Buchrezensionen

Gast · 1193 · 179120

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jerry garcia

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S. Jonathan Davis. John ist Vater. Das war er nicht immer. Vor der Apokalypse hatte er einen anderen Job. Sieben Monate nach den Ereignissen von 900 MEILEN treffen wir wieder auf Kyle und John, die sich nach Avalon zurückgezogen haben. Sie müssen die schützenden Mauern verlassen und sich in die Welt wagen, die von den Toten beherrscht wird. Sie müssen plündern. Eigentlich sollte es ein Routineeinsatz sein, jedoch merken sie schnell, dass Kräfte im Spiel sind, die diese Reise alles andere als leicht machen.

Sie ahnen nicht, in was sie sich da wirklich hinausbegeben. Zu viert sind sie unterwegs. Neben John und Kyle noch andere Mitstreiter. Sie werden von einer Gruppe gefangen genommen, die sich als Elite sieht und die mit harter Hand über ihr Gebiet herrschen will. Dennoch gelingt es ihnen, dem neuen Tyrannen zu entkommen. Sie greifen sich einen seiner Helis und düsen ab. Doch leider müssen sie runter, die Waffen der Gegner haben ihr Luftgeährt beschädigt und sie landen in einem See. Sie müssen raus, bevor sie ersaufen. Doch dort am Boden des Sees spazieren Zis herum - und die sind jetzt nicht nur neugierig geworden, sie sehen dort Nahrung im Inneren zappeln. Mit einer List gelingt es, dass zumindest drei von ihnen aus dieser Wasserfalle abhauen können. Jetzt müssen sie sich zu Fuß durchschlagen und das erweist sich auch nicht gerade als einfach. Eine richtig große Meute von Zombies kommt auf die Menschen zu, die auch noch von den Killern verfolgt werden. In einem riesigen Waldgebiet, ein Park - nur ohne Ranger -, werden sie gestellt. Doch bevor es ihnen an den Kragen gehen kann, kommen ihnen die Zis unfreiwillig zuhilfe und dezimieren den anderen Feind. Bevor die Zis sich auf die kleine Gruppe konzentrieren kann, heiß es nix wie ab. Sie flüchten auf einen Bergrücken, auf dem ein zerschelltes Passagierflugzeug mit teilweise noch angeschnallten Fluggästen liegt, die jetzt untot in ihren Gurten zappeln. Sie finden dort sogar noch etwas zum Knabbern, alte und fade Erdnüsse. Von dort geht es weiter in die Richtung abseits der Feinde, Richtung Avalon. Dort angekommen, muss man sich sofort auf die Konfrontation mit ihrem Feind, dem Tyrannen und den Zi-Horden vorbereiten.

"When the hammer falls". Der Autor schickt seinen Protagonisten also auf eine weitere gefährliche Mission im Zi-Land. Was ihn dort erwartet, ist unaussprechlich. Dass der Mensch in so einer Situation die schlimmste aller Bestien ist, gehört zum schieren Ablauf einer solchen Geschichte, bringen Notsituationen schließlich nicht immer das Beste im Menschen hervor. Und daher lässt S. Jonathan Davis seinem Helden auch die Zeit, darüber nachzusinnen, dass es früher so anders gar nicht wahr. Die meisten Chefs waren Psychopathen auf Ego-Trips, die über Leichen gingen, wenn sie Erfolg witterten. Und ging etwas schief, nannte man das Verantwortung übernehmen und entließ die Leute, für die man eigentlich verantwortlich sein sollte. Es war nicht so blutrünstig, aber ebenso skrupellos. Es wurde gelogen, die Schwächeren in die Ecke gedrängt und wer anders als die Masse war wurde ausgegrenzt, bloßgestellt und manchmal auch verfolgt. Aber sobald dann richtig Zug in die Geschichte kommt, man die Bilder von der Donnerkuppel und anderen Szenen um den verrückten Max vor Augen gezaubert bekommt, dann ist man mittendrin in einem Krieg, der mit verbissener Härte geführt wird. Hubschrauber, Zombiebomben, schwere Waffen und Körper zerfetzende Munition, Stripes ohne Stars, Verräter in den eigenen Reihen und Massenszenen mit hungrigen Zi-Mäulern vor der Befestigung. Ging es nach einer Einleitung im Buch vorerst noch einigermaßen ruhig zu und das Tempo war eher Schleichgang, wurde es bald besser, viel besser. Spannend, rasant und atemberaubend. Ein fetziger Actionparcour, der gerade im langen Showdown keine Wünsche offen und kein Auge trocken lässt. John schwingt seinen Hammer und lässt Schädel knacken, andere werfen Bomben, nutzen Speere und der Munitionsverbrauch ist verdammt hoch, es gibt sogar die eine oder andere Überraschung in der Handlung. Kurz eingeworfene Gedanken zu dem,was wir heute Zivilisation nennen, können das Thema der Verrohung der Gesellschaft in all dem Rabetz nur streifen. Kleine Denkansätze in einem Buch, das man ohne zu lügen fast and furious nennen kann. Zombielektüre, die zwar keine weltbewegenden Neuerungen bringt, aber das Genre sehr gut als Vertreter der besseren Sorte vertritt. Die Anschaffung hab ich jedenfalls nicht bereut, auch wenn der Humor hier nur hin und wieder aufblitzt.


jerry garcia

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William R. Forstchen. Es beginnt als abenteuerliche Idee - und wird zur größten Hoffnung der Menschheit! Mit einer 36.000 Kilometer hohen Säule ins Weltall wollen die Wissenschaftler Gary und Eva Morgan nicht nur die Besiedlung anderer Planeten ermöglichen, sondern auch die weltweite Energieknappheit und das Problem der globalen Erwärmung in den Griff bekommen.
Allen Hindernissen zum Trotz halten sie an ihrem Traum fest, bis das gewaltige Konstrukt auf einer Insel im Pazifik tatsächlich Gestalt annimmt. Doch einflussreiche Politiker und Erdölmagnaten schrecken vor nichts zurück, um das Projekt zu boykottieren. Immerhin droht es, die bestehende Wirtschaftsordnung aus den Angeln zu heben und die Macht auf der Erde völlig neu zu verteilen.

Die Wissenschaftler Dr. Gary Morgan und dessen Ehefrau Dr. Eva Morgan haben einen Plan, der die Welt verändern wird. Sie lernten sich als Assistenten von Professor Erich Rothenberg und entwickelten einen Plan, wie man die Ressourcen auf der überbevölkerten Erde schonen könnte. Gemeinsam mit dem Professor machten sie sich nach Jahren daran, weitere Gelder für die NASA aus dem Budget des Staates zu erhalten. Doch bei den engstirnigen Senatoren erwies sich das als nicht gerade einfach. Die Rettung des Projekts kommt von Franklin Smith, einem Selfmade-Milliardär, der in ihr Vorhaben etliche Milliarden, fast sein gesamtes Vermögen, zu investieren gedachte. Der Bau stellt große Herausforderungen an alle. Es gibt Unfälle, Rückschläge, Krankheiten, die den Fortschritt verzögern. In der Wirtschaft herrscht große Skepsis, andere Nationen fürchten um ihre Pfründe. Es kommt sogar zu einem Anschlag mit Raketen auf den ersten Abschnitt ihres wegweisenden Projektes. Den wahren Schuldigen konnte man nicht ermitteln. Über Jahre hinweg zieht sich das Wagnis, doch immer mehr können sie die Welt von dem Nutzen und der Innovation ihres Baus überzeugen. Selbst die Tochter, die während dieser Jahre erwachsen wird und selbst ihren Doktortitel erhält, wird eingebunden und geht den Weg mit ihren Eltern und deren Unterstützern.

Ich fang mal mit dem an, was mich doch gestört hat. US-Onanie vom Feinsten. Lobeshymnen und Selbstbeweihräucherung ohne Unterlass. Und das von mir, der ich die America First-Actioner doch so sehr schätze. Aber wenn das Eigenlob der besten und einzig wahren Nation der Welt nicht durch etwas Action durchsetzt wird, ödet es doch irgendwann an. Das Drama nimmt schon von Beginn an seinen Lauf, wenn vor einem Ausschuss in einem Nebensatz quasi den Nationen wie China und Indien der "Schwarze Peter" (ist das politisch überhaupt noch korrekt?) zugeschoben wird, dass die Ressourcen der Welt abnehmen und die Zerstörung der Umwelt zunimmt. Davon, was die Spitzenkraft alles zerstört hat, ist keine Rede. Und dann die dereinst 16-jährige Tochter. Wie mutig und stolz sie einen Senator angeht und wie erfreut die Eltern und die Nation ob dieser Einlage sind. Leider sind derartige Phasen etliche vorhanden und so ganz nebenbei werden andere Nationen oder Andersdenkende als störende Hindernisse eingestuft. Einen hab ich noch: Die Klischees!! Böse Russen, fiese Nazis, überhebliche Senatoren und ach so viele Gutmenschen - nichts davon darf fehlen. Meine Güte, selbst die olle Enterprise muss herhalten. Dabei kann der Autor doch recht gut erzählen, wie er schon einige Male bewiesen hat, auch wenn er wie der in den Danksagungen genannte W.E.B. Griffin IV zu der Sorte gehört, die ihre einzigartige Nation als das Nonplusultra der gesamten Welt hinstellen. Rund zwei Drittel des Buches wird der Leser mit Fakten und Fiktionen zum Thema Forschung und Gedankenexperimenten versorgt. Sehr wichtig dabei ist, dass er - wenn auch mit der rosa US-Brille - auf die politischen und ökonomischen sowie ökologischen Aspekte einer solchen Herausforderung eingeht, auch wenn der Bau des Turms, die Vision, die dahintersteht, entschieden mehr Raum einnimmt. Aber es sollte ja auch kein wissenschaftlicher Exkurs sein, sondern ein Unterhaltungsroman, der ein Abenteuer sondergleichen skizziert. Und nachdem zwei Drittel der Geschichte erzählt sind, die internen Konflikte abgehakt wurden, zieht auch das Tempo an. Verschwörungen und Attentate kommen zu ihrem "Recht". Das Spannungslevel wird eindeutig erhöht. Zudem wird nach und nach der dramatische und emotionale Part hervorgehoben. Irgendwie passte ab hier alles viel besser zusammen, ging Hand in Hand und diente trotz mahnender Worte bezüglich sozialer und kultureller Entwicklungen vorzüglich der Unterhaltung mit einem gewissen Anreiz zum Nachdenken (US- und NASA-Hohelied mal weggelassen, ebenso die undifferenzierte Lobhudelei zum Kapitalismus ohne Staatskontrolle und diverse "Pathos-Attacken"). Insgesamt eine recht ordentliche Lektüre, in der zwar die propagierte und einseitige US-Heroisierung störend wirkt und man das erste und zweite Drittel vielleicht zu sehr hervorgehoben hat, die ihren Unterhaltungswert durchaus unter Beweis stellen konnte. Besonders dann, als es im letzten Drittel recht flott wird und man das Buch nicht mehr aus der Hand legen will. Mein Urteil über das gesamte Buch mit seinen 570 Seiten ist wegen dem etwas zähen Teil über zwei Drittel leicht zwiegespalten, aber man wird dann doch auf rund 200 Seiten für seine Geduld belohnt. Also nicht gleich aus der Hand legen, wenn man glaubt, das Buch käme nicht in die Gänge. Das tut es, man muss nur dran glauben und durchhalten.


