verspritzen, das Ganze erscheint wie ein Labyrinth, eine riesige Falle für unerwünschte Besucher. Und zu allem Überfluss kommt auch noch Makota mit seinen Mannen hinter ihnen her. Plötzlich beginnt sich das Energion zu bewegen, es hat keinen Halt mehr an den Schluchtwänden und dürfte bald endgültig in die Tiefe stürzen. Freunde wie Feinde eilen zu den Ausgängen, schnappen sich aber nicht, was sie kriegen können, von der Ausrüstung des Schiffs. Draußen bringen sich die beiden Gruppen in verschiedene Richtungen in Sicherheit. bevor sie sich ihrer Beute widmen. Sie stellen schnell fest, dass sie völlig neuartige Waffen oder Abwehrmechnismen ihr Eigen nennen können. Gut für sie, denn in der Wüste müssen sie sich nicht nur menschlichen Gegnern, sondern auch mutierten Quallen, Krabben oder gepanzerten Wölfen erwehren. Während der Gangster Matoka mit seiner neu gewonnen Kraft erst die Kannibalen, degenerierte, menschenähnliche Mutanten, die kaum noch die Sprache beherrschen, zu seinem Gefolge machte, will er mit seiner Truppe nun die Macht im Ödland und den umliegenden Orten übernehmen. Dazu überfällt er Charkow, die reiche Stadt, die den Zugang zum Ödland bildet und auch der Umschlagplatz von Waren und Waffen ist. Turan indes muss mit seinen Leuten dem Luftschiffpiloten Stawro helfen, die Stadt zu beschützen, in der dessen Frau lebt. Danach muss er sich mit zweien seiner Gefährten auf die Reise machen, um den Himmelsgängern, den reichen und von den im Ödland kaum berührten Bewohnern vom neuen Minsk, den Gegenstand zu überbringen, den er im letzten Buch versteckt hatte. Bei dieser Gelegenheit kommt es dann auch zum Showdown mit seinem Erzfeind Makota, der sich ob seiner neuen Bewaffnung für unüberwindbar hielt und sich sogar an die Himmelsgänger heranwagte.

          Tja, es scheint, als würde sich nicht jeder Verlag, der es sich leisten könnte, ob seiner Preise und seiner Abzocke bei ebooks (man vergleiche gerne mal die Preise für ebooks zwischen den Publikumsverlagen oder den kleinen Anbietern wie Festa oder mkrug) ein Lektorat oder ein Korrektorat zu installieren, dies auch tun. Gewinnmaximierung um jeden Preis, auch dem, dass der Leser sich mit einer Zeichensetzung begnügen muss, die mit "mangelhaft" noch positiv beurteilt ist. Da werden Satzzeichen weggelassen und zum Ausgleich dann dort, wo keine hingehören, eben welche eingefügt. Und dass ziemlich oft aus der Vergangenheitsform schnell mal die Gegenwartsform wird, weil bei solchen Worten wie "prüfte" locker da "e" am Ende eingspart wurde und so "prüft" zu lesen ist. Und das waren keine Einzelfälle. Es ist zu vermuten, dass die Verlage dieser Größenordnung, die sich gerne eigene Regeln machen, schon damit rechnen, dass ihnen die Bildungsmisere in die Hände spielt und sie dies für ihre Sparmaßnahmen ausnutzen können, doch ganz so schlimm steht es um die Deutschen noch nicht. Dass die Führungsspitzen da sich nicht schämen, solche Produkte unters Volk zu bringen. Dann zum Buch selbst. Es schließt direkt an den Vorgänger an und bietet grundsätzlich eines: Gut unterhaltende Action, Pausen werden selten gemacht, übermäßig dialoglastig ist es auch nicht. Auf tiefgreifende Charakterstudien sollte man sich allerdings nicht einstellen, die fehlen fast völlig bzw. sind auf einige kurze Erwähnungen der Vergangenheit der Hauptfiguren begrenzt. So ergibt sich ein nettes, auch nicht übermäßig brutales Endzeitszenario, mit dem sich die Leser der "S.T.A.L.K.E.R"-Romane sicher auch anfreunden könnten. Die Reihe ist von Alexsei Bobl, wie er auf Anfrage mitteilte, und seinem Autorenkollegen Andrei Levitski auf acht Teile ausgelegt, wobei in den letzten beiden Bänden sämtliche Proptagonisten sich zu einem großemn Kampf gegen das Böse vereinen. Wenn man sich nicht an den vielen Fehlern vom Verlag stört, sich aber an einer leichten und flüssig verfassten Endzeitaction ohne größeren Ansprüchen erfreuen kann, ist man hier goldrichtig. Knackig, schnell (Kein Reilly, Leute) und ständig im Fluss, gut zu lesen. Mit knapp 16 Euro ein bisserl teuer und dem noch fieseren Preis von rund 13 Euro für das ebook auch nicht gerade ein Sonderangebot, aber sonst einen Blick für zeitvertreibende Lesestunden wert. 


          jerry garcia

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          Gordon Ferris. 1946. Der frühere Polizist Douglas Brodie kehrt in seine schottische Heimat zurück, gezeichnet und traumatisiert von den Kriegserlebnissen an der Front. Dort erreicht ihn ein Hilferuf: Hugh Donovan, ein Freund aus Kindertagen, sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung. Ihm wird der Mord an einem kleinen Jungen vorgeworfen. Hugh beteuert seine Unschuld, aber die erdrückende Last der Beweise spricht gegen ihn. Gemeinsam mit der Anwältin Samantha stößt Brodie schnell auf Widersprüche. noicht nur die Glasgower Unterwelt, auch Justiz, Polizei und sogar die Kirche versuchen ihre grausamen Geheimnisse zu verbergen. Und als weitere Leichen auftauchen, wird Brodie von seiner Vergangenheit eingeholt.

