Buchrezensionen

Gast · 1193 · 179085

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jerry garcia

  • Gast


Don Winslow. Die ganze Stadt ist Aufruhr: Die siebenjährige Hailey ist spurlos verschwunden. Vom Täter keine Spur. Einzig Frank Decker glaubt, dass das Mädchen noch lebt, irgendwo versteckt. Er ist der typische Cop, wortkarg und unbestechlich. Doch was niemand ahnt: Er hat ein weiches Herz. Für seine Ex-Frau und die Opfer der Verbrecher. So macht er sich mit unerbittlicher Konsequenz auf die Suche nach Hailey. Er kündigt schließlich sogar seinen Job, packt das Auto voll und folgt einem vagen Hinweis, der ihn nach New York führt. Denn hat er sich einmal in einen Fall verbissen, lässt er nicht locker, bis er ihn - egal wie - gelöst hat. Er ist ein besessener Kämpfer gegen das Unrecht, ein Getriebener, der Gerechtigkeit sucht.

Frank Decker wird zu einem Fall eines verschwundenen Kindes gerufen. Hailey, FÜNF Jahre alt, ist einfach weg, obwohl ihre Mutter sie nur kurz aus den Augen gelassen hatte. Schnell beginnt der routinierte Ablauf in einem solchen Fall. Zeugen befragen, Nachbarschaft abklappern, die Datenbanken nach Kinderschändern in der Umgebung überprüfen bzw. ob derzeit welche auf freiem Fuß sind, die eigentlich noch sitzen müssten, Familienhintergrund checken. Bringt alles nichts. Schlimm daran ist, dass dadurch auch die alleinerziehende Mutter, trockene Alkoholikerin, in Verdacht gerät. Der Vater des Kindes hatte sich beim ersten Anzeichen von Schwangerschaft blitzartig verzogen und ist auch noch vor drei Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen. Doch nichts deutet nach Franks Ansicht auf die Mutter hin. Die Zeit drängt, da man in solchen Fällen die Kinder nach vierundzwanzig Stunden schon für tot hält. Da wird plötzlich ein zweites Kind, Brittany Morgan, als vermisst gemeldet. Vielleicht der gleiche Täter, ein Serienkinderschänder? Da die Eltern vermögend sind, wird die Suche intensiviert und bald findet man das Kind - tot. Jetzt hat man auch keine Hoffnung mehr für Hailey. Sie greifen sich aber einen bekannten Straftäter, der nach Aussage eines Jungen am Tag des Verschwindens von Brittany durch die Straßen gefahren sei. Sie können ihn sogar mit Brittany in Verbindung bringen und dafür einsacken, aber Hailey hilft das nicht. Decker macht der Fall ebenso zu schaffen, wie seine Eheprobleme. Er und seine (Noch!) Frau leben nur noch nebeneinander her, haben sich außer bei unsinnigen Streitereien kaum noch etwas zu sagen. Laura ist Wirtschaftsjuristin mit Ambitionen Richtung Bürgermeisteramt und will einen Gatten, der vorzeigbar ist und im Polizeidienst Karriere macht, befördert wird. Decker will aber nicht nur als Mann der Bürgermeisterin gesehen werden und auf eine Beförderung ist er auch nicht scharf. Als die Situation sich nicht klärt und er den unbedingten Willen hat, die kleine Hailey zu retten, kündigt er seinen Job bei der Polizei in Lincoln, Nebraska, und macht sich allein auf den Weg durchs Land, um sie zu finden. Er geht Hinweisen nach, die er übers Internet in Foren für solche Fälle erhältund muss die meisten schon bald als Fehlschlag anerkennen. Bis eines Tages ein Hinweis aus New York kommt, der ihn in die Gesellschaft der Models und der Reichen in den Hamptons bringt.

Klappentext mal wieder nur oberflächlich dahingeschludert (Kindesalter, Familienstand Decker) und zudem mit Seitenschinderei und Blindenschrift aufgeblähtes Buch mir nicht einmal 400 Seiten, um einen Preis von 14,99 € zu rechtfertigen. Nach "Vergeltung" ein weiteres Buch von Don Winslow, dem Verlagshopper, das sich um einen Allerweltsfall handelt. Sorry, aber nach Büchern wie "Frankie Machine" oder "Tage der Toten" bin ich wohl zu verwöhnt. Sicher, das Ganze liest sich flugs in einem Zug durch, obwohl er von seinem stakkatoartigen Stil etwas abgewichen ist, ist aber auch recht konventionell und bietet wenig Überraschungen. Das Thema ist zwar düster, aber viel Tiefgang ist nicht zu erwarten, die Charakterzeichnung ist - abgesehen von Decker - ähnlich oberflächlich wie der Klappentext, bietet einige Klischees und den gewohnten - kleinen - Seitenhieb Richtung Politiker. Viel mehr als seichte und leicht zu konsumierende Mainstreamunterhaltung wird hier leider nicht geboten, aber wer es in diesem Stil mag, wird dann auch ordentlich bedient. Die Kapitelenden sind clever gesetzt, animieren zum Weiterlesen, einige (falsche) Fährten werden gelegt, was die Spannung hebt und die knappen, aber nicht so temporeich wie früher dargebotenen Sätze sind ebenfalls für einen Page Turner gut. Netter, unangestrengter Krimi für nebenbei mit einem Landei-Polizist in der Großstadt. Irgendwie frage ich mich, ob es nicht wirklich ein Zeichen ist, dass die beiden Bücher "Vergeltung" und "Missing. New York" in den USA weder erschienen sind, noch irgendwo gelistet werden. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die angekündigte Fortsetzung zu "Tage der Toten", in der Don Winslow dann hoffentlich wieder seine Klasse beweist, die er erwiesenermaßen hat. Das hier ist leider weniger alte Klasse, sondern viel näher an der Massenware als von mir erhofft. Kann man sich kaufen, aber eine Pflichtempfehlung für den Nachttisch ist es nicht. Schade.

Ich zitiere hier mal eine Rezi zum Buch bei Amazon:
 
Zitat Anfang: Rezension bezieht sich auf: Missing. New York: Roman (Broschiert)
Habe das Buch noch nicht gelesen, aber die Inhaltsangabe klingt sehr spannend.
Don Winslow schreibt einfach Klasse, testet den Schriftsteller einfach mal. Zitat Ende.

So formuliert könnten meine Rezis doch sicher auch künftig aussehen, oder? Nicht so viel Text. Ist ja eklig ein Buch erst zu lesen, bevor man es beurteilt.


jerry garcia

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Olen Steinhauer. Alles beginnt mit dem Wort Scrumbler: Ein längst verworfener Plan der CIA, der vorsah, mithilfe libyscher Exilanten das Gaddafi-Regime zu stürzen. Jetzt verschwinden diese Männer einer nach dem anderen, ein Analyst aus dem CIA-Hauptquartier in Langley ist wie vom Erdboden verschluckt, und ein amerikanischer Diplomat, Emmet Kohl, wird wie aus dem Nichts erschossen. Die Fäden dieses verworrenen Netztes von Ereignissen laufen in Kairo zusammen. Hier ringen, am Vorabend des Arabischen Frühlings, die Geheimdienste aus aller Herren Länder um Kontrolle. Und Sophie Kohl versucht hier, den Mord an ihrem Mann aufzuklären.Doch Information ist in dieser paranoiden Welt der Täuschungen und Tarnungen das teuerste Gut, das es gibt.

In einem französischen Restaurant in Budapest sitzt Sophie Kohl ihrem Mann Emmet gegenüber und beichtet ihm eine Affäre, die sie während deren Zeit an der Botschaft in Kairo gehabt hatte. Sonderlich überrascht scheint ihr Gatte nicht. Doch bevor sie sich weiter über das unangenehme Thema auslassen können, steht plötzlich ein grobschlächtiger Mann am Tisch und direkt vor Emmet. Er zückt eine Pistole, erschießt Emmet und geht einfach. Obwohl die Polizei ein Bild von ihm hat und ihn als albanischen Killer identifizieren kann, schafft es der Mörder auf dem Weg nach München, sein vermeintliches Ziel anhand der ermittelten Reisedaten, spurlos zu entwischen. In Amerika, im CIA-Hauptquartier, merkt Jibril Aziz auf, als er über Wochen verteilt in Nachrichten liest, dass einige Männer, die er kannte und die an einem Projekt namens Scrumbler mitgearbeitet hatten, in Europa entführt wurden und vermutlich tot sind. Das Projekt hatte mit Libyen zu tun und Aziz kann seinen Chef überreden, ihn nach Ägypten und von dort aus unter Geleitschutz des Kontraktors John nach Libyen reisen zu lassen. Sie kommen auch gut voran und nach und nach erzählt Aziz John seine Geschichte, bittet ihn außerdem, ein Buch mit Namen im Falle einer Gefangennahme von Aziz oder dessen Tod zu vernichten. Als hätte er etwas geahnt, werden sie später von fünf Männern überfallen, denen sich zwar John erwehren kann, aber Aziz kommt ums Leben. John fährt zurück nach Kairo, vernichtet aber das Buch nicht. Und dann kommt auch Sophie nach Kairo. Sie will den Mord an ihrem Mann aufklären. Und in der dortigen Botschaft trifft sie wieder auf Stan, mit dem sie damals dieses Verhältnis hatte.

"Die Kairo-Affäre" wartet nicht mit überbordender Action auf, sondern bietet einen dieser clever und gut konstruierten Spionagethriller, in denen man nie weiß, woran man ist. Die Story ist sorgfältig aufgebaut und derart komplex, dass man sich schon auf die Lektüre konzentrieren sollte und Ablenkungen möglichst vermeidet. Viele Personen, deren Geschichte in Zeitsprüngen und wechselnden Perspektiven skizziert wird, gut ausgearbeitete Charaktere, die nicht zu durchschauen sind wie z. B. Stan von der Botschaft, der ich immer noch unter dem großen Namen seines Vaters als Agent duckt, immer glaubt, er wäre nicht gleichwertig oder John, der kontraktor, den man anfangs für einen knallharten Burschen hält, der dann aber ebenfalls Gefühle und Selbstzweifel erkennen lässt, der Stationsleiter, der alle verdächtigt, aber auch selbst ins Fadenkreuz gerät. Es ist schwierig den kompletten Überblick zu behalten, wenn in Kairo noch Agenten aus dem ehemaligen Jugoslawien auftauchen, die eine Verbindung zu Sophie und Emmet hatten, die bis Anfang der 90-er noch vor dem Ausbruch des dortigen Krieges zurückreicht, wie durch Rückblenden erläutert wird, und die jetzt in Kairo vor Mord und Erpressung nicht zurückschrecken. Auch die Rolle der CIA ist mehr als nur undurchsichtig und Olen Steinhauer bringt nicht nur Whistleblowing ins Spiel, er lässt auch einen Blick auf das amerikanische Wunschdenken zu, dass sie dort glauben, jede Nation und jeder Mensch würde gern dem eigenen, kleinen Amerika streben und Amerika würde liebend gerne jedes Land der Welt in eine US-business-kompatible Drohne verwandeln, um weitere Gewinne zu generieren. Nichts was die USA tut, macht sie aus reiner Freundlichkeit. Ob sie nun die Europäer in einen Krieg gegen Putin drängen wollen, weil sie selbst nicht nur kriegsmüde sondern auch pleite sind und es sie nicht stört, wenn Europa zum Kampfgebiet wird oder ob sie es als Koalition verkaufen, dass sich möglichst viele am Kampf gegen die plötzlich von massenhaft amerikanischen Experten als so stark gepriesene IS beteiligen. Wo waren die Experten denn, bevor die IS so mächtig wurde? Hat die keiner bemerkt? Wie damals im September unterschätzt, ignoriert? All dies eingebunden in die Vorfälle, die aus unterschiedlichen Perspektiven vieler Beteiligter geschildert werden, sodass man in der Handlung hin und her springt, mehrmals an einen bestimmten Punkt aus der jeweiligen Sicht des gewählten Protagonisten gelangt. Lügen und Täuschen, Verrat und verlogene Freundschaften bilden das Gerüst um "Die Kairo-Affäre", einem Spionageroman allererster Güte, der aber auch höchste Konzentration abverlangt und nicht einfach zu lesen ist. Höchst willkommene Abwechslung im Thrillerbereich, die sich wohltuend von der Masse abhebt und spannend mit einigen nicht erwarteten Kniffs gewürzt ist und in dem jeder nur nach kaltem Kalkül handelt. Wirklich jeder. Wer also einen komplexen Thriller mit Hauptaugenmerk auf den Charakteren sowie einer unberechenbaren Welt der Geheimdienste lesen möchte, der ist hier richtig. Sehr guter Roman von Olen Steinhauer, der schon mit John Le Carre verglichen wird.


jerry garcia

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Ryan C. Thomas. Als Roger Huntington für den Sommer vom College nach Hause kommt und seinen besten Freund Tooth trifft, weiß er, dass sie jede Menge Spaß haben werden. Bier, Comics, Filme, vielleicht sogar Mädchen. An einem prächtigen Sommermmorgen brechen sie zum Bobcan Mountain auf, um auf Bierdosen zu schießen. Nur zwei Freunde, die zusammen Zeit verbringen und übeer ihre Zukunft reden. Zwei Freunde, die urplötzlich in einen Albtraum gestürzt werden. In den Klauen eines sadistischen Killers und seines hungrigen Hundes müssen sie die Frage beantworten: Werden Helden geboren oder erschaffen? Und wichtiger noch: Wie überlebt man, wenn alle Wege in den Tod führen?

Roger kommt vom College nach Hause, um den Sommer bei seiner Familie zu verbringen. Und mit seinem Kumpel Tooth, der die Highschool nur mit Mühe geschafft hat und nun in seinem Geburtsort einer niederen Arbeit nachgeht. Er schüttet Bier in Mengen ab, kifft und lässt Gott einen guten Mann sein. Seine Tage sind öde und er freut sich auf die Zeit mit seinem besten Freund Roger. Sie hängen zusammen ab, ziehen sich John Carpenter-Filme rein, ärgern Rogers ein wenig jüngere Schwester futtern Popcorn, schwelgen in Erinnerungen und ziehen eines Tages zu einem bekannten Platz, der früher ein Jugendtreff war, jetzt aber eher verlassen ist, da man dort die Leiche eines Jungen fand. Der Ort ist von der Straße aus schwer einzusehen und so machen sie sich daran, Schießübungen mit der 44er Magnum zu veranstalten. Leise ist die nicht und so ziehen sie  nach einigen Schüssen und Frotzeleien wieder von dannen, bevor sie noch erwischt werden. Während sie so über ihre Zukunft parlieren, die Tooth unbedingt in Kalifornien verbringen will und darauf hin spart, zieht Tooth plötzlich eine andere Waffe aus einem Versteck. Eine 9 mm, die erheblich leichter ist als die Magnum. Und sie machen sich auf den Weg zum Bobcat Mountain, um dort in den Wäldern in Ruhe weitere Schießübungen zu veranstalten. Zuerst aber müssen sie die "Zeilscheiben" präparieren. Heißt, die Bierdosen leeren. Dann geht es auch schon los. Und wird nur unterbrochen, weil sie Schreie hören. Tooth will das auf sich beruhen lassen, doch Roger muss nachsehen, ob da wirklich jemand in Gefahr ist. Also folgen sie den Geräuschen und kommen zu einer alten Hütte. Ihnen entgegen rennt eine Frau, die an den Armen gefesselt ist und schreit um Hilfe. Hinter ihr her ist ein dürrer Typ mit Beil und zwei Hunden. Ein Schuss fällt und einer der Köter ist Krähenfutter. Doch der Kerl haut der Frau das Beil in den Kopf und überwältigt dann Tooth trotz dessen Waffe. Roger wird von dem zweiten Hund gestellt und ebenfalls niedergeschlagen. Als die beiden Freunde erwachen, finden sie sich in einem Keller vor, mit Ketten gefesselt. Auch die Frau ist hier unten und sie lebt noch, obwohl das Beil noch in ihrem Kopf steckt. Später erscheint auch der Typ mit seinem verbliebenen Hund und jetzt lernen die Jungs, was sie hier erwartet. Der Typ ist ein durchgeknallter Sadist, der es liebt, Menschen zu foltern - und nicht nur das.

