Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178925

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

jerry garcia

  • Gast


Christopher Fowler. Vier Passagiere treffen sich auf einer Zugreise durch Osteuropa während des Ersten Weltkrieges; konfrontiert mit einem Mysterium, das gelöst werden muss, wenn sie überleben wollen. Was ist in dem Sarg , vor dem jeder so viel Angst hat? Was ist das tragische Geheimnis der verschleierten Roten Gräfin, die mit ihnen reist? Warum wird ihr Mitreisender, der Brigadegeneral, von seinen eigenen Soldaten so gefürchtet? Und was genau ist das Geheimnis des teuflischen Ärzengels selbst?

Shane Carter kommt aus Amerika nach England, um dort einen Job als Drehbuchautor zu erhaschen, nachdem er in den Staaten gescheitert war. Schon direkt beim Vorstellungsgespärch erhält er den Zuschlag und soll innerhalb von fünf Tagen ein Drehbuch abliefern, das Koryphäen wie Peter Cushing oder Christopher Lee auf den Leib geschneidert  ist. Er beginnt mit einem Mädchen, das ein altes Spiel um einen Zug beginnt. Dieser macht sich selbstständig, wird immer größer und fährt krachend durchs Fenster davon. In der nächsten Szene kommt Nicholas, ein Brite und echter Hallodri, mit dem Zug nach Chelmsk in Karaptien. Als er die Stadt sieht, will er eigentlich sofort wieder weg, doch man sagt ihm, dass kein Zug mehr fahren würde, ausser gerüchteweise einer um Mitternacht. Doch richtige Auskunft gibt ihm niemand. Er sucht sich eine Schänke und trifft dort die Wirtstochter Isabella, die ebenfalls aus dem Kaff weg will. gemeinsam machen sie sich auf den Weg zum Bahnhof - und tatsächlich hält ein Zug. Der Ärzengel! In den Waggons treffen sie auf weitere Mitreisende, die sich nach und nach seltsam benehmen. Besonders der große Zugführer ist ihnen unheimlich. Und erst der Sarg im Gepäckwagen. Zudem ist ein britisches Ehepaar - Thomas und Miranda - zugestiegen, denen das Ganze auch unheimlich vorkommt. Gerade auch deswegen, weil nirgends auf dem Streckenplan die Endstation eingezeichnet ist und der Zugführer auf Nachfragen nur kryptische Antworten von sich gibt.

Allein schon die ersten Seiten lassen das Herz eines jeden Filmfreundes höher schlagen, wenn man über MGM, Roger Corman, die Hammer-Studios, Peter Cushing und Christopher Lee und deren Schaffen im Jahr 1966 lesen darf. Auch sonst atmet das Buch regelrecht den Flair der Hammer-Studios mit wabernden Nebelschwaden, düsteren Orten, geheimnisvollen Figuren  und einer verfluchten Geschichte und romantischen Anwandlungen im Angesicht der drohenden Gefahr. Christopher Fowler nutzt in seinem Roman alles, was das Studio dereinst ausmachte. So generiert er eine echte Hammer-Atmosphäre, die bewirkt, dass man die Bilder direkt vor sich zu sehen glaubt. Nach und nach führt er seine Protagonisten (und den Leser) an das Geheimnis heran, das den Zug umgibt. Dann kommt es auch zu einigen etwas blutigeren Szenen, die sich aber nicht in reinem Gemetzel suhlen. In einer Art Rahmenhandlung springt Fowler kurz zu seinem Drehbuchschreiber, der in einer Konferenz mit seinem Auftraggeber und den Darstellern Cushing und Lee sitzt, um die Details zu besprechen, bevor es wieder zum Ärzengel und seinen Passagieren geht, die langsam an ihre aufgaben herangeführt werden, die ihnen das Überleben und die Seele sichern sollen. Schuld, Sünde, Monster, menschliche Abgründe, Mord, Betrug und Eitelkeit sind die Themen, um die es in dem Buch geht und viele sympathische Figuren wird man kaum finden. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Deshalb ist man in dem Zug. Und ganz nebenbei gibt es noch Anmerkungen zu zappeligen Zuschauern, die mit ständiger Aktion bei der Stange gehalten werden müssen, da ihre Aufmerksamkeitsspanne bedauernswert gering ist (Heute wird das durch Schnittgewitter und Wackelkamera kaschiert) und auch an die Gesellschaft und Wirtschaft, in der kein Herz oder Seele mehr ist, sondern nur das Streben nach Profit unter Aufgabe der Menschlichkeit. Auch den Humor hat der Autor nicht vergessen, präsentiert ihn aber nicht brachial, sondern dezent und hintersinnig. Gerade wenn er die Amerikaner und ihr Gebaren beschreibt, die den Drehbuchautor nach England getrieben haben. So kennt man sie, die Cousins auf der anderen seite vom Großen Teich. Ein unterhaltsamer Spaß, der vorzügliche Lesestunden zu bieten hat - und dem Filmfreund noch dazu wohlige Erinnerungen an alte Zeiten des berühmten Studios. Herzlichen Dank an den Luzifer-Verlag für das Rezensions-Exemplar!


jerry garcia

  • Gast


Jamie Freveletti nach einer Idee von Robert Ludlum. Bei einer Medizinerkonferenz in Den Haag verüben Terroristen ein Blutbad. Covert-One-Lieutenant Jon Smith kann mit knapper Not entkommen. Doch der Anschlag war nur ein Ablenkungsmanöver, um den hochgefährlichen pakistanischen Warlord Oman Dattar aus seiner Haft zu befreien. Das Team von Covert One muss alles daran setzen, ihn aufzuhalten. Denn Dattar schmiedet einen Racheplan, der nicht weniger zum Ziel hat als den Untergang der Vereinigten Staaten von Amerika.


Ein Kriegsverbrecher soll in Den Haag vor Gericht. Durch diverse Attentate wollen seine Anhänger ihn befreien. Jon Smith von Covert One, der dort auf einem Medizinerkongress weilt, wird in die Aktionen mit involviert und soll als Zeuge sterben. Dabei kommt er nach einiger Zeit einem perfiden Plan auf die Spur, die Amerika und die westliche Welt in die totale Abhängigkeit des Verbrechers bringen soll. Aber auch der hat Probleme: Eine clevere Investmentbänkerin hat Dattars Konten geplündert und der geht nun finanziell am Stock. Seine Schergen finden das weniger gut, arbeiten sie doch nur des Geldes wegen und nicht wegen irgendwelcher hehren Glaubensabsichten. Dattar verschwindet nach Zypern,  um sich dort von einem Warlord aus dem Waffen- und Drogengeschäft frisches Geld zu besorgen. Der leiht ihm  unter Bedingungen 20 Millionen Dollar, schickt aber einen seiner Leute mit, um sicher zu gehen, dass die Sache auch läuft. In den USA rasseln sie mit Jon Smith, Randi Russell, sowie den Agenten Beckmann und Howell zusammen, als sie versuchen, die Bänkerin zu schnappen und sich das Geld von Dattar zurückzuholen. Zu allem Überfluss sind in der CIA und dem Polizeiapparat auch noch Verräter am Werk, die die Terroristen unterstützen.

Der neunte Band um die von Robert Ludlum vor seinem Tod konzipierte Covert One-Einheit, der ebenso wie die Vorgänger von einem Vertragsautor verfasst wurde. Diesmal ist es Jamie Freveletti, die sich mit "Lauf" und "Flieh" auch in Deutschland einen Namen als Thrillerautorin gemacht hat. Aber einen "echten Ludlum" zu schreiben, das ist ihr nicht gelungen. Netter Anti-Terrorthriller aus amerikanischer Feder, der kaum Überraschungen zu bieten hat, bei der Bänkerin doch etwas zu sehr übertreibt, da die Dame mehr einstecken kann, als ein Sylvester Stallone zu seinen besten Drehbuchzeiten, mit teils recht dämlichen Personal und Verrätern, die noch an den Weihnachtsmann glauben. Kurz: Einige Figuren sind doch etwas zu platt charakterisiert. Da bei einer Reihe zumeist klar ist, wer die Oberhand behält und der Spannungsfaktor eher gering ist - obwohl es auch da Ausnahmen gibt -, liest man von Actionsequenz zu Actionsequenz, rätselt leicht, wer die bösen Verräter sein könnten, bekommt dabei ordentliches Tempo geboten und legt das Buch dann unter Massenware ab. "Die Janus-Vergeltung" ist sicher keine MUSS-Anschaffung, kann aber dennoch mit den meisten üblichen Thrillern aus diesem Bereich mithalten. Keine Ludlum-Ware, wie der Verlag dem geneigten Käufer mit dem großen Aufdruck des Namens auf dem Buchdeckel gerne weismachen würde, aber so arbeiten sie alle. Ob es nun mit einem Tom Clancy und seinen Vertragsschreibern ist oder auch die noch selbst aktiven Clive Cussler oder James Patterson und nun sogar James Rollins, die eine eigene Idee von sogenannten Co-Autoren zu Ende bringen lassen. Ist ein bisschen Etikettenschwindel, aber wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann man es ja mal angehen. Man darf nur nicht zuviel erwarten.


jerry garcia

  • Gast


Sean Rowe. Matt Shannon, Ex-FBI-Agent, trifft seinen Stiefbruder Jack, der aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dieser erzählt ihm am Hafen von Miami, wie man mit der Sprengung eines Schiffes für Wochen den Hafen blockieren könnte. Jack hat eine kleine schwarze Fernbedienung dabei. Gedankenverloren spielt Matt daran herum - über den Hafen zuckt ein gewaltiger Feuerblitz - und vor den Augen unzähliger Menschen versinkt am helllichten Tag ein Frachter in den Fluten. Matt hat mit einem Knopfdruck nicht nur in Sekundenbruchteilen ein Schiff gesprengt; er hat auch seine Seele verkauft. So hat Jack leichtes Spiel: Er bringt Matt dazu, bei einem Überfall auf einen Luxusliner mitzutun. Doch der kaltblütig geplante Coup läuft aus dem Ruder - und als Matt begreift, dass es für ihn kein Erbarmen gibt, schlägt vor ihm eine Fluchttür nach der anderen zu.

Jack Fontana trifft sich mit seinem Stiefbruder Matt Shannon in einem Cafe im Hafen von Miami. Mit einer List bringt er ihn dazu, einen Frachter zu sprengen,, der die Hafenausfahrt blockiert. Die Falle, die Jack Fontana, ebenfalls ein Ex-FBIler wie sein Stiefbruder, gestellt hat, ist zugeschnappt. Ab jetzt ist Matt seinem Verwandten, der eindeutig die Seiten gewechslt hat, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Matt hat einen Job als Sicherheitsexperte einer Luxuslinerkreuzfahrtgesellschaft. Genau der richtige Mann, den Jack in seinem Team braucht. Mit dabei sind Kip, ein muskulöser Kraftmeier, dessen Schwester Krystal, Manny, der zum Dienst ebenso erpresst wird wie Matt und Bryant, ein zorniger Schwarzer. Matt wird über den Plan aufgeklärt, dass sie einen Luxusliner überfallen wollen, der Drogengeld zu den Caymans transportiert. 30 Millionen sollen es sein. Ein einfacher Job soll es ebenfalls sein. Doch sobald sie an Bord des Kreuzfahrtschiffes sind, beginnen die Schwierigkeiten. Die Drogenbaronin ist höchstselbst auf dem Schiff, in Begleitung dreier schwer bewaffneter Typen. Ein Schusswechsel sorgt dafür, dass sie bald alleine ist, doch dabei erwischt es auch Krystal. Mit Hilfe von zwei Handlangern an Bord wird das Geld auf einen gekaperten Kutter umgeladen und man fährt davon, um es da zu verstecken, wo es garantiert niemand vermutet - auf dem Meeresboden. Versehen mit einer cleveren Lösung, es bald zu heben. Was sie sich aber nicht vorstellen, ist, dass die alte Drogenchefin sie nicht nur erkannt hat, sondern auch zügig hinter ihnen her sein wird. Während Matt sich wundert, dass seine junge Bekannte Julia mit von der Partie ist, werden sie von der Polizei aufgebracht und festgenommen. Doch bald erscheint ein Anwalt, gibt ihnen einige wohlgemeinte Ratschläge und holt sie nach und nach gegen Kaution raus. Dass der Mann nicht als Samariter auftritt, müssen sie alle recht schnell erfahren, ihre Schwiergkeiten beginnen jetzt erst richtig.

