Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178559

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jerry garcia

  • Gast


Lee Child. In einer Bar irgendwo in Nebraska. Jack Reacher bekommt zufällig mit, dass der Dorfarzt einen Notruf entgegennimmt, sich jedoch weigert, der Anruferin zu helfen. Kurzerhand zwingt Reacher ihn dazu, seine Pflicht zu erfüllen - und lernt eine Frau kennen, die nicht zum ersten Mal von ihrem Mann verprügelt wurde. Er stellt den Schläger im örtlichen steakhouse und löst damit eine Lawine aus. Denn der Schläger ist einer der Duncans. Seit Jahren führen sie mit eiserner Faust ein Regime der Einschüchterung und der erpresserischen Ausbeutung ihrer Nachbarn.

Reacher kommt in den Empfangsbereich eines Motels. Durchgefroren und irgendwie angeschlagen und ungelenken Bewegungen setzt er sich an die Bar. Neben ihm ein Mann, der schon einige Drinks intus hat. Der Arzt des Ortes, wie er bei einem Telefonat, einem Notruf, mithört. Da der Arzt a) zu angesäuselt ist und b) absolut kein Interesse hat, die anruferin zu behandeln, schnappt sich Reacher den Mann und fährt ihn zur Patientin. Sie wird behandelt, der Arzt verdrückt sich nach Hause und Reacher krallt sich den Schlägergatten. Und so ne Begegnung mit Reacher endet selten ohne gravierende Schrammen. Leider löst sein Eingreifen eine Kette von Ereignissen aus, die er kaum vorausahnen konnte. Dass die Bewohner dieser einsamen, flachen Felderregion sich unter der Knute der Duncans ducken, war ihm schon schnell klar. Dass da aber noch viel mehr dahintersteckt, fällt ihm erst auf, als plötzlich einige Hitmen aus Las Vegas auftauchen. Die Duncans handeln auch noch mit anderen Dingen als nur ihrem Monopol der Belieferung der Farmen und des Transports des Ernteguts in der Gegend. Und eine dieser Lieferungen aus dem Nebengeschäft hat Verspätung. Kurzerhand wird alles auf den Fremden abgewälzt. Als man selbst mit dem halsstarrigen Typen nicht zurandekommt, schicken die Bosse aus Vegas ihre Leute. Und als wäre das nicht genug, lassen die Duncans ihre "Hunde" los: zehn Highschool-Spacken, die dereinst als vermeintliche Sportskanonen die Mitschüler drangsalierten statt zu lernen und sich nur auf ihre Kraft verließen. Ziel der Typen war natürlich die NFL. Nur waren sie dafür nicht gut genug. Nix gelernt, im Sport versagt, da nimmt man gerne einen Job als Schläger für Gangster.

Lee Child erzählt in seinen Reacher-Romanen eigentlich meist ein klassisches Westernmotiv. Fremder kommt in die Stadt, mischt sich ein, räumt auf und verschwindet wieder. In "Wespennest" oder im Original "Worth dying for" (beide Titel sind absolut passend) variiert er die Handlung etwas. Nicht nur Reacher mischt den Laden auf, sodass die Geschichte zeitweise wie auf zwei Ebenen verläuft. Auf der einen Seite die Duncans, die sich für äußerst raffiniert und clever halten und ihre Schlägertrupps als subtiles Element bezeichnen und auf der anderen die Mobster, die durch ihre Uneinigkeit und stellenweise auch Dämlichkeit durchaus für einen gewissen Funken Humor sorgen.  Als sich das Geschehen aber auf Reacher konzentriert und auch noch das Verschwinden eines achtjährigen Mädchens vor rund 25 Jahren ins Spiel kommt, kennt Reacher keine Gnade. Er geht absolut kompromisslos, extrem gewalttätig und in reiner Selbstjustiz gegen jeden Gegner vor. Die Sportidioten werden derart verkrüppelt, dass sie sich in ihren bald neuen Rollstühlen ruckzuck beim nächsten Seifenkistenrennen anmelden könnten. Und von den Vegas-Fritzen müssen einige lernen, dass es nicht sonderlich gut ist, sich von Reacher entwaffnen zu lassen und dann noch am Leben zu sein. Da hat es schon mehr als den Anschein einer Hinrichtung, wenn Reacher die Typen per Kopfschuss erledigt. In den entscheidenden Momenten agiert die Hauptfigur eiskalt und ohne Emotion, kennt keine Gnade. Die unterdrückten Farmer unterstützen ihn, wo sie können, spielen aber im Endeffekt keine große Rolle. Abwechslungsreich, mit Cliffhangern versehen und durchweg spannend ist "Wespennest" vielleicht der härteste und brutalste Reacher, der nicht nur durch die Witterungsverhältnisse in Nebraska eiskalt wirkt, den Lee Child bisher den Lesern kredenzt hat. Ungewohnt, aber für Anhänger der härteren Gangart natürlich gerade richtig. Mit was die Duncans nun wirklich handeln, bleibt bis kurz vor Schluss im Dunkeln. Auch hier hat Lee Child noch ein extra Spannungsmoment eingeflochten. Übrigens ist "Wespennest" entgegen einigen Ankündigungen keine direkte Fortsetzung von "61 Stunden". Handlungstechnisch haben die Romane nichts mehr miteinander zu tun. Reacher kommt halt auf seinem Weg nach Virginia nun von South Dakota nach Nebraska.


Offline Thomas Covenant

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    Hey das klingt seeeehr fett. Habe bisher nur zwei Rescher gelesen, fand beide recht gut.


    Online JasonXtreme

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      Holla, das klingt genau nach meinem Gusto!!!! Wie is das eigentlich bei den Reacher Sachen, sollte man die in Reihe lesen, oder kann man da quer rein? Denn da jucken mich manche eben mehr als andere :/ der hier besonders
      Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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      Offline skfreak

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        Holla, das klingt genau nach meinem Gusto!!!! Wie is das eigentlich bei den Reacher Sachen, sollte man die in Reihe lesen, oder kann man da quer rein? Denn da jucken mich manche eben mehr als andere :/ der hier besonders

        Kann man quer reinlesen :)


        Online JasonXtreme

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          Ja cool, dann muss ich dat doch mal machen!
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          jerry garcia

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          Holla, das klingt genau nach meinem Gusto!!!! Wie is das eigentlich bei den Reacher Sachen, sollte man die in Reihe lesen, oder kann man da quer rein? Denn da jucken mich manche eben mehr als andere :/ der hier besonders

          Kann man quer reinlesen :)

          Jetzt weiß ich wenigstens, warum SKFreak die Reacher-Bücher nicht versteht. :D

          Dennoch hat er nicht unrecht. Über Reacher erfährt man auch nur das Nötigste. Armee, MP, ohne Wohnsitz, ohne Eigentum, Größe, Gewicht, Aussehen (das nach "Wespennest" etwas gelitten hat) und Gerechtigkeitsanhänger. Mischt sich ein, räumt auf und zieht weiter. "Wespennest" ist meines Erachtens die bisher wirklich härteste Ausgabe, da er wirklich brutal und eiskalt sowie skrupellos zu Werke geht. Wenn er die Ex-Footballer fertig macht, das hat schon was. Gezielt verkrüppeln und dann noch ein bisserl auf sie eintreten, bis endlich Ruhe ist. Ich war ob der Härte in diesem Reacher echt überrascht. Im Gegensatz zu vielen anderen aber positiv. Ist übrigens der 15. Reacher. Es stehen (derzeit) noch vier aus, Buch 18 ist zur Verfilmung angedacht. Dazu zwei kurze EBooks. Der nächste Reacher in den USA (Nummer 16) bietet einen Rückblick und erzählt die Vorgeschichte, während Buch 17 dann wieder bei der Weiterreise von Nebraska aus ansetzt.
          « Letzte Änderung: 07. Mai 2014, 11:36:47 von jerry garcia »


          jerry garcia

          • Gast


          Trevor Shane. Maria ist eine junge Frau, aber schon jetzt liegt ihr Leben in trümmern. Ihre große Liebe Joe wurde erschossen, und ihr nicht einmal einjähriger Sohn Christopher fiel einer grausamen Entführung zum Opfer. Sie ist verzweifelt, denn nicht einmal die Polizei scheint ihr helfen zu wollen: angeblich kam Joe durch einen Unfall ums Leben, und ihr Sohn hat nie existiert. Erst als sie Joes Tagebuch entdeckt, bekommt sie eine Ahnung davon, in welche Falle sie geraten ist. Und Maria wird schnell klar: Wenn sie ihren Sohn wiedersehen will, dann wird sie sich in einen erbitterten Kampf gegen übermächtige Feinde begeben müssen. Aber Maria ist bereit, alles zu tun, um Christopher wieder in ihre Arme schließen zu können, und wenn sie dafür töten muss. 

          Unbemerkt von der Öffentichkeit tobt eine gewalttätiger Krieg zwischen zwei Parteien, die man nur als die Einen und die Anderen kennt. Es gibt feste Regeln. Zu denen gehört, dass keine Unschuldigen und Unbeteiligten in die Sache hineingezogen werden und auch nichts über die Aktivitäten der beiden Gruppierungen wissen dürfen. Ehe und Kinder sind verboten, unter 18-jährige sind tabu, Aussteigen selbstverständlich auch. Doch Joe hält sich nicht daran und heiratet die junge Maria, die mit siebzehn Jahren ihren Sohn Christopher zur Welt bringt. Die Strafe folgt prompt: Joe wird getötet, den kleinen Christopher nehmen sie mit. Doch Maria gibt nicht klein bei. Sie meldet den Vorfall den Behörden, doch die unternehmen nada, niente, rien, nichts. Im Gegenteil: Von den Polizisten vor Ort bekommt sie noch den Rat, sich nicht weiter um die Angelegenheit zu kümmern. Die beiden verfeindeten Parteien haben ihre Leute überall. Doch aufgeben will Maria nicht. Sie reist nach St. Martin, wo sie Michael weiß. Der ist auf eigenes Risiko ausgestiegen und wird nun von den Schergen der eigenen Truppe gejagt. Die andere würde ihn eh umlegen. Sie findet ihn und kann sich gemeinsam mit ihm gerade noch zwei Killern erwehren. Er willigt unter Bedingungen ein: Sie soll auf seine Ratschläge und Befehle hören und mit ihren nun achtzehn Jahren trainieren, um ihre Gegner auch ohne Waffen töten zu können. Michael hat den Plan, sich bei der Truppe, von der er desertiert ist, wieder zurückzumelden und alle Tests, die seine Loyalität beweisen sollen, wieder über sich ergehen zu lassen, um Informationen zu sammeln, wo Christopher versteckt sein könnte. So können die beiden Verbündeten eine Spur zu Christopher finden. Man hat ihn bei einem Paar der anderen Seite abgeliefert. Die ultimative Strafe. In den Organisationen der beiden Feindeslager gibt es die Kämpfer und die Verzehnten, die vom Lohn ihrer Arbeit einen Prozentsatz an die Organisation abdrücken müssen und dafür nicht zur Kampftruppe gehören. Bei so einer Familie ist Marias Sohn untergebracht. Bei einem Einbruch ins Logistikzentrum, bei dem es etliche Tote gibt, erfährt Maria die Adresse und holt ihren Sohn zurück. Doch sie muss erkennen, dass er bei ihr nicht sicher ist. Bis dies der Fall ist, lässt sie den Jungen bei einem befreundeten Pärchen.