Ryan C. Thomas ist eine Erstbegegnung für mich. Ich hatte weder von ihm gehört und demzufolge auch nichts von ihm gelesen. Es scheint aber, dass er wieder so eine Entdeckung wird, wie sie vom Vorgängerverlag von mkrug schon mehrfach den Weg zu uns gefunden haben und hier groß rauskamen. Man erinnere sich an Brian Keene, Jeff Strand, Scott Sigler oder Gord Rollo. Die beiden Charaktere Roger und Tooth werden lebendig und fröhlich geschildert. Gerade der Anfang des Buches, mit ihren Geschichten, ihren Plänen und ihren Streichen zog mich schon in seinen Bann. Trotz aller Unterschiede im bisherigen Lebensweg, bleiben sie Freunde und teilen weiterhin ihre Interessen, die auch aus Filmsichtungen bestehen. R. C. Thomas erwähnt denn auch viele bekannte Werke und lässt Roger anmerken, dass er in Sachen Film "elitär" sei - so etwas gitb es in Blogs oder Foren hierzulande natürlich nicht und daher erwähne ich auch keine Namen, Foren oder Blogs, gelle Shane. Und in der Folge kann man den Gefühlen und den wünschen der Burschen folgen, kann lesen, was hier stimmt, wer sich wie verhält und wo einzustufen ist, wer hier angibt, wer wirklich clever ist und seinen Weg in der Gesellschaft machen wird. All das wird vom Autor in einer lockeren Sprache verpackt, die es zudem erleichtert, das Teil in einem Stück zu lesen. Nach rund einem Drittel kippt das Werk in einen Torture-Porn, der die "Saw"-Reihe und ihre Nachfolger wie Kindergeschichten aussehen lässt. Im Härtegrad lässt er die Kollegen White, Lee und Konsorten hinter sich, spart aber den Sex aus, was aber kein Manko ist. Ryan C. Thomas lässt seine Charaktere in diesem Szenario verzweifeln, ihren Verstand schier wegkippen, sich einen schnellen Tod wünschen und er zeigt, was echter Mut und Durchhaltevermögen in einer ausweglosen Situation ist - und was echte Freundschaft bedeutet. Die beiden abschließenden Drittel des Buches sind abartig, blutig, höllisch krank und derart unmenschlich, dass es einen graust. Völlig kompromisslos lässt er den hinterwäldlerischen Folterknecht und seinen Köter auf die Jungen los. Grauenhafte Story, perfekt niedergeschrieben und in der Hinsicht eine der Entdeckungen des Jahres. An den Verlag: bitte mehr von Ryan C. Thomas. Auch den zweiten Roman um Roger. Und wer eine andere - äußerst zufriedene - Rezi hierzu lesen will, schaue bitte mal bei horror and more nach.


jerry garcia

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Matthew Mather. Mike Mitchell ist ein ganz gewöhnlicher New Yorker, der mit ganz gewöhnlichen Alltagsproblemen zu kämpfen hat: Stress im Job und Konflikte in der Familie. Doch das verliert auf einen Schlag an Bedeutung, als nach einem gewaltigen Schneesturm plötzlich das Internet ausfällt. Bald werden Lebensmittel knapp, die Infrastruktur bricht zusammen und in der Stadt herrscht Chaos. In Mike keimt der Verdacht auf, dass es sich weniger um die Folgen einer Naturkatastrophe als um einen gezielten Angriff auf das World Wide Web handelt - einen Cyberkrieg.

Mike und seine Frau Lauren besitzen eine Millionen-Dollar-Eigentumswohnung in Manhattan, haben einen kleinen Sohn, Luke, und Mike ein geregeltes und gutes Einkommen. Und da der Herbst richtig golden ist, laden sie zu einer Grillparty auf ihrem Balkon. Freunde und Bekannte kommen, zu Mikes Leidwesen auch die Schwiegereltern, die vor Geld und zugehörigem elitären Getue nur so strotzen. Sie wollen auch, dass ihre Tochter endlich wieder arbeitet und richtig Geld verdient. So tun sie sich mit einem der Nachbarn, Richard, zusammen, der ihr gewisse Möglichkeiten aufzeigen kann. Doch zuvor wollen die Eltern in Hawaii urlauben und verlassen dann auch die Party. Nach und nach gehen auch die anderen Gäste. In der Nacht erwacht Mike und stellt fest, dass es in der Wohnung schweinekalt ist. Da auch die Lichter nicht angehen, geht zumindest ihm ein solches auf. Stromausfall. Dazu noch ein Schneesturm, der New York unter sich zu begraben gedenkt. Mit der fortschreitenden Zeit fällt ihm und seinen Nachbarn auf, dass nichts mehr geht - auch das Internet nicht. Und da in unserer modernen Zeit alles, oder zumindest fast alles, darüber gesteuert wird, kann sich diese Situation auch zu einer Katastrophe ausweiten. Trotz Stromausfall sind die meisten Radiosender noch in Betrieb, da sie für einen solchen Fall eine Spritreserve für die generatoren angelegt haben, und erste und erste Meldungen über eine Cyberattacke auf die USA machen die Runde. Dazu kommen noch Meldungen über den Ausbruch der Vogelgrippe und natürlich der Schneesturm, der die Kälte mit sich bringt. Noch kann man witzeln, dass der Schneesturm ein Angriff Kanadas auf die USA sei, doch mit dem Humor ist es bald vorbei. Einer ihrer Nachbarn und Freunde, Chuck, hat in weiser Voraussicht oder auch schlicht aus Paranoia Sprit und Lebensmittel in seinem Kellerraum gebunkert. Und für Wasservorräte hat er etliche Kanister bereitgestellt, die sie jetzt füllen. Je länger die Situation anhält, desto mehr schließen sich die Menschen in dem Wohnbunker zusammen, während andere frühzeitig das Weite suchen oder zu eingerichteten Notzentralen gehen. Doch nach einigen Tagen ist immer noch nichts von Hilfstruppen zu sehen, doch dafür werden in den Medien, also den Radios wildeste Gerüchte verbreitet, die dann von Privatpersonen mit ihren eigenen Sendern noch verstärkt werden. Obwohl man sich auf dem Stockwerk der Mitchells als Gemeinschaft zusammengerauft hat, brechen diverse Konflikte auf. Ein chinesisches Paar kann sich seines Lebens nicht mehr sicher sein, da sich alle auf China als Angreifer eingeschossen haben. Und der eine oder andere private Streit trägt auch nicht zur "Wohlfühloase" bei.

Nun nach dem gelungenen "One second after" von William Forstchen vom Verlag DELTUS.DE, der den Ausfall der Technik nach einem EMP ebenso behandelt wie der actionreiche Dreiteiler "The End" (Teil drei wird demnächst erscheinen) von G. Michael Hopf aus dem Luzifer-Verlag nun also eine Geschichte über eine Cyberattacke, die ebenfalls sämtliche Geräte und Maschinen stillstehen lässt. Im Gegensatz zu den beiden genannten Romanen beschränkt sich "Cyberstorm" auf den ersten zwei Dritteln -  rund 350 Seiten - auf die Geschehnisse im Wohnhaus der Mitchells, nur hin und wieder durchbrochen von Nahrungsbeschaffung außerhalb des Gebäudes oder Hilfeleistungen im nahe gelegenen Krankenhaus. Und daran hapert es auch meines Erachtens. Trotz kleinerer Konflikte und Eifersüchteleien geht alles sehr gesittet seinen Lauf, selbst Plünderungen scheinen britisch-vornehm organisiert und geordnet. Auch ein Überfall, bei dem einige Gangster sich der gehorteten Vorräte der Gruppe im Stockwerk bemächtigen, verläuft halbwegs zivilisiert. Und alle glänzen vor Hilfsbereichtschaft, selbst die vorher als miese Drecksäcke herausgestrichenen Charaktere scheinen in der Not zusammenzuhalten. Und während der ganzen Zeit erfahren Leser wie auch die Protagonisten nur aus den Medien, was sich ereignet haben soll. Die Meldungen der Sender werden immer spekulativer, Schuldzuweisungen werden als Tatsachen dargestellt und immer wieder China oder die Iraner als Angreifer genannt. och wirklich wissen tut niemand etwas. So nach etwa 200 Seiten mit immer demselben Schema hab ich schon fast vermutet, das Ganze wäre ein Experiment auf Kammerspielbasis, wozu auch die eine oder andere Länge in der Schilderung der Katastrophe beigetragen haben dürfte. Als die Hauptpersonen dann nach den erwähnten 350 Seiten endlich ihr eiskaltes Domizil verlassen, um auf dem Land ihr Glück zu suchen, wo der Strom angeblich wieder funktioniert und der Bunkerkönig Chuck nicht nur ein abgelegenes Häuschen besitzt, sondern dies auch - wie unerwartet, hehe - mit massenweise Vorräten ausgestattet hat, kommt etwas Zug in die Sache, ein kleiner Actionsprenkel gesellt sich dazu und das war es dann auch. Was bleibt, ist ein Buch, das die Verwundbarkeit einer Technik, die nur auf dem Internet basiert, deutlich macht und - wenn auch recht gelinde - darstellt, was dies für das Überleben bedeuten kann. Und auch das mediale Ballyhoo, das aus jeder Mücke einen Elefanten macht und jedes Gerücht als Sensationsmeldung und die einzige Wahrheit verbreitet, wird - auch hier recht sanft - kritisiert. Die Menschen werden mit den ("Falsch"-) Meldungen derart bombardiert, dass sie am Ende nur noch sehen, was sie sehen wollen. Und damit kommen wir zum Buchende: HEILE WELT hoch drei. Alles wunderbar. Gerade die letzten Kapitel befördern für mich das Buch in die Niederungen des "Muss  man sicher nicht lesen". Es geschieht eh schon nicht viel zwischen den beiden Buchdeckeln und die zwischenmenschlichen Beziehungen wurden ausführlicher behandelt anstatt an der Spannungsschraube zu drehen und so plätschert "Cyberstorm" lange Zeit vor sich hin. Wer also etwas Brauchbares zu dem Thema Ausfall der Technik und des Internets lesen will, der sollte zu den eingangs genannten Werken greifen. Dort wird zwar weniger gemenschelt und America First regiert, aber es ist unterhaltsamer und auch glaubwürdiger. Besonders wenn man sie mit dem Ende von Matthew Mathers Roman vergleicht. Zudem soll "Cyberstorm" ein Prequel zu dessen "Atopia"-Reihe sein. Dort wollen sie sichere Städte draußen auf dem Meer bauen, die völlig autark sind und nicht attackiert werden können. Dann macht mal schön, aber wohl eher ohne mich. Nette Idee, mäßig in der Ausführung und nicht wirklich erwähnenswert in der Masse der Veröffentlichungen kann man sich "Cyberstorm" eher sparen.


jerry garcia

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Nate Kenyon.  Eigentlich will Sue mit ihren Schulfreunden nur eine wilde Party im Bunker ihres paranoiden Großvaters feiern. Doch dann erhellen Pilze einer Atomexplosion die Nacht. Ist es wirklich nur Zufall, dass sie sich zum Zeitpunkt der Katastrophe ausgerechnet in einem Bunker aufhalten? Und was lauert in der Dunkelheit der alten Felsen auf sie? Schrittweise kommen die Freunde der Wahrheit näher: Die wahre Katastrophe hat schon viel früher begonnen.

Sechs Jugendliche machen sich auf, um im Bunker von Sues Opa eine Party steigen zu lassen. Sie sind noch nicht lange unten, kiffen und saufen sie schon, spielen Karten. Sue erweist sich als Touri-Führerin und zeigt ihren Kumpels die Ausstattung des Schutzkellers. Mit dem Wasser und den Nahrungsmitteln könnten sie Wochen und Monate überleben. Auch sonst ist für alles gesorgt: Medikamente, Klamotten, sogar ein TV-Gerät und ein Radio. Als erste Sticheleien ihren Höhepunkt erreichen erschüttern zwei Beben den Bunker. Dan und Pete schauen nach und sehen nur mehrere Rauchpilze in der Umgebung hochgehen. Atomschlag. Sie verkriechen sich in ihrem Versteck und rätseln, was geschehen sein könnte. Zudem bestimmen sie den kräftigen Sportler Dan zu ihrem Anführer. Doch wenn man sich auf so engem Raum auf der Pelle hockt, ergeben sich automatisch Reibereien und nach und nach sinkt die Stimmung. Und dann hören sie plötzlich Geräusche hinter der Wand. Man beschließt den Vorratsschrank zur Seite zu schieben, um sich zu überzeugen dass da nichts ist. Von wegen: man entdeckt eine Tür. von dort kamen die Laute. Jemand scheint in den Bunker zu wollen. Nach einer folgenden Beratschlagung öffnet man die Tür und findet in einem Gang dahinter den Großvater von Sue - tot. Doch nicht das ist es, was sie erschreckt. Er bewegt sich noch, obwohl er schon am Verwesen ist. Als sie sich dem Toten nähern, springen Kreaturen auf sie zu und sie müssen sich ihrer erwehren. Zwei von ihnen schaffen es in den Bunker, während die anderen ausgesperrt werden. Nach einem heftigen Kampf gelingt es ihnen zur Bunkertür zu kommen und der zweite Mann im Raum, Jay, öffnet ihnen. Dan geht auf Jimmy los, der die Tür zugeworfen hatte. Aber bevor die Auseinandersetzung zu extrem wird, entdecken sie eine Verletzung an Jimmys Bein. Ab jetzt wird alles anders - schlimmer!!!

