Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178950

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jerry garcia

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Matthew Dunn. Ein verdeckt in Russland arbeitender CIA-Außenagent warnt vor einem Verräter, der einen Krieg auslösen will. Doch bevor er dessen Identität enthüllen kann, bricht der Kontakt ab. Jetzt schickt die CIA ihren tödlichsten Agenten nach Russland: Will Cochrane.Tatsächlich kann Cochrane den Agenten aufspüren, kurz bevor dieser stirbt und eine letzte Warnung gibt: »Nur der Wächter kann ihn aufhalten!« Nun muss Cochrane den legendären Meisterspion Wächter aufspüren – oder eine neue Zeit des Kalten Krieges wird anbrechen. Quelle: Blanvalet.

Langes Vorgeplänkel gibt es nicht. Ein Spion für die Briten hat eine Nachricht geschickt, dass jemand einen Krieg anzetteln will. Nun muss Top-Agent Will Cochrane nach Russland, um weitere Informationen zu erhalten und den Mann gegebenen falls rauszuholen. Dazu muss er in eine Marinebasis eindringen, die vor Bewachern nur so strotzt. Dennoch kann er sich einschmuggeln und das Haus des Spions finden. Der aber ist schon vom Gegner gefunden worden und dem Tode nahe. So kann er Cochrane nur noch zuflüstern "Nur der Wächter kann ihn aufhalten", bevor er stirbt. Cochrane gelingt auch der Weg zurück nach Amerika, wo er seine Informationen weitergibt. Jetzt kann ihm laut seinen Falloffizieren nur noch ein Mann helfen - Sentinel. Dieser hat etliche Jahre zuvor das gleiche harte Programm durchlaufen und war wie Will im Dienste seiner Nation. Er war in Russland tätig, wurde geschnappt, eingekerkert, gefoltert, kam später bei einem Gefangenenaustausch frei und  machte sich sofort wieder an die Arbeit. Derzeit ist er in den früheren Warschauer-Pakt-Staaten tätig und hat sich in Russland etliche Agenten für die Spionagearbeit gegen die ehemalige Weltmacht angeworben. Cochrane macht sich auf den Weg zu ihm und erfährt, dass diese Agenten nach und nach ausgeschaltet werden. Von einem Mann namens Khmelnytsky - Codename Razin - wie Sentinel ihm mitteilt. Sie müssen nach Russland, um ihn aufzuhalten. zudem müssen sie den Plan vereiteln, der einen Krieg mit dem Westen anzetteln soll. Bald sind sie Razin auf der Spur, aber hinterlässt auch eine Reihe von hingemeuchelten Spionen hinter sich. Razin ist bei den Spetsnaz perfekt ausgebildet, ein hervorragender Kämpfer, der in einem Zweikampf Cochrane fast erledigt hätte, dann aber ob der dem zuhilfe kommenden Kollegen, die mittlerweile ebenfalls an der Hatz teilnehmen, lieber Fersengeld gibt. Alles scheint sich auf einen Showdown in Wladiswostok zu konzentrieren.

Auf der Buchdeckelrückseite wird Jeffery Deaver zitiert, der einen Thriller mit faszinierenden Details der Spionagearbeit gelesen haben will. War dann aber vermutlich nicht "Spycatcher - Krieg der Spione". Muss er wohl mit John LeCarre verwechselt haben. Das Buch von Matthew Dunn ist geprägt von einem furiosen Tempo, Schauplatzwechseln, die ein James Bond nicht schneller hinbekommen kann. Immer in Bewegung, ständig auf der Jagd. Die eigentliche, eher akribisch-vorsichtige Spionagetätigkeit kommt hier weniger zum Tragen. Und da beginnt auch schon das erste Manko des Buches: Trotz der Rasanz des Geschehens kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, hier das Hase und Igel-Spiel vor sich zu haben. Die Verfolger kommen irgendwie ständig zu spät, finden Leichen, werden in Fallen gelockt und Razin zieht geschickt die Fäden, wenn er nicht selbst Hand  anlegt. Und das an internationalen Schauplätzen wie Deutschland, Türkei, Ukraine, Weissrussland, Amerika, England, Tschechei und eben Russland. Was Matthew Dunn aber dennoch geschickt aufgebaut hat, sind die Wendungen und Überraschungen, welche die Protagonisten erleben  müssen. Wer hier wirklich hinter dem perfiden Plan steckt, wird erst sehr spät aufgeklärt und zuvor müssen noch eine Menge Menschen ihr Leben lassen. Emotion und Love Interest werden hier eindeutig zugunsten schneller Action zurückgehalten. Flotter, glatt zu lesender Spionagethriller mit starken Actionszenen, aber ohne ausgefeilte Spionagetechniken, Ränkespiele, falsche Kulissen und doppelten Boden, trotz der erwähnten Wendungen.Unterhaltsame Heldenmär ohne zu großen Anspruch, aber einem recht wahrheitsnahen Text hinsichtlich der Beziehungen zwischen Russland und den USA: Die Amis wollen die Russen weiter kleinhalten und ihnen weder wirtschaftlich noch militärisch einen Weg in die Staatengemeinschaft ebnen, sondern sie behandeln wie zu Zeiten des Kalten Krieges und die Russen würden zu gerne wieder zu einer Supermacht werden - kapitalistisch-diktatorisch orientiert. Sollte ein weiterer Roman erscheinen (es gibt bis dato noch weitere drei), bin ich sicher wieder dabei.


jerry garcia

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Cheryl Kaye Tardif. Der South Nahanni River in den kanadischen Northwest Territories ist bekannt für seine Geschichten um mysteriöse Todesfälle, kopflose Leichen und Entführungen, aber er kann auch der Schlüssel zum Überleben der Menschheit sein oder ihrer Zerstörung. Del dachte, dass ihr Vater schon lange tot war. Doch jemand aus ihrer Vergangenheit behauptet etwas anderes. Jetzt ist sie mit einer Gruppe ihr nahezu fremder Menschen auf einer lebensgefährlichen Mission ... Vor sieben Jahren verschwanden Del Hawthornes Vater und drei seiner Freunde in der Nähe des Nahanni River und wurden für tot erklärt. Del ist schockiert, als ihr einer der vermissten Männer an der Universität begegnet; gealtert zwar und kaum wiederzuerkennen, aber äußerst lebendig. Was der Mann ihr sagt, scheint undenkbar: Auch ihr Vater ist noch am Leben! Mit einer Gruppe von Freiwilligen fährt Del zum Nahanni River, um ihren Vater zu retten. Was sie vorfindet, ist ein geheimnisvoller Fluss, der sie in eine technologisch fortgeschrittene Welt voller Nanobots und schmerzhafter Seren führt. Del deckt eine Verschwörung unvorstellbaren Grauens auf, die uns alle zu vernichten droht. Wird die Menschheit für die Suche nach dem ewigen Leben geopfert werden? Ab welchem Punkt werden wir zu ... Gott? Quelle: Luzifer-Verlag/Amazon.

Vor sieben Jahren verschwand der Vater von Delila "Del" Hawthorne in der Nähe des Nahanni Rivers - mit ihm drei Freunde. Von einem fand man die Leiche - aber ohne Kopf, den hat er wohl verloren. Das Verschwinden wurde nie aufgeklärt. Dafür ranken sich einige Legenden über die Gegend um den Fluss. Schon viele Menschen sind dort verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Während Del eine Vorlesung hält und ihr schüchterner Assistent Peter sie dabei sprachlos anschmachtet, taucht eine verlotterte und verwirrte Figur im Hörsaal auf und behauptet, er sei der vor sieben Jahren mit ihrem Vater verschwundene Professor Schroeder. Er kann ihr noch ein Notizbuch mit einer verschlüsselten Wegbeschreibung überreichen, bevor er in dem Krankenhaus, in das er gebracht wurde, derart schnell altert, dass es kaum Überlebenschancen für die nächsten Stunden gibt. Del muss sich also beeilen und stellt eine Gruppe zusammen, mit der sie sich richtung Nahanni River aufmacht, um ihren Daddy zu suchen, der vielleicht auch noch am Leben ist. Die illustre Gesellschaft besteht aus ihr selbst, dem Arzt Jake, Dels Ex TJ, Assistent Peter, der das japansich-stämmige Genie Miki mitgebracht hat, "Lady Hot" Francesca, Ex von Jake, Gary, ein Anhängsel aus einer anderen Gruppe, und der indianische Führer Hawk. Gemeinsam macht man sich auf den Weg in die kanadische Wildnis. Natürlich müssen sich die Unerfahrenen und den Teilnehmern der Expedition damit abfinden, dass ihnen in den tiefen Wäldern irgendwie kein Komfort zur Verfügung steht. Diverses Gezicke und Eifersüchteleien machen die Tour nun auch nicht einfacher - und als dann erste Ungereimtheiten auftreten, wird aus den kindischen Sperenzchen schnell ein eskalierender Streit, Misstrauen schleicht sich nicht ein, sondern überfällt die Gruppe regelrecht. Da passiert es gerade rechtzeitig, dass sie erste Hinweise entdecken, weil Miki den Code im Notizbuch so nach und nach entschlüsseln konnte und Del sich an das abstruse Geschwalle des Professors erinnerte, der damit tatsächlich auch seinen Teil zur Wegbeschreibung und der Ermittlung der richtigen Reiseroute beitragen konnte. Doch als sie in der Höhle, zu der sie Hinweise führten, Probleme durch das Wasser des Flusses bekommen, stirbt der erste Teilnehmer der Expedition. Und was die anderen erwartet, würde schier deren Begriffsvermögen übersteigen, wenn sie es denn schon wüssten.

Amüsieren oder ärgern? Das war die entscheidende Frage. Zumeist war Amüsement angesagt. Dabei ist der Start der Geschichte eigentlich gar nicht mal sooo mies. Selbstverständlich sollte man dabei die nicht nur gelegentliche Schmachterei der Protagonistin möglichst als Randerscheinung behandeln, auch wenn sie in höchstem Maße sexistisch und politisch mindestens so unkorrekt ist, wie zuletzt im Zusammenhang mit dem Flugzeugabsturz in einer sogenannten Glosse aufgestellte Behauptung Amokläufe seien Männersache. Während Lady Del ob des anzuhimmelnden Arztes nasstrieft ohne Unterlass, sich in den Bewunderung ihres Assistenten sonnt, die Aufmerksamkeit ihres Ex genießt, ist jeder (ausser den drei Erwähnten), der sie etwas intensiver betrachtet, ein Perverso, dessen Blick in ihr den dringenden Wunsch zur Dusche wünscht (Tja, hätte sie mal ne kalte genommen, wäre wenigstens mit dem Thema Ruhe gewesen). Nebenbei wird zwar erwähnt, dass die Zeit zum Reisestart wohl drängt, aber wirklich schlüssig erklärt wird nicht, warum man gänzlich darauf verzichtet, schon vor Beginn der Tour den Versuch zu unternehmen, den Code im Notizbuch zu entschlüsseln. Intelligenzbestie Miki hätte man ja vorher schon anfunken könnten oder wenigstens selbst mal nen gescheiten Blick reinwerfen. Nö. Mit Doktor Jake Superarzt an ihrer Seite kann Del getrost ins Ungewisse reisen. Vorkenntisse und Vorbereitung unnötig. Nervige Klischees mal beiseite hätte sich die Story durchaus zu einer netten, anspruchslosen Geschichte über eine Expedition in die Wildnis mit Handlungsablauf eines netten, alten Tarzanfilms mit ner Menge Abenteuer entwickeln können. Etwas Indiana Jones dazu und fertig. Und bis zur Hälfte des Buches ging das auch gut, weil man da wie die Figuren noch nicht wusste, was einem als Leser noch droht. Tarzan- und Bones-Parallelen wurden abgehakt, der Schritt von Belustigung zur nahenden Verärgerung fast vollzogen. Anscheinend hab ich während des Lesens schon unwirsch vor mich hin gebrummelt, da meine Frau meinte, ich solle mich am Riemen reißen. Dann wollte ich ihren Wunsch in die Tat umsetzen und mir wurde beschieden, ich solle doch lieber weiterlesen,  :D. Nun gut, kommen wir zum Einsatz eines meiner Lieblingsworte in letzter Zeit. Vogelwild. Denn genau das wurde die Story nach etwas mehr als der Hälfte des Buches. Zeitreise - Check, Nanobots - Check, 50 Shades of Canada - Check, Nulpencharaktere - Check, Lebenszeit vergeudet - Check. Und dann das verglückte Ende: Nö, das war dann der endgültige Abschuss. Was ein netter Abenteuerschinken mit Thriller- und Horrorpotenzial hätte werden können, hat sich nach dem belustigenden Anteil in ein Ärgernis verwandelt. Sicher, ein Buch zu schreiben, ist nicht so einfach, wie es den Eindruck haben mag und der jeweilige Autor hat vermutlich ne Menge Herzblut investiert, doch wenn man dafür auch sein wohlverdientes Geld hinblättert, möchte man auch entsprechende Ware geliefert bekommen. War hier leider nicht so. Da wäre die Reisegruppe lieber auf einen in Kanadas Wäldern noch unentdeckten Kannibalenstamm gestoßen, von dem allesamt verspeist worden und die armen unwissenden Kannibalen hätten sich an der ungewohnten Kost derart den Magen verdorben, dass sie ebenfalls alle ins Nirwana eingingen. Alle tot. Happy End. Auf ein weiteres Leseerlebnis aus der Tastatur von C. K. Tardif werde ich wohl verzichten. Da nehm ich mir lieber noch einmal "Mega" von Jake Bible vor. DA hatte ich wenigstens Spaß und musste mich nicht ärgern. The Asylum haben ja glücklicherweise ihren Mockbuster zu "50 Shades of grey" schon vorgelegt, sonst wäre dieses Buch hier wohl noch in die engere Wahl zur Verfilmung aus deren Hause gelangt. Puh, nochmal Glück gehabt in der Hinsicht.


jerry garcia

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Robert Tine. Der russische Detektiv Ivan Dano hat eine gefährliche Mission: Er ist hinter dem weltweit gesuchten Drogendealer Victor Rosta her. Danko hat auch sehr persönliche Gründe, den skrupellosen Händler kaltzustellen. Er folgt seinem Erzfeind nach Amerika, und dort wird dem pflichtbewussten russen ein Partner zugeteilt, der ihm vom ersten Tag an schlaflose Nächte bereitet: Art Ridzik ist der kaputteste Cop von ganz Chicago, verrückt, ausgeflippt, und wie Danko glaubt, absolut untauglich. Ridzik dagegen wird aus Danko nicht schlau, der keine Hamburger mag und dessen versteinerte Miene nicht zu einem Lächeln zu bewegen ist. Danko erscheint ihm von Hass zerfressen, blindwütig und absolut humorlos. Beide Männer täuschen sich ineinander.

Danko und sein Partner wollen Rosta in einem Dampfbad festnehmen. Nach einer heftigen Auseinandersetzung kann sich Rosta befreien, Dankos Partner erschießen und flüchten. Danko nimmt den Fall ab jetzt persönlich und ist erfreut, dass er den Auftrag bekommt, Rosta aus den USA, spezifischer Chicago, wieder nach Russland zu überführen. Rosta hat sich eines Straßenverkehrsvergehens schuldig gemacht, hatte natürlich keinen Führerschein und zudem eine Waffe im Handschuhfach. Deswegen wurde er festgesetzt. Ridzik unterdessen ist nach einer Suspendierung wieder auf Bewährung im Dienst und soll mit seinem Kollegen Gallagher einige Dealer einsacken, was natürlich in einem Chaos endet. Dennoch wird er mit Gallagher dazu abgeordnet mit dem russischen Cop den Auszuliefernden aus dem knast abzuholen und zum Flieger zu eskortieren. Doch wieder kann der sich befreien, stützt sich dabei auf Hilfe von weiteren Gangstern und killt Gallagher. Jetzt haben beide Bullen persönliche Motive den Scheißkerl zu schnappen.

Wie schon erwähnt, eher als Fehleinkauf zu deklarieren, da sich Robert Tine das Drehbuch zur Vorlage genommen hat (wie auch noch bei vielen anderen Büchern aus seiner Feder) und liefert daher für den geneigten Filmfreund, der sich des Films schon angenommen hat, wenig Zusatzmaterial. Hier und da etwas weiter ausgeschmückt, da und dort ne kleinere Erklärung mehr geliefert, einige Gedankengänge eingeflochten, sich aber sonst getreu an die Vorlage gehalten. Ganz nett zu lesen, aber halt nicht mehr. Wer das Buch in Händen hält, ohne den Film zu kennen, könnte allerdings gute Unterhaltung im Bereich der Buddy-Action erwarten. Einige Sprüche zu den kulturellen Unterschieden zwischen UdSSR und USA, nette Anspielungen auf Eastwood oder Doktor Schiwago, Danko mit emotionslosem Kantengesicht und Ridzik als Dauerquassler ohne Disziplin, aber mit Sinn für Gerechtigkeit. Die Actioneinlagen sind kurz und knackig und der Showdown sorgt für so etwas wie Zerstörungswut. Und natürlich darf ein Schlussgag nicht fehlen. Wer den Film kennt, braucht das hier absolut nicht, wer ihn nicht kennt und Actionlektüre der leichten Art schätzt und mal nicht den America-Firster im alltäglichen Kampf gegen den Terror jeglicher Art lesen will, darf ruhig zugreifen, es ist für Unterhaltung gesorgt.


jerry garcia

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James Ellroy. 6. Dezember 1941: Es ist der Vorabend des Angriffs der Japaner auf Pearl Harbor. Amerika steht kurz vor dem Kriegseintritt. In Los Angeles wird eine japanische Familie tot aufgefunden. Handelt es sich um Mord oder rituellen Selbstmord? Die Ermittlungen bringen vier Menschen zusammen: Einen brillanten Forensiker, japanisch-amerikanischer Abstammung, eine junge Frau, von einer unbändigen Abenteuerlust getrieben, einen Polizisten, den es wirklich gab: William H. "Whiskey Bill" Parker, später Chef des LAPD, und einen, der ein Produkt von Ellroys unnachahmlicher Phantasie ist: Dudley Smith, die perfide Verkörperung des Bösen.