Hardboiledstoff, der eine gewisse Gnadenlosigkeit aufweist, in einer Rückblende gar Kannibalismus thematisiert und schnell vorangetrieben wird durch die schlichte Sprache des Autors. Da ist kaum ein Wort zuviel, wird nicht abgeschweift in Banalitäten. Rowe schildert seine Figuren als teilweise verzweifelte Menschen, die auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben sind, Geheimnisse haben und diese nur sehr langsam offenbaren. Es geht um Ganovenehre, um Mord und Totschlag. Was den Leuten aber allesamt fehlt, ist ein kleiner Funken Moral, für sie ist der Diebstahl mit all seinen brutalen Konsequenzen gerechtfertigt. Kurzweilige Geschichte mit einigen kleineren Wendungen, die den Bock jetzt aber nicht fett machen. Wirklich neu ist an dem Buch nichts, alles irgendwie schon mal so oder ähnlich dagewesen, könnte auch ein Parker oder Wyatt sein. Flotter Thriller, der hin und wieder kleinere Härten offenbart (Eine Kreuzigung), die aber nicht übers Ziel hinausschießen und der sich keinen wie auch immer gearteten Sentimalitäten hingibt. Hardboiledliebhaber können gerne mal einen Blick riskieren. Und bitte nicht vom Cover des gebundenen Buches mit der Bikini-Tusse abschrecken lassen, denn das ist ja mal derart unsinnig für das Werk, dass man sich schon fragt, was sich der Verlag dabei wohl gedacht haben mag. Das obige Cover vom Taschenbuch passt da schon viel besser. Für Originalität wird Sean Rowe wohl keinen Preis erhalten, aber das Lob für einen Debütroman ist durchaus gerechtfertigt. Kurz, knapp, knackig und mit einigen Winkelzügen versehen.


Offline JasonXtreme

  • Let me be your Valentineee! YEAH!
  • Global Moderator
  • *****
    • Weiter im Text...
      • Show only replies by JasonXtreme
    Das muss ich nochmal anfangen, das war damals nicht so wirklich meins vom Stil her
    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


    Meine DVDs


    jerry garcia

    • Gast
    Ziemlich eingängig  zu lesen, ne Heist-Story ohne großes Brimborium, nur die Tusse Julia hat etwas gestört bzw. ihre Geschichte. Gekillt wird schnell, gekreuzigt auch. Längen hat er kaum (wäre bei den 235 Seiten auch ein schwaches Bild).

    Hast du den noch zu Hause oder willst du dieses Exemplar?
    « Letzte Änderung: 24. Februar 2015, 12:44:18 von jerry garcia »


    jerry garcia

    • Gast


    F. Paul Wilson. Ein Routineauftrag für Jack: Ein gestohlenes altes Katana-Schwert wiederbeschaffen, dessen Besitzer den Diebstahl nicht der Polizei melden kann. Erstaunlich nur, dass jemand überhaupt ein Interesse daran hat, das vergammelte Stück Metall zurückzubekommen.
    Jack findet schnell eine Spur, der Auftrag scheint ein Kinderspiel - aber plötzlich sterben alle, die mit dem Schwert in Berührung kommen, eines gewaltsamen Todes.
    Als dann auch noch ein uralter japanischer Kult New York mit einer Massenvernichtungswaffe bedroht, muss Jack all seine Fähigkeiten aufbieten, um diese Angelegenheiten auf seine unvergleichliche Art wieder in Ordnung zu bringen.

    Anfangs ist Jack dabei auf unnachahmliche Weise Gelder für die Sammlung der Jugend-Sport-Vereine für deren Anschaffungen von Trikots für die Kids zu beschaffen. Als er sieht, dass im Central Park ein alter Mann, der mit Gehstock langsam unterwegs ist, von einem räuberischen Rowdy überfallen werden soll, macht er sich bereit einzugreifen. Nicht schlecht überrascht stellt er fest, das sich der Mann dem Gangster leicht erwehren kann. Noch mehr staunt er, als der Mann ihn mit seinem Namen anspricht und sich als Veilleur vorstellt. Sie setzen sich in eine Kneipe und der Mann erzählt Jack vom Makel, von der Gefahr, die Hank Thompson mit seiner Kicker-Bewegung heraufbeschwören könnte und wie lange er diesem Bösen schon auf der Spur ist. Jack erkennt einige der angemerkten Situationen wieder. Er selbst war daran beteiligt. Zuhause angekommen ruft er seinen Maileingang ab und findet eine Nachricht vor, dass er für einen Klienten etwas finden soll. Er trifft sich mit dem an seinem üblichen Platz und wird informiert, dass es sich um ein seltenes Katanschwert handelt, das ein Erbstück sein soll und dem Amerikaner japanischer Abstammung von dessen Landsitz auf Maui entwendet worden sein soll. Geld sei kein Problem. Jack nimmt an. Bald kann er die Spur zum Schwert finden, doch die Angelegenheit entwickelt sich anders als gedacht. Hinter dem Schwert scheint auch eine andere Gruppe her zu sein - und die nimmt keine Rücksicht. Jeder, der das Schwert hat, wird niedergemetzelt. In der Zwischenzeit wird Dawn von Mr. Osala in einem goldenen Käfig gefangen gehalten. Sie kann sich alles ordern, was sie wünscht, nur das Appartment verlassen, das geht nicht. Dennoch schafft sie es, ihren "Betreuer" Henry zu belabern, mit ihr zu einem Einkaufsbummel zu gehen. Alles geht gut. Und wie es in solchen Situationen eben ist, will man dann immer mehr. Ein zweiter Ausflug endet nicht mehr so vorteilhaft. Dawn gerät in die Fänge von der Sekte Kakureta Kao, die sie in ihr Domizil bringen. Und dort kommt es dann zu einem schicksalhaften Zusammentreffen aller Parteien, das etliche Beteiligte das Leben kosten wird.

    "Durch das Schwert" von F. Paul Wilson, der auch hier wieder ein bisschen mit seinem Namen spielt als Frank P. Winslow, bietet alles, was das Herz der Anhänger des "Handyman Jack-Kultes" begehrt. Startet mit Humor und geht dann spannend weiter, führt die Story aus dem 11. Roman um Jack, "Das Blutband", direkt weiter. Noch immer ist er der Spielball zweier Mächte, die sich wie Kinder um diese Welt balgen und von denen kaum einer weiß, warum sie dies tun und was sie letztlich vorhaben. Naja, Die Andersheit will wohl alles vernichten, um sich an der Angst und Hoffnungslosigkeit zu laben, während Der Verbündete sich zwar gegen Die Andersheit einsetzt, dem die Menschen und die Erde dabei aber völlig wurscht sind. Die ganzen Verwicklungen, die Puzzleteile, die sich aus den bisherigen Geschichten um Jack ergeben haben, passen jetzt nach und nach zusammen, es werden viele Geschehnisse und Figuren aus vorangegangenen Romanen wieder aufgegriffen, was auch bedeutet, dass man die Serie um Jack schon in der Reihenfolge lesen sollte. Wie Wilson im Vorwort schreibt, werden sich in den nächsten Büchern alle Teile an ihrem Platz befinden und ein Großes Ganzes ergeben. Wilson schreibt kar und verständlich trotz der manchmal etwas komplexen Struktur seiner Story, lässt den Humor nicht zu kurz kommen, bietet aber einen Showdown, der es actionmäßig so richtig in sich hat. DAS nennt man kurzweilig. Hin und wieder werden kleine Anspielungen auf mehr oder weniger aktuelle (Zur Zeit, als der Roman verfasst wurde) Kinofilme eingestreut, sorgt die eine oder andere kleine Wendung für gelinde Überraschung und wiederkehrende Figuren wie Abe mit Parabellum bringen auch noch etwas Spaß ins perfide Spiel der übernatürlichen Mächte. Selbst Jack bekommt Angst bei dem, was sich ihm immer mehr offenbart. Krimi, Action Mystery, Fantasy - F. Paul Wilson ist ein Meister des Genremixes, der Crossovergeschichten. "Durch das Schwert" ist eine ungemein spannende, actionreiche und äußerst unterhaltsame Fortsetzung der Story um Handyman Jack, die ich ruckzuck intus hatte, für die aber noch weitere Werke existieren, wie auch der offene Schluss deutlich erkennen lässt. Der Ball liegt jetzt wieder im Feld vom Festa-Verlag. Her mit dem nächsten Band.


    jerry garcia

    • Gast


    Jeremy Robinson. Der hochbegabte Freeman lebt in einer perfekten, friedlichen Welt. Die Zeiten, als die Menschen die Sklaven einer fremden Rasse waren, sind lange vorbei. Die »Herren« haben den Krieg gegen ihr Eigentum verloren. Das zumindest hat man Freeman gesagt. Doch warum hat er dann einen Beschützer, der ihn auf Schritt und Tritt bewacht? Und wieso durfte er die große Stadt noch nie betreten? Dann wird er eines Nachts Zeuge, wie ein Mann ermordet wird und sich von den Toten erhebt. Und plötzlich wimmelt es von lebenden Leichen, die nach dem Fleisch der Lebenden gieren.
    Freeman flieht in die Stadt. Was ihn dort erwartet, übersteigt allerdings seine kühnsten Träume - und Albträume.

    Jahr 2052. Friedliche Demonstrationen und Streiks werden gnadenlos niedergeballert. Präventivschläge, bevor es vielleicht zu Gewaltausbrüchen kommt. 2053. Zwei Männer tauschen in einem Labor ein Ampulle aus, die ein Virus enthält. 2054. Harry ist Leibeigener der Dame des Hauses. Er hat sie von vorne bis hinten zu bedienen. Ihr Leben währt schon lange und könnte auch noch ewig dauern ob der vielen Verbesserungen an ihrem Körper. Doch gegen das Virus kommt sie nicht an. Harry bebgräbt sie - und ihre künstlichen Lungenflügel arbeiten selbst im Tod noch weiter.
    2074. Freeman ist mit seinem Bodyguard, den er Haufen nennt, draußen in der Welt unterwegs. Sie scheinen allein in der Natur zu sein. Doch dann hört Freeman schrille Schreie. Er bewegt sich auf die Geräusche zu und sieht, wie eine Gruppe von Gestalten einen Menschen zerfetzt, ihn frisst. Bald stellen er und Haufen fest, dass sie von diesen Gegnern umzingelt sind, ihre schiere Masse erdrückt sie fast. Haufen kommt seiner Bestimmung nach und sagt Freeman, dass er flüchten soll, während Haufen selbst den Rückzug decken würde. Freeman kämpft sich zum HoverCycle durch und haut ab. Er muss erst noch lernen, richtig mit dem Gerät umzugehen, da bisher immer Haufen es gelenkt hat. Bei einem weiten Satz über eine Schlucht verschätzt er sich und rauscht aus einer nicht geringen Höhe direkt in den Waldboden hinein, durchschlägt ihn. Er landet in einem Knochengrab, wie er sieht, bevor er das Bewusstsein verliert. Später, irgendwann, er kann die Zeit nicht schätzen, hört er Stimmen. Er wurde von Jimbo und Luscious gefunden. Sie kümmern sich um ihn, sind geradezu entsetzt über seinen geringen Wortschatz und seine Unkenntnis, seine mangelnde Bildung. Lange bleibt ihnen keine Zeit sich zu wundern. Eine riesige Horde der Menschenfresser bewegt sich auf die Stadt zu, die, wie er von seinen beiden Rettern erfahren hat, das Domizil der Armen ist. Auch die anderen Bewohner haben schon mitbekommen, dass Gefahr droht und flüchten Richtung Brücke. Diese führt über den Fluss, der die Armenstadt von der der Reichen trennt. Gerade rechtzeitig sieht Freeman, dass sich am gegenüberliegenden Ufer Soldaten bereit machen, mit schweren Waffen eine Überquerung der Brücke zu verhindern. Er kann mit Luscious entkommen, aber Jimbo stirbt. Als letzte Rettung taucht ein verschrammter Haufen auf und bringt beide auf die Reichenseite in Sicherheit. Vermeintliche Sicherheit, denn jetzt geht das Abenteuer von Freeman erst richtig los.

    Jeremy Robinson präsentiert eine gelungene Mixtur aus SciFi, Horror und Action. Und ja, er kann dem Zombiegenre tatsächlich neue Facetten hinzufügen. Er erfindet den Zombieroman nicht neu, aber er gibt den fressgierigen Untoten ein neues Umfeld, eine neue Heimat, eine neue Herkunft und neue Varianten. Der Protagonist Freeman und sein Kumpel Haufen sind von der ersten Seite an die Sympathieträger der ganzen Story, deren Entwicklung - speziell der von Freeman - der Leser dann folgen kann. Während Freeman alles Mögliche über das Menschsein und Gefühle lernt, erfährt man gemeinsam mit ihm auch, was sich abgespielt hat, wie die Situation so verworren werden konnte. Haufen fungiert als so eine Art veralteter Judge Dredd, der mittlerweile nur noch für den Schutz von Freeman zuständig ist. Und es gibt eine Menge Arbeit für ihn. Jeremy Robinson drückt mächtig auf die Tube, holt manchmal mit dem Holzhammer aus, um der Sache Feuer zu geben. Bald reiht sich eine Schlacht an die andere, wilde Hovercarverfolgungen mit größtem Zerstörungspotential folgen auf die andere. Aber eingebettet in diese vielleicht oberflächlich wirkende Actionhatz ist eine große Portion Sozialkritik zu finden - und man braucht nicht groß zu suchen. Niedergeknüppelte Demonstrationen von Streikenden (Statt die Demonstranten mit Feuer und Flamme auszurotten, werden sie heutzutage einfach in die Politisch Nicht Korrekte Ecke geschoben, der neue Begriff für Zensur, und somit diffamiert und unglaubwürdig gemacht.), Leibeigene (Diesen Wunschtraum der Konzerne und Reichen versuchen Politik und Wirtschaft ja heutzutage schrittweise auch wieder zu erreichen.), Machtkämpfe, Verrat, Politik und Despotentum. Es wird wieder darum gekämpft, Mensch zu sein, Menschlichkeit zu zeigen. Die Zombies stehen hier auch für eine krankende Zivilisation, eine die sich nicht mehr weiterentwickelt, die stagniert ist und die sich selbst ausrottet. Und die vielen Verbesserungen am Menschen vor der Revolution, das ewige Leben, die Robotik, haben der Welt ebenso geschadet wie Kriegstreiber und Diktatoren. Die Welt muss auf Anfang gesetzt werden - mit der Zombieplage. So findet man auch Andeutungen Richtung Bibel, Kain und Abel, das Paradies in "Xom-Bi". Neben diesem neuen Ansatz der Zombie-Lektüre, dem neuen Impuls für ein Genre, das man für ausgelutscht hielt, lässt es Jeremy Robinson  mächtig krachen, hat er ständig Feuer unterm Kessel, schildert die Gewalt zwar nicht plakativ brutal, aber auch nicht ohne die eine oder andere kleine Härte. Explosionen, Zerstörungen a la Michael Bay, Verfolgungsjagden mit hohem Unterhaltungswert und Vernichtungspotential, Aktionen, die eines Superhelden würdig wären und das immer in höchster Geschwindigkeit. "Xom-Bi" hat Pep (Keinen Guardiola, aber fast so gut.), Spannung, Handlung, Sozialkritik, das eine oder andere (vernachlässigbare) Logikloch, ist wohltuend anders als die meisten Zombiestorys und kann eigentlich jeden Actionfan voll überzeugen. Wer die Bücher "Mission Hydra", "Operation Genesis" und "Code Delta" von Jeremy Robinson schon kennt, weiß, was ihn erwartet. Rasante Lektüre, ein echter Kracher mit fetziger Action, der dem Leser keine Atempause gönnt. Für Genrefreunde klare Kaufempfehlung.
     


