Buchrezensionen

Gast · 1193 · 179031

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Offline Necronomicon

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    Hört sich sehr gut an  :)

    Wo liegt denn das Kernthema ? Mehr auf den Piraten und dem Drogenkram oder schon beim bösen Hai ?


    jerry garcia

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    Wie schon erwähnt:
    Am Anfang kurzer Haiauftritt,
    dann erst wieder auf den letzten siebzig Seiten - dafür aber richtig.

    Der Rest ist Teambuilding und Piraten.


    Offline Necronomicon

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      Ok, dann kommt das mal mit auf die Liste. Auch wenn ich eben recht wenig lese aber hört sich gut an


      jerry garcia

      • Gast
      Hab mich grad auf der Autorenhomepage rumgetrieben:

      Mega 2 - Baja Blood.

      Noch eine Partei mehr im Spiel:

      die Truppe um Kinsey plus Drogenkartelle und Mexikanischer Küstenschutz gegen Monster.


      jerry garcia

      • Gast


      G. Michael Hopf. Seit ein Super-EMP die Vereinigten Staaten verwüstete, hat sich das Leben dramatisch verändert. Millionen Menschen sind gestorben und weitere Millionen leiden. Ein Ende ist nicht absehbar. Nach den chaotischen Wochen des Zusammenbruchs befinden sich viele auf der Suche nach einer neuen Heimat - einem Ort, der Sicherheit und Zukunft verspricht. Doch eines ist gewiss: Der lange Weg wird seinen Tribut von ihnen allen fordern.

      Gordon und seine Familie sind mit den Menschen, die sich ihnen angeschlossen haben, weiter auf dem Weg Richtung Idaho. Doch der Weg ist nicht nur steinig, er ist auch bleihaltig. Einen ersten Hinterhalt kann Gordon noch mit einem schweren 50.-er Kaliber auf dem Jeep abwehren, doch als sie später ein altes Fort entdecken, das möglicherweise noch Nahrung und Munition gebunkert hat, will er sich dort umsehen. Zusammen mit einem Begleiter will er erst die Gegend auskundschaften, doch stattdessen muss er zuerst feststellen, dass sein Sohn Hunter ihm gefolgt war, um zu helfen und dann auch noch, dass sie in eine Falle gelaufen sind, die sein Helfer nicht überlebt. In der Zwischenzeit versucht die restliche Regierung sich zu verbarrikadieren und von Cheyenne Mountain aus den Betrieb halbwegs am Laufen zu halten. Doch immer mehr Menschen drängen aus dem zerstörten Osten in die noch bewohnbaren Gebiete vor. Man beschließt, sich abzugrenzen und den Zuzug von Menschen zu kontrollieren. Weiterhin soll Ausschau nach dem vermissten Präsidenten gehalten werden. Die Notregierung entscheidet, dass man aus den unterirdischen Versorgungsbeständen, die für solche Fälle aufs gesamte Land verteilt angelegt wurden, einen gewissen Prozentsatz, der nicht das wohlige Leben der Regierenden gefährden würde, an die Bevölkerung auszugeben. Doch bevor es dazu kommt, werden die entsprechenden Zentren von unterirdischen Atombomben völlig vernichtet. Hilfe aus dem Ausland kann die USA aufgrund ihrer früheren Verhaltensweisen kaum erwarten, Texas macht sich wieder auf Separationskurs, Hawaii und Alaska denken ähnlich und auch die Kalifornier wollen sich das Gehabe aus dem fernen nicht mehr Washington als wo auch immer bieten lassen. Aber es sind noch mehr Gruppen aktiv. Sebastian will immer noch seinen Bruder Gordon finden und ist seit seiner Meuterei auf dem Schiff von Barone näher dran als er denkt, denn bis auf einen Meuterer, der einen Offizier ermorden wollte, werden alle anderen an der Küste vor San Diego ausgesetzt, Sebastian  auf Befehl seines Gunnys sogar bis nach Hause geflogen werden. Doch sein Transportmittel wird abgeschossen und nur er überlebt schwer verletzt. Man hat ihn aber gefunden und er wird von einer Siedlung der Mormonen gepflegt. Diese haben noch eine Menge Nahrungsmittel, wollen aber sobald es geht, weiter ins Landesinnere, das berühmte and Zion, ziehen. Doch zuvor müssen sie sich einiger Verzweifelter erwehren, die vor lauter Hunger die Kornkammern der Mormonen stürmen wollen. Und Barone, der mit seinen Leuten ja den Stützpunkt Diego Garcia überfallen hatte, um sich weitere Schiffe und Lebensmittel sowie Muniton anzueignen, ist nun vor der Küste von Südkalifornien gelandet und macht sich dann daran, dort die Situation zu übernehmen. Was keiner der bisher genannten Beteiligten ahnen konnte, ist, dass von Süden her der Junior eines mächtigen Kartellbosses an einem Napoleonkomplex leidet. Setzt seinen Herrn Papa ab und will jetzt die USA in Grund und Boden stampfen, Mexiko zu altem Ruhm verhelfen und sich nicht nur die alten Staatsgebiete zurückholen, sondern den gesamten Norden erobern (Ein Mexikaner in Alaska, yeah baby). Und die Regierung von Venezuela in Caracas ist nur allzu bereit ihn dabei zu unterstützen und bald steht eine Flotte Kriegsschiffe bereit gen Amerika zu ziehen.

      Auch die Fortsetzung macht es schwer, sich einen Protagonisten auszusuchen, für den man Sympathie entwickeln kann und bei dem man auch wirklich mitfiebert. Bei sehr vielen Hauptfiguren wie Gordon oder Barone kann man zwischendurch sogar ein gewisses Verständnis für ihr Handeln in solch einer Lage entwickeln, aber dann folgen wieder derartig drastische Wendungen im Charakter, welche die Personen dann zu kleinen oder mittleren Despoten werden lassen, dass es einen eher abschreckt. Einzig Sebastian kann sich andauernder Sympathien erfreuen und man erwischt sich dabei, dass man seinen Weg interssierter verfolgt, als den der anderen. "The End 2" ist wie der erste Teil ein apokalyptischer Endzeitroman, der nicht viel auf die emotionale Ebene der Geschehnisse und Figuren gibt. Es ist eine Überlebensstory - überleben mit allen Mitteln. Und es erstaunt nicht, dass sich schon so kurz nach der Katastrophe Gemeinschaften bilden oder einzelne - auch religiös-fanatische - Spinner nach der Macht greifen. Als alles den Bach runtergeht, ist sich jeder selbst der Nächste. Regierungen? Ha, gut versorgt in einem der sichersten Bunker der Welt. Bleiben statt entscheiden heißt da die Devise. Amerikas Weltherrschafts- und Weltpolizistgehabe wird nach der Katastrophe von den ehemaligen Verbündeten ebenso abgestraft wie von den neutralen oder Feinden - zumindest jenen, die noch übrig sind. Jetzt schreibt ihnen keiner mehr vor, wie sie ihre Länder zu regieren haben, spioniert sie keiner mehr aus und ist noch beleidigt, wenn er ertappt wird. Keiner muss mehr aggressives Eingreifen fürchten, wenn man die Demokratie nicht "amerikanisch" lebt. Also wird die ehemalige Großmacht immer mehr isoliert. Insgesamt bietet "The End 2 - Der lange Weg" satte Action, die relativ trocken und nüchtern serviert wird und ohne allzu hohen gefühlsduseligen Anteil auskommt, obwohl hier mindestens eine Szenen enthalten ist, die man kaum erwartet hat und die doch betroffen macht, selbst wenn man sich schon durch die härtesten Werke des Mitanbieters Festa gelesen hat. Nicht ob der Brutalität, eher der Beiläufigkeit, mit der es geschieht. Auch wenn man diverse Handlungsentscheidungen einiger Figuren nicht wirklich nachvollziehen kann, unterhält das Buch doch mit einem hohen Actionanteil, einem sympathischen Sebastian und einem Cliffhanger, der für den dritten Teil noch einiges erwarten lässt. Bin schon gespannt drauf, wie es weitergeht. Und ich gehe davon aus, dass der Luzifer-Verlag hier ebenso die Fortsetzung veröffentlicht, wie er es nach eigenem Bekunden (Ich MUSSTE da einfach fragen) auch bei "Mega - Baja Blood" von Jake Bible tut. Ich geb es ja zu, auf diese Militäraction - ob Endzeit oder Horror dabei sind, ist mir egal, solange der Mix passt. Und dem ist bei G. Michael Hopf und Jake Bible (auf die Art werd ich also doch noch zum Bibelleser, wer hätte das gedacht.) so. Rund 305 Seiten.


      jerry garcia

      • Gast


      Simon Kernick. Die Drohung: London, acht Uhr morgens - eine Bombe verwüstet ein Cafe in der Innenstadt. Das Ultimatum: Unbekannte kündigen einen weitere Anschlag an, der ganz England erschüttern wird. Verbleibende Zeit: 12 Stunden. Der Gefangene: William Garrett erwartet die Verurteilung wegen Massenmordes. Er behauptet, die Namen der Terroristen zu kennen. Aber er verlangt einen hohen Preis. Der Countdown: Die Detectives Mike Bolt und Tina Boyd müssen sich auf eine erbarmungslose Hetzjagd durch London begeben, um die angekündigte Katastrophe zu verhindern - bevor es zu spät ist.

      Tina Boyd, im Prinzip frisch nach ihrer Suspendierung wieder im Dienst, ist mir ihrem neuen Partner (Jung, Typ Korinthenkacker und Regelfetischist ohne Arsch in der Hose) in den Straßen Londons unterwegs, als in der Nähe anscheinend eine Bombe hochgeht. Sie rasen zum Tatort und stellen fest, dass ein Cafe in die Luft gejagt wurde und ein asiatisch aussehender Mann sich eiligst entfernt. Tina Boyd hetzt ihm hinterher und kommt langsam näher. Doch dann wird der Flüchtige beim Überqueren einer Straße von einem Laster geplättet. Einer ihrer Vorgesetzten und schärfsten Kritiker schiebt ihr die Schuld in die Schuhe, dass es in ihrer Umgebung immer wieder Leichen und Verstöße gegen die Vorschriften gibt. Doch bevor sie endgülitg aus dem Polizeidienst entfernt wird, kommt ihr das Schicksal in Gestalt des einsitzenden William Garrett zu Hilfe. Er weiß angeblich etwas über die Täter, will aber nur mit Boyd reden. Sie wird vorübergehend dem Team ihres bekannten Mike Bolt zugeteilt und fährt dann Richtung Knast, um die Informationen aus Garrett zu quetschen. Der will natürlich verhandeln und schafft es in einer zweiten Runde tatsächlich zumindest in ein sicheres Haus in der Nähe des Gerichts überstellt zuz werden, da er im Gefängnis in Todesgefahr zu sein scheint, wie zwei Anschläge auf ihn bewiesen haben. Seine erste Information führt die Polizei zu einem Albaner, der mit Waffen handelt. Doch in der Zwischenzeit wurden bei weiteren Explosionen mehrere Menschen getötet. Der oder die Attentäter hatten der Polizei eine Falle gestellt und der Anruf von einem Handy, in dem eine islamistische Terrorgruppe die Verantwortung für den Anschlag auf das Cafe übernahm, führte die Plozisten zu einer Wohnung, in der weitere Sprengsätze vorbereitet waren, die bei deren Eintreffen explodierten. Andernorts in London ist Richard Jones dabei, eine Gangsterbande zu infiltrieren und muss dabei einen Test in Form eines Überfalls auf einen Drogendealer bestehen, der gerade mit seiner Truppe das Geld aus den verschiedenen über die Stadt verteilten Crackhäusern abholt. Eigentlich sollte alles ohne Krawall vonstatten gehen, doch da sie den Fünf-Mann-Job nur zu zweit angehen, kommt es zu einer kritischen Situation, die dann auch den Dealer sein nutzloses Leben kostet. Der besagte Albaner aber, hinter dem Boyd und Bolt her sind, erweist sich als cleverer als erwartet, zumal ihm Boyd mit ihrer Eigensinnigkeit auch noch in die Hände spielt. sie verhaften ihn zwar, haben aber vorerst nicht viel in Händen, um ihn länger festhalten zu können.

