Buchrezensionen

Gast · 1193 · 179376

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jerry garcia

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Shane Kuhn.Niemand kennt seinen Namen. Niemand wird sich an ihn erinnern. Er ist Praktikant - und der perfekt getarnte Killer.

Der Erzähler John ist schon lange im Beruf und nun auch bereit, sein Wissen mit den Neuanfängern zu teilen. Er gibt ihnen die besten Tipps, wie sich ein Auftragskiller in die Nähe seines Opfers begibt, ohne dabei aufzufallen. Besonders in den Etagen der Firmenführungsriege werden die Ziele mit dem Trick des Praktikanten umgarnt. Ein Praktikant ist ein Niemand, der für lau arbeitet, dem man so viel wie möglich aufdrücken kann und den man zusammenscheißt, wenn man gerade dazu in der Stimmung ist. So erzählt John von seinem derzeitigen Engagement, bei dem er noch dazu das Problem, hat, dass er aus drei Bossen das richtige Ziel herausfiltern muss. Praktikanten werden aus genannten Gründen gerne angestellt und auch John macht sich nützlich und wie geplant, kommt er dadurch immer näher an sein Zielobjekt heran, aber auch an die gesamten Firmengeheimnisse. Was ihn etwas irritiert ist Alice, ebenfalls auf dem Weg nach oben und könnte ihm in die Quere kommen. Doch es läuft anders, sie bandelt mit ihm an. Daneben macht sich John wieder an seine Aufgabe. Doch die wird immer schwieriger. Nicht die von John identifizierte Person ist das Ziel, sondern ein Kompagnon der Anwaltskanzlei. Nun muss er die Hilfe von Alice in Anspruch nehmen, um an Lockse, so der Name des neuen Opfers, heranzukommen. Was anfangs nach einem gut durchdachten Plan aussah, wird mittlerweile durch die Beziehung zu Alice und deren Neugier erschwert. Und Johns Chef, der allzeit misstrauische Bob, lässt seinen Zögling dann auch die Dame überprüfen und in deren Apartment einbrechen, um deren Laptop und PC auszuspionieren. Doch die Dame ist äußerst wehrhaft und kann den Einbrecher, der selbstverständlich maskiert ist, vertreiben. John bekommt dabei ordentlich auf die Nuss, redet sich bei der nächsten Begegnung aber raus. Als wäre das alles noch nicht genug, geht er mithilfe von Alice und deren Kontakten auch noch auf die Suche nach seinem Vater, der ihn dereinst im Stoich gelassen hatte, als seine Mutter erchossen wurde.

Cover und Klappentext suggerierten einen amüsanten, schwarzhumorigen Thriller, der zudem Spannung und Action in höchstem Maße versprach. Zu meinem Leidwesen ist dieser Leitfaden für angehende Profikiller bestenfalls hie und da etwas amüsant, aber gerade zu Beginn schon sehr verschwafelt. Auch die flapsige Sprache kann die Geschichte in der ersten Hälfte kaum retten. Mit der Zeit ermüdet es einfach, diesem Monolog zu folgen und hätte der Autor nicht sein cineastisches Wissen mit in die Texte einfließen lassen, wäre ich zu dem Zeitpunkt womöglich entspannt weggeschlummert. So blieben mir wenigstens die - teilweise mit der Brechstange gebotenen - Filmverweise, um mich weiter mit dem Buch zu befassen und siehe da: Es wurde Licht! Plötzlich wird aus dem Leitfaden zwar ein Bruch in der Erzählstruktur, aber durch neue Mitspieler und völlig unerwartete Wendungen ein Thriller, der seinen Namen auch verdient. Jetzt ist Shane Kuhn genau auf dem Terrain angelangt, über das er sich eigentlich lustig machen wollte - dem des Profikillers. Obwohl natürlich noch eingie absurde Situationen und eher mäßige Späßchen ihren Weg in die Handlung finden, werden jetzt unterschiedliche Storybögen auf einmal zusammengeführt, die lange nicht erahnen lassen, wer hier nur der richtig Böse unter den vielen Bösen ist. Und im letzten Drittel wird auch die Action auf ein hohes Level geführt, wobei sich der Held alsbald als genauso unkaputtbar erweist, wie all die bekannten Roman- und Kinohelden, die hier des öfteren Erwähnung fanden. Und genau der Part konnte für mich das Buch noch gerade so ins brauchbare Mittelmaß lenken, da der verbabbelte erste Teil doch schon sehr enttäuschend für mich gewesen ist. Und von dem, was ich anfangs erwartet hatte (erhofft hatte), blieb am Ende gar nichts übrig. Ein weiteres Buch von Herrn Kuhn werd ich mir wohl sparen, trotz der gelungenen zweiten Häfte.


jerry garcia

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Howard Linskey. Eigentlich könnte David Blake es sich gutgehen lassen. Er ist jetzt Newcastles Don Corleone, der oberste Pate, der Mann, der alles kontrolliert, was sich per organisierter Kriminalität zu kontrollieren lohnt. Dumm nur, dass er vorher den Vater seiner Freundin Sarah umbringen musste, um seine Haut zu retten.

Schottland, Glasgow. Seit Tagen macht ein Heckenschütze die Stadt unsicher, erschießt auf größere Entfernung völlig wahllos unbeteiligte Passanten. Mittlerweile hat die Polizei den vierten Toten auf einer Bank im Park gefunden. Selbst der große Chef kommt zum Tatort - und wird Opfer Nummer fünf. In Newcastle versucht der Pleite gegangene Pornofilmer Peter Dean, ihm hat das Internet das finanzielle Rückgrat gebrochen, mit einer neuen Geschäftsidee bei David Blake vorzusprechen. In Anspielung auf youPorn will er diesem das Geld für die Seite SitonmyFacebook aus den Rippen leiern, doch der Boss und seine Entourage lachen sich krank, bevor sie Dean einfach sitzen lassen. Blake hat sich mittlerweile aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und nach Thailand abgesetzt, von wo aus er seinen Laden am Laufen hält. Er kommt nur zu kurzen Kontrollbesuchen hin und wieder nach England, wo er dann gelegentlich solche Typen wie Dean empfängt. Als er dann einige Wochen später wieder in Thailand ist, gut beschützt von seinen Gurkhas, sich um Sarah kümmert, der die dortige Langeweile aufs Gemüt schlägt, erhält er einen Anruf von seinen Vertrauten. Langsam wird das Fußvolk, seiner Verteiler und Kontrahenten aufmüpfig. Einer seiner Leute wurde beim Verlassen einer Hotelbar umgelegt. Eine große Ladung Stoff wurde von den Bullen abgefangen und nun muss eine neue Route mit neuem Lieferanten organisiert werden. Auch aus Schottland kommt Ungemach auf Blake zu, da Edinburgh sozusagen verwaist ist ohne einen Paten und die Truppe aus Glasgow liebend gerne Edinburgh und Newcastle übernehmen würde. Einer seiner Leute, die ihre eigene Belegschaft zum Verteilen der Drogen in sozialen Brennpunkten haben, zweigt Kohle ab, um zu sehen, wie weit er beim Boss gehen kann und in Polizeikreisen sind nicht alle bestechlich. Dazu kommt ein profilierungssüchtiger Politiker und eine kleine Affäre, die sich Blake während seiner Abwesenheit aus Thailand nun in seinem Heimatland gönnt. Unter den voraussetzungen dauert es nicht lange, bis er und seine Organisation von allen Seiten unter Beschuss genommen werden. Mordanschläge auf seine Leute, sogar auf ihn selbst. Und es ist nicht zu ersehen, welcher der vielen Feinde seine Finger im Spiel hat.

Kurz auf die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken eingegangen. Nichts davon ist falsch, aber sie ist derart nichtssagend, dass sie wie anhand des Endes von "Crime Machine", dem Vorgänger, zusammengeschustert wirkt und den festen Eindruck hinterlässt, dass der Verfasser den Inhalt dieses Werkes sicher nicht kannte. Nachdem im ersten Buch um David Blake dessen Weg an die Spitze geschildert wurde, muss der nun erkennen, dass es gar nicht so einfach ist, an der Spitze zu bleiben. plötzlich muss er sich um alles kümmern, Angst um seine Sicherheit haben und an allen Fronten mit Feinden rechnen. Er kann niemandem mehr trauen. Sein Verbrecherleben hat sich eindeutig zum Anstrengenderen gewendet. Mit einigem unterschwelligen Humor (Ich verweise hier gerne auf den von ihm geschilderten Lebenswandel überbezahlter Hohlbirnen, die man Fußballprofis nennt und die sich selbst nicht mal die Schuhe zubinden könnten, aber zu seinen besten Kunden gehören) lässt Howard Linskey die Hunde los und verstrickt seine Hauptfigur in Schwierigkeiten en masse. David Blake ist ein Gangster der üblen Sorte, auch wenn er keine Schulkinder anfixen will. Dennoch erwischt man sich als Leser dabei, ihn als Protagonisten des Buches, als den Helden in Newcastle zu sehen, man hofft tatsächlich, dass er alles geregelt bekommt. Bis zu dem Zeitpunkt, wo er dann zeigt, wozu er fähig ist, wie brutal er auf Angriffe reagieren kann. Und wie er Polizei und Politik um den Finger wickelt, auf seine Lohnliste setzt. Bei der Gelegenheit wird nicht wenig Kritik an den sozialen Umständen in der Stadt und den Ich-bezogenen Politikern allgemein geübt. Für Geld und eigene Vorteile machen die alles - auch bei der Kriminalität wegsehen. "Gangland" ist ein tiefschwarzer, lakonisch erzählter und hervorragender Thriller, der ganz sicher in die obere Kategorie des Brit-Noir zu zählen ist. Hier ist spannung auf jeder Seite garantiert. nicht nur Blake rätselt, wer ihm nun an den Kragen will, auch der Leser wird im Dunkeln gelassen. Und die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Mit "The dead" (Originaltitel) steht die Fortsetzung schon in den Startlöchern und der Schluss von "Gangland" deutet an, dass David Blake sich hier noch auf einiges gefasst machen muss. Privat wie geschäftlich.


jerry garcia

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David Baldacci. Amerika hat Feinde - skrupellose Menschen, die weder Polizei, FBI noch das Militär aufhalten können. In diesen Fällen wendet sich die Regierung an Will Robie, einen Auftragskiller, der sein Ziel stets trifft. Doch der hat gerade den ersten - und vielleicht letzten - Fehler seiner Karriere begangen. Denn Will hat die Zielperson, die er eigentlich eliminieren sollte, laufen lassen, weil ihm irgendwas an diesem Auftrag seltsam erschien. Nun wird der Killer selbst zum Ziel. Auf der Flucht vor seinen eigenen Leuten kommt Will einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur.

Will Robie ist ein Profi und gut in seinem Arbeitsbereich. Erst erledigt er einen Feind plus Bewacher in Schottland, dann nietet er einen Ziel in Marokko um. Immer hieß es, es sei zur Sicherheit des Landes notwendig. Sein nächster Auftrag ist eine Person in Washington. Er erhält die benötigten Daten, observiert sie und steigt dann des nachts in die Wohnung ein, um mit schallgedämpfter Pistole den Job zu erledigen. Doch er kann es nicht. Es ist eine Frau, die im Regierungsbereich als Anwältin tätig ist und sie hat ihren kleinen Jungen neben sich im Bett liegen. Er zögert, die Frau wacht auf und drückt ihren verängstigten Sohn an sich. Und plötzlich wird sie zurückgeschleudert. Ein Geschoss - von einem Sniper abgefeuert - hat ihren un den Schädel des Jungen durchschlagen. Robie geht in Deckung und sieht dabei noch ein kleines Tragebett mit einem weiteren Kind darin. Bei seiner Flucht nimmt er es mit und stellt es vor der nächsten Tür ab, klopft und verschwindet. Doch noch ist er nicht sicher. Der Kontakt zu seinem Gewährsmann ist abgebrochen und er muss sich eingestehen, dass er hier wohl in eine Falle gelaufen ist. Demzufolge werden die Feinde auch sämtliche Fluchtrouten abdecken, wie es ihnen mit ihrem wenigen Personal möglich ist. Schließlich hat keiner damit gerechnet, dass Robie nach all den erfolgreichen Jahren als skrupelloser Killer plötzlich sein Gewissen entdeckt. Und so findet er einen Weg aus dem Gebäude. Unterdessen kommt in der Nähe die junge Julie ins verwahrloste Haus ihrer Eltern geschlichen. Sie wurde immer wieder bei Pflegeeltern untergebracht, da ihre richtigen Erziehungsberechtigten die Finger nicht von den Drogen lassen konnten. Doch Julie weiß, dass ihre Eltern mittlerweile clean sind und sich ein ordentliches Leben aufbauen wollen, was aber nicht so schnell gelingt und daher auch die miese Behausung. Trotzdem ist Julie von ihrer Pflegefamilie abgehauen. Nicht nur um bei ihren Elten zu sein, sondern auch weil die Pflegefamilie schlimmer war, als es ihre eltern zu den übelsten Zeiten je sein konnten. Als sie sich in ihr Haus schleicht, hört sie Stimmen. Es muss jemand anders bei ihren Eltern sein. Ein kurzer Wortwechsel, Schüsse und dann sucht ein Mann nach ihr. Sie kann auf dem Weg abhauen, auf dem sie sich eingeschlichen hat und entkommt. Da sie es mit ihren vierzehn Jahren schon gewohnt ist, sich auf der Straße durchzusetzen und auch aus unerwünschten Situationen abzusetzen, findet sie Schleichwege, um dann an den Busbahnhof zu gelangen. Dort steigt sie in den Bus nach New York ein. In dem auf den hinteren Bänken völlig allein auch Robie sitzt. Der beobachtet, wie sich die Kleine auf eine freie Sitzreihe weiter vor ihm platziert. Ebenso entgeht ihm nicht, dass knapp vor der Abfahrt noch ein Mann den Bus besteigt und sich direkt hinter das Mädchen setzt. Irgendetwas stimmt nicht mit dem Typ. Das bestätigt sich schon bald, aber als der Typ von hinten nach dem Hals des Kindes greifen will, sprüht sie ihm eine volle Ladung Reizgas in die Fresse und Robie schaltet die Mistkerl mit dem Knauf seiner Waffe erst einmal aus. Er und Julie verlassen den Bus. Sie sind noch nicht weit gekommen, da werden sie von einer gewaltigen Druckwelle erfasst und durch die Luft geschleudert, wobei Robie seine Waffe verliert. Der Bus wurde in die Luft gesprengt - und mit ihm alle Passagiere. Nun hat Robie anscheinend nicht nur seine eigenen Häscher am Hacken, sondern auch noch die Probleme des Mädchens. Doch volle Deckung ist jetzt das vorrangige Ziel. Welche Jagd sich nun aus dieser Situation entwickelt und welches perfide Spiel da im Hintergrund läuft, ahnt der Regierungskiller in keinster Weise.