    jerry garcia

    • Gast


    Sarah Pinborough, F. Paul Wilson. Das Leben kam einst aus Afrika. Doch jetzt ist es der Tod. Es verbreitet sich wie eine Seuche, doch es ist keine Krankheit. Medizin und Forschung sind hilflos gegen die tödliche Reaktion unseres Immunsystems auf den Biss einer afrikanischen Fliegenart.

     Milliarden Menschen sind bereits tot, und noch viele mehr werden sterben. Weltweit stürzen Regierungen, die Zivilisation bröckelt, und die Überlebenden haben panische Angst vor dem Tod aus der Luft. Nigel sitzt gerade in Kairo im Flugzeug nach England und erhält von seinem Sitznachbarn die unerwünschte Lektion, dass an der Krise die Schwarzen Schuld sind. Gegenteilige Beweise ignoriert der Mann. England gilt noch als sicher, weil niemand glaubte, dass die Brut die See überqueren könnte. Doch in Heathrow angekommen, wird Nigel eines besseren belehrt - und sein vorurteilsbeladener Nachbar aus dem Jet infiziert. Die Krankheit wird nicht durch die Luft oder eine sonstige Ansteckung übertragen, sondern  nur durch einen Fliegenbiss (Nein, Leute, NICHT Fliegenschiss!!). Manche halten die neue Insektenart für eine zufällige Mutation, andere sagen, sie sei von Menschenhand erschaffen worden. Und gerade diese neue Realität, von den schlagzeilengeilen  und rücksichtslosen Medien in Windeseile verbreitet, sorgt für Opfer in der Zivilbevölkerung, die nichts mit einem Virenopfer zu tun haben. Der Pöbel macht sich bemerkbar - auch in gutsituierten Gegenden. Doch als die Hoffnung schwindet, rechtzeitig ein Gegenmittel zu finden, glauben die Meisten nur noch an Gottes Rache. Einst sandte er die Sintflut als Strafe für die Menschheit, nun verdunkelt er den Himmel mit tödlichen Fliegen. Und vielleicht ist an dieser Theorie sogar etwas dran, denn viele der Opfer berichten in ihren letzten Atemzügen von einer Vision Gottes. Aber nicht jeder muss sterben. Einige Menschen scheinen immun zu sein. Sie nennen sich selbst die Mungus und predigen, die Plage als gottgegeben hinzunehmen. Sie ermutigen die Menschen, sich von den Fliegen des Herrn beißen zu lassen, um mit IHM im Jenseits vereint zu sein. Nigel, ein Enthüllungsjournalist, sucht derweil im apokalyptischen Chaos des seuchenzerfressenen England nach Bandora, einem entführten afrikanischen Jungen. Seine nierenkranke Gattin lässt er dabei zu Hause. Diese ist darum nicht wirklich böse, läuft die ehe doch eh schon seit Jahren nicht mehr gut. Liegt sicher auch an ihrem unerschütterlichen Glauben an Gott, den sie auch Nigel aufdrängen will. Die Suche nach der Wahrheit und seiner eigenen Erlösung treibt ihn fort von den unerträglichen Zuständen seines Privatlebens, direkt in die Arme des Hohepriesters der Mungu, eines Mannes, der seine Prophezeiungen in Rätsel verpackt und keinerlei Angst vor den tödlichen Fliegen hat. Ja, Mungus ist schier ein Herr der Fliegen. Doch was steckt hinter dem Mann, was hat er mit dem verschwundenen Jungen zu tun? Kann er tatsächlich die Seuche aufhalten.

    Ich beginne kurz mit meinen eher unzufriedenen Anmerkungen. Anhand des (sehr, sehr schlichten) Schreibstils würde ich mich zu der Vermutung veranlasst sehen, dass die Hauptarbeit beim Verfassen des Textes wohl von Sarah Pinborough erledigt wurde. Sicher ist er flüssig (dazu später mehr), aber dafür, dass neben ihrem auch der Name von F. Paul Wilson steht, zu einfach. Da waren meine erhöhte Erwartungshaltung und womöglich der erst vor Kurzem goutierte neue Handyman Jack sicher nicht schuldlos an dieser Einschätzung. Wirklich, wirklich genervt hat mich, dass gerade durch die wahre Gläubige Abby alles und jedes in so ziemlich jedem Satz mit Kirche, Glaube und Gott in Verbindung gebracht wurde. Das erinnerte mich fatal an diese miserablen Entrückungsbücher von Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins (Eines gelesen und entsorgt, die Filme "Finale-die Welt im Krieg" mit Lou Gossett jr sowie "Left behind" mit Nic Cage gesehen und übelst gefunden), die besser in den US-Bible-Belt passen mit ihrer missionarischen Ausrichtung. Was da verbreitet wird, ist wie auch in "Die letzte Plage" durch Abby und den Hohepriester der Mungu, eher fundmentalistische Propaganda für jedwede Glaubensrichtung, die sich nach einem übergeordneten Wesen oder Etwas richtet. Alles wird von ihm, ihr oder durch es gelenkt usw. War schon bei LaHaye/Jenkins nicht mein Fall, ist es auch hier nicht. Fertig gemotzt. Neben den negativen Eindrücken gab und gibt es auch etliche positive zu berichten. Durch den simplen Stil bleibt der Lesefluss stetig gewahrt, man kommt gut voran. Und die Story selbst, die sich auf England und dort speziell auf Abby, Nigel, Henry, den Mungu und einige Nebenfiguren beschränkt, während Meldungen aus aller Welt eher nur als Nachrichtenmeldung angehängt werden, ist durchaus nicht unoriginell. "Die letzte Plage" ist in einigen Passagen eine phantasievolle Spekulation um eine Katastrophe, die durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Und auch die Liebesgeschichte, in der das Ehepaar Nigel und Abby Probleme hat, weil er mit ihrer Krankheit (Nieren, sie hängt an der Dialysemaschine) nicht zurechtkommt, woraufhin sie sich wieder in den Glauben flüchtet, den sie zu seinen Gunsten früher verdrängt hatte, was zu weiteren Konflikten führt, die ihn aus dem Haus treiben und beide feststellen lassen, dass sie sich besser vertragen, wenn sie nur telefonieren. Doch dieser Akt der Treue und Liebe, der daraus entsteht, zeigt sich am Ende des Romans sehr deutlich. Angesprochen werden auch aktuelle Probleme, wie die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afrika in Europa. Die Briten vor Gibraltar ballern die Bootsflüchtlinge lieber zusammen oder drängen sie Richtung Spanien, Italien oder Frankreich ab. Sollen die sie doch aufnehmen. Klingt schwer nach der derzeitigen Situation, nur ohne Fliegen. Und in England (Sicher auch in anderen als zivilisiert geltenden Nationen) wird das Thema Generalverdacht zur Sprache gebracht. Im Buch sind es die Kranken und Infizierten, die noch nicht einmal als Ansteckungsgefahr herhalten könnten. In der Realität sind es die Bürger, die durch
    die immer mehr ausgeweitete allgemeine Überwachung und das Herumschnüffeln in der Privatspähre alle unter Verdacht geraten, Verbrecher oder Terroristen zu sein. Erinnert mich fatal an die dämlichen Texttafeln bei gekauften DVDs/BDs, in denen der ehrliche Käufer noch einmal gewarnt wird, dass illegale Kopien unters Strafrecht fallen. Was soll er denn noch machen außer ehrlich kaufen, der Kunde? Dennoch bleibt er ein Verdächtiger. Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils ist längst kleiner mehr. Schöne neue Rechtswelt - diktiert von Wirtschaft, Politik und Gaunern, die die korrupten (Generalverdacht, ihr Leute in Politik und Wirtschaft!!!!! Yeah, Baby.) in allen Lagern gut für solche Maßnahmen bezahlen. Putzig fand ich die Sache mit Nordkorea, das in einer Medienmeldung als frei von der Seuche dargestellt wird, da die Sicherheitsmaßnahmen von Kim greifen und die Fliegen sich ans Überflugverbot halten. Es bleibt also ein oft unterhaltsamer, auch spannender (Was ist mit dem Jungen, ist es wirklich eine von einem Überwesen gesandte Plage?) Roman, der sich um mehrere Anliegen gleichzeitig kümmert, aber den Fokus eindeutig auf dem missionarischen Eifer hat. Nicht jede Frage wird abschließend beantwortet, der Leser darf sich gerne seine eigenen Gedanken machen, welcher Fraktion er denn angehört. Sieht man davon ab, dass mich der recht fundamentale Religionsanteil in seinem Übermaß genervt hat, eine recht gute Lektüre, die gegenüber einem zuvor gelesenen Jeremy Robinson selbstverständlich etwas ins Hintertreffen gerät, da jetzt nicht gerade mit Action gesegnet. Nachdenkenswerte Ansätze bis zum Ende und eine gewisse Grausamkeit, die aber nicht ausführlich geschildert wird, sondern eher aus dem Off (Der Junge). Geschmackssache. Da sehr zwiespältig bin ich mit einer Empfehlung hier eher vorsichtig.


    jerry garcia

    • Gast


    Timur Vermes. Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern und Angela Merkel. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet der Gröfaz in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons.

    Adolf Hitler erwacht leicht verwirrt auf einem Stück Brachland in einem Hinterhof in Berlin. Schon die ersten drei Personen, die ihm begegnen, Jugendliche, an denen der Bildungszug vorbeigerauscht ist wie der ICE durch Wolfsburg, erscheinen ihm äußerst befremdlich. Er findet seinen Weg zur Straße und staunt nicht schlecht über die vielen neuen Automodelle aus urdeutscher Fabrikation. Als er an einem Kiosk stoppt, um einen Blick aufs Tagesdatum einer Zeitung zu werfen (unglaublich: 2011), erhält er vom Betreiber ein Kompliment ob seiner Kostümierung (er trägt selbstverfreilich seine Uniform) und der unheimlichen Ähnlichkeit mit dem für die Nachwelt immer noch verstorbenen Führer. Im Gespräch erfährt der Kioskbesitzer unter allerlei Missverständnissen, dass es dem GröFaz an Mitteln, Unterkunft und sauberen Klamotten mangelt. So lässt er ihn im Kiosk nächtigen, gibt ihm Essen und sogar Ersatzkleidung, bis seine Uniform gereinigt ist, die penetrant nach Benzin müffelt und erwähnt, dass an den Kiosk etliche TV-Fritzen kommen, bei denen er mit seinem Auftritt vielleicht sogar in eine Show kommen kann. Gesagt, getan. Und schon bald hat der Führer den eigentlichen Star der Show glattweg von der Bühne gefegt, sein Ruhm steigt, die sogenannten Sozialen Medien überschlagen sich ebenso vor Entzücken wie die Tintenkleckser. Nur die BILD will nicht so recht mitspielen, weil er ihnen ein Interview verweigert. Es beginnt eine Kampagne, die sich ein stolzer Deutscher natürlich nicht bieten lassen kann. Und schon kurze Zeit darauf stimmt auch dieses Blatt in das einhellig angestimmte Loblied ein. Selbst schwierigste Fälle kann er überzeugen, jeden Zweifler wortgewandt überzeugen und sogar die NPD muss vor ihrem Idol ob ihrer Schwäche zu Kreuze kriechen.

