Buchrezensionen

Gast · 1193 · 179381

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jerry garcia

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Toby Venables. Düstere Legenden ranken sich um eine dunkle Festung - verborgen in einem Fjord - und unbesiegbaren Berserkern, die mit schwarzen Schiffen kommen werden. Nordeuropa, Anno Domini 976: Nach einer erbitterten Schlacht sind der Wikinger Bjólf und seine Crew der Hrafn auf der Flucht durch unbekannte Gewässer. Schließlich landen sie an den Gestaden eines trostlosen, verfluchten Landes. Die Toten finden hier keine Ruhe, sondern verwandeln sich in Draugr, Untote, getrieben von unstillbarem Hunger nach dem Fleisch der Lebenden. Bjólf beschließt zu fliehen, doch dann kommen die schwarzen Schiffe. Gestrandet mit Männern, die nach und nach zu wandelnden Toten werden, steht Bjólf vor der Wahl: Sich durch einen Wald voller Untoter zu schlagen, in das Schloss einzudringen, um dort dem schrecklichen Geheimnis auf die Spur zu kommen, oder einer von ihnen zu werden, seelenlos und untot bis in alle Ewigkeit.

Als der junge Atli, nicht sehr verwöhnt von der Natur hinsichtlich eines muskulösen Körpers, im Wald Feuerholz einsammeln will, wird er selber eingesammelt. Von einer Truppe Wikinger, die unter ihrem Anführer Bjolf angelandet sind und sich ein Dorf zum Plündern suchen wollen. Da kommt der Pimpf gerade recht, um sie zu seinem Zuhause zu führen. Doch schon auf dem Weg dahin sehen sie Rauch aufsteigen und als sie dort ankommen, ist das Dorf vernichtet. Sie ziehen eher unverrichteter Dinge wieder ab und nehmen Atli mit - mehr als Maskottchen, denn als nützliches Mannschaftsmitglied. Bald haben sie die erste Begegnung mit Untoten, aber auch ihrem Erzfeiund Grimmson. In beiden Kämpfen verlieren einige Männer ihr Leben. Auf die Frage wohin, fahren sie einen düsteren Fjord hoch und finden beim Landgang eine Feste vor, die recht verwahrlost aussieht und nur von wenigen Männern noch bewacht wird. Zudem wird die Feste von einer Frau namens Halldis befehligt. Man bewirtet die Wikinger mit dem Wenigen, das da ist und berichtet ihnen mehr über diese unheimlichen Leichengänger. Mit einigen Männern - älteren und gebrechlicheren als die harten Wikingerhunde - aus der Feste sowie Halldis machen sie sich auf den Weg zur "Schwarzen Feste", wo ein Wikinger namens Skalla vermeintlich der Anführer der Berserker ist. Der Weg dorthin ist gespickt mir unterschiedlichen Gefahren und massenweise Untoten. Immer wieder begegnen sie Männern, die sie getötet zu haben glaubten, bis ihnen dämmert, dass sie den Schädel zertrümmern müssen. Und dann stehen sie Skalla und seinen Berserkern gegenüber - und das ist nicht alles.

"The viking dead" ist die Geschichte des jungen Atli, der unter der Führung des Wikingerkapitäns Bjolf zum Mann und Kämpfer wird. Eine Wikingerstory, wie man sie sich aufgrund der vielen Filme und Sagen nur zu gut vorstellen kann. Nur dass sie noch mit Zombies gewürzt ist. Nach einem kurzen aber blutigen Prolog wird die Handlung nach und nach aufgebaut, gewinnt an Tempo und auch Spannung. Wer oder was steckt hinter diesen Leichengängern? Was hat es mit den Schwarzen Schiffen auf sich? Und je weiter die Truppe kommt, umso härter werden die Kämpfe. Zertrümmerte Schädel, abgehackte Gliedmaßen, angefressene Leichen. Ein Abenteuerroman mit Horroranteilen. Stetig wird das Actionlevel erhöht und bald knallt Toby Venables dem Leser die blutrünstige Gewalt nur so um die Ohren. Und es bleibt nicht nur bei Bedrohungen durch die Untoten. Bald kommt noch etwas Tierhorror hinzu, der mich etwas an Brian Keene erinnerte. Killerameisen, Riesenspinnen und Kamikaze-Zombie-Raben säumen den Weg der Tapferen. Letztendlich trifft man auf die Berserker und spätestens da werden Erinnerungen an ein Videospiel wach, in dem man von Level zu Level vor immer größere Herausforderungen gestellt wird. Spätestens ab Mitte des Buches gibt es keine Atempausen mehr. Flugs ist man von einer Actionsequenz zur nächsten geblättert - und wird zwischendurch mit dem Running Gag des Kjötvi in humorige Gefilde gesteuert ohne dabei allzu viel von der Härte des Buches abzuweichen. Wikingerzeit, wo Männer noch Männer sind. Hart, gnadenlos, ohne jegliches Mitleid gegenüber sich selbst und schon gar nicht den Gegnern. Blutige Gemetzel in einem sehr unterhaltsamen Mix aus düsterer Atmosphäre und rasanter Handlung mit einem Ende, das mir aus dem Grunde gefallen hat, weil es eben so ungewöhnlich und unerwartet ist, aber vermutlich mit sehr gemischten Meinungen aufgenommen werden wird. Und irgendwie klingt es nach einem gelungenen Abschluss, der aber durchaus auch den Wunsch nach einer Fortsetzung aufkeimen lässt. Beides ist möglich. Ungewöhnliches Schlachtengetümmel mit Gruseleffekt und eigentlich jedem Horror- oder Zombiegeschichten-Fan zu empfehlen. Gerade weil es mal Abwechslung ins Genre bringt.


jerry garcia

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James Swallow. Im spannenden Finale der achten Staffel von 24 wird Bundesagent Jack Bauer zum Flüchtigen erklärt. 4 Jahre später startet die tickende Uhr erneut, als Jack Bauer wieder auftaucht – dieses Mal in London. Findet nun heraus, was geschah, als die Uhr vor vier Jahren verblasste.

Nach den Ereignissen um Präsidentin Taylor ist Jack Bauer auf der Flucht. Es ist 17.00 Uhr und die Jagd beginnt. Eigentlich hat Jack kaum eine Chance. Zur Familie kann er eigentlich nicht, da er sie gefährden würde. Die meisten seiner Freunde sind entweder tot, verhaftet oder zumindest unter Beobachtung. Also muss er seine Schwierigkeiten alleine stemmen: Den Haftbefehl mit Steckbrief der ihm sämtliche Ermittlungsbehörden auf den Hals hetzt ebenso wie die Killer des russischen Präsidenten, der ihn tot sehen will und sich dafür auf Informationen von den Chinesen verlassen kann, da sie ebenfalls entschieden mehr wert auf einen toten Jack Bauer legen. Das FBI ist zuerst an ihm dran. Dabei ein schießwütiger Agent namens Hadley, der Bauer liebend gerne für einen Tod verantwortlich machen würde, mit dem der gar nichts zu tun hatte und dabei seine Vorgesetzten wiederholt übergeht. Auf die Stimme der Vernunft eines seiner Agenten hört Hadley nicht. So geschieht es, dass Bauer ein SWAT-Team in eine Falle lockt und sie genüsslich fertig macht, aber am Leben lässt. Leute, ihr seid gewarnt. Lasst mich in Ruhe und ich habe das Land in 24 Stunden verlassen. Selbstverständlich hört keiner auf diesen Tipp. Nachdem er aus dem Gebäude geflüchtet ist, in dem er das Team zerlegt hat, nimmt Bauer einen SUV mit dem Agenten, der sich bisher zurückgehalten hat, als Fahrergeisel. Während der Fahrt versucht der Mann, Bauer zum aufgeben zu überreden, muss aber einsehen, dass das unter diesen Umständen schwierig ist. Sie werden nämlich von Hadley und seinen zwei Agentinnen verfolgt und wild beballert. Hier wird keine Rücksicht mehr genommen, ob es vielleicht Kollateralschäden geben könnte. An einer Ecke zwingt Jack seinen aus dem Wagen zu springen und rast weiter, kann die Verfolger abhängen. Es gelingt ihm sogar einen Hubschrauber zu klauen und sich mit der einzigen Person zu treffen, der er sich womöglich noch anvertrauen kann. Die ist unter dem Tarnnamen Charles Williams als Fahrer bei einem Möchtegernmafioso angestellt, der momentan etwas im Clinch mit seinem Chef ist. Kein großes Problem, denn der Möchtegern ist nur ein Trottel mit einem Gebrauchtwagenhandel, den die Mafia zur Geldwäsche braucht. Als Jack anruft, ist Williams sofort zur Stelle. Gemeinsam versuchen sie jetzt, Jack gesund zu seiner Familie nach L.A. zu bringen, damit er sich wenigstens diesmal verabschieden kann und sie nicht wieder in dem Glauben er sei tot zurücklässt. Ein Güterzug scheint ein guter Plan. Reisen wie die Hobos früher. Aber der Zug kommt erst in einigen Stunden an der Stelle vorbei, wo sie aufspringen können. Selbstverständlich holen die Schwierigkeiten die beiden Flüchtigen ein. Nicht in Form der Behörden odr gar der Russen. Nein, sie müssen sich mit gesetzlosen Bikern herumschlagen, die in ebendieser Gegend ein Geschäft mit Menschenhandel, Zwangsprostitution und Zwangsarbeit aufgezogen haben.

"24 - Deadline" setzt ziemlich direkt an die achte Staffel an und es wäre für einen geneigten Leser auch sehr von Vorteil, sich mit der Serie von Beginn an beschäftigt zu haben, da sonst nur Fragen über Fragen auftauchen würden, wer denn nun der und jener sei und was damals passiert, wohin welche Anspielung gehört. Es werden alte Namen wie Nina Meyers oder die linke Bazille Logan in den Ring geworfen, an Handlungen angeknüpft, die mit der dritten Staffel zu tun haben, auch Heller wird erwähnt, der noch nicht US-Präsident ist. Das Buch bietet temporeiche und gute Actionunterhaltung, kann aber den Suchtfaktor, den die Serie zweifelsohne hat und die bei mir der Auslöser war, mich auf TV-Serien mit durchgehender Handlung zu konzentrieren und jene mit dem Fall der Woche nur hin und wieder zu akzeptieren ("Castle" sei als Beispiel genannt oder das überragende "Person of interest", das einen genialen Mix aus Case of the week und durchgehenden Handlungsstängen bietet und von mal zu mal komplexer wird), nicht wirklich rüberbringen. Dennoch ist es ein Buch, das starke Action bietet, dafür aber die Charaktere blass bleiben lässt und keine (großen) Überraschungen beinhaltet. War aber sicher auch beabsichtigt. Es ist ganz klar ein Buch für die große Fanbase, die "24" hat und für die ist eine echte Freude. Jack Bauer, wie er leibt und lebt. So könnte man auch weitere Stories für eine mögliche Weiterführung der Serie gestalten. Angeblich gibt es ja schon sehr vage Denkansätze, bei denen aber Jack Bauer (Kiefer Sutherland) auf der Strecke bleiben und pensioniert werden soll. Bei den Planspielen wurde sogar Yvonne Strahovski als neue Protagonistin in den Ring geworfen. Aber bei aller Freude, das sind nur Gerüchte über irgendwelche Kanäle an die Öffentlichkeit gebracht. Ob und bis da wirklich geht, steht in den berühmten Sternen. Naja, wenn es weitere Bücher gibt, sind die zumindest ein kleiner Trost und für September hat man ja angeblich schon die neunte Staffel "24 - Live another day" auf DVD/BD angekündigt, die ja seit gestern auf PRO7Maxx ihre Free-TV-Premiere hat und jeweils so gegen 22 Uhr ausgestrahlt werden soll.
« Letzte Änderung: 19. Mai 2015, 15:41:04 von jerry garcia »


Offline JasonXtreme

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    Die Wikinger klingen mal obergeil!!! Wie is denn der Schreibstil so gehalten? Das juckt mich so brennend, dass ichs glatt sogar mal zwischenreinschieben würde :D also zum LESEN ;) :D
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    jerry garcia

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    Der ist von Herrn Schiffmann übersetzt und bei ihm wirkt es manchmal etwas altmodisch. Hier passt es aber recht gut. Kannste net meckern. Darfst halt keine Hetzjagd Marke Reilly erwarten. Und ich hab noch nicht mal alles erwähnt. 