Kammerspiel und "character-driven" ist ja nicht wirklich so mein Ding. Daher bin ich auch mit etwas Skepsis an das Buch herangegangen. Anfangs verläuft auch alles wie erwartet. Die Gruppendynamik beginnt zu greifen, jeder hat seine Rolle. Dan ist der kräftige Anführer, das Alpha-Männchen, der Erzähler Pete der Klassenkasper, während die anderen eher Mitläufer darstellen. Im Laufe der Geschichte erfährt man viel über das Leben der Personen im Bunker, natürlich besonders über den Protagonisten Pete, der wirklich ein schweres Schicksal hinter sich hat. Seine Jugend war hart. Dennoch konnte ich ihn nicht als Sympathiefigur ausmachen. Wie viele verstecken sich hinter ihrer  harten Jugend, wenn man sie mit unterschiedlichen Problemen in Verbindung bringen kann? Petes größte Hilfe ist Tessa. Ohne sie kann er nicht exitieren, nur sie hält ihn am Leben und halbwegs bei Verstand. Sie hält ihn von noch größeren Dummheiten ab und erweist sich als seine "bessere Hälfte". "Sparrow Rock" wird von der Charakterzeichnung der Fiiguren hochgehalten, aufgewertet gegenüber den gewohnten Endzeitromanen und birgt mit seinem düsteren Setting auf engstem Raum auch noch erstaunlich viel Unterhaltung. Die gegenwärtige Erzählung sowie die in Rückblenden beleuchtete Vergangenheit der verängstigten Eingesperrten fügen sich zum Ende hin zu einem Drama zusammen, bei dem eine Person eine wichtige Rolle spielt. Mit ihr ist dem Autor ein perfekter Kniff gelungen, bei dem ich mir dachte, das hätte mir auch früher auffallen können. Denn wenn man bestimmte Passagen genau liest, kann man es erahnen, erfährt die Bestätigung dessen, was der Autor mit der Person gemacht hat und welchen Zweck sie erfüllte. Mit seinem eifnachen Schreibstil konnte der Autor mich sofort für die Story begeistern und auch mit der geschickt platzierten etwas blutigeren und gewalttätigeren Szenen bei der Stange halten, was in Bezug auf meine zu Anfang geäußerten Bedenken an sich schon ein Lob ist. Aber sein Spannungsaufbau innerhalb der Gruppenstruktur während dieser sich immer mehr steigernden Katastrophe ist sehr gut gesetzt, das Timing stimmt. Einziger Kritikpunkt ist für mich, dass die Erklärung für die Katastrophe wieder einmal mit einem Thema umschrieben wurde, das ich ums Erbrechen nicht mehr lesen kann. Wenn den Autoren nix Gescheites einfällt, ist es entweder Religion oder das hier gebrauchte. Davon abgesehen ist "Sparrow Rock" empfehlenswerte Kost, die flugs zu konsumieren ist, kleinere Härten und somit auch etwas Blut und Gekröse aufweist und trotz ausführlicher Figurenzeichnung eben nicht mit Geschwafel langweilt. Einer Verfilmung würde ich hier positiv gegenüberstehen. Klarer Lesetipp.   


jerry garcia

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Douglas Wynne. Sänger Billy Moon ist der Star der Gothic-Rock-Szene. Doch er zahlt einen hohen Preis für den Erfolg .... Sein Entdecker scheint einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Während der Aufnahmen für seine neue CD freundet sich Billy mit einer seltsamen Kreatur an, die in den einsamen Wäldern New Yorks haust. Kann der Dämon ihm helfen, sich aus der Abhängigkeit seines Mentors zu befreien? Doch welchen Preis muss Billy für diese Hilfe zahlen? Es ist ein ganz anderer, als Billy erwartet hat.

Billy ist gerade auf Japan-Tournee und bringt während seines letzten Konzerts im Lande die japanischen Fans, die weitaus disziplinierter sind als die amerikansichen und dennoch immer für gute Stimmung sorgen, ins Schwäremn, obwohl er selbst mit seinen Gedanken woanders ist. Zudem ist er auch noch ziemlich geschafft von alldem. Und da war ja auch noch das dämliche Fax seiner Managerin - die sich nicht traute, ihm die Nachricht persönlich zu überbringen -, dass er wieder mit Trevor Rail ins Studio für eine neue CD muss. Und damit nicht genug. Tags drauf erhält er die Nachricht, dass sein Vater gestorben sei. Statt zu einem Auftritt bei dem ehemaligen Musik- und jetzt schrottigen TV-Sender MTV zu fliegen, zieht es ihn nach Hause zu Mutter und Bruder, um der Beerdigung beizuwohnen. Schon kurze Zeit später überwirft er sich mit dem Bruder, da ihre Ansichten einfach zu unterschiedlich sind. Er fährt zu seinem Freund und ehemaligen Bandkollegen Johnny und unterhält sich mit ihm über Gott und die Welt - und den Teufel. Billy glaubt tatsächlich, dass er die Schuld am Tod seines Vaters trägt, dass es geschah, weil er seine Seele an den Teufel in Gestalt von Trevor Rail verkauft habe. Dieser Rail hatte ihn vor zig Jahren vor dem Selbstmord bewahrt, ihn einen Vertrag unterzeichnen lassen und Billy zu dem heutigen Ruhm geführt. Johnny versucht ihn zu beruhigen, was aber nicht wirklich gelingt. Also geht es nach Echo Lake, wo tief in den Wäldern des Bundesstaates New York ein Studiokomplex steht. Kurz vor ihm trifft dort auch Jake als Tontechniker ein. Jake gerät fast aus der Fassung, als er die Räumlichkeiten aufschließt und an einem Piano im oberen Stock jemanden spielen hört, obwohl keiner da ist. Billy sagen sie davon vorerst nichts. Und Trevor Rail, der sich so jovial gegenüber den Leuten gibt, erweist sich bald als durchgeknallter Tyrann. Die Stimmung sinkt, Billy kommt kreativ nicht auf touren und kann sich auch mit Rail nicht auf die Ausrichtung der Musik und Texte einigen. Als dann noch ein Unfall geschieht, bei dem ein Mitarbeiter unter ungewöhnlichen Umständen stirbt, wird es erst recht mysteriös. Und Billy muss bald um sein Leben fürchten.

"Der Teufel von Echo Lake" hat eine kleine Prise Mephisto in sich und einen größeren Teil um den auch im Buch erwähnten Robert Johnson. Dieser hatte an einer Kreuzung den Teufel getroffen und ihm seine Seele dafür verkauft, dass dieser seine Gitarre stimme. Diese Geschichte wurde als "Crossroads" vom großen Walter Hill mit Ex-"Karate-Kid" Ralph Macchio (dem echten Kid, nicht diese lästige Smith-Blage) verfilmt. Das Buch beherrschen eigentlich drei Charaktere: Billy, Jake und Trevor. Während Billy die klischeehaften - und nicht völlig falschen, da ein Klischee ja nur deshalb ein Klischee ist, weil es so oft vorkommt - Eigenschaften des typischen Rockstars mit Dope, Groupies überhöhter Selbsteinschätzung und ähnlichen Attributen zugeschrieben, während Trevor von Beginn an der Arsch im Getriebe ist. Und Jake ist der normale Junge mit Frau und simplen Problemen, wie sie jeder Mensch hat. Er steht irgendwie zwischen den beiden und muss seine Arbeit tun. Und hier frischt Douglas Wynne den leichten Grusel, den es bisher nur gab, mit mehr oder weniger richtigen Anekdoten über diverse Stars aus und gibt sein Wissen um die Arbeit im Musikbusiness zum Besten. Könnte langweilig sein oder als Füllsel angesehen werden, aber dem ist nicht so. Es passt recht gut ins Szenarion, wird mit etwas - wirklich nur etwas - Sex aufgepeppt, durch Jakes Eheprobleme auch auf die dramatische Schiene geführt, ohne dass diese überwiegt und mit dem ersten Unfall kommt auch Tempo ins Geschehen. Die Story ist jetzt aber weit davon entfernt Blut, Gekröse und Körperflüssigkeiten. Sie erzählt einfühlsam die Geschichte ihrer Protagonisten, deutet vieles nur an und bleibt dennoch federleicht und flüssig, wenn auch nicht mir hohem literarsichen Anspruch - aber wenn ich den suche, muss ich eh anderweitig unterwegs sein. Subtiler Roman um überbordende Phantasie einer geplagten Seele oder vielleicht doch etwas Übersinnlichem? Auch wenn ich die gesamte Lesezeit über das Gefühl hatte, alles schon zu kennen, hat mir die Story gut gefallen. Vielleicht auch gerade deswegen. Wer weiß? Was ich weiß, ist, dass "Der Teufel von Echo Lake" zu den ruhigeren Vertretern aus dem Festa-Verlag zählt und mich dennoch fesseln konnte. Dolph Lundgren würde dazu vermutlich sagen: "Dying is easy - Rock'n'Roll is hard".


jerry garcia

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Edward Lee. Um die Unschuldigen zu schützen, formte man den Golem aus dem Flusslehm und erweckte ihn zum Leben. Das geschah vor Jahrhunderten. Aber jetzt wurden die uralten, mystischen Riten pervertiert und neue Golems geschaffen - dämonische Kreaturen, die vergewaltigen und morden. Nur ein junges Paar kann sie aufhalten. Doch die beiden ahnen nicht, welches diabolsiche Geheimnis ihr eigenes Dasein bestimmt.

Diese aus Lehm der Moldau geformten Beschützer der unschuldigen Juden kommen im Jahre 1880 in Loewensport zur dortigen Gemeinde. Geliefert wurden sie per Schiff - noch als Lehm in Fässern verstaut -, auf dem auch Poelzig und seine Frau Nanya anreisen. Sie lassen sich die Fässer mit dem Lehm zeigen und der Kapitän verstößt gegen seine Prinzipien und tut es. Daraufhin nehmen in dem Ort grausige Geschehnisse ihren Lauf, die mit Rassismus und Häresie Hand in Hand gehen. Im heutigen Somerset County kommen Seth und seine Lebensgefährtin Judy in Loewensport an. Sie haben dort ein abgelegen in den Feldern stehendes Haus erworben, das Seth von dem Geld als Spieleentwickler in Mengen verdient. Judy Freude über die Einrichtung und die idyllische Lage wird nur von der Warnung getrübt, dass es in der Gegend wegen Schlangen etwas gefährlich sein kann. nichts sonst stört ihr Glück. Bei Grabungsarbeiten stoßen die Arbeiter auf ein Schiff, das mehrere Fässer enthält, die Seth in seinen Keller bringen lässt. Bald sind aber vier davon verschwunden und niemand kann sich erklären, wie das passieren konnte. Doch damit nicht genug. Loewensport ist ein jüdisch geprägter Ort, der aber auch unter dem Drogenhandel von zwei rivalisierenden Gruppen zu leiden hat. Und Drogen sind für die beiden Neuankömmlinge durchaus ein Problem: Seth war Alkoholiker und Judy von Crack abhängig. Doch zuerst beginnt das Morden dahingehende, dass die eine Gruppe der Dealer beginnt, ihre Gegenspieler für immer aus dem Weg zu räumen, dabei aber feststellen müssen, dass sie den Hintermann der ihnen bekannten Gangster zu ihrem Leidwesen immer noch nicht kennen. Der aber ist nicht auf den Kopf gefallen und sorgt dafür, dass zwei der Handlanger von Gruppe eins auch für ihn Drecksarbeit erledigen - und so kommen auch Seth und Judy ins Spiel. In ihrem Keller liegt noch etwas, das von den Typen dringend benötigt wird, um die Sache endgültig zu ihren Gunsten zu beenden.

"Golem" von Edward Lee. Wirklich von Edward Lee?, fragte ich mich und hab mal nachgeschaut, ob Herr Festa sich nicht den Scherz erlaubt hat über dem großen Autorennamen kleingedruckt zu verstecken "Frank Festa schreibt als...". Okay, Schluss mit Blödsinn. Dieser "Golem" war wirklich so zahm und zurückgenommen, dass er beinahe in eine Hedwig Courths-Mahler-Reihe gepasst hätte (Okay, auch wieder eine Übertreibung, fast schon Beleidigung für die ich mich entschuldige. Bei Herrn Lee, nicht der Hedwich C-M). Sex, Gewalt und Blutvergießen waren für einen Roman von Edward Lee schon sehr moderat vertreten. Dafür wurde aber das Drogenproblem zum wiederholten Male aufgegriffen und eineStadt im Griff von Gangstern, was man ja auch in den unterschiedlichsten Thrillern lesen kann. Bin ich jetzt fertig mit motzen? Ja. Die Storylines von 1880 und der Gegenwart werden in dem Ort Loewensport zusammengeführt, wobei gerade zu Beginn der Handlung um 1880 rum und später in der Gegenwart die beiden hauptbeteiligten Frauen sehr ähnliche Züge aufweisen. Im Laufe der Zeit wird der Leser recht belesen über die Mythologie und den jüdischen Glauben imformiert, verschiedene Richtungen und auch Abweichler nahe gebracht. Parallelen zum Christentum fallen da ebenfalls auf. Seine Mischung aus Thriller, etwas Fantasy und Mythologie mit sanftem Horror, der mehr gruselt denn schockt hat Edward Lee bewiesen, dass man ihn nicht auf seine Werke aus der Extrem-Reihe reduzieren darf und er durchaus auch in der Lage ist, spannende Lektüre zu bieten, ohne Grenzen zu überschreiten. Wer natürlich genau das mit den Grenzen erwartet hat, dürfte etwas enttäuscht sein. Ein Roman, der gespickt ist mit vielen Mistkerlen, aber auch treuen Seelen und gerade die trifft das düstere Geschehen und lässt sie leiden. Locker formulierte Story, die so manch beklemmende Szene anbietet, echte Sympathieträger als Protagonisten agieren lässt und sich auch nicht scheut, dem üblichen Happy-End Ring-, Mittel- und Zeigefinger zu heben - "Read between the lines" halt. Gut ausgearbeiteter Roman und der zweite etwas ruhigere Vertreter aus dem Hause Festa, der aber ebenfalls zu gefallen wusste. 


Offline Thomas Covenant

  • Die Großen Alten
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    Den Ryan C. Thomas habe ich auch schon hier, nur noch nicht gelesen. Erster Teil der Huntignton Reihe...?



    jerry garcia

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    Robison Wells. Du dachtest, du hättest es geschafft. Doch der Albtraum ist noch lange nicht vorbei. Nur zwei Schüler konnten dem Internat entkommen. Doch jenseits der Mauern fängt das Grauen erst an. Sie sind gefangene eines wahnsinnigen Experiments.

    Nach der flucht aus dem Elite-Internat haben von den rund 50 Schülern nur zwei überlebt: Benson und Becky. Was sie nicht ahnten: Die vermeintliche Freiheit entpuppt sich als noch größere Gefahr als die Schule selbst. Plötzlich sieht Benson Jane vor sich, die er eigentlich als verstorben wähnte. Sie ist lebendig und fristet ihr Dasein in einem Fort, das man für Schüler der Maxfield Academy eingerichtet hatte, die durch Duplikate ersetzt wurden. Aber frei ist von denen keiner. Alle wurden sie mit einem Chip im Kopf versehen, der sie irgendwie mit ihren Duplikaten in der Schule verbindet. Ein Kampf mit unklaren Fronten beginnt, da Becky und Benson nicht sicher sein können, wem sie hier überhaupt noch vertrauen sollen. Erst hat es den Anschein als wären hier die Regeln lockerer, wären keine Banden entstanden, doch das erweist ich bald als Irrtum. Auch hier sind unterschiedliche Gruppen am Werk, die auf unterchiedliche Ziele hinarbeiten. Und man kann sich sicher sein, dass es auch Spione für die Schule und den Iceman gibt. Jetzt muss man gegen Vorurteile kämpfen, gegen den Iceman, die neuen Doubles in der Schule und Konkurrenten im eigenen Lager. Eine neuerliche Flucht zu organisieren, ist gar nicht so einfach unter den schwierigen Umständen. Glücklicherweise werden die jungen Leute hier im Fort aber auch versorgt, bekommen Lebensmittellieferungen und alles weitere Lebensnotwendige geliefert.