Es ist während des 2. Weltkrieges. Während Hitler seine bombigen Freundschaftsbekundungen zu Großbritannien en  masse über London abgeworfen hat, bekommt er nun in Russland vom selbsternannten "Stählernen" (Josef Stalin) mit seinen Truppen der Arsch versohlt. Noch dikutiert man in Amerika, in Hollywood, mehr über die Furcht vor den Plänen der Kommies, doch auch die sture Haltung der Japaner hinischtlich Gesprächen mit der US-Regierung um Roosevelt bringt die Volksseele immer mehr zum Kochen. Ein "Schlitzi" zu sein, ist zu dieser Zeit in Amerika nicht sonderlich populär - und große Unterschiede zwischen Japanern und Chinesen macht die weiße Bevölkerung nicht aus. Als dann am Vorabend von Pearl Harbor eine japanische Familie ermordet aufgefunden wird, gedenkt die Polizei das als simplen Ritualmord, als Seppuku abzutun und den Fall zu den Erledigten zu packen. Doch sie haben nicht mit ihrem japansichen Forensiker Hideo Ashida und den politischen Spielarten ihres Chefs gerechnet. Der Forensiker widerlegt die Theorie der Selbsttötung und der Chef meint, dass er mit Hideo und seinen Ermittlungen hinsichtlich einiger Klagen durchs FBI wegen offenen Fehlverhaltens mit dem sogenannten "Japsen-Pfund" und unvoreingenommenen und ernsthafter Arbeit ohne Rücksicht auf Ansehen der jeweiligen Personen wuchern könnte. So sieht es kurz vor dem Angriff durch die Japaner auf Hawaii aus. Danach erzählt Kay via Tagebuch ihre Geschichte und Eindrücke von Dasein in der Stadt der Filmmogule. Sie wohnt in einer seltsamen Verbindung zum Polizisten Lee Blanchard mit dem in einem Haus, lernt aber auch Hideo und später Scotty Bennett kennen. Überall sieht sie, wie sich die Polizei selbstgerecht verhält, Japaner von den US-Bürgern attackiert werden, erfährt aus erster Hand von den Internierungsplänen der USA was ihre japanischen Mitbürger betrifft.

Ich fange mal mit der Meckerei auf sehr hohem Niveau an. Mister Ellroy beklaut sich hier eigentlich selbst. Nicht nur, dass ein Prequel (-Quartett) zu seinem ersten L.A.-Quartett und der Unterwelt-Trilogie anscheinend einfach her musste, sondern dass auch gewisse Stilmittel und Figurenzeichnungen sich schlicht wiederholten - wenn auch mit anderen Namen. Dennoch muss/will ich sagen: Lieber gut bei sich selbst geklaut als schlecht weiterentwickelt. "Perfidia" ist ein typischer Ellroy mit seinen kurzen Sätzen - hier nicht ganz so knapp gestaltet wie bei der Underworld-Trilogie - und seinen Charakterisierungen der Protagonisten. Klar, dass hier niemand ohne ordentlich schmutzige Wäsche vorkommt. Klebrige Bullenfinger, verkommene Promis, rassistische Vorurteile überall ("Hitler legt die Juden um. Naja, EINER muss es ja machen"). So oder ähnlich wird über alle geurteilt, die nicht "rein amerikanisch" sind. James Ellroy beginnt hier ein neues Epos um Gier und Grausamkeit, Korruption und Mord, das denselben Prinzipien folgt wie das erste L.A.-Quartett. Etliche bekannte Figuren kehren zurück (Smith, Blanchard, Littell und andere mehr), neue kommen hinzu. Und selbstverständlich flicht er wieder reale Figuren wie Bette Davis, Cary Grant, Clark Gable oder J. Edgar Hoover ein, deren Personenbild an einen Mix aus Gerüchten und Fiktion erinnert. Drogenmissbrauch, Bestechung, Schlitzaugenhatz und Kommunistenjagd konkurrieren mit politisch nicht korrekten und heutzutage unvorstellbaren Scherzen über die Rassen in der aufgeheizten Stadt. Selbst vor Eugenik wird nicht ausgespart (Wie macht man operativ aus einem Japsen einen Chink?). Es herrscht eine Hysterie, die sich dereinst Steven Spielberg für seinen Film "1941 - Wo bitte gehts nach Hollywood" zunutze machte. Selbstverständlich wurde im Film nur die Angst vor einem U-Boot-Angriff durch die Japaner thematisiert und nicht der offen ausbrechende Rassismus der ach so freien Nation der Welt. Und wenn man sich die anderen Filme des Regisseurs so ansieht, kommt man bei sehr vielen zu dem Schluss, was für Geistes Kind er ist, was aber mit dem Buch nichts weiter zu tun hat. Da werden im Bett geäußerte Wunschmorde nach einem gekillten Japs erfüllt, da wird überlegt, wie man die Japaner für ihre Internierung auch noch bezahlen lassen kann. Klingt alles irgendwie bekannt, nur dass ähnliche Vorkommnisse auf der anderen Seite des Atlantiks schwer verurteilt wurden. Ich will die damaligen Ereignisse in europa garantiert icht schönreden, aber mir geht die "Der Sieger schreibt die Geschichte"-Attitüde und die Selbstgerechtigkeit der Siegermächte und hier besonders der Amis und Russen auf den Sack. Die haben doch schon viel länger Dreck am Stecken und handeln auch weiterhin nach eigenem Gutdünken. Wer denen nicht passt, ist halt der Achse des Bösen angehörig. Ich werd mal schauen, ob ich mir nicht den Begriff "Präventivnotwehr" als Marke eintragen lassen kann, weil die Amis den sicher noch oft als Rechtfertigung für einen Angriff auf ein souveränes Land nutzen werden, um ihre Form und Meinung zur Demokratie völlig undemokratisch mit Gewalt und Blut aufzuzwingen. Da wird im Buch aber auch nicht halt vor den heute verhassten illegalen Arbeitern gemacht, die dereinst schon als billige Arbeitskräfte auf amerikanischen und japanischen Farmen in den USA in Grenznähe eingesetzt wurden. James Ellroy zeichnet zum wiederholten Male ein düsteres Bild der Vereinigten Staaten, lässt ihre ach so verehrten und fast schon heiligen Kennedy erneut als Mafios (Joe) und geiler Lieutenant (Jack aka John F.) in Erscheinung treten. Rassenhass, Schwulenhass, illegale Geschäfte, Kriegsgewinnler. All das bevölkert ein über 950 (inklusive Personenverzeichnis) Seiten langes Buch, das den gewohnt knappen Stil von Ellroy mit seinen bekannten Themen vereint und trotz der Länge zumeist auch zu unterhalten weiß. Sicher kennt man das jetzt schon seit Jahren irgendwie, aber wer sich schon seit Dekaden jeden Seagal-Film ansieht, sollte über solche Wiedererkennungswerte (fast) erhaben sein. Es macht einfach Spaß zu lesen, wie Ellroy den Dreck, den Siff aufwühlt, sich drin wälzt und den Leser teilhaben lässt wie sich Unehrlichkeit lohnt, Redlichkeit und Loyalität schlicht in den Dreck gestoßen werden. Ein wildes Buch, böse und kritisch, völlig ohne einen Gutmenschen, dafür lauter gierig-geile Egoisten. Nur die Figur der Kay und ihr Tagebuch konnten mich absolut nicht faszinieren. Im Gegenteil - sie war mir eher egal. Wer die bisherigen Bücher aus der Underworld-Trilogie (meine Favoriten!) und dem ersten L.A.-Quartett mochte, wird hier auch wieder voll zufriedenstellend bedient.
« Letzte Änderung: 07. April 2015, 08:50:52 von jerry garcia »



Offline skfreak

  • Serienfreak
  • Die Großen Alten
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    Der Ellroy klingt sehr geil, :thumb:

    In der Tat! Hab schon länger keinen mehr gelesen  - das tönt aber tatsächlich nicht schlecht.


    jerry garcia

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    Im Prinzip der Beginn seiner Abrechnung mit Amerika. Wenn Ellroy dieses Quartett beendet hat, ist die Geschichte der USA von seiner Warte aus bis 1972 abgedeckt (Im Personenverzeichnis am Ende wird aufgeführt, wer von den Handelnden in den späteren Büchern wo erschienen ist - fiktive und reale Figuren).

    Und wem da nicht reicht, der greife dann zu "Tage der Toten" von Winslow, der dann in den späteren 70-ern beginnt. Als hätten sie sich abgesprochen, ihren Tricky Dick ungeschoren zu lassen, der ja als Ex-Präsident trotz übelster Nummern wie alle Präsidenten-Lügner der Amerikaner immer noch verehrt wird. Winslow wird seinen "Tage der Toten" alsbald mit "Das Kartell" fortsetzen. Ist schon auf der Orderliste.


    jerry garcia

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    John W. Vance. Devin Chase ging bloß seinem Alltag nach, als die Welt schlagartig aus den Angeln gehoben wurde. Binnen einer Woche suchte ein fatales Virus, dem man den Namen ›Der Tod‹ gab, die Erde heim und streckte 90 Prozent aller Infizierten nieder.Nach sechs Monaten in selbst auferlegter Quarantäne tritt Devin hinaus in eine neue Welt. Unterwegs trifft er andere Menschen, die immun sind wie er, entdeckt aber auch, dass die Welt, wie er sie kannte, nicht mehr existiert. An ihre Stelle ist eine brutale, grausame Welt getreten, in der nur die Regel ›Töten oder getötet werden‹ gilt. Auch die Welt von Lori Roberts, einer Mutter, Ehe- und Geschäftsfrau, steht im Zuge ›des Todes‹ ebenfalls Kopf. Sie und ihre Familie wenden sich Hilfe suchend an ein Camp der Katastrophenschutzbehörde, doch was hoffnungsvoll beginnt, wird zu einem Albtraum, nachdem sie zufällig in Erfahrung bringt, was wirklich vor sich geht. Tausende Meilen voneinander entfernt, und dennoch verbunden im gleichen Verlangen, versuchen Devin und Lori »irgendwie« zu überleben.

    Schon im Prolog wird ein kleiner Asteroid namens Pandora, der mit seinem Einschlag der Welt keinen Schaden zufügte, dennoch als der fiese Übeltäter ausgemacht, der der Erde diese tödliche Seuche brachte. Cassidy Lange arbeitete an den Einschlagstelle und ist im Flugzeug auf dem Nachhauseweg, als ihr plötzlich extrem übel wird und der Pilot sich entschließt, auf einem nahegelegenen Flugplatz zu landen und sie einem Krankenwagen zu übergeben. Rund 6 Monate später ist nichts mehr wie es war. 90% der Menschheit wurden dahingerafft, nur wer immun war, konnte die Apokalypse überleben. Devin gehört dazu. Er hat sich in der Scheune eines abgelegenen Farmhauses verbarrikadiert, das seinem Cousin gehörte, den er gerade besuchen wollte. Doch der hat sich entschlossen, sich und seine Familie den Auswirkungen der kommenden Apokalypse zu entziehen und den gemeinschaftlichen Selbstmord vorgezogen. Devin kriecht erst wieder aus seinem Loch, als ihn der Hunger treibt. Da taucht eine Frau plus Hund auf und überwältigt ihn spielend. sie wundert sich, dass er a) nicht von den Vorräten angerührt hat und b) so gut wie gar nichts über die Vorgänge in der Welt nach dem Ausbruch weiß. Während sie sich gegenseitig auf den neusten Stand bringen, kommen zwei Typen und wollen das Haus plündern und Tess, so nennt sich die Frau, gleich mal vergewaltigen und dann mitnehmen. Sie können einen Typen erledigen und der andere verzieht sich. Also müssen sich auch Devin und Tess sowie der Hund Brando (von Marlon war da nix zu lesen) ebenfalls auf den Weg machen. In Lager 13 der Katastrophenschutzbehörde sind Lori, ihr Mann David und ihr Sohn Eric mit etlichen anderen Überlebenden zusammengepfercht, die alle darauf hoffen, aus diesem Höllenloch zu entkommen und in eines der angenehmeren Camps wie Sierra übersiedelt zu werden. Lori bekommt so eine Chance als sie ausgewählt wird, die Architektin für die neue Hauptstadt zu werden und ebendiese am Reißbrett zu entwerfen. Mann und Sohn müssen aber zurückbleiben, was sie zwar immens stört, aber sie fühlt sich auch geschmeichelt, dass man gerade sie ausgewählt hat. Doch bald  muss sie feststellen, dass hier auch nicht alles Gold ist, was glänzt.

    John W. Vance scheint ein echter Schelm zu sein, ist er sich doch ziemlich sicher, dass die heutige (Leser-)Welt ohne Klischees, über die sie sich ausufernd mokieren kann, nicht glücklich ist. Für diese Klientel hat er die Figur Lori auserkoren. Vor dem Tod (so wird die Krankheit genannt, die alle dahinraffte) eine Führungskraft in ihrer Firma, die nur Befehle erteilte und keine entgegennahm (Diverse Berichte in der realen Welt wissen ja zu vermelden, dass ein Großteil der Führungskräfte den Psychopathen und Soziopathen zuzurechnen ist, die keine Träne für die irgendwelche geschassten Mitarbeiter vergießen, die völlig emotionslos und ohne jegliches Mitgefühl Existenzen zerstören und rücksichtslos an der eigenen Karriere arbeiten. DAS erklärt sicher auch, warum die Frauen endlich eine Quotenregelung für die Besetzung von Frauen in Führungspositionen wollten - Psychos unter sich.). Jetzt fällt es ihr nicht nur schwer, sich in diese Welt einzugliedern, sie nervt ihren neuen Arbeitgeber statt froh zu sein, aus dem Loch rauszukommen, stellt Forderungen. Dass sie vor dem Tod auch noch eine Affäre mit einer Führungskraft hatte, passt ins Bild. So geschildert wie in diesem Buch kann Lori höchstens einige wenige Sympathiepunkte ergattern, die gerade mal für einen Abstiegsplatz in der Regionalliga reichen würden. Hätte ich selbst als Autor diese Figur erfunden, hätte ich sie auch nicht lange ertragen und recht früh an die Wand gestellt oder eben Ley del Fuego. Kurz: die Tusse nervt. Aber sie schadet der Story nicht groß und kriegt gegen Ende dieses Buches sogar die Kurve, sorgt gar für eine überraschende Entdeckung. Mann David und Sohn Eric spielen in der Handlung eher nur Statistenrollen. Das Gegenteil sind da Devin und Tess. Er eher Marke Weichei und nicht sonderlich tatendurstig, sie tough und kampfbereit, gut ausgebildet von ihrem Marineverlobten, der irgendwo Dienst tut oder zumindest hoffentlich noch am Leben ist. Die Verbindung funktioniert, sorgt gar manchmal für leichten Humor und in ihrem Umfeld und dem von Daryl, den sie später kennenlernen, ist die meiste Action angesagt. Da gibt es Kämpfe gegen Marodeure, Kannibalen und Räuber sowie Kindesentführer. Anfangs ist die Action nur punktuell gesetzt, doch mir Fortschreiten der Geschichte wird es mehr. Ebenso eingeflochten werden Intrigen, Weltherrschaftspläne, die üblichen Mechanismen, die sich nach einer Katastrophe so zeigen (Bei etlichen sogenannten Menschen erscheint ihr wahres Ich erst jetzt und wenn es zum Vorschein kommt, ungehemmt ausgelebt wird, dann folgt die Katastrophe nach der Katastrophe - the evil that men do), es gibt Szenarien, die an den Film "Jahr 2022, die überleben wollen" erinnern. "Soylent Green" ist nahe. Erinnerungen werden auch an Bücher von William Forstchen, G. Michael Hopf oder die TV-Serie "Revolution" wach. Etwas weniger Action als bei Hopf, nicht so sehr auf einen regionalen Raum begrenzt wie bei Forstchen, aber ähnlich menschenleer wie in der Serie. Man versucht einen Neuaufbau, den Despoten oder Gangster behindern. Auf jeden Fall eine bessere Lektüre als zuletzt "Wilder Fluss" und eine Vorbereitung auf die folgenden beiden Teile, in denen es sicher auch noch mehr zur Sache gehen wird, was den Actionanteil betrifft. Wer hier nun Autor oder Verlag Abzocke vorwirft, weil die Story nicht in einem Rutsch zu Ende erzählt wird oder zu große Zeilenabstände habe, um Seiten zu schinden, dem sei gesagt, dass derjenige Käufer, der sich das Buch via Net besorgt hat, damit auch die Möglichkeit hatte, sich näher zu informieren und dass es Großverlage gibt, die noch höhere Preise für weitaus üblere Seitenschinderei verlangen. Wer zudem an den regelrecht preisgünstigen Ebooks der kleineren Verlage wie eben Luzifer, mkrug, Festa oder anderen rummäkelt, sollte sich einfach mal zum Nachdenken in ein stilles Eckchen setzen (Ergebnis ungewiss). Auch wenn "The death - Quarantäne" jetzt nicht der ultraharte Actionhammer war, ist es doch eine unterhaltsame Story aus der von mir geschätzten Endzeitabteilung, die diesesmal ohne Zombies auskommt, dafür aber einige nette Ansätze für die Fortsetzung bietet, auch wenn das Genre hiermit nicht neu erfunden wurde. Wer jetzt nicht die extrem hohen Ansprüche stellt, kann sich das für das Sonnenbad im Strandliegestuhl schon mal gönnen. Und wer der Sonne lieber aus dem Weg geht, liest halt zu Hause im kühlen Zimmer. Amazon schreibt selbstverständlich mal wieder vomn 400 Seiten, obwohl es nur rund 280 sind. Solche falschen Infos gehören da wohl zum Verkaufsprogramm, lässt sich zumindest aufgrund der Häufigkeit vermuten.


    jerry garcia

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    Matthew Stokoe. Acht Jahre hat Johnny Richardson versucht, den Schatten seiner Vergangenheit zu entkommen. Als er die Vergeblichkeit seiner Flucht einsieht, kehrt er in seinen Heimatort Oakridge im Vorgebirge der Sierra Nevada zurück. Hier hat Johnny seinen besten Freund mit einer Frau betrogen; hier ist seine Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen; und hier hätte er um ein Haar seinen kleinen Bruder ertrinken lassen, der seitdem geistig behindert ist. Jetzt ist Johnny zurück. Mehr schlecht als recht versucht er, in Oakridge Fuß zu fassen. Dann kauft sein Vater ein abgelegenes Grundstück am Fluss, das in der Gegend nur »Empty Mile« genannt wird. Er überschreibt es Johnny und verbietet ihm, es jemals zu verkaufen, komme, was wolle. Kurz darauf verschwindet der Vater spurlos. Während Johnny das Geheimnis von Empty Mile zu ergründen sucht, erwachen in Oakridge dunkle Kräfte.