      Die große Kunst der Literatur sollte man von Simon Kernick jetzt nicht erwarte, dafür aber kann man sich wie gewohnt auf einen feinen Thriller voller Action freuen. "Bedrohung" hat unerwartet auch noch einen Bezug auf "Das Ultimatum", den Vorgänger. Es entfaltet sich ein perfider Plan, der so nach und nach in die Tat umgesetzt werden soll. Bis dem geneigten Leser aber diese Erkenntnis näher gebracht wird, lässt Simon Kernick erst einmal die Hunde los. In den meisten Romanen, die sich mit Terroranschlägen befassen, wird nach einem ersten Attentat das nächste dann durch akribische Arbeit und schlaue, beinharte Ermittler verhindert. Nicht so bei Kernick: Einem Anschlag folgen weitere. So ganz nebenbei wird die lasche Gesetzgebung im Königreich ebenso moniert wie die Tatsache, dass man seine Feinde ja selbst ins Land holt. Die eine oder andere rassistische Tendenz oder zumindest Einwandererphobie kann man bei manchen Aussagen durchaus vermuten. Als hätte sich der Autor an Hardlinern wie Clancy und Konsorten orientiert. "Bedrohung" ist schnell, spannend und führt mit Rick Jones einen Charakter ein, der bisher noch nicht aufgetreten ist, während Bolt und Boyd ja in bisher allen seinen Romanen zumindest kleinere Auftritte hatten, wenn er wie bei der Dennis Milne-Trilogie eine andere Figur in den Fokus stellte. Auch Jones ist keine fehlerfreie Heldenfigur, sondern ein enttäuschter Mann, der gebrochen vom Tod diverser Freunde und Kameraden aus dem Krieg gegen den Terror zurückkam und feststellen musste, dass es Regierung wie Bevölkerung völlig egal ist, was mit den Heimkehrern nach ihrem Dienst am Vaterland geschieht. Tina Boyd bleibt die scheinbar unbelehrbare Polizistin mit zuviel Eigensinn und dem Faible für jedes auffindbare Fettnäpfchen. Die Politik wird im Allgemeinen nicht sonderlich positiv dargestellt, wobei manche Vorwürfe auch auf hiesige Compadres und Amigos in den wenig besuchten Sitzungssälen passen würden, egal, wie volksnah sie tun. Dennoch hält sich Simon Kernick nicht übermäßig lange mit Charakterisierungen oder gar Gesellschaftskritik auf (Boyd und Bolt sind dem Kernick gewogenen Leser eh bekannt), sondern drückt bei der Handlung schwer aufs Tempo. Rasant geht es von einem Tatort zum anderen, wechseln die Perspektiven (Undercover-Rick erzählt in der Ich-Version) und die vermeintlichen Motive. Nichts ist im Voraus klar zu erkennen, auch nicht, wer wirklich die Fäden zieht, wer die ganze Aktion für welche Zwecke zu nutzen gedenkt und seine Aktivitäten unbeschadet übersteht. Bis zum Ende des Buches, da so gar nichts von den klischeehaften Friede, Freude, Eierkuchen-Werken des sonstigen Mainstreams hat, stapeln sich die Leichen. Sehr unterhaltsam, flott, packend und mit einem Ende, das nich kein Abschluss ist. Der fiese Plan ist noch nicht vollständig ausgeführt. Ob die Geschichte nun im nächsten Kernick "Treibjagd" weitergeführt wird oder erst in späteren Veröffentlichungen weiß ich nicht zu sagen. Ach ja, es ist NICHT zwingend notwendig "Das Ultimatum" vorher gelesen zu haben, aber aus zwei Gründen wäre es wohl angebracht: a) es ist ebenfalls ein richtiger Page turner und b) erfährt man dort so einige Details über den Insassen William Garrett. Zusätzlich gibt es noch eine Kurzgeschichte, die ganz nett ist. Zusammen rund 475 Seiten.

      Und mal ne andere Rezi.
      http://blog.buch-stangl.de/die-bedrohung/


      jerry garcia

      • Gast


      Craig Russell. Chicago war gestern. Der Krieg ist vorbei. Doch in Glasgow hat die Schlacht gerade erst begonnen. Drei Gangsterbosse haben die Stadt unter sich aufgeteilt. Tam McGahern, ein aufstrebender Rivale, wird auf offener Straße erschossen. Sein Bruder Frankie will Privatdetektiv Lennox anheuern, um den Mord aufzuklären. Doch der ist dafür viel zu gerissen. Einen Tag später ist Frankie tot. Die Polizei versucht Lennox den Mord anzuhängen. Um seine Haut zu retten, muss Lennox sich mit Leuten einlassen, die tödlicher sind, als alle Gangster von Glasgow.

      Nachdem Tam McGahern hinterrücks mit einer Schrotflinte erledigt wurde, will sein Bruder Frankie, dass Lennox, der dafür bekannt ist, auch Aufträge eher zwielichtiger Natur zu übernehmen, ohne endgültig den lauteren Pfad der Rechtschaffenheit zu verlassen, die Sache aufklärt. Zu Frankies Leidwesen hat er a) nicht höflich genug "gefragt" und hatte b) Lennox eh keine Lust, für ihn zu arbeiten, da er sich dann mit den sogenannten "Drei Königen" (Murphy, Cohen und Sneddon), die Glasgow in drei Reviere aufgeteilt haben, überworfen hätte. Als Frankie ob der Ablehnung pampig wird, bekommt er von Lennox kurzerhand was aufs Maul, was in der Halbwelt von Glasgow 1953 durchaus noch eine freundliche Art der Unterhaltung ist. Weniger nett ist dann aber, dass Lennox am nächsten Tag von den Bullen verhaftet und durch die Mangel gedreht wird. Man hat Frankie mit zermatschter Birne tot aufgefunden. Aufgrund einer Zeugenaussage kann er aber entlastet werden und kommt frei. Jetzt will er wissen, was gespielt wird und beginnt zu ermitteln. Sein erster Gedanke, dass er nacheinander mit den drei Bossen spricht, wird für ihn zu einem Auftrag. Gleich der erste Obermotz engagiert ihn und überreicht ihm einen Vorschuss, um genau das zu tun, was Lennox eigentlich schon aus eigenem Antrieb erledigen wollte. Nebenbei übernimmt er auch noch einen Fall, der sozusagen aus rechtschaffener Ecke kommt, damit er auch legale Abrechnungen an das Finanzamt weitergeben kann. Je länger die Ermittlungen dauern, umso verzwickter wird die gesamte Geschichte und es hängen weitaus mehr Personen mit drin, als je vermutet.

      Lennox ist ein Kanadier, der nach dem Krieg, in dem er als Captain der Alliertenarmee in Italien und Deutschland diente in Glasgow hängengeblieben ist. Einem Glasgow, das den Beschreibungen eines Gordon Ferris ähnelt mit all seinem Schmutz, soziale Ungerechtigkeit, Rassismus und religiösen Auseinandersetzungen. Selbst damals herrschte schon die große Rivalität zwischen den katholischen Celtics und den protestantischen Rangers, was sich schon seit Jahren durch die gesamte Gesellschaft zog und natürlich auch vor den Gangsterbossen nicht halt machte. Russell skizziert eine Stadt der Gewalt und Korruption, in der jeder die Hand aufhält. Sein Lennox ist einer dieser Hardboiled-Detective, die Marlowesche Züge aufweisen, nicht um einen trockenen Spruch verlegen sind und zuschlagen, wenn es sein muss. Im Fall Lennox kommt noch ein Teil Rachsucht dazu. Craig Russell hat die Story mit einigen Wendungen versehen, lässt seinen Protagonisten mehr ertragen, als es ein Sylvester Stallone je musste und spinnt eine spannende Geschichte, die sich immer weiter zu einer internationalen Angelegenheit ausweitet, die selbst die Möglichkeiten der drei Bosse von Glasgow in den Schatten stellt. Für sein Buch hat sich der Autor diverser Ansätze aus schon vorhandenen Werken bedient und erzählt auch im Grunde nicht viel Neues, wenn ein tougher Einzelgänger, der auch der Schwarzen Serie entsprungen sien könnte in düsterer Atmosphäre mit schwarzem Humoir, der aber nicht immer zündet, und einer guten (aber irgendwie nicht ausreichenden) Portion Coolness und der einiges einstecken kann, seinen durchaus komplexen Fall löst. Wie schon bei seinem deutschen Protagonisten Jan Fabel in den Hamburg-Thrillern gelingt dem Schotten ein guter, aber kein überragender Kriminalroman. Rund 380 Seiten. 
      « Letzte Änderung: 19. Juli 2014, 11:40:53 von jerry garcia »


      jerry garcia

      • Gast


      Howard Gordon. Gideon Davis war Peacemaker in Konflikten rund um den Globus. Seinen friedensstiftenden Job musste er jedoch aufgeben, als er sich für seinen in Ungnade gefallenen Bruder einsetzte. Nun führt Gideon ein unauffälliges Leben als Dozent und plant gerade seine Hochzeit, als er von einem Terroranschlag erfährt, der die gesamte Führungsschicht der USA auslöschen soll. Doch das FBI glaubt seinen Warnungen nicht, und Gideon macht sich im Alleingang auf die Jagd nach den Verschwörern. Nur sein Bruder hilft ihm dabei - und so sind die beiden ganz auf sich gestellt, um den schlimmsten Anschlag in der Geschichte der USA zu verhindern.