          Wie schon in Buch eins "Paranoia - Der Hinterhalt" lässt Trevor Shane den Leser über die Ziele, Gründe und Motive der beiden Killertruppen im Unklaren. Beide halten sich für die Guten, beide wollen Zivilisten nicht in die Killerorgie miteinbeziehen. Das war es an Info. Hält den Leser zwar bei Laune und weckt Interesse, wie denn nun was zusammenhängt und warum überhaupt, doch nach zwei Büchern (von dreien) könnte wenigstens mit einigen Andeutungen gearbeitet werden. Stilistisch ist Trevor Shane kein großer Literat. Schlicht, simpel und recht schnell treibt er die Story voran, die ihre Figuren mit einer eher oberflächlichen Charakterzeichnung versieht. Einzig Marias Verzweiflung wegen ihrem Sohn scheint durch. Wie die Geschichte von Joe wird auch die von Maria in der Ich-Form erzählt und als Tagebucheinträge für den Sohn begründet. Und um den endgültigen Kampf zwischen Gut und Böse zu verdeutlichen, dem die beiden Parteien, die man bisher kennenlernte, nicht angehrten, da wohl beide nach bisheriger Kenntnis nicht zu den guten gehören, lässt Trevor Shane in eingeschobenen Ausblicken Richtung Zukunft noch die Rebellen und den Untergrund, die beide das sinnlose Töten beenden wollen, in den Kampf eingreifen. Und gerade beim sinnlosen Töten zeigt das Buch auch einige Härten und eine gewisse Kälte auf, die man eigentlich ob der hehren Ziele der Protagonisten nicht erwartet hatte. Doch es zeigt sich, dass die Ausbildung Wirkung zeigt. Wer nicht spurt, wird erledigt. Und manchmal auch derjenige, der schlicht zuviel weiß oder zuviel gesehen hat. Gehört er der Gegenseite an, ist er Freiwild. Auch Maria macht eine Wandlung durch und für ihren Sohn tut sie alles - auch töten. Die "Paranoia"- Reihe (Buch drei wird im nächsten Jahr folgen) ist jetzt nicht gerade das Innovativste Werk auf dem umkämpften Buchmarkt, weiß aber zu unterhalten und wenn man sich ein bisschen auf die Religion beschränkt, könnte dies auch als Gleichnis zu werten sein. Neuer Ansatz, Tempo, kleinere Härten, Action und leicht konsumierbarer Schreibstil mit noch einigen nicht erklärten Elementen machen die Bücher von Trevor Shane interessant und spannend, ohne jetzt als die großen Renner oder Reißer daherzukommen. Recht ordentlich und ganz gut, aber absolut keine Pflichtlektüre.  Da sind auch Elemente des ersten Buches beim Inhalt und beim Fazit enthalten, da ich das nie besprochen hatte.


          jerry garcia

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          S. Jonathan Davis. John ist ein Killer. Das war er nicht immer. Er war ein Geschäftsmann - vor der Apokalypse. Als sich die Toten plötzlich erheben, ist er in New York gefangen und es beginnt ein grauenvoller 900-Meilen-Wettlauf gegen die Zeit, als John versucht, zu seiner Frau zu gelangen.

          Eben noch in einem Meeting, das ihn nur bedingt interessiert, da sich die karrieregeilen Wichtigtuer wie gewohnt in den Vordergrund drängen, wird John plötzlich auf Vorkommnisse unten auf der Straße aufmerksam. Bei einem blutigen Unfall erheben sich die Toten und greifen die Lebenden an. Alle wollen nach Hause zu ihren Familien, aber die meisten laufen ins Verderben. John flüchtet sich mit Kyle, einem Sicherheitsmann, der früher bei der Army war, aufs Dach. Verfolgt werden sie vorerst nicht, aber einer seiner Kollegen namens Chauffer findet sich noch ein. Sie überlegen, wie sie am Besten die Kluft rüber zur Parkgarage überwinden können und bügeln zu dem Zweck einen Sendemast um. Während sie ihn als wackelige Brücke anlegen und Chauffer sich als Erster in Sicherheit bringt, walken die Untoten aufs Dach. Chauffer erweist sich als egoistische Sau und stößt den Mast in die Tiefe. Doch John und Kyle können sich mit einem gewagten Sprung ebenfalls retten. In der Parkgarage stibitzen sie den gelben Hummer von John Chef, der ihn als Neu-Zombie eh nicht mehr braucht. Außerdem war der Fettsack eh ein Arschloch, kann er wenigstens seine Karre abgeben. Sie blasen wie dereinst JasonXtreme durch die sich vermehrenden (nur durch Bisse, ihr Nasen) Zombiehorden und Matschen etliche von denen zu Brei. Sie erreichen eine Fähre, die noch Überlebende mitnimmt, da die Brücken zu Manhattan von der Armee, die sich in Kämpfen gegen die Untoten aufreibt, zerstört wurden. Sie brausen weiter Richtung Atlanta, wo Johns schwangere Frau ausharrt. Unterwegs machen sie in einer Siedlung halt, die nur von Reichen bewohnt wird, die sich abgeschottet haben. Doch nach einer grausamen Entdeckung müssen sie flugs weiter. An einer verlassenen Tanke, die sie unbedingt anfahren müssen um den Spritsäufer von Hummer zu füttern trefen sie Michael, der als Einziger einen Hubschrauberabsturz überlebt hat. Der erzählt ihnen von Avalon und bietet ihnen an, dass er sie mit in dieses abgeschottete und sichere Paradies nimmt, wenn sie ihn verarzten und ihm helfen, dahin zu kommen. Nach weiteren Auseinandersetzungen mit den Zombies erreichen sie Avalon und werden aufgenommen. Doch das vermeintliche Idyll trügt.

          S. Jonathan Davis hält sich nicht mit irgendwelchem Vorgeplänkel auf, sondern steigt sofort in die Vollen und lässt seine beiden Protagonisten - den etwas langweiligen Anzugträger John und den kantigen, aber sympathischen Army-Kämpfer Kyle - zusammentreffen und fortan gemeinsam alle Gefahren bestehen. Und von denen gibt es genug. Offensichtlich sind da natürlich die Zombies, die leicht variert gegenüber anderen ihrer Gattung aus dem Genre erscheinen. Früh Gebissene sind noch schnell, während sie mit Fortdauer ihres Zustandes an Tempo und Beweglichkeit einbüßen, Unterwasser-Zombies sind zwar nicht mehr neu, treten in freier Autorenwildbahn aber eher selten auf. Aber S. Jonathan Davis lässt es sich nicht nehmen, die Medien zu kritisieren und auch dem Streben nach Gewinn und Macht in der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Für diese Punkte nimmt er sich aber nur wenig Zeit und geht erst zum Ende hin wieder auf die menschliche Natur ein, die anscheinend nicht anders kann, als die Chance zu nutzen, sich auf Kosten anderer zu retten oder gar altes Standesdenken wieder einzuführen, dass man denkt, die wären wieder im alten Rom gelandet. Die Geschichte geht schnell voran und wofür ein Robert Kirkman vier Bücher braucht, packt S. Jonathan Davis in rund 280 Seiten. Ein gut zu konsumierender Zombieroman, der genreüblich natürlich gewisse Härten aufweist (wobei sich die Arenakämpfe schon hervortun) und das Blut ordentlich sprudeln lässt, aber niemals einen überzogenen Ekelfaktor nutzt, um mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Rasant, spannend, sogar mancherorts etwas kritisch, ist "900 Meilen" durchaus ein Buch, das man auf dem Zombie-Einkaufszettel vermerken sollte, da es keine Längen oder Ausfälle aufweist. 


          jerry garcia

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          Jonathan Green. Zwei Monate vor den Feierlichkeiten zum 160. Kronjubiläum von Königin Victoria wachsen Unsicherheit und Unzufriedenheit in Magna Britannia. Eine revolutionäre Sekte namens Darwinian Dawn verbreitet Angst und Schrecken in Londons Straßen. Mysteriöse Schattenwesen streben nach Einfluss und Macht. Michts ist wie es scheint, während die Uhr des Big Ben das Jahr 2000 ankündigt - und damit das Ende der Welt.

          Ulysses Quicksilver ist ein Dandy und Abenteurer. Derzeit wird er vermisst und sein Bruder will ihn nach achtzehn Monaten für tot erklären lassen und das Erbe einstreichen. Doch Ulysses kommt gerade rechtzeitig zurück, um dies zu verhindern. Sein Bruder ist nämlich ein spielsüchtiger Leichtsinnsvogel. Kaum hat sich der Abenteurer wieder eingewöhnt, wird er von Minister Wormwood gebeten, am Fall eines verschwundenen Wissenschaftlers zu arbeiten. Der verschwand nämlich nach einem Überfall auf das Museum, bei dem der Wächter getötet und etliches an wertvollem Kutlurgut zerstört wurde. Schnell findet er gemeinsam mit seinem treuen Bediensteten Nimrod erste Spuren und dann kommt auch noch die hübsche Tochter des Vermissten, um Ulysses inständig um Hilfe zu bitten. Wie kann er da abschlagen? Doch die Ermittlungen zeitigen schlimme Folgen. Ein Anschlag auf den Londoner Zoo kostet nicht nur viele zivile Opfer, es werden auch die Zootiere befreit. Und das sind keine niedlichen, kleinen Löwen. Nö, unter einem Tyrannosaurus Rex geht da gar nichts. Und erst einmal in Freiheit genießen die Viecher die Spaziergang in freier Wildbahn - und soviel Futter unterwegs. doch darum kann sich Ulysses keine Gedanken machen. Er hetzt hinter dem Attentäter her, verliert ihn dann aber in dem Getümmel.