    Offline Havoc

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      Sowohl die Vikinger wie auch der gute alte Jack klingen ansprechend. :)
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      Offline JasonXtreme

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        Verstehe ich das nun richtig, dass das Buch zwischen Staffel 8 und 9 spielt!? Staffel 9 habe ich mal angefangen, aber irgendwie konnte mich das London Setting nicht so packen bisher... die Wikinger müssen ran!
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        jerry garcia

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        @Marco. Ja, so ist es beim ollen Jack. Schließt eigentlich direkt an den Schluss der 8. an. Präsidentin hält Wort, beendet die Verhandlungen und tritt zurück. Und Jack? Wird von wirklich allen gejagt, hat aber den Plan sich wenigstens diesmal von seiner Tochter zu verabschieden und will nach L. A., bevor er das Land verlässt. Ist aber nicht so einfach, wenn er von den eigenen Diensten und seinen Feinden gejagt wird. Wo er hin soll, weiß er auch nicht so recht, weil gemocht wird er irgendwie in so gut wie keinem Land, weil er vielen davon in den langen Jahren auf die Füße getreten ist.


        Offline JasonXtreme

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          Ok, quasi wie damals der Film zwischen der 5. und 6. Staffel (oder wars die 6. und 7.!? :D) nur jetzt als Buch... würde ich vielleicht doch mal antesten, als alter Bauer-Fan
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          jerry garcia

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          John Perry. Wer kennt das nicht? Auf dem Schreibtisch türmen sich zwischen Notizen, Papierstapeln und leeren Kaffeetassen allerlei Projekte. Das E-Mail-Postfach quillt über, der Anrufbeantworter ist voll mit wahnsinnig wichtigen Nachrichten. Statt uns aber mit dem Arbeitsberg auseinander zu setzen, verbummeln wir lieber die Zeit.

          Bevor ich auf den Inhalt eingehe, noch eine kurze Anmerkung zur Preisgestaltung. Die knapp über 120 Seiten wurden mit Rändern versehen, auf denen ein Rainer Calmund noch genug Platz hätte und die Zeilenabstände wecken Erinnerungen an den Grand Canyon. Bei normaler Seitennutzung hätte man es auch auf 50 Seiten darbieten können. Als Preis für die Taschenbuchdruckversion wurden 7,99 Euro ausgerufen, fürs Ebook 6,99 Euro. Recht happig. Hätte ich es nicht gebraucht und sehr günstig bekommen, wäre meine Kritik dazu vielleicht noch harscher.

          In zehn Kapiteln plus Anhang wird der Leser mit Hang zum Liegenlassen von John Perry charmant und durchaus humorvoll eingewiesen, wie man dennoch produktiv sein und damit stolz auf die erbrachte Leistung. Er erläutert den Begriff des kreativen Wartens, bis sich das Eine oder Andere von selbst erledigt hat. Ratschläge und Selbsthilfe für den Trödler mit mildem Gemüt. Tipps für Organisation zum Verdrängen vermeintlich wichtiger Aufgaben, um anscheinend unwichtigere bevorzugt zu erledigen. Listenerstellung und Selbstbetrug kommen zur Sprache und kleine, lustige  Anekdoten lockern diesen "Selbsttest zum Blättern" (Stern) noch mehr auf, als der sowieso schon amüsante Stil des Autors. So lernt man wirklich viel über Perfektion und wie man sie für sich selbst definieren kann, ja, wie man sich selbst als Perfektionisten erziehen kann, ohne von der eigenen Linie abzuweichen. Das in der Arbeitswelt so verpönte Trödeln erfüllt laut John Perry durchaus seinen Zweck, werden doch neben den Pausen auch Ideen wach, wie man was vermeiden oder umschichten kann. Man muss lernen, mit seinen Defiziten auszukommen, die für sich zu nutzen und in den Arbeitsprozess einbinden. Oder einfach kleine Tricks anwenden! Zum Beispiel nur zum PC schleichen und surfen, wenn man feststellt, dass man eh jeden Moment wegen einer vollen Blase auf die Toilette muss. Das hält dann davon ab, durch stetiges Surfen wirklich Zeit zu verschwenden. Und man solle sich kein schlechtes Gewissen machen. Schließlich ist die "nicht verarbeitete" Zeit gewonnene Lebenszeit.

          Der Schreibstil ist recht einfach und sehr leicht zu lesen. Kurze Kapitel, nette Geschichtchen aus seinem Erfahrungsschatz lassen fast den doch vorhandenen Ernst der Sache vergessen. Das Buch enthält trotz seiner Leichtigkeit einige nachdenkenswerte Ansätze, die ihre Wirkung nicht verfehlen (sollten). Vergnügliche Ernsthaftigkeit, die anregt.


          jerry garcia

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          Craig DiLouie, Stephen Knight, Joe McKinney. Mit dem Lachen kommt der Tod. Die rauchenden Trümmer von Boston hinter sich lassend, führt Oberstleutnant Harry Lee das Erste Bataillon des 55. Infanterie-Regiments auf eine gefährliche Mission zu ihrer belagerten Heimatbasis Fort Drum. Auf dem Weg liegen ganze Legionen kranker Killer auf der Lauer und die Soldaten müssen sich grauenvoller Angriffe erwehren. Lee kämpft verbissen darum, das Bataillon zusammenzuhalten und durch diesen Wahnsinn zu lenken.

          Harry Lee und seine Truppe haben es aus dem zerstörten Boston heraus geschafft, kämpfen sich aber noch durch die Vorstadtbezirke. Der Weg nach Fort Drum, wo auch viele Familienangehörige etlicher Soldaten aus den Einheiten untergebracht sind, ist noch weit, sehr weit. Man plant von Massachusetts Richtung Upstate New York via der Hauptstadt des Bundesstaates, Albany, nach Fort Drum zu ziehen. Wäre die Route frei von Klowns, könnte man von einem Kinderspiel reden. Doch dem ist nicht so. Ständig muss man sich mit Horden dieser blutgierigen Lacher auseinandersetzen, denen ihr eigenes Leben völlig egal ist und die freudestrahlend Richtung Schmerz und Tod gehen und dabei jeden töten oder infizieren, den sie erwischen können. Nur mit Luftunterstützung, die aber auch nur beschränkt operieren kann, da sie auf gewisse Ressourcen angewiesen ist, kommen sie mancherorts vorwärts. Erschwerend erweist sich, dass die Klowns sich als clever zeigen, Hinterhalte organisieren, Fallen stellen und verwegene Ideen wie die Infektionsbomben (Luftballons  mit Pisse, Eiter, Blut usw. gefüllt) aushecken und durchführen. Je mehr Soldaten fallen, je mehr Strategen, umso cleverer wird die Gegenseite. Mit schwerem Geschütz kann man sich vielerorts die Klowns vom Hals halten, aber deren schiere Masse reicht oft schon aus, Stellungen einfach zu überrennen. Jeder Meter Raum fordert einen hohen Blutzoll. Und manchmal erkennt man den Fein erst, wenn er mit seinem schrillen und grauenhaften Gelächter beginnt - und direkt neben einem steht. Und der Weg ist noch nicht zu Ende.

          Schnappatmung ist angesagt. Das Buch ist nicht schnell, er rast. Das Buch setzt direkt am Ende von Teil 1 an und die Autoren fahren sofort schwerstes Geschütz auf. Die grausamen Aktionen der Klowns, die mitnichten Zombies sind, sondern nur von einer geheimnisvollen Krankheit Infizierte und daher auch zu wohlüberlegten Handlungen fähig, deren Angewohnheit und bald Erkennungsmerkmal Ketten aus abgehackten Fingern oder sontigen Körperteilen sind, werden mit höchstem Munitionsverbrauch beantwortet. Weder die Protagonisten noch der Leser erhalten eine Atempause, ständig wogt eine Schlacht hin und her. Hauptfiguren wie Lee, Rawlings oder andere  bekommen zwar zur Charakterzeichnung etwas Raum, aber der nimmt nur wenig Platz ein. Auch die obligatorischen und knurrigen Sergeants, die die Truppe zusammenhalten oder die egoistischen Offiziersfeiglinge, die sich hinter ihren Männern verstecken, werden kurz erwähnt, aber das Konfliktpotenzial, das in dieser Konstellation steckt, wird bestenfalls mal am Rande erwähnt.  Dialoglast kann man dem Buch ebensowenig vorwerfen wie zuviele emotionale Momente, für so etwas bleibt keine Zeit. Claymore-Hackfleisch und kolossaler Feuersturm, Tod und Pestilenz, das sind die Hauptzutaten eines Gemetzels, das schier kein Ende nehmen will. Wer den Beginn von "Der Soldat James Ryan" mit dem blutigen Strand kennt, braucht diese filmische Erfahrung nur mit mindestens Faktor Zehn zu multiplizieren und hat einen kleinen Eindruck, wie es hier zugeht. Nur dass das Schlachtfest nicht aufhört. Blei liegt in der Luft, Blut bedeckt den Boden. Es wird zerstückelt, verstümmelt, gesprengt und verbrannt, was die Waffen oder die Infektion hergeben. Hohe literarische Weihen wird das Werk sich niemals ernten (was wohl auch kaum beabsichtigt war), aber einen Preis für den höchsten Munitionsverbrauch seit Shane Schofield dürfte schon drin sein. Der Bodycount ist eher unübersichtlich in seiner schieren Masse. Einie militärische Horrorschlacht ungeahnten Ausmaßes mit absurd-brutalen Szenen (bei dem Baby ist mir echt nix mehr eingefallen) und extrem hohem Härtefaktor werden furios geschildert. Topunterhaltung in Vollspeed mit krachender Action, aber dafür ohne lähmendes Gewäsch und irgendwelche amourösen Anwandlungen. Knallharte Kost in höchstem Tempo. Wer das mag - KAUFEN!! Und her mit einer Fortsetzung.


          jerry garcia

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          Ben Berkeley. Als sich die tausend Augen der National Security Agency auf Gary Golay, den Stellvertretenden Stabschef im Weißen Haus, richten, wird sein Leben zum Alptraum: Er soll eine Prostituierte ermordet haben, auf grausamste Art und Weise. Während Gary um seinen Ruf, seine Familie und seine Freiheit kämpft werden die Beweise gegen ihn immer erdrückender. Selbst seine Frau kann sich dem Strudel von Verdächtigungen nicht entziehen. Einzig der kauzige Anwalt Thibault Stein und seine Assistentin Pia Lindt glauben seine Geschichte von einer Verschwörung, die bis ins Oval Office reicht. Und die uns alle betrifft, denn das Haus der tausend Augen blickt nicht nur auf Gary Golay. Sondern auch auf Dich.