jerry garcia

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Eric van Lustbader nach einer Figur von Robert Ludlum. Jason Bourne ist am Boden zerstört, als seine Gefährtin, die Mossad-Agentin Rebekka, bei einem gemeinsamen Einsatz in Mexiko getötet wird. So nimmt er den Auftrag an, für den ihn der Chef des israelischen Geheimdienstes gewinnen will: den chinesischen Minister Ouyang Jidan auszuschalten, der nicht nur für Rebekkas Tod verantwortlich zeichnet, sondern mit seinen dunklen Plänen eine Bedrohung für die gesamte westliche Welt darstellt.

Nach dem Tod von Rebekka, den der chinesische Ouyiang Jidan geschickt hatte, um seine Mitwirkung bei den Drogengeschäften des Maceo Encarnacion zu vertuschen, ist Bourne nun in Israel, um Ruhe zu finden. Zuvor aber hat er im Libanon noch Encarnacion eliminiert. Und die Israelis wollen Bourne nun dazu benutzen, dass er auch den Chinesen kaltstellt. Bourne lässt sich darauf ein. Ein erster Versuch in China scheitert fast kläglich, doch es gibt eine weitere Chance: Maricruz, die mexikanische Gattin von Jidan. Sie ist nach Hause gereist, um dort die Geschäfte ihres verstorbenen Vaters zu übernehmen. Sie plant tatsächlich, die verschiedenen Kartelle unter einen Hut zu bringen. Doch so einfach ist das nicht. Jeder will die Führungsrolle im Geschäft des großen Geldes übernehmen und schon bald muss Maricruz um ihr Überleben kämpfen. An ihrer Seite: Bourne, der sich erst als Arzt vorstellt, ihr aber später reinen Wein einschenkt. Sie will den Leiter der Drogenbehörde, der ein doppeltes Spiel angezettelt hat und der Mörder eines israelischen Mossad-Mannes ist, zur Strecke bringen und somit auch den Drogenhandel in Mexiko empfindlich stören, der mit zur Finanzierung chinesischer Attacken gegen den Westen beiträgt. Aber ihr geht es nur um Rache, während Bourne neben diesem Aspekt auch noch für seine Auftraggeber kämpft - die Israelis.

Dieser neue Anlauf, Jason Bourne in ein Abenteuer Marke Robert Ludlum zu schicken, scheitert an zwei Dingen. Punkt eins ist, dass die Figur des Jason Bourne im Laufe der Jahre immer mehr zu einem 08/15-Allerweltsagenten wurde, der in der Massenware untergeht. Erinnerungen an den Mann auf der Suche nach seiner Vergangenheit, der sich in den Ränkespielen der US-Geheimdienste verstrickt und nicht weiß, wem er überhaupt glauben kann, ist nahezu völlig verschwunden. Hin und wieder blitzt mal ein Funke einer Rückblende auf, aber es reicht längst nicht, um die Klasse von Robert Ludlum auch nur annähernd zu erreichen. Der zweite Punkte ist, dass ich gerade zuvor "Verfolgt" von David Baldacci gelesen habe und dieses Buch mehr Robert Ludlum ist, als die meisten, bei denen dessen Name groß auf den Buchdeckel gedruckt wurde. "Die Bourne-Vergeltung", die direkt an "Der Bourne-Verrat" anschließt, ist leider nur eine Aufzählung von Actionszenen, möglicherweise schon für eine hektische Verfilmung vorpräpariert, ohne dass Spannung groß aufkommen mag. Alles vorhersehbar, alles ohne jegliche Überraschung. Selbst die Szenarien im Reich der Mitte sind recht simpel und ohne viel Feingefühl skizziert, keine undurchschaubaren Politiker mit ihren Ränkespielen, nur böse und böser. Was folgt, ist jeweils klar zu erkennen und birgt keinen großen Aha-Effekt. Lustbader lustlos? Könnte man so meinen. Oder angepasst an die Masse. Gerade der Schluss trägt noch einmal derartig dick auf, dass mir die Endszene von "Verfolgt" schon fast perfekt gelungen vorkommt. Ein einziges Anbiedern an den Mainstream, große Gefühle für großes Kino, zum Würgen süß. Kann man als laues Actionhäppchen ohne allzuviel Brimborium mal lesen, so nebenbei, aber wirklich empfehlen würde ich es nicht. Da fehlt einfach Ludlums Gespür für eine Besonderheit, einen finalen Kniff.


jerry garcia

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Ben Wallace. Die postapokalyptische Welt ist gar nicht so schlimm. Sicher, es gibt Mutanten. Aber für die Menschen in New Hope besteht der tägliche Überlebenskampf nicht so sehr aus der Suche nach Nahrung oder Medizin, viel schwieriger ist es, neue Spieler für ihre Kickball-Teams zu finden. Dies macht es einem postapokalyptischen Krieger nicht einfach, Arbeit zu finden. Gott sei Dank ist da eine Armee von Mördern und Brandschatzern auf dem Weg in die friedliche Stadt, um sie dem Erdboden gleichzumachen. Nur eine Handvoll ausgebildeter postapokalyptischer umherziehender Krieger kann sie aufhalten. Gleich zwei haben ihre Dienste angeboten. Einer von ihnen ist eingeladen, zu helfen. Der andere wird zurück in die Einöde geschickt. Doch haben die Stadtbewohner die richtige Wahl getroffen? Werden sie gerettet werden? Und was hat es eigentlich mit den SSB’s, den superschlauen Bären, auf sich?

Jerry kommt nach New Hope und will sich dort als Krieger und Arbeiter andienen. Der Stadtschreiber Roy ist skeptisch, ausserden kann er sich keinen Fehler leisten, da er demnächst bei der Wahl des Bürgermeisters gegen den amtierenden Amtsinhaber antreten will. Jerrys Werdegang und seine Fertigkeiten überzeugen ihn nicht und so lässt er ihn aus der befestigten Stadt recht rüde entfernen. Vor dem Stadttor, mit dem Gesicht im Staub, bemerkt er über sich eine Gestalt. Es ist Logan, ein weiterer Krieger aus der Gattung postapokalyptisch umherziehend. Auch er möchte einen Posten in New Hope. Während also Jerry von dannen zieht, geht Logan nach drinnen und kann den Stadtschreiber von seinem Nutzen überzeugen. Jerry lässt die ummauerte Stadt hinter sich und begibt sich zu seinem Winnebago, der mit Hündin Chewey, allerhand Waffen, Nahrung sowie großem TV mit unzähligen DVDs ausgerüstet ist. Zusammen setzen sie ihre Reise fort und kommen nach Vita Nova. Doch diese Stadt existiert nicht mehr. Sie wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nur zwischen den Trümmern und der Asche findet Jerry Erica, eine Überlebende, die ihm erzählt, dass die nicht getöteten Bewohner von den Angreifern als Sklaven mitgenommen wurden. Gemeinsam ziehen sie weiter und treffen im Wald auf die SSBs - die superschlauen Bären. Nach diesem Abenteuer ziehen sie mit weiteren Gefährten wieder Richtung New Hope, wo Erica hinmöchte. Unterwegs werden sie von Männern des Majors angegriffen und nachdem sie diese abgewehrt haben, erzählt Erica, dass genau jener es war, der Vita Nova überfallen und niedergebrannt hat. Auch die Mannschaft um den Major ist auf dem Weg nach New Hope.

