Buchrezensionen

Gast · 1193 · 179436

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jerry garcia

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Shane McKenzie. Der fette Gary ist ein Loser, den sogar die Nerds mobben. Eines Tages, während er frisch vermöbelt und mal wieder wichsend im Wald hockt, begegnet er einem seltsamen Mädchen. Sie nennt ihn Meister und verspricht ihm das, was er sich am meisten wünscht: Sex und brutale Rache. Für Gary klingt das wie der perfekte Deal. Doch der Haken? Sie ist eine Kreatur aus einer fremden Welt, die sich von Sex und Gewalt ernährt - und der Fressling wird niemals satt.

Gary arbeitet in einem Comicladen und ist ein etwa 30-jähriger Mann, der viel seiner Arbeitszeit auf dem Klo des Shops verbringt und sich an den Tussen in den Heftchen aufgeilt und dabei kräftig die Flappe rubbelt. Gary ist fett, von Hygiene hat er noch nie gehört und selbst die Außenseiterkids, die kurz vor ihrem Schulabschluss stehen, machen es sich zum Hobby einen Kerl zu verarschen, der noch weniger Wert ist als sie selbst. Zu Hause hat er es auch nicht leicht, wird er doch vom Freund seiner Mutter bestenfalls nur verachtet. Immer wenn er solche Auseinandersetzungen leid ist, verzeiht er sich in den Wald und schaltet über einem Comic sein Liebesleben auf Handbetrieb. Nebenbei gibt er sich Rachephantasien hin. Und eines schönen Tages krabbelt neben ihm ein fettes Mädchen aus der Erde und verschlingt in der Luft hängende Wolken. Sie nennt ihn ihren Meister und er soll so viel Sex bekommen, wie er will. Es ist eine Sache auf Gegenseitigkeit. Er kann endlich mal rammeln, während sie sich von den Ausdünstungen, die in die Luft geraten ernährt. Alles läuft wunderbar, bis er feststellt, dass der Appetit der Blage unersättlich ist, nicht nur er bekommt seinen Stengel weggesteckt, bald gibt es in der Stadt wilden Rudelfick. Seine Quälgeister staunen, sein einziger Kumpel Clay will auch. Als Gary eines Tages Dresche vom Freund seiner Mutter, Chester, bezieht und sich blutend in den Wald verdrückt, kraucht eine weitere Blage aus dem Untergrund. Es ist der Bruder des Mädchens und er ernährt sich von Gewalt - auf dieselbe Weise wie seine Schwester mit dme Sex. Und es dauert wiederum nicht lange, bis Gary nicht nur seine gewalttätigen Träume umsetzen kann, sondern sich die ganze Stadt wie wild aufeinander stürzt und in einem unbändigen Hass fickt und tötet - nicht unbedingt in der Reihenfolge. Das wird sogar Gary zuviel. Doch was soll er tun.

Die Hauptfigur ist ein richtiger Loser, aber das Mitleid mit ihm hält sich in Grenzen, was eigentlich für alle auftauchenden Charaktere gilt. Seien es die anderen Nerds oder die Erwachsenen. Beim Lesen der Story hatte ich auch immer das Gefühl, dass das Umfeld eher in einen dieser Wohnwagen-Parks mit hohem Alkohol- und Drogenkonsum gepasst hätte. Alles irgendwie schmuddelig und versifft, voll im Griff der Bildungs- und Arbeitsplatzmisere. Clay konnte anfangs ein paar wenige Sympathiepunkte sammeln, passt sich aber später dem allgemeinen Tenor an. Schon zu Beginn wird es gleich unappetitlich und später kommen einige blutrünstige Gewaltorgien hinzu, aber dennoch konnte das Buch kein wirkliches Interesse wecken, keine wahrliche Spannung generieren. Sicher ist der Stil dazu geeignet, schnell und zügig durch die Geschichte zu rasen, aber es wirkt irgendwie wie Fast Food: Satt wird man nicht. Die Charaktere gehen einem irgendwie am Arsch vorbei, das meiste Geschehen wirkt irgendwie wie kurz mal beleuchtet, hier mal ein Bild, dort mal eine Szene, bis auf wenige Ausnahmen meist so, als hätte man aus der Ferne einen Blick auf das Chaos geworfen und wieder weggeblendet. Einige vermeintlich gute Ideen wurden schnell abgewürgt und nur kurz beleuchtet, andere waren nicht sehr packend. Sicher war das Büchlein nicht so gedacht, aber eine anfängliche Studie über das Innenleben eines oder mehrerer Loser in einer von der Welt vergessenen Kleinstadt in der Mitte der USA, die in einer Orgie aus Sex und Gewalt (Eine kräftige Portion Tim Curran und Edward Lee, dazu eine Art Kleinkaff-"Battle Royal") münden, wäre bei mir viellecht besser angekommen. Das hier war irgendwie nicht Fisch, nicht Fleisch.Für die Extrem-Reihe hat es bei mir nur zum Urteil Mittelmaß gereicht, aber hey, es ist wie immer nur eine Einzelmeinung eines Hobby-Rezensenten. Was hab ich für ne Ahnung von Literatur?


Offline JasonXtreme

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    Die Grundidee ist wirklich mal ....witzig... :lol: aber sonst klingt das wirklich ernüchternd. Ich fand aber ja auch die Grundidee in Laymons DER GAST super, umgesetzt kommt halt nur ansatzweise was raus
    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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    jerry garcia

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    Kommt halt auch drauf an, mit was für einer Erwartung man da dran geht. "Extrem"-Erstleser würden sicher anders urteilen.

    Stell dir einfach nen Film vor, bei dem die meisten Szenen nur aus der Entfernung aufgenommen sind und man immer nur nen kleinen Blick auf das Geschehen erhascht, bevor die nächste Szene kommt. Unterbrochen von wenigen direkten Kills oder Ficks, wenn die Hauptcharaktere beteiligt sind. Gerade da, als es im Kaff rundgeht, wurde hier nur oberflächlich skizziert. Aber es ist halt wieder nur so eine Novelle.

    Zudem muss ich zugeben, dass die Extrem-Reihe mittlerweile ihren Reiz verliert. Der letzte Lee mit Phelan namens Goon war schon schwach, jetzt das. Mal sehen, wie lange ich das Abo noch behalte und lieber wieder längere Geschichten lese, die dann wenigstens etwas Inhalt haben.

    Der Bryan Smith ist so eine positive Sache. Jetzt geht es ans Mörderspiel. Reality-TV-Morde und diverse Killer-Teams, die darum spielen, wer am Kreativsten war und am Ende das Spiel gewinnt. Es geht zur Sache, weil die Aufgaben durchaus ein Gemetzel im Burgerladen beinhalten oder ähnlichen Scheiß.
    « Letzte Änderung: 11. Juni 2015, 19:09:47 von jerry garcia »


    jerry garcia

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    Bryan Smith. Ein Tornado der Gewalt! Roxie, die berüchtigte Serienmörderin Missy Wallace, ist wieder da. Sie will nur eines: blutige Rache. Sie inszeniert ihren Amoklauf als Spiel, in dem jeder Spieler ein unkontrollierbarer psychopathischer Killer ist. Doch Roxie spielt nie fair, und sie kann auch nicht verlieren.

    Rob kommt nach vier Jahren aus dem Knast. Keine Perspektive, keinen Plan, was er nun mit sich anfangen soll. Also schlüpft er bei Jane unter, die im während seiner Zeit im Bau ständig geschrieben hat. Womit er garantiert nicht rechnete, war, dass Jane schwer gestört ist. Sie zwingt ihm ihren Willen auf, misshandelt ihn, hält sich den Mann wie einen Sklaven. Irgendwann hat er genug und haut ab, verfolgt von Jane. Und es gibt weiteren Zulauf auf der Straße. Da ist Chuck Kirby, der die Ereignisse von Myrtel Beach nicht verwunden hat und sich dem Suff ergibt, bis er eines Tages zu Emily torkelt und dort in ein Martyrium erleiden muss, mit dem niemand auch nur gerechnet hat. Irgendwann amputiert ihm Emily beide Füße und lässt ihn im Keller langsam vor sich hin vegetieren. Er erhält gerade so das Nötigste, das er zum Überleben braucht. Und dann ist da noch Julie, die sich die Zeit mit dem Anschauen von Snuff-Videos vertreibt, bis der Anruf von Roxie kommt. Sie führt alle wieder zusammen, damit sie an einem Spiel teilnehmen, das ein verrückter texanischer Milliardär veranstaltet. Sie sollen drei Teams bilden, die jeweils einen Beobachter an ihrer Seite haben und für eine perverse Internetgemeinde, die nach den Mordaufgaben abstimmen wird, wer den endgültigen Preis gewonnen hat. Ein Leben in Saus und Braus bis an ihr Daseinsende. Die Sache startet mit einigen blutigen Gemetzeln, doch als Roxie feststellt, dass sie und ihr Team abgeschlagen den letzten Platz belegen, sinnt sie auf Rache. Verlieren ist nicht ihr Ding.

    "Blutgeil" ist die Fortsetzung von "Todesgeil" und führt die Überlebenden Protagonisten aus dem ersten Buch wieder zusammen. Nach etlichen unappetitlichen Szenarien, die dazu dienen, das Streben der Figuren in der Zeit nach Myrtel Beach zu skizzieren und auf den eigentlichen Part des Buches vorzubereiten, wird das Tempo angezogen, die Brutalität und Menschenverachtung auf eine höhere Stufe gehoben. Was nach einem Spur Gesellschaftskritik aussieht, ist dann letztendlich ein ultraderbes Konstrukt, das kaum eine Perversität auslässt. Nicht ganz so explizit wie Edward Lee, aber auch ohne dessen Eigenschaft, die Storys nicht mit völligem Ernst zu tränken. Rücksichtslose Folterszenen wechseln mit erbarmungslosen Morden in einem Burger-Laden im Stile eines Amoklaufes oder dem Zerstückeln eines hilfsbereiten Sozialarbeiters. Der Ekelfaktor ist mancherorts schon recht ausgiebig vorhanden. Figuren zum Mitfiebern bietet auch Bryan Smith nicht an, dazu sind alle zu durchgeknallt und abartig veranlagt und so manch kurzer Anflug von Gewissensbissen wird schnell unterdrückt, die immer vorhandene Freude am Töten behält bei allen die Oberhand. Und das ist dann auch das, was den Leser nach gut einem Drittel des Buches erwartet. Blutrünstigste Szenen, niederträchtigste Folter, Charaktere, die absolut reif für die Klapse oder den Staatsgrill sind völlig ungeeignet für den Massenmarkt. Als Beispiel nehme man die Szene mit dem Beinstumpf. Kompromisslose, schnelle und manchmal überharte Lektüre über eine Gruppe Psychos und deren Mordlust, einen durchgeknallten Milliardär und außerordentlich viel Blutvergießen in allen möglichen Formen mit hin und wieder durchdringendem Ekelfakor. Nachdem mir die Extrem-Geschichte von Shane McKenzie nicht so sehr zusagte, gefiel mir "Blutgeil" doch recht gut und kann für Freunde von "Todesgeil" oder des Genres und vielleicht des Film "Natural born killers"durchaus empfohlen werden.
    Oder wie es im Film "Die Warriors" hieß: "Kommt raus und spielt".


    jerry garcia

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    Ernest Tidyman. In seinem ersten Fall begibt sich Shaft auf die suche nach der verschwundenen Tochter eines Gangsterbosses. Ist sie untergetaucht oder haben Entführer die Hände im Spiel? Ein Machtkampf in der Unterwelt entbrennt. Zwischen Dorgenhandel, Rassenkonflikt und Revierkämpfen der Mafia gerät Shaft immer tiefer in einen gefährlichen Strudel.