      Gideon Davis hat sich mittlerweile mit seinem Zwangsruhestand abgefunden und arbeitet als Dozent und Lehrer. Zudem hat er sich entschlossen, Kate, die er auf der Bohrinsel in "Peacemaker" kennenlernte, zu ehelichen. Als er gerade auf dem Nachhauseweg ist, wird er von einem Fremden angesprochen, der sich als vom äußeren Anschein her eher als drogensüchtiger Penner zu erweisen scheint. Ein Irrtum, dem Davis da erlegen ist. Drogensüchtig ja, aber nicht unzuverlässig und schon gar kein Penner. Der Mann erzählt ihm eine Story, die sich als glaubwürdig erweist. Für den Dienst an seinem Land und die vollständigen Informationen erwartet der Typ 100.000 Dollar. Davis geht zum FBI, wo er noch eine alte Bekannte namens Nancy hat, die ihn ihrem Vorgesetzten vostellt. Der will alles schnell abwürgen, gestattet Nancy aber, sich zusammen mit Davis mit dem Informanten zu treffen, doch der erscheint nicht, sodass der Vorgesetzte die Bedrohung des Präsidenten und aller Senatoren nicht weiter verfolgen will. Gideon hat jetzt aber Blut geleckt und macht sich daran, die sache in die eigene Hand zu nehmen. Die Miliz, die an der Aktion beteiligt sein soll, aber einen Hintermann und Planer hat, wohnt und trainiert in der Nähe von Tillmans Behausung und hat den Bruder von Gideon schon mehrfach angesprochen, ob er nicht bei ihnen einsteigen will. Die Chance kann man nicht ungenutzt lassen und Tillman willigt trotz seiner verständlichen Abneigung gegen die Regierung ein. Die Zeit bis zu dem angekündigten Anschlag verstreicht, der Informant ist mittlerweile tot und die Infiltration des Lagers bringt noch weitere Schwierigkeiten mit sich.

      Ich wollte zwischendurch mal seichte und schnelle Kost und die hab ich bekommen - im Übermaß. Man soll halt vorsichtig sein, was man sich wünscht. War der Vorgänger noch okay und hatte zügige Action zu bieten, ist das hier nur noch ein Jack Bauer auf Beruhigungsmitteln. Zwar springt auch Gideon, wenn seine Nation ihn braucht, aber das wird dann doch eher nur ein kleiner Hüpfer im Sandkasten. Davis ist eher ein Glücksbärchi mit einem rund um zufriedenen Leben ohne die Schwierigkeiten des anderen Helden unter Howard Gordons Fittichen. Was der Produzent der Serie "24" hier anbietet ist mager - sehr mager. Die Konfliktparteien sind fein säuberlich getrennt, die Charakterisierung der Figuren ist kischeehaft (dumme Hinterwäldlermilizionäre mit kaputten Zähnen, fieser Vorgesetzter, irrer Killer usw.) bis zum"Geht-nicht-mehr". Die Story geht zwar gradlinig voran, aber auch völlig uninspiriert,ohne Umwege, ohne Überraschungen, ohne Komplikationen. Die Spannung ist schnell weg, sobald man sich ins Geschehen eingelesen hat und weiß, wo der Hase langläuft - und das passiert schon auf den ersten knapp sechzig Seiten oder so. Ab da verfolgt man nur noch die nette Hatz des Gideon Davis nach den bösen Buben. "Payday" ist nicht mehr als ein aufgeblähter Heftroman, der sich qualitativ und storytechnisch so gar nicht auch nur ansatzweise in die Nähe von guten Terrorismusthrillern bekannter Autoren begibt. Was Terry Hayes mit seinem "Faceless" zu viel rumgelabert hat, ist bei Howard Gordons "Payday" genau das Gegenteil. Billige Geschichte mit schablonenhaften Figuren und auch noch recht lauer Handlung. Die Action ist ebenfalls dünn gesät und das Ende mit einem derartig dicken Zuckerguss versehen, dass es einem schon über aufstoßen kann. Alle haben sich lieb, die Bösen und die Kritiker sind tot und wenn sie nicht gestorben sind..... Es gibt Stand heute noch einen dritten Roman um Gideon Davis, aber ob ich mir den kaufe, wenn er in deutscher Übersetzung kommen sollte, ist eher fraglich. War dann doch ziemlich enttäuschend. Positiv kann man höchstens bewerten, dass es eine völlig unangestrengte, simple Strandlektüre für den Urlaub ist, auf die man sich beim besten Willen nicht zu konzentrieren braucht. Rund 345 Seiten.


      jerry garcia

      • Gast


      Robison Wells. Du hast dir ein besseres Leben gewünscht. Doch wo du jetzt landest, ist es schlimmer als je zuvor. Gefangen in einem Internat. Kein Entkommen. Niemals. Aber du bist entschlossen zu fliehen. Doch du kannst keinem trauen. Nur dir selbst.

      Benson Fisher wurde von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht und blieb nirgends lange genug, um Freunde zu finden. Irgendwann sah er die Chance sich auf ein Stipendium einer elitären Privatschule zu bewerben. Also schmiß er dem letzten Pflegevater den unbezahlten Tankstellenjob vor die Füße, was in Bensons Falle hieß, dass er die Tanke einfach nicht aufgemacht und und vor Dienstbeginn kommentarlos verschwunden ist. Viel Spaß Pflegepapi, hehe. In einer Limousine wird er zu seinem neuen Wirkungsfeld kutschiert und muss schon bald feststellen, dass hier ganz schöne Sicherheitsmaßnahmen herrschen. Erst kommen sie an einem hohen Zaun mit Stacheldrahtkrone vorbei und eine halbe Meile später an einer steilen Mauer, deren Umgebung ca. vier Meter auf jeder Seite von jeglichem Bewuchs befreit ist. Seltsam auch, dass er auf dem Hof keine Kids oder Schüler bzw. Lehrer sieht. Nur im Gebäude an einigen Fenstern scheinen welche zu winken und rufend herumzualbern. Er wird von der immer strahlend lächelnden Becky empfangen, während die Limousine wieder abbfährt. Jetzt ist kein Erwachsener mehr zu sehen. Von Becky erfährt er, dass das auch so bleibt. Nach und nach erkennt er die Strukturen der Schule. Keine Erwachsenen, kein Freigang, sie bleiben in der Schule eingesperrt, die Schüler bekommen über PCs, die keinen Internetzugang haben, ihre Lernaufträge, es gibt keine Telefone, keine Fernseher und er MUSS sich einer der herrschenden Gruppen anschließen und die zu verteilenden Arbeiten verrichten. Die werden nach einem Punktesystem vergeben, bei dem sich die Schüler ihre Punkte durch harte Arbeit, Fleiß, gutes Benehmen, absoluten Gehorsam bei den strikten Regeln ihre Position und auch manche Annehmlichkeiten verdienen können. Die unterschiedlichen Gruppen sind: a) die Society, die kuschen und immer nach den Regeln der Schule leben, b) die Havocs, die das genaue Gegenteil tun und so viel Unruhe stiften, wie es ihnen möglich ist und c) die Variants, die irgendwie zwischen den Stühlen sitzen und für die entscheidet sich Benson. Doch er will sich auch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass er hier nun eingesperrt sein soll, wie in einem Gefängnis oder eine Laborratte. Immer mehr verdichtet sich bei ihm de Verdacht, dass sie hier nur einem Experiment dienen und er will abhauen. Wirklich ernst wird es ihm mit dem Wunsch allerdings, als er eine schreckliche Entdeckung macht.   

      "Du kannst keinem trauen" (Original"Variant") beginnt eigentlich ähnlich wie "Die Auserählten 1 - Im Labyrinth". Ein Jugendlicher wird mit einer Situation konfrontiert, über die er gar nichts wissen kann und muss mit einer fremden Gemeinschaft zurechtkommen. Auch hier wird der Leser mit dem Protagonisten auf dem gleichen Wissensstand ins Geschehen katapultiert. Unwissenheit erzeugt Spannung (Und ich weiß jetzt, warum mein Leben so spannend ist: Keine Ahnung von gar nix). Dass Benson Fisher ein eher unbequemer, weil komplizierter, denkender und starrsinniger Charakter ist, erfährt man schon zu Beginn, wenn die Vorstellung vorbei ist. Er kommt dem Leser in manchen Situationen vor, wie der berühmte Fremde, der in eine ihm unbekannte Stadt kommt und dort aufräumt, bevor er wieder verschwindet. Benson ist clever, versucht, eine Fluchtbewegung zu organisieren, stößt aber auf Widerstände. Bei der Gelegenheit kümmert sich der Autor geflissentlich um die Thematik, ob blinder Gehorsam wirklich die beste Lösung sein kann oder ob man seine eigenen Ansichten icht nur äußert, sondern auch wirklich dafür eintritt. Erfreulicherweise bedient er sich kaum an den bekannten High School-Klischees, bindet sie schlimmstenfalls oberflächlich ein und lässt dafür von Seite zu Seite die Spannung ihr Steigerungspotential entfalten. Nachdem einige Konflikte teils recht handgreiflich ausgetragen wurden, bei denen sich auch die Gruppendynamik veränderte, bietet Robison Wells dann eine Wendung auf, die überraschen soll und für ein Jugendbuch auch sicherlich gut funktioniert, aber da er sich leider auch bei einigen bekannten Versatzstücken aus Buch und TV bedient hat, konnte zumindest ich das Ereignis bald benennen, bevor es für die handelnden Personen und den Leser offensichtlich wurde. Nach diesem Schock für die Schüler, bilden sich zwei Gruppen - die eine will bleiben und es aussitzen, da sie, die sie ja alle nichts besseres kannten, es an der Maxlight trotz aller Regeln und gespenstischer Vorfälle noch recht gut hatten und die andere, die unbedingt fliehen will. Dennoch macht sich der größere Teil auf den Weg, die Hindernisse Richtung Freiheit zu überwinden, ohne wirklich zu ahnen, dass sich unter ihnen doch noch eine unbekannte Anzahl einer weiteren Partei befindet. Hier setzt Robison Wells dann auch auf einige Actionsprenksel, die aber nie so richtig brutal sind. Und er lässt das Buch mit einem fetten Cliffhanger enden. Dass im Anschluss noch zwei Kapitel des Nachfolgers stehen, sollte man sich möglichst verkneifen zu lesen. Verdirbt die Vorfreude. Ein ordentliches Jugendbuch mit einem geeigneten Thema. Aber in die Nähe der Qualität eines Charlie Higson reicht das Buch nicht. Rund 465 Seiten.


      jerry garcia

      • Gast


      Ilkka Remes. Am 6. Dezember, dem finnischen Unabhängigkeitstag, dringen schwerbewaffnete Männer in den Präsidentenpalast ein und bringen die gesamte Elite des Landes in ihre Gewalt.