          Im Krieg Verhörspezialist für die Befragung fieser Nazis, lebt Douglas Brodie jetzt in London und verdient sich seine Brötchen als Reporter. Doch bald erreicht ihn der Hilferuf von Hugh Donovan und er macht sich auf nach Glasgow, um diesem beizustehen und womöglich zu verhindern, dass der alte Kumpel, mit dem ihn eine Art Hassliebe verbindet, wegen Mordes aufgehängt wird. Es dauert nicht lange und er findet heraus, dass hier Einiges im Argen liegt. Auch beim Gespräch mit Donovans Anwältin Samantha Campbell tauchen diverse Ungereimtheiten auf. Brodie geht auf Befragungstour und muss sich bald mit seinen ehemaligen Kollegen herumstreiten, war er doch früher selbst Polizist, bevor er den Job hinwarf und zur Armee ging. Schnell fühlt er sich in seiner damaligen Entscheidung bestätigt: Es wird immer noch der einfachste Weg gewählt, Beweise untergeschoben, Gefangene verprügelt und lieber ein schneller Abschluss gesucht denn die Wahrheit. Doch Brodie gibt nicht auf und kommt bald hinter verschiedene Geheimnisse, die man gerne weiterhin begraben sehen würde. Als er einen Priester befragt, gibt der ihm Hinweise, dass es doch Zeugen der Taten gab und diese an einem anderen Ort versteckt würden. Brodie sucht diese Zeugen auf, erfährt nichts, muss sich aber auf dem Rückweg eines Anschlags auf sein Leben erwehren - und der Priester, von dem er den Tipp hatte, ist kurz danach auch tot. Immer mehr verdichten sich seine Ahnungen, dass nicht nur die Glasgower Gangster ihre Finger in dem Fall haben. Und auch die Beteiligten an den Vorfällen und dem verschwinden von weiteren Jungen merken schnell auf, als ihnen Brodie zu nahe kommt. Weitere Todesfälle sind unvermeidlich.

          Sieht man einmal davon ab, dass an zwei Stellen kleinere Fehler übersehen wurden (Im Bomber gibt es keine "Heckenschützen" sondern "Heckschützen" und wenn man auf Seite 353 einen Schrank aufbricht, weil er mit dem Schlüssel nicht zu öffnen geht, kann man ihn auf Seite 354 wohl kaum wieder abschließen), ist "Galgenfrist für einen Toten" von Gordon Ferris, der mir aus der "Crime"-Reihe des Festa-Verlages als einziger Autor noch fehlte, ein Werk, das sich sehr viel auf die Charaktere konzentriert. Der vom Krieg gebrochene und desillusionierte Ex-Polizist, der durch ein düsteres Schottland der 40-er Jahre hetzt, um einen eher mittelmäßigen Fall zu lösen. Lässt man nämlich die gelungenen Figuren und das Ambiente einer Welt, die sich mit Ausbeutung und Umweltverschmutzung, Armut sowie den Nachwehen des vergangenen Krieges herumplagen muss, ausser Acht, dann hat man einen Thriller vor sich, dem es doch an etwas Herausragendem oder Ungewöhnlichen mangelt. Die Vernetzung von Justiz, Polizei, Unterwelt und Kirche in den Fall ist ziemlich simpel, die Beziehungskiste Klischee pur und all das wird nur durch vereinzelte historische Anmerkungen und Daten aufgepeppt. Leider fehlt es der Story auch lange Zeit an Tempo, was der Autor anscheinend im letzten Fünftel des Buches durch einige Actioneinlagen wieder wettzumachen versucht. Das Ganze etwas besser auf den Roman verteilt, wäre der Sache womöglich eher von Nutzen gewesen. Für mich bisher der schwächste Roman der "Crime"-Reihe, der zwar mit Authenzität und Atmosphäre sowie den Figuren punkten kann, aber für mich leider an einer zu gewöhnlichen Story krankt. Die Lobeshymnen auf dem Backcover erscheinen doch etwas zu begeistert. Ordentlicher Thriller ohne Alleinstellungsmerkmal (abgesehen von der Kulisse).


          jerry garcia

          • Gast


          Wayne Simmons. Ein tödlicher Grippestamm ist auf mysteriöse Weise mutiert und kostet Millionen Menschen in ganz Irland und darüber hinaus den Tod. Doch die Infizierten bleiben nicht lange tot, sondern erheben sich zu fleischfressenden Monstern. In einem Quarantänelabor vor den Toren Belfasts kämpfen sich die Laborantin Ellis und der Wachmann Abe ihren Weg durch die Gänge der lebenden Toten, entschlossen, die grausame Wahrheit ans Licht zu bringen. Der alte Verschwörungstheoretiker Tom zerbricht sich den Kopf, um herauszufinden, was schiefgelaufen ist. Inzwischen finden sich ein kleines Kind und seine zwei ungleichen Begleiter inmitten eines Katz-und-Maus Spiels des übrig gebliebenen Militärs, einer verdeckten staatlichen Einheit und einer stets mehr werdenden Schar Toter wieder. Das Schicksal der Menschheit liegt in ihren Händen.