          Steampunk meets Douglas Preston und Lincoln Child meets Terrorthriller meets James Bond im Dienste Ihrer Majestät. Die Sache mit dem Terror und den Hintermännern ist für Thrillerdauerkonsumenten schnell gelöst, aber den wirklichen Spaß macht auch die Geschichte um diese Anschläge herum. Und die herrlichen Anspielungen, wenn die Doktoren Galapagos, Mabuse oder Tesla heißen. Eigentlich hat man während der Lektüre fast ständig ein Schmunzeln im Gesicht. Und Tempo und Action kommen auch nicht zu kurz. Die Verfolgungsjagd durch London, die losgelassenen Ur-Viecher, die sich an allem laben, was ihren Weg kreuzt (so müsste mal ein "Jurassic Park" daherkommen) und natürlich auch Ulysses verschnabulieren wollen, ein Kampf über dem Abgrund, die Intrige - all dies sorgt für Kurzweil und der flotte Stil lässt den Leser das Buch nur so verschlingen. Ein paar Klischees werden abgearbeitet (Dampfbetriebene Queen), diverse Maschinenmenschen und Kritik am heutigen Zeitgeist, da alles, was die Darwinian Dawn bekämpfen will, in heutiger Zeit auch im Argen liegt. Ausbeutung, Arbeitsplatzabbau, Entrechtung, Überwachung usw. Doch tiefgreifend wird auf diese Missstände nicht eingegangen, denn ein Schwenk in die ernste Richtung hätte diesem bunten Allerlei voller Abenteuer und wilder Ideen vielleicht den Spaß genommen. Und dies war erst der Anfang. Weitere Bände sind von Jonathan Green schon verfasst worden. Müssen sie nur noch den Weg in den deutschen Handel finden. Schnell, unterhaltend, wild, abgedreht, actionreich, lohnenswert.


          Offline Thomas Covenant

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            Sorry, but don't like Steampunk. Weis auch nicht warum, aber dieser Genremix geht nicht an mich.


            Online JasonXtreme

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              Hab aus dem Universum noch nie was gelesen, Filme auch nicht wirklich ausser WILD WILD WEST damals - das hier klingt aber ziemlich unterhaltsam
              Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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              jerry garcia

              • Gast
              War auch meine Erstbegegnung mit dem Genre. Das hier war eigentlich nur ein Thriller um Terrorismus und einen fiesen Plan zur Machtergreifung mit eingesprenkelten Elementen aus Steampunk, Horror, Evolution und wilden Jagden durch befreite Großechsen. Dazu ein bisserl düsteres Drumherum im Gewand von Robots, Fabriken, Autos im Stile von 19-ebbes in Zusammenexistenz mit Pferde-Kutschen usw. War doch unterhaltsam, werd aber deshalb nicht direkt zum Genre überwechseln.


              jerry garcia

              • Gast


              Daniel I. Russell. Mario Fulcinni: jung, erfolgreich, gut aussehend. Im Laufe seiner Karriere hgat er mehr Ausschweifungen genossen, als jeder römische Imperator. Frauen, Parties, Drogen - doch er will mehr. Und genau dies verspricht jene geheimnisvolle Soiree - eine Erfahrung, die sein Leben verändern wird! Zitternd und dem strömenden Regen ausgesetzt erreicht er das "Metus-Haus". Sein Empfang: ein pausbäckiger, älterer Gentleman. Es ist Worth. Marios Gastgeber für den Abend. Und die Tour beginnt. Ein Labyrinth aus heimtückischen Fallen und unheimlichen Geschöpfen erwartet ihn bereits.

              Fulcinni, seines Zeichens erfolgreicher Pornodarsteller mit Markenzeichen, fühlt sich von der Gesellschaft im "Metus-Haus" nicht gerade gepackt. Nur ein großer Raum voll langweiliger Spacken, die es mit ihm niemals aufnehmen könnten. Er will gerade wieder gehen, da er für sein gutes Geld, das er als Eintritt in diesen vorgeblich exklusiven Club gezahlt hat, wohl nichts an Gegenwert erhalten wird, als Kerry auftaucht. Hinreißend schön und begierig auf die sie erwartenden Abenteuer. Nach einigem Zögern schließt sich Mario ihr und dem Gastgeber an. Sie gehen durch die Flure des Hauses und erkunden einige Zimmer. In einem Raum erwartet sie eine Überraschung, die sie unbedingt ausprobieren müssen. Durch ein Loch in der Wand soll Mario seinen erigierten Schwanz stecken und warten was passiert. Schnell stellt er fest, dass sich auf der anderen Seite Lippen an seinem Dödel zu schaffen machen, seine Vorstellungskraft gaukelt ihm Bilder vor und als es zum Ende kommt, ist er bereit für weitere Wagnisse. Als Nächste wird Kerry in einem Zimmer mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Es ist eingerichtet wie das Zimmer in ihrem früheren Zuhause als sie noch bei Muttern wohnte, die nach einem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen war. Doch sie neigte auch zur Tyrannei. Das muss Kerry noch einmal durchleben. Mario ahnt, dass ihn etwas Ähnliches erwartet - und prompt kommt es so. Er sieht seinen Vater, den er einst bei der Polizei wegen Belästigung angezeigt hatte, da der als Mario noch jünger war (um die 18 herum) immer zu ihm ins Bett stieg. Worth sagt, dass er seinem Vater nun vergeben kann oder ihn foltern soll. Vergeben will Mario aber nicht. Nächster Raum, nächste Prüfung, Kerry. Sie bekommt die Wahl, einen von drei Menschen zu töten und die anderen beiden zu retten. Nach dieser grauenvollen Aufgabe fliehen sie und Mario in die sich anscheinend ständig verändernden Katakomben des Hauses und müssen sich ihren Ängsten und auch diversen Kreaturen stellen.

              "Komm in die Dunkelheit" wirkte auf mich anfangs enttäuschend, da sich ja mal so gar nchts ereignete, das mit der Inhaltsangabe hinsichtlich heimtückischen Fallen und unheimlichen Geschöpfen zu tun hatte. Die Hauptfigur erwies sich als großspuriger Kotzbrocken und seine Art im Umgang mit Worth oder anderen Personen verstärkte den Eindruck noch. Erst nach und nach entwickelte sich ein Psychospielchen um Ängste und schlechtem Gewissen. Unentschuldbare Vergehen aus der Vergangenheit kamen ans Tageslicht. Und so nach und nach steigerte sich auch das Tempo. Kamen wirklich fiese Prüfungen auf die beiden zu. Da sind tatsächlich Anleihen aus "SAW" zu erkennen (hätten gerne ein paar mehr sein können). Und auf der Flucht durch die Gänge des Hauses erlebt "Super"-Mario die eine oder andere Überraschung. doch eine Läuterung bewirken sie bei ihm nicht. Russell spielt mit den Ängsten und dem Gewissen seiner Figuren, lässt sie ihre Taten von früher durchleben und gibt ihnen sogar die Chance auf eine Art Wiedergutmachung. Das Alles wird eingewoben in eine nach gewisser Anlaufzeit recht spannend und manchmal auch brutal-eklige (Ich sag nur Baby, obwohl der Autor hier das meiste der Phantasie des Lesers überlässt) Story, die immer schneller wird, neue und andersartige Bedrohungen aufzuweisen hat. "Komm in die Dunkelheit" ist schaurig-düster, flott, manchmal hart (ohne an die "Kracher" aus dem Festa-Verlag heranzureichen) und in einem lockeren und leicht konsumierbaren Stil verfasst. Wem die Werke der Großverlage zu lasch sind, wer sich aber auch nicht an die Schlachtfeste des vorher genannten Verlages rantraut, ist hier sicher richtig. Hat mir etwas besser gefallen als der Vorgänger und die Fehlerquote war fast gen Null reduziert.


              jerry garcia

              • Gast


              Dale Brown. Die USA haben eine Raketenbasis im Erdorbit installiert, die jedes Ziel auf dem Planeten treffen kann. Als der Präsident sie gegen Terroristen in Indien einsetzen will, verfehlen die Raketen ihr Ziel und töten Tauisende pakistanische Zivilisten. Daraufhin sucht Pakistan in China einen neuen Verbündeten. Die Welt gerät anden Rand eines umfassenden Krieges, der nicht nur zu Land und zu Wasser, sondern auch im Weltraum ausgetragen wird. Und nur der erfahrene Veteran Patrick McLanahan kann die Katastrophe jetzt noch abwenden.

              Die USA haben ein neues "Spielzeug" im Weltraum und als sie die Gelegenheit dazu erhalten, wird es auch prompt ausprobiert. Aber alle Vorhersagen über die Treffsicherheit der "Thors Hammer" genannten Waffe waren ebensowenig treffsicher wie die Waffe selbst. Statt der Lagerstätte von Atomraketen, die von Terroristen besetzt wurde, haut der Hammer in ein ziviles Dorf  und tötet die Bewohner. Pakistan tobt zu Recht, Amerika spielt den Unfall herunter. Nicht gut für das amerikanische Ansehen in der Welt. Währenddessen rüstet China massiv auf und beginnt Amerika zu provozieren. Geschickt lenken sie amerikansiches Feuer auf ihre Schiffe in der ostafrikansichen Region um Somalia und dem Jemen, um dann aggressiv gegen den Angreifer vorzugehen. Sehr vorteilhaft dabei ist auch, dass die umliegenden Staaten wie Pakistan und Indien nunmehr den Chinesen Häfen und Stützpunkte zur Verfügung stellen, damit die die US-Vorherrschaft auf dem Meer und eben in der Region brechen können. Einen weiteren Nutzen ziehen sie daraus, dass sich auch Russland auf die chinesische Seite stellt und mit denen gemeinsam einen Plan ausarbeitet, wie man die Amerikaner in die Schranken weisen kann. Der momentane US-Präsident Gardner ist ein unschlüssiger Mann, dem aber mehr an Frieden denn an Krieg gelegen ist und der immer wieder nachgibt, während seine Gegner weiter aufrüsten. Er bremst die Militärs im eigenen Lande aus und sieht dabei zu, wie die Chinesen auch die Raketenbasis im Weltraum bedrohen - den besten Schutz, den Amerika gegen Invasoren aufzuweisen hat. Also tun sich vaterlandstreue Ex-Militärs und Ex-Präsidenten zusammen, um als Privatmänner mit Vermögen und Rüstungsfirmen im Rücken die Aufgaben zu übernehmen, die der lasche Präsident nciht ausführen kann oder will. Die Feinde müssen in die Schranken gewiesen, der eigene Präsident muss abgewählt werden.