    Hatte der erste Teil wirklich sein Versprechen um einen Paranoia-Thriller mit großen Geheimnissen um eine Gruppe Jugendliche gehalten, ist der zweite Band eher nur ein Abklatsch. Die Parallelen zu den vorhergehenden Geschehnissen sind frappierend und deuten - für ich - darauf hin, dass man da mal schnell noch vom Erfolg des ersten Teils profitieren wollte und eine recht unmotivierte Fortsetzng aus dem Ärmel geschüttelt hat. Klischees en masse, oberflächliche Figuren, die mal abgesehen vom Protagonisten wenig Tiefe erfahren. Flüssiger Schreibstil lässt die Lektüre flott voranschreiten und ist dementsprechend leicht zu konsumieren. Den Vogel schießt aber der Schluss ab: Es bleiben nicht nur Fragen zum Internat und den Leuten hinter den Vorgängen offen, man muss nun auch noch die Regierung ins Spiel bringen, die Präsidententöchter und dann - hört das Buch auf. Becky und Benson sinds glücklich und zufrieden und der Leser starrts entsetzt auf ein derartiges Ende. Einen dritten Teil gibt es nämlich nicht. Was mit dem fast schon hervorragenden (im Vergleich zu diesem) Jugendbuch "Du kannst keinem trauen" wirklich gut in Szene gesetzt wurde inklusive der einen oder anderen Wendung und einer Gruppendynamik, die hier nie wieder erreicht wurde, verdaddelt der Autor mit seinem zweiten Output. Den kann man sich wirklich schenken.


    jerry garcia

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    Douglas Preston/Lincoln Child. Special Agent Pendergast reist in das eingeschneite Wintersportgebiet Roaring Fork in Colorado, um seinen Schützling Corrie Swanson zu retten. Corrie, Studentin der Forensik, hat dort die exhumierten Leichen von elf Arbeitern einer Silbermine untersucht, die vor über hundert Jahren ums Leben kamen. Angeblich sind die Männer damals alle einem bösartigen Grizzly zum Opfer gefallen, doch Spuren eines Bärenangriffs. kann Corrie nicht feststellen. Mit ihren Nachforschungen ist sie aber offenbar einem Killer in die Quere gekommen, der nicht nur ihr Leben, sondern die Existenz des ganzen Ortes bedroht. Pendergast ist Corries letzte Hoffnung.

    Nach den Ereignissen um seine Frau und dem unerfreulichen Abschluss dieser Ereignisse sitzt Pendergast emotions- und antriebslos zu Hause und starrt in die Gegend. Null Interesse an der Welt und was dort vorgeht. währenddessen plagt sich Corrie Swanson mit ihrem Professor herum, der keines ihrer Themen für gut genug hält, um für ihre Semesterarbeit unterstützt zu werden. Dann netdeckt sie eine kleine Notiz in einer Nachricht, in der von einem Kannibalenbären in Colorado die Rede ist. Dieser soll vor rund 150 Jahren elf Minenarbeiter nicht nur angefallen, sondern auch gefressen haben. Sie hat Pendergast einen Brief geschrieben, den der aber ignoriert - wie derzeit alles um ihn herum. Also zieht sie allein los. Roaring Fork ist eine dieser Urlaubs- und Skifahrersiedlungen in Colorado, die nur Milliardären und dem dienenden Fußvolk vorgehalten scheinen. Corrie merkt schnell, dass ein längerer Aufenthalt hier sie ihre Ersparnisse kosten wird. Und bald muss sie auch erfahren, dass ihre Ermittlungen hier ganz und gar unerwünscht sind. Der Sheriff ist eher ein Mann, der seinen Posten ruhig und ohne Störungen versieht, während einige der Reichen sich herausgefordert sehen. Klar, wollen sie doch ein weiteres Gebiet erschließen, um noch mehr Geldsäcke anzulocken. Dazu mussten ja auch die Gräber eines Friedhofs geleert und die reste der armen Teufel in einer Gemeindehalle abgestellt werden. Doch sie gibt nicht auf, lernt Tim kennen und mag ihn zwar, lässt sich aber nicht auf mehr ein. Und dann - als es wirklich eng wird für sie - taucht Pendergast auf. Er hat eine Angehörige, eine Nachfahrin, eines der damals getöteten Bergarbeiter gefunden, die Corrie ausdrücklich die Arbeit am Leichnam ihres Verwandten erlaubt. Stacy, so der Name der Frau, war Captain bei der Armee und ist jetzt aus dem Dienst ausgeschieden. Sie beteiligt sich an der Suche. Doch es wird immer gefährlicher. Während einer Fahrt aus der Stadt hinaus, wird auf Corrie geschossen. Die Kugel geht durch die Windschutzscheibe, richtet aber sonst keinen Schaden an. Und zudem geht dann noch ein Feuerteufel an sein böses Handwerk. Dabei hinterlässt er einige Leichen. Pendergast übernimmt auch hier die Ermittlungen, fährt aber zurück nach New York, wo er weitere wichtige Nachforschungen anstellt.

    Puh, wie sag ich es den Fans? Für den Fehler, dass hier schon ziemlich am Anfang mal wieder Namen vertauscht werden, können die Autoren nichts. Aber dass sie aus einer interessanten Konstellation dann einen Thriller fabrizieren, den ein Jack Reacher (Ja, kommt jemand in einen Ort und klärt ein Verbrechen, bevor er wieder verschwindet, so ist auch dieses Buch) in kürzester Zeit beendet hätte, der doch viele Elemente enthält, die mich wenig begeistern konnten. Sicher, Preston/Child lassen immer mal wieder etwas Mystery in ihren Romanen zum Zuge kommen, doch die Pendergast-Trance war dann wohl doch eher dem Umstand geschuldet, dem Buch einen schnellen und vor allem minimal erklärbaren Schluss zu geben. Unschön. "Attack" ist zwar picke-packe voll mit Bösen, mit Karikaturen und einigen platten Klischeefratzen (Immer wieder dasselbe Spiel: gut ist hübsch, mutig und clever. Böse ist der unscheinbare, häßliche oder gierige Mensch.), hat aber sonst nicht wirklich viel zu bieten. War ich doch schon froh, endlich mal ein Buch ohne Familie und besonders Constance in Händen zu halten, mal wieder einen ordentlichen Fall für den speziellen Spezialagenten, dann wird es durch eine recht simple und billige Story torpediert. Die Lösung(en) sind für die meisten eifrigen Krimileser schnell zu erkennen, die Holmes-Story, mit der sie wohl für diejenigen, die es noch nicht gemerkt haben, ihren Helden als den modernen Holmes etablieren wollen (?), macht es auch nicht besser. Anfangs spannend, teilweise sogar mit Action und Tempo versehen, ist dieser Thriller leider doch nur Allerweltsware mit einem Zuckerende und einem schier in allem überlegenen Pendergast (Diese Schilderung als Überfigur ist auch Schuld daran, dass ich seinen Lieutenant D'Agosta eher schätze als den Fibbie aus Langeweile und mit zuviel Geld). Also gibt es hier und da Kitsch, eine Story, die man leicht umgearbeitet auch für einen Jack Reacher und eine Backwood-Story nutzen könnte und einigen Leerlauf, der abgesehen vom Anfang einiges an Spannung und Thrill vermissen lässt. Ich freu mich auf den nächsten Gideon Crew, nicht auf Pendergast. Und ein neuer Stand Alone sollte vielleicht auch mal wieder kommen. Tja, wenn Lincoln Child mal wieder ein Solowerk schreibt, bin ich auch bei. Der Aufbau ist da zwar immer derselbe, sie sind auch recht vorhersehbar, aber wenigstens einigermaßen spannend und nicht zu sehr auf Supermann in Trance abgezielt. "Attack" geht so, kann man lesen, muss man aber nicht. Vielleicht war auch meine Erwartungshaltung schlicht zu hoch.


    jerry garcia

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    Max Barry. Zwei Männer haben Wil Parke entführt. Sie sagen, sie brauchen seine Hilfe. Sie sagen, es tobt ein geheimer Krieg, den nur Wil zum Guten wenden kann. Sie sagen, er hat die Pläne des Feindes schon einmal durchkreuzt. Aber Wil kann sich an nichts erinnern.

    Wil ist nur ein einfacher Arbeiter, der nur seinen Job erledigen und seine Ruhe will. Alltagsdasein halt. Doch dann wird er eines Tages am Flughafen in einer Toilette von zwei Typen attackiert, die ihm auch noch eine Nadels ins Auge stechen. Gespräche sind in der Sitaution sinnlos, Fluchtversuche leider fruchtlos. So schleifen und ziehen die Männer den ziemlich betäubten Wil Richtung Flughafenausgang und wollen ihn  in einen wartenden Wagen stecken. Trotz all seiner Probleme mit dem Augenlicht und dem Gleichgewicht kann sich Wil den Typen entreißen und wegrennen, wenn man sein Gestolpere denn so bezeichnen kann. Er schafft es auch, den Wagen seiner Freundin zu erreichen, die auf ihn wartet. Doch sie fährt nicht los, obwohl er sie anfleht. Also schafft es einer der Männer, ihn wieder aus dem Auto zu ziehen und in einen Truck zu verfrachten. Plötzlich tauchen auch noch Verfolger auf, von denen eine als Raine bezeichnet wird. Schüsse fallen, es gibt Tote und zu allem Unglück rast auch ncih die Freundin von Wil mit vollem Tempo in den Truck. Nach diesem Fiasko sind nur noch Wil und einer der Typen, er nennt sich Eliot, übriggeblieben. Die Hatz geht weiter.
    Die Obdachlose Emily verdient sich ihren Lebensunterhalt mit kleinen Gaunereien und illegalen Kartentricks. Eines Tages wird sie von einem Finsterling namens Lee angesprochen, der sie für ein Projekt rekrutieren will. Nicht auf Emilys Tagesplan. Also haut sie ab. Ein Entkommen auf Zeit. Man schnappt sie und sie kommt in ein Internat. Dort wird sie Tests unterzogen und dann in einen straffen Unterrichtsrhythmus eingeteilt. Vieles von dem, was man ihr dort beibringt erscheint ihr im ersten Anschein unsinnig, gibt es doch Regeln, die sie noch nie gehört hat und die sie gerne umgehen würde. Lehrer wie Schüler scheinen alle unter Nicknames zu agieren, keiner ist echt, gibt etwas von sich preis. Und wohin das alles führen soll, erfährt Emily erst recht nicht.

    "Lexicon" ist einerseits ein typischer Barry, aber auf der anderen Seite ist das Buch irgendwie unübersichtlich, entfernt vom Mainstream war Barry ja schon immer gerne, ebenso wie er Kapitalismus, Marktwirtschaft oder Globalisierung kritisiert, aber hier wird es echt verzwickt. Fängt der Roman noch verhältnismäßig thrillertypisch an, wird der Leser bald eines Besseren belehrt. Um was es wirklich geht, bleibt lange verborgen. Das Geheimnis um die abgesperrte Stadt wird nicht in wenigen Sätzen erklärt, die auf verschiedenen Zeitebenen verlaufende Geschichte tut ein Übriges dazu, dass man der Sache besser konzentriert folgt, um nicht den Faden zu verlieren. "Lexicon" von Max Barry dreht sich um die Macht der Worte. In allen Bereichen. Mit Umfragen werden Daten gesammelt, wie man den Kunden oder Wähler besser erreicht, soziale Netzwerke genutzt, um Bewerber auszusieben (Beispiel: Ein Bewerber beim Einstellungsgespräch. Sein möglicher künftiger Chef hält ihm seine Facebook-Einträge vor und stellt ihn nicht ein, weil er unzuverlässig sei. Aber doof ist der Bewerber nicht. Also löscht er alle seine Einträge wo immer er sie auch gemacht hat und geht zu einem anderen Interview. Meint der Mann aus der Personalabteilung: "Sie sind in keinen sozialen Netzwerken vertreten?". Als der Bewerber das vermeint, wird er aber auchn ciht eingestellt, denn wer nichts von sich presigibt, hat sicher was zu verbergen und ist suspekt.). Man lernt vieles über die Medienwelt (auch Dinge, die schon bekannt sind), über deren Gebrauch des Wortes, wie Politiker ihre Worte in die Waagschale werfen, damit ein Ergebnis zu ihren Gunsten ausgeht, wie man Lügen hinter Worthülsen versteckt und dass genau zu solchen Zwecken Managerseminare stattfinden, die dort lernen, wie man Mitarbeiter und Menschen anhand von Worten katalogisieren kann, sie in Kategorien einteilt und aufgrund der Ergebnisse hin und her schiebt und manipuliert. Und ja, wie man mit Worten auch Gutes tun kann. Man geht nach Asien in arme Länder und unterrichtet die Kinder. Selbstverständlich nicht in ihrer Heimatsprache, sondern in der die einem am ehesten selbst von Nutzen ist. Deshalb spricht heute ein Großteil der Welt Englisch. Zuviele Sprachmissionare. Bei Max Barry gibt es nun auch noch Organisationen, die eine mächtige Form der Sprache beherrschen und die sich wegen ihr und einem ganz bestimmten Wort bis aufs Blut bekämpfen. Sie nennen es Blankwort. Was ein Blankwort ist, wird erst gegen Ende verraten. Es kann aber vieles ausrichten bzw. anrichten. Und ganz nebenbei erfährt der Leser, wie sich die Bedeutung eines Wortes im Laufe der Zeit (Ob nun von jemand so beabsichtigt oder nicht) verändern kann). Dies alles ist eingebettet in eine rasante, clevere und innovative Geschichte, die neben dem Sprachgefühl, der Art andere Menschen zu durchschauen auch mit einer ordentlichen Portion Action angereichert ist. Es passiert viel, man muss aber auch mitdenken und ich glaube, einer weitere Lektüre dieses Werkes würde immer neue Facetten zutage fördern, über die sich eine Diskussion (mit Worten) lohnen würde. Max Barry in Bestform, hochintelligent und extrem unterhaltsam. Und wei weg von Massenware und irgendwelchen Biografien diverser EX-Promis aka Schluckspechtbeichte.


    jerry garcia

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    Jack DuBrul. Die USA haben beschlossen, sich von fremden Öllieferungen frei zu machen. Alaskas Ölvorräte und alternative Energiequellen sollen dabei helfen. Doch es gibt mächtige Gegner, die den Plan zunichtemachen wollen. Im Bündnis mit alten KGB-Seilschaften entwickeln einige Ölstaaten den Plan, die Alaska-Pipeline zu sprengen. Nur nit einem haben sie nicht gerechnet: Philip Mercer, Geologe und Ex-Elitesoldat, ist entschlossen, die Katastrophe zu verhindern.