          In einem Labor werkeln Wissenschaftler an einem Grippevirus. Eigentlich sollte das Ganze ja nur an Tieren ausprobiert werden, doch die ganz Eifrigen haben es bald am Menschen ausprobiert. Und es kam, wie es kommen musste - alles ging schief und nachdm der erste Tote sich wieder erhoben hat, beginnt in der streng geheimen Forschungsstation das große Sterben. Und leider ließ sich die neue Krankheit absolut nicht eindämmen. Gerade noch sind die Menschen auf Arbeit, da kommen Anweisungen von oben, dass nur die wichtigsten Läden offen bleiben sollen und alles andere geschlossen wird. Man soll zu Hause abwarten und die Nachrichten verfolgen. Anfangs bleiben die Bürger ruhig, aber als es immer mehr Übergriffe durch Infizierte gibt und die Medien berichten, wie die Kranken in ihren Wohnungen eingeschlossen werden, macht sich langsam die Angst breit. Und die Stadtflucht beginnt. Auf allen Straßen herrscht Stau, weil sich die Bevölkerung auf dem Lande in Sicherheit wähnt. Doch die Wege aus der Stadt sind durch Polizei und Armee versperrt - und die machen von den Schußwaffen gebrauch. Dennoch gelingt es einigen Grüppchen, sich abzusetzen. Andere haben sich in ihren Häusern verbarrikadiert und verfolgen über das Internet die unterschiedlichsten Verschwörungsszenarien. Auch Tom ist einer von ihnen - und er hat anscheinend eine gute Quelle direkt bei den Bösen. So erfährt er auch, dass die Armee via Überwachungselektronik in einem Apartment in der Stadt ein Kind mit zwei Begleitern entdeckt hat, das womöglich gegen die Seuche immun ist. Und dass die Staatsorgane das Kind zwecks Forschungen schnellstmöglich in die Finger bekommen wollen. So muss man nicht nur gegen die lebenden Toten antreten, sondern auch gegen die immer mehr dezimierten noch gesunden Menschen.

          "Inkubation" kommt daher wie ein Prequel zu "Grippe". Wayne Simmons erzählt vom Auslöser und dem ersten Patienten. Mithilfe seiner Figuren, die eine recht ausführliche Charakterisierung erhalten, führt er den Leser durch die Chronologie des Seuchenausbruchs und der Panik, die bald Irland befällt. Das geschieht in fünf Teilen und beginnt, was Wunder, in einem geheimen Labor. Und schon recht früh muss man sich an die Tatsache gewöhnen, dass hier trotz der heiklen Situation keiner dem Anderen trauen kann/darf. In der Folge werden vermeintliche Feiglinge zu Helden, und die dereinst harten Kerle - nein, nicht zu Weicheiern - zu rücksichtslosen Killern. Da können Polizisten und Soldaten, die nur wegen des Machtgefühls ihre Jobs angetreten haben, wahllos auf die Kacke hauen, ohne Strafe fürchten zu müssen. Nach und nach führt Simmons dann auch die Handlungen von "Grippe" und "Inkubation" zusammen, sodass letzteres nicht nur ein bloßes Prequel ist. Zudem schafft er es, auf plakative Gewaltorgien zu verzichten und einen wohltuend "normalen" Virus- und Zombiethriller zu kredenzen, dem es an Spannung nicht mangelt und der etliche Opfer fordert. Sein Bezug zur irisch-britischen Geschichte bleibt diesmal nur ganz am Rande erwähnt, doch dafür bekommen Medien (sinnfreie Reality-Shows) und die herrschende Klasse speziell die Politiker ihren Anteil ätzender Kritik. Und ja, man sollte dieses Buch auch unseren Politriegen und Krankenkassen nicht als Vorlage in die gierigen (?) Griffel drücken, denn die könnten den Vorschlag zur Kostenminimierung im Gesundheitswesen oder den Sozialkassen nur zu gerne aufgreifen, um sich dann vielleicht die Diäten zu erhöhen oder zumindest die Gewinne zu maximieren, was ja für diverse Vorstände erhebliche Boni bedeuten würde. Und wie das mit einer Grippe so ist - ist die eine Welle vorbei, wartet man einfach auf die für nächstes Jahr angekündigte. Wayne Simmons hat einige Fragen nicht beantwortet und lässt auch durch das letzte Kapitel selbst klar erkennen, dass da noch etwas kommen wird. Und nun werd ich mal warten, dass der nächste Edward Lee aus der Festa-Extrem-Reihe in meinem Briefkasten aufschlägt und bis dahin noch etwas Brett McBean und "Die Sünder" zu Gemüte führen.


          jerry garcia

          • Gast


          Brett McBean. Psychopathen, rachsüchtige Ex-Geliebte, ahnungslose Zombies und hysterische Geistermädchen.

          21 Geschichten liefern Nervenkitzel, menschliches oder unmenschliches. Brutal oder clever, kritisch oder unterhaltend. Da finden sich Zombies aus dem "Siqqusim"-Universum ein, das dereinst Brian Keene ins Leben gerufen hat, da werden Jack the Ripper wie auch die TV-Gewohnheiten der Menschen skizziert, Monster im tiefen Gras dürfen sich ebenso austoben wie Seelenfänger oder Leichenbeseitiger. Rachsucht wird ebenso zum Thema wie durchgeknallte Psychopathen.

          Brett McBean liefert hier Storys der unterschiedlichsten Art ab. jede für sich unterhaltend, manche blutrünstig, andere zum Nachdenken animierend. Beklemmendes wie "Wer wird überleben?", in dem es um die Sensationsgier der TV-Macher ebenso wie der Zuschauer geht und es wird alles geboten, was der Kunde wünscht. Wegschalten will keiner. Wie im echten Leben beim Dschungelekelblödsinnsfreilufttheater mit Figuren, die noch nicht einmal ins "Promi-Alphabet" passen und sich für Geld für alles hergeben. Die Zuschauerquoten sprechen für sich. Geheimnisvoll ist das alles und jede Geschichte ist so aufgebaut, dass sie den Leser bei Laune hält, dass er unbedingt wissen will, wie es nun weitergeht oder was der Autor sich als Clou ausgedacht haben mag. Priester, die eigentlich jedes Leben wertschätzen sollten, müssen sich mit Untoten auseinandersetzen, die Religion und der Glaube sind hier aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Alle Stories haben eines gemein: sie sind spannend, verzüglich aufgebaut, faszinierend und erschreckend, wobei sich hin und wieder sogar etwas Humor eingeschlichen hat , (speziell bei den Anmerkungen des Autors, die er zu jeder Geschihte angefügt hat)auf permanent hohem Niveau und vorzüglich dazu geeignet, die Wartezeit auf den nächsten McBean zu verkürzen, der mit "Die Verdammten" alsbald hier eintrudeln dürfte. Bis dahin war das aber ein feiner Lesespaß ohne jegliche Längen (irgendwie zu erwarten bei Kurzgeschichten).