          In einer feudalen Wohnung wird eine Edel-Prostituierte brutal ermordet. Im Weißen Haus ist Gary Golay damit beschäftigt, dem Präsidenten die nötigen Stimmen zur Einreichung eines neuen Gesetzes zum Schutz der Privatsphäre zu besorgen. Es läuft bisher recht gut, man ist zuversichtlich. Unterdessen machen sich Anwalt Thibnault Stein und seine Assistentin Pat daran, pro bono eine alte Dame zu unterstützen, die von ihrem gierigen Vermieter aus der mietpreisgebundenen Wohnung gedrängt werden soll, damit der daraus Luxusapartments machen kann. Mit dem einen oder anderen Trick gelingt es ihnen, der alten Frau zumindest erst einmal etwas Aufschub zu verschaffen. Und in Fort Meade, dem Hauptquartier der NSA, werden Telefonate abgehört, Mails und SMS abgefangen und gelesen sowie selbstverständlich auch gespeichert. Bald taucht der Name Gary Golay auf. Und für den wird es nun eng. Von der Straße weg verhaftet, weil er des Mordes an der Prostituierten verdächtigt wird und zumindest einigen Indizien vorliegen. Seine Frau Emma, Ex-Pilotin und Karrierefrau, die ihre Kinder einem aus ihren großzügigen Gehältern gut finanzierbaren Kindermädchen überlässt, besorgt ihrem Gatten Anwälte. Thibault und Pat. Die holen Gary vorübergehend aus dem Knast, da keine wirklichen Beweise vorliegen. Doch das ändert sich bald. so nach und nach, fast wie ein gut geöltes Uhrwerk, trudeln immer neue Beweise bei der Staatsanwaltschaft ein. Jetzt müssen sie Gary auf das Verhör durch die Anklage vorbereiten. Und was da alles auftaucht, ist durchaus dazu angetan, ihn schuldig erscheinen zu lassen. Selbst seine Gattin zweifelt. Und dann geht der Rummel erst richtig los. Die Pressegeier belagern das Haus. Die Kinder werden in der Schule durch Klassenkameraden gemobbt. Und als die jüngere der beiden Töchter aus Angst vor der Presse direkt vor der Schule und wegen den Hänseleien der anderen Blagen völlig aufgelöst mittels eines anderen Ausgangs aus der Schule auf eine Straße rennt, wird sie von einem LKW erfasst und letztendlich tödlich verletzt. Pat hingegen bekommt von einer fremden Seite Hinweise, dass an den vorgelegten Beweisen etwas nicht stimmt und Golay wiederum scheint ebenfalls einen unbekannten Beschützer zu haben, der ihm vor einer weiteren Festnahmen durch Tipps und auch mit Tat zur Flucht verhilft. Thibault und auch der Präsident hingegen beschäftigen sich jeder auf seine Weise damit, den Vorwurf aufzuklären.

          Zuerst muss ich leider sagen, dass ich hier selbst in die Falle der Reihen mit bestimmten Protagonisten getappt bin. Aus dem Inhalt oder sonstigen Beschreibungen war nicht zu erkennen, dass es sich hier um das dritte Buch um Anwalt Stein plus Assistentin handelt. Hier würde ich mir wünschen, dass die Verlage es kennzeichnen, ob es sich um eine Reihe und den wievielten Roman daraus handelt. Mehr kann ich hier dem Verlag nicht vorwerfen oder als Verbesserungsvorschlag anbieten, da er keineswegs die unschöne Marotte anderer Verlage sein Eigen nennt, einfach bei einer Serie als erstes ein Buch irgendwo aus der Mitte der bisher erschienen Werke zu veröffentlichen. Das nervt beim Lesen ungemein, wenn man ständig auf vorherige Geschehnisse hingewiesen wird, die man gar nicht kennen kann. Da fehlt dann auch etwas der Überblick und man kann sich leicht dazu verleiten lassen, die Figuren in dem Buch, das man gerade liest, als oberflächlich abzutun, da sie ja in den früheren Büchern, die man eben nicht kennt, ausführlich behandelt wurden. Der Autor nimmt sich in seinem Buch durchaus die Zeit, etliche Missstände heutzutage anzuprangern. Begonnen bei der blutgierigen Presse, die ohne Beweise Existenzen vernichtet, Familien zerstört und sich nicht um die Wahrheit schert (auch hierzulande bekannt - man nennt es Boulevard), sondern auf die Pressefreiheit berufen (warum setzt man da nicht einmal an und kontrolliert hier mal die Methoden) und aufmerksamkeitsgeilen Personen des öffentlichen Lebens, die sich durch jede Sendung im TV quasseln, in jedes Mikro ihre unbewiesenen Anschuldigen rotzen, das nicht schnell genug weggenommen wird und den Verdächtigen schon vorab für schuldig erklären, ohne sich auch nur ansatzweise nach erwiesener Unschuld des Verdächtigen zu entschuldigen (kennt man auch von hier und besonders nett, dass man gerade die Hetzredner dann selbst bei Unregelmäßigkeiten ertappt.) Selbstverständlich dürfen die Politiker nicht fehlen, die den Geheimdiensten ja ihre Methoden genehmigen oder zumindest durchgehen lassen. Selbstverständlich sind die Amerikaner wieder voll mittendrin, wenn es darum geht, gegen andere Nationen zu hetzen (aber auch bedenken, es ist nur ein Roman, den sich ein Autor ausgedacht hat), anstatt sich um sich selbst mal zuerst zu kümmern. Und dann geht es um die Ausspähung unserer Daten durch all diese Dienste mit den phantasievollen Bezeichnungen ohne jegliche rechtliche Grundlagen. Von der Freiheit, die das Land, das sich als Weltpolizei sieht, aber nur zum Eigennutz agiert, bleibt da gar nix mehr. Der Bürger trägt zwar mit den gedankenlosen Einträgen in die sogenannten sozialen (welch ein Hohn) Netzwerke mit dazu bei, dass die Wirtschaft (Welche die Spitzeldienste nicht nur gutheißt - Geld kann man mit allen Daten machen - sondern auch unterstützt, um sich das Wohlwollen der Regierung bei neuen Aufträgen zu sichern, die weiteres Geld einbringen. Profit ist alles, was zählt.) sich mit den Diensten verbündet. Nichts ist mehr sicher, alles kann so gedeutet und gedreht werden, wie man es gerade braucht und aus unbescholtenen Menschen werden in dieser unheiligen Verbindung aus Politik, Wirtschaft und Presse ganz schnell Monster gemacht. Dass Ben Berkeley recht nah an der Wahrheit ist, zeigt ja die BND-NSA-Affäre. Verwunderlich, wenn man daran denkt, wie sie dereinst über die Bespitzelung in den Ostregionen gewettert haben. Heute ist das alles doch noch viel schlimmer - im Westen, im Land der Freien, wie sie sich so gerne bezeichnen. Man sollte mal überlegen, gen Osten zu ziehen (nicht zu weit, damit die Klöten sich ob der vorherrschenden Kälte nicht zu erbsengröße minimieren), da man dort vielleicht besser dran ist. Die DDR als Überwachungs- und Unrechtsstaat zu bezeichnen ist unter derlei Umständen ein Witz - ein schlechter. Und das wird den Bürgern alles als Sicherheitsmaßnahmen im Kampf gegen Terroristen verkauft. Da wird dann mal wieder angeblich ein Anschlag verhindert und schon ruft man nach noch rigoroseren Gesetzen und Überwachungsmaßnahmen, während man gleichzeitig über diese bekloppte political correctness eine feine Zensur betreibt. Wortdrechselei, sonst nix. Und welche Erfolge haben diese Dienste denn aufzuweisen, wenn es darauf ankommt? Bin Laden - unterschätzt, bis es krachte. Irak - für den Einmarsch gelogen. IS - schlicht verpennt. Freiheit? Wer ist denn unter der "Obhut" (oder mit dem Kopf im Arsch der) USA noch frei?

          Die Geschichte selbst ist jetzt eher ein Politthriller der leichten Sorte. Alles doch ziemlich oberflächlich skizziert. Es ist zwar spannend, aber im Prinzip sind alle Plätze hüben wie drüben gut erkennbar besetzt. Gute Jungs gegen böse Jungs. Ben Berkeley macht es dem Leser leicht, seiner Story zu folgen, unterlässt allzu verzwickte Manöver oder längere Sätze. Auch die Kapitel sind kurz und knapp gehalten, leicht verständlich. Das ergibt eine flotte Lektüre, die unterhalten kann, ohne zuviele Zwischentöne zu enthalten. Diese Familientragödie innerhalb eines nicht sonderlich komplexen, wenn auch thematisch interessanten Romanes, nimmt den größten Raum ein und beschreibt bestimmte Situtionen wie das plötzliche Misstrauen nach -zig Jahren Ehe und andere Konflikte viel zu kurz, driftet schnell in puren Mainstream ab, der seine Leser auf gar keinen Fall anstrengen will. Je weiter es dann dem Ende zu geht, desto nerviger wird es leider. Mein Gott, dieses Happy End war dann doch too much. Alle glücklich, alles gewonnen. Wer reine und pure Unterhaltung will, ist hier sicher nicht fehl am Platz, doch als Politthriller hab ich zu diesem bestimmten Thema aber auch allgemein schon etliche bessere gelesen. Mainstream-Mittelmaß allerorten.


          jerry garcia

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          Andrew Peterson. Vor zehn Jahren beendete ein fehlgeschlagener Einsatz Nathan McBrides Tätigkeit als Spezialist für Geheimoperationen bei der CIA. Jetzt nutzt er seine einzigartigen Fähigkeiten im Privatsektor — bis der frühere FBI-Direktor Frank Ortega an ihn herantritt, um einen Gefallen einzufordern. Ein verdeckter Ermittler des FBI ist spurlos verschwunden, und mit ihm eine Tonne des Plastiksprengstoffs Semtex. Ortega will beide so schnell wie möglich finden, denn für ihn steht einiges auf dem Spiel — der verschwundene Agent ist nämlich sein Enkel. Und Nathan McBride ist der einzige Mann, dem er diese Aufgabe zutraut.Aber schon bald nehmen die Ereignisse eine Wendung, die selbst Ortega nicht für möglich gehalten hätte. Nur ein paar Tage, nachdem er den Auftrag angenommen hat, gerät McBride zwischen zwei Fronten — einen skrupellosen Gegner, der auf Rache sinnt, und eine Gruppe hochrangiger Amtsträger, die sich durch nichts davon abbringen lassen, ihre eigene Vorstellung von Gerechtigkeit durchzusetzen. In diesem Spiel gibt es keine klaren Regeln und keine Unterstützung — McBride ist ganz auf sich allein gestellt. Quelle: Amazon.