      Die beiden Serben Vasa und Radovan versuchen ihren als Kriegsverbrecher verurteilten Vater aus einem finnischen Gefängnis zu befreien. Sie entführen die Frau eines Wärters und können so ihren Erzeuger aus dem Knast holen. Doch die Flucht läuft nicht so simpel wie geplant. Vasa, der sich bisher nur mit einigen Überfällen auf Geldtransporter in seiner neuen Heimat Schweden einen "Namen" gemacht hat, glaubte, in Finnland würde alles ähnlich leicht ablaufen wie im Nachbarland. Deshalb hat er sogar seine dortigen Komplizen gar nicht erst mitgenommen und alles allein mit seinem Bruder Radovan zu stemmen versucht. Doch sie werden gestoppt, Radovan erschossen, die Geisel befreit, Vasa kann flüchten und sein Vater, der auch noch Probleme mit dem Herzen hat, wird gefangen genommen. Zurück in Schweden entwickelt er einen neuen Plan, um nicht nur seinen Vater zu befreien, sondern auch Rache an den Finnen zu nehmen, die sich im Kosovo-Konflikt im ehemaligen Jugoslawien und dem Balkankrieg auf die Seite der Nato gestellt hatten. Seiner Meinung nach hatten die Finnen dort nichts verloren. Was gehen andere Nationen die internen Streitigkeiten eines souveränen Staates an. Vasa und seine fünf Freunde bewaffnen sich über einen Mittelsmann und finanzieren dies mit dem Geld aus den vorangegangenen Überfällen. Zwar werden Vasa und auch seine Schwester in Schweden durch die ihnen nachgereist finnische Kommissarin Johanna Vahtera befragt, aber die kann nichts in Erfahrung bringen, wobei Mila, die Schwester tatsächlich nichts weiß. Am 6.12., dem finnischen Umnabhängigkeitstag, dringen tatsächlich vier schwer bewaffnete Serben in den Präsidentenpalast ein und nehmen über hundert Geiseln. Da zwei von ihnen zuvor schon von der Polizei angehalten und einkassiert wurden, pressen sie zuerst diese frei und lassen dann auch noch eine Helferin holen, die aus der Ferne die Aktion beobachtet und sie mit Informationen versorgt hat. Timo Nortamo, der sich in Brüssel aufhält, muss nun nach Finnland, um die Situation in den Griff zu bekommen, da sie mittlerweile auch immer internationaler wird. Da wird statt Geld ein Rohstoff verlangt, der zur Herstellung von Tamiflu für die vor dem Ausbruch stehende Vogelgrippe dient. Die Firma sitzt in der Schweiz, der Rohstoff kommt aus China. Und die Gangster verlangen und erhalten ein Flugzeug, das sie Richtung Russland bringen soll. Zuvor lassen sie aber einen großen Teil der Geiseln frei. Mit an Bord auch Johanna Vahtera sowie der aus der Haft gepresste Vater.

      Illka Remes ist bekannt für seine temporeichen Page Turner, was auch dieser Roman aus dem Jahr 2006 unter Beweis stellt. Hier und da haben sich zwar einige Unsinnigkeiten eingeschlichen, die besonders zu Beginn des Buchs bei korrekter Arbeit der Polizei - und somit des Autors - aber zu einem frühzeitigen Ende geführt hätten. Die Geiselnahme an sich ist im Großen und Ganzen eine recht simple Angelegenheit, die lange keine Überraschungen verspricht. Alles läuft ab, wie man es aus vielen derartiger Werke kennt. Die Beteiligung der Serben aber nutzt Ilkka Remes, um einmal einen anderen Blick auf den Balkankrieg zu werfen. Er skizziert die Gemütslage der Serben, die aufgrund ihres Amokläufers Milosevic plötzlich als die alleinigen Volksmörder dastanden. Die Berichterstattung wurde einseitig, Fotos, die einen Eindruck von Konzentrationslagern in Serbien erzeugen sollten, waren ein Fake, da der Fotograf innerhalb eines umzäunten zerstörten Bahnofsgeländes stand, während die vom Krieg gebeutelten Menschen entlang des Zaunes hoffnungslos auf der Suche nach Nahrung oder einem sicheren Ort entlangschlurften. Es wird die Diskussion entfacht, ob Finnland der EU damals schon wirklich nur hörig war und aus Angst vor den Russen noch nicht der NATO beitrat, sondern nur Hilfe anbot. Ilkka Remes beleuchtet nach und nach die Schrecken des Balkan-Krieges und lässt die Frage offen, warum denn nun wirklich nur die Serben als die alleinigen Übeltäter ausgemacht wurden und nicht die als ebenfalls sehr brutal vorgehenden muslimischen Kosovo-Albaner? Anhand der Geschichte erfährt man, dass Serbien schon seit jeher den Westen gegen die Türken oder andere Moslems verteidigt hat, die in früheren Jahren in Europa einfallen wollten, um ihren Glauben zu verbreiten. Ist es der neuen Welle der politischen Correctness geschuldet, dass man nun lieber die eigenen Leute beschuldigt und sich von den sogenannten Minderheiten und Andersgläubigen alles gefallen lässt und die dann auch noch für ihre aggressive Art in jeder Lebenslage betütelt werden? Eine Antwort darauf gibt es im Buch nicht. Zum Ende hin bekommt man dan auch die Wendungen zu lesen, die man von Romanen neueren Datums gewohnt ist. Stilsicher, prägnant und präzise, mit guter Recherche, durchaus auch emotional ist "Die Geiseln" ein guter und gelungener Ilkka Remes, der aber von seinen späteren Werken immer wieder getoppt werden konnte. Der Autor wurde halt von Jahr zu Jahr einfach immer besser. zugestehen kann man ihm aber auch ohne schlechtes Gewissen, dass er mit den internationalen Top-Autoren im Thrillerbereich jederzeit mithalten kann und auch oftmals brisante und wirklichkeitsnahe Themen aufgreift und mit kritischen Anmerkungen nicht hinterm Berg hält, auch wenn er die Situationen und Probleme letztendlich nicht abschließend bewertet. Eine weitere Empfehlung. Ein Tipp: vielleicht als Ersteinsteiger auch mit den früheren Werken von ihm beginnen, sodass man der kontinuierlichen  Steigerung des Autors auch folgen kann. Wer mit dem zuletzt erschienenen "Schockwelle" beginnt, wird hier die Unterschiede dann doch zu sehr bemerken. Rund 465 Seiten.

      Das wird jetzt vorübergehend mein letzter Eintrag, da ich selbst einen Schreibauftrag bekommen habe. Bis dahin bediene ich nur den Blog. Also genießt die Ruhe.


      jerry garcia

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      Joe Haldeman. Jack Delay, ehemaliger Scharfschütze der US-Armee, erhält eine sonderbare Lieferung: Im Paket sind ein Scharfschützengewehr samt Munition und ein paar Tausend Dollar in bar als Anzahlung. Der anonyme Absender verspricht noch mehr Geld. Delay soll dafür einen Mann töten. Was Delay zunächst für einen skurrilen Scherz hält, wird schnell bitterer Ernst. Bald wird Jack selbst zur Zielscheibe und muss sich entscheiden. Eine atemlose Hetzjagd auf Leben und Tod beginnt.

      Nach seinem Ausscheiden aus der Armee aufgrund einer Verletzung schlägt sich Jack Delay mit seiner Invalidenrente durch, die anscheinend hoch genug ist, um ihm ein geregeltes Leben zu ermöglichen. Doch ihm steht der Sinn nach ausgefüllter Zeit, er will aktiv sein, etwas tun. So verlegt er sich aufs Schreiben von Romanen. Zu seinem Leidwesen kommen die nicht wirklich gut an, sodass die Kontaktaufnahme eines Hollywoodmagnaten ihm wie ein Wunder erscheint. Der will nämlich, dass Jack ihm ein Buch zu einem noch zu drehenden Film schreibt. Einen ordentlichen Vorschuss gibt es obendrein. Seine Freundin Kit ist ebenso angetan, aber die hat dann doch ein Problem mit der Thematik des neuen Kunstwerkes, geht es doch um einen Serienkiller, der sich wie ein Einzelgänger im Wald sein Domizil errichtet hat und der Jagd auf Menschen macht. Für ihn sind sie Nahrung. doch bald hat sie andere Probleme, denn als Jack vor der Haustür das Paket mit dem Gewehr, dem Geld und den Anweisungen findet, wird ihr ganz blümerant. Jack soll einen Auftragsmord begehen. Das kommt gar nicht in die Tüte. Jacks Versuch die Behörden zu kontaktieren scheitert. Was nun? Gemeinsam mit Kit abhauen. Und das mit Fahrrädern. Die haben keine Nummernschilder. Und Bargeld. Für die Amerikaner sind Barzahler an sich schon suspekt, also muss man sich schon in kleineren Ortschaften, in denen es vor Geschäften und Motels mit finanziellen Nöten nur so wimmelt, vorübergehend ausruhen. Doch egal, wie er es anstellt, seine Gegner bleiben ihm immer auf der Spur, drohen gar Kit zu foltern, wenn er seinen Auftrag, von dem er noch nicht einmal weiß, WEM der überhaupt gilt, nicht ausführt.

      Cover und Inhaltsangabe haben mich zum Kauf dieses Buches verleitet. Seitenzahl und dieser Anschlagsplan ließen mich eine Art Stephen Hunter light vermuten/erhoffen. Das mit Stephen Hunter hattte ich schnell gestrichen. Schon  nach wenigen seiten war klar, dass Joe Haldeman (Für mich eine Erstbegegnung, aber anscheinend für sein Werk "Der ewige Krieg" bekannt und berühmt.) nicht einmal in die Nähe der Qualität von Stephen Hunter kommt. Und der Roman im Roman um einen Ausserirdischen, der sich Menschen munden lässt, ist auch nur im Ansatz zu ertragen. Was man daraus hätte machen können!!? "Tödlicher Auftrag" ist eine unmotivierte und blasse Hatz durch altbekannte und zumeist schon besser gelesene Stereotype, in der neben den Figuren auch die Story flach bleibt wie ein Brett. Action, Spannung, Verschwörung - Mummenschanz. Und dann erst die Auflösung: Schlimmer als in einem billigen TV-Krimi, sowas von an den Haaren herbeigezogen. Kurz: Fehleinkauf. Jetzt mal zu den Fehlern. Allein schon im Text auf der Umschlagsrückseite präösentiert man dem geneigten Käufer eine neue Massenvernichtungswaffe mit dem "Schar"schützengewehr. Es soll wohl dazu dienen, eine ganze Schar von Gegnern auszulöschen. Dass der fehlende Buchstabe keinem aufgefallen ist? Doch das ist nur der Beginn einer Blamagenserie für Autor (was die Geschichte angeht), Verlag, Lektorat oder Korrektorat, was die hohe Anzahl von Fehlern betrifft, durch die sich der Leser hier quälen muss. Das war mein erstes Buch aus dem Mantikore-Verlag - und auch mein letztes. Zeit- und Geldverschwendung auf rund 320 Seiten. Ich find sicher jemanden, den ich nicht leiden kann, um ihm das dann zum Geburtstag zu schenken.


      jerry garcia

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      Ulrich Hefner. USA, Frühjahr 2004: Monsterhurrikans und Flutwellen biblischen Ausmaßes verwüsten die Küsten, Millionen Menschen fürchten um ihr Leben. Ist eine weltweite Klimakatastrophe die Ursache? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Während die Wissenschaftler Brian und Suzannah dies herauszufinden versuchen, ahnen sie nicht, dass sie dabei auch ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. Denn sie sind einem hochgeheimen Experiment auf der Spur, das die ganze Menschheut bedroht.