Also haben wir hier wieder die (literarische) Art der amerikanischen Gesetzgebung. Kriegst du ihn so nicht dran, legst du ihn halt um (will man einen Krieg anzetteln, um ans Öl zu kommen, unterstellt man unbewiesene Behauptungen über Massenvernichtungswaffen und greift eben eine ganze Nation an - nicht nur in der Literaturwelt). Der Protagonist Robie scheint bis nun, kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag, ein Musterbeispiel an Rücksichtslosigkeit und Effizient gewesen zu sein, doch um ihn zu einem Sympathieträger zu machen, muss er von seinem Erfinder nun so etwas wie ein Gewissen entdecken, menschliche Züge annehmen, den Samariter geben. So mutiert ein mieser Killer zum hilfsbereiten SchuPo mit Herz für Kinder. Damit konnte er den Leser auch von dem Dilemma befreien, sich mit einem Killer, der - zwar die vermeintlich Bösen nach Regierungsauslegung -  lebendige Menschen, mit Wünschen, Zielen, Hoffnungen und Träumen einfach so aus dem Hinterhalt ermordet, zu identifizieren. Heikel bleibt dieses Thema eh nicht lange, zu schnell wird Robie zu so etwas wie einem kämpferischen Gutmenschen mit Beschützerinstinkt. Jetzt aber zu den positiven Aspekten. "Der Killer" (Original: "The innocent") ist der beste Baldacci seit langen Jahren. Da ist von Beginn an Tempo drin und jeder, der nicht zur Fraktion der Vielleser gehört und zudem erst vor kurzer Zeit vielleicht noch den Film um Saddam Husseins Sohn gesehen hat, wird sich nicht durch einen bestimmten kleinen Nebensatz auf die Lösung gestoßen sehen. So bleibt es immer verzwickt, Vertrauen kann die Titelfigur niemandem und die knappe Sprache, der flotte Stil von David Baldacci hetzt den Leser in Verbindung mit etlichen Actionsequenzen, Verrat und Betrug nur so schier atemlos durch die Story, die mit einigen Wendungen aufzuwarten hat (vorausgesetzt, man hat sich nicht mit diesem erwähnten Nebensatz befasst). Die Spannung um den ganzen Hintergrund, was diese Hatz durch die Hauptstadt, die Jagd auf Robie, eigentlich soll, bleibt bis zum Ende erhalten. Und dann ist da ja noch das Mädchen. Was es mit ihr auf sich hat, wird ebenfalls lange hinter dem Vorhang der Geheimnisse versteckt. Lasse ich jetzt einmal beiseite, dass der Killer plötzlich zum strahlenden Helden in glänzender Rüstung mit Heiligenschein wird, ist das Buch der gelungene Beginn einer neuen Reihe. Zwei weitere Bücher sind in den USA schon erschienen, die leider den Verdacht nähren, dass er bald wieder ein neues Ermittler-/Kämpferpärchen in den Mittelpunkt seiner Bücher stellt, hat er doch schon King & Maxwell sowie Shaw & James. Und bei seinem Output seit 1996 mit mehr als 35 Büchern vermute ich weiterhin völlig unbewiesen, dass er einen (ungenannten) Gastautor beschäftigt. Egal, der Robie hat mir gefallen, demnächst kommt der neue John Puller raus und im Juli 2015 ist mit "Verfolgt" schon ein weiterer Robie angekündigt. Übrigens gibt es in "Der Killer" als Bonus noch einen Will Robie/Oliver Stone-Crossover-Quickie mit rund 85 Seiten, bei dem der deutsche Titel "Der Komplize" leider schon ordentlich spoilert. Nettes Geschichtchen mit Stone und seinem Team sowie Robie, den Stone sofort als jüngere Ausgabe als seinesgleichen erkennt. Wer sich also an dem Gutmenschwandel, der zweifelhaften Methode amerikanische Probleme zu lösen und dem einen oder anderen eingeflossenen Klischee nicht stört, wird hier bestens bedient. Das Buch hat alles, was ein temporeicher Mainstream-Thriller braucht.


jerry garcia

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Wrath James White. In 50 Jahren werden doppelt so viele Menschen auf der Erde leben wie heute. Für den Umweltaktivisten Todd Hammerstein ist das eine unerträgliche Vorstellung. Schon als kleiner Junge hat er gelernt, dass durch Kastration die ungebremste Fortpflanzung von Katzen und Hunden gestoppt werden kann. Warum sollte das nicht auch beim Menschen funktionieren? Als Sachbearbeiter im Sozialamt erlebt er täglich, wie Familien Nachwuchs in die Welt setzen und dann finanzielle Unterstützung vom Staat benötigen. Irgendwann hat er genug und beschließt, der Menschheit einen Dienst zu erweisen. Mit Werkzeuge aus dem Baumarkt und Anleitungen aus dem Internet setzt er seine perverse Mission in die Tat um!

Todd musste schon als Kind den Tod von Vater und Mutter verkraften, wurde aber dennoch zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft. Er hat einen Job beim Sozialamt, hatte bis vor sechs Monaten eine Freundin und er verfolgt interssiert die Kampagnen des Öko-Aktivisten Heimlich Anatolli, in dessen Gruppe er auch Mitglied ist, und hat auch Anatollis Artikel "Population Zero" verschlungen. Lange kann es nicht mehr dauern und die Überbevölkerung der Welt vernichtet ebendiese. Jeden Tag sieht er im Job, welche Ausmaße das Dilemma annimmt. Und irgendwann beginnt er dann, seine "Kunden" entsprechend zu beraten. Da wird Schwangeren empfohlen, das Kind abtreiben zu lassen, da sie es ja ohnehin nicht ernähren könnten und ihren Wohlfahrtsscheck würden Vater und Mutter eh in Drogen umsetzen. Und dann reicht es Todd bald. Als ein junger Mann zu ihm kommt, um sich seine Stütze abzuholen und Todd erfährt, dass er schon etliche Kiddies hat, will er ihn zu einer Vasektomie überreden. Funktioniert nicht. Neuer Anlauf: Er gibt ihm die Adresse, wo der Mann einen Job ergattern könne. Was der Mann nicht weiß - es ist Todds Adresse. Und der hat sich mit einigen Einkäufen im Baumarkt vorbereitet. Nicht perfekt, wie sich heraus stellt. Nicht gut durchdacht. Nachdem er seinen ersten "Patienten" mit dem Taser niedergebrutzelt hat, ihn auf die Plastikplanen in seiner Wohnung gebettet hat und dann mit der Operation anfängt, wird es blutiger als erwartet. Und was hat er denn geglaubt, was der Typ tun würde, wenn er wieder frei ist? Also erledigt er ihn endgültig. Wie die Leiche beseitigen? Er selbst hat ja aus reinem Umweltbewusstsein kein Auto, aber seine Ex, die jetzt mit einer Frau zusammenlebt. Er ruft sie an und es kan sich den Wagen tatsächlich leihen. Wieder erfährt er etwas Neues. Sie ist schwanger. Noch so eine Blage, die die Welt zugrunde richten wird. Und dazu noch seine eigene.

Vorab: Der Schriftzug Festa in Verbindung mit EXTREM und Wrath James White steht für schonungslose Lesekost und es sollte mittlerweile doch den meisten Leuten ein Begriff sein, dass man da starke Nerven braucht, um die Lektüre zu goutieren. Das ist hier nicht anders, ABER W. J. White hat sich ein äußerst aktuelles Thema ausgesucht, das ja seit Jahren immer wieder nicht unberechtigt durch die Gazetten geistert: Die Überbevölkerung der Welt. Wirkliche Lösungen hat keiner und wenn es nach der Kirche geht, ist das ja eh egal. Gerade die gewinnorientierten Pharmariesen beteiligen sich aber auf ihre zynische und unmenschliche Art an einer Art Hilfe für die Welt. Als Ebola noch auf kleine Standorte begrenzt war, nur in Dörfern oder auch mal nem ganzen Land in Afrika wütete, hat man sich die Forschung für ein Gegenmittel gespart. Ist ja weit weg und die Medikamente könnte eh keiner bezahlen, also lassen wir sie halt sterben. Erst jetzt, wo sich die Seuche ausbreitet und zudem was damit zu verdienen ist, regen sich die Forscher in Diensten ihrer kommerziellen Arbeitgeber. Eine Diskussion, was die Pharmaindustrie noch so in Petto hat, lass ich jetzt mal außen vor, da es zu weit führen würde. Todd ist eine Figur, die einem leid tun kann, wenn man seine Kindheit so verfolgt (Er hat mich ansatzweise etwas an den Jungen aus "Schänderblut" erinnert, dessen Leben ja auch in der frühen Jugend verkorkst wurde. Ein Wunder, dass Todd erst so spät radikal durchdreht.), das hat sich aber zumindest für mich schnell gelegt, als seine extrem militante Öko-Einstellung immer mehr zutage trat. Dennoch kann man seine Gedankengänge zumindest teilweise nachvollziehen, wenn man seine Klientel im Sozialamt so anschaut (Wie es aus sicherer Quelle so heißt, sieht es bei den Arbeitsämtern - ja, ich nenne sie immer noch so - ähnlich aus.). Aber auch da schießt der autofreie Super-Veganer übers Ziel hinaus. Die Sympathiewerte sinken, die Dämlichkeitswerte steigen. Was hat die lächerliche Figur denn gedacht, welche Folgen sein Handeln haben könnte? Lässt sich einer unfreiwillig kastrieren und hält dann schön den Mund? So wahr die Problematik ist, Typen wie Todd und sein Mentor hätten selbst besser das Licht der Welt nicht erblickt. Öko-Terror, Lebensmittel vergiften, Wasser verunreinigen, Menschen die eigenen Werte aufzwingen tut der Sache nicht gut und ist zudem strafbar. Das hilft der Sache nicht. "Population Zero" ist zügig zu lesen, hat einige Splattereinlagen drin, die so manchem die Bröckchenlache ins Gesicht treiben könnten und hat ein ernsthaftes Thema, das Grundlage für so manche Diskussion liefern würde, wenn die Leser es nur so angingen. Doch es gibt wieder einmal viel zu viele, die Autoren wie White oder auch Lee nur auf den Ekelfaktor reduzieren und einfach nicht begreifen wollen, dass diese Leute durchaus wissen, was sie da tun und auch Ahnung von ihrem Beruf haben. Sie bedienen ein Genre, das hierzulande zuvor eher geächtet war und achten dennoch auch darauf, dass ihre Bücher Humor und Sinn beinhalten. Und erst der Festa-Verlag hat diese Werke nach Deutschland gebracht, vorher wurde ja von den marktbeherrschenden Institutionen alles munter zensiert bzw. dem sensiblen Volk erst gar nicht angeboten. Schließlich wissen ja immer alle besser, was gut für die Leute ist, als die Leute selbst.
 Kurz: "Population Zero" ist Festa Extrem mit Sinn und daher einen Blick wert.


jerry garcia

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Daniel Suarez. 1969 eroberte der Mensch den Mond. Und was ist die größte Errungenschaft unseres Jahrhunderts? Facebook? Was wurde aus den Visionen der Vergangenheit? Warum gibt es keine großen Erfindungen mehr? - Als dem Physiker John Grady die Aufhebung der Schwerkraft gelingt, hofft er auf den Nobelpreis. Doch statt Gratulanten kommen Terroristen. Grady stirbt. Das melden zumindest die Medien. Tatsächlich erwacht der Wissenschaftler in Gefangenschaft: Das hochgeheime Bureau of Technology Control entführt seit Jahrhunderten die brillantesten Wissenschaftler. Zum Schutz der Menschheit, angeblich, denn für Kernfusion und andere Erfindungen sei der Homo sapiens noch nicht weit genug. Für die Gefangenen gibt es nur eine Wahl: entweder Kooperation - oder eine türlose Zelle im Fels, tief unter der Erde. Doch die neuen Herren haben die Rechnung ohne Grady gemacht.

Jon (manchmal auch John) Grady feiert gerade ausgelassen mit Kollegen seinen Erfolg, als Professor Alcot hinzustößt, um diesen Durchbruch zu dokumentieren. Doch einer der Wissenschaftler spielt falsch und ruft die Behörde BC an, die sofort ein Einsatzkommando schickt. Dabei werden sämtliche Wissenschaflter durch verheerende Explosionen vermeintlich getötet. FBI-Agentin Denise Davis und ihr Partner Thomas Flavell werden auf den Fall angesetzt und während Flavell das Szenario für authentisch hält, hat Davis ihre Zweifel. Einiges passt nicht zusammen. Indes wird Grady von Cotton, einem als Technikfeind bekannten Öko-Terroristen, zu Hedrick geführt, dem Leiter des BTC. Allein die Zusammenarbeit der beiden völlig unterschiedlichen Typen lässt den Physiker staunen, doch als er die Forderungen und zugehörigen Erläuterungen von Hedrick vernimmt, ist er total entsetzt. Errungenschaften wie die seine werden in einer zentralen Stelle gesammelt und die Wissenschaftler entführt und zur Mitarbeit gezwungen, denn die Behörde selbst ist nur dazu da, die Neuerungen zu verwalten bzw. zu nutzen. Ahnung von der Materie hat niemand. Wer sich weigert, landet in einer Zelle tief im Fels und wird zwangsernährt, die Ausscheidungen werden abgesaugt und Tageslicht sehen sie nicht wieder. Auch Grady wird dieser Tortur unterzogen. Doch was die Häscher nicht bedacht haben: Ihre Gefangenen sind Wissenschaftler, sie haben schon eine Möglichkeit der Kommunikation entwickelt und bald weiß Grady, wer mit ihm das Schicksal teilt und welche Erfindungen der Welt vorenthalten werden. Und dann kann Grady trotz der Bewachung durch Morrison und seine Klonarmee (nach eigenem Vorbild natürlich) mithilfe von Alexa fliehen. Dies und das zusammentreffen mit den FBI-Agenten löst eine ganze Reihe von gewaltigen Anstrengungen durchs BTC aus, ihn wieder einzufangen. Dass dabei seine eigene Erfindung für massive Zerstörungen und Massenmord genutzt wird, geht Grady schwer an die Nieren. Jetzt will er erst recht Hedrick und Cotton stellen. Doch sämtliche Behörden sind schon längst mit Spionen der BTC durchsetzt. Wem kann er überhaupt noch trauen?

Hier trifft mal wieder zu, was auch in der Arbeitswelt, dem Showbusiness, Sport oder der Literatur gilt: Wer eine oder mehrere starke oder gar überragende Leistungen vollbracht hat, wird immer an denen gemessen. Schwächen werden sofort mehr (Arbeitswelt) oder weniger harsch kritisiert. So ist es jetzt auch bei "Control". Es ist das bisher schwächste Buch von Daniel Suarez und zugegeben meckern auf hohem Niveau. Er hat seinen Helden, für die Emotion kriegt er einen Love Interest und die müssen sich mit richtig fiesen Schurken, geheimen Organisationen, Verrätern und Killern auseinandersetzen. Ohne seine technischen Visionen wäre "Control" nur einer dieser üblichen Polit-Thriller. Aber gerade dieser wissenschaftliche Ansatz und die nicht unbedingt von der Hand zu weisenden Hintergründe sowie die realistische Möglichkeit, dass unsere gewählten Führer der Nationen ein derartiges Szenario auch im wirklichen Leben durchziehen würden, heben das Buch wieder aus der Masse hervor. Manchmal schwelgt der Autor etwas zu sehr in seinem Fachgebiet, um dann abrupt wieder Richtung simplen Thriller mit mehr oder weniger überraschenden Wendungen zu wechseln. Detailliert, bis auf wenige Ausnahmen flott, düster und temporeich und mit satter Action angereichert ist "Control" immer noch ein gutes Buch und vielen anderen Autoren um Längen voraus, aber verglichen mit "Daemon" oder "Darknet" eben doch "nur" noch gut. 490 Seiten.


jerry garcia

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Ben Coes. Der wackelige Frieden zwischen Pakistan und Indien gerät durch ein diplomatisches Missverständnis ins Wanken. Religiöse Fanatiker aus dem Regierungsumfeld verlieren die Nerven und drohen, eine Atombombe zu zünden. Der frühere US-Elitesoldat Dewey Andreas muss im Auftrag des Präsidenten die Welt retten. Seine Aufgabe: Den pakistanischen Präsidenten aus dem Amt zu heben, um eine weltweite Nuklearkatastrophe zu verhindern. Doch er hat nur wenige Tage Zeit für einen Staatsstreich.