Ganz eindeutig hat Steffen Janssen vom Luzifer-Verlag (JA, ich hab den Verlag erwähnt! Zufrieden, der Herr? Hihi) richtig spaßige Lektüre. Dazu kommt, dass der genial-verrückte Cover-Illustrator mit dem schräg-schrecklichen Filmgeschmack, nennen wir ihn der Einfachheit halber einmal Michael, die Rückseite des Covers mit einer Figur ausstattete, die - wie er mir im Vertrauen verriet (selber Schuld) - inklusive Sabber ein sehr detailgetreues und realitätsnahes Selbstproträt von ihm darstellen soll, und damit die Vorfreude auf das Buch noch unterstrichen hat. "Mad Jerry - Der postapokalyptische umherziehende Krieger" bietet alles, was das Leserherz eher schlichter unangestrengter Literatur sich wünscht. Eine Menge Humor, der auch zu zünden weiß, Action satt und viele Anspielungen auf Filme und Serien, die man so kennt. Sei es der böse Major, der nicht von ungefähr an den Gouverneur aus "The walking dead" erinnert oder die Szenerie von "Mad Max" mit Autoverfolgungsjagden, Schrotflintenexplosionen und Flammenwerfern rund um den Winnebago. Selbst MacGyver darf nicht fehlen. Augenzwinkernd, schräg und manchmal auch albern werden Bürokraten und Despoten durch den Kakao gezogen, Dallas von einem Mutanten beherrscht, dem "Ring of fire" von Johnny Cash nicht bekommt und der im Übrigen auch aus einem John Aysa-Buch entkommen sein könnte (Aber Prinzessinnen trifft er hier nicht, sodass der Erotikanteil gen null tendiert). Hier wird gnadenlos alles auf die Schippe genommen, wobei natürlich die ganze Palette der Endzeitklischees bevorzugt veräppelt wird. Und ganz kurz blitzt hin und wieder mal die Kritik  am modernen Technikwahn und der Schlemmerei im Goldbogen-Billigkochtempel auf, um aber ganz schnell wieder dem Humor und der Action ihren wohlverdienten Platz einzuräumen. Da Buch macht von Beginn an bis zum Schluss nach rund 230 Seiten (Plus ner kurzen Bonusstory von 10 Seiten) richtig Freude, wartet hin und wieder mit nem netten Headshot auf, lässt auch literweise Blut durchs Gelände suppen und bietet Verfolgungsjagden, die gewissen Vorbildern in nichts nachstehen. Anspruchslos - ja, aber sicher. Actionreich - kann man so gelten lassen. Witzigkeit - kennt keine Grenzen. Und dazu noch ein besonderer Dank an den veröffentlichenden Verlag, dass er ohne Mehrkosten für den Kunden das Kapitel 34 gleich doppelt mitgeliefert hat. so hat man länger was von dem Spaß. Wer also witzige, abwechslungsreiche Lesekost mit feinen Actioneinlagen und einigen kleinen Überraschungen für Freund und Feind lesen will, der sollte hier zugreifen. Meiner Ansicht nach kann man das bedenkenlos tun. Aber wie immer - es ist halt Geschmackssache und die Geschmäcker sind eben verschieden. Von Ben Wallace darf gerne mehr kommen, lieber Verlag!!!


jerry garcia

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David Baldacci. Als knallharter Killer ist Will Robie genau der Mann, den die US-Regierung ruft, wenn es um die Eliminierung der schlimmsten Staatsfeinde geht. Niemand kann es mit Robie aufnehmen - niemand außer Jessica Reel, eine Kollegin von Robie. Die hat nun offenbar die Seiten gewechselt, weshalb Robie sie zur Strecke bringen soll. Doch als er die Verfolgung aufnimmt, findet er heraus, dass hinter Jessicas Verrat etwas anderes steckt, als man ihm weismachen wollte. Zusammen decken die zwei Killer eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes auf.

Ein Mann, der sicher in seinem Bunker sitzt und von dort aus die Einsätze leitet, wird erschossen. Robie hingegen macht sich bereit, einen Auftrag auszuführen. Alles ist vorbereitet, sämtliche nötigen Informationen an ihn weitergeleitet. Dann ist es Zeit für den finalen Schuss. Perfekter Treffer. Genau studierter Fluchtplan wird eingehalten. Typisch Robie. Und dann erhält er einen Anruf. Blue Man hat einen weiteren Job für ihn. Er soll die Kollegin Jessica Reel aus dem Weg räumen, die angeblich durchgeknallt ist oder für einen feindlichen Dienst arbeitet. Es entwickelt sich ein Duell der Killer, bei dem anfangs sogar Reel im Vorteil ist und Robie einem Hinterhalt nur knapp entkommt. Er lässt seine Wunden versorgen und macht sich wieder an die Arbeit. Doch er muss feststellen, dass ihm Steine in den Weg gelegt werden, die nicht von Reel stammen. Da sind Teams unterwegs, die Zeugen ausschalten und jeden auslöschen, der auf Reels Seite stehen könnte. Bald erscheint ihm das Ganze Szenario getürkt, kommt ihm recht viel spanisch vor. Und dann gibt es ein Treffen mit Reel. Sie kann Robie zwar nicht völlig von ihrer Unschuld überzeugen, gibt ihm aber zu denken. Er stellt eigene Nachforschungen an, wird getäuscht, hinters Licht geführt, auf falsche Fährten gelockt und immer weider bekniet, Reel endlich auszuschalten. Das wird ihm zuviel. Er erkennt, dass Reel wohl nicht die Verräterin ist, als die man sie hinstellen will und schlägt sich auf ihre Seite. Zusammen machen sie sich daran, einen komplizierten Plan aufzudecken, der die Welt verändern könnte.

Als Autoren, die ihre Figuren als Profi-Killer skizzieren, überzeugen am ehesten Tom Wood und Russell Blake. Der Eine lässt seinen Killer einfach als berufsmäßigen Mörder von der Leine, der sich den Job schlicht ausgesucht hat und nicht auf irgendwelche Traumata verweisen will. Es tötet gegen Geld jedes Ziel, das ihm genannt wird. Der Andere lässt seinen Killer aus schlicht  eigennützigen Motiven auf die Gegnerschaft los. Keine Winselei um irgendwelche Probleme aus früheren Zeiten. Robie - und später auch Reel - bekommen hingegen fast den gleichen Background: Waisen, geschlagen, Außenseiter, die sich durchkämpfen mussten und irgendwie keine andere Wahl hatten, als in den Dienst ihrer Regierung zu treten und für die zu töten. Natürlich immer die Richtigen, die Bösen. Was richtig und was böse ist, entscheidet selbstverständlich die US-Regierung (maßt sie sich ja auch in der Realität an). Kurz: Robie ist ein Killer zum Liebhaben. Der Mainstream braucht eine solche Figur mit Herz und einer gewissen Korrektheit, um auf "Linie" zu bleiben und natürlich nicht anzuecken. Daher kümmert sich Robie ja auch um die Jugendliche aus "Der Killer", ist fast schon ein Gerechtigkeitsfanatiker und würde nie Unschuldigen etwas antun. Also ist auch "Verfolgt" kein Abweichler von der gewählten Strategie. Was man dem Buch aber zugute halten kann, ist, dass es mehr Robert Ludlum ist, als so mancher Roman, auf dem nach dessen Ableben sein Name noch weiter vermarktet wird. Undurchsichtige Figuren, Verräter, Fallen und Hinterhalte - und nicht alles sofort zu erkennen, sieht man mal von Reel ab. Doch das ist ja schon nach dem Lesen des Klappentextes bekannt. Die Story bleibt rasant und abwechslungsreich, Shootouts und Explosionen, Ränkespiele und politische Winkelzüge - immer wieder eine unerwartete Wendung. Ja, es ist sogar von Vorteil, dass hier auf dem Buchdeckel nicht der Name Robert Ludlum steht, weil die Story deshalb völlig unerwartet einen solchen Weg einschlägt. Action bis hin zum Showdown, der aber zumindest an einer Stelle etwas mager ausgefallen ist und in letzter Konsequenz dann doch wieder viel zu sehr um das Wohlwollen der Massen buhlt. Bis auf die erwähnten Kleinigkeiten eine positive und daher gelungene Überraschung, die sich schnell und spannend liest, mit Cliffhangern für Lesefluss sorgt und sicher wenige Thrillerautoren zu scheuen braucht. Mir hat es überraschend gut gefallen, gerade weil ich von David Baldacci zuletzt öfter mal enttäuscht gewesen bin.


jerry garcia

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Kealan Patrick Burke. An einem glühend heißen Sommertag in Elkwood, Alabama taumelt Claire Lambert nackt, verletzt und halb blind von einem Ort des Grauens davon. Sie ist die einzige Überlebende eines Alptraums, der ihre Freunde das Leben gekostet hat. Und obwohl sie für Rettung betet, kommen die Killer – eine Familie kannibalischer Geistesgestörter – immer näher. Ein Soldat, der an posttraumatischer Belastungsstörung leidet, kehrt aus dem Irak zurück und erfährt, dass sein Bruder zu den Opfern in Elkwood zählt. Im eingeschneiten Detroit bekommt eine Kellnerin, die in einer von Missbrauch geprägten Beziehung gefangen ist, unerwarteten Besuch, der zu Blutvergießen führt und sie in eine Vergangenheit zurückversetzt, vor der sie jahrelang zu fliehen versucht hat. Claire, die alleinige Überlebende des Elkwood-Massakers, wird von ihren toten Freunden heimgesucht und träumt von Rache.  Ein Traum, der von Trauer und Wut real wird, der gute Menschen in kaltblütige Mörder verwandelt und Fremde gezwungenermaßen zu Verbündeten werden lässt. Es ist Zeit, nach Elkwood zurückzukehren.

Claire stolpert schwer verletzt, völlig derangiert und ohne wirkliche Kontrolle über ihre Gliedmaßen über ein Stück Weide davon. Sie flüchtet vor erbarmungslosen Killern, die sie und ihre Freunde gefangen hatten und folterten. Sie konnte einen der Typen niederstechen und fliehen, doch sie wird vom Famlienmitglied Luke verfolgt. Dennoch schafft sie es über einen Stacheldrahtzaun, der die Weide von der Straße abgrenzt, und bleibt dann auf dem Asphalt liegen. Der junge Pete kommt mit seinem Vater Jack in deren Wagen direkt auf sie zu. Jack will weiterfahren, aber Pete sieht die Frau und so stoppen sie und laden sie ein. Claire kann nach Hause kommen, aber sie wird das Trauma und die schweren Verletzungen, die ihr zugefügt wurden nicht mehr los. Inzwischen ist auch Finch, der Bruder von Claires Freund Danny, in der Stadt und als Kriegsveteran schon drauf und dran, direkt aufs Ziel loszumarschieren, wenn er es denn kennen würde. Also muss er sich die Informationen bei Claire holen und besucht auch die Angehörigen der anderen Opfer. Und dann findet sich jemand, der reich genug ist und irgendwie seelisch am Ende, sodass er jeden Betrag genehmigt, den Finch braucht, um mit seinem Kumpel Beau in die Höhle des Löwen zu marschieren.