      Alles beginnt eigentlich recht harmlos. In der Nähe von Socorro, New Mexiko, läuft einem Trucker fast eine seltsame Frau vor den Wagen. Er kann noch bremsen und sie bleibt unverletzt. Die Frau ist nur in einen Pyjama gehüllt. Kurze Zeit später taucht ein schwarzer SUV auf, dessen Fahrer sich als Regierungsangestllte ausgeben, denen diese Frau aus einem Hochsicherheitstrakt einer Irrenanstalt entwichen sein soll. Tage später findet der Sheriff des County eine unbekannte Leiche, die ähnlich bekleidet ist. Noch kann er sich keinen Reim darauf machen, da die unbekannten Abholer der frau ihn nicht informiert haben und der Trucker mit seiner Ladung weitergefahren ist. Im tiefen Urwald von Venezuela will Brian Saint-Claire eine Schamanin aufsuchen, die mit ihrem Stamm weitab jeder Zivilisation wohnt und angeblich so etwas wie das Zweite Gesicht haben soll. Währenddessen brauen sich vor den Küsten der USA und Mexikos immer stäkrere Stürme zusammen und eines der Wetterflugzeuge stürzt in einem merkwürdigen Wetter ab, während der Pilot, dessen Cockpitvoicerecorder später gefunden wird, etwas von einem roten Gebilde innerhalb der Wolken voller Angst murmelt, bevor die Verbindung endgültig abreisst. Doch das ist erst der Anfang. Beim Rückflug zur Erde wird die Raumfähre Discovery von einer riesigen Wolkenformation mit einem roten Kern eingehüllt, den nur einer der drei Piloten an Bord sehen kann, da die anderen beiden das Ereigniss komplett verpennen. Nachdem sie eine schwierige Notlandung hingekriegt haben, wird der wache Pilot befragt, während seine beiden Kollegen in ein Koma gefallen sind und wilde Albträume zu haben scheinen, aber nicht erwachen. Um eine Klärung der unterschiedlichen Phänomene herbeizuführen, werden diverse Wissenschaftler mit den verschiedensten Fachgebieten hinzugezogen, zur absoluten Verschwiegenheit verdonnert und an die Arbeit geschickt. Auch andernorts geschehen weitere Merkwürdigkeiten. In Venedig weint eine Madonnastatue blutige Tränen und der Priester, der die Kirche während der Besuchszeit beaufsichtig, warnt Europas und die USA vor gefährlichen Katastrophen durch das Wetter. Und siehe da: schon bald wird vor allem die USA von schlimmsten Hurrikans und Tornados heimgesucht, schlimmer als je gemessen. Und in der geheimen Klinik, in der die Ärzte und Forscher um das Leben der komatösen Astronauten kämpfen, geschehen bald die merkwürdigsten Dinge und ein Forscher kommt dabei ums Leben. Auch in Socorro geht das Leben nicht den gewohnten Gang. Der Sheriff muss bald noch den Mord an einem alten, eigentlich ständig betrunkenen Indianer aufklären, der weit außerhalb der Stadt wohnt.

      "Die dritte Ebene" schwingt sich mit Vehemenz in den Sattel der "Globale-Erwärmung"-Vorbeter und die neue Welle der Schätzingprofiteure. Was dereins für Dan Brown galt, der den Kirchenthrillern völlig neuen Drive gab und die Welt mit Dutzenden von Autoren, die sich auf seine Erfolgsspuren begaben, bereichert hat. Ulrich Hefner scheint sich da eher an den wissenschaftlichen Ergüssen eines Frank Schätzing im Öko-Bereich austoben zu wollen. Die Figurenzeichnung gelingt ihm nicht immer bzw. hat mir nicht zugesagt. Sein Protagonist Saint-Claire ist anfangs ein ziemlicher Egomane, wirkt unsympathisch und man kann sich erst mit der Zeit und nach dem Ablegen gewisser Eigenschaften an ihn gewöhnen. Suzannah Shane ist eher die nette Person von nebenan, aber blieb mir ziemlich egal. Wirklich sympathisch waren eigentlich der Sheriff in Socorro und seine Truppe. Die wurden auch am Beginn des Buches schnell eingeführt, wobei das mit allen Personen im ersten Viertel des Werkes recht zügig in kurzen, schnell wechselnden Kapitlen vonstatten ging. Und in der gleichen Art steigerte sich auch das Tempo der Geschichte. Man sprang fast von einer Katastrophe zur nächsten, fast immer nur in den USA stattfindend und mit diversen unschlüssigen Erklärungen zur Globalen Erwärmung. Ja, der Teil wirkt genau, wie aus einem Prospekt der Regierungen abgeschrieben, wie gefährlich das doch ist, wieviel man als Bürger tun könne, indem man für alles immer teurer bezahlen müsste, sei es nun Energie, Wasser, Dämmung. Immer nur wird von den Menschen geredet, nie von der Industrie, die geschützt von den Politikern, die Umwelt belasten können wie sie wollen. Das Roden der Wälder und Urwälder wird derart am Rande eingeflochten, dass es schnell vergessen geht. Dass Bares vor Umweltschutz geht, dass Lobbyismus eine Art Bestechung legaler Art ist, die dafür sorgt, dass die Bosse des großen Kapitals weiter Raubbau betreiben dürfen - ach, woher denn, muss man nicht drüber schreiben, ist ja nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Dafür den Leser mit hanebüchenen Theorien zu parapsychologischen Phänomenen ablenken. Und spätestens zur Hälfte des Romans, weiß der geneigte Vielleser nicht nur, wo der Hase hinläuft, er weiß sogar schon, wo er sich versteckt. Ab dem Zeitpunkt interessiert man sich nur noch dafür, wie der Fall dann gelöst wird. Irgendwie unerwartet hoch, ist der Verlust einiger Figuren, die man auf der Seite der Kämpfer für das Gute wähnte. Also da hat sich Ulrich Hefner dann doch nicht zurückgenommen. Er schreibt jetzt keine brutalen Härten , aber die eine oder andere fast liebgewonnene Figur muss ihr Leben lassen, recht viele für einen Roman. Und er zerlegt New Orleans noch mal in Schutt, Asche und unter Wasser. Noch mehr als im wahren Leben, lässt in den Nachwehen der Katastrophe kein gutes Haar an den Politikern, denen das Leid doch egal ist., solange sie wiede gewählt werden und an der Macht bleiben. Ja, um menschliche Abgründe wird hier kein Bogen geschlagen, aber es sind doch immer wieder die üblichen Verdächtigen. Eigentlich passiert in "Die dritte Ebene" fast ständig etwas, und wenn es nur Eifersüchteleien unter Wissenschaftlern sind, dennoch wirkt es an mancher Stelle etwas zäh, was den Lesefluss dann hemmt. Und das letzte Drittel war mir etwas zu vogelwild und weit hergeholt. Da ging mir das Öko-Manifest zu weit, der Esoterik-Quark wurde zu sehr als der Weisheit letzter Schluss verkauft und der Liebesschmacht zum Ende hin, wo sie alle, die überlebt haben, glücklich ihre neuen Partnerschaften in Angriff nehmen können, wo sie doch zu Beginn der abenteuerlichen Reise alle mit ihrem Pech beim anderen Geschlecht haderten, war dann doch zuviel des Guten. Hätte er lieber den Überfall auf die Ranch etwas ausführlicher geschildert.. Ja, da ging dann der Glücksstern auf und freute sich, dass so einige Klischees doch noch erfüllt wurden. Müsste ich jetzt Punkte vergeben, wären es so 5 oder 6, mehr ist nicht drin für die 730 Seiten lange Schwarte.


      jerry garcia

      • Gast


      Craig Russell. Mein Name ist Lennox. Ich bin Privatdetektiv. Zu meinen Auftraggebern gehört leider auch der Abschaum Glasgows. Bis gestern war meine Welt noch in Ordnung, aber jetzt will mir einer einen Mord anhängen. Offenbar hatte sich das Opfer mit dem miesesten Gangsterboss Glasgows eingelassen. Ein Typ, dem ich lieber nicht in die Quere käme. Dummerweise muss ich jetzt genau das tun.

      Lennox wird von Sneddon, einem der Drei Könige von Glasgow, angeheuert. Er soll herausfinden, wer den Boxer Kircaldy mit irgendwelchen kleinen umwickelten Kästchen, die vor dessen tür abgelegt werden, aus dem Konzept bringen will oder gar bedroht. Und neben seinem Job für einen der drei Bosse der Unterwelt Glasgows bekommt Lennox auch noch einen regulären Auftrag. Er soll den verschollenen Bruder einer bekannten Sängerin namens Gainsborough finden. Und als wäre das nicht genug, wird auch noch ein Buchmacher, der ausgerechnet der Vater von Lennox Teilzeitfreundin ist, umgelegt. Bei der Untersuchung der Wohnung von Pollock, dem Bruder der Sängerin, die sich einen Künstlernamen zulegte, stößt Lennox auf einen schmierigen Typen namens Paul. Der versucht ihm ne neue Narbe zu schnitzen, was ihm natürlich nicht gut bekommt. Nachdem geklärt wurde, dass Lennox kein Bulle ist, fragt dieser Paul, ob Lennox von einem Largo käme, weil er diesem Geld schulde. Dann verdrückt sich Paul blitzschnell und Lennox durchsucht weiter die Wohnung, was ihm aber nicht viel bringt. Immer mehr Spieler tauchen in der mittlerweile äußerst undurchsichtigen Geschichte auf. Aus den USA kommt ein FBI-Mann namens Dex Deveraux und dazu ein Franzose mit dem wohlklingenden Namen Alain Barnier, der ein Import-Export-Geschäft sein eigen nennt. Natürlich ist die Bullerei mit ihrem Aushängeschild McNab nicht weit und bald finden sich auch die ersten Leichen.

      Vorab: Der Klappentext ist fürn Arsch. Ein Mix aus dem vom ersten Buch plus einiger vager und neutraler Satzgebilde, die für mich eher bedeuten, dass der Schreiber vom Inhalt des Werkes null Ahnung hatte. Die Figur des Lennox lebt vom Drahtseilakt zwischen den Fronten in einem Glasgow, das in seiner Nachkriegstristesse keine Zukunft bietet und in dem die Kriminalität Hochkonjunktur hat. Der Protagonist ist ein Macho vor dem Herrn, einer der Hard-Boiled-Detektive der guten alten Zeit, mit einer Vorliebe für Damen und Keilereien. Der zweite Lennox ist cool, etwas verzweigt und sicherlich auch spannend. Und nicht immer wird der Richtige für ein Verbrechen bestraft. Hin und wieder soll etwas Humor die düstere Stimmung aufhellen, was aber nicht so recht gelingt, da einige der Sprüche nicht zünden wollen. Aber abgesehen davon, ist das Miserabelste am Buch der Klappentext und vielleicht auch die eine oder andere verkopfte Kritik, die den Lesern, die gefallen an dieser Art Unterhaltung finden, direkt unterstellt, in ihrer Entwicklung und Bildung auf der Stufe der in der Jugend wohl  zu viel konsumierten Schundheftromane stehengeblieben zu sein. Wer so eingebildet daherkommt, sollte sich doch besser um Seinesgleichen bemühen, statt sich in die Untiefen des Proletariats zu begeben. Wer also an den Hard-Boiled-Detektiven seinen Gefallen findet, der ist bei Craig Russell mit seinen Abenteuern um den Kanadier in Schottland gut aufgehoben. Der Rest laufe dann bitte eingebildeten Kritikern hinterher.