    Als Shaft am frühen Morgen aus dem Bett einer Schnepfe sich zu Fuss Richtung eigenes Büro aufmacht, spürt er ein gewisses Kribbeln im Genick. Wird er verfolgt? Er geht weiter zu einem Cafe und wartet dort. Bald er fährt er über einen Informanten, dass Typen nach ihm gefragt haben.  Keiner weiß, was das Figuren sind, aber so wie die auftraten wohl keine Bullen. Das Spielchen geht also weiter und als Shaft zu dem Gebäude kommt, in dem er sein Büro hat, bemerkt er schnell die beiden Dilettanten, die ihm auflauern. Ratzfatz hat er beide Kerle überwältigt und schleift sie an den Haaren in sein Büro. Während einer noch groggy ist, klimpert der andere schon mit den Augendeckeln. Also wird der zuerst befragt. Antworten gibt es keine. Da muss man als Detektiv dann schon mal zu besonderen Maßnahmen greifen und wirft den Bewusstlosen halt mal aus dem Fenster im zwanzigsten Stockwerk. Funktioniert - die Antworten kommen zügig. Später wird Shaft Lieutenant Anderozzi doch noch überrascht - es waren auch Bullen, die nach ihm gesucht haben. Aber nur, weil die herausbekamen, dass jemand nach Shaft sucht und nun wissen wollen, was los ist. Erfahren sie von ihm natürlich nicht. Dafür schafft es der Boss der beiden Trottel aus seinem Büro endlich über seinen breiten Schatten zu springen und selbst ins Büro des Detektivs zu kommen. Shaft soll dessen Tochter suchen, die, nachdem sie erfahren hat, dass ihr Daddy ein Gangster ist, mal so richtig auf Tour ging, um es ihm zu zeigen, dass sie ebenso daneben sein kann wie er. Und das trieb sie vier Jahre lang. Dann ist sie einfach verschwunden. Shaft fragt sich durch die Kette an Verdächtigen, findet den militanten Aktivisten Ben Buford und seine Truppe und fragt sich, ob der mit der Sache zu tun hat. Doch lange dauert die Unterhaltung nicht, denn sie werden angegriffen und einige von Bufords Männern überleben die Sache nicht. Shaft kann den Typen aber retten und schleift ihn zu seinem Auftraggeber. Gangsterboss und Aktivist kommen nicht gerade gut miteinander aus, sehen aber die Notwendigkeit, in diesem Fall zusammenzustehen. Kurze Zeit später meldet sich einer der Entführer und will sich mit Shaft treffen, um die Bedingungen für die Rückgabe der Kleinen auszuhandeln. Leider funktioniert das so überhaupt nicht und die ganze Angelegenheit stellt sich als verzwickter dar als erwartet.

    "Shaft" aus dem Jahre 1970 atmet noch die Atmosphäre der damaligen Zeit. Das Lebensgefühl mit all seinen Vorteilen und Nachteilen. Der Times Square ist noch versifft, aber nicht dem großen Geld des Kommerz preisgegeben. Political Correctness mit ihren hohlen Worthülsen noch weit entfernt, man sagt noch, was man denkt. Vietnam, Rassenunruhen und Misstrauen beherrschen noch das Denken der Menschen. Und in diesem heimeligen Ambiente ermittelt der schwarze Detektiv John Shaft, der es durch seinen Einsatz in Vietnam und seine eigene unrühmliche Vergangenheit als Pflegekind und Kleinganove dann doch zu einem respektablen Kerl geschafft hat. Shaft ist ein Frauenverwerter und knallharter Hund. Babes können ihm nicht widerstehen und Typen, die ihm quer kommen, macht er platt. Er steht im Rassenkonflikt auf keiner Seite - Shaft jagt nur die Bösen, egal ob schwarz oder weiß. In der Wahl seiner Mittel ist er nicht zimperlich, wie der Flug durchs Fenster oder der Headshot für einen Mafiso beweisen. Ernest Tidyman hat als weißer Schriftsteller die (kurzlebige) Blaxpoitation-Welle ausgelöst, die mit dem Film "Shaft" 1971 begann und 1975 nach rund 200 schon wieder (bis auf wenige spätere Ausnahmen) zu Ende war. Melvin van Peebles wollte diesen Ruhm zwar durch eigene Theorien für sich beanspruchen, wurde aber widerlegt. Zudem hat er mit seiner Kritik gewartet, bis der Schriftsteller im Jahr 1986 verstorben war. Nicht die nette Art. Ein Remake des Films mit Samuel L. Jackson aus dem Jahre 2000 scheiterte meines Erachtens auch daran, dass sich die Zeiten (nicht unbedingt immer zum Besseren) gewandelt haben und der Darsteller auch nie an die Klasse eines Richard Roundtree, der hier einen Kurzauftritt hatte, herankam.  Die vorliegende Ausgabe ist eine ungekürzte Neuübersetzung (wie auch die folgendenweiteren sechs Romane) und nicht glattgebügelt durch eine Zensur (heute auch Political Correctness genannt), die glaubt, am Besten zu wissen, was für das Volk und den Konsumenten gut ist (haben schon andere gemacht und sich damit den Weg zur Diktatur geebnet), sodass auch die "Feinheiten" von Tidymans Stil so richtig zum Tragen kommen. Perlen wie "Sein Körper wurde von Kugeln nur so perforiert, dass es aussah wie ein Unfall im Papierwerk" sind da kein Einzelfall. Sein "Shaft" ist eine Art schwarzer James Bond, der noch völlig frei von solch hehren Idealen wie Feminismus oder sonstigen "Errungenschaften" der heutigen Gesellschaft ist. Frauen fürs Bett, Kugeln für die Typen, coole Machosprüche und harte Auseinandersetzungen prägen das Bild des Detektivs in den Romanen von Ernest Tidyman. Sein Protagonist ist nicht ohne Fehler, pflegt seine Vorurteile, steht aber auch zu ihnen. Ein kompromissloser, kalter Hundesohn, mit einer großen Portion (un-)gesunder Härte und durchs Leben geprägte Aggressivität. Trotz einer relativ kleinen Durststrecke, die sich mittig einschleicht, ein flotter, gut zu lesender Thriller aus einer anderen Zeit, der ordentlich Drive hat und perfekt unterhält.Knallharte Testosteronlektüre mit trockenem Humor. Hardboiled Black.


    jerry garcia

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    Ernest Tidyman. In seinem zweiten Fall soll Shaft eine Reihe von Auftragsmorden aufklären, mit der die New Yorker Diamantenbranche aufgemischt wird. Als die sieben Rabbiner ihm den Auftrag erteilen, ahnt Shaft noch nicht, dass er gefährliche Mitspieler hat - einen gerissenen Diamantenhändler, den israelischen Geheimdienst und eine mysteriöse, schöne Fremde.

    Shaft steht starr wie eine Salzsäule vor seinem umdekorierten Büro, das aussieht wie die Horrorphantasie eines Schwulenpärchens. Zu verdanken hat er das einer Bettbekanntschaft, die er bei einer Veranstaltung abgeschleppt hat - oder auch sie ihn. Die Blonde mit dem schlechten Geschmack. Ansonsten war es aber eine feines Abenteuer. In seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch sitzend, sinniert er, wie er dieses Grauen entsorgen kann, als sein Büro plötzlich von sieben Rabbinern ohne Schneewittchen okkupiert wird. Sie wollen, dass er die seltsamen Vorgänge im Diamantenhandel untersucht, die seit einiger Zeit für noch mehr Falten in den Rabbinergesichtern sorgen. Zuerst will Shaft nicht, auch weil die Kappenträger nicht so richtig mit der Sprache raus wollen, aber ein Salär von rund 570.000 Dollar bringt ihn sozusagen zur Vernunft. In Israel macht sich Professor namens Avrim Herzel gegen den Willen seiner Tochter und auch gewisser Kreise im Land auf den Weg in die USA. Dabei wird er dann von Ben Fischer und seinen vier Hitmen verfolgt, aber auch von seiner Tochter Cara. Beide Parteien verlieren ihn aus den Augen. Als er sich mit dem Diamantenhändler Morris Blackburn trifft, hat sein Stündlein geschlagen - die Informationen von Herzel sind für Blackburn zu wertvoll, um sie mit jemandem zu teilen. Und Shaft? Hat sich gerade erst als Putzhilfe bei Blackburn einstellen lassen und wird von dessen schwulem Geschäftsführer David Alexander ständig angemacht. Absolut keine Option für Shaft. Dafür findet er heraus, dass eine andere Putzkraft schon seit Jahren an einem Plan feilt, den Schuppen auszurauben und dass die Tochter von Herzel gerade erschöpft im Ladenbereich zusammengebrochen ist. Man befiehlt ihm, sie in ein Taxi zu setzen. Tut er aber nicht und geht mit ihr etwas essen. Auf dem Weg bemerkt er, dass sie verfolgt werden und erledigt sie mit einigen Schlägen. Von Cara erfährt er dann, dass es um eine wichtige Formel ihres Vaters geht und ihre Verfolger vom israelischen Geheimdienst sind. Während sich die Spuren bald alle zu einer einzigen verdichten, wird es für den Ermittler langsam brenzlig.