    Mercer ist mit den drei Smalls beim Fischen, was natürlich nicht ohne zünftiges Besäufnis stattfinden kann. Trotz ihres immensen Katers fahren die vier Bekannten raus. Doch in einer Bucht entdecken sie ein Boot, das auf Grund gelaufen und schwer angebrannt ist. Mercer steigt über und findet mehrere Leichen und zudem ein Stahlteil, auf dem noch teilweise eine Beschriftuzng zu erkennen ist. Der Angelausflug ist vorbei und der Fund wird der Polizei gemeldet. Mercer fliegt zurück nach Washington und einer der Smalls nach Kalifornien. Die anderen beiden bleiben in Alaska, was ihr Todesurteil ist. Aber nicht nur sie stehen auf der Abschussliste: Auch Mercer soll nach Willen des Auftraggebers und Hintermannes eliminiert werden. Der Mordversuch misslingt, Mercer kann den Angreifer töten. Da man einen ortsansässigen Gangster angeheuert hat, soll keine Spur zu den Verschwörern führen, doch Mercer denkt sich seinen Teil dann, als er erfährt, dass zwei der Smalls in Alaska getötet wurden und auch der in Kalifornien seine Verwandten nicht lange überlebte. Er selbst geht in der Zwischenzeit auf eine Party des Ölmagnaten Max Johnston, um dort feststellen zu müssen, dass dessen Tochter eine Aktivistin im Umweltschutz ist, die ihn verbal schon einmal attackiert hatte. Hindert die zwei natürlich nicht daran, sich näher zu kommen. In Mercers Wohnung werden sie dan von zwei Killern attackiert, die der Geologe ausschalten kann. Nach und nach entwickelt sich ein mörderisches Spiel um die Ressourcen der USA und in das verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Zielen verwickelt sind, die aber zusammenarbeiten. Da werden Anschläge auf einen saudischen Prinzen, der eher dem Westen geneigt ist, in London arrangiert, Tanklastzüge auf vereister Straße in einen Abgrund rangiert, Supertanker von Terroristen gekapert, die mit dessen Versenkung vor Alaskas Küste ebenso eine Umweltkatastrophe auslösen wollen, wie mit der Sprengung einer Pipeline, die quer durchs Land führt. Und mittendrin Mercer, der immer wieder nahe der totalen Vernichtung agiert.

    Anfangs könnte man fast glauben, dass Jack DuBrul nach einer Checkliste diverse Attribute aus den Romanen von Clive Cussler abarbeitet, was ihm möglicherweise ja auch Jahre später den Job des Vertragsautors für dessen Juan Cabrillo-Reihe eingebracht hat. Sein Mercer hat ebenso wie dessen Dirk Pitt eine unheimlich anziehende Wirkung aufs weibliche Geschlecht, ist clever, gutaussehend, mutig, reich und immer am Ort des Geschehens. Hinzu kommt ein Tupfer moderner Indiana Jones und fertig ist der Serienheld. Fast. Doch dieser Mercer ist dennoch nicht der makellose Übermensch-Typ, den Cussler sich in Pitt vorgestellt hat. Und er geht gegen seine Feinde auch härter vor als man es aus dem Hause Cussler gewohnt ist. Im Gegensatz zu seinem Debüt sind hier alle Parteien bekannt, jeder weiß, wo er zu stehen hat, auch wenn die Ziele unterschiedlich sind. Und Jack DuBrul lässt es wieder ordentlich krachen. Etliche Actionsequenzen, die auch keine Rücksicht auf liebgewonnene Helfer des Protagonisten nehmen, treiben die Story um den Kampf um die Ressourcen und die Herrschaft im Nahen Osten voran. Humor wird hier kaum geboten und auch die coolen Sprüche kommen den Figuren, die nicht mit sonderlich viel Tiefgang gezeichnet wurden, nicht flott über die Lippen. Aber "Eisiges Inferno" ist wie "Brennende Wellen" und "Havoc" ein weiterer Beweis, dass der Autor besser ist als sein derzeitiger "Arbeitgeber". Aber einen gravierenden Mangel hat das Buch, den man dem Verfasser zuschreiben muss: Seine Erklärung, die er Mercer äußern lässt, wenn es um die Ausbeutung des Blauen Planeten geht, ruft bestenfalls ein Kopfschütteln hervor. Damit konfrontiert, dass man doch die Erde und die Umwelt zerstört, wenn man sie ständig anbohrt, sprengt oder giftige Chemikalien ablagert, kommt die Antwort wie folgt: Die Erde fordert uns ja heraus. Sie schickt uns Wirbelstürme, Vulkanausbrüche, Erdbeben usw. Dafür bestrafen wir sie mit der Ausbeutung ihrer Ressourcen und Zerstörung der Umwelt. Meine Güte. Der zweite Lapsus ist nicht dem Autor anzukreiden: Namesverwechslung (Aus Riggs wird plötzlich Briggs usw.) und etliche Fehler in Rechtschreibung oder vom Druck her, sind beim Lesen oft lästig und störend. Abgesehen davon ist "Eisiges Inferno" temporeiche Actionunterhaltung, von der es hoffentlich noch mehr geben wird. Der Preis für das Buch mit 5,99 Euro der Druckversion ist ebenfalls sehr akzeptabel und lässt die Fehlerquote etwas verschmerzen. Wer Clive Cussler und die Cabrillo-Serie schätzt, wird hier bestens bedient. Denk dran SKFreak, das ist wie der Vorgänger ne Weltbildexklusivausgabe.


    jerry garcia

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    Will Jordan. Der Absturz des Black-Hawk-Helikopters in Afghanistan ist schon schlimm genug. Doch an Bord befand sich ein hochrangiger Geheimnisträger der CIA. Wenn die Informationen in seinem Besitz an die Öffentlichkeit gelangen, würde das die ISAF-Allianz zerschlagen und Afghanistan dem Chaos preisgeben. Ryan Drake wird angeheuert, den Mann aufzuspüren und die Informationen sicherzustellen. Ein Routineeinsatz. Doch unvermittelt taucht die ehemalige CIA-Agentin Maras auf, die mit Drakes Schützling noch eine eigene Rechnung offen hat.

    Es beginnt mit dem Abschuss des Black Hawk. Beim Absturz wird die Besatzung getötet, ein weiterer an Bord befindlicher, den Soldaten unbekannter Mann wird entführt. Stunden später wird Ryan Drake aufgefordert, sich aus seinem Einsiedlerdasein zu befreien und wieder zu arbeiten. Als ihn die Nachricht erreicht, sitzt er mit Frost bei Keegan auf der Veranda und schaut dem beim Verwandeln von Burgern in Kohle zu, was Keegan als Grillen bezeichnet. Er wird mit den beiden zusammen in die Zentrale beordert und dort dazu verpflichtet, den Vermissten aus seiner misslichen Lage zu befreien. Nach einem schier Ewigkeiten dauernden Flug erreichen sie bald die Basis in Bagram in Afghanistan, wo ihnen die Forensikspezialistin Samantha "Sam" McKnight zugewiesen wird, mit der sich Keegan auf den Weg zur Absturzstelle macht. Dort angekommen finden sie einige Mitglieder einer privaten Sicherheitsfirma vor, die die Maschine bewacht und verhindern soll, dass Spuren vernichtet werden. McKnight kann gerade noch feststellen, dass der Anschlag wohl mit einer Stinger verübt wurde, als sie aus dem Hinterhalt von einem Scharfschützen unter Beschuss genommen wurden. Hätte Keegan sie nicht aus der Schußbahn gerissen, wäre sie jetzt tot. Doch auch Keegan hat Erfahrung mit gezielten Schüssen auf große Entfernungen. Es gelingt ihm, den Attentäter auszuschalten, aber jetzt wollen die Sicherheitsleute so schnell wie möglich weg und sprengen die Überreste des Black Hawk, damit sich nichts mehr dort befindet, das die Gegner vielleicht gegen sie benutzen könnten. Mittlerweile wird der Taliban Kourash von seinem Mentor aufgefordert, Drake aus dem Weg zu räumen. Drake weiß nicht, dass diese Entführung auch dazu diente, ihn nach Afghanistan zu locken, um ihn zu eliminieren. Und dann erhält er auch noch einen Anruf, mit dem er sicher nicht gerechnet hat: Maras aka Anya. Sie verabreden sich zu einem Treffen, das nicht den gewünschten Ausgang hat. Als Maras nach dem Treffen von zwei Typen verfolgt wird, die sie vermutlich entführen wollen, erledigt sie beide auf ihre Art. Und Drake sucht weiter mit Frost und seinen anderen Kollegen nach Hinweisen, wo der gekidnappte CIA-Mann Mitchell gefangen gehalten werden könnte und von wem überhaupt.

    Will Jordan beweist recht schnell, dass er einen feinen Sinn für Humor aufzuweisen hat (George Bush Center for Intelligence bezeichnet er als Widerspruch an sich und auch die Anspielung "Ich bin zu alt für diese Scheiße" ist sehr gelungen und nicht einfach platt wiedergekäut), aber auch anscheindend den Methoden der USA durchaus kritisch gegenüber zu stehen scheint, wenn er die Geheimgefängnisse erwähnt, wo man die Menschenrechte doch so leicht ausser Kraft setzen kann und die "Ersatzsoldaten", die Amerika dann gegen Cash seine Kriege ausführen lässt, womit keiner der Politiker mehr tote Soldaten in den Medien erklären muss. Man kann immer schön behaupten, die Truppen seien abgezogen und es würden keine amerikanischen Soldaten mehr in Särgen nach Hause gebracht. Mit den Gedanken von Drake an Anya - und deren späterem Auftauchen - bringt Will Jordan auch eine emotionale Komponente in die Story ein, die sich auch auf die Ereignisse im Vorgänger "Mission Vendetta" ("Redemption") beziehen, aber er lässt diese Momente nicht die eigentliche Geschichte überdecken, sondern lässt ihnen eher wenig Raum. Sie reichen aber auch aus, um den Beweis anzutreten, dass Drake nicht der eiskalte Krieger ist, den man erwarten könnte, sondern ein normaler Mensch mit Gefühlen, der in einer harten Welt der internationalen Krisen überleben muss. "Der Absturz" ("Sacrifice") ist ein temporeicher, hochspannender Thriller aus der Welt der Geheimdienste, in der längst nicht alles so ist, wie es den Anschein hat. Sehr kurzweiliger Kracher mit höchstem Unterhaltungswert, der die schon im Vorgänger dargebotene Klasse tatsächlich noch einmal zu steigern weiß. Ich würde ja behaupten, das sich jetzt nach diesem Buch zu einem Fan-Boy geworden bin, aber wenn ich mir das Geburtsjahr des Autors (1983) so anschaue, bin ich eher ein Fan-Grand Pa. Und zwar einer, der jetzt schon begierig auf das dritte Buch "Betrayal" in deutscher Ausgabe wartet, dessen interessanter Plot anscheinend auf hier begonnenen Handlungslinien basiert. Für Freunde von gepflegten Actionthrillern den Sphären eines Vince Flynn ist auch dieser zweite Streich von Will Jordan einfach nur Pflichtprogramm. Insofern klare Kaufempfehlung!!!
    Edit: Wie mir der Autor mitteilte, wurden die Filmrechte an der Drake-Reihe inzwischen nach Hollywood verkauft und auf seiner Homepage ist auch schon das deutsche Titelbild für den dritten Drake "Gegenschlag" ("Betrayal") zu sehen.Was die Waffen betrifft, die der Autor ja laut Verlagsporträt ALLE benutzt haben soll, sind davon natürlich die SAM auszunehmen und eine Stinger hat er nur einmal ungeladen gehalten, wobei sie ihm leichter vorkam als erwartet, so seine Auskunft mir gegenüber.


    jerry garcia

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    Russell Blake. Codename: Jet. Alter: 28 Jahre. Jet war einst des Mossads tödlichste menschliche Waffe, bis sie ihren Tod vortäuschte, um diese Identität für immer zu begraben. Aber die Geheimnisse der Vergangenheit lassen sich nicht einfach abschütteln. Als ihr neues Leben auf einer ruhigen Insel von einem brutalen Angriff bedroht wird, muss Jet zu ihrer geheimen Existenz zurückkehren, um die zu retten, die sie liebt. Eine wilde Achterbahnfahrt voller schockierender Wendungen beginnt.

    In einem Land in Mittelamerika wird ein wird ein Mann von einem Sniper beim Verlassen eines Regierungsgebäudes eliminiert. Dann springt die Handlung nach Trinidad/Tobago, wo Maya in der Hauptstadt ein Internetcafe führt. Sie will den Laden gerade dichtmachen, um ebenfalls an den Feierlichkeiten teilzunehmen, die draußen ihren fröhlichen Klang ertönen lassen, als sie von drei schwerbewaffneten Typen überfallen wird. Schnell merkt sie, dass die Kerle Profis sind. Nicht nur wegen ihres Vorgehens sondern auch hinsichtlich der professionellen Ausrüstung und Bewaffnung. Ihr ist sofort klar, dass die Kerle nicht allein gekommen sind und sie verlässt ihren Laden und versucht im Getümmel des Karnevals zu entkommen. Das gestaltet sich aber nicht so einfach, sind ihr doch schon weitere Verfolger auf den Fersen. Sie kann zwar welche davon ausschalten und sich ihrer Waffen bedienen, muss sich aber weiter ihrer erwehren, da schon bald ein Wagen mit Killern darin auf sie zurast. Mit einem wahren Sperrfeuer setzt sie auch diese Kerle außer Gefecht und entkommt schließlich nur mit einigen Kratzern versehen ihren Häschern. Jetzt muss sie aber unbedingt die Stadt und am besten auch die Insel verlassen. Im Hafen klaut sie sich ein Schnellboot und macht sich auf den Weg Richtung Venezuela und lässt sich dabei auch nicht von einem Boot der Küstenwache aufhalten, das sogar auf sie feuert. Da sie nachts in Venezuela an Land geht, ruht sie sich erst einmal aus und lässt dabei die letzten Jahre Revue passieren - Einsätze sowie auch private Verbindungen, die sie verbotenerweise zu ihrem Mentor eingegangen ist. Am nächsten morgen dann macht sie sich auf den Weg nach Caracas, um von dort aus das Land zu verlassen. Ihr Plan sieht vor, ihr altes Team aufzusuchen, denn nur von dort kann sie verraten worden sein. Sie will mit Rain beginnen, der im Jemen mit einer langwierigen Infiltration beschäftigt ist, kommt aber nur zur rechten Zeit, um zu sehen, wie sein dortiges Domizil wohl mit ihm darin durch eine heftige Explosion zerfetzt wird. Also direkt in die Höhle des Löwen nach Israel. Dort muss sie aber auch feststellen, dass das Haus und sichere Versteck ihres Mentors Ariel/David ebenfalls kompromittiert und überfallen wurde. Die Polizei fand vier Leichen, wurde aber auch von einem Nachbarn informiert, dass ein scheinbar verletzter Mann geflüchtet sei. Sie ahnt, dass dies der gut ausgebildete David gewesen sein muss und wo er mit dieser Verletzung wohl hingehen wird. Sie findet ihn in einem Ferienhaus eines mit ihm befreundeten Arztes, der David versorgt hat. Gemeinsam wollen sie nun den Geschehnissen auf den Grund gehen. Von dem ersten Mord in Belize und den folgenden Taten weiß Jet bis dahin ebensowenig wie von weiteren Überraschungen, die noch folgen werden.