    Johnny kehrt nach acht Jahren von Schuldgefühlen geplagt zurück. Er will seine früheren Verfehlungen wiedergutmachen und sich ein neues Leben aufbauen. Sein Bruder Stan, seit dem Unglück am See etwas zurückgeblieben und nicht fähig, völlig allein für sich zu sorgen, begrüßt ihn überschwänglich, sein Dad eher zurückhaltend. Der Bruder hat sogar einen Job gefunden - und zwar bei Bill Prentice, der einer der Bosse in dieser kleinen Stadt ist. Und noch so ganz andere Hobbys hat, wie Johnny bald erfahren muss. Lange hält er es nicht aus und geht zum Haus von Marla, um sie zu begrüßen. Marla war das Mädchen, das er seinem ehedem besten Kumpel Gareth ausgespannt hatte und die er sitzen ließ, nachdem er seinen Bruder fast ertrinken ließ. Er hielt das damals für sein versagen, da er den Jungen allein am Wasser ließ, um mit Marla im Wald zu verschwinden. Er musste einfach weg. Jetzt will er sich den Situationen stellen, alles besser machen. Marla ist nicht da, aber er kann nicht anders und stöbert in ihrem Haus herum. Er sieht, dass sich da etwas angespielt haben dürfte, das ihm wohl nicht gefallen würde, als er Wagen vorfahren sieht. Zuerst kommt eine Frau Richtung Haus und er versteckt sich schnell, kann gerade noch die zweite Person erkennen, bevor er durch die Hintertür abhaut: seinen Vater. Und die Frau war die Gattin von Bill Prentice, einem der Stadträte. Von diesem Augenblick an verläuft seine Rückkehr alles andere als harmonisch. Er besucht Gareth, der sich darum bemüht, die alte Freundschaft wieder aufleben und das Vergangene vergangen sein zu lassen. Er wohnt jetzt mit seinem Dad, der im Rollstuhl sein Dasein fristet, aber nicht aufgegeben hat, sondern in seiner zur Werkstatt eingerichteten Scheune Präszisionsarbeiten für besondere Kunden verrichtet, die keine wenig haltbare Fabrikware wollen. Sie haben ihr Domizil jetzt am See, da sie sich früher viel davon versprochen haben, dort mit Ferienhütten ihr Geld machen zu können, wenn die Stadt den kaum befahrbaren Feldweg zu ihrem Grundstück und dem See hin zu einer ordentlichen Straße ausgebaut habe. Touristen würden ihnen eine Menge Kohle in die Kassen spülen und Stadtrat Prentice hatte ihnen den Ausbau zugesagt - und nicht Wort gehalten. Jetzt sitzen sie auf ihrem quasi wertlosen Land und kommen gerade so über die Runden. Gareth hat einige Huren in den Blockhütten einquartiert und spielt den Zuhälter. Er bietet Johnny den Job an, dass der die Ladys zu ihren Kunden chauffiert und sie auch wieder abholt und zurückbringt. Johnny lehnt erst einmal ab, aber als Gareth ihn lange bittet, nimmt er an. Und kurze Zeit später erfährt Johnny, was für ein Typ Bill Prentice ist. Bei einem Vereinspicknick setzt sich der verheiratete Bill mit einer erheblich jüngeren Frau in den Wald zu einem Schäferstündchen ab, wird von Johnny, Stan und Marla gesehen und bittet diese um Stillschweigen. Sie sagen es zu. Doch das ist nicht alles. Als sich Marla mit Johnny zu einem eigenen Schäferstündchen zurückziehen, ist ihnen Bill gefolgt und bittet sie gegen Cash, dabei zuschauen zu dürfen. Nach einigem Überlegen stimmen sie zu und lösen damit Ereignisse aus, die ihren Heimatort von unten nach oben kehren.

    Eine kleine amerikanische Stadt, völlig unscheinbar irgendwo im Nirgendwo, wird Schauplatz von kleinen und großen Dramen, einem Geheimnis und einigen Morden, sowie dem ungeklärten Verschwinden eines Mannes, der seinen Söhnen ein gerade erst erworbenes Grundstück überschrieben hat. Schnell stellt sich heraus, dass sich hinter der vermeintlich idyllischen Fassade des Städtchens tiefste Abgründe auftun. Was sich zu Beginn nur langsam hochschaukelt, gewinnt an Tempo, wird spannend, lässt aber auch hin und wieder ein Kopfschütteln zu, wenn die Handelnden doch zu ungeschickt agieren. All das wird dann zwar in einem unüberschaubaren Geflecht aus Intrigen und Rache sowie vergangenen Versäumnissen, die nun in die Gegenwart hineintransportiert werden mit Fortlauf der Handlung zumeist schlüssig erläutert, lässt aber dennoch im einen oder anderen Fall Zweifel offen. Die Skizzierung der Figuren lässt den Leser mit den Menschen, um die es geht leiden - sogar mit Johnnys ehemals besten Freund Gareth, der ein wenig zu sehr auf alte Seilschaften zu setzen scheint und alles zu schnell ad acta legt. Die sympathischste und auch tragischste Figur jedoch ist Stan, Johnnys Bruder. Der einzige Mensch, der sich wirklich zu freuen scheint, dass Johnny zurück ist, der vielleicht sogar ein erfülltes Leben führt, völlig ohne Argwohn und schlechtem Karma. Der Schrecken in diesem Buch entsteht nicht durch knallharte Action oder sinnloses Gemetzel mit an die Grenzen des Ertäglichen gehenden Beschreibungen von Foltern und Schlachterei, sondern durch Verrat, komplizierte Famlienbande, Gier und Rache. Die Hinterlist, das Spiel mit den Gefühlen der Mitmenschen während des Versuchs, sie in den Abgrund zu treiben, ist das eigentlich Grausame in "Empty Mile". Es entwickelt sich ein Kleinstadtdrama voller Niedertracht und Gemeinheiten, Szenen, die an die Nieren gehen und noch lange nachwirken werden, eine Anleitung für Familien zur Selbstzerstörung mit tragischen Auswirkungen und emotionalen Momenten. Ein Roman darüber, dass eine vermeintliche Idylle nur die Romantik der Heimat übertüncht. Und der seine Spannung nicht nur aus den Geschehnissen um den Erzähler Johnny und seinen Bruder Stan bezieht, sondern auch aus den Fragen, was es mit dem Grundstück auf sich hat, auf das alle plötzlich so scharf sind, wohin der Vater der Jungs verschwunden ist und was der neue große Geschäftsmann in einem Kaff wie Oakridge will? Fakt ist aber, Johnny wäre besser weggeblieben, dann würden vermutlich einige Menschen noch leben. Es muss nicht immer Pollock sein, Matthew Stokoe tut es auch, wenn man sich nicht an seinem letzten Werk "High Life" orientiert. "Empty Mile" ist gänzlich anders.


    jerry garcia

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    Craig DiLouie. Ein mysteriöses Virus hat die USA in ein Land der Toten verwandelt: Jeder, der sich infiziert, stirbt, nur um drei Tage später wieder als hungriger Leichnam zu erwachen und Jagd auf die Lebenden zu machen. Jeder – außer Ray Young. Doch auch Ray ist nicht immun gegen das Virus, vielmehr hat es ihm übermenschliche Kräfte verliehen. Ray ist nun das Zünglein an der Waage: Er kann die Menschheit retten oder sie endgültig zerstören. Und plötzlich sind ihm nicht mehr nur die Toten auf den Fersen, sondern auch das Militär.

    Ray ist beim Kampf um die wichtige Brücke in vorderster Front. Er kann die Infoizierten auf der anderen Seite sehen, die enttäuschte Gesichter ziehen, vor Hass verzerrt, weil ihnen der Weg zu den Pfründen versperrt wurde. Doch es sind ja nicht nur die Infizierten, die für Ungemach sorgen, denn da sind auch noch die Monster, die Hopser, die Tröter - und jene, die einen Menschen mit einem Stich ihres Stachels infizieren können. Das geschieht auch mit Ray. Doch er stirbt nicht daran. Etwas wächst in ihm, etwas Böses. Bald wird er erfahren, wie böse es ist und sich auf seinen ganz eigenen Weg machen. Unterdessen versuchen die Überlebenden das evakuierte Washington wieder zurüchzuerobern, die Nichtinfizierten in großen Camps zu sammeln und mit der Armee zu verteidigen. Dazu werden auch ständig neue Stoßtrupps zur Vernichtung der Angreifer ausgesandt. Keine einfache Aufgabe, da diese keine Angst kennen und gnadenlos ins Sperrfeuer laufen. Und es werden nicht weniger. Leichen pflastern nicht ihren Weg, sie stapeln sich auf jenem. Anne hat sich mittlerweile zu einer derart rücksichtslosen Killerin entwickelt, dass keiner mehr mit ihr ins Gefecht will, da sie der grob mit ihren Weggefähjrten umgeht und sie auch nur beim geringsten Verdacht erst umnieten und dann fragt, dass man sich in ihrer Gesellschaft garantiert icht wohlfühlt. Die Gegenmaßnahmen der Regierung bestehen zumeist aus sich verstecken und andere ins Feuer laufen lasse, sowie ziemlich wirren Befehlen an die Kämpfer im Feld. Dr. Travis, der sich dem Zugriff der Infizierten dadurch entzogen hat, dass er befiehlt, eine Frau aus einem Rettungshubschrauber zu ziehen, da er selbst unbedingt mit muss, weil er für das Überleben der Menschheit ja so ungemein wichtig ist. Und bald suchen alle nach dem armen Ray. Der geht mittlerweile nicht nur eigene und einsame Wege, sondern auch mit sich ins Gericht. Was ist aus ihm geworden, was kann er tun, um zu überleben oder gar die Bestien zu vernichten? Und Doktor Travis lässt die eine oder andere Theorie vom Stapel, was da gerade über die Menschheit herfällt. Man braucht dringend einen Patient Zero, um es herauszubekommen und vielleicht sogar ein Gegenmittel zu finden. Und die mitgekommenen Monster? Packt sie, packt sie - packt sie und zerhackt sie. Anders ist denen wohl nicht beizukommen.

    "Dead 2" schließt direkt an den ersten Teil an. Ray wird als Held gefeiert. Aber nicht lange, als man feststellt, dass er gestochen wurde - und damit nicht genug: Er ist jetzt ein Überträger der vermaledeiten Seuche und ein gesamtes Flüchtlingslager muss wegen ihm dran glauben. Es folgt die bekannte Art des Autors mit solchen Vorfällen umzugehen: Die Army kommt zum Einsatz. In jedem seiner Romane, die ich bisher gelesen habe, kommt es zu schweren Gefechten, fast ohne Unterlass wird mit allem was zur Verfügung steht losgeballert, Städte mit Bomben eingeäschert. Hier  kümmert er sich aber auch um die Protagonisten. Anne, die nach und nach mitleidlosen Killerin mutiert und für die es auch kein Zurück mehr gibt. Ihr ist es egal, ob sie draufgeht oder nicht, Hauptsache so viele wie möglich mitgenommen. Nur dass sie auch für ihre Mitmenschen wenig empfindet. Wer nicht in ihrem Sinne handelt, wird eliminiert. Von der biederen Hausfrau zur grausamen Henkerin. Dr. Travis, der aus reiner Angst und Selbsterhaltungstrieb eine Frau opfert, die schon gerettet schien und sich eher weniger drum schert, fühlt er sich doch wichtig genug, um als Retter möglich zu sein. Kurze Anfälle von Schuldgefühlen verdrängt er. Und Ray, getrieben von seinem Wissen, dass er nun ein Massenmörder ist, ohne es zu wollen. Ständig Stimmen der Bestien im Kopf und er weiß nicht, was er tun soll. Auch nicht gleich, als er feststellt, dass die Infizierten und die Monster ihm folgen, ja ihm sogar gehorchen. Kann er die Menschheit retten, indem er sie einfach auf einen Berg führt und von dort in die Tiefe stürzen lässt, den Rattenfänger von Hameln spielen? Aber was wird aus ihm? Kann er sih retten? Kann er mit der Regierung einen Deal aushandeln? Und all das während um die Hauptfiguren herum die Hölle ausgebrochen ist und sich nicht anschickt, das zu beenden. Ständige Kämpfe, massenweise Opfer. Das Tempo ist hoch, wird aber durch zu viele Szenenwechsel auch oft wieder ausgebremst. Keine Ahnung warum, aber ich fand niemanden, mit dem ich mitgefiebert hätte, außer mit Abstrichen dem armen Ray oder dem coolen Rod, dem Boss einer Stryker-Einheit. Der Schluss ist zwar irgendwie typisch Regierung oder Befehlshaber: Erst mit aller Macht auf die erfolgreiche Ausführung eines Auftrags drängen und als er so gut wie erledigt ist, alles abblasen. Passte irgendwie gar nicht ins Konzept des Buches, erschien  mir nur wie ein lästiges Anhängsel, schlicht überflüssig. Tja, und was waren denn das für Monster, die da schon im ersten Buch auftauchten und hier munter weitermetzelten? Keine Ahnung, wird nicht erklärt. Vermutlich meine hiesigen Nachbarn, das ist auch so ein krankes Gesocks - von wohltuenden Ausnahmen abgesehen. Ein drittes Buch ist anscheinend derzeit NICHT in der Mache. Eine Top-Empfehlung kann ich dazu nicht wirklich geben. Dann lieber wieder Jake Bible mit "Mega" oder "Z Burbia'", die haben wenigstens höllischen Spaß gemacht.


    jerry garcia

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    Chris Ryan. Ein Attentat auf die Londoner U-Bahn erschüttert ganz England und wird zum bisher brisantesten Auftrag des jungen Agenten Zak. Gemeinsam mit seinem Team muss er herausfinden, wie die Terrorzelle operiert und wer dahintersteckt. Aber ers gibt nur wenige Hinweise, wo und wann der Bombenleger das nächste Mal zuschlagen wird. Als dann auch noich der einzige Zeuge angeschossen wird und ins Koma fällt, bevor Zak ihn befragen kann, steht er wieder am Anfang. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn auch seine Teamkollegen schweben in großer Gefahr.

    Früher Morgen, alle auf dem Weg zur Arbeit, die Waggons der -Bahn sind vollgesopft mit launigen Passagieren, denen ihre miese Stimmung bald für immer vergeht. Eine Explosion vernichtet etliche Abteile und zurück bleiben verstümmelte Leichen und grauenvoll schreiende Verletzte. Diesen Tag wird Zak niemals vergessen, denn gerade er wird darauf angesetzt, den Anschlag zu klären. Einem ersten Hinweis kann er nachgehen. Malcolm, brilliant, aber auch seltsam, wurde von der Regierung aufgrund eines Gesetzes, mit dem man Geisteskranke zum eingenen Schutz inhaftieren kann, in einer Klinik weggesperrt. Sein Können auf der Straße zu lassen, wäre zu riskant. Was ist schon die Freiheit eines Menschen der eigenen Nation wert, wenn man ihn den Russen, Chinesen, Terroristen oder wem auch immer voraus hat. Malcolm ist mehr eine Waffe, ein Ding, ein Nutzwerkzeug geworden, denn ein Individuum in Freiheit. Gerade dieser Malcolm wollte in der Nacht vor dem Anschlag den Anstaltsfuzzi (-leiter) sprechen, wurde aber nicht erhört. Das hat sich nun geändert. Zak soll ihn befragen, doch bevor dies geschehen kann, wird der Junge schwer verletzt und fällt ins Koma. Jetzt ist er unter schwerer Bewachung im Krankenhaus. Und es geschieht ein zweites Attentat, das einem Kinderkrankenhaus gilt. Auch hier greift Zak mit seinen Kollegen ein und kann fast alle Patienten retten. Und bald erkennen auch sie die Spuren, die zumindest zu einem der Planer führen. Zak wird an essen Arbeitsplatz als Praktikant eingeführt und soll herausfinden, mit welchem Code die Typen kommunizieren und ihre Attentate ausarbeiten. Doch sein Hauptverdächtiger verschwindet plötzlich und wird später erhängt aufgefunden. Dennoch konnte er einen Hinweis hinterlassen - leider nicht vollständig. Und es steht ein dritter Anschlag kurz bevor. Die Zeit läuft ab.