Dewey Andreas ist nach Australien gegangen, um die wenigen Menschen in seinem privaten Umfeld vor Schaden zu bewahren, der ihnen durch die Rachegelüste der Fortunas entstehen könnte, deren Familienmitglied vor Monaten getötet hatte. Mittlerweile arbeitet er auf einer Station, wie in Australien die Farmen und Ranches genannt werden. In einer Nacht, die durch ein übles Unwetter und fast sintflutartige Regenfälle gezeichnet ist, macht er sich auf die Suche nach einem vermissten Mädchen. Es gelingt ihm, sie nach Hause zu bringen. Später geht er mit einem Kollegen in die nahe gelegene Stadt, um sich einige Drinks zu gönnen, als ihm ein Mann auffällt, der ihn beobachtet. Sein Verdacht, dass dieser sowie weitere Typen im Auftrag der Fortunas hier sind, um ihn zu töten. Er kann sich seiner Angreifer entledigen, wobei aber sein Kumpel auf der Strecke bleibt. Und einer der verhinderten Killer überlebt. Währenddessen schaukelt sich in einem anderen Teil der Welt eine eigentlich leicht zu lösende Situation hoch. Die Grenzregion um Indien und Pakistan inklusive Kaschmir, das sich damals bei der Teilung Indien angeschlossen hat, ist immer umkämpft, kleinere Zwischenfälle fast an der Tagesordnung. Als zwei Pakistanis auf Patrouille in ein kleines Dorf kommen und dort ein Mädchen vergewaltigen, werden sie von den Dorfbewohnern getötet. Doch diesmal ist Schluss mit der Diplomatie von pakistanischer Seite. Schnell werden die Truppen mobilisert, Kanonendonner hallt durch die Berge und die Kämpfe um die Region werden immer heftiger. Dann lässt der pakistanische Präsident, ein muslimischer Hardliner, eine Atombombe auf eine indische Stadt abwerfen. Jetzt sehen sich die Amerikaner gezwungen, in diesem Konflikt Stellung zu beziehen, da auch China Truppenkontingente an die Grenzen von Indien und Pakistan verlegt. Amerika ist Indiens Partner, könnte sich aber einen Krieg gegen die Chinesen, die darauf lauern im Kriegsfalle Indien für sich einzunehmen, einfach nicht leisten. Sie sind schon an anderen Brandherden gebunden und ein Atomkrieg zweier Großmächte würde die Welt verändern. So setzt man sich mit den Indern an einen Tisch und erhält 48 Stunden Zeit, um den eigenen, amerikanischen Vorschlag, den pakistanischen Präsidenten per Umsturz auszuschalten, ihm eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Jessica Tanzer schlägt für den Job Andreas vor. Er wird eingeflogen, mit zwei Leuten ähnlichen Kalibers in Pakistan abgesetzt und auf den Weg nach Islamabad gebracht. Unterwegs haben die drei ein kleines SWcharmützel mit Taliban, das sie aber unversehrt überstehen - im Gegensatz zu den Taliban. Dann geht es weiter Richtung Hauptstadt.

Ben Coes wird schon mit Tom Clancy, Frederick Forsyth oder John Le Carre verglichen (Letzteren lassen wir da besser außer Acht, da er absolut nicht passt.). Ich füge noch Vince Flynn und Dale Brown, wobei es bei Brown ja eher um seine Fliegertruppe geht, die seit Mitte der Achtziger (alternd) in vielen ähnlichen Auseinadersetzungen zum Einsatz kommt, die sich aber im Aufbau ähneln, hinzu. Was das Aufflackern des Konfliktes angeht, ist der Autor nahe bei Clancy und Brown. Er nimmt sich die Zeit, die Eskalation langsam aufzubauen, beschreibt die Reaktionen der verschiedenen Länder und deren Staatenlenkern und die Versuche, den Krieg auf diplomatische Weise zu verhindern. Das geht natürlich auf Kosten der Action im ersten Drittel des Buches. Sicher, es werden Kampfsituationen geschildert und im zweiten Handlungsstrang zu dieser Zeit auch Deweys Selbstverteidigung gegen seine Jäger skizziert, aber noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Mit dem Auftritt von Andreas als Problemlöser nimmt die Story richtig Fahrt auf, reiht sich eine actiongeladene Szene an die andere. Und auf diesem Gebiet ist Ben Coes richtig gut, baut auch einige Haken ein, ändert die Richtung und lässt es krachen. Unzweifelhaft ist dies wieder ein typisch amerikanischer Roman mit seinem unkaputtbaren Helden Dewey Andreas, aber er lässt auch erkennen, dass man um die US-Politik seit etlichen Jahrzehnten weiß: Ob nun in Afrika oder Mittel- und Südamerika, die USA haben schon immer gerne mit Mord einen Regimewechsel herbeigeführt. Während des Kalten Krieges waren sie Spezialisten auf diesem Gebiet.Was die Figuren angeht, bleibt alles doch etwas oberflächlich und dass die Pakistani alle bestechlich und oder korrupt sind, kommt schon etwas sehr einer unqualifizierten Unterstellung nahe. Undifferenziert lässt Ben Coes es bei einem für dieses Genre in den USA typischen Schwarz-Weiß-Bild in der Weltsicht. Aber auch da hab ich schon viel Schlimmeres gelesen. Lässt man diese Kritikpunkte aber mal einfach weg und konzentriert sich nur auf einen unterhaltenden Actionthriller, der einen Vince Flynn oder Tom Clancy zu seinen besseren Zeiten ersetzt, dann kann man mit Ben Coes und "Der Staatsstreich" nichts falsch machen. Immer höheres Tempo, ein geradezu fulminantes Finale mit doppeltem Showdown und etlichen Härtegraden im bei den vielen Schusswechseln und Auseinandersetzungen bieten rasanten Lesestoff zu einem brisanten Thema mit den beiden Atommächten im Streit. Viel US-Patriotismus und ein Held, der sich in die Phalanx solcher harten Kerle von Autoren wie Vince Flynn oder Brad Thor und vielen anderen locker einreiht. Ein richtiger Actionkracher, in dem es ohne viel Trara zur Sache geht. Wer also reinen Actionstoff will und sich nicht am America First stört, der wird hier seine helle Freude haben und bekommt für sein Geld einen starken Thriller, den man so schnell nicht aus der Hand legen will. Ben Coes hat bis dato sechs Romane um seinen Protagonisten veröffentlicht und da zum Ende hin auch gewisse Handlungsstränge offen bleiben, kann ich nur hoffen, dass die auch alle schön zu uns zur Übersetzung gespült werden. Guter Griff vom Festa-Verlag, besonders, weil das Genre bei den Großverlagen mittlerweile sehr stiefmütterlich behandelt wird.


jerry garcia

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Dwayne A. Smith. Die mächtigsten afroamerikansichen Geschäftsleute New Yorks haben sich zu einem Geheimbund zusammengeschlossen. Als er einen wichtigen Prozess gewinnt, erhält der junge schwarze Anwalt Martin Grey unerwartet Zutritt zu diesem elitären Zirkel. Übers Wochenende wird Martin auf den entlegenen, riesigen Landsitz des Clans eingeladen, ein Hochsoicherheitsgelände, auf dem die Sklaverei fortbesteht. Unter umgekehrten vorzeichen: Schwarz unterdrückt Weiß. Dr. Kasim, der charismatische Anführer des Geheimbundes, versichert Martin, er könne sich vom Erbe der Sklaverei nur befreien, wenn er seine schwarzen Ahnen räche. Martin ist schockiert, aber er begreift schnell, dass er den Clan in diesem Glauben lassen muss, wenn er sich selber und die weißen Gefangenen retten will.

Es ist der Tag der Schlussplädoyers in einem Aufsehen erregenden Prozess um Bürgerrechte und die Strafzahlung einer Firma, die sich des Rassismus schuldig gemacht hat. Der Arbeitgeber wird von einem Mann verteidigt, dessen Ruf schon durch ganz Amerika hallt und der von den Medien geliebt wird. Auf Seiten des Klägers befindet sich nur ein junger Mann, der bisher an noch keinem größeren Fall gearbeitet hat und mit seinem jüdischstämmigen Partner Glen Grossmann nur eine kleine Kanzlei führt. Dennoch kann er mit einem kurzen und knappen Plädoyer die Geschworenen überzeugen und er gewinnt den Fall. Jetzt ist er im Fokus der Berichterstattung, der neue Star am Anwaltshimmel, der dem alten Hund eine empfindliche Niederlage eingebracht hat. womit Martin Grey nicht gerechnet hat, ist, dass sein Gegner icht nur zu seiner Siegesfeier erscheint, sondern ihn auch mit seiner Frau zu einem Dinner in den nächsten Tagen einlädt. Aber Glen und dessen Gattin bleiben außen vor. Martin nimmt an und sie fahren zu dem Essen. Doch was sie dort sehen, lässt sie staunen, noch bevor sie die Schwelle des Hauses übertreten haben. Eine riesige Villa, mit diversen Zimmern wie in einem dieser alten Gentleman-Clubs und ebenso wie dort werden die Frauen auch bald von ihren Gatten getrennt und zu einem typischen Mädelstag in ein anderes Zimmer verfrachtet. während sie über Shopping und Rezepte tratschen, machen sich die Männer bekannt. Neben dem Staranwalt Damon Darrell sind vier weiter Männer aus den Regionen der finanziellen und politischen Macht anwesend, die Martin bald nach allen Regeln der Kunst ausfragen, selbst aber nur Andeutungen machen. Aber er gewinnt den Eindruck, dass sie mit ihm zufrieden sind, ihn in ihre Gruppe holen wollen. Und so kommt es, dass sie eines Tages auf ihn zukommen und zu einem kleinen Outdoor-Trip ohne Frauen einladen. Er stimmt zu, wenn auch etwas ängstlich, der er als Stadtmensch eine Naturphobie hat. Was ihn aber hier erwartet, ist mehr als er sich in seinen schlimmsten Träumen hätte vorstellen können. Sie fahren tief in die ihm unbekannten Wälder - auf dem Flug hierhin hatten sie ihn mit einem Betäubungsmittel im Whisky schachmatt gesetzt - und kommen zu einer immensen Anlage, die von bewaffneten Wächtern, alle schwarz, umgeben ist. noch denkt er sich nichts dabei, aber als sämtliche Dienstboten weiß sind und auch die Arbeiter auf den Feldern diese Hautfarbe haben, während ihre Aufseher alle dunkelschwarz sind (wie Martin später erfährt, werden auf dem Gelände keine "Promenadenmischungen" geduldet), wird ihm klar, dass er hier einen Sklavenbetrieb vor sich hat. Schwarz versklavt Weiß. Und ihrem charismatischen Anführer gehört das Gelände. Er und Martins neue Freunde rekrutieren immer mal wieder junge, erfolgreiche Männer ihrer Hautfarbe, um eine Organisation aufzubauen, die sich für die Sklaverei von vor über zweihundert Jahren bis ins mittlere 20. Jahrhundert rächt. Martin weiß, dass er mitspielen muss, solange er auf dem Gelände ist, sonst ist er tot. Aber mit diesem Wahnsinn will er nichts zu tun haben.

Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht, ja gar fasziniert. Eine an sich großartige Idee, die ich zumindest so noch nicht in Buchform vorliegen hatte, mich aber ganz kurz an "Django Unchained" erinnerte, als der Titelheld die dunklere Pigmentierung hatte. Was würde Dwayne A. Smith daraus machen? Provozieren? Anklagen? Den Spiegel vorhalten? Nun, zu Beginn werden schnell Gedanken an einen John Grisham-Roman wach, wenn sich ein kleiner Anwalt mit der geballten finanziellen und autoritären Macht von bekannten Persönlichkeiten konfrontiert sieht und auf bestem Wege ist, sich daruch korrumpieren zu lassen. Der lockere und leicht lesbare Stil von Smith trägt sein Übriges zu dem Eindruck bei. Schnell sind die Rollen verteilt, nur dass hier nicht nur Gut und Böse sondern auch Schwarz und Weiß strikt getrennt werden. Gerade die Beschreibungen der Hintergründe lassen erkennen, dass der Rassismus zumindest latent vorhanden ist, wenn sich ein schwarzes Paar über eine (etwas bessere) Wohngegend freut, in der neben ihnen wenigstens nicht lauter Weiße wohnen. Genauso schnell tritt der umgekehrte Rassismus hervor. Die Schwarzen wollen mit den Weißen nichts zu tun haben und die einzige hellhäutige Figur, die eine etwas größere Rolle spielt - Glen Grossmann -, bekommt einen jüdischen Hintergrund verpasst, damit man auch ihn gefühlsmäßig zu den Unterdrückten und Verfolgten zählt. Martin entwickelt sich dann nach und nach zum Gegenpart seines Gastgebers auf der Sklavenanlage. Martin ist der mit dem Heiligenschein, während sein neuer Mentor sich als nicht Anderes entpuppt, als einen Mann mit ähnlich kruden Herrschafts- und Rassenphantasien wie dereinst Hitler. Er ist ein großer Redner, kann mit Argumenten überzeugen, obwohl diese alles andere als schlüssig sind. Und einige der Texte sind dann auch wirklich etwas weltfremd. Ab diesem Zeitpunkt lässt das Buch immer mehr nach. Die Gruppe um Dr. Kasim wird mit etlichen Klischees skizziert, die Handlung stockt, wird um die Mitte herum gar etwas zäh, bis es dann auf die Flucht und den Kampf um die Freiheit der Gefangenen geht. Hier kommt wieder Spannung auf, einige Actionsequenzen und eine wilde Verfolgungsjagd schließen sich an und das Ende deutet vielleicht sogar eine Fortsetzung an, da gewisse Gefahren fast vor der Haustür stehen und noch nicht gebannt wurden. Dennoch würde ich es so stehen lassen. Wäre mal ein neuer Abschluss, etwas anders, als immer alles schön fertig präsentiert und beantwortet zu bekommen. Ich weiß nicht, was der Autor seinen Lesern mitgeben wollte. Mehr Verständnis für die Situation der Schwarzen in Amerika? Nun, das hat er verbasselt. Bei mir und auch im Buch, wenn er  - sicher bewusst - zeigt, dass man seinem Volk mit derartigen Aktionen einen Bärendienst erweist und eine Reaktion nicht lange auf sich warten lässt. Ich kann in der Story jetzt nur sehen, dass Rassisten-Arschlöcher eben Rassisten-Arschlöcher bleiben - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Und solange es die gibt, wird nirgends auf der Welt Ruhe einkehren. Und das Buch ist dann tatsächlich einfach nur der beste Grisham seit Jahren - nur mit schwarzen Protagonisten und nicht von ihm geschrieben. Der erwartete Anspruch und eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem Thema wurde eher oberflächlich behandelt, dafür aber der Unterhaltungswert (Abgesehen vom Mittelteil) eindeutig favorisiert. Ordentlicher Schwung gegen Ende, mit etwas Action aufgepeppt und die offenen Handlungsstränge (die hoffentlich NICHT in einer Fortsetzung münden) zum Schluss ergeben einen lesenswerten Thriller, der aber kein Muss-Einkauf ist. Vielleicht war auch meine Erwartungshaltung zu hoch.


jerry garcia

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G. Michael Hopf. Monate, nachdem ein Super-EMP-Angriff die Vereinigten Staaten verwüstete, ist das Land nicht mehr wiederzuerkennen. Alle großen Städte sind in der Hand von marodierenden Banden, während die Regierung machtlos gegen die Gesetzlosigkeit im Land ist. Wer glaubte, auf das Ende vorbereitet zu sein, muss nun feststellen, dass er niemals vorbereitet war. Während einige nach Rache dürsten - für die Verluste, die sie erleiden mussten -, sind andere entschlossen, die Nation wieder aufzubauen. Gordon, Samantha, Sebastian, Barone, Connor und Pablo - sie alle befinden sich auf verschiedenen Wegen heraus aus dem Chaos.