    "Shaft und die sieben Rabbiner" war eigentlich als Vorlage für einen vierten Film um "Shaft" vorgesehen (Der dritte, "Shaft in Afrika", beruhte nicht auf einem Buch von Tidyman), wurde dann aber von MGM gecancelt. Ganz schnell werden in dem Buch deutliche Vorurteile gegen Juden und ihre Krämerseelen sowie Schwule zelebriert, kein Sinn für Gleichbehandlung in den Büchern von Ernest Tidyman aus den frühen 70-er Jahren. Leider wird auch für längere Zeit mit Actionsequenzen gegeizt. Da lebt das Buch von coolen Zeilen wie "Nicht nur sauber, sondern rein, macht das liebe Negerlein". Der Protagonist hat in seinem vorübergehenden Job als Putzhilfe erstmals wirklich erleben müssen, wie der Rassismus tatsächlich funktioniert. Da ist er gegen solche Gedanken nicht gefeit. Und Shaft macht seinem Ruf alle Ehre. Er ist unbequem, eckt an, ist bockig bis schwierig und auch sein weißer Gegenpart, Lieutenent Anderozzi, kann ihn nur schwer einschätzen und kontrollieren. Muss man sich während der ersten 50-60 Seiten noch an die vielen Figuren und Parteien gewöhnen, macht die Story danach von Seite zu Seite mehr Spaß, klopft Shaft auf Finger (Und andere Stellen des Körpers), lässt er sich auch die Mamsel in distress nicht entgehen und gerät alsbald in ein Feuerwerk, mit er nicht gerechnet hatte. Das Tempo zieht an, das Buch wird kraftvoll, spannend und etwas komplexer als der Vorgänger. Die Romane um "Shaft" sind zwar keine Kandidaten für den Literaturnobelpreis, aber als sehr unterhaltsame Feierabendlektüre genau die richtige Wahl.


    jerry garcia

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    Ernest Tidyman. In seinem dritten Fall macht sich Shaft auf die Suche nach den Mördern seines Freundes Cal Asby. Dabei erfährt er, dass sein sauberer Freund in Wirklichkeit ein wichtiger Mann im illegalen Lotteriegeschäft war. Hat er Gelder der Mafia unterschlagen? Und wo ist das Geld jetzt? Es kommt zum großen Showdown auf dem Friedhof.

    Während Shaft aus einem Karibik-Urlauvb zurückkehjrt und sich erst wieder an die New Yorker Kälte gewöhnen muss und nicht so richtig in gute Stimmung kommt, versucht sein Kumpel aus Vietnam, Cal, ihn telefonisch zu erreichen. Vergeblich, denn der Detektiv sitzt noch bibbernd im Taxi. Deshalb macht sich Cal auf und versteckt 500.000 Dollar in einem Sarg seines Bestattungsunternehmens. Danach klingelt er wieder bei Shaft Sturm und kan den endlich erreichen. Sofort teilt er ihm mit, dass er Shaft einen Scheck über 5.000 Dollar geschickt habe und der nun für ihn arbeite. Also lässt sich Shaft eher miesepetrig von einem Taxi zu der bleibe von Cal kutschieren, steigt aus und wird nach wenigen Metern von der Druckwelle einer Explosion wie ein Blatt durch den Wind geschleudert. Als er wieder zu sich kommt, sieht er das hässliche Gesicht von Lt. Anderozzi vor sich, dem der Fall zugeteilt wurde und der liebend gerne Informationen hätte, die Shaft ausnahmsweise man wirklich nicht bieten kann. Nach der Beerdigung bringt Shaft die Witwe mit etwas schlechtem Gewissen ob seiner Gedanken, wie er ihr am besten Trost spenden könnte, nach Hause. Bei ihnen ist auch Kelly, ein Geschäftspartner von Cal. Sie finden das Haus offen und durchwühlt vor, die beiden Jungganoven, die eingestiegen sind, befinden sich noch im Haus und Shaft kann einen von ihnen stellen. Bei der daraus reusltierenden Keilerei kommt ihm dieser Kelly in die Quere und der Scheißkerl von Einbrecher kann abhauen. Andernorts hat der im Rollstuhl sitzende Sharrett sich für einen verwegenen Plan die beiden Gangster Knocks Persons (siehe das erste Buch zu "Shaft") und Gus Mascalo ins Haus geholt, um die Vorgehensweise zu besprechen. Mascalo wettert gegen Persons, wird aber von Sharrett in die Schranken gewiesen. Soll er selbst doch erst einmal Geld beschaffen, um sich einzukaufen. Persons habe damit jedenfalls keine Probleme. Die drei wollen die Reviere in der Stadt unter sich neu aufteilen. Mascalo braucht unbedingt Geld und da kommen ihm die 500.000 Dollar, die Cal aus dem Lotteriegeschäft abgeschöpft hat, gerade recht. Nur finden muss er sie erst noch. Also schickt er zwei seiner Handlanger zur Witwe, die gerade von Shaft befragt wird. Danach stehen zwei Mann mehr auf der Abschussliste von Shaft. Aber er weiß noch immer nicht wirklich, was hier überhaupt vor sich geht.

    "Shaft auf dem Kongress der Totengräber" war die Vorlage für den zweiten Film um den potenten schwarzen Detektiv aus New York und dem man mit dem deutschen Titel "Liebesgrüße aus Pistolen" die zweifelhafte Ehre erwies, ihn zumindest hier als schwarzen Bond etablieren zu wollen. "Shaft" ist mittlerweile Kult, nie wieder erreicht, obwohl oft versucht. Im vorliegenden Buch ist das New York zu Zeiten des Helden nicht nur in den berüchtigten Gegenden ein Hort des Verbrechens, sondern auch in den weitaus mehr geschätzten Stadtteilen wie Brooklyn. Die Titelfigur kommt hier ziemlich überhöht gezeichnet daher, schwarz, tough, unschlagbar und mit Erfolg bei Frauen jeder Hautfarbe. Seine Künste werden als legendär eingestuft. Für den Humor sind dann solche Stilblüten wie "Urlaub ist was für Spießer, dachte er. Es gab, außer Rumsitzen, nur drei weitere Aktivitäten, die ihn dermaßen schlapp machten: Rauchen, Saufen und Bumsen. Die Arbeit kam ihm bei so was nie dazwischen." zuständig. Neben dem einen oder anderen Witzchen, geht es sehr flott zur Sache, wobei Shaft lange hinter der Musik herläuft, bis er endlich spannt, was abgeht. Hartgesottener Detektiv arbeitet sich durch eine von Tempo, Action und Humor geprägte Geschichte, die sich jetzt vom Plot her nicht gerade mit Originalität bekleckert hat, dafür aber einen Protagonisten bietet, der das eigentliche Zentrum des Romans bildet. Alles, wirklich alles ist nur auf den Mann ausgelegt, der zwischen den Rassen, den Vorurteilen, den Verbrechern und der Polizeiimmer irgendwo in der Grauzone aktiv wird und auch ohne Gnade zu richten weiß. Shaft ist keiner dieser Mainstream-Typen, wie sie in den meisten derzeitigen Thrillern, ob nun TV oder Kino und Buch, vorkommen, sondern ein unangepasster, Schwanz-gesteuerter, harter Hund mit Hang zur Gewalt und Abneigung zur Emanzipation. Handlung und Buch sind recht kurz und mit ihrer Rasanz verleiten sie einfach zum Weiterlesen. Kann auch nach dem dritten Buch die Reihe nur empfehlen.


    Offline JasonXtreme

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      Also die Shafts klingen ja wirklich alle äusserst amüsant :lol:
      Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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      jerry garcia

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      Sind sie, mein Gutester, sind sie.



      Ernest Tidyman. In seinem vierten Fall bekommt Shaft den Auftrag, den einflussreichen schwarzen Senator Stovall zu beschützen, während sein Freund Ben Burford in Verdacht gerät, der Drahtzieher beim brutalen Überfall auf ein Hotel zu sein, bei dem 500.000 Dollar gestohlen worden sind. Wer hat den Raub durchgezogen? Und wo ist die Kohle jetzt?

      Shaft erledigt erst einen kleinen Auftrag für seine Putzhilfe, die seine Wohnung viel zu ordentlich herrichtet, dass er sie kaum wiedererkennt (Die Wohnung, nicht die Putze), blockt dann aber ein Hilferesuchen von Anderozzi ob. Dass er sich für diesen unfreundschaftlichen Anfall einige derbe Sprüche anhören muss, war ihm sofort klar. Zum Ausgleich für derart Ungemach hechelt er hinter der Journalistentusse Winifred her, die ein Interview von ihm wollte. Er hätte gerne noch intensiv weitergehechelt, aber Anderozzi gibt keine Ruhe und vermiest Shaft eine Rohrverlegung. Der mittlerweile zum Captain gewordene Cop mit direktem Draht zum Polizeipräsidenten will sich bei Shaft einen Rat oder auch mehr zu Ben buford, dem schwarzen Aktivisten (siehe auch Buch 1) holen, der angeblich einen Bruch plant, der über eine halbe Million Piepen bringen soll. Nur kann keiner den Kerl finden. Shaft gibt nach. Auch weil das intensiv-intime Interview aufgrund des Abgangs der schnuckeligen Winifred Shafts Triebhaftigkeit merklich abgekühlt hat. Zum Dank dafür, dass Shaft sich nach Buford umsehen will, erhält er den Tipp, dass der schwarze Senator Stovall noch einen Bodyguard sucht. Bevor er den Job antritt, muss er das für Anderozzi erledigen. Die Bullerei hatte eine zugegeben unsichere, weil drogensüchtige Zeugin in Gewahrsam, die gegen Kaution rausgeholt wurde. Die findet Shaft tot vor. Jetzt will er selbst auch Gerechtigkeit und sucht erst ihren Zuhälter auf, der sich dann völlig überraschend selbst tötet. Seltsam, seltsam findet Anderozzi, aber auch ein guter Dienst am Bürger. Da regen ihn die zwei toten Dealer, die früher die Zeugin mit Stoff versorgten schon gar nicht für erwähnenswert. Vermutlich auch kreativer Selbstmord. Dann erscheint Shaft bei dem Senator und ist beeindruckt. Für einen Politiker er in recht netter Kerl, womöglich sogar ein seltenes Exemplar der ehrlichen Politikers. Die muss man ja weltweit mit dem Teleskop suchen. Eines Abends schickt der Mann Shaft nach Hause und prompt schnappt eine vorbereitete Falle zu. Stovall wird von einer riesigen Cowboyschwuchtel bedrängt und verprügelt. Shaft fühlt sich irgendwie auch schuldig an dem Vorfall, weil er nicht da war. Cowboy-Tunte gesucht und gefunden und irgendwie kommt es wieder zu einer sehr kreativen Selbtstötung in der Gegenwart des Detektivs. Anscheinend hat der Cowboy sich derart schuldig gefühlt, dass er seine Knarre erst dazu benutzte, umn sich die Genitalien zu entfernen und dann ein Kissen schnappte, es sich vor die Brust hielt und dann mit der Knarre zwei Kugeln durchs Kissen in die Schwuchtelbrust zu jagen. Was keiner weiß - der Gay-Kongress, der gerade im Hotel des Senators stattfindet, wird als Tarnung für den Bruch genutzt, wegen dem man liebend gerne Ben Buford in die Griffel bekommen möchte.