              Vorweg: Dale Brown, selbst Ex-Militär, ist einer der schreibenden Verfechter des "America First" und Unterstützer von einer Regierung der harten Hand mithilfe der Streitkräfte. Er ist aber auch so etwas wie ein Visionär, da viele seiner futuristischen Waffensysteme, die er sich seit 1986 für die McLanahan-Reihe hat einfallen lassen mittlerweile Wirklichkeit sind oder zumindest in der Erprobung oder Planung. Für ihn zählt scheints nur die amerilkanische Weltherrschaft und er sieht sein Land als führende Nation. So liest man denn auch diverse hanebüchene Rechtfertigungen für amerikanische Aufrüstung, die man anderen Nationen nicht zugestehen will. Fast lächerlich ist der Part um die Tragödie in Pakistan, als Tausende Zivilisten sterben und man im Oval Office gegenüber dem Präsidenten lapidar anmerkt, dass die Terroristen doch abgehauen seien. Nichts über die Opfer. DAS ist Amerika. Während frühere Stories sich durch viel Action und Kampfeinsätze auszeichneten, nimmt seit einiger Zeit eher das politische Strippenziehen und Geplänkel den größten Raum ein. Und bei denen geht es grundsätzlich darum, dass ein schwacher Präsident (so sehen ihn seine Gegner), der sich eher dem unbewaffneten Dialog verschreibt, ein intriganter machtbesessener Feigling ist, der von den treibenden - also guten - Kräften der Militärs und starken Kandidaten für die nächste Präsidentschaft abgelöst werden soll/muss. Intrigen zettelt nur der Feigling an, bei den Hardlinern sind es dann notwendige Maßnahmen. Dale Brown misst immer mit zweierlei Maß, rechtfertigt jede Bewaffnung und jede Auseinandersetzung zugunsten der USA. Da muss man dann durch, will man die wenigen, aber gut platzierten Actionszenen, die er zweifellos drauf hat, genießen. Wie wir alten Säcke immer sagen: Früher war alles besser. Das gilt leider auch für Dale Brown. Aber er ist längst nicht so schlimm wie Patrick Robinson. In der Reihe werden hoffentlich noch drei weitere Bücher erscheinen, die in den USA schon veröffentlicht wurden, dann schreibt er vielleicht mal über andere Helden. Man wird sehen.


              jerry garcia

              • Gast


              Jussi Adler-Olsen. Und dann kam die Angst - wie ein schleichendes Gift. Sie horchte auf die verzerrte Stimme, die aus einem Lautsprecher irgendwo im Dunkeln kam. "Herzlichen Glückwunsch zu deinem Gebirtstag, Merete. Du bist jetzt hier seit 126 Tagen, und das ist unser Geburtstagsgeschenk: Das Licht wird von nun an ein Jahr eingeschaltet bleiben. Es sei denn, du weißt die Antwort. Warum halten wir dich fest?" Es ist der erste Fall für Carl Morck, Spezialermittler des neu eingerichteten Sonderdezernats Q in Kopenhagenund seinen syrischen Assistenten Hafez El-Assad: ein atemloser Wettlauf um das Leben einer Frau, die längst als tot gilt.

              2002: Merete Lynggaard war eine erfolgreiche Politikerin als sie nach einem Zwist mit ihrem behinderten (Folgen eines Autounfalls) Bruder auf einer Fähre plötzlich spurlos verschwindet, den Bruder findet man Tage später hilflos in der Gegend umherirrend. Von der Fähre herunter hat er es also geschafft, aber er weiß nicht, was überhaupt geschehen ist.

              2007. Carl Morck war schon seit jeher ein streitbarer Zeitgenosse. Doch seit er und zwei seiner Kollegen von Gangstern angeschossen bzw. erschossen wurden, ist er schier unerträglich geworden. Und was macht man mit solchen Querdenkern: man schiebt sie ab. Da kommt es gerade zur rechten  Zeit, dass man ein Sonderdezernat für alte Fälle gründen kann und das auch überauzs großzügig vom Staat finanziert bekommt. Schon ist Morck Leiter eines Dezernats im Keller des Präsidiums, ein Chef ohne Personal und Arbeitsmittel. Man kann ihm ja alles nachsagen, aber blöd ist er nicht. Schnell bekommt er über frühere Beziehungen heraus, dass die Sondereinheit mit acht Millionen bezuschusst wird - von denen er bisher nichts zu sehen bekommen hat. Schwupps stellt er Forderungen und bekommt sie auch erfüllt. Einen Assistenten namens Assad, Kopierer, zweites Büro usw. Und Akten, die er lesen muss. Nicht so gut. Doch als jemand über die Fortschritte informiert werden will, muss er ran - und nimmt den Fall Merete Lynggaard. Nach und nach lesen sie sich in den Fall ein, beginnen Fragen zu stellen, finden erste Spuren und Hinbweise, dass die Ermittlungsarbeit damals nicht gerade überaus sorgfältig gewesen ist. Morck überträgt Assad immer mehr Aufgaben, während er den gelähmten Kollegen Hardy im Krankenhaus besucht, ihn aufmunter und sogar ermuntert, mit seinen geistigen Fähigkeiten zum derzeitigen Fall beizutragen. Selbst den Kollegen im Präsidium kann er helfende Tipps geben, um den Fall zu klären, der ihn damals so durchrüttelte. Im Laufe der Zeit kommen Morck und Assad nicht nur immer besser miteinander aus, sondern auch dem Täter näher.

              "Erbarmen" erscheint anfangs wie einer dieser dauer-düsteren Skandithriller im Stile eines Mankell, doch so schlimm ist es nicht wirklich, auch wenn die Hauptfigur schwer an ihrem Trauma zu knabbern hat. Doch es hat auch seinen Reiz, wenn man ihm folgt, wie er sich seiner Lethargie ergibt, Kollegen anraunzt, Arbeit bestenfalls vortäuscht und nur seine Ruhe will. Bis er feststellt, dass er mit dem Wissen um die Zuschüsse seinen Vorgesetzten und Kollegen auf der Nase herumtanzen kann. Er tut es mit Genuss. Und als er den Syrer zugeteilt bekommt, stellt er fest, dass der Mann mehr als nur clever ist, dass er sich mit ihm tatsächlich zusammenraufen und sich selbst zusammenreißen kann. Neben den üblichen Themen wie Medienkritik, Traumata, Psychoproblemen oder Rassismus mischt sein dynamisches Duo die Welt der Polizei in coolster Manier auf. Der Thriller ist trotz der Themen, die eigentlich allesamt bekannt und oft genutzt sind, eine für skandinavische Thriller ungewohnt gut gelaunte und fast schon fröhliche Geschichte. Der Syrer Assad ist dabei die treibende Kraft, wenn es um fröhlichen Humor geht, für zickige Sticheleien ist dann der arrogante Einzelgänger Morck zuständig, der der Welt gerne zeigt, dass sie ihn mal kann und er weiter stur seinen gewählten Weg geht, ohne sich verbiegen zu lassen oder anzubiedern. Der Fall ist spannend, kommt sehr locker formuliert daher und hat dennoch grausame Momente, die ohne übermäßige Gewalt oder Blutvergießen auskommen, obwohl des Martyrium der Merete Lynggaard schrecklich, aber mehr der Fantasie der Leser überlassen ist. Das Buch ist mit allem gespickt, das einen guten Thriller und Page Turner ausmacht: Humor, Spannung, Düsterheit, feinen Figuren, so manchem Geheimnis und von einem hervorragenden Autor wunderbar geschrieben. Lesetipp und nun auch Filmtipp. Lief ja schon in den deutschen Kinos. Wer ihn also wie ich verpasst hat, sollte sich die Heimkinoausgabe besorgen.


              jerry garcia

              • Gast


              Mark Morris. Ein tropisches Inselparadies, wo du den Alltag einfach hinter dir lassen kannst. Willkommen im Royal Palms-Ressort-Hotel, das seinen internationalen Gästen jeglichen nur erdenklichen Komfort bietet. Willkommen an einem Ort, an dem sich der Himmel auf Erden in deinen schlimmsten Alptraum verwandeln wird. Ohne Vorwrnung bricht eine furchtbare Seuche auf Banoi aus. Gäste, Hotelangestellte und Inselbewohner verwandeln sich über Nacht in blutrünstige Untote. Für die wenigen Überlebenden, die aus bislang unbekannten Gründen imun gegen die Seuche zu sein scheinen, beginnt nun ein erbarmungsloser Kampf um Überleben.

              Nicht lange dauert es nach der Ankunft der Gäste, dass der ewig besoffene Logan, Ex-Footballstar mit unrühmlicher Vergangenheit, in der Damentoilette, die er zum Reihern ausgewählt hatte, eine am Boden liegende Frau sieht, über die sich eine andere beugt. Noch das Grinsen ob seiner eher versauten Gedanken im Gesicht, stellt er fest, dass die knieende Tusse Blut und Fleisch ums Maul hat und sich schon wieder an der armen zweiten Person zu laben gedenkt. Er hat zügig ab und verschwindet auf sein Zimmer, da ihm den Mist ja eh keiner glauben würde. Nur Hotelangestellte Xian, die bei ihrer Hilfsaktion, mit der sie und Logan die Tobende in den Toiletten einsperrten, von der in die Hand gebissen wurde. Nach einigen Stunden wacht die mit Logan und Sam (einem ehemaligen Rapper, der hier einen Neuanfang sucht) auf die Insel geflogene Purna auf, weil sie Schreie hört. Logan wird gerade von einem Pagen attackiert und der genießt derzeit ein Stück aus der Schulter des ehemaligen Footballers. Und dann wird es geheimnisvoll. Ein Unbekannter ruft sie an und erzählt ihnen von dem neuen Virus, gegen das es kein Mittel zu geben scheint und dass über sechzig Prozent der Insel schon befallen sei. Nur einige Immune würden noch leben. Purna, Xian, Sam und Logan sind immunisiert und nun sollen sie sich durchschlagen, damit sie nach Anweisungen des Fremden die Insel überqueren können, um von dort per Heli ausgeflogen zu werden.Ein Höllentrip beginnt, die gesamte Stadt ist voller lebenden Toten, durch die sie sich einen Weg zur anderen Seite der insel suchen müssen. Sie finden Kampfgefährten, hilfsbedürftige Menschen und sogar eine Nonne in einer Kirche. Sie besorgen sich moderne Waffen und gehen ihres Weges.