          McBride hatte sich gerade mit Mara, einem der Girls von Karen, eine fröhliche Runde gegönnt, als ein Anruf kam. Im Laden von Karen macht sich ein Riesenklotz von Kerl gerade daran, Mädchen und Mobiliar zu zerlegen. McBride sagt sofort seine Hilfe zu und begibt sich zum Etablissement. Nach nur wenigen Schwierigkeiten und fast ebenso wenig Schlägen ist der Typ platt. Und genauso selbstverständlich wie er ihn vermöbelt hat, versorgt McBride jetzt die Wunden von seinem Kontrahenten und erteilt ihm einige gute Ratschläge. Wieder Zuhause erreicht ihn ein Anruf seines Freundes aus alten Army- und CIA-Zeiten, Harvey. Der wurde kontaktiert, weil McBrides Vater, Senator McBride, ihnen einen Aufgtrag vermittelt hat, den er für dessen ehemaligen Kriegskameraden aus Korea erledigen soll. Frank Ortega und dessen Sohn vermissen den Enkel bzw. Sohn, der im Auftrag des FBI eine Milizgruppe namens "Echo der Freiheit" unterwandern sollte. Schon bald kann man deren Lager im Wald entdecken und das FBI mit größerer Truppenstärke antanzen lassen. Kurz bevor die Fibbies den Punkt erreichen, von dem aus sie leichten Zugriff auf die Bridgestones haben, die die Miliz anführen, entdeckt McBride, der mit Harvey in Sniper-Manier Stellung bezogen hat, dass die Gegend mit Claymores gespickt ist. Mit einem Warnschuss kann er die Bundesbeamten dazu bewegen, sich schnell in Deckung zu werfen, bevor die Minen hochgehen. Aber von einem Hochsitz aus ballert ein Heckenschütze auf die Männer, bevor er von McBride ausgeschaltet wird. Somit hat er den jüngsten der Bridgestone-Brüder umgenietet. Die anderen beiden hauen durch einen Tunnel ab. Bei den weiteren Ermittlungen stoßen sie auf Cousins der Milizionäre und befragen sie recht heftig - und werden dennoch geleimt. Zudem sinnen die Bridgestones jetzt auf Rache, fühlen sich im Vorteil, da sie ja immer noch das Semtex haben, wegen dem die ganze Jagd ja erst begonnen hat. Und sie benutzen es ohne Rücksicht auf Verluste. Jetzt ist McBride davon überzeugt, dass er die Kerle endgültig ausschalten muss.

          Nathan McBride ist irgendwie ein unausgeglichener Charakter. Er wurde vor etlichen Jahren im Dienste der CIA in Mittelamerika gefangen und wochenlang gefoltert, bevor er freikam. Das und die Tatsache, dass anscheinend sein Vater keinen Finger für ihn rührte, nagt an ihm. Mitunter bricht er in unkontrollierte Wutanfälle aus, ist völlig unberechenbar. Im nächsten Moment ist er ein fürsorglicher und netter Bursche, der sich sogar um seine Gegner sorgt. Hier ist aber auch sein Kumpel Harvey mitverantwortlich, der sozusagen der ruhende Pol ihrer Freundschaft und Geschäftsdpartnerschaft ist. Als Kämpfer ist er knallhart. Nach dem kurzen Blick auf den Hauptcharakter und seinen Einsatz für die Frauen und der Suche nach den Bridgestones im Wald geschieht erst einmal nicht gar so viel, man bekommt sozusagen als Leser etwas "Freiraum", um die Gedanken schweifen zu lassen oder anders gesagt, es wird etwas zäh und langweilig. Ermittlungen, Verhandlungen, Hierarchiegeplänkel. Man ist schon geneigt zur Hälfte des Buches zu akzeptieren, dass man hier nicht so wirklich den Bringer in Händen hält. Doch aufhören ist nicht. Gut so. Denn das Buch steigert nicht nur das Tempo, auch der Härtegrad nimmt zu. McBride lässt sich alle Freiheiten zusichern, die er seines Erachtens im Kampf braucht - und die beinhalten auch Folter. Er lässt durchaus das Trauma seiner eigenen Vergangenheit auf sein Opfer übergehen und bearbeitet die Typen gnadenlos. Rechtsstaat USA? Ähem und so. Selbstverständlich wird jetzt ein typisches Mittel für derartige Stories ins Spiel gebracht. Jener Bösewicht, der anderen mit Spaß an der Freud den größtmöglichen Schmerz zufügt, knickt schon ein, wenn ihm "bloß" einige Fingerglenke abgeschnibbelt werden. Und der Showdown wird dann zu einer starken Sniper-Lektüre. Mann gegen Mann in der Wildnis. Kommt man also gut durch die erste Hälfte, erwartet den Leser eine feine Lektüre, die sogar mit Wendungen aufzwarten hat, ja auch einen kleinen Funken Mitleid für die rücksichtslosen Gegner aufflackern lässt und das obwohl sie ohne Erbarmen töten und Kollateralschäden gerne in Kauf nehmen. Claymore-Fallen, Bombenattentate mit Semtex, Intrigen, Verrat, Folter und ein spannender Kampf zweier Scharfschützen. Hälfte zwei des Buches passt. Actionreiches US-Heldenepos, das aber an Leute wie Ben Coes oder Stephen Hunter nicht ganz heranreicht. Aufgrund des Schwungs, der ab der Hälfte in die Geschichte kommt, dann doch als empfehlenswert für Leute, die "Action für Amerika" zu schätzen wissen. Werde dann das zweite Buch "Todesspiel" angehen.


          jerry garcia

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          Andrew Peterson. Nathan McBride, ehemaliger Scharfschütze beim US Marine Corps, hat als Einziger die brutalen Folterungen durch Montez de Oca, den sadistischen Verhörspezialisten aus Nicaragua, überlebt. Der tauchte schon vor vierzehn Jahren unter, nachdem er zahllose Opfer zu Tode gefoltert hatte. Obwohl McBride immer noch körperlich und seelisch von den Narben, die ihm sein Peiniger zugefügt hat, gezeichnet ist, glaubt er, das Schlimmste hinter sich zu haben.
          Als aber das FBI eine verstümmelte Leiche aus einem abgelegenen See im Bundesstaat Utah birgt, erkennt McBride sofort die grausige Wahrheit: Montez de Oca ist wieder da – diesmal auf amerikanischem Boden. McBride will auf keinen Fall zulassen, dass Montez de Oca erneut entkommt. Ein Kampf um Gerechtigkeit beginnt, der McBride an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringt. In einem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel, das bis in die höchsten Ebenen der US-Regierung hineinreicht, liefern sich McBrides Rachedurst und seine Fähigkeit zur Barmherzigkeit einen unerbittlichen Wettstreit. Quelle: Amazon.

          Ein Mann in Tarnanzug will in eine Hazienda in Trinidad/Tobago eindringen. Trotz der Bewachung gelingt ihm das sogar, doch dann wird er durch eine der vielen Vorsichtsmaßnahmen des Hausherrn doch überwältigt und getötet. In den USA hat es sich Nathan McBride wieder gemütlicher gemacht, nachdem die Sache mit den Bridgestones ausgestanden war. SAC Holly Simpson ist jetzt die Frau an seiner Seite, wenn sie nicht gerade im weit entfernten Sacramento ihren Dienst versieht. Doch auf einmal kommt eine Nachricht herein, dass in einem See in Utah eine Leiche gefunden wurde, die auf die gleiche Art gefoltert und verstümmelt wurde, wie sie McBride noch an seinem eigenen Körper erkennen kann. Montez de Oca, sein Peiniger, ist wieder da. In den USA! Was hat das zu bedeuten. Hätte man ihn nicht sowieso zu den Ermittlungen gebeten, wäre er auf eigene Verantwortung gegen den Typ vorgegangen. Noch bevor sie de Oca auch nur ansatzweise nahe kommen können, wird eine Frau entführt und dabei ein Marine getötet, der zwar gerade dienstfrei hatte, aber dennoch helfend eingreifen wollte. Eine erste Gemeinsamkeit fällt auf:  Beide Opfer hatten mit Ungarn zu tun. Der Mann als Handelsattache, die Frau als Übersetzerin der Sprache bei der NSA. Aber Ungarn? Was kann denn gerade an Ungarn so wichtig sein? Wollen die Russen es wieder einkassieren? Immer neue Informationen tauchen auf, die Hinweise auf ein bestimmtes Ziel verdichten sich - und man muss auch immer noch de Oca jagen. Und der räumt rücksichtslos hinter sich auf. Ein Zeuge in Utah wird getötet kurz nachdem McBride und Fontana bei ihm waren. Das Zuhause von McBride wird von bewaffneten Männern angegriffen. Und jetzt hat der die Faxen dicke und macht sich ernsthaft und voller Wut auf die Jagd nach seinem früheren Folterer. 


          Gleich zu Beginn wird dem Leser sehr eindruckvoll vorgeführt, was hier ein Menschenleben zählt. Für die Wachhunde wurde extra eine Betäubungspistole mitgeführt, während die dazugehörigen Hundeführer ein Stück Blei in die Rübe bekommen. Frag ich mich halt nur, wer auf einem solche Spezialeinsatz ne Extrawaffe mitschleppt, um Köter nur zu betäuben? Naja, vergessen wirs. "Todesspiel" ist ähnlich aufgebaut wie "Todesschuss", sodass ich mich durch die "ermittlungstechnischen Längen", die sich nach den ersten Actionsprenkeln hin und wieder einstellen, nicht wieder irritieren ließ und mich mit den Motiven und später auftauchenden Intrigen, Verrat, politischen Kalkülen sowie den immer öfter und immer härter werdenen Gewalteruptionen leicht arrangieren konnte. Nathan McBride hat in "Todesspiel" einen noch intensiveren Kampf mit seinem dunklen Ich, seiner Seite des Hasses, der Wut, die hin und wieder aus ihm herausbricht und die durchaus Schaden anrichten kann, da jetzt der Mann im Land ist, der ihm das angetan hat. Und der Leser wird darüber informiert, was damals geschah und auch aus welchen Gründen. In diesem waffenstarrenden Thriller, der gespickt ist mit Techniken und Taktiken des Kampfes - sei es Mann gegen Mann oder in Schusswechseln - wird der Patriot McBride auch mit den Männern im Hintergrund zu tun bekommen. Leute, die derzeit in führenden Positionen sind ebenso wie jene, die es mal waren und einige Dinge ungern ans Tageslicht kommen lassen wollen, da sie der heutigen sowie auch früheren Regierungen schaden könnten, vom Ausmaß des neuen Misstrauens durch Verbündete und anderen Nationen gar nicht erst zu reden. (Was stellen die sich so an, tun ja als hätten sie für den Weltfußballverband gearbeitet. Naja, dort kann man auch nicht nur an Blattern - Pocken - erkranken.). Es ergibt sich eine flotte Hatz mit einigen Leichen, diversen Foltereinlagen und klarer Trennung zwischen Gut und Böse, denn der schwierige Charakter McBride ist doch immer auf der richtigen Seite. Zu den harten Kerlen kommen auch einige taffe Ladies, Verletzungen auf der Seite der Helden USA werden weggesteckt wie nix, während die Fieslinge gleich anfangen zu plärren. So muss das sein in einem Roman aus den USA. (Wäre er aus Deutschland, würden von Anfang bis Ende alle plärren, ohne dass man wüsste warum. Ausnahme Martin Kay natürlich!!!). Kleine Wendungen gepaart mit Spannungselementen hinsichtlich der Auftraggeber, temporeiche Jagd mit zunehmender Action, der auch einiges an Rasanz innewohnt. Romantische Anwandlungen sind zwar vorhanden, fallen aber kaum ins Gewicht und bremsen die Story zu keiner Zeit aus. Nettes Späßle war im ersten Roman der Buch-Cameo-Auftritt von Governator Arnie, während in diesem nun die Autorin Rebecca Cantrell (Die ja zusammen mit James Rollins eine Serie begonnen hat.) einen nemantlicchen Auftritt als CIA-Direktorin haben darf., Und auch hier wird der Reihencharakter schon dadurch hervorgehoben, dass neben den beiden Hauptfiguren immer wieder Mitspieler aus "Todesschuss" auftreten dürfen. Unterhaltsamer Kracher im typischen Amigewand, der nur leicht hinter den Actionikonen wie Coes, Hunter oder Flynn zurückbleibt (Einen Reilly selbstverständlich nie erreicht) und anscheinend sein Hauptaugenmerk auf Inlandsterrorismus legt. Von Andrew Peterson kann gerne mehr kommen, bin positiv überrascht.


          jerry garcia

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          Taavi Soininvaara. Leo Kara wird von Albträumen geplagt. Die Erinnerung an das tragische Schicksal seiner Familie kehrt zurück und er möchte Gewissheit, ob er Schuld am Tod seiner Mutter trägt. Dabei könnte ihm auch sein neuer Auftrag helfen: Ein Anwalt aus Helsinki vertritt eine Mandatin, Frau Vanhala, die im Besitz des sogenannten Smirnow-Materials ist, das die Tätigkeit prominenter finnischer Politiker für den KGB beweist. Leo Kara soll das Material den Behörden übergeben. Doch wem kann er trauen? Einmal mehr gerät Kara selbst in Gefahr. Denn Mundus Novus hat schon den kirgisischen Hitman Manas, Mörder von Karas Mutter, beauftragt, alle Mitwisser zu liquidieren.