Klingt jetzt alles irgendwie sehr bekannt, doch schon der Vergleich mit Richard Laymon auf der Rückseite via Fearnet ist ziemlich weit daneben. Und auch die Handlung geht nicht nach einem erwarteten Schema vor. Da wird nicht einfach nach der Tortur und dem Entkommen eine Gruppe losgeschickt, die sich gnadenlos rächt. Burke geht behutsam mit seinen Figuren um, schildert in einer bildhaften, gewaltigen Sprache das Leid, das sie erfahren mussten und das sie nicht einfach verarbeiten können, wenn überhaupt jemals. Sei es nun Claire, die mit fürchterlichen Wundmalen dem Tod entkommen ist oder der traumatisierte Finch, der aus dem Krieg gegen den Terror kommt und das dortige Grauen in den Ländern der Feinde mit nach Hause gebracht hat. Er kann sich nicht mehr an ein sogenanntes normales Leben anpassen, er ist immer noch im Kampfmodus und hat Angst davor, sich auf andere Menschen einzulassen, weil er ihnen nur schaden würde - und daher ist er auch einsam. Nur sein Kumpel Beau ist an seiner Seite, weil er das Ganze ebenfalls mitmachen musste, aber anders damit umgeht. Wichtig ist für den Autor das Innenleben der Akteure. Auch in der Familie der Killer, den Merrills, spielt es eine große Rolle. Die Kinder von Eltern beeinflusst, die einfach nicht normal sein können und die die Macht über ein kleines Hinterwaldstädtchen haben. Normalerweise erwartet man hier eher einen Reichtum, der vorgezeigt wird, der den Bewohnern klar verdeutlicht, dass sie nichts gegen die Großgrundbesitzer sind und froh sein müssen, dass man sie in Ruhe leben lässt. Hier ist es anders, hier herrscht vor allem die Angst. Detailgenau schildert Kealan Patrick Burke, was diese Familie umtreibt, warum sich keiner gegen sie wehrt, was die Geschehnisse mit den Angehörigen machen und wie diese damit umgehen. Was ist mit Claire, verkraftet sie ihre Verstümmelungen und die sicher ewig währenden Erinnerungen? Die Charaktere sind unheimlich gut getroffen, nicht die übliche Trennung von Gut und Böse. Jeder hat seinen Rucksack zu tragen. Das alles ist eingebettet in eine Story, wie man sie zu kennen glaubte. Doch die Morde der Familie werden nicht zelebriert nur um der Gewaltdarstellung willen, die Rache des Finch nicht in ausufernder Action geschildert. Das ist nur Beiwerk für ein intensives Buch um die Psyche der Figuren, die durch Entscheidungen und Taten (seien sie nun falsch oder richtig) in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Qual der Gedanken an das Geschehene wird immer bleiben. Äußerst bemerkenswert, wie der Autor einen Stoff, der wie gemacht ist für einen Metzler a la "Wrong turn" oder das erwähnte "Texas chainsaw massacre" in eine psychologische Studie verwandelt, die sich ergreifend liest und beeindruckender daherkommt als es plakative Gewalt sein kann. Warum das Buch nicht bei einem großen Verlag erschienen ist? Tja, vielleicht, weil es in den derzeitigen Trend nicht passt, dem die Massenverwerter derzeit folgen. Wer also einmal Horror von jemandem lesen will, der schreiben kann (also nicht Laymon), dann greife er zu Kealan Patrick Burke, von dem bei Voodoo-Press auch die Timmy Quinn-Reihe veröffentlicht wird.


jerry garcia

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Clive Barker. Die letzten sechs Magier der Erde sind vor Angst erstarrt: Ein Priester aus dem Orden der Zenobiten tötet einen nach dem anderen von ihnen. Pinhead ist sein Name, und aus ihren Leichen stiehlt Pinhead alles Wissen, um seine eigenen dämonischen Kräfte zu stärken. Harry D'Amour ahnt  davon nichts, als er das Haus eines Verstorbenen betritt, um dessen ruheloser Seele Frieden zu geben. Doch dann öffnet sich durch die Magie eines dämonischen Würfels ein Riss zwischen dem Totenreich und der realen Welt und Harry erblickt Pinhead - und der kämpft gegen den Satan persönlich.

Sechs Magier treffen sich in einem Mausoleum, um über ihr Vorgehen zu beraten. Sie sind die Letzten ihrer Zunft und befürchten ebenfalls vom Zenobiten erledigt zu werden. Auf ihn brauchen sie nicht lange warten. Bald ist er mit ihnen fertig und hat nur einen am Leben gelassen, nachdem er die Kräfte der anderen übernommen hatte. Harry übernimmt einen Auftrag, der ihn nach New Orleans führt. Der Geist des Toten namens Goode bat darum, eine Wohnung dort aufzuräumen, um Spuren eines Doppellebens zu vernichten. Dort entdeckt Harry nicht nur, welches Leben sein auftraggeber dort geführt hatte, er foindet auch einen magischen Würfel und als er den in die Hand nimmt, öffnet sich ein Riss in der Welt und gibt den Blick auf den letzten der Magier frei - und auf Pinhead, den Zenobiten. Der will Harry davon überzeugen, seinen Weg zu dokumentieren. Doch der lehnt ab und kann gerade noch so dem Zorn des Pinhead entkommen. Und ab geht es zurück nach New York. Doch Ruhe findet er da nicht. Pinhead hat das Medium Norma, die seit Jahren mit Harry zusammenarbeitet, entführt, um den Detektiv des Übersinnlichen zu ihm zu locken und noch für seine Pläne zu gewinnen. Also bleibt Harry nichts anderes übrig, als sich wieder auf die Reise zu machen und Norma zu retten.

Sollte meine Frau mal wieder von Appetitzüglern faseln, lass ich sie einfach den Prolog lesen und schon hat sich das Thema erledigt. Der Einstieg ins Mausoleum ist blutig und böse, bleibt nicht ohne gewisse Härten. Und für Leser, die bisher nicht viel über die beiden Hauptfiguren wussten, ist alles so geschildert, dass man die Vorkenntnisse nicht unbedingt benötigt. Selbstverständlich fällt dann aber auch ein Vergleich mit den früheren Werken um die beiden ins Wasser. Ich kenne nur die Filme - und die wurden von mit der Zeit auch immer schlechter. Das gewohnte Bild bei den Sequels heutzutage. Nur Harry erinnerte mich stellenweise fatal an Handyman Jack von F. Paul Wilson und seinen Kampf gegen die Andersheit. Clive Barker ließ es sich nicht nehmen, die Schilderungen der Hölle nicht an die von Kirche und Schule gelehrten Bilder über den Haufen zu werfen und einen völlig neuen Blickwinkel zu erzeugen. Und ein kleiner Seitenhieb Richtung Kirche durfte ebenfalls nicht fehlen. Aber mir kam die Handlung und auch die Figurenzeichnung nicht sonderlich herausragend vor, das waren Allerweltstypen, die coole Sprüche absonderten und sich dann in einem Höllenrausch der Dämonen um Luzifer und Pinhead wiederfinden. Nachdem Harry genötigt wurde, Norma zu suchen, dreht Barker kräftig an der Temposchraube und hält sich an kein Limit. Schauergestalten und Magie, Blut und (Dämonen-)Tod, Pinhead und Harry D'Amour tummeln sich in einem Roman, der sich gut konsumieren lässt, aber oftmals auch recht platt daherkommt. Dennoch ist es Kurzweil mit magischen Momenten, flüssig und deftig, wenn es zum Ende hin um den eigentlichen Wunsch des Pinhead geht, der doch recht simpel gestrickt erscheint. Könnte auch jeder Mafioso sein, der das Imperium seines Bosses übernehmen will. "Das scharlachrote Evangelium" ist okay, keine Frage. Es unterhält, doch leider kann es nicht mitreißen und richtige Spannung kam bei mir auch nicht auf. Trotz des finalen Kampfes auf Biegen und Brechen mit ordentlich drive, würde ich nur ein "gut" vergeben und nicht in Freudentränen ausbrechen.


jerry garcia

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Kealan Patrick Burke. Willkommen in Eddies Taverne, dem einzigen funktionieren Wasserloch in der Nähe einer toten Stadt - wo heute Abend zum ersten Mal seit 3 Jahren nichts nach Plan laufen wird.

 Und dies sind die Menschen, die Sie heute Abend hier antreffen können: Tom, der Milestone Geister-Cop, der im Schatten des Todes wandelt. Gracie, die Bardame, eine Möchtegern-Schauspielerin, dazu verdammt, ihre Lebenszeit im Fegefeuer der Bar ihres Vaters zu verbringen. Flo, eine stadtbekannte Straßenschwalbe, die ihren Mann ermordet haben könnte - oder aber auch nicht. Wen interessiert das schon? Cobb, ein Nudist, der seit langer Zeit auf eine Entschuldigung der Gemeinde wartet, die ihn aber viel lieber loswerden würde. Wintry, ein stummer Riese, dessen seltsame Geschichte man nur zwischen den Schlagzeilen der Zeitungen finden kann. Kyle, der Junge, der ständig eine geladene Waffe unterm Tisch bereit hält. Und Cadaver, der wie eine Leiche aussieht, aber immer gut riecht, und seine Zeit mit dem Stapeln und Zählen von Pennys totschlägt. Und dann gibt es da noch Reverend Hill, der täglich eine Stunde vor Mitternacht erscheint, so pünktlich wie ein Uhrwerk, um ihnen zu sagen, wer sterben wird und wer wieder gehen darf. Irgendwie scheitn hier alles zu sein wie immer - doch dann stolpert Brody in die Taverne, an seiner Seite eine schwer verwundete Begleiterin. Das löst Ereignisse aus, die keiner erwartet hatte. Die Waffe unterm Tisch kommt zum Einsatz und auch der Reverend kann mehr als nur den üblichen Sermon von sich geben. Zu Blei, Feuer und Rauch kommen noch ganz andere Dinge hinzu, die dafür sorgen, dass der eine oder andere Protagonist nicht mehr unter den Lebenden weilt, wenn die Zeit gekommen ist.