              Mark Morris musste sich bei seinem Roman ja an die Vorlage halten, konnte aber auch die Chance nutzen, seine Protagonisten etwas ausführlicher zu skizzieren. Dennoch kommen die Charaktere nicht über die gewohnten 08/15-Typen heraus, die viele solcher und auch sozusagen ambitioniertere Werke bevölkern. Ein bisserl Konfliktpotenzial, kleine Dramen aus der Vergangenheit (Logan könnte auch die Figur des Burt Reynolds in "Die Kampfmaschine" sein, was seine Verfehlungen angeht und der Rapper kann gleich als geläuterter Ice-T vermutet werden). Jeder bekommt ein Häppchen Drama und Purna wird die starke Kampfbraut und Anführerin. Gerne genutzt auch die ethnische Zusammensetzung der Gruppe (Ein Weißer, Ein Schwarzer, Eine Chinesin und eine Mischbraut mit weißem und Aboriginie-Anteil). Natürlich fehlen auch wie immer die nahezu ausgerotteten (immer noch ein echtes Beispiel in der amerikanischen "Ruhmeshalle", während sie sich anderen gegenüber als die großen Moralaposten und Gerechtigkeitsfanatiker aufspielen) Indianer. Also über diverrse Klischees hinaus kommt Morris mit seinen Figuren nicht. Wollte er vielleicht auch nicht, denn Gamer brauchen keine langen Umschreibungen oder gar Schachtelsätze, sie wollen schnelle Action. Die bekommen sie auch. Wie in einem Spiel müssen sich die Helden von einer Bredouille (Level) zur nächsten durchfighten. Da muss man mal durch einen Tunnel mit Krokoanteil. Gangster von ihren Waffen befreien und ganze Zombiehorden mit allen möglichen Mitteln plätten. Das geht zügig und manchmal auch matschig voran, Kannibalen kommen auch noch zu Ehren (und lernen bald kennen, wie das ist, wenn man lebendig gefressen wird), wobei diese dann noch als die Verursacher der Seuche hingstellt werden und als Experimente für ein Gegenmittel herhalten sollten. Naja, dazu kommt es nicht, wie zuvor erwähnt. Der Schluss ist schlicht dämlich. nicht nur wegen der Überfigur die dann doch nur kurz auftaucht und wegen des offenen Endes. Wie bei TV-Serien mit durchgehender Handlung, die dann mittendrin abgesetzt werden und man auf eine Lösung vergeblich wartet. Schnell konsumierbarer, recht brutaler Zombiegameroman, der in der Machart aber nur aus Versatzstücken besteht, die man schon bis zum Verdruss anderswo so gelesen hat. Ansonsten für die Zugfahrt, den Strand, die Zelle oder irgendwelche Pausen gute, unangestrengte Lektüre, die niemanden zwingt, sein Hirn zu strapazieren. Also eindeutig was für JasonXtreme und auf jeden Fall viel besser als das Geschwalle von Kirkman und Partner in deren Büchern.
              « Letzte Änderung: 20. Mai 2014, 17:10:41 von jerry garcia »


              Online JasonXtreme

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                Klingt wirklich nach meinem Gusto :D
                Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                jerry garcia

                • Gast


                Jeremy Robinson. Ein tückisches Virus bedroht die Welt. Ohne jede Vorwarnung brechen scheinbar gesunde Menschen tot zusammen. Das Virus ist hoch ansteckend und es bedroht die Welt. Die fieberhafte Suche nach einem Gegenmittel führt Jack Sigler und sein Delta-Team in den Dschungel von Vietnam. Dort stoßen sie auf die Wiege der Menschheit – und auf einen unbesiegbaren Gegner, wie man ihn in seinen schlimmsten Alpträumen fürchtet.

                Dieser Feind ist unsichtbar, und wenn sein Opfer ihn bemerkt, ist es längst zu spät: Ein hochansteckender Erreger verwüstet die USA. Selbst der Präsident und das Weiße Haus sind betroffen. Wer von ihm infiziert wird, merkt nichts, bis er ohne jede Vorwarnung tot zusammenbricht. Wenn niemand eingreift, wird binnen kurzem die Menschheit aussterben. Unter Hochdruck machen Jack Sigler und sein Delta-Team sich auf die gefährliche Suche nach dem Ursprung des Erregers und einem Gegenmittel. Die Spur führt das Team in die Tiefen des vietnamesischen Dschungels und man muss sich sofort mit den Einheiten der vietnamesischen Armee, den Neo-Khmer und einem völlig fremden, scheinbar absolut überlegenen Gegner auseinandersetzen. An keinem Fleck der Erde werden so viele neue Spezies entdeckt - ein Traum für viele Forscher, aber auch eine Brutstätte für Seuchen und Heimat tödlicher Gefahren. Und der unbekannte Gegner wird alles tun, dass das Delta-Team den Dschungel nicht mehr verlassen wird.

                Und hier das nächste Werk aus meinem Action-Buch-Parkour. Jeremy Robinson hat ja schon mit "Mission Hydra" bewiesen, dass er zu den Autoren zählt, die actionlastige Page Turner gekonnt unter die Leserschaft bringen können. Nicht nur seine Erwähnung, dass "Ice Station" von Matthew Reilly für einen seiner Protagonisten eine entspannende Lektüre sei, weist auf sein Faible für diesen Autor hin. Auch Robinson drückt nach einer Einleitungsphase derart aufs Tempo, dass man nur staunen kann. Zudem hat er noch Elemente eingeflochten, die deutlich an James Rollins erinnern, wobei ich hier speziell "Subterra" erwähnen möchte mit fremden Völkern, höhlenartigen Gängen unter der Erde und bedrohlichen Szenarien für die gesamte Menschheit. Und so steht Robinson Reilly, Rollins oder McDermott in nichts nach. Als sein Chess-Team (im Original so bezeichnet) in Vietnam ankommt, räumen sie sogleich derart heftig unter den einheimischen Truppen auf, dass ein Stallone oder Norris vor Neid erblassen würden. Rasante High-Speed-Action mit Mystery-Touch ohne ausufernde Dialoge, ein bisserl die Logik ausser acht gelassen und weit weg von exquisiten literarsichen Fähigkeiten hetzt er den Leser voller schnörkelloser Dynamik und etlichem, blutigen Gekröse durch sein zweites Abenteuer um Jack Sigler und sein Team. Dass die einen Superheldenstatus haben und auch mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgestattet wurden, sei erwähnt, doch wer sich daran nicht stört und nur reines Actionvergnügen will, ist hier vollkommen richtig. Da kann man auch auf intellektuelle Breitseiten und sprachliches Feingefühl gerne verzichten, wenn man dafür schwungvoll bis zum großen Finale unterhalten wird. Ebenso sind die Figurenzeichnungen recht flach geraten, was dem Lesegenuss auch keinen Abbruch tut, da sich das Ganze ansonsten recht flüssig, flott und locker konsumieren lässt. Auch hier würde ich Hollywood eine Machbarkeitsprüfung hinsichtlich einer visiblen Aufbereitung empfehlen - oder sie mir zumindest wünschen. Also ein klarer Tipp für Action-Fans. Buch drei darf gerne kommen!!


                jerry garcia

                • Gast


                Jeremy Robinson. Als in der peruanischen Wüste der Kopf der Hydra gefunden wird, scheint ein alter Traum endlich wahr zu werden: Unsterblichkeit. Denn die DNS des Wesens, dessen körperliche Regenerationsfähigkeit legendär ist, birgt den Schlüssel zum ewigen Leben. Doch in den falschen Händen wird aus einem universalen Heilmittel eine tödliche Waffe: Ein größenwahnsinniger Multimillardär setzt alles daran, die perfekte Kampfmaschine zu entwickeln, unzerstörbar, unbesiegbar. Nur Jack Sigler und sein Delta Airforce Team können die Menschheit vor einer Katastrophe retten.