    Allein schon das Titelbild erregte schon einmal meine Auferksamkeit. Girls with guns zieht eben immer. Und die Umschlaggestaltung mit der Klappenbroschur, die schon einige Kritik erntete, ist ja mal nur genial. Und ja, die Praktibilität ist auch gegeben. Zum Lesen knickt man die Falz hinten im Buch einfach um und nichts stört beim Genuss des Buches. Und das legt von Beginn an so richtig feurig los, der Body Count ist fast schon enorm und lässt eigentlich kaum nach. Ruhepausen gibt es für Protagonisten wie Leser nur wenige und das erste Drittel hetzt den Leser nur so durch die mit praller Action gefüllten Seiten. Und dennoch gelingt es Russell Blake in diesem Actionfeuerwerk noch emotionale Momente unterzubringen, die speziell Jets Charakter vertiefen und beleuchten sowie etwas Menschlichkeit zu etablieren, bevor es wieder auf eine wilde Jagd über Kontinente geht. Und so machen sich Verräter, Verschwörer, russische Oligarchen, wütende Rächer, verschiedene Geheimdienste und gierige Konzerne auf die Jagd nach Mammon oder persönlicher Befriedigung in Form des möglichst qualvollen Todes von Jet an die Vernichtung ebendieser Person, die ihren Plänen im Weg ist. Das führt dazu, dass von den 320 Seiten mehr als zwei Drittel mit einer unglaublichen Rasanz vorangetrieben werden, die nur noch von Matthew Reilly (Schofield) oder Martin Kay (Hannigan) übertroffen wird. Hart und kompromisslos unter Nutzung unterschiedlichster Waffengattungen und Kampftaktiken fightet sich Jet teilweise absolut skrupellos durch die Reihen der Feinde (Headshots sind keine Seltenheit) und dabei immer auf der Hut vor der nächsten Wendung, die ihr den Garaus machen kann. Auch der Leser bleibt in vielen Fällen im Dunkeln, kann sich nicht gleich einen Reim auf die Vorgänge machen - genau wie der Autor es in seinem Vorwort angdeutet hat. Und ebenso wird dann im Laufe der schnellen Geschichte alles zusammengeführt. Exotische oder wahrlich exklusive Locations tun ihr übriges dazu, dass dieser internationale Thriller wie ein Kracher für eine Verfilmung daherkommt. Wie geschaffen für ein höherwertiges B-Movie und am besten noch mit Kristanna Loken in der Titelrolle (Ja, ich weiß, dass die blond ist. Ist dann halt künstlerische Freiheit bei der Adaption.). Als reine Actionunterhaltung konzipiert geht die Rechnung meines Erachtens voll auf. Ein Brett vor dem Herrn, das ich Freunden von zugegebenermaßen nicht sonderlich anspruchsvoller (Wollte ich hier ja auch nicht und war auch wohl nie die Intention von Autor oder Verlag) Lektüre mit Hang zu wilden Shoot-Outs nur ans geneigte Herz legen kann.Ach ja, "Jet" war keine Eintagsfliege. die Reihe wird vom Verlag fortgeführt. "Luzifer" sei Dank.


    jerry garcia

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    Nick Cutter. Ein Mann strandet an einer einsamen Insel vor der kanadischen Küste. Er ist ausgemergelt, dünn, wirkt mehr tot als lebendig. Und er hat Hunger - einen unstillbaren, schmerzhaften Hunger. Auf der Insel findet er eine Scout-Truppe vor. Die Scouts merken schnell: Der Fremde ist krank, todkrank. Egal, wie viel er isst, sein Körper fällt mehr und mehr in sich zusammen. Und dann sehen sie, dass sich etwas unter seiner Bauchdeke bewegt. Während die Scouts überlegen, was zu tun ist, bemerkt ihr Leiter, dass ihn plötzlich ein nie gekannter Hunger quält.

    Ein Mann bestellt in einem Diner die Karte rauf und runter, verschlingt alles und verschwindet immer noch hungrig. Dabei klaut er den Wagen der Bedienung und fährt Richtung Meer, wo er am Ufer ein Boot entwendet und rausfährt zu der einsamen vorgelagerten Insel. Dort ist eine fünfköpfige Scout-Gruppe mit ihrem Leiter gerade dabei, ihr Camp aufzuschlagen, als sie den Mann mit seinem Boot am Strand entdecken. Da sie ohne moderne Kommunikationsmittel (Bis auf ein Funkgerät)   unterwegs sind und erst in wenigen Tagen wieder abgeholt werden sollen, müssen sie sich eigenständig um den Mann kümmern, der ihr einziges Funkgerät zerstört hat, als sie ihn in die Hütte holten. Und dann beginnt das große Fressen. Tim, der Leiter, ist im Berufsleben Arzt und will sich den Mann genauer ansehen, um ihm zu helfen. Doch was er vorfindet, lässt ihn erblassen. Der Fremde erholt s ich nicht mehr und stirbt, aber dafür wird nun Tim von einem unbändigen Heißhunger geplagt. Ab diesem Zeitpunkt sind die Jungen im Alter von 14 Jahren auf sich allein gestellt. Die unterschiedlichen Charaktere und Freunde müssen sich nun zusammenraufen, um der Bedrohung Herr zu werden. Und während sie auf der abgelegenen Insel um ihr Leben kämpfen, wird die Umgebung von Polizei und Armee abgeriegelt. Nichts und niemand darf zu der Insel vordringen, selbst Seevögel, die von der Insel Richtung Festland fliegen, werden von Scharfschützen vom Himmel geholt. Die Jungs sperren ihren Leiter sicherheitshalber in einen Schrank, doch zu spät: Einer von ihnen ist schon befallen. Sie können zwar auch ihn überwältigen und wegschließen, aber jetzt beginnt es untereinander zu kriseln, weil man sich nicht über die weitere vorgehensweise einig wird und Hilfe vom Festland nicht zu erwarten ist.

    "Das Camp" wird vom Verlag als Thriller dargeboten, ist aber lupenreiner Horror mit einer Coming-of-age Story. Das Ende der Kindheit ist nah. Und wie sieht es mit dem Leben aus? Nach der ersten Begegnung mit dem Grauen nimmt der Autor sich Zeit, die Jungs vorzustellen und den Figuren Leben einzuhauchen. Dass dabei einige Klischees zum Vorschein kommen, macht das Buch
    keinesfalls schlechter. Cutter zeigt, dass sich die Freunde, die sich schon so lange miteinander rumtreiben, nicht wirklich kennen. Erst die Bedrohung zeigt, wer wirklich wie gepolt ist und wer zu seinen Freunden steht. Und so entwickelt sich bald nicht nur der Kampf gegen das Monster aus dem Leib des Fremden, sondern auch das Monster in ihrer Mitte. Der Autor gibt freimütig zu, sich die erklärenden Einschübe zur Story bei Stephen King abgeguckt zu haben, die dem Leser die Zusammenhänge erklären, die den Jungs auf der Insel fehlen. Was dem Buch abgeht, ist ein ordentlicher Spannungsbogen. Zu viele Handlungen sind vorhersehbar, manches schon oftmals gelesen oder gesehen. Überrascht war ich denn auch über einige blutrünstige und eklige Härten in der Geschichte, aber wirklich grausam und betroffen machend war die Szene mit der Schildkröte. Insgesamt ein recht guter Beitrag zum Erwachsenwwerden und sicher kein Jugendbuch, wie sie derzeit wie Sand am Meer in immer schnellerem Rhythmus erscheinen. Ein stellenweise brutaler Beitrag zur Jugendthematik im Horrorgewand mit einem Hintergrund, der die Menschheit nicht sonderlich gut aussehen lässt. Stilistisch gelungene Story, die auch die Beziehungen der Protagonisten untereinander kritisch beäugt und die Bedrohung als Auslöser für diverse Veränderungen nutzt. Das Ende entlässt den Leser dann in die Bereiche seiner Fantasie, in der er sich ausmalen kann, was womöglich von der Insel aufs Festland geflüchtet ist und was der einzige Überlebende nach dem Verlust seiner Freunde nun anfangen will. Wer es nicht ganz so derbe wie bei den auf extremen Horror spezialisierten Verlagen mag, aber auch nicht auf blutige Details verzichten will, die möglichst mit einer brauchbaren Handlung und etwas Tiefgang serviert werden, der kann hier ruhig zugreifen. "Herr der Fliegen" als Horrorkost könnte man "Das Camp" umschreiben.


    Offline skfreak

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      Jack DuBrul. Die USA haben beschlossen, sich von fremden Öllieferungen frei zu machen. Alaskas Ölvorräte und alternative Energiequellen sollen dabei helfen. Doch es gibt mächtige Gegner, die den Plan zunichtemachen wollen. Im Bündnis mit alten KGB-Seilschaften entwickeln einige Ölstaaten den Plan, die Alaska-Pipeline zu sprengen. Nur nit einem haben sie nicht gerechnet: Philip Mercer, Geologe und Ex-Elitesoldat, ist entschlossen, die Katastrophe zu verhindern.

      Mercer ist mit den drei Smalls beim Fischen, was natürlich nicht ohne zünftiges Besäufnis stattfinden kann. Trotz ihres immensen Katers fahren die vier Bekannten raus. Doch in einer Bucht entdecken sie ein Boot, das auf Grund gelaufen und schwer angebrannt ist. Mercer steigt über und findet mehrere Leichen und zudem ein Stahlteil, auf dem noch teilweise eine Beschriftuzng zu erkennen ist. Der Angelausflug ist vorbei und der Fund wird der Polizei gemeldet. Mercer fliegt zurück nach Washington und einer der Smalls nach Kalifornien. Die anderen beiden bleiben in Alaska, was ihr Todesurteil ist. Aber nicht nur sie stehen auf der Abschussliste: Auch Mercer soll nach Willen des Auftraggebers und Hintermannes eliminiert werden. Der Mordversuch misslingt, Mercer kann den Angreifer töten. Da man einen ortsansässigen Gangster angeheuert hat, soll keine Spur zu den Verschwörern führen, doch Mercer denkt sich seinen Teil dann, als er erfährt, dass zwei der Smalls in Alaska getötet wurden und auch der in Kalifornien seine Verwandten nicht lange überlebte. Er selbst geht in der Zwischenzeit auf eine Party des Ölmagnaten Max Johnston, um dort feststellen zu müssen, dass dessen Tochter eine Aktivistin im Umweltschutz ist, die ihn verbal schon einmal attackiert hatte. Hindert die zwei natürlich nicht daran, sich näher zu kommen. In Mercers Wohnung werden sie dan von zwei Killern attackiert, die der Geologe ausschalten kann. Nach und nach entwickelt sich ein mörderisches Spiel um die Ressourcen der USA und in das verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Zielen verwickelt sind, die aber zusammenarbeiten. Da werden Anschläge auf einen saudischen Prinzen, der eher dem Westen geneigt ist, in London arrangiert, Tanklastzüge auf vereister Straße in einen Abgrund rangiert, Supertanker von Terroristen gekapert, die mit dessen Versenkung vor Alaskas Küste ebenso eine Umweltkatastrophe auslösen wollen, wie mit der Sprengung einer Pipeline, die quer durchs Land führt. Und mittendrin Mercer, der immer wieder nahe der totalen Vernichtung agiert.

      Anfangs könnte man fast glauben, dass Jack DuBrul nach einer Checkliste diverse Attribute aus den Romanen von Clive Cussler abarbeitet, was ihm möglicherweise ja auch Jahre später den Job des Vertragsautors für dessen Juan Cabrillo-Reihe eingebracht hat. Sein Mercer hat ebenso wie dessen Dirk Pitt eine unheimlich anziehende Wirkung aufs weibliche Geschlecht, ist clever, gutaussehend, mutig, reich und immer am Ort des Geschehens. Hinzu kommt ein Tupfer moderner Indiana Jones und fertig ist der Serienheld. Fast. Doch dieser Mercer ist dennoch nicht der makellose Übermensch-Typ, den Cussler sich in Pitt vorgestellt hat. Und er geht gegen seine Feinde auch härter vor als man es aus dem Hause Cussler gewohnt ist. Im Gegensatz zu seinem Debüt sind hier alle Parteien bekannt, jeder weiß, wo er zu stehen hat, auch wenn die Ziele unterschiedlich sind. Und Jack DuBrul lässt es wieder ordentlich krachen. Etliche Actionsequenzen, die auch keine Rücksicht auf liebgewonnene Helfer des Protagonisten nehmen, treiben die Story um den Kampf um die Ressourcen und die Herrschaft im Nahen Osten voran. Humor wird hier kaum geboten und auch die coolen Sprüche kommen den Figuren, die nicht mit sonderlich viel Tiefgang gezeichnet wurden, nicht flott über die Lippen. Aber "Eisiges Inferno" ist wie "Brennende Wellen" und "Havoc" ein weiterer Beweis, dass der Autor besser ist als sein derzeitiger "Arbeitgeber". Aber einen gravierenden Mangel hat das Buch, den man dem Verfasser zuschreiben muss: Seine Erklärung, die er Mercer äußern lässt, wenn es um die Ausbeutung des Blauen Planeten geht, ruft bestenfalls ein Kopfschütteln hervor. Damit konfrontiert, dass man doch die Erde und die Umwelt zerstört, wenn man sie ständig anbohrt, sprengt oder giftige Chemikalien ablagert, kommt die Antwort wie folgt: Die Erde fordert uns ja heraus. Sie schickt uns Wirbelstürme, Vulkanausbrüche, Erdbeben usw. Dafür bestrafen wir sie mit der Ausbeutung ihrer Ressourcen und Zerstörung der Umwelt. Meine Güte. Der zweite Lapsus ist nicht dem Autor anzukreiden: Namesverwechslung (Aus Riggs wird plötzlich Briggs usw.) und etliche Fehler in Rechtschreibung oder vom Druck her, sind beim Lesen oft lästig und störend. Abgesehen davon ist "Eisiges Inferno" temporeiche Actionunterhaltung, von der es hoffentlich noch mehr geben wird. Der Preis für das Buch mit 5,99 Euro der Druckversion ist ebenfalls sehr akzeptabel und lässt die Fehlerquote etwas verschmerzen. Wer Clive Cussler und die Cabrillo-Serie schätzt, wird hier bestens bedient. Denk dran SKFreak, das ist wie der Vorgänger ne Weltbildexklusivausgabe.

      Warum gibt's den Quark nur bei Weltbild?? Das ist doch MIst :(


      jerry garcia

      • Gast
      Besser als gar nicht. Die Cleveren von Randomhouse-Deutschland haben ja nur den letzten Band der Mercer-Reihe gebracht und es dann gelassen. Die wollten 15 Euro, hier biste mit der Hälfte bei. Also hör auf zu  :bawling:


      jerry garcia

      • Gast


      Oliver Harris. Bei einer Verfolgungsjagd durch die Londoner City entdeckt Detective Nick Belsey einen Bunker und ein mysteriöses Tunnellabyrinth unter den Straßen der Stadt. Der Verdächtige verschwindet darin spurlos, aber der ungewöhnnliche Ort bringt Belsey auf eine Idee: Am Abmed verabredet er sich dort mit einer jungen Frau zu einem ganz besonderen Rendezvous. Als er seine Begleiterin in der Dunkelheit des Tunnels verliert, ist ihm bald klar, dass sie entführt worden ist. Weil niemand erfahren darf, dass er in den Fall verwickelt ist, ermittelt Belsey fieberhaft und muss seinen Kollegen immer einen Schritt voraus sein. Er liefert sich ein Katrz- und Mausspiel mit dem Entführer, gerät immer tiefer in die Londoner Unterwelt hinein und stößt dabei auf eine eiskalte Rachegeschichte, die bis in die Zeiten des Kalten Krieges zurückreicht.