    Böse ist es auf jeden Fall, was der Autor seinen Führer aus der Ego-Perspektive so von sich geben lässt. Vieles an Humor ergibt sich eigentlich nur aus dem reinen Missverständnis, dass Hitler für einen Comedian ersten Ranges gehalten wird, während er seine Gedankengänge für den puren Ernst nimmt. Seien es seine Kommentare zu den Engländern (Zitat:Wieviele Bomben sollen wir denen noch aufs Land werfen, bis sie merken, dass wird Freunde sind?" Zitast Ende.) oder den Südeuropäern und den deutschen Geldgebern. Polen, Künast, Gabriel und andere werden in fiktiven Einspielungen bloßgestellt, die verwegenen Ideen, von denen Hitler selbstverständlich kein Jota abgewichen ist, zeigen sich in seinen Gedanken zum Laubbläser und Gehorsam oder seine Vermutungen zur Zusammensetzung des Begriffs Wikipedia. Selbst wenn man als Leser mit dem festen Ziel an das Buch gegangen ist, es als Schund abzutun, ertappt man sich immer wieder dabei, dass man für sich feststellt, dass dieser alte Nazi doch tatsächlich den Finger in die eine oder andere Wunde legt, wenn er über die Zustände in unserem Lande spricht. Gleichmacherei, Duckmäusertum werden ebenso entlarvt wie die Wischiwaschi-Ideologien der heutigen Parteienwelt, Lug und Trug zum Machterhalt ohne jeglichen Nutzen fürs Volk. Ob Schlecker oder Hartz, EU oder Osterweiterung, TV und sonstige Medien - alles wird angesprochen. Mal ausführlich, mal nur in einem Nebensatz. Gerade die Medienwelt wird gnadenlos zerpflückt, ob der vorherrschenden Dämlichkeit. Manchmal ist der Humnor subtil, hin und wieder eher mit der Brechstange nahe gebracht, aber das Entscheidende ist, dass man sich durchaus vorstellen kann, dass so eine Type in der heutigen Zeit locker über entsprechende Kanäle von den Massen an Dummbatzen da draußen durchaus angehimmelt werden würde, sich ein Wählervolk aufbauen könnte. Man muss es nur richtig anstellen. Unmöglich, weil der Buch-Hitler sich selbst ernst nimmt, während alle anderen ihn für eine Witzfigur, einen Clown des TV halten? Ähem, man sehe, welche Spacken über diesen medialen Hype ihre kritiklosen Follower, Friends oder was auch immer haben. Jeder gesellschaftliche Ausschuß, nutzlose Fresser wie irgendwelche IT-Girls, die an jeglicher Bildung sowie Arbeitserfahrung vorbeigewunken wurde, weil eh nix mit ihnen anzufangen wäre, wird derart in den Himmel gehoben, dass man sich eh fragt, wo wir hier eigentlich sind. Und da soll es unmöglich sein, dass so ein Bauernfänger wieder an die Macht kommt? Die richtige Strategie, die richtigen Themen und es ist bald wieder soweit. Gesellschaft und Politik bereiten den Boden schon vor. Man mag das Buch schlicht für untauglich, verharmlosend oder schlicht blöd halten, aber die Politik verkauft das Volk für blöd, die verblödeten Bürger kaufen denen ihre Lügen auch schön ab, demzufolge ist das Buch zur rechten Zeit am rechten Ort. "Er ist wieder da" ist eine romanhafte Satire, die den Führer manchmal schon etwas zu gut aussehen lässt, die den Antisemitismus, den Rassenhass kaum anprangert und wenn, dann in eher niedlichen Scherzchen. Man sollte sich davor hüten, den Roman-Adolf zu ernst zu nehmen, aber man darf gerne mal drüber nachgrübeln, wo er (durch den Autor) in einigen Punkten richtig liegt. Nicht der Brüller, zu dem das Buch medial gekürt wurde, aber auch nicht völlig langweiliger Quark. Für etliche Schmunzler und ernsthafte Ansätze ist es schon gut.


    Offline Havoc

    • Bürohengst sucht Paragraphenreiterin
    • Die Großen Alten
      • Let me show you its features, hehehe!
        • Show only replies by Havoc
      Das hatte ich als Hörbuch im Auto, vorgelesen von Christoph Maria Herbst.
      Für den täglichen Wahnsinn im Berufsverkehr war das genau richtig. :D
      “When I ride my bike I feel free and happy and strong.  I’m liberated from the usual nonsense of day to day life.  Solid, dependable, silent, my bike is my horse, my fighter jet, my island, my friend.  Together we will conquer that hill and thereafter the world”


      jerry garcia

      • Gast
      Meine Nichte äußert sich fast wortgetreu: Hörbuch, Auto, Weg zur Arbeit, passt.


      jerry garcia

      • Gast


      Kyle Mills/Robert Ludlum. Die neue Erfindung des genialen Wissenschaftlers Christian Dresner schlägt ein wie eine Bombe. Der Merge ist ein hochleistungsfähiger Mini-Computer, gegen den selbst die modernsten Smartphones und Tablet-PCs wie Kinderspielzeug wirken. Lieutenant Jon Smith von der Spezialeinheit Cover One erkennt das verheerende militärische Potenzial des Geräts. Für ihn steht fest: Der Merge darf auf keinen Fall in die falschen Hände geraten. Doch die Hinweise verdichten sich, dass seine Warnung bereits zu spät kommt.

      Dresen stellt seine neue Erfindung der Öffentlichkeit vor. Sie ermöglicht via Implantat besseres Sehen, Hören und Erkennen des Gegenübers anhand spezieller Software, die ds Bild mit einem Farbton umgibt. Gestaffelt ist dies dann in grüne Farbgebung (gut, ehrlich, vertrauenswürdig) und tiefrot (böse usw.). Gezogen werden diese Daten selbstverständlich aus allen möglichen Datenspeichern. Sei es aus den Sozialen Medien oder Akten der Behörden. Der Merge, wie diese bahnbrechende Erfindung heißen soll, findet (und behält) alles. Jon Smith ist vor Ort bei der Präsentation und erkennt das Potenzial, das die US-Armee nutzen und somit ihren Feinden übrlegen sein kann. Zurück bei seinem Chef Fred Klein, ist dort der Hype um die Errungenschaft schon angekommen - und der Plan für  militärische Einsätze längst beschlossene Sache. Bei einem Test mit Soldaten erweist sich, WIE gut der Merge ist.
      In der Zwischenzeit findet Randi Russell in Afghanistan ein niedergemetzeltes Dorf. Männer, Frauen und Kinder wurden allesamt getötet und den Männern der Kopf abgetrennt. Einer der Angreifer, der schwer verwundet wurde, konnte in die Berge flüchten. Randi verfolgt ihn und er erzählt ihr eine haartsträubende Geschichte. Zurück in den USA will sie bei Fred Klein erreichen, dass sie der Angelegenheit weiter nachgehen darf, doch der verbietet es ihr. Weder sie noch Smith wollen ihre Bemühungen einstellen. Irgendetwas ist an der Sache faul. So führt sie ihr Weg quer durch die Welt. Deutschland, Nordkorea, Marokko, Laos usw. Überall ist ihnen der Feind schon eine ganze Ecke voraus. In Nordkorea, dem Staat des blühenden Lebens und Quell ewiger Freuden (Diesem Ideal streben derzeit ja auch unsere Politiker zu, haha), entdecken sie etwas unheimlich Grauenvolles - bevor die Armee Panzer auffährt. Jetzt steigern die Feinde ihre Bemühungen, beide auszuschalten. Und Washington? Selbstverständlich nur noch geil darauf, eine Waffe in die gierigen und schmierigen Griffel zu bekommen, mit der sie weiter Weltpolizei zu eigenem Nutzen und dem Gewinntrachten der einheimischen Wirtschaft mit ihren vielen Beteiligungen im Ausland den Rest der Welt unter ihre Fuchtel bringen können. Smithn und Russell bekommen Feuer von allen Seiten.

      Kyle Mills hat erneut unter Beweis gestellt, dass man ihn zurecht für die Reihe ausgewählt hat, um einige Romane über die Robert Ludlum-Figuren zu verfassen. Hier widmet er sich einem Mann, der nur das Beste für die Welt will, der heilen kann, der Kriegs- und Intrigenmüde ist. Doch hat er sich wirklich vorgestellt, dass dies ohne Kampf abgehen wird, dass andere ebenso ehrenvolle Ziele haben? Er mit seinem gesellschafltichen Engagement hat jedenfall alle auf seiner Seite. ABER nur im Buch. Die Sympathien des Lesers verscherzt er sich schon recht früh. Als dann auch Smith und Russell ins Spiel kommen, geht es heiß her. Etliche Actionsequenzen folgen, die beinahe den realen Ansatz übertünchen. Privatsphäre ade. Noch einige Schritte weiter als heute, doch was wir heute haben, ist schon schlimm genug. Da werden Informationen ausgegraben, die weit verstreut bei diversen Ämtern liegen, von der Ehe, dem Todesfall oder gesetzliche Verfehlung (Der hierzulande freigelassene Kindergucker wäre schnell rot eingefärbt - und die, die ihn unter welchen Bedingungen auch immer laufen ließen, wohl auch. Da wurde der Kampf gegen Gewalt gegen Kinder ad absurdum geführt und der Bürger konnte erkennen, was für eine Mischpoke die "Elite" doch ist.) - einfach alles wird gespeichert. Ein feuchter Traum für Regierungen und Wirtschaft. Der Merge wäre das beste Mittel oder Grund für die erweiterte Form der "amerikanischen Präventivnotwehr". Der "Minority Report" ist da nicht mehr weit weg. Lässt man jetzt einmal gelten, dass diese Vertragsautoren sich alle ihre Meriten schon selbst verdient und somit auch eine gewisse Berechtigung zur Einladung für Ludlums Erben zu schreiben erworben haben, sind alle zwar bis jetzt noch nicht allzu nahe an den Meister herangekommen, verstehen es jedoch, gute, temporeiche Actionthriller zu erschaffen, die zu keiner Sekunde ermüdend wirken. Kyle Mills hat sich gerade mit "Das Galdiano-Experiment" (Dämliche Eindeutschung von "The Utopia-Experiment", da dieser Galdiano erst gegen Schluss mal kurz einen Auftritt hat) wieder bewiesen. Leichter SciFi-Hauch wie ihn auch DALE BROWN in seinen Werken nutzt und viel Rasanz, die Killer kommen aus allen Ecken und hey, in einem Ludlum Konstrukt - auch wenn es nur noch auf seiner ursprünglichen Idee beruht, kommt nicht ohne Verräter und düstere, geheimnisvolle Hintermänner aus. Und hier zeigt sich eine Schwäche, die alle Vertragsautoren bisher aufzuweisen hatten - es fehlt der Überraschungseffekt. Nichts mit "Wow, das hätte ich nun nicht erwartet". So schnell kann eine bahnbrechende humane Idee pervertiert werden (Obwohl ich für den Mann und seine Motivation durchaus Verständnis aufbringen kann und vielleicht der Versuchung erliegen würde, das Konzept mal hierzulande auszuprobieren, genug Kandidaten gibt es ja in Berlin und Brüssel). "Das Galdiano-Experiment" ist eindeutig einer der besseren, actionreicheren aus der Covert One-Reihe. 


      jerry garcia

      • Gast


      Kristal Little. Auf den ersten Blick wirkt Leighton wie jede andere Stadt auch. Auf ihren belebten Straßen tummeln sich eine bunte Vielfalt geschäftiger Einwohner. Und wie in jeder anderen Stadt auch, leben im Untergrund von Leighton die Ratten. Doch diese Ratten unterscheiden sich von anderen Schädlingen dahingehend, dass sie eine bedrohliche Krankheit in sich tragen. Freunde und Verwandte gehen plötzlich aufeinander los, ein tiefer Schock lähmt die Bevölkerung, als immer mehr Menschen durchdrehen und unglaubliche Gräueltaten begehen. Nun steht sich jeder selbst am nächsten - zu überleben, ist alles was zählt!

      Tobias ist mit seinem Chef Lucas Jonas bei einem Konzert im Park von Leighton unterwegs, um dort als Kameramann die Aufnahmen zu machen, die sein großkotziger Boss haben will und die den in einem guten Licht dastehen lassen. Bevor die Kamera läuft entpuppt sich Jonas als unerträgliches Arschloch, der sein Lächeln, das ihn so sympathisch fürs TV-Volk macht, nur für die Kamera und Promis anknipst. Während der Suche nach geeigneten Interviewpartnern fällt ihnen ein Aufruhr in der Menge auf. Menschen drängen von einem Ereignis weg. Jonas muss da natürlich hin. Polizei ist auch auf dem Weg - und wird von einem unkontrolliert handelnden Typen angegriffen. Immer mehr Menschen werden verletzt. Gebissen, wie Tobias feststellen muss. Und sein Chef? Der endet mit einem Schirm in der Brust. Endet? Nein, der steht wieder auf und latscht mit seinem "Brustschirm" auf andere zu und will sie beißen. Fluchtartig bewegen sich alle zum Ausgang, die Wege sind verstopft. Tobias flüchtet im Stage Diving Style über die Köpfe der Menge und kann sich aus dem Park retten. Draußen steht eine Feuerwehrbereitschaft und wundert sich über den Lärm. Einer der beiden aus dem Einsatzwagen steigt aus und wird von einem scheinbar Verrückten attackiert. Da schafft es ein Polizist, sich in den Wagen zu flüchten und gemeinsam mit dem verteidigt sich der Feuerwehrmann Cillian, der sich gerade von seiner Freundin Jessica getrennt hat, die nach Australien will, gegen die blutgierige Meute, die da aus dem Stadion kommt. Und Jessica ist statt in Australien leider noch im Land und wird ebenfalls angegriffen. Zwei Bekannte von ihr erwischt es, sie selbst kann vorerst entkommen. Ebenso ergeht es Abby. Und in einem Kinderheim sitzt Danny, der dort leider immer wieder hin muss, weil sein Bruder Mathias in der Armee war und später in die Security eines Konzerns eingestiegen ist und niemand sich um den Jungen kümmern kann. Auch Danny muss erkennen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Er kommt dann aber bei Alec unter, der nach seinem Dienst fürs Vaterland zwar im Rollstuhl sitzt, aber immer noch wehrhaft ist. Sein Bruder Mathias wiederum macht sich mit seinem Kumpel LeBlanc auf, um seinen Bruder zu holen und vor der Gefahr zu retten. All diese Leute sind auf der Flucht aus der Stadt, die von den Infizierten mehr und mehr eingenommen wird. Nichts ist mehr sicher. Kaufhäuser entwickeln sich zu Todesfallen, die Ausfallstraßen werden schnell von Fliehenden verstopft und die im Stau Steckenden sind eine willkommene Beute für ihre Jäger, die zudem anscheinend nur durch die Zerstörung des Gehirns aufzuhalten sind. Immer wieder müssen sich die kleinen Grüppchen neuen Gefahrensituationen aussetzen, an ihre Grenzen gehen, um zu überleben.