Pablo hat sich mit seinem starken Bündnis mit der gekauften Armee aus Venezuela tatsächlich auf den Weg gemacht, den Südwesten der USA mit Gewalt unter seine Fuchtel zu bringen. Dass seine Flotille durch die Angriffe der Amerikaner um Colonel Barone völlig aufgerieben wurde, kann seinen Vormarsch nicht stoppen. San Diego ist schnell einkassiert, Los Angeles lässt er links liegen, da es eh schon von hispanischen Banden beherrscht wird und nun nimmt er Sacramento ein. Und er beginnt mit harter Hand - keine Gefangenen. Doch als er, der sich Imperator nennen lässt, in einer Kathedrale ein Bild von Kolumbus kniend vor Königin Isabella sieht und sich kurz darauf eine Frau namens Isabella um Gnade flehend vor ihm auf die Knie wirft, erkennt er das als Symbol, ein gütiger Herrscher zu sein und er gibt den Befehl, jeden der sich ergibt zu verschonen. Indes ist Gordon in Begleitung von Brittany und dem Jungen Tyler immer noch auf der Suche nach dem Killer seines Sohnes. doch erst muss er sich gegen zwei verlotterte Figuren wehren, die ihn und die anderen zwei überfallen wollen. Er erledigt sie auf seine gewohnte Art eiskalt passend zum Schneegestöber, wird aber überrascht, als sich Wagen nähern. Glücklicherweise sind es Marines und er kennt sogar den Gunny Smitty. Dazu erfährt er noch, wo sich der Mörder seines Sohnes aufhält und mithilfe einer jungen Frau namens Lexi sowie dem von Gunny überlassenen Trio Marines und einem Humvee mit schwerem MG macht er sich auf den Weg zu dessen Lager. Sein Plan ist einfach, Rahab umlegen und dann Richtung Zufluchtsstätte McCall in Idaho, um sich mit seiner Familie zu treffen. Diese Idee hat auch Sebastian, der die Mormonin Annaliese geheiratet hat und mit deren Anführer Samuel eh nicht zurecht kam. Also macht er sich mit seiner Frau und den beiden Teenagern Brandon und Luke auf die Socken, wobei der großspurige Brandon mehr Probleme macht, als die üble Situation. In Eagle's Nest, Idaho, hat sich Samantha mit Nelson und Haley sowie den anderen aus ihrer Gruppe niedergelassen und kämpft mit ihren Depressionen. Als eines Tages völlig unerwartet ein verwahrloster Fremder in ihr Heim stolpert, tötet sie ihn. Kurze Zeit später taucht dessen Bruder mit einigen Leuten auf und sucht seinen Verwandten. Natürlich sagt ihm keiner die Wahrheit, da man sich ziemlich sicher ist, dass daraus ein blutiges Gefecht entstehen würde. Und die Regierung der verbliebenen "Vereinigten Staaten" um Präsident Conner arrangiert sich mit Colonel Barone und sichert ihm die Gründung seiner "Pazifischen Staaten" zu, wenn er a) den entführten Vizepräsidenten wieder freilässt und b) Conner beim Kampf gegen die "Panamerikansiche Armee" um Pablo unterstützt. In dieses Kuddelmuddel kommt dann auch Gordon, den Barone sofort engagiert, um den Vize plus Begleitung zu Conner zu bringen, da das Ziel ja eh in seiner Richtung liegen würde. Selbstverständlich kommt auch diese Situation nicht ohne Schlamassel aus.

Auch das dritte Buch von G. Michael Hopf um Gordon und den Kampf der Amerikaner um ein menschenwürdiges Leben nach dem Anschlag verlässt sich ganz auf die Stärke der Figuren, wenn es darum geht, Familie oder Ehre und Vaterland zu verteidigen. Wem also schon die ersten beiden Bände gefallen haben, der wird hier ebenfalls wenig auszusetzen finden. Ich für meine Person konnte mich mittlerweile sogar teilweise mit dem sturen Charakter des manchmal überhart reagierenden Gordon anfreunden. Insgesamt war auch zu erkennen, dass so manche Figur noch längst nicht in allen Feinheiten in den vorherigen Abenteuern geschildert wurde. Es gibt Veränderungen in Wesen und Verhalten bei verschiedenen Personen. Was sich aber quer durch alle Kapitel und Zusammentreffen zieht, ist der Eindruck, dass man in einer solchen Situation niemandem trauen darf und wie im Western lieber erst schießt und dann fragt. Sehr von Vorteil für den Leser ist es, dass der Autor seinen Protagonisten keine Pause gönnt, es lauern ständig Gefahren, Verrat ist nie weit, Egoismus ständig der Begleiter, Gnadenlosigkeit schon fast Pflicht. Einzig der Marsch des Pablo durch den amerikanischen Südwesten kam mir etwas zu kurz, dafür aber wird an seiner Figur aufgezeigt, wie ein Mann mit seinen nicht ganz einem klaren Verstand entsprungenen Machtphantasien durchaus zu einem leichten Wandel in seiner Art fähig ist, der aber auf Enttäuschungen dann umso härter reagiert. Und Härte ist ebenfalls ein Aspekt, der sich erneut von Anfang bis Ende zieht. Es sind keine Metzeleien im Blutorgienformat, sondern einfach das ungerührte Auslöschen unschuldiger Menschenleben oder von kapitulierenden Gegnern. Ein Tiefpunkt menschlicher Existenz ist der Typ, der sich mit einer Handvoll Kindern als Geiseln einfach in die Luft sprengt. Doch auch das Erschießen unbewaffneter Demonstranten, das Aufbauen diktatorischen Willkürherrschaft und Ermorden Andersdenkender gehört zu den Punkten, die mit der Situation erklärt werden und dass es Zeiten gibt, in denen man nicht redet und verhandelt, weil das Gegenüber vermutlich auch nicht wirklich an eine friedliche Lösung glaubt und man ihm einfach zuvorkommen muss."The End 3 - Zuflucht" ist also ebenfalls wieder actionreiche und schnelle Unterhaltungskost, die sich voll und ganz auf den Überlebenskampf sowie die Neuaufteilung der USA sowie eigentlich auch der fast vollends zerstörten Welt konzentriert. Irgendwelche Längen oder Phasen ohne Gewaltpotential finden sich auch hier wieder nicht. Zügig und flott und natürlich mit viel Patriotismus erzählt, vorwärts gepeitscht durch den vielfachen Gebrauch von Cliffhangern, hetzt der Leser durch die Zeiten dieses Endzeitromans und hofft, dass der vierte Band schnellstmöglich vom Luzifer-Verlag kredenzt wird. Wer also Actionkost schätzt, die sich wenig um ausufernde Dialoge und allzu ausführliche Charakterzeichnung und bemüht anspruchsvolle Szenarien schert, kann hier seine möglichen Bedenken gerne beiseite schieben.


jerry garcia

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Larry Correia. Owen Pitt ist Buchprüfer. Eines Abends erfüllt er sich einen lang gehegten Traum und wirft seinen Boss aus dem Fenster. Allerdings aus gutem Grund - denn dieser hatte sich vor seinen Augen in einen Werwolf verwandelt und ihn angegriffen. Als Owen im Krankenhaus erwacht, ist ein Mann bei ihm, der ziemlich beeindruckt von Owens Überleben ist. Er offenbart ihm, dass Monster wirklich existieren und seine Organisation, die Monster Hunter International, sie unter strenger Geheimhaltung im Zaum hält. Und dann macht er Owen ein interessantes Angebot.

Es war einer dieser typischen Abende: zuviel Arbeit, um pünktlich Dienstschluss zu machen und der Chef auch noch im Haus. Der extrem unsympathische Chef. Einer der Sorte ahnungslos mit Karriere auf Kosten anderer, ohne selbst wirklich einen Finger krumm zu machen. Und dann muss Owen in dessen Büro und bereitet sich schon auf das Schlimmste vor - ohne zu ahnen, dass es noch schlimmer kommen würde. Da beginnt bei dem Fiesling doch tatsächlich eine Verwandlung in einen Werwolf und er hetzt Owen quer durchs Büro. Nachdem er ihm diverse Wunden zugefügt hat, schafft es Owen mit letzter Kraft den Scheißwerwolf durchs Fenster zu donnern, wo der mitsamt den Überresten des Fensters dann unten auf der Straße landet. Naja, nicht ganz auf der Straße. Er dellt eher das Dach eines Autos bis zum Grund ein. Tags drauf - wie er meint - wacht er im Krankenhaus auf und sieht sich zwei Anzugtypen gegenüber, die anhand ihrer Kleidung und ihres Auftretens nur Regierungsfritzen sein können. Bestimmt steht unten der allseits bekannte schwarze SUV. Und klar, sie sind Bundesbeamte. Und sie halten ihre Knarren bereit. Sie warten, ob sich Owen aufgrund seiner Verletzungen in einen Werwolf verwandelt. Tut er nicht und sie ziehen ab. Aber da kommt noch jemand zu ihm und bietet ihm an, der Monster Hunter International beizutreten. Was soll er also tun? Von Natur aus schon nicht gerade ein Adonis, machen ihn die Wunden und Narben jetzt eher selbst zu einem Monster in einer von vorgeblicher Schönheit besessenen Welt. Und dass er bei seiner Firma den Job wegen herausragender Leistungen wiederkriegt, ist nicht zu erwarten. Also sagt er flugs zu. Ein Grund ist auch die attraktive Julie, die er sofort als seine künftige Braut auserwählt - ohne ihr Wissen natürlich. Und als er mit vielen anderen Frischlingen zur Ausbildung antritt, muss er zu seinem Leidwesen feststellen, dass Julie tatsächlich einen Freund hat - den nahezu in allem perfekten Grant. Gutaussehend, klug, wortgewandt, beliebt, heldenhaft und perfekt modellierte Muskeln an seinem schlanken kräftigen Körper. Und schon wird er von dem schön getriezt. Aber Owen lässt isch nicht abschrecken, übersteht die Ausbildung und kommt zu einem ersten Kampfeinsatz auf einem Frachter, der es denn auch in sich hat, wobei sich Grant sofort als der Arsch vom Dienst erweist. Mittlerweile ist er nicht mehr überrascht, welche Wesen sich ihm in den Weg stellen. Wieso auch - nach einer Begegnung mit einem Werwolf? Zudem hat er den Vorteil, dass er ein Waffennarr ist und sich mit Ballerwerkzeug jeglicher Art bestens auskennt. Und dann ist da noch das Geheimnis um die MHI. Seit 1995 war von denen nichts mehr an ihrer CIA-ähnlichen Heldenwand. Da muss etwas geschehen sein, über das aber niemand reden will. Dazu kommen noch die sieben Meister-Vampire und ihr Herrscher, die die Welt im Auftrag einer völlig anderen Kreatur unbarmherzig und blutig unterjochen wollen. Doch bis sie schließlich und letztendlich gegen die antreten können, müssen sie noch viele weitere Monster und Sagengestalten kennenlernen wobei so manche Illusion zerstört wird.

Larry Correia hat sich da eine Action-Fantasy-Mischung zusammengeschustert, die es wirklich in sich hat, die aber in keinem Fall ernst gemeint ist. Trotz aller Action ist man eigentlich dauernd am Schmunzeln. Sein waffengeiler und leicht unterbelichteter Protagonist erzählt eine hanebüchene Story aus seiner eigenen Perspektive und ist dabei natürlich alles andere als objektiv. Zudem wäre es angebracht, den Verstand und den Wunsch nach Logik während des Lesen auszuschalten. Es ist ein wilde Geschichte mit derart fetzigen Actionanteilen, dass man sich mehr und mehr wünscht, auch wenn man an und ab feststellen darf, dass die eine oder andere Figur (Sam entspricht in seiner Beschreibung durchaus der Comic-Figur Yosemite-Sam, Milo einer Mischung aus Pirat und Barbarossa, Grant einem jungen Tom Cruise oder anderer Posterboys im Filmgeschäft wie diesen "Twilight"-Spacken, nur nicht ganz so schwul.) oder Szene aus einem Film ("Heavy Metal" aus dem 80-ern würde da gut passen. Owen erinnerte mich sehr an Dan und eine Szene ziemlich an die Schlussgeschichte des Films). zusätzlich räumt er mit gängigen Teenievorstellungen von Elfen (Nix Orlando Bloom oder Anna Paquin) und Feen auf. Die sind garantiert nicht aus "True Blood" abgekupfert. Neben einer ordentlichen Portion Ironie und einer gewaltigen Prise Sarkasmus lässt der Autor es gewaltig krachen, da sein Hauptaugenmerk auch auf dem Actionsegment liegt. Es fliegen die Fetzen, wird mir Granaten um sich geworfen, geballert, was die Munitionskisten hergeben und ganze Heerscharen von Monstern zerlegt. Hin und wieder wird es auch reichlich blutig, ohne jedoch in den Gewaltskizzen zu sehr zu übertreiben, auch wenn ansonsten der Hang zur Übertreibung absolut und deutlich sichbar ist. Klischeebeladener B-Stoff, der absolut keinen Sinn dafür aber umso mehr Spaß macht. Nachteile hat die Sache natürlich auch. Ungefähr ab Beginn des zweiten Drittels wird es zeitweise etwas ermüdend, dehnt sich und kann nicht mitreißen, was sich aber dann Richtung gewaltigen Showdown wieder ändert. Der Humor ist zumeist echt zum Grinsen, zündet aber auch nicht immer. Der eine oder andere Spruch ("Hey Myles, wie hängt er?") war schon im letzten Jahrtausend zu meiner Schulzeit derart platt, plump und abgenutzt, dass er aus dem Sprachgebrauch verbannt wurde. Solide, bleihaltig, rasant und humorvoll bis auf wenige Ausnahmen. Wer sich nun wirklich simple und reine Baller-Fantasy-Literatur einpfeifen will ohne seinen Intellekt zur Mitarbeit zu zwingen, der macht hier nichts falsch. Ich hatte aber ständig den Eindruck, dass unser Owen hier kurz vor dem Auftritt seines Werwolf-Chefs über seinem Papierkram sanft entschlummert ist und uns nun seinen "Diamantenschneider-Wunschtraum" nacherzählt. So sinnlos die Mischpoke war, so sehr hat sie mir bis auf die erwähnten kritischen Anmerkungen gefallen. Zu empfehlen aber nur für "Spaßleser mit Hang zu Balleraction auf B-Movie-Niveau" oder "Expendables"-Fans, denen der letzte Film zu luschig war.


jerry garcia

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Bracken MacLeod. Lyn arbeitet in den Bergen als Kellnerin in einem kleinen Restaurant. Ihr Leben langweilt sie, doch sie sieht keine Möglichkeit, das zu ändern. Bis zu dem Tag, als eine ausgebildete Scharfschützin das Feuer auf den Laden eröffnet und seine Gäste tötet. Erbarmungslos belagert sie das Gebäude - und Lyn muss sich entscheiden: Wird sie sich dem Tod ergeben oder nimmt sie den Kampf gegen ihn auf?

Lyn hat gerade wieder so einen Tag, an dem gewisse Kunden sich aufspielen und dafür aber mit Trinkgeld geizen. Ihr Chef ist ein Sklaventreiber, ihr Kollege Luis eine faule Sau. Sie versucht dennoch zu allen freundlich zu sein, nicht nur wegen des Trinkgeldes. Kurze Zeit später kommt dann auch noch Joanie Myer in das Restaurant, obwohl sie Hausverbot hat. Lyn schenkt ihr wider die Anweisungen ihres Bosses einen Kaffee ein, was selbstverständlich zu Ärger führt. Joanie verschwindet wieder in ihr Haus, das dem Restaurant direkt gegenüber liegt. Und als die ersten Gäste gehen wollen, um ihre Reise fortzusetzen, fallen Schüsse. Mann und Frau gehen tödlich getroffen zu Boden. Die anderen Kunden sowie die Mitarbeiter begreifen langsam, dass sie in der Falle sitzen und auf der Abschussliste stehen. Bullen rufen geht nicht, da das Festnetztelefon im Schussbereich des hinterhältigen Killers liegt und hier oben die Handys kein Netz haben. Während Joanie - mittlerweile ist es den Leuten gedämmert, dass es nur sie sein kann, die da um sich ballert - von ihrem Haus aus weiter den Laden mit Kugeln beharkt, versuchen die Gäste sich in Sicherheit zu bringen. Hinterausgang ist schwierig, da dort ein recht steiler Abhang fast ans Gebäude anschließt. Zudem ist zu vermuten, dass die Ex-Soldatin diesen Fluchtweg bedacht hat. Irgendwann kommt dann doch der Hilfssheriff Bryce, muss aber ebenso wie die Leidensgenossen in Deckung gehen, um nicht erschossen zu werden. Ein vom Geschäftsführer ausgetüftelter Plan, der er selbst ausführen will, geht in die Hose und er kommt knapp mit dem Leben davon. Auch eine Aktion von Bryce misslingt, wobei er im Schuppen neben dem Haus, der einen Propangastank vor der Witterung schützt, den geflüchteten Koch Leonard entdeckt. Leonard ist der Kleindealer der Gegend und hat seinen Stoff hier gebunkert. Als Bryce feststellt, dass am Tank eine Sprengladung befestigt ist, lässt sich Leonard überreden, ins Haus zurückzukehren. Jetzt ist klar: Sie müssen da raus. Joanie wird keine Gnade walten lassen.