          jerry garcia

          • Gast
          Statt den Spycatcher weiterzulesen, hab ich erst einmal den "Muschelknacker" vorgezogen, da da die Geier schon Schlange stehen, um ihn abzugreifen.



          Edward Lee & John Phelan. Die Brüder Esau und Enoch leben zufrieden am Sutherland Lake, irgendwo in der Einsamkeit Nordamerikas. Sie missbrauchen und quälen die dummen Stadtmenschen, die sich in ihr Reich verirren, und bereiten aus ihnen nach raffinierten Rezepten köstliche Speisen zu.

          Gleich zu Beginn geht es zur Sache. Nachdem der Wurmwichser und sein Bruder vorgestellt wurden, lernt man auch gleich deren Gefangene kennen - und den Grund warum sie die Gefangene der beiden Fettspacken mit den seltsamen Gelüsten ist. Esau ist nämlich ein vorzüglicher Koch und er bereitet aus der Frau die Mahlzeiten für sich und seinen Bruder vor. Außerdem für Opa Abe, den wir aber erst später kennenlernen werden. Sie hausen auf einer kleinen Insel in einem See, der angeblich vorzügliche Angelplätze hat. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit dem Verkauf von Ködern, Stellplätzen, Wasser und Strom für die wenigen Gäste, die sich zu ihnen verirren. In dieses Idyll kommen alsbald Fernsehköche und Inhaber von Sternerestaurants, die sich gegenseitig nicht abkönnen, da sie Konkurrenz nunmal nicht dulden und eifersüchtig auf jeden Erfolg des Anderen sind. Nun hat der Restaurantinhaber James seinen Kontrahenten zwar mit einem Gericht übertrumpft, aber ihm noch nicht den Rang abgelaufen, was ihn natürlich in Rage bringt. Der wiederum ist völlig außer sich und will unbedingt ebenfalls so einen Aal, den Muschelknacker, wie James ihn hatte, um seine Scharte wieder auszuwetzen. Also schnappt er sich seinen Bruder, ihre jeweiligen Fickmäuse und macht sich auf den Weg. Selbstverständlich zum Sutherland Lake. Hinter ihnen her natürlich James, der sich seine Pfründe nicht streitig machen lassen will und zu allem Überfluss noch zwei Schulmädels, die nach den ganzen Hänseleien ob ihres Aussehens durch die lieben Mitschüler den Weg des Freitods wählen wollen. Brauchen sie gar nicht, denn "hier werden sie geholfen". Dass die eine vor dem Abmarsch ihrem Daddy per Schrotflinte die Rübe perforiert hat, ist eh nur Nebensache. Und all diese netten Menschen laufen Gefahr, als Mahlzeit für die Hirnis herhalten zu müssen.

          Für Kunden, die noch nicht mit dem Festa-Verlag, Festa Extrem und Edward Lee in Kontakt gekommen sind und vielleicht eine gewisse Empfindsamkeit an den Tag legen, sei gesagt, dass sie sich doch eine Kotztüte mitliefern lassen sollten. Auf ausgefeilte Charaktere und komplexe Handlungsstränge brauchen sie auch nicht hoffen. Hab ich früher - vor Festa-Zeiten - mal geglaubt, Herr Laymon hätte eine überbordend böse Fantasie, wurde ich schon vor ein paar Jahren eines besseren belehrt. "Inside his head, he must be mad" wäre für Edward Lee wohl eine angebrachte Vermutung. Was der so abliefert, ist unbeschreiblich. Kreativ ist der Mann, das kann ihm niemand absprechen, aber worin dieser Vorzug dann mündet, ist bestialisch und pervers. Genau davon lebt das Buch auch, denn bei den Figuren findet sich keine, mit der man aus Sympathiegründen mitfiebern könnte. Frauen wie Männer sind sexuell recht neben der Norm veranlagt und Edward Lee in Zusammenarbeit mit John Phelan präsentieren ein seitenlanges Geficke in sämtliche Körperöffnungen, zeigt Vorlieben verschiedenster Orientierung und zelebriert diverse Geschmacklosigkeiten wie den Wurmwichser oder die in die Möse einer Frau gestopfte Forelle, bevor er die Körperöffnung zutackert. Der miese Bulle zum Schluss ist da nur ein Wichtel gegen das, was die Hinterwäldlerbrut veranstaltet. Zum Ende gibt es noch eine nicht - oder vielleicht nach Kenntnis der anderen Romane von Lee doch - erwartete Wendung, die eine nicht wirklich ernst gemeinte Story abrundet. Wer aber Lee mitlerweile kennt, den kann eigentlich nichts mehr schockieren, was dem Mann so einfällt. Man findet nichts Frisches mehr in der Aneinanderreihung expliziter, grausamer Gewalt gepaart mit Vögeleien und Ausstoß von Körperflüssigkeiten ohne Ende und die Leberzüchtung im Kanu war ja der Gipfel. Freunde und Fans der Extrem-Reihe erhalten für ihr Geld die volle Dröhnung. Wer ein bisserl pienzisch ist, Finger weg.