      "Survival Instinct" ist Zombiekost mit höheren Weihen als viele Werke dieses Genres. Das Buch ist zwar nicht so "armeelastig" wie bei Craig DiLouie und hat auch nicht den frischen Ansatz und das hohe Tempo eines Jeremy Robinson in "XOM-BI", nimmt sich dafür aber sehr viel Zeit, die einzelnen Charaktere ausführlich zu beleuchten, ohne dabei Langeweile aufkommen zu lassen, da sie ständig in neue Gefahren laufen oder gejagt werden. Alles entwickelt sich kontinuierlich auf akzeptablem bis hohem Niveau. Der Gorefaktor ist dabei okay, ohne allzusehr auszuufern. Sicherlich blutig, aber auch zeitweise sehr menschlich und emotional, nicht nur auf brutales Gemetzel bedacht. Und die Handlung, die sich nach und nach entwickelt, heben "Survival Instinct" wohltuend vom Einheitsbrei dieser Literaturgattung ab. Je näher man dem Ende des Buches kommt, desto mehr Spannung wird aufgebaut, die sich neben dem alltäglichen Überlebenskampf einschleicht. Ich bin echt gespannt auf die Fortsetzung, den zweiten Teil der Trilogie, nach den eingeflochtenen Andeutungen, die Kristal Little da serviert hat. Aus der Zombiekatastrophe wird wohl noch dazu ein echter Thriller mit Actionkinocharakter. Die paar vorkommenden Klischees kann man getrost an den Rand drängen und dass die Apokalypse mal in Kanada ausbricht und von dort aus die Welt verheert, ist ja auch mal ne Erwähnung wert. Stilistisch sauber, zügig, aber ohne Hetze, mit etlichen Kämpfen versehen und bisweilen auch rücksichtslos werden die Katastrophe und die Flucht vor dem Verderben geschildert. Wer anhand der Inhaltsangabe aber auf einen Tierhorror mit infizierten Ratten spekuliert hatte, liegt falsch. Die Ratten haben einen ebenso kurzen Auftritt wie die "Zombiewutzen" etliche Seiten später. Über Gründe des Ausbruchs schweige ich mich denn jetzt auch aus. Selber lesen ist angesagt - wenn man über 660 Seiten für den ersten Teil der Trilogie denn angehen will. Etwas lästig war die "neue, teuflische Rechtschreibreform" von Luzifer, aber der Verlag in Person von Steffen Janssen hat schon Gegensteuern und Besserung beschworen.


      jerry garcia

      • Gast


      Boyd Morrison. Seit Wochen hat der Chemiker Kevin Hamilton seinen Doktorvater Michael Ward nicht mehr gesehen, nachdem dieser ihn wegen des Scheiterns einer Versuchsreihe vor die Tür gesetzt hatte. Doch dann erfährt der junge Wissenschaftler, dass Ward in einem Feuer umgekommen ist. Kurz zuvor hatte ihm der Professor eine letzte Nachricht zukommen lassen: Kevins Experiment hat den Weg zu einem Verfahren gezeigt, das der Industrie Millionen einbringen könnte. Als Erfinder der Formel befindet sich Kevin plötzlich in höchster Gefahr.

      Michael Ward hat den jungen Mann selbtverständlich nur aus eigennützigen Motiven entlassen. Zuerst wollte er seine Entdeckung alleine umsetzen, musste dann aber feststellen, dass er dafür Unterstützung braucht. Er wendet sich an den Magnaten Clay Tarnwell. Der erkennt sofort die Chance, sieht aber keine Veranlassung, Mitwisser am Leben zu lassen und erst recht keine, den Mann wirklich zu bezahlten. Er überweist zwar einen Millionenbetrag auf ein Konto, richtet es aber so ein, dass Ward nicht über den vollen Betrag verfügen kann. Dachte er. Ward hatte ihn ausgegtrickst. Geld verschoben und dann auch noch eine falsche Formel geliefert. Also hetzt Tarnwell seine Leute auf Ward. Kurz bevor man ihn und seine Frau beseitigt, kann Ward noch eine verstümmelte E-Mail an Kevin senden. Jetzt steht der auf der Liste der gefährdeten Arten. Bald schon ist er mit seiner Bekannten Erica auf der Flucht. Gejagt von falschen Polizisten, behindert von echten dieser Gattung und immer in Gefahr erschossen zu werden. Doch einen Schutz haben sie. Aus den wenigen Hinweisen, die Ward hinterlassen hat, können sie einen Schließfachschlüssel einer Bank bergen. Mit Glück und Geschick schaffen sie es, auch ohne ordentliche Legitimation den Inhalt des Faches zu bergen. Kevin erkennt nicht nur, dass der Professor ihn geleimt hat, sondern auch, um was es sich bei der Entdeckung handelt. Als Beweis für seine Unschuld will er jetzt das Verfahren praktisch erproben und der Polizei vorlegen. Dazu braucht er die Hilfe eines Freundes in Virginia, wo er sich zudem auch sicher vor den texanischen Gangstern glaubt. Irrtum, aber dennoch kann er sich zusammen mit Erica ein weiteres Mal absetzen.

      "Substance" heißt das (Im deutschen Titel), Substanz haben tut es leider eher nicht. Da reihen sich die Klischees aneinander wie Kunden vor der Supermarktkasse während des Hochbetriebs. Der betrügerische Prof, der gierige ganze fiese Fiesling mit Millionen im Hintergrund und der nette, gutaussehende und clevere Student inklusive Love Interest, die beide selbstverständlich noch immer unter den Folgen der Geschehnisse ihrer jeweiligen Jugend zu leiden haben. Das ist gut für ein paar Sätze familiäre Emotionen, um die flachen Charaktere dem Leser vielleicht etwas sympathischer zu machen. Insgesamt ist das mehr Schreiben nach Zahlen als sonst etwas. Und das noch dazu mit diversen Mängeln vom Verlag. Schon in der Zusammenfassung auf Seite zwei werden rechtschreibregeln ausser Kraft gesetzt, wenn es da heißt "....erfährt dieser von Professor Wards Tot." Zitat Ende. Der Unterschied zwischen "tot" und "Tod" ist also nicht bekannt. Später in der Story flüchtet Erica vor einem Verfolger, kommt an eine verschlossene Tür, hetzt zur nächsten, die mit einem Keil offen gehalten wird, dreht sich zum Jäger um UND REISST DIE TÜR AUF, die ja von dem Keil offen gehalten wurde. "Substance" erscheint wie eine erste Fingerübung des Autors, worauf auch sein Nachwort hinweist, in dem er dem geneigten Leser ans Herz legt, dass er dieses Buch schon 1995 - also zehn lange Jahre vor seinem eigentlich als Erstling geführten "Die Arche" - verfasst und nur hinsichtlich weiter entwickelter Technologien noch einmal überarbeitet habe. Hätte er besser mal etwas mehr Zeit aufgewandt und mehr korrigiert. An Ideen mangelt es Boyd Morrsion ja nicht, aber die Umsetzung kommt über eine banale, schnell zu konsumierende und völlig anspruchslose Strandlektüre mit Nachmittags-TV-Action nicht hinaus. Standardware, wie sie der Markt in Massen bereit hält und zudem ein Zeugnis, wie ein großer Verlag seine zahlenden Kunden veräppelt, indem er sich die Kosten für Lektorat und Korrektorat auch noch spart. Wer nur reine Ablenkung ohne großen Inhalt will, schnell durch sein möchte oder einfach ein Buch braucht, das man in Etappen lesen kann, ohne sich darüber zu grämen, der Lektüre nicht sofort weiter folgen zu können (Strand, oder einfach nur im Bett müde lesen usw.), kann sich mit dem Werk anfreunden. Wer auf satte Action und Abenteuer steht, die möglichst auch lektoriert wurden, sollte lieber zu Matthew Reilly greifen. Das hier wäre eine totale Fehlinvestition, da ist jeder Euro zu schade.
       


      jerry garcia

      • Gast


      Ilkka Remes. Was als tragischer Mordfall an einer Schülerin beginnt, ist der auftakt zu einem atemberaubenden Thriller über internationalen Waffen- und Steroidhandel - und ein schmutziges Geheimnis um den Untergang der Estonia.

      Roni ist unter Aufsicht seines fürsorglichen Vaters Tero ein aufstrebendes Talent in der G2-Serie. er könnte der nächste Mika Häkkinen werden, wenn alles anch Plan verläuft. Doch eines Abends gerät ein Streit mit seiner Freundin Julia etwas ausser Kontrolle. Er würgt sie, bis sie bewegungslos am Boden liegt und hat dann ab. Zuhause muss er dann seinem Vater alles beichten. Dieser versucht, seinen Sohn solange zu schützen, dass der seine Karriere starten kann und sich dann selbst der Polizei stellen soll. So beginnt er eine Vertuschungsaktion. Doch so einfach wird die Sache nicht. Also entschließt sich Tero, seinen missratenen zweiten Sohn Valtteri hinzuhängen. Der ist als drogensüchtiger Kleinkrimineller eh schnell ein gefundenes Fressen für die Polizei. Muss man im halt einige Indizien unterjubeln. Gedacht, getan - und dennoch verloren. Toomas, der Onkel von Julia kommt mit einer Aufnahme an, die bestätigt, dass sich Roni und Julia am Abend des Mordes getroffen haben. Und er will etwas für sein Schweigen. Die beiden Komplizen sollen aus dem Tresor eines Sponsors von Roni in einer Bank in Lausanne verschiedene Unterlagen entwenden. So begeben sich die Zwei auf die Reise zum Sponsor in Spanien, beschaffen sich trickreich die Zugangsdaten und einen falschen Ausweis, der Tero zum Schließfach durchkommen lässt. Der findet ein VHS-Band und einige Unterlagen, was er auch alles mitnimmt. Während er dort war, hat ein weiterer Mann nach dem Schließfach gefragt und als er erfährt, dass Tero soeben dort war, verfolgt er ihn. Und in Finnland macht sich der Vater von Julia auf, den Mord an seiner Tochter auf eigene Faust aufzuklären. Besonders, weil die Polizei in deren Zimmer einige tausend Euro gefunden hat und niemand sich erklären kann, woher das Geld kommt. Jenni, eine Freundin von ihr, erzählt, dass Julia in den Handel mit Steroiden verwickelt gewesen sein - und Roni nimmt das Zeug zur Stärkung der Nackenmuskulatur. Kimmo, der Vater, ist ausser sich vor Wut. Und unterdessen werden Tero und Roni von Männern gejagt, die an die Sachen aus dem Tresor wollen.