Kealan Patrick Burke wusste mich mit Timmy Quinn zu begeistern und darauf hin hab ich mir damals gleich auch "Kin" von Voodoo-Press (Solange wegen des Poststreiks drauf gewartet und jetzt immer noch nicht gelesen - sorry, VP MP) und auch "Seelenhandel" geordert habe. Zu "Kin" kann ich mich ja nun nicht äußern, aber zu dieser Veröffentlichung des Luzifer-Verlages kann ich auch nichts aus der negativen Schublade hier einfügen. Er ist anders als er "Schildkrötenjunge", geht in eine zumindest größtenteils andere Richtung. Was "Seelenhandel" nicht hat, ist überbordende Action und exzessive Brutalität. Dafür bekommt der Leser eine gruselige Story um Schuld, Sühne und mögliche Vergebung geboten. Keiner der Handelnden hat irgendwie ein reines Gewissen, alle haben ihre Leiche im Keller oder sind auf dem besten Weg, eine dahin zu befördern. Ausreden und Rechtfertigungen haben sie aber gemeinsam. Da ist ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Doch auch der Autor hat eine originelle Idee für einen Mystery-Thriller zu Papier (in den PC - verdammt, ich vermisse den Begriff zum Diktat gebracht) gebracht, der den Leser lange im Dunkeln lässt mit den Beweggründen der Handelnden oder der Vorkommnisse insgesamt. Erst nach und nach schlüsselt sich das eine oder andere kleine oder große Geheimnis auf. Möglicherweise kann man auch bisweilen bestimmte Ideen als abstrus oder vogelwild bezeichnen - aber warum eigentlich immer vogelwild, wenn es hirschwild doch auch tun würde. Naja, egal. Sprache, Stil gibt keinen Grund zu meckern. Gruslig ist das Buch allemal, für den Leichenbeschauer gibt es genügend Arbeit und für den Leser einiges zu verkraften - ich sag nur Epilog und Sängerbarde. Yeah, Baby. Keine überbordende Gewaltorgie, eher ein fieses Mystery-Spiel, das vom Ambiente her ebensogut in einer alten, dem endgültigen Verfall nahen Westernstadt spielen könnte, statt in einer, die gegenwartsnäher ist. Manche Ideen sind schon etwas - naja - gewagt, sorgten bei mir demzufolge vielleicht unfreiwillig für Schmunzler, doch hat dies der Sache keinen Abbruch getan, dass mir das Buch gefiel. Keine Höchstwertung, aber er ist ja auch kein Werk von Sigler oder meinen geschätzten Reilly, Kay, Coes, Ryan, Hunter, Jordan, Wood usw. Eine gute Empfehlung egen die tägliche Langeweile am Arbeitsplatz der betagten Führungsriege ist er immer. Später könnt ihr dann als Arbeitsessen getarnte Meetings mit anderen nutzlosen Essern, äh CEO der Tochterfirmen oder gar Mitbewerber einberufen und über dieses feine Buch diskutieren und es immer weiterempfehlen. Der Verlag wird es euch sicher danken und demnächst einen Ratgeber veröffentlichen, der da heißt: Wie schröpfe ich Staat und Arbeitgeber mit Quittungen für nicht erbrachte Leistung wirklich? Muss natürlich noch geschrieben werden, aber Politiker im Ruhestand oder auch solche, die sich nur geringe siebenstellige Monatsbeträge hinzuverdienen dürfen, werden sich irgendwann ihre Erfahrungen zusammenstellen und auf den Markt werfen. 


jerry garcia

  • Gast


Scott Sigler. Die außerirdische Sonde ist zerstört worden. Doch bevor sie in Flammen aufging, hat sie ihre letzte Waffe entfesselt: eine winzige Dose, gefüllt mit Sporen, die unsere Erde endgültig vernichten sollen. Jahrhundertelang ruhte der Behälter am Grund des Lake Michigan ... bis heute. Nur wenige Tage nach dem Ausbruch der außerirdischen Seuche stehen bereits ganze Kontinente vor der Auslöschung. Das Schicksal unseres Planeten ruht auf den Schultern einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern. Gelingt es ihnen, ein Heilmittel zu finden, bevor die Verwandelten die totale Vernichtung herbeiführen?

Nach den bisher misslungenen Versuchen, die Menschheit zu vernichten, startet der Orbiter nun seinen 18. und letzten anlauf. Wenn diese kleinen Erdlinge sich dann wieder cleverer erweisen, als das erwartet wurde, ist die Mission gescheitert. Der Ausgangspunkt dafür ist nun ein U-Boot im Michigan See, das eine Kapsel mit Erregern enthält, die sich die befallenen Personen untertan machen, ihren Geist verändern, ihren Hass fördern und sie zum Töten verleiten. Man glaubte, das U-Boot wäre in 270 Metern Tiefe in Sicherheit und wäre auch keine Gefahr für die Bevölkerung. Irrtum. Ein Besatzungsmitglied amputiert sich einen Arm, in das es von einem Kollegen gebissen wurde, steigt in einen Druckanzug und will nach oben. Auch einer der Infizierten schafft es aus dem Boot, das von der Frau, die sich den Arm abhackte, auf Grund gelegt wurde, stirbt aber beim Aufstieg aus dieser Tiefe. Leider kann auch der Druckanzug den Tod der Frau nicht verhindern, da sich ihre wunde öffnet und sie im Anzug verblutet, bevor sie an der Oberfläche ist. Die neue Präsidentin der USA hatte schon Verstärkung zum Michigan See geschickt, da die Besatzung des U-Bootes vor ihrer Vernichtung durch das geflohene Besatzungsmitglied zwei Schiffe der Navy versenkt hatte. Diese nehmen unter stärksten Sicherheitsvorrichtungen nun die beiden Leichen an Bord und verbringen sie in ein Labor unter Deck. Dort arbeitet Dr. Tim Feely fieberhaft daran festzustellen, was nun wieder auf die geplagte Erde zukommt. Es wird von Regierungsseite aus entschieden, dass Margaret Montoya, die sich immer noch die Schuld an dem Einsatz einer Atombombe im eigenen Land gibt und einfach nicht akzeptieren kann, dass diese Maßnahme auf ihren Rat hin, den Rest des Landes vor der Vernichtung gerettet hat, auf das Schiff verbracht wird, um dort mitzuhelfen, die nächste Attacke zu verhindern. Obwohl ihre Ehe mit Clarence Otto, einem Regierungsagenten, in die Brüche zu gehen droht, begeben sich beide an den Ort des Geschehens. Dorthin wollen auch zwei Bürger chinesischer Abstammung, die für den Trip die Bergungsspezialisten Cooper und Jeff anheuern und eine extrem hohe Summe dafür zahlen. Während Cooper das Geld dringend für ihre fast bankrotte Firma braucht, ist Jeff vorerst sehr skeptisch. Doch bald verändern sich die vorzeichen und als Copper zweifelt, schlägt Jeff dann überraschend in den Handel ein. Doch irgendwann wird den Beteiligten klar, dass es sich hier um Landesverrat handeln könnte und die Strafe dafür ist drastisch. Dabei ahnt keiner von ihnen, ja eigentlich keiner der bisher Beteiligten, was in Wahrheit noch auf sie zukommt.