                 Da ist denn mal wieder ein Milliardär, der sich zum ewigen Genuß seiner Kohle ewiges Leben wünscht (und natürlich weiter Dollars stapeln will wie dereinst Dagobert Duck) und sich einen Forscher kauft, der Geld UND Ruhm einheimsen will. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der sagenumwobenen Hydra, in deren DNS die Möglichkeit zur Regeneration kranker oder verletzter Körperteile versteckt ist. In Peru entdeckt der Archäologe Dr. George Pierce eben diese Grabstätte der Hydra und bittet seinen kumpel Jack Sigler, der soeben mit seinem Team einen Einsatz gegen ein Terrorausbildungscamp in Sibirien beendet hat, bei dem sämtliche des mehr als 70 Figuren zählenden Attentäterfrischlingslehrgangs mehr oder weniger kaltblütig dazu gebracht werden, vor dem eigentlichen Ablauf ihrer Lebenserwartung ziemlich unfreiwillig das Zeitliche zu segnen, ihn als Ein-Mann-Privatwachdienst zu unterstützen. Tja, da hat er wohl den Gegner unter- und die Fähigkeiten seines Kumpels überschätzt. Kaum ist Sigler angekommen, wird Pierce gemeinsam mit seinem Fund entführt und der Deltamann in einer Höhle eingesperrt, deren Ausgang man mit einer Handgranate zum Einsturz bringt. Klar, dass Sigler es schafft, die Höhle lebend zu verlassen und dann beginnt die lustige Jagd nach den Entführern. Da er seine Grenzen kennt, lässt er sein Team als Unterstützung einfliegen - alles auf rein privater Basis ohne offiziellen Auftrag. Ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich die Story zu einer wilden Mixtur aus Tierhorror, Wissenschaftsaction und Zombiegemetzel. Versuchstiere, die durch die Experimente wahnsinnig, dafür aber unheimlich stark geworden sind, treiben die Truppe vor sich her und werden mit hochexplosiven Geschossen in Blutfontänen zur Strecke gebracht. Aber das Basislager des Milliardärs ist mobil angelegt und so ist er ihnen immer einen Schritt voraus. nächster Anlaufpunkt ist eine kleine Insel mit wenigen Bewohnern, wo die Experimente fortgesetzt werden, um endlich das Serum zu entwickeln, mit dem man ewig leben und sich dazu auch eine Armee von unverwundbaren Söldnern züchten kann. Die Deltatruppe wird von einem Flugzeugträger aus auf die Insel gebracht, wo sie sich schwerstens bewaffnet an die Befreiung des Professors machen und gleichzeitig die Gegner niedermähen wollen. Doch die sind vorbereitet: Hatten sie sich doch von den Bewohnern einige "Freiwillige geborgt", die sie bei ihren Experimenten unterstützen sollten. Die sind genauso durchgedreht wie die Viecher zuvor und werden nun losgelassen, um die Angreifer ebenso wie die restlichen Bewohner der Insel zu töten. Und schon geht die Zombieraserei los. Wild wie "28 days later" und gefrässig wie in "Zombie" machen die unverletzlichen Kreaturen sich über die Menschen her, nur zu stoppen mit großkalibrigen Waffen wie Gatling-Guns und indem man die Köpfe zu Brei verarbeitet. Trotzdem können die Teammitgleider nicht verhindern, dass der Professor bei dem Experiment in ein Koma fällt und sich die Auswirkungen zeigen. Sieht aus wie ne geschuppte Menschenversion einer Schlange und ist nicht zu verletzen. Nebenbei vernichten die rücksichtslosen Gangster mit einem Beschuss einer neuen Waffe, gegen die sich die olle Stalinorgel wie ein kleines Feuerwerk ausnimmt, den Flugzeugträgerverband und die Insel wird durch einen mit etlichen C4 Packen ausgelösten Vulkanausbruch völlig zerstört. Da rauscht es ordentlich im Gebälk. Und wieder entkommen die künftigen Söldneranbieter der neuen Generation. Also neuer Anlauf. Und als man endlich der Hydra, die zu allem Überfluss auch noch zum Leben erwacht ist, gegenübersteht, muss man feststellen, dass man mit sämtlichen Großkalibern oder Claymoreminen nicht gegn sie ankommt. Und so greift man eben auf altmodische Bewaffnung zurück und macht den Danny Trejo im Machetenkampf. Da werden dann die Köpfe, die nach Abschlagen gleich doppelt nachwachsen, im Dutzend runtergehauen, bis man endlich den zentralen erwischt und dem Ganzen ein Ende macht.

                 Klingt alles richtig gut und trotzdem hab ich was zu nörgeln. Ich hatte natürlich etwas wie Reilly oder McDermott erwartet, doch bei Robinson stockt der Lesefluss etwas. Sein Stil ist nicht so mitreißend wie bei den beiden genannten Autoren, es geht nicht immer so flüssig voran. Kann aber auch nur daran liegen, dass ich nicht gerade die allerbeste Stimmung bei der Lektüre hatte und daher die Beurteilung ungerecht ist. Insgesamt ist es jedenfalls Motzen auf hohem Niveau, denn an Action ist nun wirklich genug vorhanden. Da wird rücksichtslos durch alles durchgeballert, das sich in den Weg stellt. Und für zartbesaitete Gemüter ist das Ding auch nicht unbedingt geeignet. Angefressene Körper, durch die Luft fliegende Leichenteile, platzende Köpfe en masse beherrschen die Szenerie. Wie sich schon erkennen lässt, bietet Robinson ziemlich gute, unterhaltende Actionkost ohne jegliches Anspruchsdenken mit Metzeleien und Blutmorast. Wer solche Zutaten nicht erträgt oder gar ablehnt, sollte von dem Buch die Finger lassen. Mich lockt das bekanntlich an wie Blut die Haie und ich hoffe, dass auch das nächste Buch der gerade begonnenen Reihe in Deutschland veröffentlicht wird, da ich dan auch selbst feststellen kann, ob es an mir lag, dass der Stil etwas trocken wirkte oder ob der Autor es schuld war. Für die Actionfraktion grundsätzlich ein Tipp.


                jerry garcia

                • Gast




                Andrew Klavan. "Homelanders - Tödliche Wahrheit". Endlich sieht Charlie West Licht am Ende des Tunnels - er hat Waterman gefunden. Den geheimnisvollen Waterman, der angeblich weiß, was geschehen ist in diesem Jahr, das er vergessen hat. Der weiß, was er mit der geheimnisvollen Organisation The Homelanders zu tun hat. Und der weiß, wer Alex ermordet hat. Waterman verspricht Charlie, dass er seine Erinnerungen zurückbekommen wird. Und er sagt ihm auch, dass die Methoden nicht ganz ungefährlich sind. Doch Charlie hat keine andere Wahl. Und er stimmt zu. Willigt in das Experiment ein. Gibt die Kontrolle auf. Das könnte ihn das Leben kosten.

                Andrew Klavan. "The Homelanders - Im Visier des Todes". Charlie West sitzt im Abingdon State Prison. Verurteilt wegen Mordes an Alex, seinem besten Freund. Umgeben von Verbrechern und Fanatikern, die seinen Tod wollen, weil er die Homnelanders hochgehen ließ. Gequält von weiteren schnmerzhaften Erinnerungsattacken. Alleingelassen, weil die offiziellen Stellen nichts von Watermans Mission wissen wollen. Dann endlich erinnert sich Charlie daran, warum ihn die Homelanders enttarnt haben: Er hat ein Gespräch belauscht, in dem der größte Coup der Organisation geplant wurde. Ein Projekt, das das "GROSSE STERBEN" genannt wurde. Charlie muss das verhindern! Doch keiner hört ihm zu. Dann fasst er einen Plan. Setzt alles auf eine Karte. Riskiert sein Leben., Denn das Leben von Millionen Menschen steht auf dem Spiel.

                Charlie hat Waterman tatsächlich gefunden. Doch er weiß noch immer nicht, wer der überhaupt ist und auf welcher Seite er steht. Als er von einigen groben Typen gepackt und zu einem geheimen Stützpunkt gebracht wird, befürchtet Charlie das Schlimmste. Doch dieser Waterman gehört tatsächlich zu den sogenannten Guten. Er hat dafür gesorgt, dass Charlie das tut, was er tut, hat ihn auch mit einer Chemikalie versorgt, mit der er im Notfall sein Gedächtnis für einen gewissen Zeitraum löschen konnte, damit er nicht als Agent auffliegt. Und jetzt überreicht er ihm einen experimentellen Stoff, der Charlie sein Gedächtnis wieder zurückbringen soll. Die Erinnerung erfolgt in Schüben, nicht alles am Stück, und ist mit schmerzhaften Krämpfen verbunden. Und plötzlich wird das Lager überfallen und Charlie muss flüchten. Wieder stolpert er durch die Wälder, immer wieder gepeinigt von den frischen Erinnerungen, die ihn durchdringen. Auf seiner Flucht findet er ein verlassenes Haus, die Bewohner sind anscheinend nicht da, sodass er sich selbst Einlass gewährt. Endlich Ruhe. Leider aber auch schweres Fieber. Er legt sich hin, und dann sind die Eigentümer zurück. Eine Frau und ihr kleiner Sohn. Und bald auch die Polizei. Charlies Flucht ist zu Ende.

                Man hat Charlie ins Abingdon State Prison gebracht. Er muss sich nun zwischen den übelsten Gangstern der gesamten Umgebung behaupten. Es dauert auch nicht lange und er wird von militanten Muslims attackiert, aber von einer Gruppe muskelbepackter und tätoweorter Nazis gerettet. Nicht unbedingt aus Eigennutz. Sie brauchen ihn. Der Wachhund des Gefängnisdirektors hat es auf ihn abgesehen und schleppt ihn gerne zur Bestrafung in den sogenannten Anbau. Von dort wollen die Nazis abhauen, weil Kumpels von außen einen Tunnel dorthin graben. Wenn der Chef der Wärter ihn das nächste Mal dorthin verschleppt, soll er ihn ausschalten. Die Flucht gelingt, aber die hinterhältigen Typen wollen Charlie als lästigen Ballast loswerden und töten. Doch da die Polizei auch schon auf dem Weg ist, verstreuen sich die Kerle in alle Richtungen und Charlie bleibt vorerst unbehelligt. Charlie weiß nun wieder, dass er den Chef, genannt Prince, schnappen muss, um einen mörderischen Anschlag auf seine Heimat zu verhindern. Und überraschenderweise bekommt er Hilfe durch seinen Sensei Mike und den Bullen Rose, der ihn die gesamte Zeit über gehetzt hat wie ein wildes Tier.

                Gerade die ersten Bücher hatten bis auf Ausnahmen eine nette, spannende Thrillergeschichte für Jugendliche zu erzählen, die sich meist flott und schnell gelesen hat und kaum Längen aufwies. doch mit Fortdauer der beiden Folgebücher wurde immer störender, was sich schon im ersten Buch sehr negativ angedeutet hat. Hatte ich mir da noch eingeredet, diese überpatriotischen Texte, die schon so dick aufgetragen fast lächerlich waren, sollten vielleicht dazu dienen, das System im Laufe der Zeit zu kritisieren, sah ich mich schnell getäuscht. Mal abgesehen davon, dass mich die bücher 3 + 4 wirklch sehr bald an "Prison Break" erinnerten, weil auch da ab Staffel drei alles schlimmer statt besser wurde, ging diese klare und sehr scharfe Trennung zwischen Gut und Böse extrem penetrant weiter. Aussehen und Charakterzüge der Personen wiesen sie sofort den Seiten zu. Gut aussehend, tapfer, clever, hübsch, nett, treu und ohne jegliche Hinterlist die braven Bürger und die Hässlichen, die Trickser, die Unbequemen, die mit dem primitiven Wortschatz und Auftreten, die Feigen, die Schläger, die sich einpissen, wenn sie selbst dran sind, das sind natürlich die Bösen. Auf Charlies Seite ist bald alles so zuckersüß, der Patriotismus wird derart hofiert und hochgehalten, dass man brechen mag. Die spannende Geschichte von Charlie West wird übertüncht von Schüler-/Jugend-Gehirnwäsche (die sind ja das Zielpublikum) in vier Akten. Das ist reines Propaganda-Material inklusive zu vieler Rückblenden bei dem Erinnerungsserum, mehr nicht. Schade drum, hätte nämlich was werden können. Dass Klavan mehr kann, hat er ja beretis bewiesen. Sollte vielleicht auch mal sein Erinnerungsserum nehmen.


                jerry garcia

                • Gast


                Michael Connelly. Bei heftigen Rassenunruhen in Los Angeles wird 1992 eine junge dänische Journalistin brutal ermordet. Doch die Polizei hat alle Hände voll zu tun mit Plünderungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen überall in der Stadt, so dass Detective Harry Bosch kaum Zeit bleibt. Der Mord wird nicht aufgeklärt. Zwanzig Jahre später jedoch hat Harry plötzlich eine heiße Spur und setzt alles daran, den Fall endlich zu lösen.