      Zu Beginn fällt es einem echt schwer, sich mit den beiden Arias' Tero und Roni auch nur ansatzweise anzufreunden, Sympathien zu entwickeln. Sie erscheinen ohne Rücksicht auf andere nur ihr Ziel im Kopf zu haben. Besonders der Vater, der doch recht berechnend seinen anderen - nutzlosen erscheinenden - Sohn opfern würde. Auf den ersten rund 130 Seiten dreht sich fast alles um den bis dahin "simplen" Mord mit dem Ansatz zum Familiendrama. Doch  mit jeder weiteren Seite entwickelt Ilkka Remes wieder einen seiner bekannten Thriller, in denen er Haken schlägt, wie ein Hase auf der Flucht. Und wie auch schon fast gewohnt, lässt er seinen Roman internationales Flair entwickeln. Die Deutschen und sogar die Amerikaner finden kaum Erwähnung in "Tödlicher Sog", dafür aber die Nachbarn Schweden und Russland. und plötzlich sind neben den Steroiden auch noch Waffen, Geheimagenten und Killer im Spiel. Und dann führen Spuren zu dem eh schon geheimnisvollen und nie richtig aufgeklärten Untergang der "Estonia". Warum wurden Ermittlungen behindert, Tauchgänge nicht erwähnt oder untersagt, Rettungsflüge verheimlicht, das Wrack nie geborgen, die Toten ebenfalls nicht? Und so kommt es, dass Ilkka Remes seine Landsleute und auch die schwedischen Nachbarn bald in einem schlechten Licht dastehen lässt. Die Einen als Waffenlieferant Nummer Eins in Europa und die Anderen als deren willfährige Erfüllungsghilfen ohne Rückgrat. Mit zunehmender Dauer, ansteigender Seitenzahl wird das Buch immer spannender, tritt der Mord fast in den Hintergrund und ja - ab da hab ich sogar mit den zwei Arias' mitgefiebert. Dennoch konnte es noch nicht ganz mit dem Ende versöhnen. Abgesehen davon ist Ilkka Remes zum wiederholten Male ein ganz starker, spannungsgeladener und abwechslungsreicher Thriller gelungen, der in höchstem Maße zu unterhalten weiß, auch wenn er etwas Anlaufzeit braucht.


      jerry garcia

      • Gast


      Tom Wood. Victor ist der perfekte Auftragsmörder. Er ist das anonyme Gesicht in der Menge, der Mann, den man nicht wahrnimmt – bis es zu spät ist. Doch nun bittet ihn ein alter Bekannter um Hilfe, und zum ersten Mal besteht Victors Auftrag nicht darin, jemanden zu töten, sondern zu beschützen: die junge Giselle, Stieftochter einer russischen Unterweltgröße. Von seinen Verfolgern gnadenlos durch ganz London gejagt, muss Victor alles riskieren. Und jeder seiner Schritte lockt die Gefahr näher an Giselle, deren Leben er um jeden Preis schützen muss.

      Victor wird nach St. Petersburg gerufen, um für Aleksandr Norimov einen Auftrag zu übernehmen. Doch bevor er sich dem Mann überhaupt nähert, sichert er zuerst die Umgebung und zeigt zweien von dessen Männern, die die Hintertür des Clubs in das Meeting stattfinden soll, überwachen, was er von deren laxer Arbeitsauffassung hält. Zudem beweist deren in aller Öffentlichkeit zu erkennende Position, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um eine Falle handelt. Norimov ist ein alter Geschäftspartner, fast Freund, der ihn aber auch verraten hatte. So ist Victor skeptisch. Doch er lässt sich überzeugen. Es geht um die Stieftochter von Norimov, die Tochter von Eleanor, mit der Victor dereinst gut auskam. Und Norimov belabert Victor so lange,bis der endlich zusagt. Problem: Stieftöchterchen kann Daddy und sein Mafiageschäft überhaupt nicht ertragen und hat sich nach London abgesetzt - und ist dort für Norimov unauffindbar. Das soll Victor also auch noch für ihn erledigen. In London eingetroffen, findet er zwei Russen - Dmitri und Igor - vor, die ihn unterstüzten sollen. Gisele, so der Name der Stieftochter, ist set einer Woche nicht zur Arbeit erschienen, keiner ihrer Bekannten hat sie gesehen und die beiden Russkies konnten sie nirgends finden. Victor steigt eines nachts in ihre Wohung ein und wartet. Da kommen drei Figuren an und tun es ihm nach - sie brechen ein. Wer so eine Wohung betritt kann nur Übles im Sinn haben. Victor fängt den ersten Typen ab und drückt gegen seine Halsschlagader, bis der bewusstlos ist. Beim zweiten Kerl geht das nicht so rasch und er muss ihn nur halbbetäubt liegenlassen, um sich gegen Nummer drei zu wehren. Der greift mit dem Messer an, das er dann selbst durch Victor in den Unterleib bekommt. Solange das Messer in der Wunde ist, blutet die Verletzung kaum. Victor beginnt damit, seine Fragen an den Verletzten zu richten. Als der  nicht so richtig mit der Sprache raus will, stellt Victor seinen Fuß in das Genick des nur halbwegs außer Gefecht gesetzten Gangsters und verlagert sein Gewicht bis die Wirbel brechen. Danach zieht er das Messer aus der Wunde des Verletzten und fragt ein weiteres Mal, erklärt ihm aber vorher, dass der noch wünschen würde, dass Victor das Messer wieder in die Wunde steckt, da dann der Blutfluss aufhören würde und er noch eine Chance habe, das Ganze zu überleben. Also bittet der Typ darum, dass das Messer wieder in seinen Unterleib gesteckt wird. Und er redet. Danach bekommt er von Victor den Rat, das Messer wieder rauszuziehen, damit der Tod schneller und schmerzloser eintritt, denn sterben würde er auf jeden Fall. Victor hat ihn angelogen. Aber keiner der Kerle wusste, wo Gisele ist. Die Polizei findet nach einem Anruf durch Nachbarn dann drei Leichen in der Wohnung der Frau. Den mit der Messerwunde, der mit den durchtrennten Wirbeln und einen, dem schlicht der Kopf umgedreht wurde. Die Bewohnerin ist weiterhin nicht aufzufinden. Dafür taucht jetzt jemand vom Security Service (MI5) auf und die Frau namnes Anderton faselt von nationaler Sicherheit. Reißt die Ermittlungen an sich. Victor aber ahnt, wo sich die Gesuchte versteckt und findet sie dann auch. Sie fahren zu einem sicheren Versteck, in dem fünf Männer von Norimov - alles Russen - warten, um sich nun um Gisele zu kümmern. Einer macht sich auf den Weg, Mahlzeiten für alle zu holen. Doch in genau dieser Zeit erfolgt ein Angriff einer Söldnertruppe. Nur Gisele und Victor können entkommen und zwei Söldner lassen auch ihr Leben. Victor muss sich jetzt auf die Spuren der Auftraggeber der Killer heften, herausfinden, was die ganze Aktion soll, um festzustellen, was die von Aleksandr wollen. Und die gesamte Zeit hat er die Stieftochter an der Backe, die mit seiner Berufswahl, seinem Umgang und seinen Methoden so rein gar nicht einverstanden ist.

      Tom Woods Auftragskiller Victor wird als Bodyguard angeheuert. Nicht unbedingt seine übliche Arbeit, aber auch hier beweist er seine Umsicht, seine Disziplin, seine akribische Vorsicht und eine Eiseskälte, wenn er völlg emotionslos, fast beiläufig tötet. Es ist für den Leser absolut faszinierend, schon auf den ersten Seiten gemeinsam mit Feinden von Victor dessen Vorsichtsmaßnahmen mitzuverfolgen, die grundsätzlich darauf beruhen, nie zweimal das Gleiche zu tun, immer auf der Hut zu sein und womöglich vorhandene Beschatter zu täuschen. Victor traut niemandem. Wie sich bei seiner Annäherung an den Auftraggeber in St. Petersburg zeigt. Und auch im Gespräch bleibt er fuhig, überlegen, ja, auch höflich. Victor ist ein Mann mit ausgefeilten Manieren, der das Fluchen und Schimpfworte verachtet, aber dennoch ein extrem harter Mann, einer mit gewissen Prinzipien. Nicht lange nachdem er sich dazu entschlossen hat, die Aufgabe zu übernehmen, beginnt die beinharte Action. Jetzt ist Zug in dem Buch, hohes Tempo und einige Härten bestimmen das Geschehen, wobei die Härte gar nicht einmal so sehr durch blutiges Gemetzel erzeugt wird, sondern durch die Art, wie der Protagonist, der zum Sympathieträger gewordene Profikiller so nebenbei einen am Boden liegenden wehrlosen Gegner zu Tode tritt. Das hat mehr Wirkung auf den Leser als jeder minutenlange Shoot-Out. Hatte man sich gerade daran gewöhnt, dass Victor tatsächlich wie ein Mensch denken und handeln kann, dass er zwar sein Tun nicht hinterfragt, aber sich zumindest innerlich mit seinen Gefühlen befasst, zeigt sich völlig unerwartet der bösartige Killer in ihm, dem es nichts, aber auch gar nichts ausmacht, einen Menschen einfach vom Leben zum Tode zu befördern. Tom Wood lässt es krachen in seinem gut strukturierten Thriller, der auch von Spannungselementen lebt, die sich hauptsächich aus dem "Warum?" und der Suche nach möglichen Verrätern ergeben. Gisele als Stieftochter eines russischen Mafiabosses ist mal nur Anhängsel oder mal so etwas wie ein Gewissen, das sie Victor aufdrängen will. Sie ist der Gutmensch für den Leser, der Gegenpart zum Killer, so scheint es. Doch hat sie auch ein Geheimnis, wie man uns glauben machen möchte? Obwohl die beiden Hauptfiguren so lange gemeinsam um ihr Übeleben kämpfen, bleibt für traute Zweisamkeit kein Platz. Das wäre auch  nicht Victors Art. Es geht fulminant zur Sache - bis zum Ende. Pausen, Längen, öde Seiten? Fehlanzeige. Volles Tempo, unbarmherzige und intensive Action in einem der besten Page-Turner seit langer Zeit. Höchste Weihen für dieses Buch, schier grenzenlose, überbordende Begeisterung für mittlerweile alle vier Bücher. Leser der Welt, verneigt euch vor Tom Wood. Genießt den außergewöhnlichen Helden Victor. Und fordert nach dem vierten Buch nur: Give me (number) five!!! Jeder Thrillerfreund sollte hier einen Kauf in Erwägung ziehen, das Geld ist gut angelegt. Und wer sich einen Helden abseits der üblichen Figuren aus dem Massengeschäft wünscht, für den ist diese Lektüre fast schon Pflicht. Das erste Buch "Codename Tesseract/ The killer" soll ja von Pierre Morel verfilmt werden. Der hat mit "Taken/96 hours" ja bewiesen, was er kann und scheint für "The gunman/Position: Anschlag liegend/La position de tireur couche" mit Sean Penn ebenfalls gut gerüstet. Regisseur passt also schon mal. Aber wer soll den Victor spielen? Bitte, keiner von den Jungfüchsen wie Lutz oder Lautner. Scott Adkins, rasiert und in Anzug? Statham? Daniel Craig oder Pierce Brosnan? Wer gut gepasst hätte, wäre Alain Delon zu Zeiten "Der eiskalte Engel/Le Samourai". Vorschläge gerne in der Kommentarfunktion. Bin echt neugierig, was euch so einfällt. Zum Abschluss erteile ich schlicht LESEPFLICHT!!!


      Offline JasonXtreme

      • Let me be your Valentineee! YEAH!
      • Global Moderator
      • *****
        • Weiter im Text...
          • Show only replies by JasonXtreme
        Klingt mal so richtig geil!!!
        Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


        Meine DVDs


        Offline Necronomicon

        • Moderator
        • *****
            • Show only replies by Necronomicon
          XOM-BI und Survival Instinct werden wohl meine nächsten beiden Bücher sein. Danke für die Tipps  :)


          jerry garcia

          • Gast
          Klingt mal so richtig geil!!!

          Würde ich Punkte vergeben, bekäme er 15 von 10!!!! :D

          @Necronomicon. Aber gerne doch.

          « Letzte Änderung: 16. März 2015, 18:30:54 von jerry garcia »


          Offline JasonXtreme

          • Let me be your Valentineee! YEAH!
          • Global Moderator
          • *****
            • Weiter im Text...
              • Show only replies by JasonXtreme
            Bei deinem extremkonsum will das was heissen :D
            Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


            Meine DVDs


            jerry garcia

            • Gast


            Jean-Patrick Manchette. Gerfaut rauscht mit seinem Mercedes über die Nationalstraße, als er von einem Raser überholt wird. Später findet er den Wagen im Graben und den Fahrer tot daneben. Doch er starb nicht an den Folgen des Unfalls. Er wurde erschossen. Vermutlich von den Typen, die gerade in einem roten Lancia das Weite suchen. Ab jetzt ist auch sein Leben in größter Gefahr.

            Georges Gerfaut hat die Sache mit dem toten Unbekannten schon lange vergessen. Er hat ihn ins Krankenhaus gebracht und ist dann abgehauen, ohne seine Personalien zu hinterlassen. War ihm lieber so, da er schon etwas gebechert hatte. Doch wirklich loslassen tut ihn das Ganze nicht. Im Urlaub versuchen zwei Kerle ihn im Meer zu ersäufen. Er kann entkommen, aber obwohl der Strand überfüllt ist, hat niemand auch nur das Geringste gesehen. Er lässt seine Familie, Frau und zwei kinder, zurück und fährt nach Hause nach Paris. Sicher ist er hier natürlich auch nicht.
            Einem zweiten Angriff kann er nur knapp entkommen. Er flieht quer durch Frankreich, durchreist das Land wie einer dieser Wohnsitzlosen, springt auf Züge auf und gerät dann einmal an den Falschen Kollegen. Der will ihm auch noch seine restliche Habe abnehmen, doch Gerfaut springt aus dem fahrenden Zug, aus dem Güterwaggon. Dabei haut er sich heftig den Knöchel an und stellt zudem fest, dass sich der Depp im weitergefahrenen Zug auch noch seine Brieftasche gekrallt hat. Er humpelt weiter, wird immer schwächer und später von ausländischen Arbeitern (Holzfällern) aufgelesen und in eine Hütte gebracht. Dort behandelt ihn ein Mann, der sich aus der Welt zurückgezogen hat und seine Kenntnisse nun armen Leuten oder verirrten und verletzten Wanderern zukommen lässt. Die Erholung von Gerfaut dauert diesmal lange und als sein Sanitäter und Wohltäter stirbt, kommt dessen entfremdete Tochter,m um sich um den Nachlass zu kümmern - und um ihn. Doch sie werden auch von den Killern gefunden.