    Chris Ryan ist ja im wahren Leben ein SAS-Mann gewesen und hat sich danach dem Schreiben gewidmet. Seine in Deutschland erschienenen Werke für die ältere Fraktion (also 45 + mehr, die noch des Lesens mächtig ist), waren von den Storys her qualitativ mal eher lauer Stoff, konnten aber dann doch unterhalten. Dazu hat er dann auch einige richtig starke Werke abgeliefert und sein "Strike Back" diente ja auch als Vorlage für die TV-Serie "Strike Back", die zuerst mit Staffel 1 eine reine BBC-Produktion war, aber mit der darauffolgenden zu den Amis von Cinemax ging und mit neuer Zählweise einen Re-Start erlebte, sodass die Staffelzählung jetzt mit Cinemax 1 beginnt - und freizügiger und gewalttätiger geworden ist. Nix mit Jugendfreigabe. Um mit der neuen Welle der Jugendromane mithalten zu können, hat er sich seinen jugendlichen Helden Zak ausgedacht. Ebenfalls auf den Zug der Jugendaction aufgesprungen war Andy McNab, der aber nach vier Romanen anscheinend aufgegeben hat. Zumindest wurden hier keine mehr veröffentlicht. Ryans Zak geht hier nun in sein drittes Abenteuer (zwei weitere existieren bereits in GB). Stilistisch einfach gehalten, zwar mit Action garniert, aber auch um jegliche deftigen oder überharten Szenen entschärft, um einem entsprechenden Leseralter angepasst zu werden. Natürlich geht es nicht ohne den einen oder anderen Mord, aber keine Folter, keine Gewalt um der Gewalt willen. Liest man als Erwachsener völlig entspannt nebenbei, während die Sonne auf einen brennt und die Frau wettert, man solle sich gefälligst mal etwas bewegen. (Da frag ich mich immer, was die hat? Ich blätter dch die Seiten um, das ist Bewegung.). "Agent 21 - Codebreaker" geht zügig und flott voran, ist spannend, wenn auch für Vielleser vorhersehbar. Und kommt anscheinend bei der Jugend an. Der Sohn einer unserer Bekannten, würde mir die Dinger am liebsten je Seite aus den Griffeln reißen, wenn ich eine beendet habe. Diese Jugend heutzutage. Als wenn ich bei Filmen so wäre, tsts. Kein Fehleinkauf, aber wer als Erwachsener dann etwas wie Ben Coes erwartet, dürfte enttäuscht sein, für den ist es absolut  nur leichte Kost. Action for Kids, da ist es okay.


    jerry garcia

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    Jonathan Green. Er erhebt sich aus der Tiefe …und er hat Hunger! In 80 Tagen um die Welt – mit Stil! Dieses vollmundige Versprechen der Carcharodon Shipping Company soll mit der Jungfernfahrt des neuesten und mehr als beeindruckenden Unterwasserkreuzfahrtschiffs Neptune auf die Probe gestellt werden. Unter den Reisenden befindet sich auch Ulysses Quicksilver, der Dandy-Abenteurer und Held von Magna Britannia, um sich eine wohlverdiente Ruhepause nach den traumatischen Erlebnissen des 160. Thronjubiläums von Queen Victoria zu gönnen. Doch bereits wenige Tage nach dem Besuch der Unterwasserstadt Pacifica kommt es zur Katastrophe. Ein brutaler Mord wird begangen, und kurz darauf wird die Neptune Opfer einer Sabotage, welche das Schiff in die bodenlose Tiefe des Meeres sinken lässt. Doch gefangen auf dem Meeresgrund, haben die Probleme für die Überlebenden gerade erst begonnen. Denn hier unten lauert ein jahrzehntealtes Geheimnis auf sie. Der Leviathan ist erwacht und erhebt sich hungrig aus der Tiefe. Wenn er sich auf die Jagd begibt, wird niemand seiner urzeitlichen Wut entkommen.

    Ulysses Quicksilver begibt sich an Bord eines modernen Tiefsee-Kreuzfarhtschiffes, das mit allen Schikanen ausgestattet ist. Selbstverständlich wird er von Nimrod begleitet. Und hat bald schon eine sogenannte Investigativ-Reporterin (Also ein Boulevard-Tratschmaul, das es in jedem Geschlecht und jeder Gesellschaft gibt und das sich gerne Storys aus dem hohlen Hirn saugt und diese mit erlauschten Halbwahrheiten als Tatsachen in ihrem Schmierblatt zum Besten gibt.) auf den Hacken. Doch auch der Rest der Mitreisenden bietet eine illustre Truppe. Ein alter Jägersmann, ein Milliardär - Finanzier des Schiffs und entsprechend großkotzig, ein junges Paar, einen Chinesen, der sich als Geschäftsmann ausgibt und selbstverständlich massenweise Mitreisende an Bord, die nur die billigeren Tickets ergattern konnten und nie auch nur in die Nähe der Promis kommen, die sich wie Küken um die Henne um den bärbeißigen Kapitän scharen. Doch während sie so dahintuckern, gibt es einen Anschlag auf das Schiff, das sinkt, aber so stabil gebaut ist, dass es einem immensen Wasserdruck standhält. Wäre da nicht die plötzlich auftauchende Bestie, ein Krake, wie der anwesende Schwede Thor zum Besten gibt. Und die Reporter-Trine? Wurde schon vorher um die Ecke gebracht. Also ist auch noch ein Mörder an Bord. Und jetzt, auf recht engem Raum in der Forschungsstation, in die sie sich flüchten konnten, versucht der, seine Mission zu Ende zu führen. Jedoch kennt keiner den Killer von Angesicht zu Angesicht, Misstrauen schleicht sich ein. Draußen ein Killer, drinnen auch. Herrliche Aussichten. In den vielen Gängen der Station können sie auf Entdeckerreise gehen, allerlei Experimente und gruslige Einzelheiten finden - woei sie immer auf der Hut vor dem Mörder unter ihnen sein müssen. Und der schlägt bald wieder zu. Diesmal ist der Schwede Thor dran. Und so manches Geheimnis wird in den Tiefen des Ozenas gelüftet, inklusive Schuldeingeständnissen.

    Auf den letzten rund 55 Seiten des Buches gibt es noch eine Bonunsgeschichte mit dem Titel "Vanishing Point - Fluchtpunkt". Und nein - Barry Newman kommt nicht angebraust. Es beginnt mit einer Seance, die wie schon vielfach gesehen, nur ein alberner Bauerntrick ist, um die Kunden zu schröpfen. Doch der findige Quicksilver will sich mit gefakten Geistererscheinungen nicht abfinden und durchsucht das Forschungslabor im Keller des Hauses. Und trara - eine Überraschung wartet.


    Stimmungsvolle Katastrophenmär in ein Steampunk-Szenario eingebettet. Die Charaktere erscheinen stereotyp vom gierigen und fiesen Milliardär bis hin zu unserer Hauptfigur, dem Dandy-Abenteurer Ulysses Quicksilver, der hin und wieder den Eindruck vermittelt, dass er ein sehr extrovertierter Bruder von Agent Pendergast sein könnte, obwohl: So wie sich Pendergast manchmal gibt, ist sogar eine Leiche gegen ihn extrovertiert zu nennen. Quicksilver ist da doch mehr Hallodri, immer für die holde Weiblichkeit da, auch wenn sie ihn austricksen will. Der Nordländer muss selbstverständlich Thor heißen. Und ja, man kann die Story auch als Schreiben nach Vorlage bezeichnen, denn Vielleser und Filmfreunde werden ganz schnell etliche Vorbilder entdecken, können so aber auch das Geschehen wunderbar visualisieren - und das ist bei einem Buch meines Erachtens nicht nur ein Vorteil, es spricht auf für dessen Qualität, denn wenn ich mich durchquälen müsste, wäre die bildliche Vorstellung eher schon Folter. Gefoltert wird der Leser hier nicht. Er findet einen Tupfer "Poseidon-Inferno", ne ganze Ecke Agatha Christie nach dem Zehn-Kleine-Negerlein-Szenario (Politisch korrekt heißt das ja jetzt Maximal-pigmentierte, da ja auch Zehn-Kleine-Mohrenköpfe oder der Sarottimohr aus dem Verkehr gezogen wurden. Politisch korrekte Zensur, bloß weil soich einige selbsternannte Gutmenschen wichtig  machen wollten. Man erinnere sich an die Farce mit dem Artikel bei ALDI oder den Sinti + Roma, die sich fest attestieren ließen, dass sie ja keine zigeuner snd - und sich dann unverschämt aus der Ecke wagen, um die Zigeunersoße umbennen zu lassen, weil sie sich diskriminiert fühlten. Aha, Logik von Fahrenden Volk.) 
    etliche Monster wie diesen Riesenkraken, der noch so manche Überraschung parat hat, die auch von denen der ums Überleben kämpfenden Truppe nicht überboten werden kann. Megalodons, Riesen-Ur-Haie wie in "Mega" von Jake Bible und noch so manch anderes Getier. Da muss Quicksilver in die Spuren berühmter Ermittler oder Agenten treten, um den Fall zu lösen UND zu überleben. Ein spannendes Who dunnit mit einer Menge frischer Ideen gepaart mit schon seit etlichen Dekaden vorhandenen Handlungsfäden. Gelungene Erzählung, die ein wirklich solides Tempo aufweisen kann, so gut wie keine Durststrecke aufweist und flugs inhaliert werden kann. Die Bonusstory mit Teleportation, bösen Nazis und gierigen Verwandten knabbert man als Nachtisch ohne besonders beeindruckt zu sein. War halt ne nette Zugabe. Der Hauptteil ist es, der fasziniert und feinen Steampunk-Stoff bietet, den die großen Verlage nicht gerne zu publizieren scheinen. Doch für solche Sachen haben wir ja unsere Kleinverlage, die ich nach und nach sein Stück vom Kuchen abschneiden. Wobei die Etablierten vermutlich hoffen, dass der Bissen für (Winz-)Mitbewerber zu groß wird und er ihnen im Halse stecken bleibe. Tja, ihr Burschen und Burschinnen in den Vorstandsetagen, hättet ihr eure Leserschaft etwas mehr beachtet und nicht veräppelt, müsstet ihr jetzt nicht zittern. Eure sehr hohen Preise für Ebooks tun ihr Übriges dazu. Jonathan Green mit seinem formidablen zweiten Quicksilver-Steampunk-abenteuer ist jedenfalls ebenso wie Jake Bible mit seinen Spaßbüchern bei Steffen Janssen und seinem Luzifer-Verlag gut untergebracht. Andere Genres werden vom Festa-Verlag (Meine geliebten Crime-Actioner, Horror und Extremtitel, die nur direkt beim Verlag zu ordern sind), mKrug-Verlag (Ha, John Aysa, die schreibende Wildsau, die derzeit wieder heftig über die Tastatur huscht und Leute wie Gord Rollo sind dort angesiedelt. Schönen Gruß, John und schönes Wochenende!!), Voodoo Press mit Sachen wie Jeff Strand (Wunderbar schreibender Mensch, der immer Sinn für Humor hat, wie er bei den Andrew Mayhem-Romanen oder dem Märchen "Fangboys Abenteuer" beweisen konnte) sowie der Atlantis-Verlag, der Martin Kay mit seiner Hannigan-Reihe Begeisterung verursachen konnte. Alle die wurden von den Großen entweder nicht beachtet oder nach kurzer Zeit "von Hof gejagt". Selber Schuld, wenn sie jetzt wie Jonathan Green mit seinen Romanen um Ulysses Quicksilver die Leserwelt begeistern können.


    jerry garcia

    • Gast


    Manel Loureiro. Europa liegt in Schutt und Asche: Neunzig Prozent der Bevölkerung haben sich in lebende Tote verwandelt undmachen Jagd auf die wenigen Menschen, die es noch gibt. Nur auf Teneriffa soll ein normales Leben noch möglich sein, und so macht sich eine kleine Gruppe Überlebende auf den Weg dorthin. Doch zwischen ihnen und Teneriffa steht eine Armee von Toten. Und in diesen dunklen Tagen sind die Toten schneller als die Lebenden.


    Nach ihrer langen Flucht durch Spanien haben sich der Anwalt mit Kater Luculo, die Nonne Cecilia, die junge Lucia und der Ukrainer Prit in die kargen Wüsten von Nordafrika geflüchtet. Doch auch dort wird es zunehmend unsicherer - und ihnen geht auch der Sprit für ihren Hubschrauber aus. Als sie ein völlig verlassenes, geplündertes und niedergebranntes Dorf finden, beschließen sie, das Risiko einzugehen und sich auf den Weg nach Teneriffa zu machen. Ihre Spritreserven reichen knapp, aber es gelingt. Dort werden sie nicht gerade freundlich empfangen, aber die Menschen haben Angst vor der Seuche und stecken die Vier plus Katze in Quarantäne. Nach einigen Wochen lässt man sie endlich raus, doch lange ausruhen ist nicht. Prit und der Anwalt gelten ob ihres bisher erfolgreih gestalteten langen Überlebenskampfes schon als Veteranen des Kampfes gegen die Zombies und werden zu einer Mission aufs Festland - nach Madrid - "überredet", während die Nonne und Lucia auf der Insel bleiben müssen. Cecilia wird von einem brutalen Wärter ins Koma geschlagen und der will mit seinen Kumpanen Lucia als Zeugin ausschalten. Selbst in der vermeintlichen Sicherheit muss Lucia nun wieder ums Überlöeben kämpfen. Auch die Mission Richtung Madrid, wo dringend benötigte Medikamente besorgt werden sollen, läuft völlig aus dem Ruder. Nicht nur, dass die Gruppe den größten Teil ihrer Leute an die Zombies verliert, kurz bevor die Reste der Truppe sich mit kleinen Kampffahrzeugen in Sicherheit bringen könnte, stellen sich einige Crewmitglieder als Königstreue heraus. Während auf Teneriffa so etwas wie eine "gesteuerte Demokratie" herrscht, ist die ebenfalls noch nicht überrannte Nachbarinsel zu einer Monarchie ernannt worden, weil dort der letzte Überlebende der Königsfamilie sein Dasein fristet. Und es steht kurz vor einem Bürgerkrieg zwischen den beiden Inseln. Mit Mühe und Not schaffen es der Anwalt und Prit zurück nach Teneriffa, wo sie erfahren müssen, dass die Nonne tot ist und Lucia gesucht wird.

    Schon auf seite 12 hat der Begriff  "Europaweltmeister im Fußball" kurz irritiert. Lag es an der Übersetzerin oder schlicht beim Satz nicht aufgepasst? Das Buch wurde im Original 2010 geschrieben und damals war Spanien der Europameister von 2008 und Weltmeister von 2010. Einen Europaweltmeister gibt es dennoch nicht (Solche Kontinentweltmeister gibt es doch eher nur in den USA. Wenn dort jemand in Hillbillytown nen Häkelwettbewerb gewinnt, nennen die ihn auch gleich Weltmeister), es sollte wohl eher Europa- und Weltmeister im Fußball heißen. Lektorat gepennt? Im Gegensatz zum ersten Buch hat Anwalt Namenlos seine Tagebuchaufzeichnungen via Blog aufgegeben bzw. aufgeben müssen und fungiert nun als Ich-Erzähler. Ebenfalls neu ist, dass man auch verschiedene Sichtweisen eingeflochten hat; einmal sogar die eines Zombies, was eine nette Abwechslung war. Nachdem man sich auf der Insel eingefunden hat, wird der Leser noch einmal seitenlang über den ersten Band informiert (Für diejenigen Leser, die Teil 1 nicht gelesen hatten, sicher recht freundliche Aufarbeitung, wer den schon kannte - wie ich - neigte wohl zum Weiterblättern), geht es bald mit ziemlich hohem Tempo voran. Keine Atempausen, auch keine Lückenfüller oder Durststrecken mehr. Immer mehr Kapitel werden mit Cliffhangern ausgestattet, ebenso wie das Ende. So geht es recht flott voran, wozu der recht einfache Stil seinen Beitrag zu leisten weiß. Selbstverständlich muss in einem solchen Roman auch die Neigung der Menschen, sich selbst in so einer Katastrophe noch selbst zu bekriegen, mit eingeflochten werden. Ist ja auch nahe an der Wahrheit, entwickelt sich für den (Viel-)Leser derartiger Literatur immer mehr zum Klischee. Insgesamt eine nette, entspannte Zombie-Mär mit ordentlich Krawall und Zug im Geschehen, aber völlig ohne Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Stories dieser Art. Kann man lesen, muss man aber nicht. Brauchbare Unterhaltung - und das war es dann auch. Ein dritter Teil wird im Mai erscheinen. Mit "Last Passenger" hat der Autor auch ein neues Werk an Bord, das eine gänzlich andere Story bietet. Das darf gerne in Übersetzung hierzulande verlegt werden.


    Offline Havoc

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      Steampunk und Monster.... Das "Leviathan Rising" hört sich ganz spassig an.  :)
      “When I ride my bike I feel free and happy and strong.  I’m liberated from the usual nonsense of day to day life.  Solid, dependable, silent, my bike is my horse, my fighter jet, my island, my friend.  Together we will conquer that hill and thereafter the world”


      jerry garcia

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      Da gehört auch noch "Unnatural History" dazu. Mir hat es bzw. haben beide wider Erwarten recht gut gefallen.