          jerry garcia

          • Gast
          Ich hab mich in der Darstellung der Redneck-Kotz-und-Rotzrezepte (wörtlich zu nehmen) noch stark zurückgehalten, ebenso bei der Kanulebermast usw. Herr Lee entwickelt sich langsam so wie Serien mit dem Fall der Woche. Immer dasselbe, wird langsam langweilig. Die erste Überraschung ist weg, die Grenzen (des guten?) Geschmacks ausgelotet und seine Story-Farce als Aufhänger für expliziten Sex und Gewalt sind auch nur mehr als überschaubar. Falls es er in "Der Höllenbote" (wag ich anzuweifeln) und "Der Golem" nicht schafft, wenigstens eine Story wie bei "Creekers" zu bieten, wird er bei mir das gleiche Schicksal wie Herr Laymon erdulden müssen - komplette Ignoranz.


          jerry garcia

          • Gast


          Matthew Dunn. Will Cochrane ist der beste Agent des britischen MI-6. Da ist es nicht überraschend, dass er auf den iranischen Topterroristen Megiddo angesetzt wird. Als er den Auftrag erhält, ahnt Cochrane nicht, dass sein Vorgesetzter eine private Rechnung mit dem Iraner zu begleichen hat. Bis er der ehemaligen Geliebten des Terroristen gegenübersteht, von der er wichtige Informationen braucht. Schnell wird klar, dass auch er seine Gefühle nicht länger aus dem Auftrag heraushalten kann.

          Nach einem Auftrag, bei dem er einen iranischen Spion in Diensten der Briten beschützen soll und der dramatisch danebengeht, findet sich Will in amerikanischen Händen wieder. Schwer verletzt hat er als einzige Person das Desaster überlebt, nachdem er den Spion eigenhändig liquidiert hatte, damit er nicht den Feinden in die Hände fällt. Doch das Führt ihn direkt zu einem neuen Job, bei dem er mithilfe einer Agentin namens Lana einen iranischen Terroristen, der eigentlich niemandem wirklich dient, sondern nur gegen den Westen arbeiten will, dingfest machen soll, da sie den Mann persönlich kennt. Bisher hat den Mann, der sich während dem Balkankrieg hauptsächlich in Bosnien aufgehalten hat, um Serben zu töten und Terror zu verbreiten. Schon erste Versuche in Sarajewo Kontakte zu nutzen, enden mit Leichen. Doch Lana kann vielleicht Kontakt zu dem Terroristen namens Mediggo aufnehmen und auch endlich dafür sorgen, dass die westlichen Geheimdienste nicht nur ein Bild von ihm erhalten, sondern auch, dass sie seinen Plan, irgendwo im Westen - vorzugsweise in Großbritannien oder der USA - einen verheerdenden Anschlag zu verüben, vereiteln können und ihn dabei gleich zu eliminieren. Die Reise führt sie dabei quer durch Europa und die USA. Will erhält von seinen Kontaktpersonen in Amerika und seinem Agentenführer in England, die als einzige wissen, wer Spartan (so sein Kampfname) überhaupt ist und wie er in diese Rolle als einziger Top-Spion aus einem ultrageheimen Programm kam, vier Männer aus Delta-Force oder Seals zur Unterstützung. Und die hat er auch nötig, denn bald wissen die Iraner, dass man ihrem Top-Agenten auf der Spur ist. Man verfügt über genug Personal, um die lästigen Verfolger immer wieder zu attackieren.

          Warum müssen die Helden der artiger Abenteuer immer wieder mindestens eine größere Tragödie in der Vergangenheit erlebt haben (abgesehen von Tom Woods Victor), die anscheinend als Motivation und emotionaler Background dienen müssen, um ihrSchaffen unters lesende Volk zu bringen. Auch Will Cochrane muss natürlich unter solchen Bedingungen leiden, erfährt noch so einige weitere Details, die ihm in seiner eigentlichen Situation vorerst nicht weiterhelfen. Die entscheidende kommt erst später. Ansonsten wird er als Mensch mit lauterem Charakter dargestellt, der die Bösen bekämpft und die Guten schützt. Der Roman ist jetzt nicht überaus brutal und kein Schlachtfest, aber die Auseinandersetzungen werden sehr rabiat und mit einer Eiseskälte ausgeführt, dass man diesen Gegensatz zu dem angeblichen Menschenfreund (Schenkt einer Witwe sein ganzes Erspartes) kaum zu glauben vermag. Als Beispiel sei angebracht, wie Cochrane in Prag einem französischen Agenten (also von einer befreundeten Nation), der sich ebenfalls mit seinen Kollegen auf die Fährte von Lana setzt, kurzerhand das Genick bricht und danach erkennt, dass es ein guter Kumpel aus seiner Zeit bei der Legion war. Kurz geschüttelt und abgehakt. Der Weg zum Ziel ist gepflastert mit Leichen, deren Tötungen manchmal wie nebenbei erledigt wirkten, völlig gefühllos. Kopfschüsse, Granaten, Folter oder sich foltern lassen, um den Feind "zu beschäftigen" bis die Kollegen da sind. Alles im Repertoire. Und alles ohne immense Blutorgien, dafür aber mit Reiselust und undurchsichtigen Personen, wie es sich in einem guten Spionage-oder Agententhriller gehört. Geschickt wird die wahre Identität des Meisters des Terrors lange unter Verschluss gehalten, muss sich Cochrane den wechselnden Loyalitäten seiner vermeintlichen Partner stellen und eine ganze Schar von Feinden ausschalten, Verletzungen wegstecken, wie es sonst nur Jack Bauer kann. Und in diesem Tempo geht die Story auch voran - nur eben nicht in den berühmten "24" Stunden, hier sind schon Wochen eingeplant, die aber wie im Flug (kommt eh öfter vor, dass der Flieger nach Irgendwo bestiegen wird) vergehen. "Spycatcher - Ein Tod ist nicht genug" stellt sich als ein humorloses, knallhartes Werk um einen loyalen Helden heraus, das ungemein spannend und vor allem tempo-und actionreich den Leser in seinen Bann zieht. Und ja, ein zweites Buch mit dem Titel "Spycatcher - Krieg der Spione" ist für November schon angekündigt. Leider hab ich schon erlebt, dass der Verlag sich dann doch noch gegen eine Veröffentlichung entschieden hat. Andererseits schafft es der Verlag ebenso, Autoren, die er schon längst abgeschrieben hatte (zumindest hatte es nach zwei Büchern den Anschein, als dann nichts mehr folgte), wieder aus der Versenkung zu holen. Brad Thor wird wieder mit Scot Harvath kommen. Überraschung gelungen.