      Belsey wurde nach seinen letzten Eskapaden suspendiert und dann für den Innendienst eingeteilt. Schreibtischarbeit, Papier sortieren. Die wahre Pracht für jemanden, der draußen seine Geschäfte zu erledigen hat. Dennoch hat er einen Dienstwagen, den er manchmal für Ausflüge in die Freiheit nutzt. Und derzeit sitzt er gerade gemütlich darin herum und tarnt seine Wodkaration mit einem Eiscafe und versucht die Stunde bis Feierabend zu vertrödeln. Funktioniert prächtig - bis ein BMW ihn beinahe rammt. Da nimmt Belsey die Verfolgung auf und muss sich eingestehen, dass der Fahrer vor ihm einiges drauf hat. Umso verwunderlicher, als der plötzlich am Kreisverkehr scharf bremst, aus dem Auto hetzt und wegsprintet. Belsey hinterher und bald glaubt er den Typen gestellt zu haben, da der in eine Sackgasse rennt. Tja, falsch gedacht. Der Kerl ist verschwunden und Belsey streunt um das Gelände wie ein lästiger Köter auf Futtersuche. Tatsächöich findet er einen Zugang und auch spuren des Geflohenen. Doch allzu tief kann er in der Finsternis nicht in das Gebäude und die dunklen Gänge eindringen. Aber seine Fundsachen stellen ihn schon fast vollauf zufrieden. Verschreibungspflichtige Medikamente aus den 80-ern, mittlerweile aus dem Verkehr gezogen, aber dereinst bei den Kunden überaus beliebt. Eine wahre Schatzkammer. Und ihm kommt die Idee, hier einen fröhlichen Abend mit der Studentin Jemma zu verbringen, die er bei einer Razzia kennengelernt hatte. Doch beim Erkunden der vielen Tunnelabzweigungen verwschindet das Mädchen plötzlich und trotz intensiver Bemühungen kann er sie nicht finden. Dafür löst er aber den Fall mit den Einbrüchen in eine Bücherei, der ihm von seiner neuen Chefin - und alten Bekannten - aufs auge gedrückt wurde. Nachdem er sich verlaufen hatte, war ihm die Suche nach einem Ausgang vorrangig erschienen und tatsächlich findet er eine alte Tür, die zu dne Kellergeschossen der Bücherei führt und von der Kellerseite aus von einem Schrank verdeckt  wird. So ist der Einbrecher also reingekommen. Vermutlich handelt es sich um denselben Typen, der Jemma entführt hat. Jetzt geht die Suche erst richtig los. Über dieses alte Tunnelsystem, das ganz den Eindruck macht, als wäre es nicht nur ein Schutzbunker, sondern für eine längere, sichere Verweildauer im Falle eines Atomkrieges gedacht, wissen niocht mehr viele Personen Bescheid und etliche davon reden nicht bzw. berufen sich auf Geheimhaltung und Nationale Sicherheit. Man geht davon aus, dass dieser Fremde in den Tunneln noch ein alter Spion aus Sowjetzeiten ist.

      Die von mir zum Abschluss von "London Killing" gestellte Frage, ob Belsey lernfähig genug ist, seine kleinen Nebengeschäfte einzustellen und sich zu einem vorbildlichen Polizisten mit entsprechendem Lebenswandel zu entwickeln, wird schnell beantwortet. Mit einem klaren Nein. Vom Außendienst suspendiert lässt er es erst recht locker angehen, gönnt sich seine diversen Schlückchen und hat eine mehr als mangelhafte Dienstauffassung. Kurz Belsey bleibt der Mann für Fettnäpfchen mit Hang zu krummen Geschäften. Der Titel der deutschen Ausgabe "London Underground" passt fast genausogut wie der Originaltitel "Deep Shelter" und ist nicht einfach nur wild zusammengeschustert, bloß um einen englischen Titel durch einen anderen ersetzen zu können. Die Story ist jederzeit spannend und mit einem flotten Tempo versehen, was sich auch bei dem Rätsel um die verborgenen Tunnelsysteme unter London zeigt, wo der Leser von einer Frage zur nächsten geschickt wird und wenn ein Rätsel gelöst scheint, taucht auch schon das nächste auf. Und gerade dabei tauchen dann hin und wieder kleinere Logiklöcher auf, wird es zeitweise etwas unglaubwürdig, doch das hat mich aufgrund der sehr gelungenen Verpackung aus pointiert gesetzten Actionsequenzen und der recht cleveren Art der Ermittlung plus Vertuschung eigenen Fehlverhaltens durch Belsey nicht sonderlich gestört. Der Lesefluss wird durch diesen Thriller ständig hochgehalten und auch nicht durch allzu viele Klischees belastet, die der Story hätten schaden können. Man folgt gespannt dem sympahtischen Mistkerl Belsey, wie er sich durch die Labyrinthe der eigenen Fehlerhaftigkeit und Unmoral sowie der Tunnel unter London und den perfiden Plänen des "Ferryman", wie der Kerl sich nennt, nimmt Teil an seiner Sorge um sich und sogar die entführte Jemma. Nirgends ein Fünkchen Langeweile, dafür aber Hochspannung im gespenstischen Nebel von Londons Untergrund. Wem "London Killing" schon gefallen hat, der wird vermutlich über "London underground" begeistert sein. 


      jerry garcia

      • Gast


      James Dashner. Thomas und die anderen Auserwählten haben endlich aus dem grausamen Labyrinth herausgefunden. Aber jetzt warten sengende Hitze, verbranntes Land und ein tödlicher Virus auf sie. Zwei Wochen haben sie, um die Brandwüste zu durchqueren, sonst sind sie verloren. Dabei wird ihnen alles abverlangt, sogar ihre Menschlichkeit. Doch dazu ist Thomas nicht bereit.

      Thomas und seine Freunde sind nach der Rettung aus dem Labyrinth verpflegt und untergebracht worden. Thomas unterhält sich in der Nacht noch telepathisch mit Teresa, die von ihnen abgesondert wurde, als der Kontakt abrupt abbricht. Dafür tauchen vor den Fenstern finstere Gestalten auf, die Cranks genannt werden und die anscheinend vollkommen irre sind. Die Gruppe will den Schlafsaal verlassen, doch sie sind eingeschlossen. Sie können aber den Zugang aufbrechen und finden ihre Retter allesamt erhängt vor. Nun starten sie eine Suche nach Teresa, die sie zu einem unverschlossenen Raum führt, an dessen Tür das Schild "Teresa - Verräterin" angebracht ist. Sie verschaffen sich Zutritt, finden dort zu ihrem Erstaunen aber einen Jungen vor, der sich Aris nennt. Thomas misstraut ihm sofort. Dennoch hört er sich dessen Geschichte an. Aris hat das Gleiche durchgemacht wie sie, nur dass er als einziger Junge bei einer Gruppe Mädchen gelandet sein will. Ebenso soll er die Möglichkeit gehabt haben, sich mit einer von ihnen telepathisch zu verständigen. Von Teresa aber weiß er nichts. Nach weiteren unerklärlichen Vorfällen beschließen die Jungen, den Komplex zu verlassen. Dazu müssen sie durch einen Tunnel, wo sie von unheimlichen Dingern angegriffen werden und einige Mitglieder des Teams verlieren und einen Verletzten mit sich nehmen müssen. Als sie endlich eine Luke nach draußen finden, stellen sie entsetzt fest, dass sie in einer Wüste mit höllischen Temperaturen sind. Und ihnen wird auf die gewohnte Art mitgeteilt, dass ihre Aufgabe darin besteht, diese Wüste inm zehn Tagen zu durchqueren, wo sie einen sicheren Hafen erreichen würden, in dem man sie alle von dem Virus "Der Brand" heilen würde. So beginnt eine Odyssee durch glutheißes verbranntes Land, das von Gewittern der heftigsten Art heimgesucht wird und die sie in eine Geisterstadt führt, die nicht so unbewohnt ist, wie es den äußeren Anschein hat. sie werden von einer Gruppe festgenommen, die isch die Cranks nennt. Ihr Anführer teilt ihnen mit, dass seine Leute noch nicht so erkrankt sind, dass sie den Verstand verlieren, dies aber im Laufe der Zeit unweigerlich passieren wird. Um alle zu retten, bietet Tom dem Anführer Jorge und dem Mädchen Brenda an, sie mit in den sicheren Hafen und zur Heilung zu nehmen.

      "In der Brandwüste" schließt direkt an den Vorgänger "Im Labyrinth" an und sorgt mit neuen Rätseln für weitere Spannung bei den Protagonisten und die pure Neugier Beim Leser. Auch wenn man den größeren Sinn des Ganzen als Konsument schon in einem kleinen Rahmen erkennen kann, bleibt noch genug an unheimlichen Vorkommnissen, um die Story flüssig am Laufen zu halten und keineswegs durch zähe Formulierungen über Vorgänge, die sofort ersichtlich sind, gelangweilt zu werden. James Dashner hält das Tempo hoch und für ein gelöstes Problem tauchen zwei neue wieder auf. So bleibt alles in Schwung und die Wendungen, die wirklich keine Raritäten in dieser Geschichte sind, geben dem Ganzen seinen eigenen Reiz. Denn nach einigen Geschehnissen, die durchaus gewisse Härten enthalten und für ein Jugendbuch doch schon recht drastisch sind, geht es hier nicht nur ums Überleben der Lichter und ihrer neuen Gefährten, sondern auch um Vertrauen. Gerade für Thomas wird es schwierig, den Überblick zu behalten. Die Handlungen vieler seiner Freunde oder vermeintlichen Kumpels machen keinen Sinn, wirken wie Verrat. Da läuft man in einen Hinterhalt, da wird Thomas entführt und dann soll er das alles für einen groß angelegten Plan der Leiter der Forschungsgruppe ANGST halten? Selbst seiner Teresa ist er sich nicht mehr sicher. Doch zugunsten des Tempos hat der Autor die Charakterzeichnung der meisten Beteiligten auf ein Minimum beschränkt. Gerade so, als wären sie für den Fortgang der Geschehnisse bestenfalls als Opfer von Bedeutung. Die gesamte Atmosphäre weist weiterhin einen düsteren Grundton auf, Dashner geizt nicht mit Action, lässt aber auch emotionalen Momenten ihren Raum. Gerade bei diesen ist es noch auffällig, dass man hier ein Young Adult-Buch vor sich hat, während einige Teile dieses Abenteuers den Eindruck erwecken, es sei eine Erwachsenenlektüre, wären da nicht die Kids. Leichter Stil, lesefreundlich formuliert und ausgearbeitet, dennoch in den vielen Rätseln einigermaßen komplex. Auf viele Antworten tauchen neue Fragen auf und natürlich muss der dritte Teil mit einem Cliffhanger vorbereitet werden. Ordentliche Lektüre, wenn man als Erwachsener, der sich schon durch etliche Genres und Gräuel bzw. Action durchgearbeitet hat, die Messlatte nicht zu hoch legt. Für die Zielgruppe aber ist "In der Brandwüste" ein Muss.


      jerry garcia

      • Gast


      Simon Kernick. Die 18-jährige Jess Graoinger befindet sich zusammen mit ihrer zehnjährigen Schwester Casey sowie ihrer Tante Jean und ihrem Onkel Team auf einer Kanutour durch die schottischen Highlands.Die Gruppe hört plötzlich einen Schuss und trifft wenig später auf eine verwundete Frau am Ufer, die um Hilfe fleht. Dies ist erst der Auftakt zu einem Albtraum: Drei Männer tauchen am Ufer auf und schießen wahllos auf die Boote. Jean und Tim werden tödlich getroffen, während es den anderen gelingt, flussabwärts zu paddeln und ausser Schussweite zu gelangen. Doch die Killer sind ihnen auf den Fersen - die Jagd hat begonnen und niemand ist der, der er zu sein scheint.

      Amanda Rowan kommt an einem schönen Abend von der Arbeit gut gelaunt nach Hause. Ihr gefällt die Ruhe, die das Domizil abseits der Stadt und umgeben von Wald mit nur einer älteren Nachbarin in der näheren Umgebung ausstrahlt. Sie betritt das Haus und hört ein Geräusch. Ihr Mann sollte eigentlich auf einem Geschäftstermin sein und sie kann sich nicht vorstellen, warum er zurückgekehrt sein sollte. Plötzlich wird sie von einem maskierten Mann mit dem Messer attackert. Trotz der Schnittwunde am Arm schwingt sie herum und rennt blitzschnell aus dem Haus Richtung Straße, wo Autofahrer sie dann mit zur Polizei nehmen.Die entsendet ihre Leute und findet im Haus dann den Ehemann mit seiner Geliebten tot vor. Mike Bolt glaubt, dass hier wieder der Disciple, ein Serienmörder, der schon länger die Gegend unsicher macht, am Werk war. Da man befürchtet, dass der Killer die Zeugin beseitigen will, schafft man sie in ein sicheres Haus in Schottland. Drei Wochen geht es gut, dann versuchen schräge Typen ihrer habhaft zu werden. Sie flüchtet in den Wald, kommt ans Ufer des Flusses, wo gerade die vier Urlauber Tim, Jean, Jess und Casey eine Pause eingelegt haben. Sie bringt die Leute dazu, die Boote vom Strand ins Wasser zu schieben und abzulegen. Doch nicht schnell genug. Schüsse fallen und Jean wird tödlich getroffen. Da sie in den Booten wie Zielscheiben auf dem Jahrmarkt wirken, gehen alles ins Wasser und ducken sich auf der Leeseite der Schützen hinter die Boote und strampeln dabei zum anderen Ufer. Dort angelandet, wird Tim getötet, weil er den toten Körper seiner Frau aus einem der Kanus holen will. Die Frau und die beiden Mädchen flüchten in den Wald. In der Zwischenzeit war Scope mit dem Jeep zum Landepunkt der Reisegruppe gefahren, um die Leute und die Kanus abzuholen und zum Verleih zurückzubringen. Als zum vereinbarten Zeitpunikt plus etwas Verspätungsspielraum für Leute mit serbisch-südosteuropäischen Pünktlichkeitsgewohnheiten immer noch niemand auftaucht, fährt er zurück zum Bootsverleih und findet dort seinen Chef tot vor. Ihm ist klar, dass den Touristen etwas geschehen sein muss und so macht er sich auf den Weg, um die zu retten, die vielleicht noch am Leben sind.