          Leo Kara kommt aus Wien zurück, wohin es ihn nach den letzten Ereignissen verschlagen hatte. Er findet vor, dass Kati immer noch Probleme mit ihrem Ex-Mann Ukkola hat, der knapp vor einem Verfahren wegen diverser schwerer Vergehen und der Entlassung aus dem Polizeidienst steht. Ihre Tochter Vilma, die vor drei Jahren verschwand, ist immer noch nicht aufgetaucht und die Suche geht weiter. Und Kara? Der wird von Albträumen geplagt, in denen er sieht, wie seine Mutter, sein Vater und seine Schwester getötet werden, während er entkommen kann. Mittlerweile weiß er, dass sein Erzeuger zwar noch unter den Lebenden weilt, aber nicht, wo er ist. Nur dass er sich in den Fängen einer weltumspanneden Geheimorganisation namens Mundus Novus befindet, die an Standorten überall in der Welt Forschungszentren hat. Und dann tritt ein Anwalt an ihn heran, der mit brisantem Material aufwarten kann, da es die alten Seilschaften aufdeckt, die noch lange vor dem Mauerfall und dem Ende der Sowjetunion gegründet wurden und die auch heute noch existieren und nun für Russland tätig sind. Die Gruppe Finnen nennt sich Das Kabinett und keiner weiß, wer sich hinter diesem Namen alles verbirgt. Leo Kara stößt bei seinen Ermittlungen in ein Wespennest. Auch Katis Suche nach ihrer Tochter findet eine Wendung. Sie erfährt, dass diese bei einem finnischen Paar in Frankfurt ist, das sie im Prinzip gekauft hat. Als Kati vorspricht, um ihre Tochter zurückzubekommen, engagieren die Leute einen Anwalt. In Wien entdeckt seine dortige Freundin, dass ihr Sohn in Schwierigkeiten geraten ist und gegen einen gewissen Betrag aus dem Schlamassel rauskommen könnte. Geld, das sie nicht hat - aber ihr Vater, mit dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte. Und in Finnland sterben nach und nach Mitwisser aus dem Umfeld des Kabinett und bald gerät auch Leo Kara ins Visier des Killers Manas.

          Kleine Anmerkung vorab. Man sollte die beiden Vorgänger "Schwarz" sowie "Weiß" kennen, sonst braucht man gar nicht erst anzufangen mit der Lektüre. Außerdem empfehle ich, dass man das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches überblättert, weil hier durchaus gespoilert wird.
          Auch "Rot" ist ein Thriller, der an internationalen Schauplätzen spielt, in dem alte Familiengeheimnisse gehütet werden oder sich Dramen höchster Güte abzeichnen. Von Beginn an ist das Tempo wieder sehr hoch, wird die Spannung schier unfassbar und die Geschichte der Finnen und ihrer Abhängigkeit von den Russen ein weiteres Mal zu einem Spionageszenario ausgearbeitet, das sich mit den meisten der sonst so überaus beliebten US-Thriller-Autoren messen kann, wenn sie nicht sogar übertrifft. Hier trifft intelligenter Plot auf formidable Schreibkunst. Cliffhanger und eine komplexe Handlung ermuntern den Leser regelrecht, dieses Buch zu verschlingen. Und mittendrin in dem politisch-verbrecherischen Chaos finden sich Anklagen gegen den sich immer weiter ausdehnenden Sklavenhandel, der ein überaus einträgliches Geschäft ist und der weltweit von Firmen wie von Privatpersonen genutzt wird. Sklaven sind heutzutage billig. Derart billig, dass man sie austauscht wie benutzte Taschentücher. Wie ist so etwas möglich? Die vielen Konzerne, die sich an der Privatisierung von Aufgaben, die eigentlich staatliche Sachen wären, dumm und depp verdienen, sind mittlerweile deraert einflussreich, dass sie sich die Regierungen im Prinzip untertan machen und Gesetze durchdrücken, die für die Wirtschaft gut sind, für die Bürger selbstverständlich nicht. Und wenn dann so etwas Unerwünschtes kommt wie ein Mindestlohn, dann wird versucht den zu umgehen. Klappt das nicht, lässt man halt Arbeitskräfte aus dem Ausland besorgen. Und wenn sie erwischt werden? Pech für die ausgebeuteten Arbeiter und den Hintermännern passiert eh nix. Um all das kreist die Haupthandlung von Leo Kara und Mundus Novus. Bald kommt es zu Mordanschlägen auf Kara ebenso wie auf verschiedene Zeugen oder Angehörige der Gruppen, die man als unsichere Kandidaten ansieht. In den USA und Großbritannien ereignen sich katastrophale Unglücke, Anschläge, die man als Cyberangriff oder Datennetzkrieg wertet. Es geht auch um die Vorherrschaft im All. Wer das beherrscht, beherrscht die Welt, weil er jedes Ziel anvisieren und treffen kann, ohne Truppen einsetzen zu müssen und ohne dass auch nur die geringste Vorwarnung möglich ist. So schreitet die komplexe Handlung mit einigen cleveren Kniffen und Wendungen (Okay, bei einer hatte ich das genauso erwartet) voran und trotz aller Erkenntnisse sind die Ermittlungen noch lange nicht zu Ende. Hohes Tempo, verzwickte Ereignisse, Attentate, Killer und verfeindete Gruppierungen mit Konzernen als Deckung, kleinen und größeren Dramen sowie Actionsprenkel und knackige Kapitel lassen keine Sekunde Langeweile aufkommen. Brisante Themen in einem exzellent erzählten Roman. Taavi Soininvaara beweist wieder einmnal, dass er zu den stärksten europäischen Autoren im Bereich der Spannungsliteratur zählt.


          jerry garcia

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          Dan Smith. Kurz vor seinem dreizehnten Geburtstag muss Oskari allein in die Wildnis, so verlangt es die Tradition. Bewaffnet mit Pfeil und Bogen soll er ein Tier erlegen, um seine Männlichkeit zu beweisen. Oskari hofft auf einen Hirsch, doch dann fällt ihm der amerikanische Präsident direkt vor die Füße. Er ist nur knapp einem Attentat entkommen und sieht trotz seines schicken Anzugs nicht so aus, als hätte er die Lage im Griff. Jetzt kann Oskari zeigen, was in ihm steckt.

          Wer sich den Film ohne Vorkenntisse ansehen will, hört jetzt besser auf zu lesen!!!.
          Oskari wird von seinem Vater schon seit seinem fünften Lebensjahr auf den Tag vorbereitet, an dem er seinen dreizehnten Geburtstag begehen darf. Die Tradition des Dorfes verlangt, dass der Junge einen Tag und eine Nacht in der Wildnis verbringt und mit einer Beute zurückkehrt. Sein Vater hatte dereinst einen Bären erlegt, andere Burschen zumindest einen oder zwei Hasen. Doch Oskari zweifelt an sich und alle anderen Bewohner des Dorfes tun das auch. Dennoch fährt er mit dem Quad und seinen Vorräten und Waffen los, um das Ritual zu erfüllen. Tief im Wald kommt er mit dem Quad vom Weg ab und lebt sich auf die Nase, das Quad rutscht einen Abhang hinunter. Als er sich dorthin begibt, hört er das Geräusch eines Hubschraubers. Dieser landet auf einer Lichtung im Wald und es entsteigen mehrere Männer, darunter auch ein Einheimischer, der wohl ein Jagdführer für die Gruppe ist. Oskari bleibt versteckt unter seinem Tarnnetz und beobachtet die Vorgänge. Einer der Männer baut gerade sein Gewehr zusammen und meint zum Führer, er solle schon mal losrennen, um vielleicht entkommen zu können. Schafft dieser nicht. Mit einer Kugel im Kopf fällt er sehr nahe bei Oskari zu Boden. Dieser kann sich unentdeckt zurückziehen und überlegt, was er nun weiter tun soll. Dann hört er zwei Explosionen, kurz darauf sogar eine dritte. Und dann rauscht etwas vom Himmel, stürzt in den Wald und lässt eine Spur zertrümmerter Bäume und aufgrissenem Boden hinter sich. Oskari läuft zu dem gelandeten Ding, das sich als eine Kapsel herausstellt, die mit einem Fenster versehen ist. Darin bewegt sich etwas und malt auf die angelaufene Scheibe einige Zahlen, fuchtelt mit den Händen, die aber nur schemenhaft zu erkennen sind, und will anscheinend, dass Oskari die Kapsel mit dem Zahlencode öffnet. Als der dies kapiert hat, folgt er der Bitte und heraus steigt ein dunkelhäutiger Mann. Der erwartet, dass Oskari ihn sofort erkennt, doch der hat null Ahnung, wen er vor sich hat. Es ist der US-Präsident und die Männer auf der Lichtung im Wald haben seine Air Force One abgeschossen und wollten den Präsidenten töten. Jetzt heißt es, sich schnell zu verziehen, denn die Jagd auf die beiden Gefährten beginnt.

          "Big Game" ist eine Coming of Age-Geschichte und Oskari ist der Erzähler. Da die Erlebnisse nur aus seiner Sicht wiedergegeben werden, fehlen die im Filmtrailer gesehenen Sequenzen in der Air Force One völlig. Oskari ist nicht der Junge, der im Dorf große Anerkennung genießt. Eher etwas klein und schwächlich, zweifelt sogar sein Vater an ihm, die anderen verhöhnen ihn und lachen ihn aus. Er kann noch nicht einmal den traditionellen Bogen für die Jagd richtig spannen. Er glaubt nicht, dass er die Prüfung besteht. Dennoch oder gerade deswegen und aufgrund seiner sympathischen Art ist er ein perfekter Protagonist für ein Jugendbuch, das auch eine Botschaft mitliefert, wenn auch zu Beginn gleich mit dem Holzhammer. Der Präsident hingegen kommt anfangs gar nicht gut weg. Er ist für die amüsanten Einlagen zuständig und wirkt dabei eher wie ein Kasper, eine ahnungslose Witzfigur oder jämmerliche Karikatur. Der sogenannte Führer der freien Welt muss sich den Kenntnissen eines Kindes unterordnen, da er sich in der Wildnis absolut nicht zurechtfindet. Erst später zeigt er sich in seinem Element. Die Jagd ist spannend, mit Humor aufgelockert und dennoch mit genug Thrill und Spannung versehen, dass sie nahe an einen Politthriller heranreicht. Ein Freiluftabenteuer für Kids, da ordentlich Tempo vorweisen kann und in seiner leichten und lockeren Sprache einfach zu lesen ist. Nicht wirklich komplex und etwas vorhersehbar, ist hier für gute Unterhaltung gesorgt. Das Buch findet zwar einen vernünftigen Abschluss, enthält aber auch einen Handlungsfaden, der - vermutlich dann ohne Oskari - als Thriller fortgeführt werden kann. 24 Stunden im Leben des Oskari - ein vermeintlicher Verlierer entwickelt sich zum Helden. Actiongeladene Szenen mit Hubschrauberjagden, Schießereien und Terroristen. Alles da und für jugendliche Leser aufbereitet. Vermutlich wird der in Bayern gedrehte Film kein Riesenerfolg an der Kinokasse, aber für vergnügliche Stunden im Heimkino dürfte er schon sorgen. Das Buch hat jedenfalls einen solchen Eindruck hinterlassen. Gute Lektüre für jung und alt.


          jerry garcia

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          James Dashner. Thomas wird sich auf keinen Fall den Kopf aufschneiden lassen! Auch wenn er durch diese Operation sein Gedächtnis zurückbekommen soll. Denn den Wissenschaftlern von ANGST darf man nicht trauen. Nicht nach all den grausamen Prüfungen, die Thomas und seine Freunde durchstehen mussten. Nicht nach all den Versprechen, die gebrochen worden sind. Thomas muss endlich dafür sorgen, dass ANGST ihn nie wieder kontrollieren und manipulieren kann.