          jerry garcia

          • Gast


          Detective Harry Bosch bekommt zwei Fälle auf den Tisch: Vor über zwanzig Jahren wurde eine Studentin vergewaltigt und umgebracht. Endlich können die DNA-Spuren von ihrer Leiche einem einschlägigen Sexualstraftäter zugeordnet werden. Doch der Mann war damals erst acht Jahre alt. Der zweite Fall hat sich gerade ereignet: Der zwielichtige Sohn eines einflussreichen Stadtrates von Los Angeles ist auf mysteriöse Weise aus dem siebten Stock eines Luxushotels gestürzt. Selbstmord – oder Mord?

          Harry Bosch und sein Partner David Chu sind in der Abteilung Offen/Ungelöst und erhalten ihre Fälle am Schreibtisch und müssen nicht zu einem Außeneinsatz gerufen werden. Sie bekommen den Fall von Lily Price zugeteilt. Doch etwas stimmt daran nicht: Der Verdächtige in der Sache war zum Tatzeitpunkt erst acht Jahre alt. Identifiziert wurde er anhand eines kleinen Blutflecks auf dem Hals des Opfers. Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass ein achtjähriger Junge diesen Mord begangen haben soll. Lange sitzen sie nicht an ihren Schreibtischen in ihrem Kabuff, kommt doch plötzlich ihre Chefin zu ihnen und schickt sie raus. Harry wurde extra vom Stadtrat angefordert, um den Tod seines Sohnes zu untersuchen. Harry ist nicht zu Unrecht skeptisch, haben er und Stadtrat Irvin Irvng sind fast schon so etwas wie Intimfeinde - und da soll dieser gerade Harry angefordert haben? Der Tatort ist in einem Hotel und der Mann ist anscheinend vom Balkon des Zimmers gesprungen, das er erst kurz zuvor bezogen hatte. Sie müssen sich den Fall mit zwei anderen Detectives teilen, die sich sofort und ohne große Umstände für Selbstmord und kein Fremdverschulden entschieden haben. Doch Bosch fallen diverse Kleinigkeiten auf, die ihn unsicher werden lassen, was die Diagnose der beiden anderen Polizisten angeht. Er lässt sich die Bänder der Überwachungskamera aushändigen und auch den Safe öffnen, der sich im Zimmer befindet. Immer noch spricht alles für Selbsttötung. Aber eine Befragung der umliegenden Bungalows ergibt, dass sich ca. zwei Stunden vor dem errechneten Todeszeitpunkt jemand auf der Feuerleiter des Hotels auf der Seite, wo das Zimmer des Toten liegt, nach unten bewegt hat. Jetzt nimmt Harry die Spur auf und findet das Taxiunternehmen, mit dem der Tote ins Hotel kam. Und schon hat er einen ersten Verdächtigen. Ist auch gut so, da ihm der Stadtrat im Genick sitzt und schnelle Ergebnisse will. In der Zwischenzeit muss aber auch der andere Fall bearbeitet werden. Sie finden den Mann, dessen Blut an der Frauenleiche war, in einer therapeutischen Einrichtung, in der Straftäter freiwillig an Sitzungen teilnehmen können und dort auch wohnhaft sein dürfen sowie verpflegt werden. Der Mann ist wirklich kein Heiliger, gibt ihnen aber Informationen, die in eine andere Richtung deuten, als dass er der Täter gewesen sein könnte. 

          "Der Widersacher" ist eine klassische Kriminalstory, die sich ausführlich dem "High Jingo" widmet, der polizeiinternen Politik, für die sich jeder weit aus dem Fenster lehnt und um Posten schachert. Und um einen Stadtrat, der bei der Polizei gescheitert ist und von seiner neuen Position aus den Betrieb ausbremst, wo er nur kann. Kleinliche Rachegelüste bahnen sich ihren Weg. Dennoch lässt er den verhassten Bosch an den Fall seines Sohnes. Eigentlich sehen beide Fälle lange aus, wie recht simple 08/15-Angelegenheiten. Doch mit Fortschreiten der komplexen Handlung, in die auch etwas Emotion hinsichtlich Boschs Privatleben eingeflochten ist, wendet sich die Geschichte weg von den scheinbaren Belanglosigkeiten hin zu politischem Kalkül gegen das der "Kölsche Klüngel" ein Kaffeekränzchen ist. Bosch und auch andere Aktive werden benutzt, lassen sich benutzen, spielen der Presse Informationen zu und verfogen abseits der Arbeit eigene Ziele. Harry Bosch ist ein Mann mit Prinzipien und das lässt er Einige in seinem Umfeld spüren. und wenn ihn mal jemand enttäuscht hat, wird es schwer für die Person, sein Vertrauen zurückzugewinnen. All dies erschwert seinen job, den er aber dennoch nach eigenen Regeln erledigt und dabei zum Ende hin für einige Überraschungen und Wendungen sorgt. Und hier sollte man auch nicht vorschnell glauben, dass alles gekläört wäre, denn es ist wie bei einem film, bei dem man den Abspann nicht schaut und der doch noch einen neuen Zug in die Handlung bringt, indem er ganz zum Schluss noch einige kurze, aber wichtige Szenen bringt. So ist "Der Widersacher" auf jeden Fall spannend und clever konsturiert, zwar ohne große Action, wenn man von ein, zwei Szenen absieht, aber immer interessant. Korruption, Missbrauch, Psychopath und Serienkiller geben sich in diesem Buch die Hand und beweisen, dass Michael Connelly trotz des einen oder anderen mittelmäßigen Romans nichts von seiner Klasse eingebüßt hat. Der nächste Bosch - "Back Box" - ist bereits erschienen und wird alsbald ebenfalls besprochen. Neugierig bin ich auch drauf, was sie nun aus der Serie gemacht  haben, in der Titus Welliver den Harry Bosch mimt. 