      Offline Thomas Covenant

      • Die Großen Alten
          • Show only replies by Thomas Covenant
        Der ewige Krieg von Haldeman ist wirklich schweinisch gut. Unglaublisch clever, verschachtelt und auch ein politisches Manifest.


        jerry garcia

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        Dann ist der "Tödlicher Auftrag" wohl das Gegenstück dazu. Dem fehlt nämlich alles, was du jetzt geschrieben hast.


        jerry garcia

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        Craig Russell. Mein Name ist Lennox. Ich bin Privatdetektiv. Zu meinen Auftraggebern gehört leider auch der Abschaum Glasgows. Bis gestern war meine Welt noch in Ordnung, aber jetzt will mir einer einen Mord anhängen. Offenbar hatte sich das Opfer mit dem miesesten Gangsterboss Glasgows eingelassen. Ein Typ, dem ich lieber nicht in die Quere käme. Dummerweise muss ich jetzt genau das tun.

        Lennox wird von Sneddon, einem der Drei Könige von Glasgow, angeheuert. Er soll herausfinden, wer den Boxer Kircaldy mit irgendwelchen kleinen umwickelten Kästchen, die vor dessen tür abgelegt werden, aus dem Konzept bringen will oder gar bedroht. Und neben seinem Job für einen der drei Bosse der Unterwelt Glasgows bekommt Lennox auch noch einen regulären Auftrag. Er soll den verschollenen Bruder einer bekannten Sängerin namens Gainsborough finden. Und als wäre das nicht genug, wird auch noch ein Buchmacher, der ausgerechnet der Vater von Lennox Teilzeitfreundin ist, umgelegt. Bei der Untersuchung der Wohnung von Pollock, dem Bruder der Sängerin, die sich einen Künstlernamen zulegte, stößt Lennox auf einen schmierigen Typen namens Paul. Der versucht ihm ne neue Narbe zu schnitzen, was ihm natürlich nicht gut bekommt. Nachdem geklärt wurde, dass Lennox kein Bulle ist, fragt dieser Paul, ob Lennox von einem Largo käme, weil er diesem Geld schulde. Dann verdrückt sich Paul blitzschnell und Lennox durchsucht weiter die Wohnung, was ihm aber nicht viel bringt. Immer mehr Spieler tauchen in der mittlerweile äußerst undurchsichtigen Geschichte auf. Aus den USA kommt ein FBI-Mann namens Dex Deveraux und dazu ein Franzose mit dem wohlklingenden Namen Alain Barnier, der ein Import-Export-Geschäft sein eigen nennt. Natürlich ist die Bullerei mit ihrem Aushängeschild McNab nicht weit und bald finden sich auch die ersten Leichen.

        Vorab: Der Klappentext ist fürn Arsch. Ein Mix aus dem vom ersten Buch plus einiger vager und neutraler Satzgebilde, die für mich eher bedeuten, dass der Schreiber vom Inhalt des Werkes null Ahnung hatte. Die Figur des Lennox lebt vom Drahtseilakt zwischen den Fronten in einem Glasgow, das in seiner Nachkriegstristesse keine Zukunft bietet und in dem die Kriminalität Hochkonjunktur hat. Der Protagonist ist ein Macho vor dem Herrn, einer der Hard-Boiled-Detektive der guten alten Zeit, mit einer Vorliebe für Damen und Keilereien. Der zweite Lennox ist cool, etwas verzweigt und sicherlich auch spannend. Und nicht immer wird der Richtige für ein Verbrechen bestraft. Hin und wieder soll etwas Humor die düstere Stimmung aufhellen, was aber nicht so recht gelingt, da einige der Sprüche nicht zünden wollen. Aber abgesehen davon, ist das Miserabelste am Buch der Klappentext und vielleicht auch die eine oder andere verkopfte Kritik, die den Lesern, die gefallen an dieser Art Unterhaltung finden, direkt unterstellt, in ihrer Entwicklung und Bildung auf der Stufe der in der Jugend wohl  zu viel konsumierten Schundheftromane stehengeblieben zu sein. Dennoch: Lennox' Rückkehr ist für Freunde der Schwarzen Serie und Hard-Boiled-Detektiven im traditionellen Gewand beileibe kein Fehleinkauf. Zudem wird der Charakter immer wieder in die zwar vergangenen, aber nicht vergessenen Kriegszeiten zurückgeworfen, wenn er sich mal wieder bewusst wird, dass die Veränderung, die der Krieg vermeintlich für ihn mit sich brachte, vielleicht doch nicht an den gewalttätigen Zeiten lagen, sondern an ihm. Dass das Potenzial zur Gewalt und Wutausbrüchen schon immer in ihm drin war und nur der Krieg es offenlegte. Und jetzt ist es schwer, es wieder loszuwerden. Rund 390 Seiten.


        jerry garcia

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        Craig Russell. Der tiefe, dunkle Schlaf. Die meisten halten ihn auf dem Grund eines Flusses. Erst gestern ist wieder ein Gauner hochgeholt worden - er lag 18 Jahre im Wasser. Jetzt haben mich seine Töchter engagiert. Denn sie erhalten seit 18 Jahren Geld, angeblich von ihrem Vater. Ich soll herausfinden, wer das Geld wirklich schickt. Dazu muss ich bei den Gangsterbossen ein bisschen Staub aufwirbeln. Mein Instinkt schlägt Alarm. Ich mach's trotzdem.

        Da kommen Zwillingsschwestern ins Büro von Lennox. Sie bitten ihn, den Absender von Postsendungen zu suchen, die sie seit 18 Jahren erhalten - jede von ihnen. Jeweils sind 1000 Pfund beigelegt. Sie vermuten, das Geld könnte von ihrem Vater stammen, der angeblich seit 18 Jahren tot sein soll. Nun wollen sie Gewissheit. Zeitlich passt das wunderbar damit zusammen, dass gerade eine ziemlich verknöcherte Leiche aus dem Clyde geborgen wurde, die man anhand eines Zigarettenetuis als die von Joe Strachan, dem Vater der Girls und Gentleman-Verbrecher ohne Skrupel, identifizierte. Strachan war vor seinem Verschwinden an drei spektakulären Raubüberfällen mit perfekter Planung als Mastermind beteiligt und ist wie seine vier Kumpane nach den Hits verschwunden, was sicher auch damit zusammenhing, dass dabei ein Polizist getötet wurde. Und so etwas nehmen seine Kollegen übel und vergessen es nicht. Prompt wird Lennox auch von seinem Bullenintimfeind McNab aufgesucht. Doch statt der erwarteten Bullenpeitsche bekommt er ein Angebot, dass McNab ihn engagieren will. Dieser war an den Ermittlungen damals beteiligt und es nagt noch immer an ihm, dass man den Polizistenmörder nicht finden konnte. McNab hat von den Ermittlungen um die Geldsendungen von Jock Ferguson erfahren, einem Gewährsmann von Lennox bei der Polizei. Jetzt sieht er seine Chance, den Fall zum Abschluss zu bringen - selbst wenn er dabei die Hilfe von Lennox in Anspruch nehmen muss. Zu dieser Aufgabe gesellt sich für Lennox ein weiterer Auftrag - so gut bezahlt, dass  man das Geld tatsächlich am Finanzamt vorbeischleusen muss. Reguläre Einnahmen für die Bücher sind sein Engagement für die Zwillinge sowie sein Job als Geldtransportfahrer. Die gutbezahlte Arbeit dreht sich um einen populären US-Schauspieler, der gerade in Glasgow weilt, um einen Film zu drehen. Er wrid mit Fotos erpresst, die ihn beim Sex mit einem anderen Mann zeigen. Das Problem dabei ist vor allem, dass der andere ein Mitglied der Upper Class ist und nicht in Verlegenheit gebracht werden darf. Wobei er eigentlich nur der Sprößling eines Blaublütigen ist. Doch der Skandal wäre perfekt. Klingt nach leichter Arbeit - Bilder und Negative einsammeln, dem Erpresser auf die Finger hauen und fertig. Aber warum wird das so gut bezahlt? Auf was er sich da eingelassen hat, wird Lennox erst viel später klar.

        Ich weiß nicht, was sich Bastei-Lübbe bei den Klappentexten denkt. Verkaufsfördernd mag ja ganz okay sein, aber immer wieder falsche Infos fällt den Lesern doch auf und irgendwann lässt man Bücher des Verlages halt liegen, weil man ja vermuten muss., dass mehr versprochen als gehalten wird bzw. eine völlig andere Handliung einen erwartet als beworben. Auch hier ist wieder Blödsinn geschrieben worden. Die Töchter wissen nicht, von wem das Geld kommt. Sie wollen es erfahren. Das ist der Auftrag. Sie VERMUTEN bloß, dass er es sein könnte und wollen wissen, ob er vielleicht doch noch lebt. Das Buch selbst ist meines Erachtens eine Steigerung gegenüber den beiden Vorgängern. Zwar sind auch die üblichen Verdächtigen und die Drei Könige wieder am Start, doch der verzwickte Fall, der in die Vergangenheit reicht, Lennox auch mit seinen eigenen dunklen Seiten konfrontiert und der Figur wieder etwas mehr Tiefe verleiht, bleibt spannend bis zum Schluss, auch wenn man sich den einen oder anderen Kniff schon selbst ausmalen kann. Natürlich wird auch die Zeit Mitte der Fünfziger Jahre unter die Lupe genommen, als man immer noch mit den Auswirkungen des Krieges haderte, Standesdünkel vorherrschte, die Bullerei rücksichtslos bis brutal vorging und Homosexualität noch unter Strafe stand. Glasgow ist ein düsteres, verdrecktes, von der Industrie verseuchtes Pflaster, in dem Ausbeutung und Kriminalität Hand in Hand gehen, aber nur die offene Kriminalität bestraft wird (Erinnert irgendwie auch an heutige Zeiten, wenn Politik und Wirtschaft sich gegenseitig den Rücken decken). In dieser Umgebung, von der man beim Lesen wirklich bildlich vor sich hat, wie der Smog und der Schmutz in Glasgow die Welt des Lennox beherrschen und nur Düsternis über die Stadt bringen, versucht der Protagonist, sich von seiner Vergangenheit und den Verbindungen zum organisierten Verbrechen zu lösen, was sich als schwerer herausstellt als geglaubt. Zudem ist Lennox in seinem dritten Auftritt diversen Abenteuern mit unterschiedlichen Aktricen nicht abgeneigt. Erheblich mehr als in den ersten beiden Auftritten zusammen. Die Fälle sind verzwickt bis hin zu etwas verworren, aber auch interessant und flüssig zu lesen, die Gegner rau. Lennox ist wieder cool wie eine Hundeschnauze, hart und auch berechnend, lässt nix anbrennen und Craig Russells Humor kommt diesmal besser zur Geltung als zuvor. Band vier wird ebenfalls eingekauft, sollte er eine deutsche Übersetzung erfahren dürfen. Rund 365 Seiten.


        jerry garcia

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        Robert Littell. Der ehemalige CIA-Agent Martin Odum, der mittlerweile zurückgezogen als Privatdetektiv in Brooklyn arbeitet, ist auf der Suche nach seinem wahren Ich. Längst hat er sich im Labyrinth seiner verschiedenen Identitäten verloren. Da bekommt er einen Auftrag, der ihn mit der Vergangeheit konfrontiert. Wenn er sich erinnert, ist er tot. Wenn er sich nicht erinnert, auch.
        HINWEIS: Wer sich die Spannung für die TV-Serie "Legends" mit Sean Bean, die nach diesem Buch entstand, erhalten will, sollte gar nicht erst weiterlesen.