      Teil 4 der Detektiv-Potenz-Saga um John Shaft zeichnet sich durch eine Menge Humor aus. Da werden einige Register gezogen und viele der Sprüche zünden auch. (Kommt Shaft zurück in seine ehemals chaotische und jetzt gereinigte Wohnung und fragt sich: "Wo ist denn der Schiefe Turm von Pizza?"). Ganz nebenbei sind auch die Gewaltausbrüche durchaus menschenverachtend. Da wird ein Verfolger nicht nur KO geschlagen, da wird dann schon mal das Genick gebrochen, unschuldige müssen dran glauben und auch die Cops sind keine Kinder von Traurigkeit. All das in schier unglaublicher Kälte und Beiläufigkeit. Knallharte Erzählkunst, nicht unbedingt massenkompatibel. Auch deswegen, weil in diesen Büchern aus den 70-ern die Political Correctness noch nicht greift und noch niemand auf die Idee kam, die Übersetzungen anzupassen an diesen neuen, vom richtigen Weg abewichenen Zeitgeist (Wärs doch bloß ein Geist geblieben). Hier wimmelt es noch von Polacken, Kanaken, Bimbos, Niggern, Behinderten, Nutten usw. Dadurch wird aber auch die für Zartbesaitete wenig erquickliche Umgebung in der sich Shaft und seine Kollegen, Gegner und die Polizei bewegen müssen, besser beschrieben als es jede Schönfärberei via Wortgedrechsel könnte. Selbstjustiz ist noch ein amerikanisches Kulturgut und noch nicht von Politwaschlappen verwässert. Tidyman schreibt eigentlich oft recht unaufgeregt, nutzt auch den schon erwähnten Humor, um dann urplötzlich Gewalt und Aggressionen ausbrechen zu lassen. Und ja, wer heutzutage von den gleichförmigen TV-Serien, den kunst- und gefühlorientierten Polizeikommissaren und den Ermittlern, die den Dialog lieben in Buch und Film, die Schnauze voll hat, ist bei den Romanen um "Shaft" genau richtig.


      Offline JasonXtreme

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        Was für nen Umfang haben die immer so? Sicher auch eher kurz und nackig, gelle?
        Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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        jerry garcia

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        Yep. so zwischen 180 und 220 Seiten. Da rauscht man nur so durch.



        Ernest Tidyman. In seinem fünften Fall wird Shaft von dem schwarzen Senator Stovall (siehe Band 4) um Hilfe gebeten, der als vielversprechender Kandidat für die Vizepräsidentschaft gilt und befürchtet, dass radikale Weiße seine Kinder entführen. Shaft ha wenig Lust, in London den Babysitter für zwei verwöhnte Kinder zu spielen. Kaum dort angekommen, geschieht ein Überfall.

        Shaft wird vom Senator angeheuert, den er schon in "Shaft und das Mordkomplott" zu beschützen hatte. Da Senator Stovall in Washington mit seiner Partei am Wahlprogramm arbeitet und er befürchtet, dass jemand seine Söhne entführen könnte, um zu verhindern, dass ein Schwarzer Vizepräsident wird, will er diese nach London schicken - bewacht von Shaft. Der zeigt sich wenig begeistert, sagt aber dennoch zu. Noch am selben Tag wird Shaft von einem Typ beschattet. Er braucht nicht lange, um den Kerl zu bemerken, greift ihn sich und donnert ihm ordentlich eine vor den Latz. Pech für den Typ, dass er ne Steintreppe runterrasselt, was seinem Genick nun so gar nicht bekommt. Scheiße, mit einer unsanften Befragung ist es Essig. Von Vic Anderozzi gibt es eine kurze Ansprache zum Thema "Ich darf nicht jeden umlegen, bloß weil ich Shaft heiße, schwarz und wütend bin." und dann geht es ab nach London. Die beiden Blagen sind leicht aufmüpfig, aber händelbar. Dafür muss sich Shaft schon an einem der ersten Abende mit britischen Gangstern rumschlagen, was einer der Schufte nicht überlebt. Um die Kids auch wirklich dauern im Auge behalten zu können, lässt er sich bei der ungesicherten Schule als Kampfsportlehrer anheuern. Als er einem der Jungs aus viel zu behütetem Hause einige neue Wörter beibringt, taucht bald dessen Mutter auf, irgendeine Hochwohlgeborene, um sich bei der Schulleitung zu beschweren. Nach der Besprechung hat sie Shaft im Schlepptau, damit er tut, was sonst noch so gut kann. Leider werden während dieser intimen Besprechung die Söhne des Senators entführt. Jetzt ist Eile geboten. Zwar heißt es erst, dass Lösegeld gefordert wird, aber das ist nur ein Vorwand. Wahr ist, dass das amerikanische Redneck-Land tatschlich einen schwarzen Vizepräsidenten verhindern will. Die Spuren führen zu einigen Kleinganoven, die nach intensivem Gespräch Hinweise zu Großganoven geben.

        Shaft in London. Culture clash. Keine Knarren - Scheißland. Fahren alle auf der falschen Straßenseite - Idiotenland. Parks, die man Tag und Nacht gefahrlos betreten kann - Pussyland. Niedrige Verbrechensrate - verweichlichte Gangster. Irgendwie haben mich solche Szenarien an "Brannigan" mit John Wayne erinnert, der hat London auch aufgemischt. Wenigstens die Weiber trotzen mit kürzesten Röcken dem miesen Wetter. Vielleicht kann man diese Scheißinsel ja doch ertragen. Shaft bringt es fertig innerhalb kürzester Zeit anzuecken, verblüfft Polizei, Hotelmanager und Schulleitung mit seinem trocken-frechen Vokabular, das bei denen eh Unverständnis auslöst. Shaft legt wieder seine handfeste Art an den Tag, wird ein weiteres Mal mit einer schnodderigen Sprache bedacht und alles kurz und knapp skizziert. Kein überflüssiges Wortgedrechsel. Die Wortwechsel sind erste Sahne, wenn Shaft Anderozzi erklärt, dass er für einen Kunden nach England muss und dieser dann fragt: " Und wen schicken die uns? Sherlock Holmes?". Hardboiled erster Klasse, ohne Seitenschinderei und daher auch nur rund 215 Seiten lang. Ein weiterer Page-Turner durch den man innerhalb weniger Stunden durchrast und nach mehr verlangt. Action, Coolness, Sprüche, harte Typen, tote Gangster und Frauen, die noch nicht von Steuersünderinnen verdorben wurden. Glücklicherweise hab ich noch zwei weitere Romane der Reihe vorliegen. Nachteil: es sind eben nur noch zwei. Ist ja jetzt nicht so, dass die Stories sonderlich komplex sind oder gar verzwickt mit ständigen Wendungen und Überraschungen, aber dafür flott und äußerst unterhaltsam. Actionspaß halt.


        Offline JasonXtreme

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          Ok, die sind mal sowas von vorgemerkt!
          Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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          jerry garcia

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          Falsch machste da nix. Achte aber drauf, dass du die von Pendragon nimmst, da die Ullstein-Versionen damals gekürzt waren. Das letzte Buch "Shaft und die Geldwäscher" von Pendragon ist aber eine deutsche Erstausgabe.


          Offline JasonXtreme

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            jerry garcia

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            Ernest Tidyman. In seinem sechsten Fall macht Shaft Urlaub auf Jamaika, als er in eine Schlägerei verwickelt wird. Auf der Polizeiwache wird ihm ein Auftrag angeboten. Man befürchtet ein Attentat auf den Premierminister und Shaft soll die Attentäter frühzeitig finden, aber er hat wenig Lust auf den Job. Shaft ist mittendrin zwischen Giftspinnen und geheimnisvollen schönen Frauen.

            Shaft liegt am Strand und döst vor sich hin. Nur Ruhe und Sonne. Dann hört er die Schreie einer Frau. Selbstverständlich weckt das sofort seine Sinne. Er sieht, wie eine Frau sich gegen zwei Anzugtypen wehrt, betrachtet sich ihre Figur eingehend - und döst weiter. Was geht es ihn an? Nichts, bis die Frau an ihm vorbeirennt und einer der Typen, die sie verfolgen den Picknickkorb mit Snacks und Bier umstößt. Da wird Shaft sauer und haut die Kerle aus den Anzügen. Gar keine gute Idee. Die stellen sich als Cops heraus und Shaft wird verhaftet. Um wieder aus der Zwangslage zu kommen, beugt er sich dem Wunsch der Polizeichefs, als Babysitter für den Premierminister einzuspringen, der anscheinend ermordet werden soll. Was Shaft nicht ahnt, ist, dass er in einem Vipernnest gelandet ist. Verschiedene politische Gruppen wollen Jamaika verändern, verhindern, dass es zu einem zweiten Kuba VOR Fidel wird oder dass es von den Amis abhängig ist. Bald glaubt Shaft, dass hier sein Revoluzzer-Freund-Feind Ben Burford blendend herpassen würde. Bald führt ihn sein Weg nach Kingston - und viel zu nahe an Pfeilgiftattacken, Molotowcocktails und fiese Killer. Selbst dort wird er von den Ordnungshütern verhaftet, haut aber ab und nimmt den Fall recht schnell persönlich. So springt man mit Shaft einfach nicht um.