Es ist ziemlich leicht, anhand der wenigen Worte zu den früheren Vorkommnissen wieder in die Handlung hinein zu finden, was eigentlich ein Beweis dafür sein dürfte, welchen Eindruck die Vorgänger "Infiziert" und "Virulent" hinterlassen haben - zumindest bei diesem Leser hier. Da Scott Sigler mit der Veröffentlichung des dritten Teils seiner Saga um diesen Angriff auf das menschliche Leben von seinem bisher publizierenden Verlag ebenso schmählich im Stich gelassen wurde, wie der gespannte Leser, hat sich der Festa-Verlag (DANKE, DANKE, DANKE) erbarmt, die Rechte zu erwerben. Und sich damit einen Horrorthriller der obersten Kategorie an Bord geholt. Zwar ist die Präsidentin (Nicht die des Verlages, hihi) der USA hier eine doch recht religiöse fast verirrte oder auch verwirrte Person, aber sie trifft doch einige korrekte Entscheidungen, wie man während der ersten Tage der Bedrohung, die auch im Buch einigen Raum einnehmen, deutlich erkennen kann. Der Autor baut das Szenario der Vernichtung zwar nicht gemächlich, aber dennoch ruhig auf, ohne in Hektik zu verfallen und gibt den Charakteren einigen Raum, in dem er sie dann vorstellt. Das eine oder andere Klischee wird zwar bedient, aber sie fallen nicht wirklich negativ auf. Dafür ist zuviel los, gibt es zuviele Ereignisse, die zusammenspielen. Die technischen und wissenschaftlichen Feinheiten des Buches werden in einer klaren Sprache zu Papier - in die Tastatur - gebracht und verlangen vom Leser keinen Doktorgrad, um jeden Aspekt zu verstehen oder sich durch ellenlange Schachtelsätze zu quälen, bei denen man am Ende nicht mehr weiß, was am Anfang geschrieben stand. Also stilistisch alles im Reinen und die rund 765 Seiten des Buches sind nicht durch Leserfolter mittels exzessiver Ausschweifungen zustande gekommen. Die Handlung ist es, die sich derart bemerkbar macht. Zur Mitte hin verdichten sich die Gefahren und aus reiner Spannung mit einigen wenigen Actionsprenkeln wird ein Höllenspektakel, das fast seinesgleichen suchen muss. Hell breaks loose - rette sich, wer kann. Es ist nicht so, dass sich das Tempo steigert - nein, es wird eine reine Raserei, in der riesige Monstermutationen die Verteidiger zermatschen. Ja, der Goregehalt ist nicht gering einzuschätzen, obwohl er nie im Vordergrund steht. Diese Position ist der puren Action vorbehalten. Die AC-130 erinnerte fatal an den Angriff im Film "Olympus has fallen" - nur dass sie hier in dichtere Massen ballert, die Brocken nur so spritzen und die Gefechte zwischen den Navy Seals, den Rangern und den Angreifern sich schon bald daran machen, das Omaha Beach-Schlachtfest vom damals neuen Wackelkamera-König Steven Spielberg und seinem "Der Soldat James Ryan" locker in den Schatten zu stellen. Und hier entscheidet sich auch, wer etwas taugt und wer eine Niete ist. Neben einigen Tragödien, Verrat und Betrug schildert Scott Sigler auch den Mut der echten Patrioten (Ja, America First auch hier), die alles geben, um ihre Nation der Freiheit vor jeglicher Unbill zu retten. Politische Ränkespiele, Führungsschwäche, Zweifel werden durch den Mut der Tapferen aufgehoben und auch wenn sich die Reihen der Verteidiger der Welt lichten, sie bleiben und kämpfen. Selbst die schrecklichsten Erlebnisse wie Kannibalismus oder grausamer Tod von Kameraden durch schlichtes Zerfetzen, wenn diese in die Finger der Infizierten fallen, hält niemanden davon ab, seinen Posten zu halten. "Pandemic - Die Seuche" ist der reinste Actionparkour-Ritt, der ab der zweiten Hälfte des Buches atemberaubendes Tempo vorlegt, eine Rasanz hat, die so manchem als Actionthtriller bezeichneten Werk anderer Verlage locker zeigt, was ne Harke ist. Da fliegen die Körperteile, sprudelt der rote Lebenssaft wie eine muntere Quelle und der Blutzoll ist enorm hoch. Atombomben, Claymore-Minen, Granaten und Apache-Hubschrauber sorgen für einen Munitionsverbrauch, dessen Kosten so manchen Staatshaushalt, der nicht eh schon unrettbar im Minus ist, in den Ruin treiben würden. Sci Fi-Horror-Action, die in höchstem Tempo und sehr, sehr kurzweilig daherkommt und dazu verleitet, andere Aufgaben einfach mal zu vergessen, weil man das Buch absolut NICHT aus der Hand legen will (Ich lass jetzt mal meine Ausrede außer Acht, dass ich eh nix machen kann, weil ich grad ja die Hände voll hab - eben mit dem Buch.). Wer die Romane von Craig DiLouie und dessen Faible für Militarismus kennt, weiß nur ungefähr, was hier auf ihn zukommt, denn Scott Sigler lässt die Kampfszenen überkochen, es kracht an allen Ecken und Enden. Und tatsächlich hat er in dem ganzen Brimborium noch etwas Gutes - nach viel Hickhack - finden bzw. einbinden können: Die gesamte Menschheit arbeitet einmal zusammen!!!


jerry garcia

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Rick Yancey. Die erste Welle brachte Dunkelheit. Die zweite Zerstörung. Die dritte ein tödliches Virus. nach der vierten Welle gibt es nur noch eine Regel fürs Überleben: Traue niemandem! Das hat auch Cassie lernen müssen, denn seit der Ankunft der Anderen hat sie fast alles verloren: Ihre Freunde und ihre Familie sind tot, ihren kleinen Bruder haben sie mitgenommen. Das Wenige, was sie noch besitzt, passt in einen Rucksack. Und dann begegnet sie Evan Walker. Er rettet sie, nachdem sie auf der Flucht vor den Anderen angeschossen wurde. Eigentlich weiß sie, dass sie ihm nicht vertrauen sollte. Doch sie geht das Risiko ein und findet schon bald heraus, welche Grausamkeit die fünfte Welle für sie bereithält.

Cassie, für Cassiopeia, hat die erste Welle, einen EMP, der nur rund 500.000 Menschenleben forderte, mit ihrer Familie überstanden. Was die zweite Welle angeht, wurde es für die Menschheit schon kritischer, denn die Aliens haben sich eine irre Idee einfallen lassen und schwere Erdbeben ausgelöst, die dann auch noch heftige Tsunamis zur Folge hatten. Da war dann die Hälfte der Bevölkerung ausgelöscht. Für die dritte Welle hatten sich die Feinde für eine noch etwas perfidere Maßnahme ausgedacht: Sie benutzten Vögel, die vielen Vogelarten der Erde, um einen mutierten Ebola-Virus, der sich auch über die Luft überträgt, auf die Überlebenden loszulassen. Diese Seuche forderte dann auch das Leben von Cassies Mutter. Sie und ihr Vater sowie der kleine Bruder Sammy wurden dann in ein Flüchtlingslager gebracht, wo sie von der Armee versorgt wurden. Dann sortierte man die Kinder unter sechzehn Jahren aus und transportierte sie mit Schulbussen in andere, entlegene Lager, da sie die Zukunft der Spezies seien. Doch die zurückgebliebenen Älteren wurden dann zusammengetrieben und erschossen. Nur Cassie konnte entkommen, weil ihr Vater ihr die Zeit dazu verschaffte, aber selbst sterben musste. Seitdem ist sie allein unterwegs, denn diese vierte Welle hat Paranoia hervorgerufen. Wie soll man wissen, wer der Feind ist, wenn der aussieht wie man selbst? Cassie baut sich ein Lager im Wald, das sie nur nachts verlässt, um sich Wasser und Nahrung zu beschaffen, weil sie den am Himmel patrouillierenden Drohnen aus dem Weg gehen will, eine Entdeckung gilt es unter allen Umständen zu vermeiden, schließlich will sie auch noch Sammy suchen und retten. Dennoch gerät sie bald in Gefahr. Einer dieser Silencer, wie die menschenähnlichen Killer der Gegenseite heißen, kann sie anschießen. Sie schafft es zwar zu entkommen, muss aber später ihrer Verletzung Tribut zollen und bleibt in einer Schneewehe stecken. Gerettet wird sie von Evan, der einsam in einer Hütte haust, die aber unter den gegebenen Umständen einigen Komfort und Lebensmittel sowie Wasser bietet. Auch er verlässt sein Domizil nur nachts um zu jagen. Unterdessen wird Ben Parish in einem Lager auf den Kampf gegen die Außerirdischen vorbereitet. Nach einem Test hinsichtlich der psychischen Eignung für den Kampf, beginnt die militärische Ausbildung. In seiner Gruppe befinden sich Kinder ab fünf Jahren, die zu Scharfschützen gemacht werden sollen. Es geht darum, baldigst zu einer der Gruppen zu gehören, die in den aktiven Einsatz außerhalb des Forts kommen sollen. Das ist wie ein Wettkampt unter den einzelen Einheiten. Und kleiner weiß, was nach den Silencern als die fünfte Welle kommen soll.

Die Filmfreaks unter den Lesern hier würden sicher etliche Parallelen zu "Independence Day", "Die Körperfresser kommen" oder vielleicht diverse Kriegsfilme, wenn es an die Ausbildung der Kids geht. Da könnte tatsächlich auch ein klein wenig "Das dreckige Dutzend" Pate gestanden haben. Der erste Eindruck schon anch wenigen Seiten ist wirklich wie ein Endzeit-Roman, eine Dystopie, die mal keine Zombies benötigt (Obwohl der Name sowie auch Mr. George Romero schon erwähnt werden), die zwischen all den auf den Highways liegengebliebenen Autos herumtorkeln. Menschenleer, still, aber immer gefährlich. So stellt sich die Welt aus der Sicht der Protagonistin dar. Nach und nach erfährt man die bisherigen (und vor der fünften Welle aufgetretenen) Geschehnisse durch Erzählungen aus verschiedenen Perspektiven. Da wäre Cassie, die als Ich-Erzählerin ebenso auftritt wie später Ben, und dann der Silencer, dessen Erlebnisse in der dritten Person geschildert werden. Das Buch handelt auch vom Verlust der Jugend, vom zu schnellen erwachsen werden (müssen), von Loylität, von Misstrauen und einer kräftigen Portion Paranoia, die sich von Seite zu Seite verschlimmert, es gibt eine Art Liebesgeschichte, die später dann auch in Eifersüchteleien mündet und hin und wieder auch Szenen, die "altergerecht" serviert werden. Doch "Die 5. Welle" ist auch düster und mörderisch. Es gibt ne große Portion an Action, Hinterhalten und Kampfgeschehen und nicht jede der Figuren ist wirklich für einen solchen Einsatz geeignet. Hin und wieder gibt es etwas weniger flüssig lesbare Parts, etwas Leerlauf, etwas Wiederholung, doch im Großen und Ganzen ist das Buch für alle Altersgruppen goutierbar, bezieht viel Spannung auch aus der Frage um Sammy und natürlich, was diese verflixte 5. Welle ist. Geschrieben ist das Buch jedenfalls recht gut, stilistisch ist eigentlich recht wenig auszusetzen. Der Leser bleibt gebannt von Kapitel zu Kapitel an der Story dran, lässt sich von kleineren Durchhängern nicht dazu verleiten, das Buch zur Seite zu legen. Es ist aber auch ein Buch für den Massenmarkt, das sich gerne schon vorhandener Klischees bedient. Hat natürlich den Vorteil, dass es für den heutigen risikoscheuen Hollywood-Produzenten die geeignete Basis für eine Verfilmung ist. Geerüchte sprechen davon, dass Chloe Moretz die Rolle der Cassie spielen soll. Da die Gesamtstory als Trilogie gedacht ist, endet die Geschichte von der fünften Welle, über die ich hier selbstverständlich nichts zu verraten gedenke, mit einem satten Cliffhanger. Weitere Spannung ist wohl garantiert. Buch zwei "Das unendliche Meer" dann demnächst hier.


jerry garcia

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Rick Yancey. Die erste Welle vernichtete eine halbe Million Menschen, die zweite noch viel mehr. Die dritte Welle dauerte ganze zwölf Wochen an, danach waren vier Milliarden tot. Nach der vierten Welle kann man niemandem mehr trauen. Cassie Sullivan hat überlebt, nur um sich jetzt in einer Welt wiederzufinden, die von Misstrauen, Verrat und Verzweiflung bestimmt wird. Und während die fünfte Welle ihren Verlauf nimmt, halten Cassie, Ben und Ringer ihre kleine Widerstandsgruppe zusammen, um gemeinsam gegen die Anderen zu kämpfen. Sie sind, was von der Menschheit übrig blieb, und sie werden sich so schnell nicht geschlagen geben. Und während Cassie immer noch hofft, dass ihr Retter Evan Walker lebt, wird der Kampf ums Überleben immer aussichtsloser. Bis eines Tages ein Fremder versucht, in ihr Versteck einzudringen.