        Odum wird von einem aus der UDSSR ausgeschleusten Russen und dessen Tochter angeheuert, um Samat zu finden. Dieser hat die andere Tochter des Exil-Russen geheiratet, um mit ihr in Israel zu leben. doch schon kurz darauf hat er sich abgesetzt. Die Frau kann nach dem israelischen Glauben jetzt nicht mehr heiraten, bevor sie eine Get erhielt. Die Einwilligung des Mannes zur Auflösung der Ehe. Diese soll Odum von dem Verschwundenen einholen. Leider stellt er schnell fest, dass sein ehemaliger Arbeitgeber ihn nicht aus den Augen verloren hat. Zudem wollen die Leute vom geheimdienst nicht, dass Samat gefunden wird. Odum erhält eine Warnung, ignoriert sie aber. Er reist nach Israel, um die Spur des Flüchtigen aufzunehmen. Erfährt dort aber nur, dass der Mann anscheinend einem Geschäftspartner über 130 Millionen Dollar geklaut haben soll und erhält das Angebot, ihn für ein Salär von 2 Millionen Dollar ausfindig zu machen. Da er sowieso auf der Suche nach dem Mann ist, kann er ruhig annehmen. Aber die Suche nach dem abgehauenen Ehemann, der die Ehe nie vollzogen hat, wird auch die Suche nach der wahren Identität des Privatdetektivs Odum. Er hat während seiner Zeit beim Geheimdienst derart viele falsche Identitäten (Legenden im Geheimdienstsprech) angenommen, dass er kaum noch weiß, wer er wirklich ist. So führen ihn Hinweise und Suche rund um die Welt und immer wieder gerät er in Gefahrensituationen, die möglichweise mit einer seiner früheren Identitäten zu tun haben. Nach einigeer Zeit stellt sich auch die Frage, wer denn der unwillige Ehegatte denn ist. Ist er tatsächlich bloß ein Menschenfreund, der Medikamente und Prothesen zum Selbstkostenpreis an Kriegsopfer verkauft? Oder ist er etwas viel Schlimmeres?

        Robert Littell nutzt seinen Roman, um die Schachzüge der Geheimdienste zu entlarven, denen nur am Ergebnis gelegen ist und denen dafür das wohl ihrer Agenten umso weniger am Herzen liegt. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr verdichten sich die Zeichen, dass nicht nur die Regierungen und Diktatoren der Welt das Böse in sich tragen. Viel tiefer und weniger sichtbar ist das Schwarze Herz der Spioneagezentren rund um den Globus zu erkennen. "Die kalte Legende" ist aber nicht nur ein Roman um die menschenverachtenden Aktivitäten der Geheimdienste. Er führt durch ein Jahrzehnt, das durch Zeitsprünge innerhalb der Handlung unter unterschiedlichen Identitäten des Protagonisten dokumentiert wird, in dem der Terror bekämpft wurde, Biowaffen hergestellt und Waffen- sowie Drogenhandel das Bild bestimmten, nach dem die Weltpolitik und speziell die Politik der USA ausgerichtet waren. Die Abteilungen der amerikanischen Informationsbeschaffung kannten keine Skrupel, um nicht die schändlichsten Mittel anzuwenden, unliebsame Gegner auszuschalten. Und bei diesen Aktionen wurden ihre Agenten verheizt, verraten und verkauft. Die Spannung bezieht das packend geschilderte Buch, das den Niedergang der Sowjetunion, Russlands Angriff auf die Lesenswert, packend, weitaus näher bei John Le Carre als bei den eher plakativen Werken eines Tom Clancy. Sehr gelungen ist auch, dass fast die gesamte Palette der Orte, an denen es den Suchenden schlägt, immer wieder Erinnerungen an recht aktuelle Bilder an die Wirklichkeit beim Leser aufblitzen lässt, an die Greuel des Kalten Krieges (Bio-Waffen) ebenso erinnert wie an den immer gegenwärtigen Terrorismus. Wie sich die USA ihre Feindbilder selbst machen, wie sie in die Politik souveräner Staaten eingreifen und unliebsame Zeitgenossen beseitigen lassen. Dazu immer bereit, jeden zu täuschen, um ihre Ziele zu erreichen. Interessant wird das Buch auch dadurch, dass immer wieder Erlebnisse und Erzählungen sowie aktuelle Zusammenhänge von Odums früheren Legenden eingestreut werden. Nicht nur Odum muss aufpassen, wer er nun wirklich ist, auch dem Leser wird da hin und wieder einiges abverlangt. 


        jerry garcia

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        Douglas Preston & Lincoln Child. Nur wenige Minuten dauert das ersehnte Wiedersehen von Special Agent Pendergast mit seiner Frau Helen, bevor sie vor seinen Augen entführt wird. Mit unerbittlicher Härte nimmt der FBI-Mann die Verfolgung auf. Doch die Täter sind ihm stets einen entscheidenden Schritt voraus. Zur selben Zeit hinterlässt ein Serienkiller an seinen Tatorten persönliche Nachrichten für Pendergast. Er muss erkennen, dass sein Wiedersehen mit Helen nur der Auftakt zu einem perfiden Komplott war. Und dass ihm das Schlimmste - die grausame Wahrheit - noch bevorsteht.

        Bei dem Treffen, zu dem Helen an einen vorher festgelegten Ort gebracht wird, geraten die Dinge schnell ausser Kontrolle. Hat er seine eigentlich totgeglaubte Frau soeben erst wiedergesehen, wird sie auch schon von Häschern entführt. Pendergast macht sich unerbittlich an die Verfolgung und kann die Gangster nach und nach ausschalten und verfolgt spuren bis nach Mexiko hinein. Dennoch kann ihm der Anführer entwischen. Der Special Agent kehrt zurück in sein Domizil und verliert immer mehr das Interesse an anderen Vorgängen, zieht sich zurück, will niemanden sehen. Das wirkt sich auch auf Lieutenant D'Agosta aus, der an einem schwierigen Fall böse zu knabbern hat. Ein Serienkiller macht sich in Hotels in der Stadt bemerkbar. Er überfällt scheinbar wahllos irgendwelche Menschen in ihren Zimmern und tötet sie, bevor er sie zerstückelt - und lässt jedes Mal einen sehr persönlichen Hinweis zurück. D'Agosta weiß bald nicht mehr weiter und will Pendergast ins Boot holen, doch der lehnt recht schroff ab, will seine Ruhe. Doch bald tauchen Indizien auf, die ihn dann trotz aller Sorgen in die Ermittlungen treiben, wo er prompt mit einem anderen auf den Fall angesetzten FBI-Kollegen aneinander gerät. Auch D'Agosta kommt bald zwischen die Fronten, als er auf Geheiß seines Vorgesetzen Dinge ausplaudern muss, die Pendergast lieber für sich behalten wollte. Eigentlich hat ihn nur Corrie Swanson wieder aktiviert, die bei einer Organisation namens "DER BUND" rumgeschnüffelt hat und der dabei entlarvende Unterlagen in die Hände fielen. Sie musste sich lange verstecken, bevor sie Pendergast um Hilfe bat und ihm die Akten übergab. So kam er in den Fall des Serienkillers hinein. Zuvor aber hat er Corrie angewiesen, sich weit weg zu versteken, wo sie niemand vermuten würde, drückte ihr Geld in die Hand und sorgte für ihre Abreise. Dass sie dort selbst in ein Abenteuer geraten würde, konnte er nicht ahnen. Und auch um sein Mündel Constance gibt es neue Entwicklungen, die so nicht zu erwarten waren.

        Die Vorgänger-Bücher "Fever" und "Revenge" sollte man schon gelesen haben, um der Geschichte von "Fear", dem Abschluss der Trilogie um Helen, folgen zu können. Was mich überrascht hat - positiv -, ist das Tempo, das das Autorenduo hier anschlägt. Da vergehen die Seiten wie im Flug. Und als der erste Handlungsstrang sich einem emotionalen Ende zuneigt, beginnt eine weitere Geschichte mit den Hotelmorden, die zwar nicht so schnell ist, aber dafür genug zum Rätseln bietet. Das Buch enthält alles, womit man auch bisher schon in den Büchern von Preston/Child blendend unterhalten wurde: Eine Menge Emotion, Rätsel, etwas Mystery und einen überraschend hohen Actionanteil, der gegen Ende in eine wahre Schlacht ausartet. Was auszusetzen gibt es leider auch. Die gewählten Bösewichter sind schon derart Klischee, dass es nervt, sorgen aber auch gleichzeitig dafür, dass die Grenzen zwischen den Helden der Story und ihren Feinden klar abgesteckt sind. Auf der einen Seite die richtig fiesen und brutalen Verbrecher mit ihren menschenverachtenden Plänen, die sie in Südamerika in abgelegenen Ortschaften, die sie eigens vor vielen Jahren gegründet haben, durchführen wollen und dort die Menschen, die solche Taten aufs bitterste verachten und mutig dagegen ankämpfen. Hin und wieder werden gewisse Geschehnisse dann doch etwas platt weitergeführt (Wenn ein Kommando an der Seite von Pendergast bis auf den letzten Mann niedergemacht wird und nur er entkommt) oder sind einfach entgegen den anderen Werken um Pendergast stellenweise so sehr Mainstream, dass man schon etwas verwundert ist. Aber hier macht es wohl der Mix. "Fear" ist auch das Buch um etliche Familienangelegenheiten. Corrie und ihr Vater zum Beispiel (Dieser Strang trägt absolut nichts zu den Aktionen um Pendergast bei und hätte man ihn weggelassen, wäre das Buch nur kürzer, aufgefallen wäre es  nicht), die sich nach seiner Flucht vor deren Mutter und seiner damaligen Gattin erstmals wiedersehen und einige Dinge aufzuarbeiten haben, das Geheimnis um Constance (für mich die nervigste Figur im Pendergast-Universum) erfährt zusätzliche Erkenntnisse und der sonst so coole und überlegen-weise Pendergast verfällt in tiefste Depression und ist  nahe des Selbstmordes. Sehr gut zu lesen, sehr flott, richtig gehend voller Rasanz und vergleichsweise fetziger Action, die aber nicht zu brutal daherkommt, mit Fragen zu Ethik und dem Wert des Lebens, voller Überraschungen und Wendungen und einem Ende, das wohl eine große Gefahr beseitigt sieht, aber auch Raum für Rückkehrer offen lässt. Wo verschiedene Fragen beantwortet wurden, tauchen nun neue auf und ich vermute, dass die Autoren so mit der Zeit auch daraus wieder spannenden Stoff fabrizieren werden. Das nächste Buch - "Attack" - wird sich aber wohl noch nicht damit direkt beschäftigen. Spannend, mit Cliffahngern versehen und hochinteressant sowie ungewohnt actionreich. Sehr gute Lektüre.