          Wer sich den Spaß für die Filme aufheben will, liest hier besser nicht weiter, weil SPOILER!!
          Thomas und seine Freunde finden sich im Hauptquartier von ANGST wieder und müssen diverse Test und Untersuchungen über sich ergehen lassen. Doch sie wollen dieses perfide und verlogene Spiel von ANGST nicht mehr mitmachen. Sie wollen in die Freiheit. Den Beteuerungen der Ärzte und Mitarbeiter schechken sie keinen Glauben. Auch zweifeln sie an der Wahrheit über die katastrophalen Zustände auf der Welt. In Thomas' Umfeld ist kaum noch einer, dem er glauben kann. Dann tut er sich mit dem Piloten Jorge, Minho und Brenda zusammen und flieht in einmem Berk. Zuvor müssen sie einige Wachen ausschalten, die sie an ihrer Reise in die Freiheit hindern wollen. Auch Newt ist dabei, der anfangs nicht mitkommen und die Operation über sich ergehen lassen wollte, doch während Teresa und ihr Gefolge den Befehlen gehorchen, schließt er sich den Fliehenden an. In einem ruhigen Moment übergibt er Thomas einen Brief, den der nicht sofort lesen sollte, aber er würde wissen, wann es soweit ist. Sie kommen schließlich bis nach Denver. Eine abgeriegelte und vermeintlich sichere Stadt. Doch die Polizeipräsenz ist hoch, jeder, der auch nur die geringsten Anzeichen einer Erkrankung mit dem Brand zeigt, wird sofort einkassiert und kommt in eine Zone, in der die Menschen eingesperrt werden. Der Brand zerstört ihr Gehirn und sie werden aggressiv und zu kannibalischen Killern. Die Wachen sind Immune, die dafür gut bezahlt werden. Der größte Teil der Menschheit ist der Krankheit bereits zum Opfer gefallen und jene, die immun sind, werden von den anderen gehasst bis aufs Blut. Es gibt ein Mittel, das wie eine Droge wirkt, aber den Zerfall des Gehirns verlangsamt. Kaum in Denver angekommen, gerät Thomas schon in Schwierigkeiten, kann sich aber herauslavieren. Leider wurde in der Zwischenzeit Newt, der erkrankt ist und sich im Berk versteckt, von den Häschern gefunden und in die Zone gesperrt worden. Die Freunde machen sich auf den Weg und wollen ihn rausholen. Mit Bestechung kommen sie an den Wachen vorbei und finden Newt, doch der will nicht mitkommen. Er weigert sich, weil er schon zu krank ist. Nach längeren Diskussionen sehen die Freunde es ein und wollen die Gegend verlassen. Das müssen sie schneller tun als gewünscht, da plötzlich die Horden der Cranks (so werden die Erkrankten bezeichnet) auf sie losstürmen. Sie können gerade so entkommen und spurten zu ihrem Berk, um endgültig Denver hinter sich zu lassen.

          Teil Drei setzt an seinen Vorgängern an und die sind somit als Lektüre fast schon unverzichtbar, weil man sonst der Handlung kaum folgen kann. Gewisse Vorkenntnisse sind also erforderlich. Ansonsten bleibt James Dashner seinem Stil treu, schreibt spannend in kurzen Sätzen, die keine Anforderungen an den Leser stellen. Schnell zu konsumierende Art und Herangehensweise. Zu Anfang werden einige Geheimnisse gelüftet, aber längst nicht alle, schließlich soll ja noch etwas Thrill übrig bleiben. Nach den Vorträgen von einem der Profs zieht das Tempo an, die Paranoia von Thomas wird wieder einmal bestätigt, die Leute von ANGST sind verlogenes Pack. Denen eine Operation an seinem Gehirn anzuvertrauen, wäre Schwachsinn. Und mit dieser Entscheidung beginnt eine actionlastige Flucht. Und dann müssen sie feststellen, dass ihre Freunde, die sich für die OP entschieden hatten, auch geflohen sein dürften, da sie ein ausgeräumtes Waffenlager finden. Wieder eine Enttäuschung. Die haben sie einfach zurückgelassen. Momente wie dieser schaffen einige emotionale Szenen, die aber nicht überzogen wirken und große Liebesgeständnisse hat sich der Autor eigentlich auch gespart, sie bestenfalls angedeutet, ohne zu groß darauf einzugehen. Zum Showdown dreht der Roman noch einmal richtig an der Actionschraube. So bleibt eine durchaus mitreißende Trilogie für jugendliche Leser, in der alle offenen Fragen geklärt werden und Langeweile kaum Platz hat.                       


          jerry garcia

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          Don Winslow. Sie waren einmal beste Freunde. Aber das ist viele Jahre und unzählige Tote her. Der Drogenfahnder Art Keller tritt nun an, um Adan Barrera, dem mächtigen Drogenboss, für immer das Handwerk zu legen. Er begibt sich auf eine atemlose Jagd und in einen entfesselten Krieg, in dem alle Grenzen zwischen Gut und Böse schon längst verschwunden sind: ein Krieg mit epischem Ausmaß, ein Krieg gegen die Gesetzlosen.

          Adan Barrera hat es geschafft, sich in ein mexikanisches Gefängnis ausliefern zu lassen. Erst noch in Einzelhaft und unter besonderen Schutzmaßnahmen, dauert es nicht lange und er hat zumindest seinen Zellenblock unter Kontrolle. Bald spurt auch das Wachpersonal, denn wer es nicht tut, lebt nicht mehr lange - und darf vorher seiner Familie beim Sterben zuschauen. Mittlerweile schwelgt Barrera in Luxus, schmeißt für sein Gefolge Weihnachtsfeiern, regelt das Geschäft vom Knast aus. Und bald ist es soweit: er flüchtet und fängt wieder an, seine Geschäfte persönlich zu leiten. Sein ehemaliger Compadre Art Keller hatte sich zwischenzeitlich in ein Kloster mit Schweigegelübde zurückgezogen und kümmerte sich dort um die Bienenzucht. Doch eines Tages bekam er Besuch - und verschwand ohne ein Wort des Abschieds. Keller ist wieder auf der Jagd. Barrera und die Kartelle sind sein Ziel. Schließlich hat sein ehemaliger Compadre nach seiner Flucht, zu der er den Tod seiner Tochter Gloria nutzte, ein Kopfgeld von zwei Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Und geköpft wird in "Das Kartell" viel. Schnell bricht ein gnadenloser Krieg unter den Bossen aus, da Adan seine ehemaligen Plazas - die Gebiete, die unter seiner Kontrolle stehen und für deren Durchquerung mit Lieferung eines anderen Kartells eine Abgabe gezahlt werden muss - wieder unter seine alleinige Kontrolle zu bringen. Doch der scheinbare Frieden, der unter den vier beherrschenden Kartell-Clans herrschte war schon vorher brüchig. Jetzt zerfällt er endgültig. Kellers Zusammenarbeit mit der Polizei und anderen Regierungsinstitutionen leidet darunter, dass man niemandem trauen kann, da alle durch die Gangster unterwandert sind. Entweder wegen Geld oder Tod. Sehr brutalem Tod. Weder Regierung noch Presse sind davor gefeit. Und die Leute, mit denen er an der Krise arbeitet, haben Familie. Je länger dieser unsägliche Krieg dauert, umso entsetzlicher wird er  - und die Bevölkerung der Städte sitzt oft zwischen den Stühlen. Die Polizei kann sie nicht schützen, wenn sie von der einen Seite aufgefordert werden, für sie zu arbeiten, während die andere gleichzeitig ihr Leben bedroht, wenn sie es tut.

          Kurzversion: Das ist der Don Winslow, wie ich ihn wieder lesen wollte und der sich von den simplen Ergüssen wie "Missing New York" entschieden abhebt. Die Fortsetzung von "Tage der Toten" ist wahrlich ein Epos voller Wucht und erzählerischer Kraft, das den gemeinen Leser nur geschockt schlucken lässt und direkt an den Vorgänger anschließt. Was Winslow hier bietet, ist der Wirklichkeit so unheimlich nah, dass  man es kaum glauben mag. Aber wer in den letzten Monaten die Nachrichten verfolgt hat, wird wissen, dass die Entführung der 43 Studenten und ihr Ende in einem Massengrab, das 24-stündige Gefecht der Polizei mit Drogendealern und die Kameraüberwachung einer ganzen Stadt durch die Kartelle im wahren Leben wiedergeben, was der Autor in seinem Werk abliefert. Da ist nichts übertrieben, nichts beschönigt. Es werden gnadenlos die Verstrickungen der amerikanischen Wirtschaft und Politik (Letztere hat er ja eh auf dem Kieker) in die Machenschaften der Kartelle dargelegt, wird deutlich, was ein Freihandelsabkommen mit den Amerikanern auch bedeuten kann. Was auf der anderen Seite vom Teich passiert, kommt nach geraumer Zeit eh nach Europa, da muss man es denen nicht noch erleichtern, ihr menschenunwürdiges System hier noch schneller zu etablieren. Oder glaubt jemand wirklich an Vorteile bei einem Abkommen, das von den USA initiiert wird? Und auch Europa wird in diesem Krieg erwähnt mit einer Organisation namens 'Ndrangheta (nie gehört, muss ich ehrlich sagen), die von Kalabrien aus ihre Geschäfte betreibt und hinsichtlich der Terrorszene (Hier Hamburg). Womit wir bei den amerikanischen Auslegungen für ihre Kriege wären. Nur gegen Narcos, das ist kein Krieg, sondern Kampf gegen Verbrechen, aber wenn man von Narcoterrorismus spricht, sieht die Sache anders aus. Auf einmal fließen die Gelder, werden Waffen geliefert. Auch an Mexiko, wobei die dann meistens bei den Narcos landen. Es gibt massenweise Denkansätze. Wer ist denn Schuld an den Problemen? Die Mexikaner mit ihren Kartellen und der daraus resultierenden Gewalt und Korrpution? Die Amis als Hauptkunden? Wie geht man gegen diese Verbrecher vor? Blutige Einsätze mit Spezialtruppen?  Und was hat die US-Regierung schon alles unternommen, damit sie mithilfe der Kartelle unliebsame Regierungen abschaffen kann, speziell in Mittelamerika? Kartelle finanzierten den  amerikanischen Kampf gegen Linke in Mittelamerika. In diesem ganzen Dilemma verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse sehr schnell. Selbst die Drogenbosse - eigentlich rücksichtlose Saukerle - haben einen gewissen Ehrenkodex und wollen zumeist die Opfer unter der Zivilbevölkerung gering halten. Sie lieben ihre Familien (Okay, auf einer eher etwas perverse Art.) und sind gegen die überbordende Gewalt im Land. Sie arbeiten viel lieber mit den amerikanischen Ölkartellen zusammen, die mehr als nur gutes Geld dafür zahlen - an die Narcos, nicht an die Arbeiter oder jeweilige Regierung -, um in Ruhe die Quellen ausplündern zu können. Sie dulden, dass US-Firmen zu Niedriglöhnen ganz nahe der Grenze ihre Ausbeuterfabriken aufmachen, solange das Kartell beteiligt wird (Was natürlich bei den Löhnen durch die Amis wieder eingspart wird.). Und sie nutzen die vielen mittlerweile schon fast freien und durch das Freihandelsabkommen auch kaum gestörten Grenzübergägne und Routen, um ihre Ware an den Mann zu bringen. Auch Art Keller liebt eine Frau, will nur ihr Bestes. Ebenso die tapferen Polizisten, die aber bald einknicken müssen - oder in allen vorgenannten Fällen wird zu extemen Paraktiken gegriffen. Die Polizisten verstecken sich (Hierzulande verstecken sie sich nicht, das schöne Deutschland hat nur kein Geld mehr, um genug davon zu bezahlen.), weil die Narcos Jagd auf sie und ihre Familien machen und Keller scheißt bald auf Anstand und hetzt die Kartelle in einen knochenharten Krieg. Das ganze Gerede von Sicherheit durch mehr Überwachung ist eh Quatsch, wenn man von den Gangstern überwacht wird. Oder man lese mal Statistiken: auch bei uns wird ja immer wieder nach mehr Überwachung geplärrt. Alles zum Schutz der Bürger. Fragt sich nur, warum dann die Übergriffe auf Polizisten steigen oder die Einbruchszahlen bei extrem niedrigen Aufklärungsquoten. Sicherheit? Von wegen. Da ist ja die TV-Serie "Person of interest" realistischer. Zurück nach Mexiko. Stellt sich die moralische Frage, ob man hier Feuer mit Feuer, Gewalt mit Gegengewalt bekämpfen kann? Versucht die USA schon seit Menschengedenken, konnte aber nur die Rasse der Indianer fast komplett ausrotten, ansonsten gelingt ihnen nichts. Krieg gegen Drogen? Auf der Verliererstraße. Krieg gegen Terror? Auf der Verliererstraße und auch zu blöd (Bin Laden verpennt, Irak mit Lüge überfallen und ISIS wieder verpennt). Wie kann man solchen Exzessen der Brutalität und Unmenschlichkeit begegnen? Don Winslow bietet keine Lösungen an (Kann er vermutlich genausowenig wie andere Leute) und schildert nur schonungslos den Ist-Zustand. Fulminant, außerordentlich hart und blutig-brutal, hin und wieder etwas menschlich, aber in höchstem Maße beunruhigend und realistisch, gut recherchiert (Vieles kann man selbst nachforschen via Net) und ohne Pardon. Eine schwer zu verdauende Lektüre, die kein Happy End anbietet und meines Erachtens zum Pflichtprogramm gehört. Da ist mehr wahres Leben drin als in so mancher Reportage oder irgendwelchen Artikeln und auf alle Fälle mehr als in Politikeraussagen zu derartigen Themen.