Bracken MacLeod stellt seine Figuren nach und nach vor, skizziert am intensivsten die Kellnerin Lyn und die vom Krieg traumatisierte Joanie, die eigentlich hier in dem Bergen nur ihre Ruhe suchte und mit einer Abfindung durch die Sicherheitsfirma, deren Söldner sie im Kriegsgebiet vergewaltigten un liegen ließen, ein Haus in Waldnähe mit einer freien Aussicht auf die Natur. Doch auch ein anderer Bieter wollte das Gebäude und das Gelände. Da er es nicht bekam, hagt er gerade gegenüber ein Restaurant im Schnellverfahren hingestellt, um Joanie zum Verkauf zu nötigen. So schaukelt sich die Situation langsam aber sicher hoch. Auch weil der Geschäftsführer Beau ein schleimiger Kriecher ist, der vor seinem Boss gut dasgtehen will, indem er die Ex-Soldatin vertreibt. Lyn dagegen braucht diesen Job, um zu überleben, Geld zu verdienen. sie ist die freundlichste Person des gesamten Buches, aber auch sie wird mit der Zeit zum Äußersten getrieben. Nach und nach lernt man die handelnden Personen kennen, darf erfahren, dass in dieser konservativen Ecke des Landes Schwarze und Schwule oder Lesben eher unerwünscht sind und noch eine Denke wie weit vor den 60-ern vorherrscht. Joanie erinnert sehr schnell an andere bekannte Veteranen wie man sie aus "Rambo" oder "Shooter" kennt, die aus ihrem Wunsch nach Ruhe und Frieden, um über ihr Truma hinwegzukommen, derart gestriezt und gereizt werden, dass irgendwann der Kessel überkocht - und sie werden wieder zu den Killermaschinen zu denen sie ihr Land erzogen hat. Jeder ist der Feind, es wird emotionslos getötet - und Joanie war eine der Besten in ihrem Fach. Kalt und überlegt hat sie ihre Ziele ausgeschaltet, wie man in diversen Rückblenden erkennen kann. Und sie hat die Situation fest im Griff, rund ums Haus des Feindes Fallen aufgestellt, Sprengsätze angebracht und wartet darauf, dass sich neue Ziele bieten. Innerhalb der Wände des Restaurants herrscht Uneinigkeit, wobei sich Beau besonders hervortut, doch ist er ebenso wie die restlichen Gäste eher eine Nebenfigur, die nur oberflächlich charakterisiert wird. Aller Augen ruhen auf Lyn. Sie entwickelt sich fast zu so etwas wie einer Anführerin. "Mountain Home" ist ein Roman um Gier, Betrug und eine traumatisierte Soldatin, die zu sehr in die Enge getrieben wird. Und wie John Rambo im Buch gewährt sie keine Gnade, erwartet aber auch keine. Spannend, hintergründig, mit stellenweise famosen Actionszenen und persönlichen großen und kleinen Dramen angereichert, ist das Buch ein wirklich gelungenes Debüt, dem gerne weitere Bücher folgen dürfen. Nur was es mit dem hin und wieder auftauchenden Indianermythos Kreewatan auf sich hatte, wollte sich mir nicht so recht erschließen.


jerry garcia

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Tim Curran. Vietnam 1970. Eine grüne Hölle, wo der Tod hinter jedem Baum, in jedem Schatten und in jedem Nebel lauert, Sprengfallen und Munition, Landminen und Raketen. Mike McKinney ging dorthin, um über den Krieg zu schreiben, über den Terror und die Frustration, über Soldaten und Menschen und eine Landschaft, die durch den Krieg für immer verändert wurde. Doch dann begegnet ihm noch etwas Anderes: ein urzeitlicher Horror, entsprungen dem dunkelsten vietnamesischen Aberglauben. Eine groteske Abscheulichkeit, die durch den Dschungel und über die Hochebenen schleicht, auf der Suche nach menschlichen Köpfen. Nun ist es auf der Jagd nach ihm. Und nichts kann es stoppen.

Mike "Mac" McKinnes ist aus eigenem Antrieb im Kriegsgebiet Vietnam. Im Gegensatz zu vielen seiner blut- und sensationsgeilen Kollegen, die erst aus ihren sicheren Löchern kriechen, um die Gefallenen zu fotografieren, wenn es wieder sicher ist für ihre miesen, kleinen Leben, unternimmt er mit den Truppen Vorstöße in feindliches Gebiet, kämpft mit der Waffe in der Hand an ihrer Seite und hat somit ihren Respekt gewonnen. Nachdem das Platoon, das er begleitet hat, ein Dorf niederbrannte und einige überlebende Vietnamesen verhört, ruft ihm eine alte Frau etwas in ihrer Sprache zu. Der Lieutenant der Gruppe versteht Vietnamesisch und übersetzt das Gesagte als "Kopfjäger - er wird dich holen". So erfährt er erstmalig etwas über diese Legende. Nun ist er fast schon besessen davon, noch mehr herauszufinden, muss aber immer nur mit Geschichten von Soldaten und Einheimsichen vorlieb nehmen, findet aber keine Beweise. Zudem muss er auch noch seinen Job machen. Und der ist haarig. In einem brutalen Verteidigungsgemetzel um einen sinnlosen Hügel irgendwo im Nirgendwo wollen Tausende Vietcong die Amerikaner von diesem strategisch angeblich wichtigen Platz verteiben. Bald stapeln sich die Leichen, die Verluste sind auf beiden Seiten hoch, aber erst die Unterstützung durch die ferne Artillerie und als die Cobras angeflogen kommen und ihre Raketen in das Gewimmel der Feinde ballern, gibt der Gegner auf und lässt massenweise verstümmelte Leichen zurück. Und auch hier vernimmt Mac bald, dass eine über zwei Meter große Gestalt sich Leichen von diesem Friedhof geholt haben soll und sie tief in den Dschungel schleppte. Auch in Saigon gibt Mac keine Ruhe. Erst kann er einen vietnamesischen Offizier befragen und später noch einen Jungen, der ihm alles besorgen kann, was er so zum Leben braucht - ein kleiner Schmuggler mit Ambitionen, nach Amerika zu kommen. Und bald wird dieser Junge vom Kopfjäger verfolgt und getötet. Jetzt ist es an Mac, sich der Gefahr zu stellen. Er fliegt mit einem Spezialkommando, das hinter den Linien für Unruhe sorgen soll, eine abgelegene Dschungellandschaft und muss erleben, dass sie alle von dieser Bestie abgeschlachtet werden - und dass diese jetzt nur hinter ihm her ist.

Das Buch weckt einige Erinnerungen an die vielen Vietnamfilme seit "Apocalypse now", die Hitze, die Dunkelheit, die Angst, die Fallen und die Brutalität der Amerikaner, die ihnen natürlich gleichermaßen vergolten wird. Während Mike sich seine Menschlichkeit wenigstens noch in einem gewissen Maße bewahrt hat, sind viele der Soldaten eh nur hier, weil sie sonst in der Heimat im Bau gelandet wären. Typen, die hier ihre Lust am Töten so richtig zelebrieren können und wer noch nicht verroht angekommen ist, hat große Chancen, zumindest derart verändert zurückzukehren. Curran erzählt von den Verstümmelungen, den hinterhältigen Überfällen auf Dörfer voller Bauern, die mit dem Krieg nichts zutun haben wollen, aber auch brutalen Gefechten um unwichtiges Gebiet in einem dreckigen Krieg, wobei die Verteidigung der Stellung auf dem Hügel mich wieder mal auf den Film "Firebase" brachte oder "Hamburger Hill" ohne das "friendly fire" - und auf das Buch "Dämon" von Matthew Delaney, wo Vietnam und eine monströse Figur zu Anfang auch eine große Rolle spielen. Müsste ich mal wieder sichten. Und dies toppt derAutor dann noch mit seinem Horrorspuk. Lange Zeit ist der "Kopfjäger" nur eine Legende, Aberglaube und tritt nicht in Erscheinung. Mit dieser Erzählweise hat Tim Curran schon bei seinem "Der Leichenkönig" gearbeitet, nur dass er hier bis zum Auftauchen des Monsters die Zeit mit viel Action aus dem Kriegsgebiet überbrückt, sodass Tempo und Rasanz eigentlich ebenso ständig gewährleistet sind wie die Spannung, was dieser "Kopfjäger" denn nun ist: Mythos oder real? Gute Lektüre, die in ihrer Kürze vorzüglich unterhält, keine Längen oder Hemmnisse für den Lesefluss aufweist und mich das Buch ohne Einschränklung empfehlen lässt. Ist als Doppelband zusammen mit "Leviathan" erschienen. Zu dem dann demnächst einige Worte. Noch etwas zum Cover. Selbst wenn ich den Autor noch nicht gekannt hätte, wäre ich durch die Coverbilder und die Umschlaggestaltung auf das Buch aufmerksam geworden. Hier also ein lobendes Wort Richtung Michael Schubert, der wohl nicht zum ersten Mal den vom Verlag gewünschten Effekt hervorgebracht hat.


jerry garcia

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Tim Curran. Seagull Island - eine geheimnisvolle Insel. Man munkelt, sie sei das Tor zu einer anderen Welt - einer Welt urzeitlicher Monster. Die Einheimischen reden nicht darüber. Verleugnen es. Aber plötzlich ändert sich alles. Auch Johnny Horowitz, ein unbeliebter Paparazzi, hat von dem Mythos gehört und ist ganz besessen von dem Gedanken, als Erster einen Blick auf die andere Seite zu werfen. Während Hurricane Amelia über der Insel tobt, wird das Tor in die prähistorische Welt weit aufgestoßen und Johnny plant dorthin zu gelangen, mit der Kamera in der Hand - koste es, was es wolle.

Johnny Horowitz ist ein Paparazzo (Einzahl), der sich seinen Lebensunterhalt nach diversen Eskapaden in einem regulären und zumindest halbwegs anständigen Job nun mit peinlichen Promifotos für Schundblätter verdienen muss. Er ist freiberuflich unterwegs, hat aber sichere Abnehmer für seinen Mist. Doch irgendwann hatten die von ihm bloßgestellten Stars die Schnauze voll und er wurde immer öfter verklagt und auch dazu verdonnert, Abstand zu halten. Es wurde gar soviel, dass ihm einer seiner Abnehmer riet, mal für einige Wochen unterzutauchen, bis Gras über die Sache gewachsen sei. Tut er sogar, aber trotz des miesen Jobs spielt er weiterhin den dicken Max und hat horrende Rehnungen zu begleichen. Da muss ne Story her. die scheint er auf dem Urlaubsparadies von Carolina, der Seagull Island, zu finden. Sommer, Touristen, Einnahmen für die Inselbewohner und ansässigen Geschäftsleute - und ein wunderschöner Strand ist abgesperrt, ein Zaun verhindert, dass sich die Meute trotz des Warnschildes von wegen Lebensgefahr Zutritt verschaffen. Johnny hat mit dem Bruch irgendwelcher Regeln natürlich kein Problem. Zaun überwunden und den Strand inspiziert. Da findet er Knochen. Knochen, die sich als menschlich herausstellen. Er schwingt sich auf seinen Drahtesel und radelt zum örtlichen Polizeirevier. Doch auch wenn der Ordnungshüter ihn begleitet, scheint der die Sache entweder nicht ernst zu nehmen oder er verheimlicht etwas. Will die Sache unter den Teppich kehren. Das macht Horowitz natürlich nur noch neugieriger. Als er sich dann wieder einmal unerlaubterweise am Strand einfindet, geschieht etwas Seltsames mit ihm. Er fühlt sich schwummerig (liegt ausnahmsweise mal nicht an der Sauferei), kippt weg und als er wieder die Augen öffnet, hat sich etwas verändert. Himmel und Meer haben andere Farben, er sieht Tiere, die es heutzutage eigentlich nicht mehr geben darf. Und dann ist der Spuk vorbei. Doch Johnny will jetzt wissen, was hier vor sich geht, nervt jeden, der nicht schnell genug abhauen kann, mit seinen Fragen und bewegt sich wieder zum Strand - diesmal aber mit Fotoapparat. Es gelingt ihm sogar ein sensationelles Foto von einem urzeitlichen Tier. Er ist sich sicher, dass das sein großer Knüller wird. Doch bevor das geschieht, müssen er und die wenigen auf der Insel zurückgebliebenen Menschen erst einmal den Hurricane Amelia abwettern. Was danach geschieht, ist das pure Grauen.

Tim Curran kommt sofort zur Sache und spärt sich jegliches Vorgeplänkel oder überflüssiges Rumtexten. Strand, Reporter, Geheimnis - alles sofort verfügbar und Interesse am Fortgang der Handlung weckend. Dazu kommt die Charakterisierung des Paparazzo Horowitz, dem er alle schlechten Eigenschaften dieser Aasgeier-Spezies ins Profil schreibt. Dass dieses Pack überhaupt existieren und sich auf die Pressefreiheit berufen darf, ist eh ein Hohn. Horowitz kennt keine Regeln und wenn er welche zu sehen bekommt, ignoriert er sie. Er hat keinen Respekt vor seinen Mitmenschen. Aber seine Verleger sind ja nicht besser. In der Folge betreibt Curran etwas Namedropping und lässt sich über Skandalnudeln wie Sheen, Lohan oder Van Damme und Paris Hilton aus, um den sozialen Abstieg des Fototypen und die Leichtsinnigkeit der Stars zu skizzieren. Ganz nebenbei kann man sich auch über seine Worte zu den "Matsch-Meals" der Burgerketten eigene Gedanken machen. Und so ganz nebenbei baut der Autor eine Spannung auf, die sich mit anderen Storys jederzeit messen kann. Urzeitgetier, Zeittor, Action und später auch Tempo kennzeichnen diese Novelle von Tim Curran. Dazu etwas Humor und ein gradliniger Stil, stimmungsvoll eingefangene Atmosphäre und fertig ist ein guter Output von Tim Curran. Dennoch bleibt er leicht hinter der anderen Story - "Kopfjäger" - zurück, da mir dort der vermehrte Actionanteil einfach besser ins Bild passte. Im Doppelpack aber eine perfekte Wahl, sollte sich kein Fan von Tim Curran entgehen lassen.


jerry garcia

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Stephen Hunter. Vietnam-Veteran Bob Lee Swagger ist mittlerweile 50 und sehnt sich nach einem ruhigen Leben mit seiner Frau und der gemeinsamen kleinen Tochter. Doch dann taucht ein junger Journalist auf und wühlt in der Vergangenheit. Wie kam Bobs Vater Earl als Staatspolizist vor 40 Jahren bei einer Schießerei wirklich ums Leben? Widersprüche zwischen der offiziellen Schilderung der Ereignisse und dem Tagebuch seines Vaters lassen Bob keine Ruhe. Er reist zurück in seine Heimat Arkansas, um die Vorfälle von damals zu rekonstruieren. Und die Operation Black Light nimmt ihren Lauf.