      « Letzte Änderung: 23. April 2015, 10:07:49 von jerry garcia »


      jerry garcia

      • Gast


      David Michaels. Die Special Forces der US-Army sind für ihre hochspezialisierte Ausbildung und ihren Mut hinter feindlichen Linien bekannt. Doch innerhalb ihrer Reihen gibt es eine Einheit, die sogar noch geheimer und tödlicher agiert. Die Mitglieder dieses Trupps gehören zu den besten Sondereinsatzkräften der Welt und werden Ghosts genannt – Geister. Captain Scott Mitchell und sein Ghost-Team infiltrieren die Ostküste Chinas, um eine radikale, umstürzlerische Organisation mit dem Codenamen »Frühlingstiger« aufzuspüren und zu zerschlagen. Diese Gruppe abtrünniger chinesischer Militärführer plant, die Macht über Taiwan an sich zu reißen und zwischen China und den USA einen Krieg um die Vorherrschaft im Pazifik zu entfesseln. Als Mitchell jedoch erkannt, dass ein alter Erzfeind den Verschwörern zur Seite steht, wird der Versuch, den 3. Weltkrieg zu verhindern, mit einem Mal zu etwas ganz Persönlichem.

      Scott Mitchell befindet sich auf den Philippinen - genauer auf der Insel Basilan. Dort sollen sie gegen eine einheimische Terroristengruppe vorgehen. Gemeinsam mit Philippinos und einer Truppe aus Taiwan. Sie geraten in eine Falle, bei der Mitchell und zwei seiner Leute überleben können, der Rest geht drauf. Während die Philippinos in den Kampf helfend eingreifen wollen, hält der Taiwanese seine Leute zurück, da er sie nicht für die Amerikaner verheizen will. Während Mitchell in seiner Heimat belobigt wird, entlässt man den Taiwanesen aus der Armee. Der will nun nach China überlaufen und bastelt an einem Plan. Indes rückt Mitchell nach Wasiristan aus, um dort gefangene Kameraden und CIA-Leute aus der Gefangenschaft der Terroristen zu befreien. Der Plan misslingt fast, weil die Aufklärung verpennt hat, dass der Pfad für den Rückweg auch von den Waffenlieferanten der Terroristen genutzt wird. Prompt begegnen sich die Trupps und es kommt zum Gefecht. Doch auch diesmal kommt Mitchell aus der Bredouille. Zuvor hat es Fang in die Olympia-Mannschaft für die Spiele in Peking geschafft und tritt dort für sein Land Taiwan an. Dass er dafür einen Sportskameraden ermorden musste, dem eigentlich der Platz zugestanden hätte, ficht ihn wenig an. In Peking freundet er sich mit einem Chinesen an und läuft über. Gemeinsam tüfteln sie an einem Plan, Taiwan wieder dem chinesischen Festland anzugliedern. Die Amerikaner haben Spione vor Ort und ihnen ist klar - wenn dieser Plan gelingen sollte, ist ein neuer Weltkrieg unvermeidlich. Daher werden Mitchell, mittlerweile Captain, und seine Leute eingeschleust, um die Rädelsführer zu eliminieren. Und dort sieht Mitchell seinen alten Feind Fang wieder.

      Zum Vergleich mit dem dazugehörigen Game kann ich nichts sagen, da ich es nicht kenne. Das Buch ist eigentlich eine Story, die man aus etlichen Filmen gerade so um die Zeit der Jahrtausendwende aus der Nu Image-Schmiede kennt. B-Filme wie "Operation Delta Force" usw. haben die US-Sondereinsatzkräfte und ihre Anführer als Helden der Nation gefeiert. Der Ablauf ist auch im Buch ähnlich. Einsatz, Heimat, Training, Beförderung, Loblied, letzter, entscheidender Einsatz, in dem alles wunschgemäß geregelt wird. An Action mangelt es nicht, Kameradschaft wird großgeschrieben und der böse Feind ist wie bei Tom Clancy und seinen Vertragschreibern gewohnt heimtückisch, brutal, böse und dennoch feige. Eigentlich eine Werbeveranstaltung für die US-Militäreinheiten weltweit. Helden USA eben. Einseitig, undifferenziert, typisch für ähnliche Ware aus "Gottes eigenem Land". Einfach einer dieser Technothriller, die versiert mit den unterschiedlichen Waffengattungen spielen, die Moral der Truppe hervorheben und den Feind in einer simpel erzählten Geschichte flott und mit unverhohlener Freude auseinandernehmen. Was unverborgen bleibt, ist, dass der eine oder andere Kämpfer für amerikanische Gerechtigkeit gar nicht mehr ins Feld dürfte, weil er ordentlich einen an der Klatsche hat (Die Scharfschützin, die in Gedanken ständig Kommentare ihrer auf sie neidischen Bürder hört usw.). Man könnte auch sagen "Seal Team drei, mit Spaß dabei". Wie gesagt, man muss solche erzkonservativen Auswüchse verdrängen, dann bekommt man unterhaltsame Action geboten, die man aus so vielen Büchern kennt, die unter dem Namen Tom Clancy vermarktet wurden.


      jerry garcia

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      Martin Alexander. Die Herrscherin von Windfall stirbt durch ein merkwürdiges Fieber. Ihr Sohn Karol soll der neue Windfürst werden, doch seine Zwillingsschwester Kaia plagen Zweifel. Könnte ihr Bruder etwas mit dem Tod der Mutter zu tun haben? Oder hatte sein Berater, der sagenumwobene Thaumaturg, die Finger im Spiel? Dieser geheimnisvolle Mann mit der goldenen Maske, dem nachgesagt wird, er habe magische Fähigkeiten. Als sich Kaias Verdacht zu bestätigen scheint, flieht sie vom Hof und will mehr über den Thaumaturgen herausfinden. Dabei ahnt sie noch nicht, dass sein Schicksal mit ihrem eigenen verbunden ist - und dass es ihre gesamte Welt in den Abgrund reißen könnte.

      Als ihre Mutter stirbt, wobei der unter dem Einfluss seines Beraters, dem maskierten Thaumaturgen, stehende Prinz Karol mit einem feinen Mittelchen fleissig nachgeholfen hat, flieht Prinzessin Kaia, weil sie ihrem Bruder und seinem Helfer absolut nicht traut und damit rechnen muss, dass sie selbst bald das Zeitliche segnen würde. Schließlich hat ihre Mutter eigentlich sie zur Nachfolgerin bestimmt. Um den Anspruch auf den Thjron durchzusetzen und die verbrecherischen Kanaillen aus dem Schloß zu vertreiben, schart sie einige Helfer um sich. Den Arkebusier Balwin, den gebildeten Quentin, den Magier Miskar und weitere Helfer. Gemeinsam wollen sie Verbündete suchen, die sich mit ihnen dem Kampf gegen die Diebe des Throns stellen und gegen deren Armee aus metallenen Golems, diese beschworen haben. Immer wieder geraten sie in Gefahr, dass entdeckt wird, dass die als Junge ausgegebene Prinzessin nicht von ihren Feinden enttarnt wird. Indes sucht die Nixe Tuulikki nach dem Einen, der für sie gemascht ist. Leider ist ihr Biss giftig und sie erwischt dabei ausgerechnet die Prinzessin. Die überlebt das nur knapp. Zudem deckt sie auf, dass ihr Begleiter Baldwin eine Vergangenheit am Hofe hat, die ihm nicht zur Ehre gereicht und verstößt ihn als Verräter. Baldwin will aber nicht aufgeben und versucht nun unerkannt und auf Abstand die Gruppe zu unterstützen. Ihre anderen Reisegenossen müssen mit anschauen, wie der eine oder andere Ritter die Prinzessin begehrt, was den ihr ebenfalls zugetanen Miskar zur Weißblut treibt. Ausserdem will der Herrscher von Herzburg sie mit einem seiner Söhne vermählen. Doch das können sie gemeinsam gerade so vermeiden und bald kommt es zur entscheidenen Schlacht gegen die Golem-Armee des Thaumaturgen.

      Den Tipp für diese Lektüre erhielt ich von einem User von Gemeinschaftsforum.com. Dafür sei ihm kurz gedankt. Da ich nicht gerade der Anhänger von Fantasy-Stories bin, kann ich keine wirklich schlüssigen Vergleiche zu den Topwerken dieses Genres ziehen. Was ich aber schon vorwegnehmen kann, ist, dass es eine feine und unterhaltsame Lesezeit war. Wohltuend war, dass sich der deutsche Autor nicht bemüßigt fühlte, seine Ideen zu "amerikanisieren".  Nichts ist derart angepasst für den Massenmarkt, dass man den Anschein bekäme, es mit einem internationalen Autor aus den USA zu tun zu haben. Aber seine Geschichte selbst? Ja, die könnte sicher überall bestehen. Eine Gruppe Tapferer unter Führung einer Prinzessin raufen sich zusammen, um gegen das Böse zu bestehen. Klingt manchmal wie "Die glorreichen Sieben", wenn die zu Beginn vorgestellten Charaktere nach und nach an der Seite der Prinzessin in die Schlacht reiten und zuvor noch Verbündete suchen. Aber die Charaktere haben es in sich. Nicht die 08/15 Hobbit-True Blood-Massenware, sondern Figuren mit Mängeln, sei es nun Mundgeruch oder simple Schwäche, oder einfach nur anders gepolt, wobei der schwule Quentin mich etwas an Ringil von Richard Morgan erinnerte, mit dem Unterschied, dass Quentin kein Kämpfer ist. Hier herrschen Golems vor, es gibt Gremlins (die nichts mit den Film-Gremlins zu tun haben), Hexer, Mörder und Verräter inmitten von Intrigen und Eigennutz. Auf die Erklärung zur Nixe und deren Nutzen für die Story muss man etwas Geduld aufbringen - ein Geheimnis wie es auch etliche der anderen Protagonisten aufzuweisen haben. All das zusammen bietet zwar einen bekannten Plot, der aber durch seine gegen den Strich gebürsteten Figuren zu einen spannenden und flott zu lesenden Gesamtwerk zusammengefügt wird, dem man wohl ruhig mal als Fantasy-Fan seine Aufmerksamkeit schenken sollte. Und wer auch Anmerkungen Richtung Gesellschaft in einem Buch erwartet - die gibt es hier. Man kann die eine oder andere Szene durchaus als Plädoyer für Gleichberechtigung und toleranz werten. Was die geplünderten Tempel und die Aussage, dass die Kirche sich das bei den gehorteten Schätzen leisten und es auch verschmerzen kann angeht, weiß ich nicht, ob das eine Kritik an den Verschwendern im kirchlichen Bereich der heutigen Zeit sein sollte. Das kann nur der Autor selbst bentworten. Mir als Fantasy-Laie hat es jedenfalls gut gefallen, sodass ich es weiterempfehlen würde.


      jerry garcia

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      Joseph Nassise. Durch die Entwicklung des »Leichengases« im Jahr 1918 erhoben sich die toten Soldaten auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges, lieferten den Truppen des Deutschen Kaiserreichs unbegrenzten Nachschub und verlängerten den Krieg auf unbestimmte Zeit. Mitten in diesem Wahnsinn wird das amerikanische Fliegerass Major Freeman vom untoten Baron Manfred von Richthofen über feindlichem Gebiet abgeschossen. Was für Captain »Madman« Burke bedeutet, dass er mit einer kleinen Einheit aus Spezialisten auf ein Himmelfahrtskommando zur Rettung des vermissten Piloten geschickt wird.
      In einer Welt, in der gigantische Luftschiffe den Himmel verdunkeln, in der Menschen mit mechanischen Federwerkarmen kämpfen und mit Gewehren elektrische Ladungen verschießen, in der sich die Gefallenen wieder erheben und nach dem Fleisch der Lebenden gieren, hat das Grauen ein Gesicht bekommen und der Kampf fürs Vaterland ist zum Überlebenskampf der Menschheit geworden. Quelle: Atlantis-Verlag.

      1. Weltkrieg. Der Krieg ist in vollem Gange, schon länger als geplant. Und die Deutschen haben ihre neue Waffe eingesetzt: Das Leichengas. Damit können sie die Gefallenen auf den Schlachtfeldern wiedererwecken und mittels Halsbändern so kontrollieren, dass sie sich Richtung Linien der Alliierten bewegen und dort fleischgierig über die Soldaten herfallen, die noch unter den Lebenden weilen und ihre Länder gegen die deutschen Aggressoren verteidigen. Besonders fies: auch die Getöteten auf der Seite der Alliierten werden durch das Leichengas auf ihre ehemaligen Kameraden gehetzt. Captain Burke verteidigt gerade die Linie in seinem Schützengraben, als etwas den Boden beben lässt. Kurz darauf stößt eine neue Maschine durch die Grabenwand: Es ist ein Tunnelgräber, hinter dem die Untoten hermarschieren, um in die feindlichen Linien einbrechen zu können. Einer davon schafft es sogar bis zu der verbarrikadierten Tür, hinter der sich Kommandobunker und Waffenkammer befinden. Statt stur und blöd auf sein Ziel loszugehen, scheint der Zombiesoldat zu überlegen, wie er diese Barriere durchbrechen kann. Dann erst kann er wie seine Kollegen durch einen Schuß durch den Kopf getötet werden. Anders sind diese Bestien nicht aufzuhalten. Und dann werden die Leichen eingesammelt und verbrannt, bevor sie durch das deutsche Leichengas vielleicht ein weiteres Mal auferstehen. Unterdessen wird Major Freeman von Baron von Richthofen hinter den feindlichen Linien abgeschossen und gefangengenommen. Da Freeman ein wichtiger Mann im Krieg ist, beordert man Burke zusammen mit einer kleinen Gruppe dazu, ihn zu befreien. Man kämpft sich ins Feindesland und findet auch bald das Lager, in dem man Freeman untergebracht hat. Aber was sie dort ebenfalls entdecken, lässt ihnen das Blut in den Adern gefrieren.

      Diesmal sind es keine Nazi-Zombies sondern Kaiser-Zombies, die der Welt zu schaffen machen und in einem Kriegsszenario für ungewöhnliche Verhältnisse sorgen. Und der Autor macht keinen Hehl aus der typischen antideutschen Haltung, die das Buch derart durchdringt, wie es sonst nur die Romane um die Helden im Kampf gegen Terrorismus tun. Heroes USA vs. Killer-Zombies Germany. Am besten dargestellt wird das in der Charaktrerisierung des Kaisers (planloser Waschlappen ohne Rückgrat) und Baron von Richthofen, der nicht nur der "Rote Baron", sondern auch der "Tote Baron" ist. Diesen skizziert man als einen intriganten, machtgeilen Wüterich, der gerade mal noch Offizier, aber sicher kein Gentleman mehr ist. Also das gewohnte Bild - die Gegner sind fiese und unmenschliche Drecksäcke, während ehrbare und tapfere Kämpfer für das Gute in der Welt samt und sonders aus den USA kommen. Hat man das schon fast gewohnheitsmäßig verdaut, bekommt man als Leser ein Geschehen präsentiert, das mitunter leichte Züge des Steam Punkt aufweist, sieht man sich die ganzen neuen Entwicklungen an, die den Krieg verändern sollen. Nicht nur das Leichengas und die Luftschiffe prägen den Krieg, da gibt es die Herkules-Jacke, den Colt-Firestarter (nettes Spielzeug), den Tunnelgräber, die Körpererstatzteile und aufgerüstete Waffen die Kämpfe. Perverse Experimente der Deutschen werden ebenso beschrieben (erinnert irgendwie an das, was man im 2. Weltkrieg und Hitler so vermutet hat) wie der verzweifelte Kampf der Alliierten gegen diese Errungenschaften des Feindes. Die Geschichte steigt sofort in die Handlung ein, serviert gleich satte Action und lässt auch kaum Pausen zu. Der eher nur angedeutete Bruderzwist gibt Emotionen etwas Zugang, aber insgesamt konzentriert sich alles auf die unterschiedlichen Kampfhandlungen, die vom Mut und der Opferbereitschaft der Amerikaner berichten, wenn sie gegen die Übermacht der rücksichtlosen Feinde antreten müssen. Immer in Action eingebetten, bietet die Handlung temporeiche, ja gar rasante Passagen und kann schon als Kracher bezeichnet werden. Die Befreiungsaktion hinter den feindlichen Linien erinnert schon etwas an diverse Kriegsfilme, die sich einer solchen Mission gewidmet haben, wird aber durch die "Watschler", wie man die Zombies (noch) nennt, ergänzt. Und je mehr es Richtung Ende des Buches geht, desto mehr erklärt sich der Fortsetzungscharakter von "Das Blut der Helden". Da werden einige Handlungsstränge eröffnet, die in weiteren Büchern wichtige Rollen spielen dürften und man noch einiges vom Weltkrieg der Toten erwarten kann. Feine Zombiekost, die etwas aus dem bekannten Rahmen fällt und sich von den üblichen Untoten-Apokalypsen unterscheidet. Durchweg unterhaltende, gut mundende Kost, die niemals eine Durststrecke aufkommen lässt. 


      jerry garcia

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      Jeff Strand. Zombies. Manchmal steigen sie aus ihren Gräbern und gieren nach Menschenfleisch. Manchmal werden sie von verrückten Wissenschaftlern erschaffen, um eine unaufhaltsame Armee Untoter zu werden. Manchmal wird die Zombie-Plage durch einen schrecklichen Virus übertragen und manchmal, da erheben sie sich live vor Millionen Zuschauern während einer Spezialsendung im Hauptabendprogramm. Dies ist die Geschichte von Stanley Dabernath, einem Zombie. Der UNGLAUBLICHE MR. CORPSE, wie die Presse ihn kurzerhand getauft hat. Eine internationale Sensation. Trotz grässlichem Aussehen lebt Stanley nun seinen Traum. Dummerweise ist es schwerer, das Leben eines Promis zu führen als das eines Zombies. Denn die Schlipsträger von Projekt Second Chance geben ihm vor, wie er sich in der Öffentlichkeit zu verhalten hat. Und seine Gegner bezeichnen ihn als widerwärtige Abscheulichkeit, die endgültig beseitigt werden sollte. Aber sind die Leute vom Projekt Second Chance wirklich auf Stanleys Seite, oder ist der wahre Grund für seine Auferstehung etwas viel. Unglaublicheres?