            "Westküstenblues oder Killer stellen ich nicht vor" ist eine härtere Variante französischer Thrillerkost, die sparsam mit Worten umgeht und dennoch die Finger auf Wunden der Nation legt. Da ist die Rede vom Arbeiterkampf, von Ausbeutung, Löhnen, die nicht zum Leben reichen, Kommunismus und Frankreichs "Engagement" in Übersee. Nun, das mit der Ausbeutung und dem fast sklavenartigen Lohn für volle Arbeitszeit gibt es heute noch, in viel schlimmerer Form. Die Welt damals war schon verzweifelt und wer davon spricht, dass früher alles besser war, der kann nur einige kleinere Vorkommnisse meinen, denn jede Zeit hatte ihre schwierigen Phasen mit großen Problemen. Heuzutage sind es die Gierpolitiker, die das Volk gemeinsam behumpsen und selbstverständlich die amerikanisierten Superkapitalisten.die wissen, wie man Steuergesetze umgeht, von den bezahlten Schergen ändern lässt oder sich um gerechte Lohnzahlungen erfolgreich drückt und Teile der Gehälter dem jeweiligen Staat aufdrückt, der sie an die Bedürftigen, die von ihrer mies bezahlten Arbeit bei eben jenen Kotzbrockenkonzerngierkapitalisten nicht leben können, dann aufstockt. Das Buch ist in der Hinsicht düster und auch sonst hat man es hier mit Verzweiflung zu tun - und einem Mann mit Vergangenheit, der das alles irgendwann nicht mehr hinnimmt und sich zur Wehr setzt. Man hätte es nicht erwartet, aber Gerfaut passt zu dem Etikett "hardboiled" und so agiert er auch. Derbe, brutal, rücksichtslos und wortkarg, völlig ohne überflüssigen Schnicschnack. Manchette verzichtet selbst bei Liebesszenen oder Beziehungen weitesgehend auf Emotionen und lässt die Charaktere recht gefühllos handeln. Spannende, harte und schnörkellose Story mit einem kurzen Schnipsel Politik und einem bösen Hintermann, der kaum "Screentime" hat und eher ein paranoider Hanswurst ist (Der mit seinen angedichteten deutschen Vorfahren deutlich mnacht, dass es damals Mitte der 70-er noch nicht weit her war mit der deutsch-französischen Freundschaft) auf rund 112 Seiten, in der wirklich kein Wort zuviel ist. Der Titel "Westküstenblues" bezieht sich offenkundig auf den Musikgeschmack des Gerfaut.Gelungen verfilmt mit Alain Delon.


            jerry garcia

            • Gast


            Douglas Preston/ Lincoln Child. Agent Gideon Crew erhält den Auftrag, aus einer Ausstellung in New York eine bestimmte Seite aus einer berühmten frühmittelalterlichen Handschrift zu stehlen. Ein gefundenes Fressen für den begnadeten Kunstdieb – der Coup gelingt. Auf dem Pergament schimmert eine alte Seekarte hindurch. Sie kündet von einer Reise, die vor Jahrtausenden in der Ägäis begann und zu einer Karibikinsel führte. Dort gab es offenbar eine Heilpflanze, die Kranke gesund macht und das Leben verlängert. Klar, dass dies ein Milliardengeschäft wäre. Gideon bricht zu einer hochgefährlichen Expedition auf, um die Insel ausfindig zu machen, und er wird den Verdacht nicht los, dass die alte Karte womöglich die Irrfahrten des Odysseus abbilden könnte. Quelle: Droemer Knaur.

            Crew wird von seinem "Chef" Glinn beauftragt, eine Seite aus dem "Book of Kells" zu stehlen. Das wird derzeit in einer New Yorker Bibliothek ausgestellt. Gemeinsam besuchen sie die Ausstellung, um sich dort heimlich über die Sicherheitsmaßnahmen zu informieren. Die sind immens, aber Gideon kann einen verwegenen und cleveren Plan in die Tat umsetzen. Auf der Seite befindet sich eine Karte, die den Weg zu einer Karigikinsel weist, auf der eine wundersame Heilpflanze existieren soll. Glinn will damit seine Behinderungen kurieren und macht auch Crew Hoffnung, dass man ihn damit retten könnte. Zusammen mit Amy macht sich Crew auf den Weg. Seine Gefährtin für diesen Auftrag steht ihm eher unleidlich gegenüber und will außer allen Dingen, die mit dem Job zu tun haben, nichts von ihm wissen, bleibt wortkarg auf Distanz. So ganz ohne Hindernisse geht die Reise nicht vonstatten. Sie kommen in die Gegend, in der früher diverse Schatzgaleonen der Spanier aus unterschiedlichsten Gründen gesunken sind und die angeblich noch Gold im Wert von etlichen Millionen an Bord haben. Und schon bald stoßen die beiden auf Schatzjäger. Die vermuten, dass auch Crew und Amy nach Gold auf dem Meeresgrund suchen und wollen sie dementsprechend eben genau dahin schicken. Nur eben unfreiwillig und tot. Die drehen den Spieß um und schon ist zumindest diese Gefahr beseitigt. Doch damit nicht genug. Ihr Boot ist beschädigt und sie müssen bald an Land kommen, bevor sie jämmerlich ersaufen. Es gelingt. Im Dschungel geraten sie an einem Stamm von Eingeborenen, die sie aufnehmen. Und dann töten wollen. Wieder gelingt es ihnen knapp zu entkommen und eine abgelegene Insel zu finden. Was sie dort erleben müssen, spottet jeder Beschreibung.

            Man nehme eine Prise Steve Berry, gebe etwas James Rollins hinzu, erinnere sich an die TV-Serie "Alias" und lasse das zusammen mit Elementen aus "Indiana Jones" und Odysseus vor sich hingaren und hat bald "Lost Island" als Ergebnis. Das dritte Buch um Gideon Crew kann sogar mit einem eher unbeabsichtigten Spruch zu einer bekannten Krise aufwarten: "Traue nie einem Griechen, der mit Geschenken kommt.". All das ist in einem schlichten und seichten, also sehr leicht lesbaren Stil formuliert, reiht sich auch eher in die Stand Alone ihrer gemeinsamen Arbeiten oder ihre Solowerke ein. Und sie reiten ständig auf dem Begriff "Social engineering" herum, das ihr Hauptcharakter ja so perfekt beherrscht - tarnen, täuschen und lügen. Die Action, die erst spät einsetzt, ist routiniert geschrieben, die Figuren eher flach und an Klischees hat man auch nicht gespart. Manchmal ist die Story schon vogelwild. Gerade die Vorkommnisse auf der Insel sind dann alles Mögliche, nur nicht logisch. Aber das erwartet man ja auch nicht unbedingt bei schneller Unterhaltungslektüre der beiden Autoren. Unterhaltsam ist die Mixtur allemal, kann man in kurzer Zeit regelrecht verschlingen (Wenn man sich keine großen Gedanken um die Story und die Zutaten macht) und im letzten Viertel geht es wirklich heiß und hoch her. Fantasy, Sage, Action, Abenteuer mit einem Hinweis zu einem vierten Buch um Gideon Crew. Durchschnittliche Kost für Fans und den Massenmarkt, aber keine "Gefahr" für ihren Pendergast, der weitaus geschickter und tiefsinniger angelegt ist.


            jerry garcia

            • Gast


            Mark Greaney nach einer Idee von Tom Clancy. Der Aufstieg zur Macht des neuen starken Mannes in Russland verdankt sich dunklen Machenschaften, die Jahrzehnte zurückliegen. Ausgerechnet President Jack Ryan war daran nicht ganz unbeteiligt, aber er ist auch der Einzige, der jetzt den Übergriff einer wiedererwachten Weltmacht auf die Krim stoppen kann.

            Kurz und knapp beginnt man von russischer Seite man schnell den Esten Mores beizubringen. Doch der Übergriff auf das Staatsgebiet einer anderen Nation wird von einer kleinen Schar amerikanischer Soldaten und Waffengattungen schnell unterbunden. Die Amerikaner musst nur eingreifen, weil die NATO zu lahmarschig war. Danach vergeht erst einmal etwas Zeit. Genug, um in Rückblenden zu erzählen, wie Jack sr. noch ein Junior war und nach seinen Abenteuern mit der IRA und später in Rom einem fiesen Killer der Ostmächte auf die Spur kommt und in gefährliche Machenschaften zu Zeiten des Kalten Krieges in Berlin und in der Schweiz verwickelt wird. In der Gegeenwart ist der nun Sohnemann Jack jr. ebenfalls in Europa, in Londons City tätig. Nicht als Agent, sondern im normalen Job eines Bankers. Bei seinen Recherchen stößt er auf Ungereimtheiten, die zu einigen superreichen Russen führen (London heißt ja nicht umsonst Londongrad), die aber auch Verbindungen in die Heimat, in die Schweiz und nach Antigua haben. Während sich also um Geld und Geheimdienst gekümmert wird, feuert der russische Präsidetn Wolodin eine Krise um die Ukraine an, opfert dabei auch eigene Leute, um es den Ukrainern in die Schuhe zu schieben. Und schon bald stehen die Panzer vor der Tür der Ukraine. Die Truppen schieben sich immer weiter nach Westen vor, die Krim wird annektiert und Amerika sieht sich gezwungen wieder selbst einzugreifen, da von der NATO ja nix zu erwarten ist. So kommt es, dass ein kleines Kontigent regulärer Truppen und einige bekannte Leute des immer noch illegalen Campus sich den Russen entgegenstellen. Sie können den weitaus überlegeneren Gegnern schwere Verluste zufügen, müssen sich aufgrund eigener - wenn auch geringer - Verluste und der Unfähgikeit der Ukrainer im Kampf im weiter zurückziehen. Da laufen in den USA und Europa endlich alle Ermittlungsfäden zusammen und man hat ein Druckmittel gegen den russischen Präsidenten in der Hand.

            Man weiß, was man sich kauft, wenn auf dem Buchdeckel Clancy steht. Proamerikanisch bis zum Gruiß der Flagge, wenn auch nicht vom Meister selbst, sondern von einem Vertragsautor geschrieben. Man weiß dann auch, dass es besser ist, seinen Verstand runterzufahren und sich immer wieder das Mantra vorzubeten: "Das ist ein Roman, das ist ein Roman...". Denn sonst kann es passieren, dass man bei einigen Punkten beginnt, sich über dies oder das zu ärgern. Das Buch ist nahe an der Realität, gut vorhergesagt im Jahr 2013, aber wenn er das schon konnte, musste er dann dennoch diesen ständig mahnenden Zeigefinger erheben? Ihr bösen Russen, nutzt ihr einfach gefälschte Beweise, um einen souveränen Staat zu überfallen? Tsts, geht ja mal gar nicht. Jeder ehrenvolle Amerikaner würde sich schämen (Naja, die sind recht rar gesät, besonders in Politik und Wirtschaft). Es wird also toll Schwarz/Weiß gemalt. Wolodin entpuppt sich als Putin, nur noch böser, bei den Amerikanern finden sich alle (überlebenden) Protagonisten seit den Anfängen ein. Die Jungs um Rainbow, den Campus, die Ryan-Familie und einige Militärs. Einige, die in aktuellen Geschehnissen aufgrund ihres vorherigen Ablebens nicht mehr in Erscheinung treten, dürfen sich in Rückblenden wieder in Erinnerung bringen. "DAS IST EIN ROMAN"! wieder einmal in die Gedanken zu bringen, nutzt besonders, wenn die anti-östliche Rhetorik in Gang kommt. Es werden sämtliche Klischees über den damaligen Osten und das jetzt noch russische Einflussgebiet in die Handlung gezimmert. Selbst RAF, Gulags oder Killer im Dienste der russischen Führung werden bemüht. Und Geldschiebereien von Gierbänkern, die selbstverständlich nicht amerikanischer Herkunft sind. Und bald entwickelt sich das Buch zu einem Dreigestirn aus Wirtschaftskriminlität im großen Stil, Geheimdienstarbeit in Rückblende und Gegenwart und dem Kampf um die Krim. Der bietet einige Scharmützel, etwas Luftkampf, die Einnahme eines schwer bewachten Hotels und ein, zwei weitere Schmankerl. Alles schön aufbereitet für das grenzenlose Lob der US-Waffentechnik und der Kämpfer für das Gute. Leider ist auch das auf den rund 850 Seiten manchmal etwas zäh und man merkt an jeder Ecke, dass der Meister nicht mehr selbst Hand angelegt hat. Denkt man nicht über die amerikanische Sichtweise nach und lässt einige Punkte der Handlung bzw. Behauptungen eher links liegen, ist es eine brauchbar-unterhaltende Lektüre mit einigen Spannungs- und Actioneinlagen, zu denen aber auch das Abarbeiten von Klischees wie nach einer vorgegebenen Liste gehört. Wenn man es sich denn unbedingt kaufen muss und lesen will, dann sollte man im Gegensatz zu mir doch lieber das Taschenbuch abwarten. Und wer mit America First so rein gar nix anfangen kann, lässt eh besser die Finger weg, sonst greift er womöglich selbst bald zu den Waffen. Vorschlag für den Verlag: Auch wenn Tom Clancy ebenso wie Robert Ludlum nach ihrem jeweiligen Ableben nur noch als Marke zu Verkaufszwecken benutzt werden, wäre es sicher rechtens und auch fair dem Leser gegenüber bei Clancy wie bei Ludlum nun auch den wahren Autor zumindest mit auf dem Buchdeckel zu erwähnen. Ansonsten erweckt es womöglich den Anschein zumindest des Etikettenschwindels, wenn nicht gar schlimmer. Doch das ist nur eine Vermutung und ob andere das ähnlich sehen, weiß ich nicht.