Nach einem explosiven Prolog wechselt die Szenerie zu einem Hotel, in dem sich die Freunde versteckt und eingerichtet haben. Es ist kalt, aber die Gemüter sind erhitzt. Man macht sich gegenseitig Vorwürfe, holt aus zu diversen Eifersüchteleien und klärt dennoch kaum die Fronten. Die Furcht steckt ihnen auch weiterhin in den Knochen. Und die Ungewissheit. Was wird mit dem verletzten Ben, dessen Wunde längst nicht so auskuriert ist, wie er vorgibt? Was wurde aus Evan? Als sie ein Hubschraubergeräusch hören, glauben sie, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Und Ringer geht nach draußen, um die Lage zu peilen. Was sie nicht weiß, ist, dass ihr Teacup gefolgt ist - und beide geraten in Gefangenschaft. Während die im Hotel wartenden Freunde sich bereits Sorgen machen, kommt dann der erste unerwartete Besucher in ihr Versteck, dem später in noch ein zweiter und ein dritter mit einem gewissen Abstand zwischen ihren Auftritten folgen. Ringer muss indes im Lager des Feindes einiges erdulden und dann um das Leben von Teacup und ihr eigenes kämpfen.

Nach dem Knaller im Prolog gibt Rick Yancey dem Leser die Gelegenheit, sich näher mit den Protagonisten zu befassen, die Charaktere bekommen viel Zeit gewidmet und etwas Tiefe. Auch jene, die im Vorgänger etwas zu kurz kamen. Doch die Schilderung der Nöte und der Angst, des Misstrauens und der Veränderung ihrer Persönlichkeit, der Verlust von Menschlichkeit, den selbst die Jüngsten schon durchleben müssen, die Eifersucht aufeinander nehmen dem Geschehen einiges an Fahrt. Mit der Zeit wirkt das Ganze doch etwas ermüdend. Bald braucht man keine weiteren Rückblenden oder Befindlichkeiten der handelnden Personen mehr, man wünscht sich, dass wieder etwas passiert. Das Szenario, das lange Zeit fast nur im Hotel stattfindet, wird nur von den eintreffenden Besuchern aufgelockert und mit etwas Pep gewürzt. Dazu die Gefangennahme von Ringer und Teacup. Ansonsten plätschert alles gemütlich vor sich hin, wie ein kleines Rinnsal, das absolut keine Eile hat. Und wie schon in "Die 5. Welle" wird man auch hier wieder mit einem Modell bekannt gemacht, das man aus diversen Filmen schon kennt, also für den Filmfreund keine Überraschung bietet. Andere dürften daran wohl mehr Freude haben, da es unerwartet für sie kommt. Als die Szenerie dann zu Ringer wechselt, ist es zu Beginn auch noch etwas fade, ohne Würze, aber das ändert sich und ungefähr das letzte Viertel erhält dann doch Rasanz, bietet Wendungen und auch Überraschungen auf, die nicht auf einem Film fußen und somit auch nicht vom fleissigen Filmkonsumenten so erahnt wurde. Leider kann das das Gesamturteil auch nicht mehr retten, da zuvor zuviele philosophische Sinnsprüche und Vergleiche den Versuch starteten, den Leser sanft entschlummern zu lassen. Hier war einfach zuwenig Bewegung in der Geschichte, alles beschränkte sich auf zwei Hauptlocations, blieb starr. Mir kam das Buch eher wie ein Zwischenspiel vor, das auf den Showdown im dritten Teil vorbereiten soll, nur eine Art (langweiliger und langwieriger) Überbrückung oder schlicht ein Bückling vor der momentanen Mode Jugendbücher gleich als Trilogie auf den Markt zu werfen. Wenn hier am Drehbuch nicht gefeilt und etwas mehr Rambazamba reingebracht wird, hat "Das unendliche Meer" absolut keine Chance als Verfilmung an den ersten Teil auch nur ansatzweise heranzukommen - wie das Buch selbst eben (Nur dass noch abzuwarten bleibt, ob die Filmversion von "Die 5. Welle" was taugen wird). Auf nicht ganz 350 Seiten kam das Buch, doch die Lesezeit fühlte sich länger an, als bei dem Vorgänger mit 480 Seiten.


jerry garcia

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Anna Carey. Ein Mädchen erwacht auf den Gleisen einer U-Bahn-Station in Los Angeles. Sie weiß nicht, wer sie ist, wo sie ist, wie sie dort hinkommt. Sie hat ein Tattoo auf der Innenseite ihres rechten Handgelenks, das einen kleinen Vogel in einem Viereck zeigt. Sie erinnert sich an nichts. Nur bei einer Sache ist sie sich sicher: Jemand will sie töten. Also rennt sie um ihr Leben, versucht die Wahrheit herauszufinden. Über sich und über die Leute, die sie töten wollen. Nirgendwo ist sie sicher und niemand ist, was er zu sein scheint. Auch Ben, der Einzige, dem sie glaubte, vertrauen zu können, verbirgt etwas vor ihr. Und die Wahrheit ist noch viel verstörender, als sie es jemals für möglich gehalten hat.

Da wacht ein Mädchen in einer U-Bahn-Station auf den Gleisen auf und kann sich an nichts erinnern. Nicht wie sie dahin kam noch wie sie heißt. Absolut nichts. Ihr Gedächtnis ist wie eine weiße Leinwand - leer. Doch ihr normaler Überlebensinstinkt funktioniert noch. So lässt sie sich flach mit vor der Brust verschränkten Armen noch gerade rechtzeitig zwischen die Gleise sinken, als eine U-Bahn einfährt während sie sich gerade berappelt. Als die Bahn stoppt, liegt sie unverletzt darunter, krabbelt dann hervor, greift sich einen neben ihr liegenden Rucksack und will schnellstens aus der näheren Umgebung verschwinden. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Den Sanitätern, die sie einsammeln wollen, kann sie entwischen und ist nun allein in Los Angeles. Sie entdeckt, dass sie eine Tätowierung auf dem Handgelenk hat, weiß aber nicht, wie sie zu der kommt. Doch bald merkt sie, dass sie verfolgt wird. In einem Markt lernt sie durch pure Ungeschicklichkeit den jungen Ben kennen, der ihr später auch hilft. Sie erhält bei einer Rempelei einen Zettel zugesteckt, auf dem eine Telefonnummer steht, die sie anrufen soll. Tut sie und wird zu einer Adresse beordert. Sie geht hin und das Büro, das zu dieser Adresse gehört ist verwüstet, ein Tresor steht offen. Auf dem Stockwerk sind weitere Büros und die ersten Angestellten kommen heraus um nachzusehen, was da los ist. Sunny, wie sie sich dann später einfach nennt, flüchtet, wird aber auch von einer Überwachungskamera aufgenommen und schon bald gibt es eine Suchmeldung nach ihr. Die Polizei fahndet mit Bild via TV nach einer Einbrecherin, die angeblich zehntausend Dollar gestohlen haben soll. Es wird sogar eine Belohnung versprochen. Doch damit nicht genug. Bald gewinnt sie den Eindruck, dass sie nicht nur verfolgt wird, sondern dass man sie auch töten will. Einen Grund dafür kann sie sich nicht vorstellen. Sie kiecht wieder bei Ben unter. Der ist zwar momentan nicht zu Hause, aber eine Freundin von ihm sonnt sich neben dem Pool. Sunny kommt mit ihr ins Gespräch, erzählt ihr aber nicht die Wahrheit.