      Stanley Dabernath betreibt einen miserabel laufenden Filmbetrieb und hat als Angestellten seine Kumpel Martin. Selbst seine krudesten Ideen will keiner - und das in der heutigen Zeit. als er völlig deprimiert auf der Suche nach frischer Luft und Inspiration die Straße lang geht, kommt von hinten ein LKW - und der gerät ins Schleudern. Stanley versucht sich in Sicherheit zu bringen, doch der Anhänger des Trucks kippt und landet auf seinem Fuss. Der ist zerquetscht, aber Stanley atmet noch. Bis die Milch aus dem Tank ausläuft und er in dem angeblich so gesunden Getränk jämmerlich ersäuft. Dann erwacht er und findet sich in einem Krankenzimmer wieder, wird mit einem Kameramann und einem TV-Reporter konfrontoiert, was ihn sofort in eine tiefe Ohnmacht sinken lässt. Der zweite Versuch läuft besser. Man hat gerade im TV die Reanimierung eines Toten erleben dürfen. Stanley ist ein Zombie, ein lebender Toter. Seine Geschichte geht durch alle Gazetten, sein neues Leben wird von der Firma Projekt Zweite Chance rundum vermarktet. Sein anfänglicher Widerwillen und sein kindisches Gezicke wird gebrochen und bald läuft der Laden. Interviews, Pressekonferenzen und Attacken von Gegnern des Programms - mit all dem muss sich Stanley auseinandersetzen. Und dann ist da noch Henry, der eine Familie niedermetzelt und deren jungfräuliche Tochter entführt. Und Stanleys Assistentin, die derart scharf ist, dass sie sogar seinen toten Körper in Wallung bringt. Oder die beiden Druggies, die mit Entführung ein Vermögen machen wollen. Langweilig wird Stanley auf gar keinen Fall.

      Ich beginne mal damit, dass man den Illustrator des Titel nicht loben darf, sonst wird einem glatt Geschleime unterstellt. Scheint ein bisserle eigen, der gute Mann, oder MS? Bitte "FETTES GRINSEN" vorstellen!! Zum Buch: Es ist ein Jeff Strand, wie ich ihn mag. Voller Humor und Witz. Und mit einer anderen Herangehensweise an das Thema Zombie (taten ja auch schon sehr gut Autoren wie Nassise, Robinson oder Bible). Wer hier jetzt die großen Gemetzel oder das große Fressen erwartet, auf Blut und Eingeweide lauert, den actionreichen Überlebenskampf der letzten Menschen mitverfolgen will, der wird hier ..... nicht bedient. Der arme Stanley ist nichts anderes als eine Laborratte, die nach einem erfolgreichen Experiment herumgereicht wird und deren Erfolg man nun zu Geld machen will. Sehr viel Geld!! Und schon sind wir mittendrin in einer Medienschelte vom Feinsten. Da stellt man sich die Frage, wie weit die Sender noch für Quote gehen? Oder wer sich das überhaupt ansieht, dass es so gut läuft (siehe tagtäglich im Privat-TV)? Da werden halt jetzt keine Supermodels gesucht, die zum Wohle ihrer Moderatoren bis auf die Knochen abmagern oder sogenannte Superstars, die vor einer unterschichtlichen Jury vor Millionen von Zuschauern zum gescripteten Deppen machen, sondern man setzt dem Publikum einen Zombie vor. Und alle springen drauf an, jeder will sein Häppchen vom Ruhm haben. Überhaupt der Ruhm - bringt er wirklich sogar den blödesten und hässlichsten Promis die schärfsten Schnecken, macht Prominenz schön oder warum stürzen sich Frauen mit fragwürdigem Verstand (Sind das Groupies oder gar meine?) nur so auf die Typen? Ist es wirklich belegt, dass Ruhm verblödet (Frag nach bei Charlie Sheen) oder gar zum Vollidioten macht? Warum mutiert keiner dieser Vollhonk-Promis nicht einmal - nur einmal - zu einem intelligenten Menschen, der einen nützlichen Beitrag zum Wohle der Menschheit leistet? Und was ist mit diesen ganzen nutzlosen Fressern, die eigentlich wie unser Protagonist Stanley nur dafür berühmt sind berühmt zu sein und in ihrem sinnfreien Leben noch nichts geleistet haben? Mit den Namen solcher Gestalten könnte man Seiten füllen. Und wer lässt sich alles von den neuen Medien korrumpieren? Kann man sich dem Scheiß einfach nicht entziehen? Selbst der religiöse Fanatismus, in den USA sehr ausgeprägt, kommt nicht ungeschoren davon, wenn sich ein Kult um den neuen Erlöser bildet. Und dann nimmt die Geschichte eine Wendung. Ist sie lange Zeit dialoglastig, wenn man und Dialog das Ablassen von dummen Sprüchen, frechen Widerworten oder fiesen Wortspielen versteht, findet man sich bald in einer eher ernsthaften Wendung der Story wieder. Da fließt dann auch etwas Blut, wird der eine oder andere Mord begangen und Stanley stellt sich die exitenzielle Frage bezüglich seiner eigenen Nutzlosigkeit? Er beantwortet sie dann auch. Bis dahin aber führt Jeff Strand den Leser mit vielen Späßen, Witzen und Kabbeleien über die Seiten, lässt über irre Situationen schmunzeln. Sein Stanley ist ein Verlierer, der plötzlich etwas Macht bekommt. Er ist eine dauernd nörgelnde Nervensäge mit Hang zu blöden Sprüchen, ein Querulant erster Güte - aber ein lustiger. All die anderen Figuren sind eigentlich nur Randerscheinungen, selbst der Doktor oder die scharfe Assistentin, die ebenfalls unter Stanleys Mundwerk zu leiden hat, oder sein Kumpel Martin. Das Buch ist ganz auf den Zombie fixiert, bietet aber nebenbei die Botschaft, wie sinnfrei das Leben dieser Pseudo-Promis und Medienstars doch ist. Wer also keinen Zombie-Horror im üblichen Stil erwartet und eine wahrhaft humorvolle und dennoch kritische Lektüre zu schätzen weiß, die früheren Outputs von Jeff Strand (Die "Andrew Mayhem-Trilogie", "Benjamins Parasit" oder "Fangboys Abenteuer") gemocht hat, sollte den Dampfplauderer Stanley oder "Der unglaubliche Mr. Corpse" einfach lieben und einmal kurz auf das tägliche Schlachtfest verzichten. Der nächste Roman von Jeff Strand wird von mir jedenfalls wieder inhaliert. Volle Punktzahl hierfür. Und dank Voodoo-Press werden ja noch einige kommen.


      jerry garcia

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      Luke Ahearn. Als infizierte Menschen in einer tödlichen Orgie durch die Straßen der Städte rund um den Globus fegten, erlag die Zivilisation diesem Angriff. Die wenigen Überlebenden kämpfen ums Überleben, wohl wissend, dass sie fast chancenlos sind. Cooper ist einer der Überlebenden. Noch vor einer Woche war das College seine größte Sorge, nun begibt er sich auf eine gefährliche Reise, um seine Schwester zu finden. Aber die Zombies sind nicht die einzige Bedrohung.

      Eben noch hat Cooper mit seinen Kumpels sich mit Paintball-Gefechten bei Laune gehalten, da bricht seine Welt auseinander. Ebenso ergeht es Sal, der zwar ein echter Brocken ist, sich aber dennoch aus allen Schwierigkeiten oder gar handfesten Auseinandersetzungen raushält. Leider kommt es oft vor, dass der eine oder andere Schwachmat austesten will, wer der neue Sheriff in der Stadt ist. Dennoch blockt er die Schläge nur und wartet, bis Leute dazwischen gehen, um den Deppen wegzuziehen. Er ist halt ein friedfertiger Typ. Als der ganze Schlamassel losgeht, verbunkert er sich mit seiner Frau im Haus und will die ganzen Mist einfach aussitzen. Dann passiert es: Die Horde der Infizierten stürmt lachend vors Haus, ballert wild durch die Wände, kann aber nicht eindringen. Alles gut? Nö, seiner geliebten Gattin wurde der Kopf weggeblasen. Sal will nur noch sterben, ihm ist egal, was mit ihm sonst passiert. So sitzt er im Dunkeln und haut sich mit Hochprozentigem die Rübe zu. Als er etliche Stunden später erwacht, türmt er die Möbel auf, legt seine tote Gattin aufs Bett im Schlafzimmer, deckt sie zu und zündet den ganzen Klumbatsch an. Dann macht er sich zu Fuß auf den Weg aus der Stadt, wobei er hofft, dass die Armeeposten, die die Stadt abriegeln, ihn einfach abknallen. Als das nicht passiert, weil sie ihn als einen Gesunden identifizieren, wandert er einfach weiter, bis er vor Erschöpfung zusammenbricht. Unterdessen macht sich auch Cooper auf den Weg aus der Stadt. Er will nach San Jose, wo seine Schwester lebt. Auch er schafft es unbeschadet hinaus. Gerät dann später an ein Pärchen, das im Wald campiert und ihn einlädt, bei ihnen zu bleiben und sich auszuruhen. Doch er misstraut ihnen - wohl zu Recht, wie er bald feststellen muss. Sal trifft derweil unterwegs auf Ron, Jeff und Bill, wobei er erkennen muss, dass Bill ein Typ ist, der für Ärger einfach prädestiniert zu sein scheint. Bei der Suche nach Nahrung stoßen sie auf drei Biker und müssen sich den Angriffen durch die Typen erwehren. Cooper rettet dagegen auf seinem Weg ein junges Mädchen vor Vergewaltigern und dann auch noch ein Frau, die seit mehreren Wochen in ihrem Wagen eingeklemmt war. Gemeinsam fliehen sie vor den mordgierigen Toten in eine ungewisse Zukunft.

      "Euphoria Z" fängt eigentlich ruhig und mit einem noch normalen Alltag an, bevor die gewählten Volksvertreter zugeben müssen, dass sie ihre Bürger wegen eines Asteroiden, der auf die Erde zurast, schamlos angelogen haben. Die Medien sind gewohnt sensationsgeil und haben die Gefahr selbstverständlich aufgebauscht, um Quote zu machen. Als dann nichts passiert, der einschlag kaum Schäden anrichtet, kehrt trügerische Ruhe ein. Und das Szenario, das dann kommt, unterscheidet sich durchaus von den gewohnten Bahnen, in denen eine derartige Katastrophe beginnt. Milliardäre haben einen Virus auf die Menschheit losgelassen, um die Erde im Prinzip für sich zu haben und mit eingien Sklaven die Welt zu beherrschen. Naja, es ist wohl kaum ein Spoiler, wenn ich verrate, dass die Milliardäre schon zu Beginn des ganzen Chaos ihrem Virus selbst zum Opfer fallen. Und das Virus: Man könnte glauben, der Autor hat sich die heutige Spaßgesellschaft zum Vorbild genommen, wenn alle strahlend und lachend durch die Städte ziehen und mitten auf der Straße in aller Öffentlichkeit kopulieren, weiterhin ein fettes Grinsen im Gesicht. Doch mit den Klamotten fallen auch alle anderen Hemmungen und bald stürmen sie Häuser, töten und zerpflücken Menschen - alles freudestrahlend. Während dieses Parts im Buch musste ich irgendwie an Tim Curran und sein "Zerfleischt" denken, wie die Sache dann abgeht. Bald werden die Toten zu Türmen gestapelt, sogar als Barrieren benutzt. Bis sie beginnen sich zu bewegen. Und nach dem Fleisch ihrer Mitmenschen - falls man das noch so nennen kann - zu gieren. Jetzt entwickelt sich ein Zombie-Endzeit-Roman, wie man ihn kennt. Aus der Sicht verschiedener Figuren wird mit Perspektivsprüngen ihr Schicksal in flottem und auch actionreichem Stil geschildert, zwischendurch das Tempo immer wieder forciert und die einzelnen Kapitel immer wieder mit Cliffhangern versehen, dass ein Weiterlesen einfach Pflicht wird. Nur: Bis auf den Beginn gibt es im ersten Teil der Reihe nicht wirklich viel Neues zu lesen. Während der Katastrophe übernimmt das Böse im Menschen die Regie und es kommt nicht von ungefähr, dass die Protagonisten immer wieder auf Typen stoßen, die sich den Ausnahmezustand zunutze machen, um ihren mörderischen Gelüsten und ihrem Egoismus ungestraft nachgehen zu können. Mörder, Vergewaltiger, verbrecherische Biker und zwielichtige Charaktere haben Hochkonjunktur. Auch die Problematik des immer noch schwelenden Rassismus wird angesprochen und wahrscheinlich auch im Folgeband noch eine wichtige Rolle spielen. Alles in allem ein flotter Road Movie-Roman im Zombiemodus, der mit blutigen Details nicht wirklich geizt, ohne ins Extreme abzudriften. Für Freunde der Zombielektüre, die einen leicht zu lesenden Stil mit dem einen oder anderen alten Strickmuster verbindet, ist "Euphoria Z" die geeignete Lektüre. Das Warten auf Band Zwei beginnt.


      jerry garcia

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      James Frey. Als zwölf Meteoriten nahezu gleichzeitig an unterschiedlichen Orten der Erde einschlagen, gibt es keinen Zweifel mehr: Die Zeit ist gekommen. ENDGAME hat begonnen! Jeder der Meteoriten überbringt eine Nachricht, die die zwölf Auserwählten entschlüsseln müssen und die sie schließlich an einem geheimnisvollen Ort zusammenführt. Dort stehen sie ihren Gegnern zum ersten Mal gegenüber. Ein Wettkampf auf Leben und Tod beginnt und eine rücksichtslose Jagd um den gesamten Globus. Die Spieler müssen zu allem bereit sein. Wird Arroganz Bescheidenheit schlagen? Klugheit Stärke übertreffen? Wird Gnadenlosigkeit am Ende siegen? Schönheit von Nutzen sein? Muss man ein guter Mensch sein, um zu überleben? ENDGAME wird es zeigen. Aber nur wer die Hinweise richtig deutet und die drei Schlüssel findet, geht als Gewinner hervor und wird die eigene Linie retten können, wenn die gesamte Menschheit vernichtet wird.

      Auf der Welt schlagen zwölf Meteoriten ein. An den unterschiedlichsten Standorten richten sie verheerende Schäden an, fordern massenweise Opfer. Nur Amerika bleibt relativ verschont von dem Chaos, der Einschlag fordert kaum Opfer, macht nur eine leere Schule platt, da gerade etwas entfernt die Abschlussfeierlichkeiten stattfinden. Dort ist auch Sarah mit ihrer Familie. Mittels der Zerstörung an den weit auseinanderliegenen Locations werden die zwölf Protagonisten vorgestellt. Sie werden von ihren Familien auf eine Mission geschickt, für die sie von Kindesbeinen an trainiert wurden. Ihre ganze Stammeslinie wartet seit Jahrhunderten darauf, dass das Endgame endlich beginnt. Nun ist es soweit. Alle jungen Krieger (zwischen 13 und 20 Jahren alt, machen sich auf den Weg, drei Schlüssel zu finden und zu vereinen, um ihre Angehörigen zu retten, während der Rest der Welt dem Untergang geweiht ist. Ihre Reise führt sie nach China in eine Pagode, wo sie alle zusammen von einem der Götter namens kepler22b Informationen übertragen bekommen, die als Rätsel formuliert sind und anhand derer sie nach Auflösung zum ersten Schlüssel, dem Erdschlüssel, geführt werden. Ab jetzt heißt es jeder gegen jeden, denn nur der Sieger kann sich und die Seinen retten. Eine der zwölf Jugendlichen findet eine Scheibe, bevor sich die Wege der Kids trennen - und das geht nicht friedlich vonstatten. Schon zu Beginn muss einer sein Leben lassen. Und schon geht die Kungelei los. Es werden (vorübergehende) Allianzen geschmiedet, Pläne ausgeheckt, wie man die Gegner ausschalten, also töten kann, um zuletzt der Gewinner zu sein. Von China aus führt der Weg die Kontrahenten rund um den Globus, wobei Sarah von ihrem All American Boy-Schatzi verfolgt wird, der einfach nicht einsehen will, dass sie mit ihm wegen eines schnöden Wettkampfes Schluss gemacht hat. Auch er muss sich nun etlichen Gefahren stellen und um sein Überleben kämpfen. Und die Spieler hat er auch nicht auf seiner Seite, da würde ihn der eine oder andere liebend gerne ausmerzen.