          jerry garcia

          • Gast


          Ich töte Männer. Und ich töte Frauen, denn ich will nicht diskriminierend erscheinen.

          Spademan war ein Müllmann. Das war vor der Bombe. Sie verwüstete den Times Square. Sie tötete seine Frau. Und sie vertrieb einen Großteil der Bewohner Manhattens aus der Stadt. Lediglich die Reichen blieben und zogen sich in ihre Elfenbeintürme zurück, wo sie sich in eine virtuelle Welt einloggen und in süßen Träumen der Realität zu entfliehen versuchen. Jetzt ist der Spademan ein Auftragskiller, der eiskalt tötet. Er ist die Kugel, man muss ihm nur die Richtung vorgeben. Seine bevorzugte Waffe: Ein Teppichmesser. Sein neuestes Zielobjekt ist die Tochter eines mächtigen Fernsehpredigers. Sie zu finden ist kein Problem, aber der Job wird plötzlich kompliziert - die junge Frau ist schwanger und der Kunde hat eine Agenda, die weit über einen einfachen Mord hinausgeht. Spademan muss sich entscheiden. T.K. Harrow, seines Zeichens Prediger und Vater von Persephone, versorgt die Reichen in ihren "Betten", wie sie die virtuellen Lagerstätten zu nennen pflegen, in denen sie verstöpselt und an Schläuchen der Realität entfliehen, mit neuen Träumen und einer religiösen Botschaft, die so gar nicht göttlich ist. Und auch der Prediger selbst ist kein allzu nett4er zeitgenosse, wie seine Mitarbeiter, seine Tochter und auch Freunde von Spademan erfahren müssen.

          Bevor er den Spademan in kurzen knappen Sätzen loslässt, gibt Adam Sternbergh seinen Lesern noch etwas zu knabbern mit auf den Weg. Aus der Ich-Erzähler-Version kann man sich nämlich anfangs recht mühselig, bis man sich daran gewöhnt hat, die Unterhaltungen selbst raussuchen. Hat dereinst Charlie Huston schon ungewöhnliche Stilmittel benutzt, um Gespräche darzustellen, hat er es wenigstens gemacht. Sternbergh geht noch einen Sparsamkeitsschritt weiter und lässt jegliche Kennzeichnung einer Unterhaltung weg. War schon manchmal ein munteres Raten, ob da jetzt der Ich-Erzähler Spademan zum Leser quasselt oder sich mit einer Figur im Buch unterhält. So kann man den Lesr auch zur Konzentration zwingen. Ansonsten ist "Spademan" Hardboiled in Reinkultur in einer SciFi-angehauchten Welt voller Dreck und Verzweiflung, in der der Spademan,ehedem tatsächlich Müllmann nun anderen Müll gegen Bezahlung von den Straßen räumt. Gründe für Aufträge interssieren ihn nicht, nur die Kohle. Aber er bleibt auch seinen wenigen Prinzipien treu, was ihn vom Rest der verlotterten Gesellschaft unterscheidet. Es entwickelt sich eine bedrückende Geschichte um Moral, Religion und Falschheit, in der ein Mann - Spademan -, der durch den Tod seiner Frau eigentlich jeden Lebensfreude und jeden Sinn verloren glaubte, wieder aufgerüttelt wird, als es daran ging, einer Schwangeren zu helfen, die er eigentlich töten sollte. Kurze und knappe Sätze, das eine oder andere Logikloch oder auch Logikhöhle gehört mit dazu, vermitteln eine Sozialkritik an den Regierenden, der Obrigkeit, der Technik und des Fanatismus. Schnell, bitter und trostlos - und den digitalen Himmel vom Prediger Harrow kann man getrost vergessen. Stellenweise cool, teilweise blutig, aber nicht immer überzeugend. Da hätte man wohl mehr draus machen können.


          Offline Thomas Covenant

          • Die Großen Alten
              • Show only replies by Thomas Covenant
            hhhm den hab ich auch schon länger gelistet. Klingt für meine Ohren gut.


            jerry garcia

            • Gast
            Gewöhnst du dich an die fehlende Unterscheidung zwischen Gesprochenem und Erzählung, lässt die Logiklöcher weg, ist er durchaus gut. Vielleicht bin ich etwas zu sehr Festa, aber der eine oder andere Kill hätte etwas deftiger ausfallen können. Thema ganz gut gewählt, beschränkt sich auf New York und direkte Umgebung, schnell und knapp formuliert.


            jerry garcia

            • Gast


            Mathias Frey. David Isler, Spezialist des Strategischen Nachrichtendienstes, ist beunruhigt. Wen traf der Kongressabgeordnete Art Sinshy im Hotel Beau Rivage in Genf? Steckt hinter "SC16" mehr als nur ein harmloses Manöver im Norden von Texas? Und wieso stürzte der Airbus über dem Pazifik ab? Je länger Isler nachforscht, destro monströser wird der Verdacht, der sich ihm aufdrängt. Doch die Realität übertrifft seine düstersten Erwartungen.