          Offline JasonXtreme

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            Klingt wirklich nach einem super Schuss von Winslow
            Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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            jerry garcia

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            Naja, seine beiden letzten Werke ("Vergeltung" und "Missing New York") fand ich einfach für seine Verhältnisse zu sehr Mainstream. "Vergeltung" ist so ein America first-Dingen, was ich ja eigentlich gerne lese, aber von ihm hatte ich da mehr erwartet und "Missing New York" ist nur ein weiterer Ermittler, der Vermisste sucht. Mal entsprechend den Regeln, mal nicht, aber nie soweit davon weg, dass es etwas Besonderes wäre. Der nächste - "Germany" - soll in Deutschland spielend in die gleiche Richtung tendieren. Alle drei haben keinen US-Verlag gefunden.

            Da wurde es wieder Zeit für einen "richtigen" Winslow. Und er konnte auch die gleiche Begeisterung auslösen wie der dazugehörige Vorgänger "Tage der Toten", der die Jahre 1975 bis 2004 abdeckt, während "Das Kartell" dann von 2004 bis 2014 geht. Beinhaltet so ziemlich alle relevanten Vorfälle in Süd- und Mittelamerika im Zusammenhang mit Drogen und amerikanischer Einmischung bzw. Koalitionen mit wem auch immer zu US-Nutzen. Plus eben die fiktive Handlung, die der Aufhänger für etliche kritische Anmerkungen ist.


            jerry garcia

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            William R. Forstchen. Die schlimmsten Befürchtungen der amerikanischen Bevölkerung werden wahr. Islamistische Terrormilizen wüten direkt vor der Haustür und treffen die Menschen an ihrem verwundbarsten Punkt: Den eigenen Kindern. Angriffe auf Schulen überall im Land, brutale Schändungen und Massenerschießungen, tödliche Schüsse auf den Highways. Die US-Regierung kämpft darum, die Situation unter Kontrolle zu bringen, muss jedoch erkennen, dass sich religiöser Fanatismus und menschenverachtender Wahnsinn mit Logik und Vernunft nicht aufhalten lassen. 

            Bob, Lehrer an einer Schule, macht sich am frühen Morgen aufbruchbereit, um zur Arbeit zu fahren und seine Tochter mitzunehmen, die in einer Klasse an seiner Schule unterrichtet wird. Seit Jahren schon nimmt er eine Waffe mit, um gewappnet zu sein, falls ein Amokläufer losballern sollte. Seine Frau Kathy bleibt mit der kleineren Tochter zu Hause und müht sich mit den normalen Dingen einer Hausfrau und Mutter ab. Doch dann hört sie draußen Sirenen, sieht Autos vorbeirasen und schaltet den TV an, um zu sehen, ob etwas in den Nachrichten über ein Unglück oder so kommt. Es wird schlimmer als sie befürchtet hat. In den letzten Monaten sind nach und nach Kämpfer der ISIS über die durchlässige Grenze zu Mexiko ins Land eingesickert und blieben von den Behörden völlig unbemerkt und somit auch unbehelligt. Sie benahmen sich wie Migranten, die schon länger im Land sind, vermieden jegliche Auffälligkeiten und warteten auf ihr Startsignal, das über einen Twitter-Account kam. Und sie schlagen los. An den Schulen. Kathy ruft Bob an, schickt ihm SMS, weil er nicht an den Apparat geht. Er soll den Fernseher im Lehrerpausenraum einschalten. Als er nach einer kleinlichen Auseinandersetzung mit einer älteren Lehrerin schin fast aufgeben will, sieht er drei maskierte und bewaffnete Männer über den Zugang Richtung Schule hetzen. Sie töten den Wachmann und dringen ins Gebäude ein, beginnen sofort auf Lehrpersonal und Schüler zu schießen, töten und verletzen viele davon. Bob rennt in die Klasse seiner Tochter, hebt diese durch ein eingeschlagenes Fenster und sagt ihr, sie solle fliehen. Dann kommt einer der Killer in den Saal und Bob verletzt ihn schwer. Der Mann kann aber nach draußen auf den Gang entkommen. Bob schafft erst die restlichen Kinder und die junge Lehrerin durchs Fenster ins Freie, bevor er den Typen verfolgt. Unterdessen machen andere Terroristen auf den Highways Jagd auf die panischen Eltern, die zu den Schulen rasen, um ihre Kinder zu holen. Auch sie töten etliche Amerikaner, fegen mit ihren Wagen und massenweise Munition die Asphaltspuren entlang und schießen auf alles, was sich bewegt, gehen wie ihre Mitkämpfer in den Schulen mit äußerster Brutalität vor.

            Ich muss gestehen, dass ich aufgrund der ersten Hälfte des Buches ein Problem damit habe, es so einfach in die Sparte Actionkracher im Stile von Ben Coes oder Vince Flynn einzuordnen. Einfach zu bedrückend ist dieses (noch) fiktive Szenario, das der Autor hier entwirft. Wie soll man "Tag des Zorns" einordnen? Hetze? Warnung? Befürchtung? Voraussicht? Keine Ahnung, wohl von Allem etwas. Leider auch durchaus im Beriech des Möglichen. Die US-Grenzen sind löchrig wie der berühmte Schweizer Käse (Was sich ja auch an den Zahlen der illegalen Einwanderer aus den südlichen Regionen ablesen lässt.), die "Operation Fast in Furious" ist ebenfalls ein Fakt (Der schon von Don Winslow in "Das Kartell" Erwähnung fand), als die Amerikaner zur Bekämpfung der Kartelle eine umfangreiche Lieferung modernsten Kriegsgeräts an ihre südlichen Nachbarn liefern wollten und diese spurlos verschwand. Wäre so eine Attacke in Europa denkbar? Selbstverständlich, hier sind die Grenzen nicht löchrig, sondern offen wie ein Scheunentor. Jeder darf rein, kontrolliert wird nicht und die Gutmenschen in den Reihen von Politik und Organisationen sorgen dafür, dass der Zustrom nicht aufhört. Helfen wenn nötig - JA - abr auch kontrollieren. Forstchen beschreibt ein unvorbereitetes Land, das sich immer noch im Glauben an seine eigene Stärke wähnt und dass man durch Kontrollen, zunehmende Überwachung und Präsenz alles im Griff habe und sich ein Angriff auf "Gods own country" nicht wiederholen kann. Was sie gerne vergessen: Sie haben sich im Laufe der Dekaden durch ihr selbstsüchtiges Verhalten, ihre Gier und Korruption, ihre heuchlerische Verbreitung der Demokratie amerikanischer Art mit Waffengewalt und vorgetäuschten Motiven, dem Drang jedem die US-Lebensweise aufzuzwingen, überall Feinde geschaffen. Wäre es ihnen nicht gelungen, dass die Weltwirtschaft im Prinzip an der Titte der USA hängt, würden ihnen auch ihre westlichen Verbündeten (sklavisch Ergebenen trifft es auch) schon lange nicht mehr folgen. Über das Grauen, das sich ob der brutalen Ereignisse auch beim Leser einstellt, vergisst der Autor ebenso wie die fiktive Regierung des Buches recht schnell, dass in Vietnam und in den Indianerkriegen auch kein Halt vor Frauen und Kindern gemacht wurde. Die mittlerweile angelaufene Welle der Political Correctness kann diese Fakten auch nicht ungeschehen machen (Mal abgesehen davon, dass die nun auch reichlich übertrieben wird und den Gegnern in die Hände spielt.). Amerika hat das menschenverachtende System des Kapitalismus um jeden Preis doch erfunden und will es in die Welt transportieren, Andersgläubigen aufzwingen, und den Regierungen der USA war und ist dabei jedes Mittel recht. Menschenwürde, Bürgerrechte? Längst ad acta gelegt. Und diese Lebensart, nur auf schnellen Konsum und Kommerz, ständige Gewinnmaximierung ist in Europa auch auf dem Vormarsch. Brot und Spiele fürs Volk, damit es von den Schurkereien der gewählten Führer abgelenkt ist. Das soll die Methoden des ISIS nicht gut heißen, aber wundern darf man sich auch nicht. Nur davon ist im Buch keine Rede. Nachdem sich beim Leser das Grauen über dieses exzessive Vorgehen der Angreifer gelegt hat, merkt er schnell, dass nun doch die amerikanischen Helden zum Zug kommen. Der tapfere Leherer Bob, der es allein mit den Angreifern aufnimmt. Die Menschen auf den Highways, die sich zusammentun, um die Killer zu stoppen, die sich für andere aufopfern. Und das lapidare Abhaken von Fällen von Lynchjustiz im Land. Das Zusammenwirken von Medien und Regierung, das Täuschen der Bevölkerung durch angepasste Berichterstattung (Zensur gibt es ja angeblich nicht) wird heruntergespielt, während es beim Feind, der sich nur der gleichen Mittel bedient, verteufelt wird. Und der Schluss? Das öffentliche Leben zum Stillstand gebracht. All die Überwachung via Kameras, Satelliten, Drohnen, im Internet haben niemanden geschützt. Tun sie auch heute in der Realität nicht wirklich, da die Kriminalitätsraten steigen, die Aufklärung aber sinkt. Doch das interessiert ja keinen, solange man es nicht mit Terrorgefahr zu tun hat. Und die Definiton dafür ist schwammig, wird ausgelegt, wie man es gerade braucht. "Tag des Zorns" ist schnell, heftig, brutal und hart. Schonungslos wird ein Angriff temporeich und rasant geschildert, der sich den Taten der ISIS in der realen Welt bedient, dazu geeignet ist, Ängste zu schüren, härteres Vorgehen gegen Fremde zu fordern. Es ist in Teilen ein recht einseitiges Buch, aber auch eine beklemmende Schreckensvision, die noch lange nachwirkt, wenn man mit der gut zu lesenden Story schon lange durch ist.