            jerry garcia

            • Gast


            Richard Jay Parker. Der Besuch in einem Café endet für Leo Sharpe in einem Albtraum: Seine Frau Laura verschwindet ohne jede Spur. Offenbar geriet sie in die Gewalt des Vacation Killers – einem Serienmörder, der seine Taten über Ketten-E-Mails ankündigt, Tage bevor er einen gekochten Kieferknochen an die Polizei schickt. Verzweifelt kämpft Leo gegen die Zeit und gegen seine eigenen Dämonen. Er muss alles riskieren, um den Killer zu stoppen.
            Da erhält er eine E-Mail:
            leite diese email an zehn freunde weiter - jeder dieser freunde muss sie auch an zehn freunde weiterleiten - vielleicht wird einer dieser freunde von freunden von freunden einer von meinen freunden sein - wenn diese email innerhalb von einer woche in meinem posteingang landet, schneid ich der schlampe die kehle nicht durch
            Quelle: Festa-Verlag

            Als es mit diesen Kettenmails begann, wurde sie anfangs nicht sonderlich ernst genommen - bis man die ersten, in den Nachrichten beschriebenen, Opfer fand bzw. deren Kieferknochen der Polizei zugeschickt wurden. JETZT begann eine fieberhafte Suche nach dem Psycho, die aber eher damit endete, dass die Polizei die Angehörigen verhörte, überwachte und somit zuvorderst verdächtigte. Sicher fanden die Medien wie gewohnt ihren perversen Gefallen an den Vorkommnissen und gruben Fälle aus, die durchaus ins Konzept des Killers passen könnten. In Deutschland, den USA, Montenegro und eben in England. Dann veschwand Leo Sharpes Frau Laura. Er sucht und sucht - bei Verwandten, Bekannten, Freunden, Ex-Freunden, selbstverständlich den Nachbarn und Arbeitgebern. Niemand hat einen Hinweis oder auch nur eine kleine Spur. Die Polizei wird von Woche zu Woche, Monat zu Monat nachlässiger, hat sich um andere Fälle zu kümmern, lässt aber anscheinend den Ehemann überwachen. Und der: wird wie aus heiterem Himmel von einem Bookwalter angemailt., dass dieser der VK (Vacation Killer) sei und seine Frau habe. In wochenlangem Dialog zwischen Hoffen und Bangen beginnt ein "Tanz der Worte" zwischen den beiden Kontrahenten. Via Internet nicht zuviel preisgeben, aber so viele Infos wie nur möglich entlocken wollen. Es erscheint vollkommen irrig, dass dieser Typ, der angeblich in den USA ist, laut der dortigen Behörden das Land, ja sogar den Bundesstaat Louisiana nie verlassen hat, etwas mit der Sache zu tun hat. Dennoch hat er Material, dass Leo unruhiger werden lässt als sonst bei solchen Gelegenheiten. Da bietet ihm der Typ doch tatsächlich Hin- und Rückflug  nach New Orleans an, will ebenso Kosten für Hotel und alles Weitere übernehmen. Leo in seiner Verzweiflung und nach fünfzehn langen Monaten völlig aufgezehrt, nimmt an. Was er dort erfahren muss, lässt ihn an der Menschheit zweifeln.

             "Stop me!" beginnt wie ein ganz fieser, kleiner Thriller um einen perfiden Trend im Internet, der sich diese lästige Tradition der Kettenbriefe und das Treiben von Serienkillern zunutze macht. Lange Ungewissheit und immer neue Verdächtige, die aus dem Dunstkreis der User auftauchen, die man für den VK hält, erhöhen die Spannung. Unerwartet kommen dann auch die nur allzu menschlichen Aspekte ins Spiel. Während Leo auf Schlafmitteln ist, seiner Arbeit nur noch im Tran nachgeht, einen zwanghaften Putzfimmel entwickelt hat, mittlerweile seine Hoffnung an kleinere Dinge klammert und auf andere Menschen gerne verzichten kann, treten um ihn herum plötzlich einige kleinere und größere Dramen zutage, die er zuvor nicht bemerkt hat und die ihn jetzt bestenfalls peripher interessieren.Viele der ihn umgebenden und handelnden Personen sind nicht wirklich die glücklichen Menschen, die sie nach außen hin zu sein scheinen. Während er wie im Wahn weiterermittelt, anscheinend jederzeit überwacht, deckt er familiäre Unglücke auf, Personen, die an den Abgrund geraten sind und dennoch nicht zu Sharon weist. Dafür ereignen sich bald mehrere tödliche Unfälle. Nach den Einblicken in diverse Krisen steigt die Spannung ebenso wie der Adrenalinspiegel. Das Ende wird dann doch in dieser Form nicht erwartet. Soweit also gelungen. Nur dass ich persönlich schon den einen oder anderen Thriller (Anders de la Motte) mit Internet-Hintergrund gelesen habe, die mir einen Tick besser gefallen haben und mehr Drive hatten. Dennoch: "Stop me!" liest sich flott, wirkt auch in den Phasen der Trauer und Depressionen (Bei den Buchfiguren) selten gehemmt und lässt sich in einem durch lesen. Nette kleine Überraschung am Ende sorgt für eine abgerundete Zufriedenheit beim Leser. Wer einen Actionkracher erwartet haben sollte, wird natürlich enttäuscht sein, zur Fraktion der Hunter oder Coes gehört Richard Jay Parker nicht.


            jerry garcia

            • Gast


            Ramez Naam. Die nahe Zukunft: Die Nano-Droge Nexus ermöglicht es den Menschen, die Grenzen der eigenen Wahrnehmung zu überschreiten und mit dem Bewusstsein anderer in Verbindung zu treten – ein gewaltiger Schritt in der Evolution des Menschen. Als jedoch eine Gruppe skrupelloser Wissenschaftler Nexus für ihre eigenen Zwecke missbraucht, zwingt die US-Regierung den jungen Nano-Techniker Kade Lane, sich in die Organisation einzuschleusen, um ihrem Treiben ein Ende zu bereiten. Lane gerät in einen Strudel aus Machtgier, Korruption und Mord. Quelle: Heyne Verlag.

            Unter Federführung der USA (Wer auch sonst?) wurde das Kopenhagener Abkommen ratifiziert, das Entwickeln neuronaler Technik zu überwachen und gegebenenfalls Abweichler zu verfolgen und zu bestrafen. Nexus, eine Nano-Droge, ermöglicht es dem Menschen, sich auf mentaler Ebene auszutauschen. Mit diversen Erweiterungen kann man Dinge erlernen, die von Kampfsport bis Schusswaffengebrauch, von Geisteswissenschaften zu Sprachen. Alles je nach Programmierung machbar. Und mit der neuen Variante Nexus 5, die ständig im Gehirn bleibt, ist es nun auch möglich, die Menschen zu kontrollieren. Darum soll Nexus 5 verboten und jeder, der damit herum experimentiert, sie nutzt oder verkauft, aus dem Verkehr gezogen werden. Bei einer Regierungsaktion der neu gegründeten Behörde ERD, gerät Kade Lane in die Fänge der Staatsdiener. Er ist der Überzeugung, dass Nexus 5 allen Menschen zugänglich gemacht werden soll, was die Behörden verhindern wollen. Sie erkennen das Potenzial, das darin steckt - und auch die Möglichkeiten der Nutzung für kriminelle Zwecke. Da Kade ein brillanter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Nanotechnologie ist, bieten sie ihm einen Deal an. Er schleust sich in eine von seiner Regierung überwachte gefährliche Gruppierung ein und hilft, diese dingfest zu machen und im Gegenzug dafür bleiben seine Freunde straffrei. Kade stimmt zu und wird dann von der Agentin Sam unterstützt, wenn es Richtung Thailand geht, wo man auf die Chinesin Shu trifft, die auf dem gleichen Gebiet aktiv ist. Schnell ist ein Kontakt aufgebaut, Kade wird von ihr in ihr Labor eingeladen. Doch ab diesem Zeitpunkt gehen sämtliche schönen Pläne der Regierung den Bach runter. Kade ist nun zwischen allen Stühlen.  Behörden, Geheimdienste und die Forscherin aus China.

            Interessante Thematik, die auch leicht an die Bücher ("Control" und "Daemon") von Daniel Suarez erinnert. Das Buch dreht sich um Fragen der Ethik, der Moral und wie weit man mit der Entwicklung des Menschen gehen kann bzw. darf. Da stehen Schlagworter wie Gehirnmanipulation oder mentale Vergewaltigung im Raum. Es geht um Kontrolle, um Überwachung, die Freiheit. Darum, dass jede Errungenschaft seit Menschengedenken zwar für Gutes genutzt wurde, aber immer auch kriminelle auftauchten, die sie für ihre Schandtaten nutzten. Sollte man daher von der Entwicklung absehen oder sie nur bestimmten, ausgewählten Personen zur Verfügung stellen? Wer wählt aus? Das sind zentrale Fragen des Buches. Und der Missbrauch durch die jeweiligen Machthaber. Am Beispiel USA und deren Geheimdiensten wird deutlich, welche Gefahr für die gesamte Menschheit lauert. Die NSA, heute schon Weltspitzel Numero Uno, leckt sich schon die Finger, die Regierung denkt schon über den Gebrauch als Waffe nach. Super Soldaten, super Idee. Kade, der hier als intelligenter, menschenfreundlicher junger Mann dargestellt wird und schnell mit Sympathiewerten punkten kann, wil sich nicht mit einer Elite abfinden. Er will Nexus 5 allen Menschen zur Verfügung stellen. Und bald kommen gewisse Ähnlichkeiten zur heutigen Zeit zutage. Der sogenannte Chandler Act des Jahres 2040 ist nur ein Ausbau des Patriot Act und schon der erinnert an Zeiten der alten Sowjetunion oder der Stasi. Damals wurde all das von den westlichen Alliierten als falsch deklariert, man musste es bekämpfen, um den Menschen die Freiheit und Selbstbestimmung zu überlassen - jetzt ist die USA (real und fiktiv) federführend bei der Anwendung eben genau solcher Mittel. Im Kampf für die Freiheit mit derartigen Mitteln geht die Freiheit schnell flöten, die Regierungen (auch die hiesige) stellen sich fast auf eine Stufe mit den Diktatoren, die sie angeblich bekämpfen - und alles nur um der Sicherheit der Bevölkerung willen, sagt man uns. Und schnell ist man auch damit, neue Gesetze zu formulieren und zu verabschieden, in denen jeder, der nicht mit der Masse kompatibel ist, ausgegrenzt wird, als Krimineller diskreditiert wird. Meinungsfreiheit ist passè, Political Correctness das neue Credo der Zensur. "Gelenkte Demokratie" das neue Diktat. Der Bevölkerung wird gesagt, was sie denken sollen/dürfen, wie sie mit ihrem Eigentum (materiell oder geistig) umzugehen haben, was gesund für sie ist und was nicht, weil die Regierungsfuzzis ja alle viel besser wissen als der normale Mensch auf der Straße, was gut für ihn ist, da sie ja viel intelligenter sind als die restliche Bevölkerung. Also wird verboten, was nicht passt. Und zu all diesen nachdenkenswerten und diskussionswürdigen Ansätzen kommt in der zweiten Hälfte des Buches ein (von mir ziemlich unerwartetes) Actionfeuerwerk, bei dem kein Auge trocken, keine Gehirnzelle ungenutzt, keine Patrone im Lauf und kein Blutstropfen im Körper bleibt. Da werden neuartige Stealth-U-Boote und Stealth-Helis eingesetzt, finden Luftkämpfe statt, stürmen SEALs ein Buddhisten-Kloster, werden eigene Verwundete nicht mehr mitgenommen nach dem alten Ehrenkodex, sie werden einfach per kleinem Sprengkörper im Schädel eliminiert. Und wenn dabei Zivilisten zu Schaden kommen? Egal. Selbstverständlich werden sämtliche Aktionen von der US-Regierung dementiert. Das gewohnte Bild also, auch ein bisschen klischeebeladen. So bekommt man einen durchaus intelligenten SciFi-Thriller, der unterhält, fesselnd und mitreissend ist und es zum Ende hin ordentlich krachen lässt. Wer den Mix aus Sozialkritik, wissenschaftlichen Ansätzen und Action schätzt, kommt hier voll auf seine Kosten. Toller Stoff. Im Juli soll mit "Crux" Teil zwei hierzulande erscheinen, mit "Apex" steht das dritte Buch in den USA in den Startlöchern. Paramount hat sich die Rechte für eine Verfilmung gesichert, die sich aber noch in der "Development-Hölle" befindet - und dort wurden bekanntlich schon einige gute Geschichten verbrannt.