            Shaft ist ein unangepasster "Nigger", der sich in der Welt der Weißen, wie in der der Schwarzen als Detektiv behauptet. Er ist cool, hart und wütend. Ausgestattet mit einem lakonischen Humor und hohem Selbstwertgefühl geht er seine Fälle professionell an - bis mal wieder eine Frau dazwischenfunkt. Es grenzt schon an ein Wunder, dass er seinen Hosenstall für die gefährlichen Aufträge hin und wieder mal zubekommt. Tidyman lässt ihn in einer kurzen und knackigen Geschichte mit einer humorvollen Sprache ("Shaft ballerte einen Warnschuss in die Luft. Hörte keine Sau - Scheiß-Schalldämpfer.") Urlaubsabenteuer auf einer Insel voller Intrigen Mordbuben erleben. Ehrlich gesagt, überwiegen hier die Spaßmomente ("Shaft ging in die Kirche nur, wenn die Polente hinter ihm her war. Vorne rein und hinten raus.") über die doch recht dünne und dennoch leicht verworrene Story mit einer ziemlich billigen Auflösung. Hoher Trashfaktor trifft auf Witzeleien und eingestreute Gewaltausbrüche. Mir persönlich war das oftmals zuviel der Witzanteils, zu gewollt komisch, sodass Shaft manchmal wirkt wie einer, den es in jedem Kaff gibt - den Dorftrottel. Kann man jetzt als wunderbar selbstironisch loben oder eben doch nur als den schwächsten der bisher sechs Romane um den knallharten (Davon fehlt hier viel, wenn er sich als "fett" bezeichnen lassen muss und als Beifahrer einer Frau am Steuer angstschlotternd - okay, verständlich wäre das, aber doch nicht Shaft - dasitzt - das ist nicht der Detektiv, das ist ne Karikatur.) Ermittler aus Harlem.Manches in dem Buch war mir dann doch zu absurd.


            jerry garcia

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            Ernest Tidyman. In seinem siebten Fall gerät Shaft in den schlimmsten Albtraum seines Lebens: Vor der Tür steht sein alter Freund Captain Anderozzi, mit dem Top-Geldwäscher der Mafia und einem Pappkarton voller Namen, so explosiv wie Dynamit. Als dann Anderozzi auch noch von einer Autobombe zerfetzt wird, muss er rennen. Doch so einer wie Shaft rennt nicht. So einer dreht sich um und kämpft.

            Shaft sitzt gerade in seiner Wohnung und ist irgendwie nur auf seine Ruhe bedacht, als Captain Vic Anderozzi mit einem kleinen Kerl, der eine Kiste voller Unterlagen vor der Tür steht. Der lässt sich und den Kleinen gleich mal selbst rein und flegelt sich in einen Sessel. Dann teilt er Shaft mit, dass dieser auf die Unterlagen aufpassen soll, da diese voller Beweise gegen den Mob in New York seien. ZDF - Zahlen, Daten, Fakten - alles da. Doch er will den Kleinen, der sich als DER Geldwäscher der Mafia entpuppt, was auch erklärt, wie er an die vielen Belege kommt, getrennt von den Papieren in Sicherheit bringen. Shaft bleibt nichts anderes übrig als einzuwilligen. Aber erst, nachdem er so etwas wie einen halbherzigen "Fluchtversuch" über die Dächer gestartet hatte, der damit endet, dass er zwei bewaffneten Typen, die die Rückseite des Hauses bewachen, mit einer doppelläufigen Schrotflinte für immer die Nutzung der berühmten grauen Zellen erspart. Zurück in seiner Wohnung setzt ihn Anderozzi in Kenntnis, dass dieser jetzt zu seinem Wagen geht und den Zeugen in Sicherheit bringt. Kaum sind beide im Wagen und der Zündschlüssel umgedreht, explodiert die Karre. Shaft versteckt das Objekt der Begierde und macht sich davon. Ihm ist klar, dass er jetzt auf der Abschussliste des ob ganz oben steht. Aber er will auch seinen Freund rächen und entscheidet, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Er versteckt sich in einem Hotel der unteren Preisklasse, nachdem er sich bei einem entfernt bekannten namens Ferdinand mit frischer Kleidung eingedeckt hat, und feilt an einem Plan, als ihm der Portier Willie unversehens zuhilfe kommt. Das Kerlchen hat doch tatsächlich die größte Waffensammlung, die Shaft je in privater Hand sehen durfte. Dazu ein Detektivdiplom, das er via Briefkunde erhielt und einen gewissen Gerechtigkeitssinn. Gemeinsam beginnen sie, die Itaker so nach und nach zu plätten. Hier ne Bazooka, da ne Handgranate, ein bisserl Feuer aus ner M16, ja sogar C4, Dynamit und Nitroglyzerin kommen zum Einsatz - und als größtes aller Späßchen werden die Clans gegeneinander ausgespielt. Wirklich vertraut haben die sich eh nie - und schon hat New York den schönsten aller Gangsterkriege seit ewigen Zeiten. Shaft und Willie mittendrin.

            Dieser letzte Roman um den rohen Privatdetektiv mit dem weichen Herzen und Hang zu sämtlichen Frauen ist im Gegensatz zu den sechs Vorgängern noch nicht in Deutschland erschienen und daher selbstverständlich eine Erstausgabe auf dem Markt. Nach dem Tod seines Freundes ist Shaft erst einmal richtig betroffen, sinniert darüber nach, welche Freunde er überhaupt hat und auf wen er sich wirklich verlassen kann. Traurig, dass es nur sehr wenige davon gibt - und die will er nicht in Gefahr bringen und hält sich von ihnen fern. Bezeichnend, dass ihm dann ein völlig Fremder zur Hand geht - und irgendwie erwartungsgemäß der Sex in den Hintergrund tritt. Nicht völlig, es ist ja Shaft, aber eben doch eher dosiert eingesetzt ("Es kam ihm vor, als würde er die Staatsverschuldung ficken, nur war sie besser gebaut" sind seine Gedanken während einer Nummer mit der Ex des toten kleinen Ganoven, die nur auf Geld aus ist.). Dafür gibt es aber recht flott ordentlich KaWumm. Hier ein bisschen Folter, dort mal einige fette Explosionen und an nächster Stelle mal kurz ein Haus voller Mafiosi niedergebrannt und den Bestattungsunternehmern von New York City fette Beute verschafft. Eine knallharte und gnadenlose Rachemission, bei der kein Auge trocken bleibt, das Tempo ungemein hoch ist und die stakkatoartige, minimalistische Sprache mit gut gesetztem, staubtrockenem Humor, der nicht übertrieben wirkt, unterhaltsam und unaufhaltsam dem gewalttätigen Finale entgegengeht. Hohe Weihen der Fabulierkunst findet man hier nicht, Tiefgang dann doch eher bei nem Ozeandampfer und ausgefeilte Charakter (Ausnahme der Titelheld) lassen sich gar nicht erst sehen. Dafür aber ist dieser "Shaft" wieder ein Page Turner vor dem Herren, der den meines Erachtens nicht so richtig gelungenen oder nicht wirklich in die Reihe passenden sechsten Teil vergessen macht. Volle Punktzahl. Leider gibt es keine weiteren Bücher, was unter anderem auch daran liegt, dass Herr Tidyman 1984 verstorben ist. Aber er hat sich mit den Romanen um den Detektiv sein eigenes Hardboiled-Denkmal gesetzt.


            jerry garcia

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            Gregory McDonald. Fletch kommt in eine ihm unbekannte Stadt, bezieht ein Hotelzimmer, findet eine tote Frau vor und ruft die Polizei. Die hält ihn für den Mörder, doch ein Geständnis für einen Mord legt er nicht ab. Nun muss er selbst auf die Suche nach dem Killer gehen.

            Fletch hatte sein Hotel-Zimmer nur verlassen, um etwas zu essen in einem etwas weiter gelegenen Restaurant. Als er zurückkommt liegt eine tote Frau auf dem Wohnzimmerboden. Er bleibt ruhig und ruft sofort bei der Polizei an, wobei er aber nicht den Notruf wählt, da hier kein Notfall mehr vorliegt. Die Polizei kommt im Person von Flynn und Grover. Während Flynn die Fragen stellt, ist sein Begleiter mehr damit beschäftigt, diese sowie die Antworten zu notieren. Schon die Frage, wem das Zimmer eigentlich gehört, wirkt etwas ungewöhnlich auf die beiden Ordnungshüter. Das Arrangement, das Fletch hier ausbreitet, beinhaltet, dass er aus Italien hierher kam und das Zimmer von Bart Connors nutzen darf, während jeder in Italien weilt. Außerdem ist Fletch im Auftrag seiner Verlobten Angela unterwegs, die vermutet, dass ihre Stiefmutter Sylvia die Bilder aus dem Nachlass ihres verstorbenen Vaters vor der Testamentsvollstreckung hat stehlen lassen, um allein an die kostbaren Schätze zu kommen, da im Testament ansonsten eh nicht mehr viel übrig sein würde - die Familie ist pleite. Und genau das hat den Vater auch das Leben gekostet. Er wurde entführt und es wurden vier Millionen Lösegeld verlangt. Geld, das die Familie nicht hat. Seitdem ist der Vater verschwunden. Während Fletch also einer Spur der Bilder folgt, die zu einem Zwischenhändler führt, der mit einem Magnaten aus Texas verhandelt, muss sich Fletch auch noch darum kümmern, seine Unschuld zu beweisen. Von einer Nachbarin, die zwar nicht wirklich als glaubwürdige Zeugin ob ihres verstärkten Alkoholkonsums gelten kann, erfährt er, dass Connors nicht zu dem Zeitpunkt abreiste, den er angab, sondern erst Tage später und von der alkoholkonservierten Dame mit eben dieser Leiche gesehen wurde, die man dann im Apartment fand. Um sein Unglpück vollkommen zu machen, tauchen dann auch noch nacheinander erst Sylvia und dann Angela auf. Doch er konzentriert sich auf die Bildersuche, bastelt eine feine Falle, die den eigentlichen Dieb aus der Reserve locken soll und kann auch noch am unfreiwilligen Tod der Dame aus seinem Zimmer arbeiten.