      "Endgame" soll ein Jugendbuch sein. "Endgame" ist eine Art "Battle Royal" rund um die Welt - C-Version für Kids (?). Und "Endgame" ist stellenweise so ruppig und brutal wie "Battle Royal". Für ein Jugendbuch erstaunlich blutrünstig und eiskalt so wie da mit Kalkül gekämpft und getötet wird. Das hat nichts mehr mit irgendeiner Nähe zu "Tribute von Panem" zu tun. Und die zwölf Kids? Gingen mir echt am Arsch vorbei. Alle aus reichen Familien, perfekt ausgebildete Killer, die auch schon getötet haben. Manche eh schon aus Verbrecherclans, andere von Natur aus böse und selbst die vermeintlich positiven Charaktere - logischerweise die Amerikaner -, sind nichts anderes als oder egoistsiche Gestalten. Und sie erleben und überleben Abenteuer, dass ein Stallone richtig neidisch wäre - selbst als er noch jünger war. Die Schilderung der einzelnen Figuren ist recht platt und derart einseitig, dass man sich in einem dieser America First-Thriller wähnt. Europäer sind lästige Anhängsel, ahnungslos und auch eher hilflos, die Asiaten sind fiese Psychos mit Macken und Ticks. Und gerade einer dieser Ticks geht dem Leser - zumindest mir - durch die schriftstellerische Glanzleistung des Autors schwer auf den Senkel (das andere Wort mit "S" hab ich nicht genutzt, ist ja ein Jugendbuch, hehe). Da schafft es der gute James Frey doch tatsächlich mehrfach etliche Zeilen mit "blinzelzuckblinzelzuckzuckblinzel" zu füllen, damit selbst der unaufmerksamste Leser bemerkt, dass der Spieler zumindest einen nervösen Tick hat. Andererseits kann es aber auch sein, dass er sich damit nur dem Bildungsniveau seines Herkunftslandes angepasst hat. Wer weiß? Amerika ist ja das Land der unbegrenzten Dämlichkeiten oder so. Bei mir hat diese ständige Wortwiederholung für Dummies eher den Reiz "würgkotzwürgkotztkotzwürg" ausgelöst. Der Versuch Spannung zu generieren und einen Anteil an Mystery oder Endzeitstimmung in Rätselform aufkommen zu lassen, alles nur angedeutet, damit man sich auf einige neue Verwicklungen (und die Fortsetzungen) freut, münden meist leider in Sackgassen. Es kommt nix bei rum. Und die Gottheiten oder Aliens oder Aliengottheiten, die das Spiel nur spielen, weil sie gerade Bock drauf haben, einige unterbelichtete Ami-Kids die Welt retten zu lassen (oder auch nicht) sind noch nicht einmal ein magerer Abklatsch der Andersheit aus den  Handyman Jack-Romanen von F. Paul Wilson. Blasse Kids in einem sprachlich und stilistisch unterkomplexen (Danke Dennis Scheck) Machwerk, das es an Kaltblütigkeit beim Töten und Brutlität (Köpfe werden zerplatzen, Gliedmaßen weggesprengt, gefoltert und ertränkt) nicht mangeln lässt und mehr an derbste Actionkost aus der Feder eines Patrick Robinson mitsamt dessen Verunglimpfungen anderer Völker erinnert denn an ein Jugendbuch. Superkillerkids, was für eine feine Idee für das Jungvolk ab 16. Ach ja, das Rätsel hab ich nicht beachtet. War damit beschäftigt, mir einen Reim darauf zu machen, wie ein solches Buch voller Logiklöcher derart erfolgreich sein kann und noch zwei weitere Teile nach sich zieht sowie verfilmt wird. Okay, Letzteres lässt sich wohl dadurch erklären, dass momentan jede Trilogie-Grütze, die man als Jugendlektüre tituliert, verfilmt wird. Wenn sich Kohle machen lässt, sind die ja immer kreatig. Und der große Erfolg? Reine Neugier. Ist es wirklich so schlecht, wie viele Kritiker meinen oder taugt es doch was? Ich hab es mir ja auch geholt. Und mir meine Meinung gebildet. Nönö, die nächsten Teile werd ich nicht mehr angehen.


      jerry garcia

      • Gast


      Russell Blake. Der G-20-Finanzgipfel soll in San José Del Cabo stattfinden. Die Finanzminister der bedeutendsten Staaten der Welt nehmen teil, außerdem die Präsidenten der USA und Mexikos.
      Captain Romero Cruz von der mexikanischen Bundespolizei deckt ein Attentatskomplott gegen die Teilnehmer auf. In einem Rennen gegen die Zeit muss er El Rey, den selbst ernannten »König der Schwerter« – einen gesichtslosen Superattentäter, der für eine Reihe spektakulärer Morde überall in der Welt verantwortlich ist –, verfolgen und aufhalten, bevor er den G-20-Gipfel in ein Schlachtfeld verwandelt.

      Mexiko. Land der Drogenkartelle und Morde. Lieferant für die Süchtigen Amerikas, Ablöser der Kolumbianer als Vertreiber der gesuchten Ware auf dem Spitzenplatz. Dieses Land wird von dauernden Drogenkriegen erschüttert. Und dieses Land gebiert Menschen wie El Rey - King of swords. Selbst er musste in sehr jungen Jahren mitansehen, wie seine Eltern von einem Kommando eines Syndikatsbosses getötet wurden. Einer von dessen Leuten hat dem Jungen damals sogar eine Waffe in die Hand gedrückt und verlangt, dass er seinen Vater erschießt. Als dann dessen Boss auftauchte, hat der Scheißkerl den Finger des Jungen um den Abzug gedrückt und der Vater wurde in den Kopf getroffen. Der Boss aber hat den Jungen unter seine Fittiche genommen, ihm alles beigebracht, was er übers Geschäft und das Töten mit allen möglichen Waffen wissen musste. Wie gut der Junge geworden ist, erfuhr er dann, als dieser ihm ebenfalls eine Kugel in den Schädel jagte - wie dereinst unter Zwang seinem Vater. Seitdem ist der Junge ein selbstständiger Auftragsmörder, der ohne Rücksicht auf die Zielperson jeden Auftrag, der gut genug bezahlt ist, annimmt und sich dabei einen vorzüglichen Ruf als verlässlicher Killer aufbaut. Da muss schon mal ein Kartellboss plus Wachen im Namen der Konkurrenz beseitigt werden oder ein Politiker dran glauben, dessen Pläne unbequem für die Gangster sind. Der Polizist Cruz schnappt mit seinen Leuten den Verbrecher Santiago. Typen wie der sind ein rotes Tuch für Cruz, da Leute aus dessen Branche die Frau und Tochter von Cruz töteten und ihm deren Köpfe zusandten. Daher lässt er wenig Gnade walten und kann  nur mit allerlei Mühen davon abgehalten werden, den redeunwilligen Scheißkerl totzuprügeln. Naja, wenigstens bis ins Koma hat er es geschafft. Doch zuvor prahlt der Typ damit, dass er El Rey angeheuert habe, um beim G20-Gipfel den mexikanischen sowie den amerikanischen Präsidenten zu töten. Cruz geht zu seinen Vorgesetzten und wird abgewimmelt, er geht zur Sonderermittlungsgruppe, die El Rey stellen soll - und wird abgewimmelt. Er geht zu dem Amis - und wird belächelt. Solange der Kerl im Koma liegt und nur Indizien vorliegen, wird niemand etwas auf das Gewäsch dieses Gangsters geben. Cruz verfolgt jede Spur, lässt den komatösen Zeugen schützen und muss feststellen, dass ihm immer wieder jemand zuvorkommt. El Rey ist um seine Sicherheit bedacht; und plant selbst in der Zwischenzeit akribisch den Anschlag auf die Politiker.

      Russell Blake kennt mancher ja sicher von seiner Reihe "Jet", von der wohl im Oktober auch der zweite Band erscheinen soll. Während sich "Jet" aber sehr flüssig lesen ließ, ist dieser Roman recht trocken dargeboten, fast schon wie ein Bericht. Dies mag an der Übersetzung liegen (nur eine Vermutung, da ich das Original nicht kenne), die auch sonst mit einigen Unwägbarkeiten zu kämpfen hat. Da wird dann schon mal aus "...sie sollten niemanden zu ihm lassen, egal was,......" und ähnliche Schöpfungen. Die Fehlerquote ist nicht sonderlich hoch, was Druck und Rechtschreibung angeht, aber wenn etwas schiefläuft, dann richtig. Da wird schon mal ein Wort getrennt. Leider taucht dann aber der zweite Teil des entsprechenden Wortes erst vier Zeilen später irgendwo auf. Ist beim Lesen ein bisserl lästig gewesen. Genug davon. Das Buch entwickelt sich von einer interessanten Darstellung der Kartellproblematik in Mexiko (und durchaus realistisch, wenn man sich an die entführten 43 Studenten erinnert, die wochenlang die Gazetten beherrschten) hin zu einem reinrassigen Politthriller, in dem es ausschließlich um Machterhalt und persönliche Bereicherung geht. Der Blick auf die mexikanische Gesellschaft, die von den Drogenbanden derart unterwandert ist, dass man schon fast davon ausgehen muss, dass die tatsächlich die eigentlichen Herrscher der Nation sind - wie dereinst in Kolumbien. Polizisten gehen der Gefahr für sich und das Leben ihrer Familien dahingehend aus dem Weg, dass sie sich von den Drogenhändlern bezahlen lassen. Spezialkräfte der Armee, gut ausgebildete Killer, desertieren und nehmen viel lieber den entchieden höheren Lohn der Jefes, statt sich mit dem geringen Sold abspeisen zu lassen. Politiker sind zumeist eh geschmiert, Bandenkriege mit etlichen Toten an der Tagesordnung. Selbst die Touristenhochburgen sind nicht sicher. Aber kann man es den einfachen Menschen verdenken, wenn sie sich unter die Fittiche der Verbrecher begeben. Von der Regierung gibt es nichts. Keine Krankenversicherung, kein Arbeitslosengeld oder sonstige soziale Absicherung. Dafür viel korruptes Politikerpack und die großmäuligen Nachbarn im Norden. Da ist keiner bereit, sein Leben dafür zu riskieren, einen Anschlag auf den G20 zu verhindern. Nur Cruz und einige wenige machen sich daran. Im Buch kommt die Rücksichtslosigkeit beider Parteien gut zur Geltung, baut sich die Spannung auch nach und nach, wenn die Jagd nach dem Killer immer wieder durch Mordanschläge zu verhindern versucht wird, die akribische Planung von El Rey plötzlich einen Dämpfer bekommt, er aber dennoch nicht aufgibt. Langeweile kommt also nie auf, nur der Stil ist etwas gewöhnungsbedürftig. Auch das Ende hat es in sich und zudem werden einige Handlungsstränge nicht abgeschlossen, was auf die Fortsetzung der Jagd nach El Rey schließen lässt. Ob die in Deutschland auch erscheinen wird, ist mir nicht bekannt, wäre mir aber ganz willkommen. Deprimierendes Bild von Mexiko in einem spannenden und stelleweise kalten, recht brutalen Thriller. Mehr davon bitte. Russell Blake sollte man weiterhin beachten. Nur eine Frage stellt sich mir: warum werden im Buch, das so gut wie nur in Mexiko spielt, einem spanisch-sprachigen Land, die Offiziersränge wie Capitano (im Englischen dann Captain) oder Teniente (Lieutenant) nur in der englischen Form benutzt? Besonders, da der Autor ja auch in Mexiko lebt und ihm die Begriffe geläufig sein dürften.


      jerry garcia

      • Gast


      Barry Eisler. Folter. Inoffizielle Gefangene. Eine massive Vertuschung, die bis heute andauert.
      Ben Treven ist ein Veteran der schwärzesten aller schwarzen Geheimeinsätze. Nach einer Kneipenschlägerei mit tödlichem Ausgang strandet er im Gefängnis von Manila – bis er Besuch von seinem ehemaligen Kommandanten Colonel Scott Horton erhält, der ihm den Preis für seine Freilassung nennt: Er soll Daniel Larison finden und eliminieren, einen abtrünnigen Agenten, der zweiundneunzig Foltervideos der CIA gestohlen hat und damit die US-Regierung erpresst.
      Doch Ben ist nicht der Einzige, der hinter den Videos her ist. CIA-Todeskommandos und Blackwater-Söldner trachten ihm nach dem Leben, und er bekommt den langen Arm des Weißen Hauses zu spüren. Dann ist da noch Paula Lanier, eine clevere, sexy FBI-Agentin, die die Videobänder aus ganz eigenen Gründen haben will und entschlossen ist, sie vor Ben in die Hand zu bekommen. Der Einsatz ist hoch, und alle Beteiligten haben verborgene Motive. Wenn Ben überleben will, muss es ihm gelingen, die richtigen Allianzen zu schließen.

      Ben Treven ist ein Veteran, der von Frau und Kind getrennt lebt, da seine Frau seinen Job uns sein Verhalten einfach  nicht mehr ertragen konnte. Nun hat er sie in Manila aufgestöbert, kann aber seine Tochter nicht sehen und wird von seiner Ex mal so richtig abgefiedelt, dass es ihn danach nur nach einer kleinen Zoff gelüstet. Und so ist Ben denn auch gepolt. Er geht nicht aus dem Hotelzimmer, um frische Luft zu schnappen, sondern in die übelste Kneipe im Fotzenviertel der Stadt und bechert sich
      fröhlich zu während er fiese Blicke um sich wirft. Er weiß, seine Armyfrisur und der kräftige Körperbau locken Großmäuler an. Prompt sind drei australische Seeleute auf Landgang dumm genug, einen Streit zu beginnen. Am Ende liegen wzei im Krankenhaus, einer ist tot und Ben im versifften Knast von Manila. Nach einigen Tagen der Besinnung, falls man das bei Ben so nennen kann, kommt Commander Horton, genannt Hort. Eindeutig als früherer Kommandeur des Elite-Soldaten Ben zu identifizieren. Der holt Ben raus, wenn er einen bestimmten Job übernimmt. Was kann schlimmer sein, als ein Knast im hintersten Winkel der Welt, wo Recht und Gesetz fast genauso missachtet werden wie in den USA? Also sagt Ben zu. Werden die Amis in Person ihrer Regierungsfuzzis doch tatsächlich von einem ehemaligen Folterknecht, auch Mitarbeiter genannt, um 100 Millionen erpresst, weil der clevere (also eine sehr seltene Spezies in Amerika) Bursche sich einiger Foltervideos aus geheimsten Geheimgefängnissen bedient hat und diese bei Nichtzahlung der Öffentlichkeit als den neuesten Blockbuster direct to TV präsentieren will. Den Namen des gebildeten US-Bürgers kennen die rivalisierenden Geheimdienste schon, sind aber zu blöd, ihn aufzutreiben. Zudem ist es besser, einen Außenstehenden zu involvieren, den kann man nämlich dann leicht und locker ebenfalls entsorgen. Ben macht sich auf die Socken und interviewt die Gattin des Verschollenen. Die kann ihm nur sagen, dass sie einen Privatdetektiv angeheuert hat, der aber nur wenig Erkenntnisse liefern konnte. Beim Verlassen ihres Hauses fallen Ben zwei Typen auf, die mit Sicherheit zu einem dieser Dienste aus der Buchstabensuppe gehören. Während er die einzuorden versucht, läuft eine Joggerin vorbei, die anscheinend mnit der Sache nichts zu tun hat. Er wartet, bis sie vorbei ist und gedenkt den Figuren, die sich als Fibbies herausstellen, zu zeigen, wie sehr seine Fäuste deren Kinnpartien schätzen. Bis, ja bis von hinten eine weibliche Stimme ihm befiehlt, dass er gefälligst die Griffel hochzunehmen hat oder ansonsten künftig in einer anderen Stimmlage singen würde. Tja, unvorsichtig gewesen: Die Joggerin gehört ebenfalls zum FBI. Nach einem längeren Wortwechsel einigt man sich darauf, dass Tusnelda Negro namens Paula mit ihm zusammen an dem Fall arbeitet und dafür sorgt, dass die 100 Millionen in Diamanten nicht ausgezahlt werden müssen. Flugs geht es zu dem von der Frau des Erpressers erwähnten Privatdetektiv, der ihnen mitteilt, dass ihr Schurke sich nach Costa Rica verpisst hat, um dort seinen schwulen Neigungen nachzugehen. Aber erst nachdem er zwei vom Detektiv und dessen Freund im Land angeheuerte Schläger umgelegt hat. Die Sache wird gefährlicher - und wer weiß, was auf den Videos ist, kann sich denken, dass es dabei nicht bleibt. Zu den Folterknechten gehörten auch angeheuerte private Sicherheitstruppen wie Blackwater und Konsorten, sodass die Angelegenheit peinlich für Regierung und Privat(killer-)wirtschaft werden kann. Wie gefährlich erfahren sie, als sie das dortige Domizil des Erpressers finden, denn es ist schon umzingelt.