Arkansas 1955. Der Landespolizist Earl Swagger, 45, ist auf dem Weg, um Jimmy Pye einzusammeln, der gerade aus dem Knast entlassen wurde. Er hat ihm einen Job im Sägewerk besorgt und will ihn und dessen etwas zurückgebliebenen Cousin Bub dorthin kutschieren. Doch dann kommt eine andere Sache dazwischen: Ein junges schwarzes Mädchen wird seit Tagen vermisst. Die Sorge der Familie ist so groß, dass man sich sogar an einen weißen Gesetzeshüter wendet, was in dieser Zeit eher ungewöhnlich war. Also kümmert sich Swagger um diesen Fall, anstatt Jimmy abzuholen. Doch dieser wäre eh nicht erschienen. Mit dem Floh im Ohr, dass sein gutes Aussehen ihm in Hollywood zum Durchbruch verhelfen würde, will er sich mit einem Überfall das Startkapital besorgen und dann gen Kalifornien düsen. Der Überfall gelingt, doch aus Arkansas bzw. dem Polk County kommen sie nicht mehr raus. Bei der Festnahme durch Earl Swagger sterben alle drei Beteiligten: der Polizist und die beiden Gauner. Bob Lee Swagger ist zu dem Zeitpunkt neun Jahre alt. Über 40 Jahre später taucht ein Journalist namens Russell Pewtie in Swaggers neuer Heimat Oklahoma auf und will ihn treffen, da er ein Buch schreiben möchte. Er sieht  einige Parallelen zwischen dem Fall von Earl Swagger und einer Aktion bei der Bud Pewtie, Russells Dad, beteiligt war. Dieser hatte als Polizist Lamar Pye und seine Komplizen nach einem brutalen Gefängnisausbruch zur Strecke gebracht, sich danach aber von seiner Familie distanziert. Russell will dies nun in einem Buch aufarbeiten, das sich darum dreht, dass sie Söhne von Verbrechern automatisch ebenfalls brutale Gangster werden, während Polizistensprösslinge sich eher gesetzestreu verhalten. Zu sagen, dass Bob Lee ihm die Tür geweisen hätte, ist noch eine freundliche Formulierung. Aber der Junge gibt nicht auf. Und tatsächlich: Bob wird neugierig, vielleicht auch etwas sentimental, und sieht die Sachen seines Vaters durch. Dabei entdeckt er eine Ungereimtheit - und erklärt sich bereit, mit dem Burschen gemeinsam zu recherchieren. Nachdem sie auf einige Hürden gestoßen sind, finden sie aber erste Spuren, die darauf hindeuten, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Und bringen dadurch Leute auf den Plan, die liebend gerne die Vorgänge von damals im Dunkeln lassen würden. So muss auch der alte Anwalt Sam, der zudem von Alzheimer geplagt wird, ebenso um sein Leben fürchten, wie die beiden Söhne, die auf den Spuren ihrer Väter wandeln.

In den Danksagungen am Ende des Buches erwähnt Stephen Hunter, dass "Nachtsicht" Teil einer Trilogie ist, zu der neben "Shooter" auch "Dirty white boys" gehört, das zum damaligen Zeitpunkt noch nicht übersetzt war (Geschah 2000 und wurde zu "Die Gejagten"). "Nachtsicht" ist eigentlich das mittlere Buch davon, man muss aber "Die Gejagten" nicht zwingend gelesen haben, um ihm folgen zu können, da die wesentlichen Merkmale und Figuren aus "Die Gejagten", die wichtig für "Nachtsicht" sind, erklärt werden. "Die Gejagten", das zwar kein Bob Lee-Roman ist, aber dennoch zum "Swagger-Universum" gehört,  liegt mir zwar von Goldmann vor, aber es ist eh wieder leicht gekürzt und ich warte, dass es bei Festa erscheint. Stephen Hunter lässt in seinem vorliegenden Buch eine Zeit aufleben, in der die Rassentrennung noch alltäglich war, der Rassismus salonfähig und diverse irrige Vorurteile bezüglich von Schwarzen noch tief in den Köpfen der Weißen verankert waren. Auch Earl Swagger ist nicht frei davon, doch das hindert ihn nicht, seinen Job korrekt auszuüben - für jeden, der seine Hilfe braucht. Im Jahr 1955 scheint Polk County nur aus riesigen Haufen Hinterwäldlern und Rassisten zu bestehen, in dem Ausnahmen sofort ins Auge fallen. Dass Swagger den Mord an dem Mädchen aufklären will, ist für viele ein Unding, fast schon Verrat an der weißen Rasse. 40 Jahre später kommt ein Bob Lee Swagger in diese Heimat zurück, der sich nach den Ereignissen in "Shooter" mit seiner Frau nach Oklahoma zurückgezogen hatte und nun mit ihr und der gemeinsamen Tochter abseits des Trubels lebt. Dennoch lässt er sich vom Journalisten Pewtie mit seiner eher absurden Theorie über Väter und Söhne aus seiner Trutzburg locken und fährt mit dem nach Arkansas zurück, zieht sogar in seinen alten Trailer. Erinnerungen werden wach, Unruhe überkommt den sonst so coolen Swagger. Während das Buch sehr lange mit den Ermittlungen beschäftigt ist und anhand des alten Anwaltes Sam nicht nur die Einstellung von Weiß zu Schwarz noch einmal Revie passieren lässt, sondern auch das Drama einer Alzheimererkrankung in Worte kleidet, die betroffen machen können, lässt ich Hunter viel Zeit, bis es zu einer ersten Gewalteruption kommt, die dann knapp aber heftig wird. Swagger macht nun einmal keine Gefangenen. Und mit dem Wissen, dass es tatsächlich ein Geheimnis gibt, das vertuscht werden soll, schleicht sich die Paranoia immer tiefer in die Köpfe der Protagonisten. Das ist auch der Zeitpunkt, wo uns der Autor zeigt, dass Swagger nicht nur der eiskalte Killer ist, sondern dass er immer noch unter den Geschehnissen aus dem Krieg leidet, dass er mittlerweile sogar das Gefühl der Angst verspürt, was ihn fast aus der Bahn wirft. Dennoch lässt er sich nicht vom Ziel abbringen und holt seinen Waffenkoffer, was Stephen Hunter zum Startsignal nimmt, den Leser wieder zu Exkursen in Waffenkunde einzuladen, auch erklärt, was der Originaltitel "Black Light" für eine Bewandtnis hat und nach einem spannenden Kampf in der wilden Natur von Polk County nicht nur Licht in das Dunkel der damaligen Geschehnisse bringt, sondern auch mit der einen oder anderen Überraschung aufzuwarten hat, die man sich so nicht ganz vorstellte. "Nachtsicht" ist nicht ganz so actionreich wie "Shooter", dafür aber ein ordentlich aufgebauter Thriller. Es dauert einige Hundert Seiten, bis es wirklich derartig kracht, wie man es aus dem bei Festa erschienenen Vorgänger kennt. Hin und wieder lässt Hunter sogar etwas Humor aufblitzen, Swagger-Humor, manchmal schwer zu erkennen. Gutes Buch, mit einer sehr bildhaft beschriebenen Vergangenheit in den südlichen Regionen der USA, aber ruhiger als "Shooter". Dennoch immer noch entschieden besser als das, was sonst so von anderen Verlagen als Thriller oder Action auf den Markt geworfen wird.


jerry garcia

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David Baldacci - Herausgeber. Mit dieser Anthologie präsentiert thrillerexperte David Baldacci eine Sensation: Jeweils zwei große Spannungsautoren schreiben zusammen eine Story, in der ihre Ermittlerfiguren aufeinandertreffen. So führt ein Mordgeständnis Ian Rankins schottischen Inspector Rebus in den englischen Süden.zu Peter James' Roy Grace, und Michael Connellys Detective Harry Bosch verfolgt die Spur eines Entführers von Los Angeles nach Boston, in das Revier von Dennis Lehanes Privatdetektiv Patrick Kenzie.

Desweiteren macht sich Jack Reacher zusammen mit Nick Heller in einer Kneipe beliebt, wo jeder der Jungs für sich eigentlich in Ruhe ein Beaseballspiel sichten wollte, sie dann aber einem Buchprüfer gegen einen Gangster helfen. John Sandford lässt seinen Lucas Davenport nach New York zu Lincoln Rhyme reisen, um dort mit ihm und Amelia Sachs einen Serienkiller zu stellen. Agent Pendergast hingegen muss sich in einer Anstalt für psychisch Labile dem Vorwurf ausgesetzt sehen, dass er seine vielen Abenteuer und seinen FBI-Status nur geträumt habe und der Tod seines Bruders und seiner Gattin reine Einbildung sei. Cotton Malone und Gray Pierce von der SIGMA-Force kämpfen gemeinsam gegeen einen fiesen Terroristen, während Sean Reilly und Glen Garber in eine wilde Hetzjagd verwickelt werden, bei der sich Garbers Tochter als äußerst clever und wehrhaft erweist. Wyatt Hunt und Joe Trona werden bei einem Angelausflug in Mexiko in einen Kampf gegen Drogenhändler verwickelt, die hinter einem Goldschatz her sind.

Die Idee, diverse Serienfiguren in einer Crossover-Kurzgeschichte gemeinsam agieren zu lassen ist zwar keine Sensation und noch nicht einmal völlig neu, aber man bekommt kurze und schnelle Unterhaltung ohne jegliche Längen geboten. Von Vorteil ist es aber, wenn man die Hauptfiguren schon kennt, die in den vielen Romanen, in denen sie schon ihre Auftritte hatten, über die Jahre hinweg ausführlich mit Eigenheiten, Macken und Marotten skizziert wurden. Jene Stories, in denen mir bekannte Ermittler wie Hunt, Bosch, Reacher, Pierce, Malone, Pendergast, Rhyme und Davenport auftraten, konnten mich mehr fesseln als jene, in denen ich die Protagonisten noch nie zuvor gelesen hatte. Letztere gingen zumeist einfach so an mir vorbei. Mal gelesen und wieder vergessen. Abgehakt. Rose, Gardner, Martini, Fairstein oder Graham werden sicher nicht in meinem Bücherschrank landen. Um Werbung für sich und ihre Figuren zu machen, hat das einfach nicht gereicht. Bei Lee Child, Douglas Preston und Lincoln Child, Michael Connelly, John Sandford, Steve Berry und James Rollins sind weitere Käufe so gut wie sicher. Wer nicht zuviel erwartet, kann sich einige vergnügliche Lesestunden machen, ohne sich zu langweilen. In der Kürze liegt die Würze.


jerry garcia

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Stephen A. North. Nick Talaski ist ein frustrierter, knallharter Cop. Dass in seinem Provinzkaff auf einmal Tote auferstehen und mordend durch die Gegend ziehen, macht seinen Job nicht unbedingt einfacher. Auch von der überforderten Regierung hat er keine Hilfe zu erwarten - und dummerweise halten sich die Zombies nicht an die Spielregeln, wie man sie aus Filmen und Büchern kennt.

Nach einem feurigen Prolog wechselt die Perspektive zum Beginn einer höllischen Nacht. Da muss der Polizist Talaski mit seinem Partner Keller, der eher eine Art freiwilliger ist, denn noch ein richtiger Cop, da er schon vor Jahren in den Ruhestand ging, zu einem Fall häuslicher Gewalt ausrücken. Zu dem Tatort kommen weitere Bullen wie Dodd und Williams sowie einige gewalttätige Protestler und Weißenhasser wie Janicea und auch die beiden Typen Bronte und Trask, die sich aber bis dato unerfindlichen Gründen hinter dem Haus verstecken. Im Haus geht anscheinend der Punk ab. Geschrei, Gebelle durch die Hunde und die Polizisten entscheiden reinzugehen. Doch dann kommt der Herr des Hauses durch die Tür gestürzt, rempelt Dodd beiseite, der dann wie gelähmt stehenbleibt und einfach nichts tun kann. Da nimmt ihm Keller die Puste ab und legt den Angreifer um. Zusammen mit Talaski geht er in die Wohnung und findet dort die Frau am Boden kniend. Als sie näher herantreten, können sie erkennen, dass die Schnepfe gerade einen ihrer Köter schmatzend vertilgt. Da gibt es nur Feuer frei. Was sie nicht wissen, ist, dass im Haus noch der Sohn der beiden mittlerweile Toten ist - Daric. Der hat selbstverständlich Angst und haut aus dem rückwärtigen Fenster ab, wo er dann Bronte und Trask in den Weg läuft. Immer mehr Meldungen über Aufstände und Gewalttaten gehen ein, immer wieder werden sie zu Tatorten gerufen, doch die Stadt geht langsam vor die Hunde und jeder sucht seinen eigenen Weg aus dieser Hölle heraus. Talaski und Keller hingegen werden zu Chauffeuren für den Polizeichef, den Bürgermeister und deren reiche Getreuen degradiert und sollen die Typen zu einem Grundstück in der feudalen Gegend von St.Petersburg kutschieren, wo einer eine Yacht vor Anker hat, mit der sie flüchten könnten. Doch ein Konkurrent hat mit einer Meute von Anhängern die Zufahrt verbarrikadiert. Damit haben die Flüchtenden Honoratioren aber gerechnet und einige Soldaten plus einem Humvee mit M-60-Maschinengewehr in ihrem Konvoi. Und der Schütze macht kurzen Prozess mit dem Hindernis. Unterdessen müssen sich auch die Tänzerin Trish, der Feuerwehrmann Mills, der Taxifahrer Graham und auch der feige Bulle Dodd ihren Weg durch das von lebenden Toten überzogene Stadtgebiet suchen. Weitere Überlebende sind im Polizeirevier eingeschlossen, andere versuchen aus dem Chaos ihren Profit zu ziehen.