            Fletch ist eine andere Art Held als z. B. Shaft. Er ist gebildet, hat durch eine Erbschaft ein gewisses Vermögen zur Verfügung und liefert sich seine Wortgefechte auf eher charmante Art und subtiler als man es aus den meisten anderen Romanen kennt (Naja, von denen, die ich gelesen habe halt.). Gregory McDonald hat ihn mit Wortwitz ausgestattet, lässt ihn auch gerne in Situationen geraten, die grotesk anmuten und auch tatsächlich nicht in jedes gut durchgeplante Leben zu passen scheinen. Die Hauptfigur ist ein gerissener Charakter, schlagfertig und mit einer unnachahmlichen Intuition ausgestattet, die es ihm immer wieder möglich macht, selbst die unwahrscheinlichsten Situationen zu meistern, die ausgefeiltesten Pläne zu durchschauen und zumichte zu machen. Und unter dieser zivilierten Schale, die der Leser zuerst präsentiert bekommt, verbirgt sich ein echter Taktiker, ein Planer, der vorausschauend seine Pläne zur Not auch skrupellos umsetzt, was aber beileibe jetzt nicht Mord und Totschlag beinhaltet. Er benutzt halt die Menschen, die er zur Umsetzung seiner Gedankengänge benötigt, ohne sich Gedanken um die Auswirkungen zu machen, die das Ganze dann auf die Leute haben könnte. Er macht halt alles so, wie es ihm gerade in den Kram passt. Tiefenpsychologie darf man hier auch nicht erwarten, außer dass Fletch sich solchen Versuchen immer wieder geschickt entzieht und mit seine gut platzierten alternativen Wahrheiten ausweicht auf ruhigere Fahrwasser. Sicher werden Themen wie Reichtum und wie er die Wohlhabenden verdirbt, angesprochen und behandelt, doch nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern nur sanft in die Handlung eingewoben. Auch Fletch ist in dieser Hinsicht kein Kind von Traurigkeit und Gesetzestreue kommt ihm nur in den Sinn, wenn sie ihm nutzt. Zudem hat der Autor hier einige Andeutungen gemacht, die zum Ende hin nicht aufgelöst werden. Da wären Punkte aus Fletchs Biographie ebenso zu nennen, wie die Berufe der beiden Polizisten. Freche Lektüre um einen etwas anderen Helden in einem Fall, der sich völlig anders auflöst als erwartet.


            jerry garcia

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            Charles Willeford. Frederick J. Frenger jun., gerade aus dem Knast entlassen, fliegt in Miami ein. Dort befördert er einen Hare Krishna ins Jenseits und lernt dessen Schwester Susan kennen, mit der er eine platonische Ehe der besonderen Art führt. Hoke Moseley vom Miami Police Department ist diese Beziehung und vor allem Freddy selbst nicht ganz geheuer. Es kommt zu einem Showdown zwischen dem unbekümmerten Psychopathen und dem hartnäckigen Cop. »Miami Blues« ist der erste Band einer in Miami angesiedelten vierteiligen Serie mit Detective Sergeant Hoke Moseley, einem Cop »mit schlecht sitzendem Gebiß, billigen Freizeitanzu¨gen, abgenudelter Kreditkarte und allzu freidenkerischen Auffassungen seines Berufs«. Der Roman wurde1990 mit Alec Baldwin verfilmt. Quelle: Amazon.

            Junior kommt gerade aus Kalifornien. Dort hat er seine Zeit im Knast abgesessen und einen guten Ratschlag erhalten: Er soll aus dem Staat verschwinden und seine Dummheiten woanders machen, denn dort warte es ja seine erste Straftat und die "Three Strikes"-Regel würde von vorn beginnen oder er geht in einen Staat, wo sie gar nicht angewendet wird. Gute Idee findet Junior, aber Reisegeld braucht er doch auch. Also flugs drei Typen ausgeraubt, schön nacheinander, ein bisschen lädiert, damit sie ihm nicht sofort die Bullen auf den Hals hetzen können und mit einigen hundert Dollar und deren Papieren den Abflug gemacht. Im seinem Sitz der ersten Klasse übt er fleissig die Unterschriften für die Kreditkarten seiner, um in Miami dann deren Geld zu verprassen. In der Halle des Flughafens strolchen die bekannten Hare Krishnas rum und belästigen die Reisenden oder deren Angehörigen. Als einer dieser Clownsköppe Junior nicht nur zu nahe kommt, sondern ihn auch noch antatscht, bricht der ihm kurz und knapp den zu frech benutzten Finger. Fängt das Burschi an zu plärren und wirft sich wimmern auf den Boden. Hätte es damals schon Facebook gegeben, wären die Freundschaftsanfragen für Junior durch die Decke gegangen. So aber kann er sich nur des Beifalls der Umstehenden sicher sein, die absolut kein Interesse haben, dem Krishna in irgendeiner Form Hilfe zu leisten. Junior geht ungerührt weiter und verlässt das Flughafengelände, womit ihm auch entgeht, dass der Krishna endgültig den Löffel abgibt. Der Sergeant Hoke Moseley wird zu dem Fall gerufen, kann aber erst nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung der Leiche wirklich mit der Bearbeitung beginnen. Derzeit mach sich Junior an Susan heran, ohne wirklich zu ahnen, dass die die Schwester des Toten vom Flughafen ist. Und über Susan kommt dann auch der Kontakt zwischen Täter und Polizist zustande, als Hoke bei ihr auftaucht, um ihr vom Tod des Bruders zu berichten. Natürlich ahnt Hoke nicht, dass er dem Täter gegenüber sitzt und auch später, als er vor seinem Hotelzimmer überfallen wird und ihm Dienstmarke und Waffe geraubt werden, denkt er nicht an Junior. Da ihm der Kiefer gebrochen wurde, das alte Gebiss zerschmettert, hat er im Krankenhaus lange genug Zeit, über alles nachzudenken und findet, dass Susan durchaus ihren Bruder selbst auf dem Gewissen haben könnte. Als Junior dies merkt, muss er wohl verschwinden, aber dafür muss auch ein letzter großer Coup her - und der Schnüffler Hoke aus dem Weg.

            Das Buch spielt in einer Zeit, als die Amerikaner die Flüchtlinge aus Kuba anerkannt haben und ihre Anwesenheit somit legalisierten. Der Bart Fidel war damals noch nicht dement, sondern ein cleverer Bartträger mit einem Plan. Wazu die ganzen Spinner und Kriminellen in den Hospitalen und Gefängnissen durchfüttern, schicken wie sie doch in die USA. So kam dann auch "Scarface" in die Staaten. In dieser Zeit also ist der Soziopath Frederick Frenger jr. in Florida aufgetaucht. Und sofort lernen er und die Leser, was legales und staatlich sanktioniertes Betteln einbringt. Sobald man als Religionsgemeinschaft anerkannt ist, hat man fast freie Bahn. Hierzulande nennen sie es Kollekte und was da nach dem Gottesdienst so ins Körbchen wandert, ist unvorstellbar. Fuffies sind da selten einsam, sondern so gut wie immer in einer größeren Gemeinschaft zu finden. Wenn Filmesammeln als eine (meine) Religion anerkannt würde, wäre ich nur zu dem Zweck unterwegs, haha. Tja, die andere Sache ist die, dass die übelsten Figuren aus dem Knast freigelassen werden, weil weder Personal noch genug Platz vorhanden ist. Ist ja hier auch kaum anders, nur dass die meisten Drecksäcke gar nicht erst reinkommen, da hier ja anscheinend Täterschutz statt Opferschutz herrscht und die Medien dazu noch mit ihren Lügen (daher von manchen auch schon als Lügenpresse bezeichnet), Spekulationen, dem Belästigen der Angehörigen und dem Missachten der Privatsphäre zum Zwecke der Auflagensteigerung jeglichen Anstand sausen lassen und den Begriff Pressefreiheit nur zu ihren Gunsten sehr weit ausdehnen. So manch einer würde unter Pressefreiheit mittlerweile gerne verstehen, dass es die Freiheit ist, zumindest manche Presseorgane aus ihrem verlogenen Geldbeschaffungsmetier zu entfernen. Tja, so eine miese - oberflächlich gesehen - Figur ist nun in Miami aufgetaucht. Eigentlich kommt er daher wie ein simpler Gangster ohne Gewissen und ohne jegliches Mitgefühl für seine Opfer. Seine Gefühlskälte macht ihn sofort unsympathisch. Und doch - hin und wieder blitzen Wünsche und Gedanken bei ihm auf, die ihn wirken lassen, wie einen normalen Menschen mit Träumen, wie sie auch sonst jeder für sich hat. Aber das sind nur kurze und kleine Lichtblicke, wenn er sich dann wieder in den naiven, aber rücksichtslosen Sozio verwandelt. Der Fall selbst ist aber nebst den dazugehörigen weiteren Taten eigentlich nur eine deprimierende Milieubeschreibung des Amerika Mitte der 80-er Jahre. Alles ist düster, keiner hat irgendetwas wirklch Optimistisches beizutragen, Erfolge vorzuweisen, scheinen irgendwie am Leben gescheitert in dieser tristen Atmosphäre. Willeford hat zwar etwas lakoischen Humor pointiert gesetzt, aber ansonsten einen echten Gegenentwurf zu TV-Serien über Miami wie "Miami Vice" oder "CSI: Miami" geschrieben. Nix strahlender Sonnenschein, Glitzerwelt und zufriedene Menschen, die Kriminalfälle in einem Tempo lösen, dass sogar Werbepausen dazwischenpassen. So kommt es dann zu einem wenig spektatkulären Showdown zwischen einem Gangster, der bestenfalls als keines Gaunerlicht zu skizzieren ist und einem Bullen, der im Job und Privatleben auch nicht mehr viel zu erwarten hat und recht weit unten angekommen ist. In einem Folgeroman zu "Miami Blues" soll Willeford übrigens Hoke seine beiden Töchter umbringen lassen. Wollte damals  - und bis heute - keiner lesen und das Buch fand nirgends einen Verlag. Dafür aber die anderen drei Bücher "Neue Hoffnung für die Toten", "Seitenhieb" und "Wie wir heute sterben". Alle im Alexander-Verlag erschienen.


            jerry garcia

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            Marvin H. Albert. Kaum ist der Mafiaboss Don Paolo Regalbuto tot, da entbrennt ein erbitterter Kampf um seine Nachfolge. Drei Familien melden ihre Ansprüche auf die Vorherrschaft in der Stadt an. In Las Vegas bestimmen die Vertreter aller wichtigen Mafiafamilien Amerikas, dass Frank, der Sohn des verstorbenen Don Paolo, noch zu jung und zu unerfahren sei, um das Erbe des Vaters anzutreten - ein anderer wird zum neuen Don ernannt. Es gärt im Untergrund. Als DiMorra, ein anderer Anwärter, die schöne Schlagersängerin Ruby Dunne zu seiner Geliebten macht, bricht ein blutiger Krieg aus.