                Harry Bosch ist bei den Cold Cases eingesetzt. alte, ungelöste Fälle werden hier wieder aufgerollt. Er findet im Fall der toten Journalistin aus Dänemark eine erste Spur. Die Mordwaffe wurde auch später bei anderen Fällen benutzt. Also folgt er der Waffe. Verdächtig ist ein Gangmitglied, das derzeit im Bau einsitzt und vielleicht bald auf Bewährung rauskommen könnte. Das macht sich Bosch zunutze, um Informationen aus ihm rauszuquetschen. Was er erfährt, scheint ihn aber in eine Sackgasse zu führen. Die Waffe hat der  - vor zwanzig Jahren noch Kleingangster - Verbrecher im Garten hinter dem Haus gefunden. Er hat sie dann an einen seiner Anführer weitergegeben, um sich einen guten Namen, einen besseren Status in der Gang zu sichern. Boschs Nachforschungen ergeben aber, dass der Typ wiederum seit Jahren tot ist. Und zu diesem Zeitpunkt fährt ihm sein neuer Lieutenant in die Parade. Er will ihm einen anderen Fall zuweisen, der vermeintlich schneller zu lösen sei.Cheffe geht es nur um die Statistiken, mit denen er dann vor dem Polizeichef sein Engagement beweisen will. Und der Polizeichef will vor allem in der Presse gut dastehen und lässt Harry bei seiner Beschwerde glatt auflaufen. Im Gegenteil: Bosch wird sogar Gegenstand von internen Ermittlungen. Und zu Hause braut sich auch was zusammen. Er selbst hat ein schlechtes Gewissen, weil er seine Tochter so oft allein lässt, die wiederum will sich von ihm in ihren Wunsch auch zur Polizei zu gehen, nicht reinreden lassen und seine Freundin Hannah fängt an, die Sache mit der gemeinsamen Wohnung zu forcieren, wovor er aber irgendwie noch zurückschreckt. Er arbeitet trotz gegenteiliger Anweisungen weiter an dem Fall und als man ihn weniger freundlich auf andere Straftaten ansetzen will, nimmt er Urlaub und geht der Sache im Alleingang nach. Nicht ohne Sorge wegen der Internen auf seinen Hacken. Was er in Händen hält, sind Indizien, dass sich bei einer Reportage der Dänin im ersten Golfkrieg etwas Schlimmes ereignet haben muss und von dort auch die Waffe eingeschmuggelt wurde, mit der die Frau getötet wurde. Je näher er der Antwort kommt, umso gefährlicher wird die Angelegenheit.

                Bosch - Aus Erfahrung gut (Okay, ist natürlich geklaut, der Spruch). Der Leser der Reihe um den Detective weiß aus Erfahrung, dass er mit jedem neuen Bosch ein gutes Buch in Händen hält und Bosch ist aufgrund seiner jahrzehntelangen Tätigkeit für die Polizei mit seiner Erfahrung gut. Und Michael Connelly lässt seinen Ermittler mit eisernen Prinzipen und eigenem Willen, der manchmal auch etwas mit Sturheit zu tun hat, akribisch und äußerst genau die einzelnen Schritte der Ermittlung, der Einsicht der Akten und Befragung von Zeugen durchgehen. Jede kleine Spur, jeder Hinweis wird aufgeführt, der Weg dahin erläutert. Irgendwie scheint Bosch aber auch etwas Altersmilde auszustrahlen, wenn er mit seiner Tochter zusammen ist oder wenn er auf seine Art mit den Leuten - speziell den Kollegen - zu sprechen hingewiesen und dies als forsch und unhöflich verstanden wird. Er versucht tatsächlich, dies bei seinem Partner zu ändern, was den total überrascht. Er ist es gewohnt, nur mit dem Nachnamen angesprochen zu werden und es ist ihm auch recht egal mittlerweile. Weniger mild zeigt sich Bosch gegenüber Vorgesetzten, die nur auf Kosten der Ermittler glänzen wollen, Statistiker statt Polizisten sind, und natürlich gegenüber seinen Gegnern im Finale. Und die Vorgänge aus "Der Widersacher" sind auch noch nicht richtig ausgestanden, wie er bald feststellen muss. Irgendwie bewegt es sich überall auf dünnem Eis. Er wärte aber nicht Harry Bosch, wenn er nicht seinen eigenen Regeln folgen würde. Aufgrund der ausführlichen Schilderung der Ermittlungen dauert es seine Zeit, bis sich etwas Tempo und Spannung in dem Buch einstellen und man erwartet nicht unbedingt, dass es bald schneller vorangeht und er dann am Ende die Täter sind. Und zum Finale hin wechselt die Indiziensuche, die langwierige Befragung von Zeugen dann doch in einen bleihaltigen Showdown mit selbstgerechter Note - aber ein Dirty Harry ist er deswegen noch lange nicht. Doch das Buch mit der persönlichen Note, die Connelly seinem Protagonisten mal mehr, mal weniger in den letzten zwanzig Jahren mit auf den Weg gegeben hat, birgt für Bosch auch noch eine negative Überraschung, mit der er wahrlich nicht gerechnet hat und die der Autor sicher im nächsten Buch weiterverfolgen wird. Aber wenn der Verlag die Reihung einhält, wird erst enmal Mickey Haller einen Auftritt haben, bevor Bosch in seinem neunzehnten Fall ermitteln darf. Apropos Haller - Michael Connelly bietet zum Jubiläum wieder viele alte Bekannte von Bosch auf. Manchmal aktiv, manchmal nur erwähnt. Gerade in diesen Fällen sowie der Entwicklung seiner privaten Situation wäre die Kenntnis der vorherigen Werke von Vorteil, was die einzelnen Fälle angeht aber nicht. Und wie es sich gehört, wird auch wieder ein Schauspieler, der in der Verfilmung eines der Bücher von Connelly eine Rolle hatte, kurz eingebaut. Nach Clint Eastwood ("Blood Work") und Matthew McConaughey ("Der Mandant") nun Ryan Phillippe (ebenfalls "Der Mandant"). Insgesamt gewohnt gute, wenig hektische Thrillerkost, die aber leider etwas in Routine ausartet und besonders in der ersten Hälfte die Spannung vermissen lässt.   


                jerry garcia

                • Gast
                Noch einer, den ich laut Suchfunktion vergessen hab, hier rüber zu schieben.



                Joseph Garber. Jeden Morgen vor Arbeitsbeginn genießt Dave Elliot die Stille seiner Chefsuite im 45. Stockwerk eines New Yorker Bürohauses. Doch an einem bestimmten Tag ist alles anders. Dave fühlt sich bedroht, scheint von Menschen umgeben, die ihm ans Leben wollen. 24 Stunden hat er Zeit, herauszufinden, warum.

                Jeden Morgen um kurz vor 7.00 Uhr genießt Dave Elliott noch einmal die Stille seiner Chefsuite im 45. Stock Midtown New York, bevor sein Arbeitstag beginnt. Aber dieser Tag ist anders als alle zuvor: An diesem Tag versucht jeder, der Dave begegnet, ihn umzubringen. Sein Chef macht den Anfang, als er ihm mit durchgeladener Pistole und der festen Absicht, ihn zu erschießen, gegenübertritt. Und der fünfzigstöckige Büro-Tower scheint zu wimmeln von Leuten, die nur eines wollen: Dave Elliotts Leben. Er kennt keinen Grund, weiß nicht, wer alles beteiligt ist, kann über die Hintergründe und Hintermänner nur rätseln. Er weiß nur eines: er wird ihnen den Triumph nicht gönnen und alles tun, um zu überleben.

                Kein Buch für Freunde der ernsthaften Literatur, doch das Grundkonzept funktioniert richtig gut, auch wenn - wie von mir erhofft - kein fetzig-rasanter Reißer im Stile von Matthew Reilly draus geworden ist (Hätte ich das Buch damals in die Fänge bekommen, bevor uns Reilly mit Action verwöhnte, wäre die Kritik vermutlich besser ausgefallen). Dazu machen die Rückblenden den Fluss und das Tempo etwas zu sehr kaputt. Naja, der Protagonist war mir anfangs auch nicht so recht sympathisch. Davon abgesehen macht die Lektüre was her. Viel macht hier der Kampf zwischen dem ehemaligen Vietnamsoldaten Elliott und seinen ebenbürtigen und zahlenmäßig weit überlegenen Gegnern aus. Obwohl Garber auf blutrünstige Szenen verzichtet und Elliott eher als Vermeider von Tötungsdelikten darstellt, kommt es zu einigen Opfern, die auch die innovativen Fallen fordern, die Elliott im Laufe der Zeit seinen Kontrahenten stellt. Lange bleibt Elliott wie der Leser auch im Unklaren, was um ihn herum vorgeht, mit welcher Motivation man seinen Tod verfolgt. Trotz des zumindest angedeuteten, teilweisen Happy-Ends ist "Der Schacht" ein zügiger, ziemlich solider und raffiniert in Szene gesetzter Thriller, der atemberaubende Momente zu bieten hat und durchaus jedem, der Thriller auf seiner Bücherliste hat, nur empfohlen werden kann. Da OOP habe ich mir mein Exemplar auch erst über amazon beschaffen können.


                jerry garcia

                • Gast


                Roderick Thorp. 24. Dezember, 18 Uhr, sechs Stunden vor dem Weihnachtsfest. Joe Leland, ein ehemaliger Polizist, freut sich auf die Tage, die er mit Steffi, seiner Tochter, und seinen zwei Enkelkindern verbringen wird - und mit einer netten Stewardess, die er im Flugzeug kennengelernt hat. Doch seine Tochter überrascht ihn mit einer Party in ihrem Büro, und kurz nach seiner Ankunft bricht über Leland die Hölle herein: Terroristen überfallen die Gesellschaft. Sie nehmen alle, einschließlich Steffie und ihre zwei Kinder, als Geiseln. Von diesem Moment an kämpft Leland: allein, in einem nächtlich verlassenen Wolkenkratzer, bewaffnet mit einer antiquarischen Polizeipistole, gegen zwölf brutale Gangster, die mit Maschinenwaffen ausgerüstet sind und die Spaß am Töten haben.