            Die Idee, die USA in einer Weltregierung einzuordnen, ist der Auslöser für eine massive und umfassende Verschwörung. Ein religiös fundamentaler Katholik und gleichzeitig US-Kongressabgeordneter plant, die USA noch weiter zu schwächen, damit sie sich in einer neuen Weltordnung unterordnen muss und nicht selbst die Welt nach eigenem Gutdünken regieren will. Seine Überflegung erfordert Milliarden an Dollar, Kontrolle über Medienorgane, extreme Täuschung der Öffentlichkeit und viele Komplizen, die teilweise gar nicht wissen, an welcher Operation sie beteiligt sind. Eine texanische Kleinstadt wird von der Außenwelt abgeriegelt und mit falschen Nachrichten und Vorkommnissen versorgt, um anhand der Reaktion der Bewohner zu beweisen, dass selbst die größten Kritiker einer Union sich dazu aufraffen würden, einer Weltregierung zuzustimmen, wenn die kritische Situation einer oder mehrerer Katastrophen es erfordern würde. Doch so simpel, wie sich die Sachlage darstellt, läuft der ambitionierte Plan nicht ab. Unter dem Deckmantel dieses Experiments tummeln sich noch andere, die davon zu profitieren gedenken. 

            Über das "Self-Publishing", das eh durch ein Quasi-Monopol eines Anbieters beherrscht wird, gibt es ja etliche verheerende Meinungen, weil dort derartig mieser Rotz angeboten würde, der zudem auf Lektorat/Korrektorat großmütig verzichtet  und demzufolge eine Fehlerquote im Analphabetenbereich aufzuweisen habe. E-Book-Schmierzettel, für die auch noch Geld verlangt wird. ABER - ein positives aber - es gibt auch Perlen unter diesen Werken. Man muss halt das Glück haben, sie zu finden oder eine Rezension zu lesen, die nicht ein Fake oder gekauft ist. Bei "Excess - Verschwörung zur Weltregierung" hatte ich jetzt dieses Glück. Wenn man von einem kleinen Lapsus bezüglich Orson Welles absieht, ist das Buch weitgehend fehlerfrei (eine marginale Anzahl, die eher dem Druck und Satz als dem Autor geschuldet sind, mal unter den Tisch fallen lassen, da die "Trefferquote" in dieser Hinischt bei den großen und teuren Publikumsverlagen entschieden höher ist) und äußerst spannend. Das Szenarion um eine solche Verschwörung könnte sich ein Robert Ludlum einfallen lassen haben. Und der Autor hat sich in seinem Buch nun wirklich unterschiedlichster Themen angenommen und etliche davon erkennt man auch im realen Leben. Massenmanipulation durch gekaufte oder abhängige Medien, die lieber auf der Schiene der Mächtigen und Reichen mitfahren. Politiker und Konsorten, die eine Schar von Wahrnehmungsmanagern (Klassewort) beschäftigen, um Tatsachen zu verdrehen und ihre bereinigten Statistiken zu erläutern, damit jeder es für die ganze Wahrheit hält. Den hysterischen Berichten zu Terror oder der Globalen Erwärmung unkritisch gegenüberstehen und sich von Artikeln in Boulevard-Blättern oder TV-Sendern berieseln zu lassen, ohne deren Quatsch, der auch noch extrem dilettantisch dargeboten wird, auch nur ansatzweise zu hinterfragen. Dabei sind es gerade diese beiden Themen, die derzeit für alle möglichen neuen Gewinnmaximierungen in den Großkonzernen sorgen, die natürlich durch Lobbyarbeit bei den Politikern, die sich gerne für Gefallen jedweder Art bei entsprechender Gegenleistung benutzen lassen, immer in aller Munde bleiben. Die Globale Erfwärmung hat ja immer neue Auswüchse mit sich gezogen, wie man den Bürgern mit immer neuen Maßnahmen zum Klimaschutz (Dämmung usw.) das Geld aus der Tasche ziehen kann, bis hin zur Zwangsenteignung. Und die Terrorpanikmache hat den Regierungen freie Bahn gelassen, immer neue Überwachungstechniken in immer größerer Zahl einzusetzen. Staatsdefizite, Geheimdienstintrigen über die Absetzung von Regierungen und "Neuwahlen", die eh schon bestochene Handlanger an die Macht bringen (siehe Kalter Krieg in Südamerika und Afrika)  - überall nur Lug und Trug. All diese (und sogar noch einige mehr) Themen wurden in "Excess - Verschwörung zur Weltregierung" eingebunden. So entstand eine spannende Lektüre um Geheimdienste, die sich selbst überlassen, jegliches Maß verloren haben, um Verräter und durchgeknallte Visionäre, die zwar jetzt nicht vor Actioneinlagen sprudelt - was auch der Protagonist aus der Schweiz beweist, der eher als braver, intelligenter Famileinvater mit schwacher Kondition daherkommt -, aber dafür ein recht gut durchdachtes und auch recherchiertes Szenario anbietet, das zwar mit dem einen oder anderen Klischee aufwartet, aber insgesamt äußerst unterhaltsam an den geneigten Leser gebracht wird. Einzig der Schluss war für mich etwas zu unpassend. Die Strafen für Massenmord und Landesverrat oder die Beteiligung daran, dürften in jedem Falle höher ausfallen, als hier geschildert. Und höhere Strafen wären auch verdient gewesen. Ob nun als E-Book oder in Papierform - ich kann "Excess - Verschwörung zur Weltregierung" guten Gewissens weiterempfehlen. Ein Buch, das noch lange nach dem Lesen nachwirkt.