Zack, zack, zack. Fast schon stakkatoartig hämmert der Autor Stephen A. North dem Leser die kurzen, mit den jeweiligen Namen der handelnden Figuren überschriebenen Kapitel um die Ohren. Es ist schon fadt unvermeidlich, dass bei den manchmal nur eine Seite langen Kapiteln sich Cliffhanger an Cliffhanger reiht und dass man als Leser aus purer Neugier und Spannung einfach weiterlesen muss.
Zack ,zack, zack. In einer fast unheimlichen Verwandlung lernen die Städter, wie man sich seiner Haut erwehrt, wie man ohne Reue tötet. Sei es nun ein atemloser Stinker oder ein noch nicht verwandelter Gegner. Und Gegner ist bald jeder, der einem im Weg steht.
Das Tempo bleibt permanent hoch, es geht unheimlich konsequent zur Sache, ohne aber die Gewalt und die Brutalität bis ins letzte Fitzelchen zu präsentieren. Manche Szenarien sind recht bildhaft skizziert, wie z. B. der Ablauf im Leichenschauhaus, als die in ihren Fächern eingesperrten Toten plötzlich von innen gegen die Türen treten und niemand weiß., was da überhaupt abgeht. Da konnte ich mich einem Schmunzeln nicht erwehren. Die Charaktere bieten einen Querschnitt durch die geamte Welt der Spannungs-, Horror- oder Katastrophenliteratur. Da sind die Schwächlinge, die auf einmal über sich selbst hinauswachsen, die Feiglinge, die sich hinter anderen verstecken oder auch die miesen Ratten, die ihre überlegene Position dazu nutzen, das sinkende Schiff zu verlassen, während der Rest untergeht und jene, die versuchen aus der Situation ihren Vorteil zu ziehen, zu plündern und zu morden. Mit all diesen unterschiedlichen Menschen müssen sich die Protagonisten des Buches nach und nach auseinandersetzen. Besonders hervor sticht hier Talaski, der als typische Bulle mit langjähriger Erfahrung erscheint und den Eindruck macht, er käme direkt aus dem Buch/Film "Die Chorknaben". Schon so abgestumpft vom Dienst auf den Straßen und was er da zu sehen bekommt, dass er Dampf ablassen muss. Zumeist mit dämlichen Scherzen auf Kosten der Kollegen. Doch im Kampf ist er ein verlässlicher Partner. Und zu kämpfen gibt es genug. Ständig ist Action angesagt, ebenso wie es kein großes Vorgeplänkel gab, fehlen jetzt auch Wortgedrechsel oder ausführlich geschilderte Beziehungskisten. Stephen A. North konzentriert sich ausschließlich auf den Überlebenskampf der wenigen Überlebenden. Und für die tun sich auch noch diverse Rätsel auf: Was hat es it den schwarzen Kampfhubschraubern auf sich, die rücksichtslos in die Menge ballern? Von der Armee sind sie nicht. Und der Leser wartet aus unterschieldichen Gründen gebannt auf den zweiten Teil dieser "Dead Tide"-Trilogie aus dem Festa-Imprint DELTUS.DE, da die meisten Handlungsfäden offen gelassen wurden und längst nicht alle Protagonisten sich an einer Sammelstelle treffen und nur einige schon gemeinsam unterwegs sind. Und kurz vor dem Ende von Teil 1 kommt auch der Präsident zu Wort, fragt seinen Lieutenant, ob er auch die Codes dabei habe. Will er das Problem mit Atomwaffen lösen? Was wird aus den Bürgern? "Die Horde" ist ein rasanter Kracher im Zombiemilieu, der zwar auf überhartes Gematsche verzichtet, aber ansonsten ein mehr als würdiger Vertreter seiner Zunft ist, der solche schlafmittelgetränkten Sterbehilfen wie die "Walking Dead"-Romane von Kirkman und seinem Vertragsautor weit hinter sich lässt. "Die Horde" ist Horrorstoff mit Zombie-Massaker, der die Aufmerksamkeit der Leser, die reine Unterhaltung auf dem schier unsterblichen Gebiet der Unsterblichen wollen, verdient hat und für mich kein Fehleinkauf war, auch weil es schier atemlos vorangeht und es keine Pausen oder Längen gibt. 
Auf ne Fortsetzung ausgelegt, die aber nicht mehr kommen wird. Verlagsinterne Gründe.


jerry garcia

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Jason Starr. Mickey Prada ist ein netter Junge. Weil er sich um seinen kranken Vater kümmert, hat er sein Studium um ein Jahr verschoben. In der Zwischenzeit arbeitet er in Brooklyn in einem Fischgeschäft. Gerade hat er ein hübsches Mädchen kennengelernt. Aber Mickey hat ein Problem. Ein Kunde im Laden, Angelo Santoro bittet Mickey hin und wieder, Sportwetten für ihn abzuschließen. Angelo verliert jedes Mal, und bald wird sein Pech auch zu dem von Mickey. Jetzt ist der Buchmacher hinter Mickey her, und anstatt seine Schulden zu begleichen, hält Angelo ihm seine Knarre vor die Nase. Als Mickeys bester Freund Chris einen todsicheren Plan hat, um ein bisschen Kohle zu machen, steigt Mickey mit ein. Doch todsichere Pläne können tödlich enden.

Mickey macht seinen Job, kümmert sich um seinen Dad und hält sich aus allem raus. Bis dieser Angelo im Fischgeschäft auftaucht und ihn mit diffusen Drohungen dazu bringt, für ihn zu wetten. Nachdem er einige Male verloren hat, Angelo sich weigert zu zahlen und meint, wenn Mickey nicht spurt, würde er La Famiglia beleidigen, was er sicher nicht auf sich nehmen wolle. Also wettet Mickey weiter - und verliert weiter. In seiner Verzweiflung geht er an seine Ersparnisse, die eigentlich für seine Zukunft gedacht waren. Doch damit ist es nicht getan, das Geld reicht nur für die Hälfte seiner Schulden. Als Glücksfall erweist sich jedoch Rhonda. Er verliebt sich sofort in das Mädchen und auch sie scheint seine Gefühle zu erwidern. Doch da ist das leidige Problem mit dem Geld. Rhonda ist aus sogenanntem Guten Hause, während er ein armer Schlucker ist, der zudem seine College-Geld gerade für einen Gauner verballert hat. Da kommt ihm sein bester Kumpel Chris mit einer Idee. Er und zwei weitere Compadres aus der Bowlingmannschaft  - Filippo und Ralph - wollen Filippos Onkel die Bude in einer feudalen Gegend ausräumen. Angeblich leicht verdientes Geld. Nach kurzem Zögern willigt Mickey ein. Und muss dann miterleben, wie sein Freund Chris erschossen wird. Zusammen mit Ralph und Filippo lässt er die Leiche verschwinden, tilgt die Spuren vom Bruch. Doch damit nicht genug: Rhonda schießt ihn ab und während er sie fast schon stalkt und seinen demenzkranken Vater allein lässt, spaziert dieser auf den Highway und wird überfahren. Um an Geld zu kommen, bedient er sich an den Einnahmen seines Chefs im Fischgeschäft - eine Aktion, die sein Kollege Charlie schon seit Monaten durchzieht. Aber erwischt wird Mickey. Jetzt hat er die Bullen am Hals und gerät auchins Fadenkreuz der Ermittlungen um den Tod von Chris, den  man mittlerweile im Hudson treibend gefunden hatte.

"Dumm gelaufen" könnte auch als "Strunzblöd in Brooklyn" betitelt sein. Alles was Mickey mit der Zeit verzapft, ist dermaßen dämlich, dass man schon bald das Mitfiebern mit dem armen und gebeutelten Kerl einstellt. Sämtliche Entscheidungen sind grundfalsch und seine Leichtgläubigkeit verwundert dann doch den geneigten Leser. Man kann sich zwar recht gut die Zeit des damaligen New York vor Augen führen (besonders wenn man schon etliche Filme aus dieser Zeit gesichtet hat), aber deswegen kommt leider auch keine Spannung auf. Der Stil von Starr lässt seine Geschichte zwar recht flott an einem vorbeiziehen, aber eben auch nur das. Kurzweilig, aber nur eine bessere Strandlektüre, in welcher der Autor seinen Protagonisten mächtig leiden lässt, aber auch blöd aussehen lässt. Daran ändern dann auch die Wendungen nichts mehr, die Jason Starr zum Ende hin anbietet. Nettes Geplänkel mit teilweise unglaubwürdigem Szenario, das den Leser nicht wirklich vom Hocker reißt. Ich hab von Starr vorerst genug.


jerry garcia

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Richard Phillips. 1948 wird am Himmel New Mexicos ein außerirdisches Raumschiff gesichtet. Niemand ahnt, dass das Militär das Schiff bergen kann. Im Rahmen des Rho-Projekts wird die fremdartige Technik über Jahrzehte erforscht. Nun glauben wir, sie zu beherrschen. Doch es gibt ein zweites Schiff, und dies birgt eine weitaus gefährlichere Fracht.

Gelandet und eingesackt. Wie es den Amerikanern nun mal in ihren eigenen Selbstverständnis immer wieder passiert, betrachten sie das Schiff als ihr Eigentum und lassen es in Forschungsräumen tief unter der Wüste verschwinden, um die möglichen Erkenntnisse für ihre ureigenen Zwecke zu nutzen. Besonders das Militär tut sich da hervor. Doch nun sechzig Jahre und etliche Präsidenten später will man tatsächlich einige Ergebnisse nicht nur der Öffentlichkeit vorstellen, sondern sogar mit der Welt teilen. Natürlich geht ein Aufschrei durch die Nation und dann durch die Welt. Nichts war es mit dem "lieb Kind machen" mit dem Rest der Welt. Die USA wird für ihre Geheimhaltung und die nun folgenden Pläne kritisiert. Und das ist noch längst nicht alles. Hatte man sich eingebildet, nun alle Geheimnisse dem Schiff entrissen zu haben und sich vor allen anderen einen Vorsprung verschafft zu haben, geht der Trouble erst richtig los. Und zu allem Überfluss finden drei Schüler, die kurz vor dem Abschlussjahr an der Highschool stehen, in einem abgelegenen Canyon ein weiteres gestandetes Schiff. Trotz der effektiven Tarnung des Raumfahrzeugs finden sie Zugang zu der Höhle, die es beim damaligen Absturz in den Fels gegraben hatte und beginnen, es zu erkunden. Auf was sie da stoßen, ist sensationell, aber sie geben die Information nicht an die Behörden weiter, weil sie (wohl richtig) vermuten, dass das Schiff dann ebenfalls in den Katakomben der Regierung verschwinden würde. Da experimentieren sie lieber selbst damit rum. Was sich dabei auftut, ist fast schon beängstigend. Bei jedem der drei Schüler verstärken sich individuelle Fähigkeiten, von denen keiner etwas geahnt hat. sie müssen schon bald sehr aufpassen, dass sie mit ihren neuen Kenntissen nicht auffallen. Aufgrund gewisser Vorfälle um das Zentrum in New Mexico hat die Regierung drei knallharte Agenten geschickt, die der Angelegenheit auf den Grund gehen soll. Dabei kommen sie auch den Kids recht nahe. Bis einer der Agenten von einem Mann getötet hat, der schier unsterblich war. Der Direktor vom Forschungszentrum hatte dem ein Serum injiziert, das sämtliche Wunden, Brüche oder Krankheiten heilen konnte. Und in der Regierung selbst bilden unterschiedliche Interessengruppen, die mit allen Mitteln für ihre Ziele kämpfen, was die Kids bald zwischen die Fronten bringen könnte.

Gekauft aufgrund der für mich interessanten Inhaltsangabe, in der nicht erwähnt wird, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Oder doch nicht? Meines Erachtens ist der Versuch, den Spagat zwischen hartem Fantasy-Thriller und Jugendbuch leider gescheitert. Etliche Sequenzen von "RHO-Agenda 1" sind für ein Jugendbuch einfach zu hart. Ich meine, einen Bösewicht mit seinen Darmschlingen kaltzumachen, gehört da eher nicht rein, dafür haben wir Verlage wie Festa, DELTUS.DE, Luzifer, Voodoo Press oder -MKRUG, die solche Kills perfekt zelebrieren können. Der gesamte Storyaufbau krankt an diesem misslungenen Mix. Verschwörung trifft Schulprobleme schön und gut, aber Serienkiller und metzelnde religiöse Fanatiker müssten dann ebensowenig ausführlich skizziert werden, wie die komplexen technischen Komponenten, die nach und nach ans Tageslicht kommen. Was zwar erwähnt wird, aber dennoch zu kurz kommt, sind die Auswirkungen der Veröffentlichungen auf die restliche Welt. Zwar wird der arabische Raum kurz genannt, Europa scheint es nicht zu geben und auch Asien sowie Russland (okay, das Buch stammt aus 2006) bleiben außen vor. Die Welt dreht sich mal wieder nur um die USA (für die Nordamerika ja gleichbedeutend mit USA ist, das für diese mächtige Supermacht Kanada ja nur ein geduldetes Anhängsel ist) und ihre Probleme. Und so wechselt das Ganze zwischen typischen Pennälerszenen und deren Problemen nmit Lehrern, Mitschülern und Eltern, Schulstress und Hormone, auf Thriller und Aliens. Wird da auf dem Klappentext noch geprotzt mit "Das gefeierte Sci Fi-Spektakel aus den USA" und "Richard Phillips 'actiongeladener..." muss man attestieren, dass dies doch mehr als nur ein wenig übertrieben wirkt. Hin und wieder ist Action eingestreut, stellenweise zu hart, um vielleicht an 14- oder 15-Jährige verkauft zu werden, aber im Wesentlichen wird hier auf die Fundsachen, technische Sperenzchen und ein gewisses Spannungselement gesetzt. Stilistisch herrscht eine ähnliche Diskrepanz wie bei der vermeintlichen Zielgruppenbestimmung. Einerseits ausführliche und detaillierte Darstellungen gewisser Errungenschaften und wissenschaftlicher Vorgänge wechseln zu andererseits einfachster Fabulierkunst, die manche Figuren überflüssig oder gar langweilig erscheinen lässt. Dennoch kann man dem Buch eine gewisse Spannung nicht absprechen und irgendwie bin ich schon neugierig, wie es weitergehen soll. Ist ja als Trilogie angelegt. Ob ich es empfehlen würde? Eher nö. Als Jugendbuch stellenweise zu hart. Als Thriller zu wenig Action und zuviel Kids.


jerry garcia

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Adam Millard. Als Häftling eines der schlimmsten Gefängnisse, das man sich vorstellen kann, denkt Shane Bridge, dass er bereits alles gesehen hat. Umgeben von Mördern, Vergewaltigern, Gangstern und Pädophilen hat Shane drei Jahre lang überlebt. Mit der Aussicht auf seine baldige Entlassung, steckt er große Hoffnung in seine Zukunft zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter, die ihn zu Hause bereits sehnsüchtig erwarten. Doch als ein Häftling ankommt, der einen tödlichen Virus mit sich trägt, erkennt Shane schon bald, dass er seine Pläne zu überdenken hat und er von nun an um sein Überleben kämpfen muss. Kaum hat sich der Virus ausgebreitet, verwandeln sich sowohl die Wachen, als auch die Insassen zu fleischfressenden Monstern. Nur wenige haben überlebt, und zusammen überlegen sie, wie sie hier herauskommen, wie sie am Leben bleiben können.

Shane sitzt mit seinem Zellengenossen Billy, einem riesigen Halbindianer mit irischem Blut in den Adern in seiner Zelle und albert mit em Mann herum, der ihm im Laufe der Zeit ein Kumpel geworden ist. Nicht viele hatten das Glück, einen derartig friedfertigen Mitbewohner zu bekommen. Währenddessen wird ein neuer Häftling durch die Aufnahme geschleust und quer durch die Kantine in den Zellenblock eskortiert. Plötzlich fängt der Typ an zu kotzen - irgendein schleimiges, schwarzes Zeug. Prompt gehen die Insassen, deren Essen er vollgereihert hat, auf ihn los und die Wachen können nur mit Mühe wieder für Ordnung sorgen und den Kerl vor einem Tod durch Erschlagen retten. Doch der Schleim ist infiziert und verwandelt die Kerle in fleischgierige Bestien. Nach und nach werden Insassen wie Wärter und gar der Direktor angesteckt und torkeln leicht unkoordiniert wie hungrige Wölfe durch das Areal. Nur einzelne Personen konnten bisher der Seuche oder dem Tod durch gefressen werden entgehen. Auf der Suche nach einem Schutz oder gar einem Ausgang kämpfen sich die Überlebenden durch die von den brutalen Infizierten beherrschten Gänge, die von einem quälenden Hunger in den Eingeweiden getrieben werden. Bald finden sich die Personen zu einem Grüppchen zusammen, das gemeinsam entfliehen will. Gut, das zwei Wachen dabei sind, denn man benötigt auch deren Fingerabdrücke um an den Sicherheitsschleusen vorbei nach draußen zu kommen. Den ebenfalls gebrauchten Zahlencode für die eine oder andere Tür zwischen sich und der Freiheit finden sie auf dem PC des Direktors, während der sich auf Fleischsuche im Gebäude rumtreibt. Zu Shane und Billy stoßen dabei die Wachen Michaelson und Jenson, die Ärztin Marla sowie die beiden Knackis Jared und Terry. Zusammen kämpfen sie sich durch eine Übermacht an Infizierten zu einem der Ausgänge, den nicht alle von ihnen erreichen werden.