                Joe Lelands Fahrt zum Flughafen von St. Louis gestaltet sich schon nervig. Schnee, Stau und dann ein Irrer, der sein Taxi rammt. Kurz dem Deppen die Pistole unter die Nase gehalten und den Taxi-Fahrer zur Weiterfahrt ermuntert. Im Flugzeug kommt der Weltkrieg 2 - Veteran, Ex-Polizist, Ex-Privatdetektiv und jetzt Sicherheitsberater etwas zur Ruhe, kann sich entspannen. so sehr, dass er einem Flirt mit einer der Stewardessen nicht abgeneigt ist. Telefonnummern und Adressen werden ausgetauscht und dann checkt Leland aus. Er wird schon von einem Chauffeur erwartet, der ihn zum Bürotower bringt, in dem seine Tochter zusammen mit ihren Chefs eine Party zum Gelingen eines 150-Millionen-Dollar Deals mit Chile organisiert hat, an der neben ihren beiden Kindern nun auch Joe teilnehmen soll. Sie stellt ihm kurz ihre Bosse vor (Die übrigens nicht unbedingt die Wertschätzung von Joe erhaschen können, aber er hält die Klappe) und zeigt ihm dann, wo er sich frischmachen kann. Er geht ins Bad, Schuhe aus, Sacko aus, Krawatte gelockert und will gerade in einem Nebenraum bei der Stewardess Kathi anrufen, als die Leitung gekappt wird. Danach hört er, wie eine Gruppe Bewaffneter die Party stürmt. Während die Terroristen noch mit ihren Geiseln beschäftigt sind, macht er sich barfuss davon. Später sieht er aus einem Versteck heraus, wie einer der Gangster eine Geisel (einen von Steffies Chefs) erschießt. Jetzt weiß er, dass er den Kampf aufnehmen muss. Und er geht sofort daran, die Söldner einen nach dem anderen zu attackieren und auszuschalten, bis er nur noch drei auf seiner Liste hat. Vor dem Gebäude sieht sich die Polizei nicht im Stande einzugreifen, macht aber durch ihren Leiter Joe Vorwürfe, dass er sich in ihre Belange einmischt. Doch einer der Beamten, Al Powell, steht Joe zumindest über Walkie-Talkie zur Seite.

                "Stirb langsam" oder im Original "Nothing lasts forever" aus dem Jahr 1979 diente als Vorlage für den Actioner mit Bruce Willis. Und bis auf einige Charaktere und das Ende wurde das Buch schon recht werksgetreu verfilmt. Zu Beginn bekommt die Person des Joe Leland Charaktertiefe, sinniert über seine Fehler im Leben, die versaute Ehe, den früheren Suff, die Detektei, die wegen eines Kumpels den Bach runterging und wegen der Verurteilung eines Unschuldigen während seiner Zeit bei der Polizei. Der Rest der handelnden Personen inklusive der deutschen Terroristen bekommt weniger Aufmerksamkeit, da alles aus der Sicht von Joe geschildert wird. Als der sich nach dem ersten Mord entschließt einzugreifen, beginnt ein formidables Actionfeuerwerk, eine Rasanz, die zum weiterlesen nicht nur animiert, sondern fast schon zwingt. Zwar haut die Hauptfigur keine kauzigen One-Liner raus, aber dafür geht sie mit aller und mehr als nur gebotenen Härte gegen die Feinde vor. Unbewaffnete Gangster umnieten? Klar. Aus Frust mal ein Magazin in die Leiche des ersten Opfers der Terroristen ballern, weil er den Typ eh nicht leiden konnte? Aber sicher doch. Leland legt in Sachen Eiseskälte aber einige Schippen drauf im Vergleich zu Willis - Leland hat wieder Spaß: Am Töten. Und so spielt er mit den Söldnern Katz- und Maus. Lockt sie in Fallen, muss selbst einiges einstecken (Füße, Rippen, Beinschuss). In punkto Gewalt toppt das Buch den Film sogar etwas, auch wenn viele Szenen fast schon eins-zu-eins übernommen wurden. Und das Ende ist dann wieder abweichend, nicht mehr so eitel Sonnenschein wie im Film. Und eine der letzten Szenen hat es in sich, wirkt auf mich schon krass. Nicht wegen der Brutalität, eher wegen der Beiläufigkeit mit der es geschieht und wie man danach darüber hinweg sieht. Feinster Actionstoff, unbedingt lesenswert. bis auf einen Mangel - einen großen Mangel: So etwas wie Korrektorat schien man sich damals bei der Neuauflage zum Film nicht leisten zu können oder zu wollen. Da fehlen Worte, wird aus Joe schon mal Jie, Kommas da, wo keine hingehören, zum Ausgleich dann wieder dort welche weggelassen, wo sie sein müssten, hier mal ein Buchstabe weggelassen, da mal ein falscher eingesetzt und dann dies:"Leland sah einen von ihnen ähnlich. Nicht Karl, nicht....."!! Sehr schöner Satz und so verständlich. Hätte man durchaus bemerken können.


                Online JasonXtreme

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                  Na das klingt doch nach ner guten Ergänzung zum Film!!!
                  Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                  jerry garcia

                  • Gast


                  Walter Wager. Flughafen New York: Sie haben sämtliche elektronischen Systeme lahmgelegt, um sieben Gefangene freizupressen. Lieutenant Malone kennt den Drahtzieher des unternehmens: Willy Straub, internationaler Gangster ohne Skrupel. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit - denn die Maschine, die vollbesetzt über dem Airport kreist, hat nur noch Sprit für 58 Minuten.
                   
                   21.12., Weihnachten steht vor der Tür, der Schneefall ist heftig und man erwartet nicht unbedingt Tätigkeiten im Freien. Dennoch bringen Männer an diversen Stellen Sprengbomben an. Zwei Polizisten in einem Streifenwagen, die dem vermeintlich liegengebliebenen Autofahrer helfen wollen, werden brutal niedergemäht. Indes ist Captain Frank Malone, Leiter der Antiterror-Einheit der Polizei von New York am Flughafen, um seine kleine Tochter abzuholen, die aus Miami von seiner Ex kommt, um das Fest bei ihm zu verbringen. Vor Ort sieht er, dass wohl eine Polizeiaktion gegen Drogenschmuggler im Gange ist, denn er erkennt die getarnten Beamten sofort. Und die Flughafenpolizei rechnet mit einer unangekündigten Übung zur Sicherheit des Standortes. Deren Chef nimmt Malone mit in die Kabine, wie der Raum mit den Fluglotsen und dem techischen Equipment genannt wird. Mal abgesehen davon, dass er dort eine frühere Geliebte trifft und die Sache leicht peinlich wird, ist er auch anwesend, als der Anruf von einem Mann kommt, der sich Nummer Eins nennt. Er warnt vor den Konsequenzen, wenn nicht sieben Gefangene linke Terroristen freigelassen wwerden. Und er gibt auch sofort eine Kostprobe seines rücksichtslosen Plans. Malone weiß, dass er handeln muss. Nicht nur wegen der vielen Menschen in den ganzen Flugzeugen, die drei blockierten Großflughäfen im Raum New York (Newark, La Guardia und JFK) anfliegen wollen, sondern auch, weil in einem davon seine Tochter sitzt. Fieberhaft versuchen die Männer, dem Täter auf die Spur zu kommen.

                  Hollywood hat sich der Story schnell angenommen (Das war zu Zeiten, als nicht jeder seelenlose Quatsch schnell als Drehbuch runtergeschludert wurde, sondern man noch richtige Geschichten als Grundlage für die Filme nahm) und ein Drehbuch verfassen lassen, das man für den Film "Stirb langsam 2" verwendete. Im Gegensatz zu dem Roman von Richard Thorp wurden hier aber wirklich nur einige wesentliche Elemente für den Film genutzt und dann eine komplexere und actionreichere Story drum herum platziert. Selten, aber wahr: der Film ist gelungener als das Buch.Kennt man zuvor den Film, hat "58 Minuten Angst" nicht mehr wirklich viel zu bieten. Es ist schon bezeichnend, wenn die Filmfiguren mehr Tiefgang und Charakter haben als jene in der Vorlage. Dazu kommt, dass dieser Fall eigentlich nur für einen normalen Thriller mit knappen Worten reicht, der nichts von der Spannung und der Hektik einer derartigen Situation erkennen lässt. Da hat der Autor irgendwie sein erdachtes Szenario nach einer Checkliste abgearbeitet und das Ganze nicht weiter mit viel Aktion oder Emotion ummantelt. Karger Thriller, der gegen Ende zwar deutlich an Tempo gewinnt, aber bei Weitem weder in der Atmosphäre noch der Action auch nur annähernd an den Film herankommt. Ein paar bekannte Klischees eingebaut, nen bösen Terroristen mit Helferlein und nem scheinbar unfehlbaren Plan, der viel zu schnell aufgedeckt wird und ein Protagonist, der die möglicherweise erwartete coole Härte nur in einem Dialog zum Ausklang des Happy Ends aufkommen lässt, machen den Roman ohne Filmkenntnis zu einem One-Timer. Brauchbar, halbwegs ordentlich, aber mehr nicht. Mit Filmkenntnis ist er eine Enttäuschung, die hohe Erwartungshaltung erhält im Gegensatz zu dem Buch von Richard Thorp einen schweren Dämpfer. Ach ja, der Umschlagtext bezeichnet Malone als Lieutenant, im Buch aber ist er Captain.