            Frank Regalbuto ist zusammen mit seinen Leuten Vincent und Tony Fargo beim Abwickeln eines Drogengeschäfts, als sie aus dem Hinterhalt beschossen werden. Sie können die Angreifer umnieten und sich mit ihrer Beute vom Feld machen. Im Hauptquartier angekommen, wird Frank mit der niederschmetternden Nachricht konfrontiert, dass sein Vater Don Paolo verstorben ist. Selbstverständlich ist sein Bezirk in Las Vegas jetzt ein Objekt der Begierde unter den anderen Bossen der Stadt, wobei einer, Jimmy Bruno, derzeit einen ausgedehnten Urlauvb auf Staatskosten macht, der erst in rund sechs Monaten enden soll. In dieser Zeit wird er von seinem Buchhalter Louis Orlando vertreten. Nach recht hitzigen Debatten einigt man sich darauf, dass DiMorra Frank Regalbuto unter seine Fittiche nimmt und dem unerfahrenen Mann die Kniffe des Geschäfts beibringt und das Gebiet sowie die Geschäftszweige vorerst unter den beiden anderen Bossen aufgeteilt werden. Dass der Junge nicht ganz so sehr Einfaltspinsel ist, macht er den gierigen Bossen klar, als er beginnt, seinerseits Forderungen zu stellen. Während die Capos aus Vegas nicht ganz damit einverstanden sind, werden sie von den anderen Vertretern aus allen Teilen der USA überstimmt. Doch so einfach gibt sich hier keiner geschlagen. Orlando, der Buchhalter und Vertreter von Jimmy Bruno, plant - auch auf Drängen seiner gierigen Frau hin - sich nach und nach erst den Abschnitt und die Sparten von Regalbuto unter den Nagel zu reißen und danach langsam auch die gesamte Stadt zu übernehmen. Während er seine Intrigen spinnt, kommt Frank mit einer jungen Sängerin namens Ruby nach Hause und stellt sie dann auch DiMorra vor. Dass die Kleine ihre eigenen Pläne hat und er wohl auch deshalb bei ihr bisher nicht zum Zuge kam, muss er bald feststellen. Die will schnell Karriere machen und wirft sich dem alten DiMorra an den Hals, damit er ihr ein Album produziert. Als Frank das mitbekommt, ist Ärger vorprogrammiert und Orlando nutzt diese Gelegenheit ebenfalls für seine Zwecke. Daraufhin bricht der Gangsterkrieg von Las Vegas endgültig aus und fordert etliche Opfer.

            Kurz, knackig, hart und humorlos skizziert Marvin H. Albert den Ausbruch der Gewalt um die Macht in Las Vegas. So wird man als Leser schnell in die Welt der Mafia in Las Vegas eingeführt, die seit "Der Pate" in Buch und Film zu neuen Weihen gekommen ist. Abrupte Szenenwechsel zwischen den handelnden Parteien und etliche Schießereien in den klassischen, fast schon klischeebeladenen Örtlichkeiten (Restaurant, Autowerkstatt) sorgen für hohes Tempo und einen nicht gerade kleinen Leichenstapel am Schauplatz der Verbrechen. Und es wird mit gnadenloser Härte nach den Vorgaben des Autors agiert. Weggeballerte Köpfe oder ein netter Schwefelsäuredrink sind schon recht derber Stoff für ein Buch aus den frühen 70-er Jahren. Verwirrend könnte das etwas sprunghafte Verhalten einiger Figuren sein, die sich mehr oder weniger motiviert im Wechseln der Seiten und ihrer bisherigen Entscheidungen fast schon gegenseitig zu übertreffen suchen. Da muss man schon hin und wieder aufpassen, wer sich gerade mit wem zusammen getan hat. Dass die Affäre einer karrieregeilen Tussi hier die Schuld oder der Grund am Krieg darstellen soll, ist nur eine oberflächliche Betrachtung. Dieser Handlungsstrang ist oder wirkt zumindest bald nur nebensächlich. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf, wird ein Gangster nach dem Anderen aus dem Weg geräumt, die Situation immer unübersichtlicher. Gerade da hapert es dann auch etwas in der Geschichte. Hin und wieder etwas verworren, wird hier das Tempo ausgebremst, obwohl in der zweiten Hälfte des Buches die Actionsequenzen direkt aufeinander folgen. Erst als der kaum in Ersdcheinung getretene Jimmy Bruno aus dem Knast kommt, gewinnt die Story etwas Struktur und Klarheit. Aber da ist schon eine Menge Blut vergossen und das Buch kurz vor dem Ende. Positive Figuren sind hier völlige Fehlanzeige. Das Buch gibt hier in minimalen Nebensträngen ein bisschen "French Connection" zum Besten und wirkt wie ein kleiner, zu kurz geratener Bruder von "Der Pate". Und dennoch: Wer sich mit den Mafiastories anfreunden kann, macht hier nicht wirklich alles falsch mit einem Erwerb der Lektüre. Actionreich und unterhaltsam ist sie schon - und man kommt nicht in die Verlegenheit, die Mängel des Films zu sehen, der von Richard Fleischer mit Anthony Quinn, Robert Foster und Al Lettieri (ich mag den Kerl einfach) in B-Movie-Qualität mit starker Besetzung auf die Leinwand gebracht wurde.


            jerry garcia

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            Peter Benchley. Ein Taucher-Pärchen macht in den Riffs vor den Bermudainseln einen atemberaubenden Fund: Alte Golmünzen und Morphium-Ampullen. Doch ihr Entdeckung bleibt nicht unbeobachtet. Gemeinsam mit einem Schatzexperten entbrennt ein Kampf gegen eine Rauschgift-Bande.

            Gail und David Sanders sind zum Urlaub auf den Bermudas. Schwimmen, tauchen und faulenzen sind ihre Ziele. Doch eines Tages entdeckt David beim Tauchen eine Phiole mit einer klaren Flüssigkeit darin. Er nimmt sie mit hoch und fragt herum, woher sie sein könnte und was sie beinhaltet. Lange dauert es nicht und sie bekommen Besuch von einem Schwarzen, der sich als Sammler seltener Gläser ausgibt und unbedingt die Phiole samt Inhalt will, da man  eim Öffnen ja das wertvolle Glas zerstören oder zumindest beschädigen würde. Jetzt erst recht neugierig geworden, fragen die beiden Urlauber weiter herum und werden an Treece verwiesen, der auf der via kleiner Zugbrücke mit der Hauptinsel verbundenen kleineren Insel St. David's sein Leben als Leuchtturmwärter fristet. Er entlarvt diesen schwarzen Bieter für das Glas sofort als Lügner und erzählt die Geschichte der Phiole. Im Zweiten Weltkrieg wurden Waffen und medizinische Artikel oft mit Segelschiffen transportiert, weil die die U-Boote nicht anlockten und auch nicht auf magnetische Minen auflaufen konnten. Eines dieser Schiffe kam vom Kurs ab und sank hier vor der Küste. Der Inhalt der Phiolen ist reines Morphium, ideal für Drogendealer, um es zu Heroin weiterzuverarbeiten und einen Millionenreibach zu machen. Treece und die beiden Sanders planen nun, wie sie dem Gangsterboss Cloche die heiße Ware vorenthalten können, entdecken bei weiteren Tauchgängen aber noch verschiedene Münzen, die womöglich von einem dieser legendären spanischen Schatzschiffe stammt, da ebenfalls hier gesunken sein muss und nun direkt unter dem Wrack des anderen Transporters liegt. Nun wird es ein Wettlauf mit der Zeit, vor den Gaunern die beiden Ladungen zu bergen und die Polizei einzuschalten sowie den Schatzfund bei der Regierung anzumelden. Doch die Verbrecher sind auch mitten in ihren Vorbereitungen und ein Zusammentreffen beider Parteien scheint unvermeidlich.

            Nach einem Prolog von Ereignissen um 1943 herum darf der Leser sich direkt mit den beiden Protagonisten bekannt machen, wobei die Erinnerung an Jaqueline Bisset als Wet-T-Shirt-Queen schnell wieder lebendig wird. Auch sonst hat sich die Verfilmung nahe an der Vorlage bewegt. Was die Figuren angeht, ist David Sanders nicht gerade der Liebling der angepassten Masse. Er ist ein Abenteuerer, der gerne in den Tag hinein lebt, wenig wirklich ernst nimmt, es an Respekt vor Mensch und Gesetz mangeln lässt, durchaus bereit ist, Gesetze auch zu brechen, wenn es ihm nutzt und einer, der unnötig Risiken eingeht, mit denen er sich selbst und anderen beweisen kann, was für ein toller Hecht er doch ist. Erst im Laufe der Geschichte tritt langsam eine Veränderung in seinem Verhalten und Denken ein, womit auch der knurrige und bodenständige Insulaner Treece zu tun hat. Desweiteren kann Peter Benchley seine Erfahrungen des Tauchens und der Unterwasserwelt durchaus dem geneigten Leser vermitteln (Man achte hierbei auf die Beschreibung, wie sich Blut in seiner Farbe veränder je tiefer es in der See ist) und auch die Location Bermuda mit ihren politischen Vorgängen, ihrer Geschichte und der Menschen dort ist eingängig geschildert, ohne dabei ins Uferlose abzuschweifen und aus dem Thriller eine zähe Angelegenheit zu machen. Der Autor hat eh schon mancherorts viel zu ausführliche Schachtelsätze eingebaut, die sich im ansonsten flotten Stil dann schon etwas hemmend auswirken, weil es dann so gar nicht in den Lesefluss von zuvor passen will. Die latente Bedrohung durch die Gangster, die immer im Hintergrund lauert, will sich im Spannungsbogen für die Leser, die den Film kennen, dann nicht mehr so recht erschließen. Es wurde dann auch alles im Film genutzt: Percy, die Muräne ist ebenso dabei wie der Aufzug, das Goldschiff, die Drogen usw. Selbst eine kleine Hai-Exkursion darf nicht fehlen. Abgesehen von den erwähnten kleinen Ausflügen in die Geschichte der Insel werden Land und Leute hier auf die Gangster und die wenigen Touristen reduziert, man kommt sich fast vor wie bei der Serie "Lost" - kaum Leute oder Bewohner da. Mittig ist das Buch mit den ganzen Recherchen und Informationen von Treece etwas zäh, zieht später wieder an und mündet dann in einem viel zu kurzen Finale. Da hätte man mehr draus machen können. Film hatte mir damals im Kino und später jeweils auf VHS und dann DVD immer wieder gefallen, das Buch hatte aber gerade deswegen unter dem Spannungsmangel erheblich zu leiden. Meine Meinung dazu wäre ohne die Kenntnis der Filme sicher besser ausgefallen. Naja, vermute ich zumindest.


            Offline Elena Marcos

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              Die Verfilmung ist grandios - einelr meiner all-time-classics.

              "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


              jerry garcia

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              Ich könnte mir den auch immer wieder ansehen - wenn nicht so viel anderes Zeug ungesehen hier rumliegen würde.


              Offline Elena Marcos

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                Ich könnte mir den auch immer wieder ansehen - wenn nicht so viel anderes Zeug ungesehen hier rumliegen würde.

                Das sind wir uns einig...