        Offline JasonXtreme

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            • Show only replies by JasonXtreme
          Mann ich muss endlich mal REVENGE angehen, das hier juckt mich auch schon wie Sau! Ich liebe Aloysius einfach :D
          Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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          jerry garcia

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          Na dann mach mal. Hast ja noch ein paar Tage, Dein Packerl ist erst halbvoll.


          Offline JasonXtreme

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            jerry garcia

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            Kevin Wignall. Ella ist ein ganz normales junges, lebenslustiges Mädchen. Auf einem Italien-Trip verbringt sie unbeschwerte Tage. Doch dann ändert sich ihr Leben schlagartig. Vor Ellas Augen erschießt ein Mann auf offener Straße eiskalt zwei Passanten. Ella weiß nicht, wie ihr geschieht, als der Mörder sie zwingt, mit ihm zu kommen. Schnell stellt sich heraus, dass der Fremde den Auftrag hat, sie zu beschützen. Ella weiß nicht, wer ihre Verfolger sind, aber sie weiß, dass sie dem Killer vertrauen muss, um zu überleben .... koste es, was es wolle.

            Die junge Ella ist ist ihrem Freund Chris auf Italienreise, von einem Ort zum nächsten lassen sie sich treiben. Sie sitzt eines Tages mit Chris in einem Straßen-Cafe und beobachtet die flanierenden Touristen und Einheimischen. In einem Gartenlokal gegenüber fällt ihr ein Mann auf, den sie von früheren Stationen der Reise her zu kennen glaubt. Ob er sie verfolgt? Doch dann wird sie von einer Frage von Chris abgelenkt und widmet sich wieder ihm. Bis dieser Fremde plötzlich nahe bei ihr steht, aber mit dem Rücken zu ihr. Er richtet eine Pistole auf zwei Männer, die sich ihm anscheinend nähern wollten und schießt beide nieder, geht noch einmal direkt zu einem von ihnen hin und schießt  ihm noch eine Kugel in den Kopf. Danach nimmt er das Paar und zieht sie mit sich. Er sagt, er wäre zu ihrem Schutz hier und sie müssten gehen, bevor die Polizei komme. Der Mann nennt sich Lukas und behauptet, dass Ellas Vater ihn engagiert habe, um sie zu beschützen. Während sie sich über diverse Stationen langsam aus Italien herausarbeiten, kommt es auch zu einer weiteren Konfrontation, die Lukas gerade noch so zu ihren Gunsten beenden kann. Und dann muss er Ella mitteilen, dass ihre Eltern und ihr Bruder schon in England ermordet worden sind. Er bringt sie nach Zürich in die britische Botschaft und für ihn ist der Fall erledigt, aber er hinterlässt eine Telefonnummer, falls Ella ihn brauchen sollte. Und das ist früher der Fall, als er gehofft hatte. Kaum hat er sich in seinem Zuhause wieder eingelebt, kann sich Gedanken machen, wie er wieder Kontakt zu seiner Ex und der gemeinsamen Tocher, die er nie gesehen hatm, aufnehmen kann, da meldet sich Ella wieder bei ihm. Sie hat sich entschlossen, Rache zu nehmen für den Mord an ihrer wohlhabenden Familie und will dafür die Hilfe von Lukas.

            Das Cover erschien mir wie geschaffen für Serienkillerthriller Teil XXX und die Inhaltsangabe klang nach einem Drehbuch für Jason Statham beschützt Nummer ???. Beides stellte sich glücklicherweise als falsch heraus. Kevin Wignall setzt im ersten Teil des Buches auf Tempo und einen rätselhaften Hintergrund, der sich aber bald bei näherer Betrachtung für den Krimivielleser leicht erkennen lässt. Dafür nimmt im zweiten Teil des Buches die Charakterisierung der beiden Hauptfiguren den größten Platz ein. Wie ihre Wege auseinanderdriften, wie sich in ihrem Dasein nach den Geschehnissen alles wandelt und nichts mehr ist, wie zuvor.Wo einer nur seine Ruhe habne will, strebt der andere genau zum Gegenteil. Wignall erzählt hier die Gescihichte eines Mörders, der aus dem Geschäft aussteigen will, stellt die Frage, ob jemand mit diesem Hintergrund je wieder in ein normales Leben voller Unschuld zurückkehren kann, als wäre nichts gewesen? Wie er sich mit Frau und Kind eine Existenz fernab von dem Blut und der Gewalt ein Heim schaffen kann, ohne dass  ihn die Vergangenheit in Form von Albträumen einholt oder ihn das Gesetz womöglich doch noch zur Rechenschaft zieht? Er erstellt aber auch ein Psychogramm eines Gewaltopfers. Kann Ella damit umgehen, dass ihre Familie tot ist, wie sie ums Leben kam? Damit, dass die Polizei kaum Fortschitte macht und damit, dass laut den Cops auch an den Händen ihres Vaters Blut kleben könnte? Wignall schreibt kurz, prägnant und ohne Schörkel, teilweise richtiggehend einsilbig und verzichtet auf schmückendes, überflüssiges Beiwerk. Dass hier jetzt ein Killer die Hauptfigur ist, der sich nach einem Leben ohne Gewalt sehnt, aber immer wieder einen Auftrag kühl und berechnend ausführt, dem nichts an den von ihm Getöteten liegt, der sie nach der Tat einfach abhakt und vergisst und der bis auf seine Sehnsucht nach einem Familienleben auch nichts symapathisch wirken lässt, weicht wohltuend von der Norm ab. Ebenso wie das knapp erzählte Ende. Guter Thriller, der sich anders als die üblichen Verdächtigen präsentiert und wirklich locker zügig zu lesen ist, einigermaßen ordentliche Spannung aufzuweisen hat und sich auch Zeit für die Entwicklung seiner Protagonisten nimmt. Ist derzeit in der Pre-Produktion für einen Film von Jonathan Mostow mit Sam Worthington in der Hauptrolle.


            jerry garcia

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            Jean-Patrick Manchette. Der junge Martin Terrier hatte einen Plan: in genau zehn Jahren wollte er als wohlhabender Mann in seine Heimatstadt und zu seiner Jugendliebe zurückkehren. Um dieses Ziel zu erreichen, trat er als Berufskiller in die Dienste einer Firma. Jetzt will er aussteigen. Doch die Firma iat von seiner Lebensplanung wenig begeistert.

            Terrier ist in England, wo er einem Ziel das Lebenslicht ausblasen soll. Gelingt auch - eine Kugel in den Mund und eine in den Kopf. Überraschend bei seiner Vorgehensweise ist, dass er auch die Begleiterin umlegt, die in keinster Weise als Ziel ausgerufen wurde. Dieser Job sollte sein letzter sein und das tut er auch deutlich kund. Doch seine Auftraggeber sind damit nicht einverstanden und so versuchen sie ihn mit Gewalt zurück in den Schoß der Familie zu holen. Nicht einfach, wenn man es mit einem wortkargen Killer der Extraklasse zu tun hat. Nach und nach bekommen die Schergen der Firma ihr eigenes Blei zu schmecken. Terrier verlässt die Frau und die Katze, mit denen er einige Zeit zusammengelebt hat, um endlich zurück nach Frankreich zu gehen, wo er mit seiner Jugendliebe ein neues Leben anfangen will. Sein Konto ist nach vielen Aufträgen wohlgefüllt und er glaubt, dass es reicht, um irgendwo weit weg von Frankreich einen Neuanfang wagen zu können. Doch dort angekommen, muss er feststellen, dass Anne verheiratet ist und wenig Interesse an ihm zeigt, ihn gar verhöhnt. Lange geht das eh nicht gut, denn bald tauchen die ersten Kerle auf, die Terrier umnieten wollen. Es gelingt ihnen nicht und er flieht mit der Frau, wobei er einige Leichen zurücklässt. Immer weiter wird er getrieben und immer mehr zeigt sich, dass er zu einem normalen Leben gar nicht mehr fähig ist. Und immer mehr Tote gehen auf das Konto seines neuen Lebensplans, denn jeder mit dem er zu tun hatte, wird irgendwann wohl ausgeknipst. Und der DGSE hat auch noch die Finger im Spiel.

            Ein weiterer Roman um einen Berufskiller. Einer, der schwerlich echte Sympathie im Leser zu wecken vermag. Höchstens einen Funken Mitleid, weil er so naiv daran glaubt, dass er aus dem Mordsgeschäft aussteigen könne und dass seine Jugendliebe auf ihn gewartet habe. Zudem wirkt er weder clever noch sonderlich gebildet. Einer wie gemacht für diese Laufbahn. Die entpuppt sich dann eh als Schlampe und ist hier die einzige Frau, die wenigstens etwas mehr ist, als ein Opfer für seine Kugeln. Terrier ist wortkarg, zu richtigen Gefühlen und Gesprächen gar nicht mehr fähig. "Positon: Anschlag liegend" ist das Psychogramm eines Killers, der sich mehr auf seine Waffen denn auf einen Dialog verlässt (Kein Wunder, dass in der ersten - nicht sonderlich gelungenen - Verfilmung "Der Schock" Alain Delon prädestiniert für die Hauptrolle schien). Das Buch ist ein eher zwiespältiges Werk, das sich in der Eiseskälte des Zelebrierens von Auftragsmorden anscheinend suhlt, keinen Platz für helle Sonnenstrahlen lässt und ein durch und durch düsteres Bild einer bösartigen Schattenwelt zeichnet. Insgesamt ist das Werk illussionslos, zwar spannend und mit einem hohen Tempo sowie Body Count, mixt gekonnt noch einen Politeffekt mit ein, den man z. B. aus em Film "Der Profi" mit Belmondo und anderen französischen Thrillern aus der Zeit (um 1981 herum) kennt. Hardboiled aus Frankreich, perfekt inszeniert und echt völlig ungeeignet für den Leserkreis, der sich am zickenden Kommissar mit unkonventionellen Methoden und politisch korrektem Verhalten amerikanischer Herkunft erfreut. Knallharter Killerstoff, gegen den die zuletzt gelesenen Hardboiled-Typen reine Luschen mit übermächtiger Gefühlswelt waren und der trotz der intensiven Charakterisierung der Hauptfigur kein Wort zuviel verliert und alles andere als dialoglastig ist. Und hier wird die Lebensphilosophie des Terrier nicht etwa verdammt, wie in den sonst so angepassten Werken der meisten Erfolgsautoren, Manchette überlässt die Wertung dem Leser. Er bietet klischeefreie Unterhaltung auf höchstem Niveau, so sparsam er mit Worten auch umgehen mag. Jean-Patrick Manchette ist für jeden Freund und Fan von Hardboiled-Literatur mit Noir-Einschlag eigentlich Pflichtprogramm. In der US-Verfilmung "The Gunman" wird Terrier (der dann statt Martin Jim heißen soll) von Sean Penn dargestellt. Mal sehen, was sie daraus machen, denn fürs politisch korrekte Mainstreamkino ist der Inhalt völlig ungeeignet. Daher befürchte ich Schlimmstes.


            Offline JasonXtreme

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              Och mit penn kann ich mir durchaus mehr als weichgespülten mainstream vorstellen.
              Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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