      Bücher und Serien. Es ist echt ein Kreuz. Hab ich gedacht, dies wäre ein Stand Alone oder der Beginn einer neuen Reihe, sah ich mich schnell getäuscht. Ben Treven und Bruder Alex (hier nur am Rande erwähnt) traten schon in "Todescode" (hab ich natürlich nicht) in Erscheinung und zumindest Ben wird auch in "Die Einheit", die nach "Der Zirkel der Macht" erschien, zusammen mit dem anderen Heroen Rain auftreten, der hier auch nur mal ganz kurz namentlich genannt wird. Zu Beginn des Buches gibt es mit der Kneipenschlägerei einen kurzen Gewaltausbruch, danach entwickelt sich die Story mehr zu einem Krimi den zu einem Thriller oder gar Actionthriller. Wie man es aus etlichen Serien und Romanen kennt, hechelt der Protagonist hinter Spuren her und versucht Puzzleteile zusammenzusetzen - und damit er nicht so einsam ist, bekommt er weibliche Begleitung, die selbstverständlich für Ärger zuständig sein wird (Frauen eben). Mit der Zeit zeichnet sich aber ein Bild, das sich schwer von dem unterscheidet, das die nach eigenem Verständnis beste Weltpolizei ever von sich hat und auch liebend gerne in die weite Welt hinaus posaunt. Die Videos könnten das von anderen erwartete (auch den Terroristen oder Putin und so einigen Europäern) schlechte Image der Nation von Gottes Gnaden mehr als nur bestätigen. Bevor der Autor aber so richtig ans Eingemachte geht, gibt es noch eine duerchaus flotte Actionsequenz, die dann leider in den schon fast klischeehaften unbedeutenden Paniknachtraumasex mündet, der kreuzüberflüssig ist. Dass die Trine Ben nur benutzt, ist von Anfang an klar, da hätte es dieser Show nicht bedurft. Und dann kommen die Klarheiten, die Worte der Offenlegung eines eh nicht mehr geheimen Geheimnisses. Die Amis sehen sich als "Rechtsstaat" ohne zu merken, dass das "Rechts-" in dem Wort mit Recht und Ordnung nicht mehr viel zu tun hat, sondern eher eine politische Zielrichtung ist, die man schön schwafelnd hinter einer Menge alternativer Wahrheiten verbirgt. Da werden die Charaktereigenschaften unbequemer Zeitgenossen schon bald in Boulevardblatt-Manier breitgetreten und verfälscht. Hat man Hobbys ist man Einzelgänger, wer nen Porno guckt ist pervers, wer mal mit nem Psychologen gesprochen hat, ist plötzlich Psychiatriepatient, wer alleine lebt oder geschieden ist, hat keine soziale Kompetenz usw. Billigste Machart von Politik und natürlich den Medien, die man eh schon im Griff hat. Und je länger man liest, umso mehr entwickelt sich "Der Zirkel der Macht" zu einer einzigen, riesigen Anklage gegen die USA und ihr Weltmachtgehabe, wird immer mehr ihrer Schacherei mit der Wirtschaft aufgedeckt, was schon bis hin zum Marshallplan zurückgeht, der nur dazu da war, den Amis wieder neue Kunden zu generieren und nicht dem Wiederaufbau Europas diente. Andere Länder sind denen schon lange egal. Milliarden an Israel, damit die sich schützen können? Ja, wer glaubt das denn? Milliarden an Israel, damit die ihre Waffen bei amerikanischen Firmen kaufen und das Geld zurückfließt. Gesundheitsreformen für das Wohlbefinden der Bürger? Ja nur, am Arsch hängt der Hammer. So werden weitere Einnahmen der Versicherungen gesichert. In den USA oder auch hier soll keiner ohne Versicherung sein. Weshalb wohl? Damit alle schön gesund bleiben. Weil die sich ja alle so um die Gesundheit sorgen, gibt es für jedes Fitzelchen eine Klausel, die eine Zusatzversicherung rechtfertigt aus der weitere Zusätze entstehen, damit sich die Vorstände riesige Boni zu ihren monatlichen Gehältern der sechsstelligen Art gönnen können. Was davon an die Politik geht, weiß keiner. Bankenrettung, Mehrparteiensystem, Geheimdienste - alle unter einer Decke, die retten sich gegenseitig selbst. Wäre die eine Bank pleite gegangen, hätte sie andere, mit besserem Ruf beleumundete Institute mit in den Abgrund gerissen, also musste hier gerettet werden, um die unerkannten schwarzen Schafe auch zu retten. Die Parteienvielfalt? Seit Dekaden kann man wählen, wen man will und erwischt immer wieder dieselbe Mischpoke. Absprachen untereinander, mit der Wirtschaft, mit den Reichen im Lande - der Rest ist geduldeter Pöbel, der gefälligst die geringen Löhne, die er erhält, zum Wohle des Establishments wieder zu investieren hat. Und der Krieg gegen den Terror? Ha, eine Goldgrube für alle Regierungen. Neue Sicherheitsbestimmungen, Überwachung allerorten, private Sicherheitsdienste oder Kampftruppen, Einschränkungen der Freiheit, Aufbau entsprechender Infrastruktur - und alles zahlt der Bürger. Amerikanische Großmannssucht auf Kosten anderer Nationen. Der Russe wird doch nicht von Europa provoziert, das war doch der US-Drang mittels NATO immer weiter nach Osten zu gehen. Da würde mir anstelle vom Wladimir auch bald die Hutschnur hochgehen. Verbreitung der Demokratie? Ja, aber nur da, wo es nutzt und wenn nötig mit der Form von US-Demokratisierungsbombern. Jeder soll leben wie die Amis? Wieso? Damit wir deren Wirtschaft am Leben halten. Deren, nicht unsere. Im Nahen Osten haben sie Ewigkeiten ohne Amerikanisierung oder deren speziellen, von allen hofierten, weil ständig vergangenheitsweinerlichen Erfüllungsgehilfen, der durchaus auch selbst ne ganze Menge Dreck am Stecken hat, wunderbar gelebt. Eben so, wie sie es wollten. Und jetzt sollen sie das über den Haufen werfen? Dass die das nicht wollen und sie sich gegen die Drangsalierung wehren, ist durchaus verständlich. Sollte Europa auch mal in Erwägung ziehen und der selbsternannten Weltpolizei die Rote Karte zeigen. All das packt Barry Eisler in die letzten rund 35 Seiten seines Romans, der übrigens ein recht offenes Ende hat und mit "Die Einheit" wohl auch eine Fortsetzung erfährt. Kein reiner Actionkracher, aber auch kein luschiger Krimi der simplen Machart, wie zu Anfang befürchtet, sondern eine Abrechnung mit den USA und der Rechtsstaatslüge, die mit etlichen Quellenangaben nach dem Ende der eigentlichen Geschichte untermauert wird. Auch wenn es bis dahin stellenweise etwas zäh ist und der jähzornige Charakter des Ben schnell ad acta gelegt wird und er nicht mehr ist, als ein Dutzendermittler.


      jerry garcia

      • Gast


      Anonymus. In der Kleinstadt B-Movie-Hell ermordet ein maskierter Killer einen Polizisten. Der Spezialagent Jack Munson wird aus dem Ruhestand geholt, um den Mörder zu jagen. Wie sich herausstellt, ist der Täter aus einer Irrenanstalt geflohen und in seiner Vergangenheit zur perfekten Killermaschine ausgebildet worden. Und nun begeht er ein Massaker nach dem anderen. Jack Munson stürzt sich in die Ermittlungen - in einer Stadt, in der anscheinend niemand die Wahrheit sagt. Und in der selbst der Killer nicht das ist, was er zu sein scheint.

      Eine alte Dame war in B-Movie-Hell an ihrer Erkrankung gestorben und die beiden gelangweilten Streifenpolizisten sollen am Ortseingang das an der Brücke, dem einzigen Zugang zu dem Kaff, auf dem Schild die Einwohnerzahl verändern. Der junge Deputy Pete wird dann für diese ehrenvolle Aufgabe auserkoren. Dann herrscht plötzlich Stille - bis eine dunkle Gestalt aus dem Wald gegenüber kommt. Und sie hat Pete dabei; naja, zumindest dessen Kopf. Randall, der dienstältere der beiden Cops macht sich blitzartig vom Acker. Keiner ahnt, was da noch auif sie zukommen wird. Aufgrund dieses Geschehnisses wird aber Jack Munson, dauerbesoffener Fibbie im Zwangsruhestand, von seinem ehemaligen Chef aufgefordert, dort nach dem Rechten zu sehen. Begleitet wird er von Milena Fonseca und gemeinsam sollen sie den Fall lösen. Währenddessen müssen weitere Bürger von B-Movie-Hell dran glauben. Und ganz nebenbei will der Herrscher der Stadt, der Bordellbesitzer Silvio Mellencamp, seine Lieblingshure Baby zu einem Schwangerschaftsabbruch nötigen. Er lässt sie von seinem Mann fürs Grobe Arnold wegbringen, um einen verschwiegenen Arzt aufzusuchen. Baby schafft es, Arnold zu einem Halt im Diner des Ortes zu überreden. Pech für Arnold. Dort wartet der Killer, der eine Totenkopfmaske mit rotem Irokesenschnitt trägt, bereits auf sie. Erst sorgt er dafür, dass Arnold sich über das Fingernägelschneiden keine Sorgen mehr machen braucht und garantiert nie mehr eine nervöse Angewohnheit wie das Fingernägelkauen als Marotte bekommt. Red Mohawk muss sich dann noch einigen heldenhaften Gästen erwehren, bevor er Arnold ins Klo schleift und ihn dort fachgerecht zerlegt. Dann haut er mit Baby ab. Das wiederum bringt Silvio in seinem Elfenbeinturm oder auf Puff genannt derartig in Rage, dass er ein hohes Kopfgeld auf den Irokesen ausruft und vehement auf der Anwendung unnötiger Gewalt besteht. Tot ist er ihm am liebsten. In diese aufgeheizte Stimmung platzen dann Munson und Fonseca, die sich absprechen und dann getrennt diverse Hinweise verfolgen. Fonseca besucht die Klinik für geistig zu sehr unter dem Bildungsproblem im Land der unbegrenzten Dämlichkeiten gelitten hatten und daher zwangseingewiesen wurden. Wie der Red Mohawk eben. Sie will sich ein Bild von den Umständen seiner Flucht machen und gerät an einen Patienten, der ihr in jeglicher Hinsicht über ist und sie tatsächlich so manipuliert, wie er es gerne hätte. Munson entdeckt unterdessen nicht weit vom Diner entfernt ein abgelegenes Haus, in dem ein Transvestit wohnt. Oder gewohnt hat. Denn  jetzt liegt er dort nur noch neben zwei Leichen von Cops rum. Red Mohawk war wieder schneller als Munson. Doch bald verdichten sich die Spuren zu einem Netz, in dem nur Silvio die dicke, fette Spinne sein kann. Man macht sich auf den Weg, das Hurenhaus auszuheben.

      Ich hatte mir nach "Das Buch ohne Namen", "Das Buch ohne Staben" und "Das Buch ohne Gnade" eine Anonymus-Pause verordnet. Der Bourbon wurde da nach und nach immer weiter verwässert und schal. Was im ersten Buch so richtig fun war, wurde immer abgenutzter. Auch dieses Buch wird nicht der Brüller, den ich mir irgendwie doch noch erhofft hatte. Ja, den einen oder anderen Schmunzler zu Beginn und auch später ab und hat es hervorgelockt, die Idee mit dem Deoroller war schon sowas wie ein Highlight. Namensgebung wie Dominic Touretto passten auch und mit seiner Schimpferei dann auch gleich der Bogen zum Film "Crank" geschlagen. Ja, wir werden als Leser mit vielen Filmen konfrontiert ("Zwielicht" sei mal genannt), aber wenn so ein Hinterwäldlerkaff schon B-Movie-Hell heißt, will ich dann auch was über derartige Filme lesen und nicht so nen Massenquatsch. Selbstverständlich strotzt das Buch nur so vor leicht abgeänderten Varianten der Vorgänger, sich wiederholenden Gags, die doch schon recht abgedroschen sind und Klischees, wie sie in den geschätzten B-Film gehören. So ist "Psycho Killer" eben ein B-Book. Wie schlimm müssen dann erst die überall auftauchenden E-Books sein? Schlimmer als The Asylum-Produktionen? Lesestoff für Z-Promis? Im Buch zeigt sich aber auch wie Mayor, Dentist und Finanzier- und Bordellbesitzer Silvio im Städtchen an einem Strang ziehen, denn Leuten die Kohle aus den Rippen schneiden und diverse Bauvorhaben finanzieren, indem sie halt die Bevölkerung dafür zahlen lassen ohne große Erklärungen abzugeben. Der Dentist muss dann aber die Stadt verlassen, da der Mayor seine Gattin nicht mehr mit ihm teilen will. Früher ging so etwas noch mit Teeren und Federn vonstatten, heutzutage gibt es andere Methoden. Und zu alldem kommen dann vom Mayor weichgespülte Alternativwahrheiten. Kurz: in dem Kaff wird die gleiche Art von Politik gemacht, wie in den Kreisen der sogenannten Staatsdiener, die ihr Volk auch auf jede erdenkliche Art mit immer bescheuerteren Ideen schröpfen. Das Buch ist ansonsten nicht mehr als schlichte Unterhaltung, die stilistisch so gar niemand fordert und etliche aufgewärmte Gags in der Art wiederverwendet, wie so manches Schnellrestaurant (wobei das Wort Restaurant in dem Zusammenhang ja eh der Hohn ist) liegengebliebene Speisereste. Blutig war es stellenweise schon, da wurden wirklich die Fetzen zum Fliegen gebracht, das Tempo steigert sich nach und nach auch bis zum feurigen Finale, aber das war es auch schon. Eine Lektüre, die man aufnehmen kann wie Nachrichten aus diversen Faltblättern. Kaum gelesen, schon vergessen. Für Neueinsteiger bei Anonymus sicher gehaltvoller und spaßiger als für mich, der nach drei - jetzt vier - Büchern nicht mehr viel damit anfangen konnte. Nicht so dolle, das Buch, aber auch nicht direkt zum Wegwerfen. Ist halt ein MEH!


      jerry garcia

      • Gast



      Eloise J. Knapp. Wenn Leichen keine Ruhe geben. Der Zusammenbruch der Zivilisation, überall Tote und vor allem - Untote! Szenen wie aus einem Hollywood-Streifen, und niemand kann etwas dagegen tun! Cyrus ist das Chaos völlig egal. Der Menschenhasser lehnt sich zurück, während vor seinem Fenster die Opfer kreischen und das Blut durch die Straßen fließt. Besitzt er überhaupt mehr Emotionen als die wandelnden Leichen? Zu dumm, dass plötzlich Gabe in sein Leben tritt und seine ganze Selbstgefälligkeit zunichte macht. Cyrus erfindet sich neu - als Kämpfer gegen die Zombie-Apokalypse!

      Cyrus sitzt in seiner verbarrikadierten Wohnung und schaut sich ruhig und gelassen an, was auf den Straßen so an Gemetzel vor sich geht. Er hat sich mit einer Masse an Vorräten und Waffen versorgt und kümmert sich  nicht um seine Mitmenschen. Der einzige Typ, von dem er was hält ist, Frank, ein alter Vietnam-Veteran. Und auf den wartet er, damit sie gemeinsam zu dessen abgelegener und angeblich total sicherer Hütte aufbrechen können. Sein Leben bestreitet er ansonsten eigentlich nur mit seinem Frettchen Pickle. Bei Menschen hält er es eher wie Stalin: Keine Menschen, keine Probleme. Eines Tages erreicht aber eine gut mit Schutzwesten gepolsterte Person sein Domizil und will ins Haus und dann die Wohnung. Er lässt sie tatsächlich rein und stellt fest, dass eine Frau ist, die sich dann als Gabriella vorstellt. Vorbei ist es mit der Ruhe erst recht, als zwei Typen auftauchen, die die Frau abholen wollen. Pech für sie, dass die Dame ziemlich wehrhaft und Cyrus ziemlich sauer ist. Kurz und knapp werden ihre lästigen Existenzen ausgepustet.Und nicht lange danach taucht auch sein Kumpel Frank auf. Mit einem Hummer. Scchnell verladen sie ihren Krempel inklusive Waffen und machen sich auf den Weg. Als ihnen bei einem Stopp die Karre geklaut wird, stoßen sie bei der Suche auf eine Besserungsanstalt, in der aber nur ein paar Spacken sich Frauen zum Vergnügen halten. Darunter auch Blaze, Ex-Marine. Nachdem alle Widersacher erledigt sind, schließt sich Blaze ihnen an. Sie gehört eindeutig zur taffen Sorte und hält recht wenig von ihren Mitreisenden, will sie sogar möglichst schnell loswerden, sieht aber auch ein, dass sie gegen die Bedrohung durch Zombies und andere Bestien so besser gestellt ist - vorerst.

      Kompliment! An Autorin und Verlag. Eloise J. Knapp (Waffenfanatikerin und Bogenschützin) hatte das Buch mit 16 Jahren verfasst und im Selftpublishing veröffentlicht. Nach dem Erfolg des EBooks wurde ihr dann ein Vertrag angeboten und das Buch erschien auch in Druckversion - und für Deutschland hat sich der Festa-Verlag, über unser Land hinaus gerühmt für das feine Näschen, tolle Talente zu entdecken, ihre Story geschnappt. Wieder so ein Zombieroman, hört das denn nie auf? So werden sich sicher schon manche fragen. Dieses Genre ist nunmal "untotbar", ob nun in Film oder Buch. Warum dann immer noch zu solchem Lesezeug greifen? Weil man dann auch oft das Glück hat, an Werke zu geraten, die den gewohnten Untotenstories ne Menge voraus haben. Sei es Humor wie bei Jeff Strand, sei es eine Sci-Fi-Actionvariante mit extrem hohem Tempo wie von Jeremy Robinson oder auch nur ein Wikinger treffen Zombies-Stück wie von Toby Venables. Und eben Eloise J. Knapp, die ihr Buch mit Charakteren angereichert hat, die sonst überall garantiert keine Protagonisten wären. Menschenfeind und Einzelgänger Cyrus, der mit jeder Seite erst unmerklich, dann immer auffälliger eine Wandlung in seiner Einstellung zu seinen Mitmenschen einnimmt. Auch seine anderen Gefährten (Naja, vielleicht nicht unbedingt das Frettchen) sind eher menschenscheue Gesellen und es ist schwer, sich zusammenzuraufen, ohne sich nach kürzester Zeit auf die Nerven zu gehen. Blaze, die als Marine wohl daher geeignet war, weil ihr Vater sie geradezu dazu getrieben hat und ihr das Töten mittlerweile fast schon Freude bereitet. Frank als Vietnam-Veteran hat sich zurückgezogen, wie so viele vor ihm und dass er und Cyrus sich so gut verstehen, grenzt fast an ein Wunder. Irgendwie hat Frank in Cyrus so etwas wie einen Seelenverwandten entdeckt. "Zombie-Apokalypse" ist blutiger und schneller Lesestoff. Da vergehen nur wenige Seiten, bevor es wieder zu blutigen Auseinandersetzungen kommt. Und die werden hart geführt, sehr hart. Hier und da etwas Humor eingestreut, entwickeln sich aber auch die Figuren weiter. Und doch werden sie gegen Ende getrennt und Cyrus muss sich völlig ungewohnten Emotionen stellen - und darauf hoffen, seine Freunde (hat er das jetzt wirklich gedacht) in einer Fortsetzung wiederzusehen. Die ich dann mit Vergnügen lesen würde.