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                jerry garcia

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                George V. Higgins. Eddie Coyle arbeitet für Jimmy Scalisi; er versorgt ihn mit Waffen für seine diversen Unternehmungen. Jackie Brown ist Eddies Bezugsquelle. Dann gibt es noch Foley: Er ist Poliziast und versucht, bei den Aktivitäten der großen Bosse und kleinen Gangster den Überblick zu behalten. Aus Eddie will er Informationen herausholen, aber auch Eddie will etwas, denn eine Hand wäscht die andere. Und schließlich ist da Dillon: Er ist hauptberuflich Barkeeper, hat immer einen guten Draht zu Foley, und er tut so, als sei er auch einer von Eddies Freunden.

                Eddie Coyle ist ein Kleinkrimineller, der beim Transport von Schnaps in einem anderen Bundesstaat erwischt wurde. Bis zur Verkündung des Urteils ist er auf freiem Fuß, doch ihm drohen einige Jahre Bau. Das will er vermeiden, indem er den Bullen Foley mit Informationen versorgt, sodass der beim entsprechenden Staatsanwalt ein gutes Wort für ihn einlegt, um das Strafmaß zumindest in einen erträglichen Rahmen zu drücken. Was sich so einfach anhört, läuft für Eddie aber nicht so simpel ab. Seine Tipps kommen angeblich immer so spät, dass die Kerle, die er verpfiffen hat, schon ihren Coup durchgezogen haben und abgehauen sind. Derzeit ist Eddie damit beschäftigt, Waffen für Jimmy Scalisi zu besorgen und wendet sich an seinen zuverlässigsten Lieferanten. Da werden dann Pläne für Smith & Wesson, Magnums und gar M-16 gemacht, Preise ausgehandelt, Termine festgelegt. Und dann werden Banken überfallen. Durchaus ausgeklügelt und zumeist ohne Tote. Als das passiert, wird die Polizei endgültig hellhörig und Foley bedrängt seinen Freund Eddie, ihm die Verbrecher zu liefern. All die Verhandlungen finden in einer Bar statt, in der der Ex-Knackie Dillon als Barkeeper arbeitet - auch er ein Freund von Eddie. Und Eddie will alles tun, um dem Knast zu entgehen.

                Eine Gangstergeschichte um einen kleinen Gauner, der schon eine Strafe für einen begangenen Fehler hinter sich hat (Bei einer Hand wurden ihm die Finger gebrochen, weshalb er nun den Spitznamen FINGERS trägt.). Das soll ihm trotz einer drohenden Verurteilungen nicht ein weiteres Mal passieren. Von der Polizei mit Versprechungen gelockt, will er sich aus der Situation clever herauslavieren. Daher tritt er mit allen Beteiligten Parteien in einen Dialog, der sich nur auf die nötigsten Sätze und Informationen beschränkt. Zynischer Humor (Allein schon der Titel, der auch im Original so lautet) und unterkühlte Charaktere, die zwar reden, aber immer Hintergedanken dabei haben. Wer verrät hier wen? Wem kann man trauen? Die Polizei ist jetzt auch nicht gerade dafür bekannt, ein gegebenes Versprechen wirklich zu halten. Und Eddie? Der will nur in Freiheit bleiben und weiter an seiner Karriere als Kleingauner arbeiten, ohne groß behelligt zu werden oder gar aufsteigen zu wollen in der Hierarchie. Er kommt so gerade durch und das reicht ihm. Die Story spielt im dunklen Milieu der Verbrecher, die sich in Spelunken rumtreiben, beobachtet von der Polizei, die versucht über diese kleinen Fische an die Haie ranzukommen. Alles wirkt schmutzig wie in Hinterhöfen, lässt nur hin und wieder den Flair der frühen 70-er erkennen (Das Buch wurde 1971 geschrieben) und wirkt oft deprimierend auf den Leser, da alle bzw. der Großteil der auftretenden Gestalten zur Sorte der Verlierer zählt. Sympathisch ist eigentlich auch keiner, war wohl so auch nicht beabsichtigt. Schnörkelloser Blick in die Gangsterwelt, der durch die kurzen Dialoge, die dennoch die eigentliche Handlung entwickeln, seine Faszination bezieht. Die Taten der Ganoven werden nur in kurzen Abschnitten gestreift, die Typen selbst sind sicher keine harten Kerls mit weichem Kern. Letzter fehlt denen nämlich. Selbstverständlich muss bei dem Namen Jackie Brown jetzt vermutlich jeder seinen Tarantino-Senf dazugeben, aber mittlerweile wird der doch eher nur noch überschätzt. Peter Yates jedenfalls hat mit Robert Mitchum als Eddie und Peter Boyle als Schmierlappen-Barkeeper einen gelungenen Film daraus gemacht. Buch und Film sind lohnende Objekte für eine nähere Betrachtung.


                jerry garcia

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                Tim Miller. Eddie Mason ist ein freundlicher, kleiner Mann. Und mit viel Liebe lehrt er seinen Kindern Brandi und Jeffrey die abscheuliche Kunst des Tötens. "Familienmassaker" ist eine Reise voller Folter, Kannibalismus und Irrsinn. Tim Miller treibt den Leser in eine Welt voller Tabus.

                Die Kellnerin Carla, die in einem schmuddeligen Stripschuppen entgegen den Wünschen des notgeilen Eigentümers "nur" als Kellnerin arbeitet, lässt sich am Abend ihren Lohn auszahlen und verlässt den Laden, um nach Hause zu fahren. Doch auf dem Parkplatz steht plötzlich ein kleiner Bub hinter ihr, der eine Maske wie aus dem Film "V wie Vendetta" trägt. Sie spricht ihn an, erhält aber keine Antwoert, sondern wird nur angestarrt. Langsam bekommt sie es mit der Angst und kurz darauf wird sie angegriffen und per Baseballschläger betäubt. Sie findet sich in einer Art Lagerschuppen wieder. Gefesselt, wehrlos. Dann betreten ein Erwachsener und zwei Kinder - maskiert als Guy Fawkes - den Raum und ihr Martyrium beginnt. Unterdessen hat ihr Chef am Morgen festgestellt, dass ihr Wagen immer noch da steht und die Polizei angerufen. Die Polizistin Julie findet Hinweise auf die gewaltsame Entführung am Tatort und bekommt als Partner Ben zugewiesen, den sie absolut nicht ausstehen kann und dem es ein echter Spaß ist, sie immer wieder anzumachen. Carla hingegen wurde filetiert und in Stücke geschnitten, teilweise von den drei Entführern verzehrt, der Rest für die Familienkühltruhe mit nach Hause genommen. Frisches Fleisch von der Jagd, wie er seine zänkischen Xanthippe von Ehefrau mitteilt. Die hackt wie üblich auf ihm herum, was seit seiner Arbeitslosigkeit vor rund einem Jahr immer schlimmer geworden ist. Eddie Mason stellt sich vor, wie es in ihrem Magen rumoren würde, wenn sie wüsste, was für Fleisch sie da isst. Im TV sieht er dann, wer den Fall vom Stripschuppen bearbeitet und hat eine Idee. Er mogelt sich als IT-Spezialist, der er vor seiner Entlassung auch war, bevor sein Job nach Indien ausgelagert wurde, und präpariert den Computer der Polizistin, lernt dabei auch deren Freundin Sarah kennen. Die ist für ihn das ideale Objekt, um Julie in eine Falle zu locken. Sarah entführt, Julie angerufen und instruiert, was sie zu tun hat und schon hat er beide Frauen in der Gewalt. doch Julie hält sich nicht an ihre Anweisungen und nimmt Ben  mit, der ihr Rückendeckung geben soll. Doch ihr Plan misslingt. Jetzt haben Eddie und seine Blagen drei Fleischlieferanten in ihrer Gewalt - und die ahnen nicht einmal, was da auf sie zukommt.

                Tim Miller scheint den Bewohnern seines Lone Star States ja einige Schandtaten zuzutrauen. Nach "Willkommen in Hell, Texas" spielt auch "Familienmassaker" in der Heimat des Alamo und von Tim Miller. Viel Tiefgang oder Charakterzeichnung hat die Story nicht, aber etwas Politsche Korrektheit, die den Figuren aber nichts nutzt und eine Geschichte um Gewalt in der Ehe, die hier von der Frau ausgeht, lassen den Schluss zu, dass der Autor seinen Eddie so skizziert hat, dass er die langen Jahre der Unterdrückung durch seine Angetraute in Gewaltphantasien verarbeitet hat, die letztendlich zum Ausbruch kommen. Aber stark fühlt sich der kleine, eher schwächliche Mann mit Hang zur beginnenden Glatze nur, wenn er eine Maske trägt, nicht mehr als der wicht zu erkennen ist, den seine Frau in ihm sieht und ihm immer wieder vorwirft. Um so etwas wie ein "geregeltes" Familienleben zu haben, nimmt er seine Kinder mit auf die Pirsch und Menschenjagd. Und die Kinder, die natürlich in jungen Jahren durch die Erziehung durch ein Elternteil, das sich ständig um sie kümmert, leicht beeinflussbar sind, gehen den Weg des Vaters mit, sie werden wie er. Psychogramm eines kleinen Verlierers sozusagen. Kurz und knapp dargelegt, ohne ins Fabulieren zu geraten. Als Spannungseffekt hätte man vielleicht den Namen oder die Identität des Texas-Kannibalen noch etwas im Dunkeln lassen sollen. Aber das hätte vielleicht auch den Rahmen der Story bzw. der angedachten Seitenzahl gesprengt. In der Kürze liegt die Würze (Die meisten doofen Sprüche dazu hab ich im Laufe der langen Jahre sicher schon unbedacht rausgehauen, aber wenn jemand was Neues hat - her damit.). "Familienmassaker" ist wahnwitzig und hat tatsächlich als Humor den Autoaufkleber "Suche Nymphomanin mit Schnapsladen" aufzuweisen, ist aber sonst todernst und brutal mit einer kräftigen Portion Härte ausgestattet, während die sexuelle Komponente in diesem Buch keine Rolle spielt, aber dafür irre und verstörend ist sowie eine gewisse gruselige Atmosphäre zu verströmen weiß. Dass es einige unappetitliche Szenen gibt, dürfte man bei einer Kannibalengeschichte in der Festa Extrem-Reihe wohl fest angenommen haben, aber zum Veganer werden muss man deshalb nicht, die Armen haben unter blöden Sprüchen ob ihrer Ernährungsentscheidung eh schon genug zu leiden. Und für die Freunde des Vorzeigemexikaners heißt ein Gerichtsmediziner selbstverständlich mit Nachnamen Trejo. Vorname wurde nicht erwähnt. "Familienmassaker" gehört jetzt eindeutig zu den besseren aus der Extrem-Reihe. Fein.