      Simon Kernick liefert ja in schöner Regelmäßigkeit seine Romane ab. Immer temporeich, immer mit Wendungen versehen. Aber wer auch immer zu seinen Bücher greift, ist kaum noch groß zu überraschen. Von Anfang an ist sich der Leser im Klaren, dass hier etwas völlig anderes vorgehen muss, als die offensichtliche Handlung Leser und handelnder Polizei vorspielen will. Abgesehen davon drückt der Autor aber wirklich ordentlich auf die Tube, wechselt Schauplätze und auch manchmal den Zeitrahmen der Handlung. Teils um den Leser über gewisse Vorgänge zu informieren, teils um einfach nur Schnelligkeit zu generieren. Cliffhanger, abgehackte Übergänge zur nächsten Szene und eine gute Portion manchmal auch harte Action sorgen dafür, dass man das eine oder andere Logikloch gerne übersieht. Leider hat er auch überflüssiges Füllmaterial wie den ollen Kinderschänder in seiner Waldhütte untergebracht, der nur kurz auftaucht und nichts zur eigentlichen Handlung beizutragen hat, bevor er wieder verchwindet. Daneben wird ein wenig über Gier und Rassismus parliert, aber alles recht oberflächlich. "Treibjagd" ist nur für den schnellen Konsum zwischendurch angelegt und soll die Gedanken des Lesers nicht beschäftigen sondern sie eher vom Alltag ablenken. Im Gegensatz zum abrupten Ende der kurzen Kanufahrt nimmt das Buch zügig Fahrt auf, bleibt bei hoher Geschwindigkeit in der Spur, muss aber Abstriche in der Note hinnehmen. Diese wilde Waldhatz hätte ein schöner Backwood-Thriller werden können, hat aber so viele Klischees zu bieten, dass "Wrong turn" sich fast schämt und die ganzen Zufälle, wer plötzlich alles in dem einsamen Gelände rumspringt, sind doch etwas dicke aufgetragen. Neben seinem Liebling Bolt taucht auch noch eine Figur aus "Das Ultimatum" wieder auf, was sich aber nicht verpflichtend auf die Kenntnis der vorherigen Bücher des Autors auswirkt. Fesselnd, schnörkellos, in einem sehr schlichten Stil kredenzt und mäßig komplex ringt das Buch ordentliche Unterhaltung, die jeden Anspruch vermissen lässt. Ein bisserl schnelle Allerweltsaction und nicht mehr. aber auch nicht weniger. Hab schon etliche langweiligere Werke in Händen gehalten, die ebenfalls niemals literarische Weihen ernten werden. Kann man kaufen, muss man aber nicht.


      jerry garcia

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      Marvin H. Albert. Auch ein Lösegeld in Millionenhöhe wird Ben Zaara nicht daran hindern, seine Geiseln zu töten. Es gibt nur einen, der sie retten kann: Jarrell. Der ehemalige britische Armeeoffizier und Söldner, gerade aus einem Marseiller Gefängnis entlassen, weiß ganz genau, dass Simon Bishops Millionen das Leben seiner Frau und Tochter nicht retten können. Ben Zaata würde sie töten, nur um zu zeigen, wie ernst er es meint. Die Frauen sind in ein geheimes Versteck tief in den Bergen verschleppt worden. Um ihr Leben zu retten, müsste schon ein Spezialkommando zum Einsatz kommen - Jarrell hat aber nur einen bunt zusammengewürfelten Haufen von sechs Männern und einer halsstarrigen Frau zur Verfügung. Dies wird also seine letzte Armee, seine letzte Operation sein. Für ihn steht alles auf dem Spiel.

      Jarrell sitzt in einem Kerkerloch des Gefängnisses von Marseille und in den siebziger Jahren wird in Frankreich noch die Todesstrafe vollstreckt. So kann er durch die Mauern hören, wie draußen gerade ein Delinquent unter der Guillotine seinen Kopf verliert. Er ist geradezu erleichtert, als er kurz darauf sein Verlies verlassen kann. sofort macht er sich auf den Weg zu seinem Freund Marcel Venturi, der seine Freilassung bewirkt hat. Ungefähr zur selben Zeit werden in Marokko die Frau und Tochter eines reichen Amerikaners namens Bishop entführt und die Regierung aufgefordert bis zu einem ultimativen Zeitpunkt hundert gefangene Gesinnungsgenossen aus den tiefen Löchern der marokkanischen Gefängnissen freizulassen; ansonsten würden beide Geiseln sterben. Da niemand glaubt, dass die Regierung auf die Erpressung eingeht und man Bel (nicht Ben, wie im Klappentext geschrieben wurde) Zaara auch nicht mit Geld zu einer Einigung überreden könnte, da er sonst sein Gesicht verlieren würde und seine Pläne zur Vereinigung aller Stämme torpediert würden, sucht man Männer, die sich den Job zutrauen, beide Frauen aus den Fängen ihrer Häscher zu befreien. Venturi wurde von einem Mann namens Rosen angesprochen, dem er einst in zwei Kriegen das Leben rettete. Dieser wiederum holt Jarrell ins Boot. Nachdem Bedingungen und Bezahlung abgesprochen sind, besteht Jarrell auf dem alleinigen Kommando und auch er sucht die weiteren Teilnehmer an der Aktion aus. Sie kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, haben alle Kampferfahrung und verdingen sich mittlerweile als Söldner. Sie besorgen sich über sichere Kanäle die nötige Bewaffnung und ziehen los gen Marokko. Bald haben sie die Lage des Verstecks in den Bergen in Erfahrung gebracht und beginnen ihren Weg in die kahlen und heißen Berge des nordafrikanischen Landes. Unterwegs werden sie von Straßensperren der Regierungssoldaten aufgehalten und auch angegriffen. Als der Kampf fast verloren scheint, tauchen plötzlich Berber auf und erledigen die Soldaten, nehmen Jarrell und seine Leute mit. In einem Dorf beginnen die Verhandlungen, wer zum Anführer vorgelassen wird und sein Angebot unterbreitet. Nur ein Mann darf einen Führer begleiten, die anderen müssen im Dorf zurückbleiben. Durch einen Trick gelingt es ihnen dennoch, sich an die Fersen der beiden Männer zu heften und ihre Befreiungsaktion zu starten, die nicht alle lebend überstehen werden.

      Marvin H. Albert geht in seinem Roman "Einsatzkommando Nr. 7" aka "Strike force 7" kurz auf die Gegebenheiten des Marokko mitte der siebziger Jahre ein. Ein zerrissenes Land, in dem sich die Despoten an der Regierung die Klinke in die Hand geben, Attentate an der Tagesordnung sind und jeder auch nur ansatzweise Verdächtige sofort in den Kerkern landet oder gleich hingerichtet wird. Die Bergvölker werden unterdrückt und sie wollen sich dem nicht länger beugen. In diese brisante Konstellation werden die sieben Männer und die einzige Frau des Unternehmens geschickt, deren Charaktere während der Rekrutierungsphase näher beleuchtet werden. Eigentlich hat jeder von ihnen einen oder gar mehrere Makel in seiner Vita aufzuweisen, was den Autor dazu veranlasst, den deutschen Protagonisten Gerd in seinem Leben Buße für vergangene Sünden zu üben und daraufhin einen anderen kommentieren lässt, dass dieser wahnsinnige Schwachsinn den Deutschen ja sehr liegen würde - und das war in den 70-ern (Und heutzutage wird immer noch Buße getan für ehedem begangene Schandtaten, wobei wir wohl die Einzigen sind, die sich Derartiges auferlegen, während andere munter weitermachen und die Deutschen zahlen lassen). Außer diesen Einwürfen politischer und emotionaler Natur erscheint das Buch wie nach einer Checkliste für Werke aus dieser Zeit zusammengefügt: Bedrohung, Anwerbung, Vorbereitung, erste Schwierigkeiten und der Showdown. Eine simple Formel, die dann aber so ca. Mitte des Buches sehr actionreich umgesetzt wurde. Ab diesem Zeitpunkt ist Hochspannung und Dauerfeuer angesagt. Ein typischer Söldneractioner, wie es ihn heute leider kaum noch gibt und der sehr unterhaltsam und rasant die Lesestunden verrinnen lässt. Stilistisch und storytechnisch vielleicht nicht gerade außergewöhnlich, aber Marvin H. Albert hat da einigen der heutigen Autorengattung dennoch viel voraus und verglichen mit Leuten wie z. B. Simon Kernick ist seine Schreibe einfach ausgefeilter. Nicht dass ich Kernick nicht schätzen würde, doch Albert hat da die Nase eindeutig vorne. Wer sich also kurze und knackige Action auf rund 255 Seiten zu Gemüte führen will, ohne dabei auf einschläfernde Phasen zu stoßen, ist hier trotz der vielen bekannten und gängigen Elemente, die auch ein Brian McAllister hervorragend beherschte, richtig. So etwas würde ich gerne mal wieder öfter in Kinofilmen sehen. Harte, dreckige Action, dargeboten von knüppelharten Sauhunden ohne Moral.


      jerry garcia

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      L.Roy Aiken. Derek Grace ist gut in dem, was er tut. Irrsinnig gut. Und das, obwohl in die Jahre ohne Job etwas außer From gebracht haben. Doch als die Toten nicht tot bleiben, sondern sich über die Lebenden hermachen, ergeben sich für Derek plötzlich ganz neue Perspektiven. Eine Karriere, wie geschaffen für einen Mann, der genug vom tatsächlichen AMERICAN WAY OF LIFE gesehen hat. Einen Mann, der sich dringend abreagieren muss. Derek Samuel Grace, eben noch ein unbedeutender Niemand, entsteigt den blutverschmierten Trümmern der Welt, um sich einen Namen zu machen: Derek Grace ist der DEAD SILENCER!

      Derek macht sich von Colorado Springs aus auf den Weg nach Kansas City zu einem Vorstellungsgespräch. Seine Frau Claire kann ihn nicht zum Flughafen fahren, da sie durch eine Grippe verrotzt das Bett hütet. Sogar sein Taxifahrer trägt seine Bazillen munter spazieren. In Kansas City bei seinem vermeintlichen neuen Arbeitgeber angekommen, muss Derek erfahren, dass auch der Chef erkrankt zu Hause geblieben ist. Die Vorzimmerdame Giselle stattet den unglücklichen Bewerber aber mit Gutscheinen für Hotel und sonstige Annehmlichkeiten aus, damit er tags drauf noch einmal erscheinen möge. Doch dieser mistige Virus breitet sich immer weiter aus, viele Menschen fliehen, das Hotel ist so gut wie leer. Es bleiben nur die Angestellte Alice, Tanner, ein Mann, der mit Waffen umgehen kann und von einem Polizisten mehr oder weniger als Aufpasser für diesen Bereich eingesetzt wurde, und eben Derek. Von draußen hören sie immer wieder Geknatter, wie von etlichen Schusssalven. Und einer der Gäste, die sich in ihren Zimmern eher unbemerkt verbarrikadiert hatten, überrascht Alice und beißt sie in den Arm. Tanner und Derek machen die Figur nieder und nachdem auch Alice endgültig dran glauben musste, schnappen sie sich einen stabilen Wagen und fahren gen Flughafen, um sich eine Cessna unter den Nagel zu reißen und abzuhauen. Der Weg dorthin ist mit Toten geplastert - leider mit lebenden, die ihnen ans Fleisch wollen. Sie fräsen sich mit ihrem Wagen eine Fahrspur und wären auf dem Leichenmatsch fast nicht mehr weitergekommen, weil die Räder durchgedreht haben. Am Airport angekommen, gesteht Tanner, dass er eigentlich nur einen Flugsimulator bedient hat und noch nie eine richtige Maschine geflogen habe. Scheiß drauf, sie müssen weg. Dann kommt ihnen noch eine Frau mit ihrem etwas zwölfjährigen Behinderten Jungen in die Quere, die unbedingt mit an Bord will. Sie überlisten sie mit einem fiesen Trick und lassen die beiden zurück. Bald müssen sie irgendwo landen, da ihnen der Sprit ausgeht, doch das endet mit einem Crash. Tage später erwacht Derek in einem gemütlichen Bett - Tanner ist tot -, wo er von einigen Personen versorgt wurde. Kurz darauf wird ihm die Situation erläutert: Die reichen Bürger des Städtchens Natalia sind dabei, dieses unter ihre Kontrolle zu bringen und die restlichen Bewohner den ehemaligen Bewohnern zum Fraß vorzuwerfen, was auch dem Zweck dient, dass ihre Ressourcen länger anhalten. Und Derek soll dabei helfen. Tut er auch erst, wobei er immer wieder erwähnt, dass er nur nach Hause will. Bald aber gerät die Situation ausser Kontrolle. Man bekämpft sich gegenseitig, will eine ethnische Säuberung veranstalten und muss dazu feststellen, dass man a) nicht mit der Kampfbereitschaft des Dead Silencers sowie b) der Armee gerechnet hat. Schnell entwickelt sich ein extrem blutiges Massaker. Und Derek will immer noch nur nach Hause.

      Anfangs bleibt der Gedanke aufgrund des Grippeansatzes an Wayne Simmons nicht aus, aber das hält nicht lange an. Das Geschehen entwickelt sich schnell, die Story hat von Beginn an richtig Zug. Und es dauert auch nicht lange, bis man feststellt, dass hier nicht alles so ernst gemeint ist, wie man es möglicherweise vermutet hat. Da mutiert ein vier Jahre arbeitsloser, untrainierter Niemand zur Kampfmaschine, verwandelt sich in einen gnadenlosen Killer, der vor nichts Repekt hat, sondert als Ich-Erzähler einige trocken-sarkastische Kommentare plus dummer Sprüche ab und die Handlung bekommt einige bös-absurde Ideen eingepflanzt. Die Nummer mit dem behinderten Jungen war schon nahe an Menschenverachtung, die Tanner mit einer bestialischen Logik erklärt und die Ansagen zur ethnischen Bereinigung der Bevölkerung könnten ebenfalls manche Leser in den falschen Hals bekommen, da der Faktor Mensch hier wirklich herzlich wenig zählt. L.Roy Aiken treibt aber manches derart auf die Spitze, dass man es einfach unmöglich als ernst gemeint interpretieren kann. Je länger das Buch und somit die Handlung dauert, umso deftiger wird das Geschnetzelte serviert. Es vergehen nur wenige Abschnitte, ohne dass die Action im Vordergrund steht. Zudem ist es stilitisch so abgefasst, dass man es als eingängig deklarieren kann. Nachdem sich bald die verschiedenen Gruppen bilden, muss man sich schon etwas konzentrieren, um den Überblick zu behalten, wer gerade mit wem kungelt, obwohl es im Endeffekt gleichgültig ist: Der Dead Silencer gegen alle mit seinem Running Gag, dass er doch nur nach Hause will (Erinnerte ich irgendwie an den Actionfilm "El Gringo", wo Scott Adkins ja nur ein Glas Wasser haben möchte). Der Showdown zieht sich über etliche Seiten und gipfelt in einem blutrünstigen Massaker, bei dem Lebende Tote wie Lebende in Einzelteile zerlegt, verbrannt, vergast oder zermatscht werden. Kugeln und Granaten tun ihr Werk, mit Baggern werden Schneisen in die Reihen der Grippe-Zombies gefahren und später wird auch noch eine mögliche Erklärung für die Pandemie geliefert. Nicht wirklich überraschend, aber zuvor kaum angedeutet. Temporeiche und pure Unterhaltungsware, die sicher nicht dazu gedacht ist, den Intellekt mehr als nötig zu beschäftigen, aber Freunde von actionreichem Horrorstoff zur Ablenkung vom Tagwerk sehr zufriedenstellen sollte. Ich werde sicher verfolgen, ob der Dead Silencer in den Folgebänden noch andere Bundesstaten im Blut versinken lässt. Und da ja jetzt die Grippezeit wieder beginnt, vielleicht besser nicht zu einem Arzt namens Derek gehen. Könnte sein, dass dessen Heilung dann die Finale sein wird. Die Lektüre hatte Schmackes und hat Spaß gemacht - und mehr hatte ich hier nicht erwartet.


      Offline JasonXtreme

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        Also das klingt ziemlich cool :D
        Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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        jerry garcia

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        Wie gesagt, Spaßbuch - und von denen gibt es bei Luzifer einige. Ich erinnere an "Mega" oder eben den Actioner "Jet" sowie den später noch  hierher zu transferierenden "Z-Burbia". Elsbeth - Kannibalin, wenig Bildung, sorgt für einen Riesenwirbel und viel Humor. Jason, eher Marke weichgespült, ist ein Bewohner der Vorstadt. Und alles drumrum ist voller Z -eben Zombies. Dazu fiese Biker usw. Mehr dann die Tage. Gehört zu meinen Favoriten und wird sogar behalten. Wird ebenso fortgesetzt wie Bleeding Kansas.