Adam Millard nimmt sich die Freiheit, das Gefängnisleben nicht über Gebühr zu beschreiben und legt fast sofort mit der Bedrohung los. Auf unnütze Ausschmückungen verzichtet er großzügig. Bis auf Shane werden die meisten Charaktere auch nur angerissen und oberflächlich dargestellt (Wer die Serie "Prison Break" gesehen hat, kennt inklusive Ärztin - glücklicherweise nicht so heulsuselig - die Besatzung dieses Knasts), dabei auch das eine oder andere Klischee bedienend. Wer sich jetzt auf Tiefgang und/oder eine hintergründige Story eingestellt hatte, wird womöglich enttäuscht sein. Doch wer braucht in einer Infizierten-/Knast-Story schon tiefgründige Ausführungen? Seine fleischfressenden Toten sind übrigens gegenüber den Zombies seit Romero mit einigen Veränderungen versehen worden. Nicht nur, dass sie schwarz suppen, in ihrem Oberstübchen tummeln sich auch noch einige Gedanken. Nicht unbedingt auf Professoren-Niveau, aber für deren Studenten würde es noch reichen. Zudem wird immer wieder das nagende Hungergefühl hervorgehoben, das mich fatal an "Das Camp" von Nick Cutter erinnerte. "The dead: Todeszellen" ist zwar gut gefüllt mit Actionsequenzen und dem einen oder anderen Massaker, bei dem sich die Gedärme aus dem Körper winden oder grad gefressene Fleischbrocken auf direktem Wege und ohne in die Nähe des Verdauungstraktes zu kommen, wieder nach draußen poltert, aber es gibt sicher entschieden härtere und derbere Kost auf dem Markt. Beklemmende, düstere Knastatmosphäre, grobe Sprache und ständig lauernde Gefahren hinter dunklen Ecken, die bestenfalls durch flackernde Lämpchen erhellt werden. Ein Szenario wie in einem Horrorfilm und ebenso spannend. Da es der Beginn einer Trilogie ist, endet das Buch selbstverständlich mit einem Cliffhanger, der begierig auf die Fortsetzung macht. Da ich von temporeichen und rasanten Zombiestories - obwohl mittlerweile inflationär auf den Markt geworfen - nicht genug bekommen kann, bin ich wieder dabei. Auch schon deshalb, weil Adam Millard auf große Tragödien mit Tränendrüseneffekt verzichtet. Wer so etwas lesen will, greife zu den entsprechenden Autoren.


jerry garcia

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James Rollins. Ein Erdbeben in Israel fordert Hunderte von Menschenleben - und ermöglicht den Zugang zu einem bislang unbekannten unterirdischen Tempel, der den mumifizierten Körper eines gekreuzigten Mädchens enthält. Im Sarkophag der Toten macht Archäologin Erin Granger eine brisante Entdeckung: ein Buch, geschrieben von Jesus eigener Hand, das ungeahnte Gefahren birgt und alles infrage stellt, was die Menschheit zu wissen glaubte. Erins Feinde schrecken vor nichts zurück, und eine gnadenlose Jagd nach dem Manuskript beginnt.

Israel, Masada. Touristen besichtigen die Heilige Stätte, werden von ihrer Führerin über die Geschichte informiert. Der junge Tommy und seine Eltern stoßen etwas verspätet zu der Gruppe, da der anstrengende Aufstieg doch etwas viel für den Vierzehnjährigen ist. Zu ihrem Leidwesen wurden sie dadurch nicht lange genug ausgebremst. Das Erdbeben, das üble Zerstörungen hervorruft, erwischt auch sie. Größtes Problem dabei ist das austretende Gas, das sämtliche Besucher tötet - bis auf Tommy. Viel weiter an einer Ausgrabungsstätte diskutiert Dr. Erin Granger ungehalten mit ihren studentischen Hilfskräften die weitere Vorgehensweise, als ein Pferd angaloppiert kommt, den deutschen Heinrich mit einem schweren Huftritt am Kopf erwischt und damit zum Tode verurteilt. Aufgeschreckt wurde der Gaul durch einen Hubschrauber der israelischen Armee, der Dr. Granger abholen soll, um mit ihr zu der Historienstätte Masada zu fliegen. Mit an Bord ein Leutnant der israelischen Armee und ein Priester. In Masada werden sie von israelischen und amerikanischen Soldaten erwartet. Letztere werden angeführt von Jordan Stone. Sie sollen die Stätte erkunden, da durch das Beben eine Kaverne freigelegt wurde, aus der das Gas ausgetreten ist, das die Touristen getötet hat und bisher unentdeckte Räume mit einem Sarg und weiteren Beigaben enthält. Kaum sind sie unten ertönt Kampflärm von oben - und kurze Zeit später werden auch die Abgeseilten in der Kaverne von Unbekannten angegriffen. Nur knapp können der Priester, die Archäologin und der US-Soldat entkommen. Dann haben sie endlich die Muse, sich über ihre Entdeckung zu unterhalten. Ein Sarg, in dem ein Mädchen lag, das aber mittlerweile von Bolzen an die Wand genagelt wurde. Was hat es damit auf sich? Warum wurde das Kind dort begraben? Wer hat es wieder aus dem Sarg geholt? Ein Fundstück, das sich als alter Orden des Nazi-Regimes herausstellt und von einer Gruppe namens "Das Ahnenerbe" verliehen wurde. Nach kurzen Beratungen führt sie die Spur nach Deutschland, nach Ettal. Von dort geht es dann nach St. Petersburg in Russland. Ihnen auf den Fersen weiterhin ihre rücksichtslosen und unheimlichen Gegner aus Israel. Und während das Trio nach der Wahrheit sucht, wird der einzige Überlebende des Erdbebens, der junge Tommy, aus dem Krankenhaus entführt, um einem anderen Jungen namens Aljoscha als Freund und Spielgefährte zu dienen.

Schon auf Seite zwei bei der dortigen Inhaltsangabe testet der Verlag die Aufmerksamkeitsspanne des Lesers, ist der Text dort doch tatsächlich einem anderen Buch von James Rollins entnommen. Da wurde einmal mehr eine gewisse Sorgfalt vermissen lassen. Gehört aber in der heutigen Zeit der Gewinnmaximierung auf Kosten von Serviceleistungen und Qualitätsmanagment bei den marktbeherrschenden Firmen egal welcher Branche wohl zum üblichen Geschäftsgebahren. Man verkauft dem Kunden die Ware und ihn gleichzeitig noch für blöd. Cover und Inhaltsangabe auf der Rückseite (Die passt and tatsächlich zum vorliegenden Werk) lassen einen schnarchigen Puzzle-Kirchenthriller in der Tradition des sich mittlerweile ständig inklusive etlicher Fehler wiederholenden Dan Brown vermuten, der seit seinen Achtungserfolgen nur noch über viele Seiten wenig Spannung zu bieten hat. Glücklicherweise hat man sich da dann doch getäuscht. Über Tempo kann man sich nicht beschweren. ABER schon die Figur der Professorin Dr. Erin Granger hat ziemlich schnell einen hohen Nervfaktor zu bieten gehabt. Gibt sich mit ihren 32 Jahren äußerst elitär und ihren Helfern gegenüber besserwisserisch, hat in der kurzen Zeit schon alles erlebt und war schon überall im Einsatz, ist die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau plus supersüß und supersexy, weiß alles, kann alles. Und schon ab Seite 60 beginnt der Spaß mit dem ganzen Geschmachte (Einfluss der Co-Autorin?), der ab Seite 80 dann schon so gefestigt ist, dass man die Pärchenbildung in diesem Buch erkennt. Lady Dr. ist beim Anblick ihres neuen Heroen nämlich nur noch am Sabbern. Ihm geht es selbstverständlich nicht besser (Und über all dem werden die Opfer wie der deutsche Helfer oder die Freunde und Kollegen des Jordan Stone ruckzuck vergessen, kaum noch erwähnt. So wichtig können sie den Protagonisten also nicht gewesen sein und die beiden Heldennasen dann auch nicht so mitfühlend wie gerne dargestellt.). Zu diesem Klischee kriegt man dann noch fiese Nazis, das Dritte Reich, das Vierte Reich, Atlantis, Rasputin, Lazarus und auch Judas serviert (Okay, nachdem Lazarzus aufgetaucht ist, hab ich die Lektüre erst einmal unterbrochen und mich mit dem Kurzfilm "Fist of Jesus", der thematisch passt, wieder aufgemuntert.). Damit nicht genug, denn altbekannte Monster aus diversen Sagen und Überlieferungen dürfen sich auch noch unter die Handelnden mischen und für mächtig Unruhe sorgen. "Das Evangelium des Blutes" ist Rollins "verwässert". Zwar ist das Tempo hoch, Action gibt es auch nicht gerade wenig, aber sobald die Story dann endgültig in Richtung Romantik trifft Fantasy beim Versuch einen Roman anhand von Schablonen zu kreiieren, abdriftet, ist von Lesespaß nicht mehr viel übrig. Die Hatz durch Europa mit Kirchenvertretern im Schlepptau und einem heldenhaften Ami-Gespann, das als Einziges in der Lage ist, die Welt vor dem totalen Untergang zu retten, gewinnt eigentlich nur durch das Tempo und den sehr simplen Schreibstil einige Pluspunkte. Sicher, bei James Rollins muss man schon mit Fantasy-Elementen rechnen, aber das hier Gebotene ist meilenweit von starken Titeln wie "Operation Amazonas" usw. entfernt. Noch ein bisschen mehr Geschnulze und wir hätten hier die nächste Jugendbuch-Trilogie, die Hollywood dann kommerziell in einem seelenlosen Vierteiler in 3D und  mit unbekannten und eher weniger talentierten Hauptdarstellern erfolgreich auswerten kann. Kurz: Massenware, die man nicht unbedingt ins Herz schließen muss. Das Buch ist pure Strandlektüre, bei der man nicht einmal die Wahl hat, den Verstand auszuschalten, man wird schon dazu gezwungen. Nach Beendigung der Lektüre kann man das Buch dann tief im Sand vergraben, als Beweis für nachfolgende Generationen, dass früher eben nicht immer alles besser war. Das Buch ist wieder ein Beispiel, dass sich Autoren, die ihren guten Namen für solche Co-Werke hergeben, den bisher erworbenen Ruf schwer verderben können, wenn die Qualität nicht einmal in die Nähe der bekannten und beliebten früheren Outputs kommt. Ach ja, der Schluss ist natürlich mit dem entsprechenden Cliffhanger beim offenen Ende versehen, der den geneigten Leser dann auch zum nächsten Werk des Duos greifen lassen soll. Ist jetzt also nicht die gewohnte Klasse eines James Rollins. Ganz klar bestenfalls Kreisliga.
« Letzte Änderung: 01. Februar 2015, 19:48:09 von jerry garcia »


jerry garcia

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Edward Lee & John Phelan. Goon ist ein Gigant. Eine Kampfmaschine im Wrestling Ring. Ein maskiertes Monster aus Muskeln und Samensträngen. Und offenbar ein Serienkiller, der seine weiblichen Fans vergewaltigt und verstümmelt. Davon ist zumindest Poliziermittler Philip Straker überzeugt.Auch die Reporterin Melinda Pierce ist hinter Goon her. Indem sie sich den Wrestlern als willige Ringratte zu Verfügung stellt und wünsche erfüllt, die sogar einen Pornostar kotzen lassen würden, will sie der Bestie in Menschengestalt näher kommen.

In dem Bezirk des Polizisten Straker werden Leichenteile und Massengräber gefunden. Er soll der Sache nachgehen, was zuerst seinen Unmut  hervorruft. Doch als er feststellt, dass ihm die Reporterin Melinda Pierce mit ihrer üppgsten Oberweite und freizügigen Art zur Seite gestellt wird, ändert sich seine Meinung prompt. Liebend gerne würde er der Dame an die Wäsche gehen, traut sich abernicht so recht und handelt daher fast im Minutenrhythmus nach dem Motto "Und ist das Frauchen noch so lieb, Handbetrieb bleibt Handbetrieb." Um sich in die Szene einzuschleusen lässt sich die Reporterin in jedem Bett eines Wrestlers, der mittlerweile so weit abgestiegen ist, dass er mit der Truppe schon fast nur über die Hinterwäldlerdörfer tingeln muss, ordentlich durchnageln. Pech für Straker, dass auch er bei den weiblichen Wrestlern vorstellig werden muss. Ihm vergeht schnell der Appetit. Nach etlichen Eskapaden stoßen die beiden auf den Typen und versuchen ihn auszuschalten.

Edward Lee, wie er leibt und lebt. Unterstützt von John Phelan haut er Ekelsex en masse raus, dass man wirklich meint, er habe sich fest vorgenommen, seine Leser zu einer Runde Kotzen zu animieren. Und das spielt sich wirklich im Extrem-Bereich ab, während die Gewalt- oder Splatterszenen bei "Goon" anscheinend verstecken gespielt haben. Viel gibt es da nicht zu berichten. Abgesehen von dem echt lächerlichen Wichser (im wahrsten Sinne des Wortes) und einigen netten Anspielungen auf die Wrestlingszene inklusive einer Diskussion, ob es sich nun um echten Sport oder nur Show für Zurückgebliebene handelt, fehlt mir hier der Anteil an Humor, der für mich Lee aus der völlig sinnfreien Kotzecke hervorgehoben hat. Stellenweise hab ich mich bei der Aneinanderreihung von Sexkapaden fast schon gelangweilt. Die Figuren sind Nullinger, so gut wie uninteressant und der Detective wird vom Amüsement mit der Zeit zum Ärgernis. "Goon" ist schnell zu lesender, flott konsumierbarer Stoff, der leider irgendwie inhaltslos und auch seelenlos daherkommt. Auch die Pointe, die der Autor gerne noch zum Besten gibt, kann hier nicht mehr groß überraschen. Keine Glanzleistung vom Autor, hat aber auch schon rund 18 Jahre auf dem Buckel, da es aus dem Jahr 1996 ist. Das Buch ist ein One-timer, den man aus der Hand legt und wohl nie wieder anrührt. Aber hey, NIEMAND kann ständig Höchstleistungen erbringen (Doping lass ich jetzt mal außen vor).


Offline Thomas Covenant

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    Hunter ruled das kann man gar nicht genug betonen.
    Auch Dirty White Boys ist klasse wenn auch mehr so ein Trailer Trash Crime Thriller als Sniper Action.
    Ich hoffe seine anderen Bücher ausserhalb der Swagger Dynastie wie der Mastersniper kommen auch hier raus.

    Der Bracken Macleod hat auch schon bei mir ein Platz auf dem Kindle. Kommt demnächst dran.



    Offline Havoc

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      Der zweite Swagger liegt bei mir recht weit oben im Stapel und kommt bestimmt bald dran.
      "Control" von Suarez hat mich auch irgendwie angesprochen.
      Das merke ich mir auch mal vor.
      “When I ride my bike I feel free and happy and strong.  I’m liberated from the usual nonsense of day to day life.  Solid, dependable, silent, my bike is my horse, my fighter jet, my island, my friend.  Together we will conquer that hill and thereafter the world”


      Offline JasonXtreme

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        Also die beiden Currans klingen mal richtig gut! Vor allem Kopfjäger hat mich auch sofort an Dämon und Firebase erinnert, von Deinen Ausführungen her - dürfte genau mein Gusto sein!
        Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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        jerry garcia

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        @JasonXtreme: Die Beiden gibt es in Papierform als Doppelband und als ebook einzeln.

        @Havon  + Thomas Covenant: So sieht das Crime-Programm in diesem Jahr aus:
         
        13: Michael Slade: Der Gnadenlose
        14: Richard Jay Parker: STOP ME!
        15: William R. Forstchen: Tag des Zorns
        16: Dalton Fury: Black Site - Das Geheimlager
        Marc Cameron: National Security - Eindringlinge
        Gordon Ferris: Bitter Water
        Richard Jay Parker: STALK ME!
        Mark Greaney: The Gray Man
        Richard Jay Parker: SCARE ME!
        Stephen Hunter: Time To Hunt – Bob Lee Swagger 3
        Brad Taylor: One Rough Man
        Ben Coes: The Last Refuge - Dewey Andreas 3

        Es sind noch einige Sachen für 2016 in Planung, über die ich aber noch nicht quasseln darf. Es sei aber gesagt, dass während die großen Verlage für die Allerweltskunden das Kontingent für die "America First"-Fraktion oder etwas härtere Actionware allgemein senken Festa und mit Abstrichen der Luzifer-Verlag einspringen - und die Zahlen anscheinend auch stimmen, dass man weitere einkauft.


        Offline JasonXtreme

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          Doppelband klingt super, ebooks haben für mich kein Flair, brauch ich nicht :D
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