            Offline JasonXtreme

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              Naja, seine beiden letzten Werke ("Vergeltung" und "Missing New York") fand ich einfach für seine Verhältnisse zu sehr Mainstream. "Vergeltung" ist so ein America first-Dingen, was ich ja eigentlich gerne lese, aber von ihm hatte ich da mehr erwartet und "Missing New York" ist nur ein weiterer Ermittler, der Vermisste sucht. Mal entsprechend den Regeln, mal nicht, aber nie soweit davon weg, dass es etwas Besonderes wäre. Der nächste - "Germany" - soll in Deutschland spielend in die gleiche Richtung tendieren. Alle drei haben keinen US-Verlag gefunden.

              Da wurde es wieder Zeit für einen "richtigen" Winslow. Und er konnte auch die gleiche Begeisterung auslösen wie der dazugehörige Vorgänger "Tage der Toten", der die Jahre 1975 bis 2004 abdeckt, während "Das Kartell" dann von 2004 bis 2014 geht. Beinhaltet so ziemlich alle relevanten Vorfälle in Süd- und Mittelamerika im Zusammenhang mit Drogen und amerikanischer Einmischung bzw. Koalitionen mit wem auch immer zu US-Nutzen. Plus eben die fiktive Handlung, die der Aufhänger für etliche kritische Anmerkungen ist.

              Ok zum Verständnis kurz... hängt überhaupt ein Winslow mit dem anderen zusammen!? Mein Interesse gilt da nämlich vorwiegend den TAG DER TOTEN, DAS KARTELL... Ersteres war doch die Vorlage zu SAVAGES, oder?
              Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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              jerry garcia

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              "Tage der Toten" gehört zu "Das Kartell" und die beiden zusammen decken rund 40 Jahre Drogen, Politik, Mexiko, Kartelle und Art Keller ab.

              Der Film "Savages" ist hierzulande als Buch "Zeit des Zorns". Das Buch hat ein anderes Ende als der Film. Anscheinend war Winslow auch nicht so ganz mit dem Film einverstanden, da er in der Vorgeschichte, die er später als "Kings of cool" schrieb (auch unter dem Titel hier erschienen), durchaus genau diesen Eindruck erweckte (kleiner Seitenhieb Richtung Stone). Die Bücher kann man ja jetzt in umgekehrter Reihenfolge des Erscheinens lesen. Erst "Kings of cool" und dann "Zeit des Zorns". In "Kings of cool" sind schon die Eltern der späteren "Zeit des Zorns"-Protagonisten im Geschäft tätig.


              Offline JasonXtreme

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                Ok gut. Dann haben die SVAGES Vorlage und KINGS OF COOL nix mit den anderen beiden zu tun, rein von der Story und den Figuren her. Dann kann ich die beiden oben von den beiden getrennt lesen.
                Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                jerry garcia

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                Adrian McKinty. Belfast in den frühen Achtzigern. 38 IRA-Terroristen brechen aus einem Hochsicherheitstrakt aus - höchste Alarmbereitschaft für die Polizei. Mittendrin Insepctor Sergeant Sean Duffy, der den Kopf der Terrorzelle aufspüren soll. Zwar hat er eine Informantin, doch im Gegenzug für den Tipp muss er ein vertracktes Rätsel lösen: In einem Mordfall ohne Mörder soll Duffy ihr den Täter liefern.

                Duffy ist wegen einer Sache suspendiert, die ausnahmsweise mal nicht auf seinem Mist gewachsen ist. Sie waren zu dritt unterwegs und Duffy hatte sich selbst nicht so ganz nüchten, mit dem betrunkensten Kollegen auf den Rücksitz des Wagens begeben und überwachte seine Lebensfunktionen, als es ein Rumpeln am Wagen gab. Jimmy, auch leicht bedüdelt und dennoch der Fahrer, meinte, es wäre alles okay. Sie schafften den Kollegen heim und gut wars. Nach einer der vielen gefährlichen Patrouillen in der Gegend wird Duffy zum Chef gerufen und der eröffnet ihm dann, dass er diesmal nicht aus der Sache rauskommt. Sie hatten während ihrer Alkoholtour einen Mann angefahren und Jimmy behauptet, dass Duffy am Steuer war - gefickt eingeschädelt, endlich können sie den aneckenden Duffy loswerden. Für den der Todesstoss. Ab jetzt nur noch zu Hause. Und die Zeit verbringt er mit Musik, saufen und kiffen oder anderen Betäubungsmitteln (Eigentlich ist er meist so hackedicht, dass Zombies, würden sie in dem Buch vorkommen, an einer Überdosis eingehen würden, hätten sie ihn gebissen oder gar mehrere Happen gekostet.). Dennoch dringt irgendwann zu ihm durch, dass man doch wieder mit ihm rechnet. Sein ehemaliger Schulkamerad Dermot McCann ist aus dem Knast abgehauen, war dazu auch in Libyen inhaftiert, bis die gemerkt haben, dass er doch eher zu ihresgleichen gehört und in Europa viel mehr Schaden anrichten kann. Und Duffy soll ihn finden. MI6 hatte keinen Erfolg, man vermnutet McCann in Deutschland. MI5 hatte ebensowenig zu bieten, will aber alle Möglichkeiten ausschöpfen. So muss Duffy wieder halbwegs nüchtern werden und als Bullen-Katholik bei seinen Leuten ermitteln. Klar, war der Schachzug des MI5 jemanden zu betrauen, der in der Gegend bekannt und nicht völlig unbeliebt ist, einigermaßen clever, aber Duffy arbeitet ziemlich schnell auf eigene Faust, sobald er seine Kontaktperson zum Dienst, Kate, sich selbst überlassen hat. Er klappert zuerst sämtliche Verwandten des ehemaigen Kumpels ab, wird mal erkannt, oft auch nicht und erhält erwartungsgemäß keine Informationen. Bis dann die Schwiegermutter von McCann einen Vorschlag macht: Er klärt den Tod einer ihrer Töchter auf und sie erzählt ihm den Aufenthaltsort von McCann. Also macht er sich an die Arbeit. Verzwickte Sache: Die Frau lag tot in einem Raum, der rundum perfekt abgeschlossen war. Man fand sie am Boden mit einer zerbrochenen Glühbirne in der Hand. Anscheindend wollte sie im diffusen Licht der Straßenlaterne eine kaputte Birne auswechelsn und ist dazu auf den Tisch gestiegen, gestrauchelt und hat sich beim Sturz das Genick gebrochen. Sofort hieß es Unfall, nur der Gerichtsmediziner äußerte Zweifel, aber die wurden verworfen. Duffy beginnt dennoch zu ermitteln, befragt die Personen, die die Tote zuletzt gesehen hatten, arbeitet sich durch die Unterlagen und wird dabei immer gerne vom MI5 dran erinnert, dass er jetzt gefälligst McCann zu suchen habe. Und im Irland während der Achtziger geht es auch nicht ohne Anschläge ab. Die IRA startet eine Offensive, die viele Menschen in Polizeirevieren das Leben kostet, aber Duffy kommt relativ ungeschoren davon und kann weiter an seinen indirekt zusammenhängenden Fällen ermitteln.

                Wie schon in den vorigen Stories um Sean Duffy und das Irland in den 80-er Jahren, wirkt es irgendwie seltsam, in einem Land zu existieren, wo man tagtäglich der Gefahr ausgfesetzt ist, vor jedem Einsteigen in den Wagen dessen Unterboden überprüfen muss, ob da nicht eine Bombe angebracht ist. Ein Land, in dem Grenzen mitten durch Straßen (langswärts) gehen, sogar Gehöfte getrennt sind, Häuser mitten auf den neuen Grenzen stehen und die Menschen in ständiger Todesangst leben, sich aber ihren religiösen Vorurteilen und dem Hass immer wieder gerne hingeben. Junge Bengel ohne perspektive randalieren nur zu gerne und tarnen es mit dem Mäntelchen des Glaubens, der Kampfes gegen die britischen Besatzer. Und nach jenem unsäglichen Bloody Sunday 1972, als britische Soldaten auf unbewaffnete Demonstranten schossen und 14 davon töteten, ist keiner zu einem Frieden bereit. Die düstere Atmosphäre, die sich seit "Der katholische Bulle" ständig durch die bedrückenden Erlebnisse des Protaginisten zieht, wird auch hier wieder deutlich. Graue Wolken über einem zerrütteten Land, Misstrauen allerorten, und Geheimnisse, die man besser nicht lüften sollte. Dazu eine verschachtelte Story, die zum einen Teil das spannende und seit Edgar Allen Poe gerne genutzte "abgeschlossener Raum Mysterium" für einen relativ normalen, aber nichtsdestotrotz nahezu perfekten Krimirahmen benutzt und dazu einen Politthriller kreiert, wie er nur in Irland stattfinden konnte. Wer sich schon etwas mit den Zuständen im damaligen Irland befasst hat und zudem noch die ersten beiden Bücher um Sean Duffy ("Der katholische Bulle" und ""Die Sirenen von Belfast") gelesen hat, ist einem Neuleser gegenüber klar im Vorteil. Spannendes Highlight in der Krimilandschaft, die vor derartig guten Autoren ja nicht gerade wimmelt. Und ohne ein paar kleine Anspielungen auf "Dia de los Muertos" ("Tag der Toten" und erinnert selbstverständlich an Mexiko und seine Kartelle - zuvor erst gelesen in "Das Kartell" von Don Winslow oder "Tag des Zorns" von Willaim R. Forstchen in Verbindung mit der "Operation Fast and Furious"), die Princess of Wales und ihr Privatleben und auch Bezug zu den britischen Rückzügen aus den ehemaligen Kolonien ihres Weltreiches wie Indien, was in der Anmerkung von McCann zum dämlichen Ben Kingsley (spielte Gandhi kurz zuvor in dem gleichnamigen Film von Sir Richard Attenborough, der damals aber noch kein Sir war, ebensowenig wie Kingsley selbst) mündet. Ja, "Die verlorenen Schwestern" hat auch Humor zu bieten. Eher trocken und keine platten Brüller, nicht brachial. Insgesamt eine äußerst lesenwerte Lektüre, die perfekte Unterhaltung im Spannungsbereich bietet, klar, deutlich, hart und manchmal brutal. In Religionskriegen wird selten Rücksicht genommen. Und ein weiteres Abenteuer mit Sean Duffy ist zumindest für den englischsprachigen Markt schon fertiggestellt. Braucht es also nur noch zu uns zu gelangen und übersetzt zu werden.