Das Buch ist mit einem Cover ausgestattet, das mich als Actionfreund natürlich mit seinem Fadenkreuz sofort zumindest in dieser Hinsicht für sich eingenommen hatte. Eine Inhaltsangabe hatte ich glücklicherweise (Dazu später noch mehr) schon von der Tippgeberin Nici von Nici & Books erhalten und die hat dann auch mein Interesse geweckt. Obwohl mir bekannt war, dass es sich um ein Jugendbuch handelte, hat mich der pink gefärbte Seitenschnitt doch erschreckt. Was ist denn das? Ein Mädelsbuch? Ein Geschenk für Geistersgröße Paris H.? Buch aufgeschlagen und erst einmal erleichtert aufgeatmet: Buchstaben, die sogar zu zwar kurzen, aber dennoch vollständigen Wörtern und diese zu ebenso kurzen, aber vollständigen Sätzen zusammengefügt waren. Für die übliche Klientel der im niederen IQ-Bereich der vermuteten Verdächtigen war es wohl nicht gedacht. Puh, Glück gehabt. Sorry, Nici, dass ich dir das zugetraut hab. Bei meinem nächsten Kritikpunkt scheiden sich die berühmten Geister. Ich halte Buchstabengrößen, die ich ohne Brille auf der anderen Straßenseite noch lesen könnte und Zeilenabstände im Grand Canyon-Format nicht für einen Service für Sehschwache, sondern für eine Verschwendung von Ressourcen, um auf eine Seitenzahl zu kommen, die dann den mehr oder weniger exorbitant hohen Preis rechtfertigen soll. Naja, Ansichtssache eben. Zur Story selbst. Die Ausgangslage verspricht schon einmal Spannung und für derartige Geschichten, wo jemand irgendwo aufwacht und über seine Vergangenheit nichts weiß, anhand von einzelnen Puzzleteilen diese wieder unter Gefahren zusammensetzen muss, hatte ich schon seit lange vergangener Jugendzeit ein Faible. Und so hat diese Jane Doe-Story schon von Beginn an einen gewissen Sog entwickelt, der mich von Kapitel zu Kapitel zog. Kürzere Zwischeneinschübe teilweise aus anderer Perspektive sind nicht immer ein wirklicher Anhaltspunkt, was bisher geschehen sein mag, betreffen sie doch auch die Polizei oder mal den neuen Kumpel Ben. Ebenfalls für etwas Abwechslung im Lesealltag sorgte die Nutzung der zweiten Person im Stil von Anna Carey, der ihr aber schon auf seite 26 kurz abhanden kommt und plötzlich aus heiterem Himmel die Ich-Form, also Sunny als Erzählerin, im Text auftaucht. Passte dann so gar nicht, kann aber auch an der Übersetzung oder dem eigentlichen Satz des Buches selbst liegen, wer weiß? Kam auch nur dieses eine Mal vor. Diese Form des Erzählens war etwas gewöhnungsbedürftig, aber sicher nicht etwas, das man dem Buch anlasten kann. Die Suche nach ihrer Vergangenheit und der langsame Aufbau der Bedrohung, die für sie wie aus dem Nichts kommt, generiert Spannung und der Stil der kurzen und knappen Sätze in Zusammenarbeit mit dem von mir kritisierten "Seitenverschwendungsprinzip" des Verlages sorgt für eine gewisse Rasanz. Mittig wird es einmal kurz etwas mau, schleicht sich das Gefühl eines kleinen Hängers ein, das aber schnell bei den folgenden Actionszenen schwindet. Bis auf diese kleine Phase der Ruhe weiß die Geschichte zu fesseln, wird zum Page Turner wenn Sunny "Girlie-Bourne" versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Ziemlich spannende Sache mit einer sympathischen Protagonistin, einer sich möglicherweise anbahnenden Liebesgeschichte und einem Thema, das selbst in Erwachsenenbücher viel zu selten genutzt wird. Temporeiche Hatz durch Los Angeles, die man durchaus als All Ager bezeichnen kann, weil man auch als erwachsener Leser mit einigen kleinen Abstrichen hinsichtlich der Zielgruppe gut unterhalten wird. Ein zweiter Teil wird auf jeden Fall noch folgen und alles wird daher in "Blackbird" noch nicht aufgeklärt. Es bleiben viele Fragen offen. Kleiner Tipp: Wer sich das Buch zulegen möchte oder auch nur jemandem schenken will, bitte lest NICHT den Text auf der Rückseite - oder versucht zu verhindern, dass er gelesen wird, denn dann braucht man das Buch gar nicht mehr erst anrühren, da dort ein derart fetter Spoiler vorhanden ist, gegen den ich mich richtiggehend schlank ausmache. Rund 340 Seiten, die man auch auf knapp 220 hätte unterbringen können.
Als nächstes steht dann wieder richtige Erwachsenenlektüre von Scott Sigler an.


jerry garcia

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Marvin H. Albert. Kaum hat sich Privatdetektiv Pierre-Ange Sawyer von seinem letzten Fall erholt, wird er  mit einem Doppelmord konfrontiert: Im Haus seines besten Freundes wurden zwei Menschen getötet. Sawyer ist von der Unschuld seines Freundes überzeugt, aber ein junger, ehrgeiziger Untersuchungsrichter will den Fall im Eilverfahren durchziehen.

Pierre-Ange Swayer, Privatdetektiv mit einer amerikanischen Mutter und einem französischen Vater, der lieber Peter genannt werden will, weil Pierre-Ange übersetzt Steinengel heißt, fährt zum Haus seines Freundes Crowley, genannt Crow. Vor dem Haus steht ein ihm unbekanntes Auto, aber das will nicht unbedingt etwas heißen. Da die Tür nicht verschlossen ist, geht er rein und sucht nach Crow. Doch er findet im Schlafzimmer zwei Leichen. Er kennt beide Personen. Sie kommen aus dem Umfeld der Modezarin Mona Vaillant, zu deren Bekanntenkreis ja auch er selbst zu zählen ist. Sämtliche Hinweise deuten auf eine Schuld von Crow hin und die eintreffende Polizei, die Peter befragt, sein Alibi überprüft und ihn dann gehen lässt, ist auch der Meinung, dass Crow der Mörder ist. Ab da übernimmt Peter einen Fall ohne Auftrag. Er stöbert herum, findet heraus, dass Mona einen anderen Detektiv angeheuert hat, weil sie vermutet, dass jemand aus ihrem Kreise Geschäftsgeheimnisse an einen Konkurrenten weitergegeben hat. Sawyer ist etwas angesäuert, muss aber einsehen, dass Mona richtig handelte. Nach und nach findet er heraus, dass der Kreis der Verdächtigen weitaus umfangreicher ist, als von allen vermutet. Das hindert den Untersuchungsrichter aber nicht, Crow in U-Haft zu nehmen - und die kann in Frankreich dauern. Mit jedem Schritt, den Peter in Richtung neue Verdächtige macht, wird sein Leben gefährlicher. Als er sich daran macht, die Wohnung der Toten zu durchstöbern, kann er froh sein, dass der maskierte Mann, den er dabei aufschreckt, ihn nur in den Schrank sperrt. Was wollte der Typ hier, Spuren vernichten? Beweise entsorgen? Nachdem er sich befreit hat, sucht er verbissen weiter und stellt fest, dass die Tote ein Verhältnis mit einem kleinen Drogenschmuggler hatte. Die Geschichte bekommt eine Wendung.

Thriller vor der mondänen Kulisse der Riviera, Monaco, Monte Carlo oder Nizza. Die gehobene Gesellschaft der Modebranche (Von der der deutsche Titel abgeleitet ist) mit all ihren Facetten, Eifersüchteleien, Betrügereien und neidischen Attitüden. Es dauert nicht lange und hinter der Fassade des großen Geldes und der teuren, exklusiven Klamotten erscheinen die ersten Makel. Eheliche Treue gehört hier ebensowenig zu den vorherrschenden Eigenschaften wie Vertrauen oder Loyalität. Lange Zeit ist "Mord kommt niemals aus der Mode" nicht mehr als ein konventioneller Thriller, den man im Halbschlaf goutieren kann und keine großartige Überraschung verpasst. Viel Gelaber, Fragerei und eine oder zwei gefährliche Szenen für den Detektiv. Der auf dem Klappentext hervorgehobene Untersuchungsrichter taucht im Prinzip nie auf, der Verhaftete wird auch nur sporadisch erwähnt. Es geht um die Familie der Mona Vaillant - denkt man lange Zeit. Doch dann kommt es zu einer Wendung im Spiel. Plötzlich wird der fast entschlummerte Leser von Actionsequenzen aufgeschreckt. Mordanschläge auf Sawyer, Täter aus dem Milieu. Die Story dreht sich zwar immer noch um die beiden Toten, doch der Fall wechselt schlagartig die Richtung. So wird aus einem Langweiler dann wenigstens noch ein halbwegs brauchbarer Krimi, der in der zweiten Hälfte einigermaßen flott zu unterhalten weiß. Dennoch ist es keine Meisterleistung von Marvin H. Albert. Wer das Buch nicht gelesen hat, hat auch nicht groß was versäumt.


jerry garcia

  • Gast


Greg Rucka. Die Aktion war von langer Hand vorbereitet, wie ein Uhrwerk sollte sie ablaufen. Und trotzdem wäre sie beinahe gescheitert, denn Menschen sind nun mal keine Maschinen, und manchmal haben sie Angst. Nach einem Brandanschlag auf die Londoner U-Bahn beschließt die Regierung einen Vergeltungsschlag gegen den Dschihad. Aber wer soll den Job übernehmen? Die Wahl fällt auf Tara Chace.

Nach dem gelungenen Anschlag auf die U-Bahn in London muss unbedingt eine Reaktion her. Für solche Aufgaben hat der MI6 die "Minder", eine schnelle Eingreitruppe, die auf Geheiß auch diverse Kollateralschäden bei ihren Missionen in Kauf nimmt. Chefin der Truppe ist Tara Chase, eine nicht ganz pflegeleichte Agentin. Trinkt gerne, bumst noch lieber und ist bei den meisten Kollegen wenig gelitten. Unabhängig und hart gegen sich und vor allem andere, ist sie die Beste ihrer Zunft. Dennoch muss sie wie ihre Partner vor dem Einsatz ins Training. Und während die Briten ihre Vergeltungsmission vorbereiten, bilden die Terroristen weitere junge Männer zu Selbstmordattentätern aus, lassen sie in Israel Menschen abschlachten und sehen dies als einen Test, eine Bewährungsprobe an. Dann kommt Tara Chace vom Training in den Einsatz. Die Täter und einige Hintermänner werden erledigt, ABER einer davon gehörte dem Hause der derzeit herrschenden Saud an. Und die wollen Vergeltung und fordern sie von den Briten. Und wie es nun einmal so ist, wählt die Regierung das kleinere Übel und überlässt Chace den Feinden.

"Dschihad" braucht nach dem Londoner Anschlag einige Zeit, um wirklich Fahrt aufzunehmen. Hier wird schon deutlich, dass die eigenwillige Protagonistin mehr Feinde in den eigenen Reihen als außerhalb hat. Intrigenstadl wäre eine passende Bezeichnung für das Geschehen, das nun folgt. Die Actionsequenzen sind nur kurz, der Spannungsaufbau eher mau. Somit wirkt das Buch öfter als nötig recht zäh, man kommt irgendwie nicht voran. Zudem ist halt alles schon aus etlichen Agententhrillern bekannt. Da sind Wendungen eben keine Überraschungen mehr, sondern nur die Bestätigung für das, was man schon geahnt hat. Hintergrundrecherche scheint zwar vorhanden gewesen zu sein, aber Raffinesse bleibt dabei auf der Strecke. Ein Buch für nebenbei, wenn man sich wirklich nur ein paar Zeilen gönnen will, die der Ablenkung dienen. Ein Buch aber, das man verschlingt wie einen Roman von Ben Coes oder Vince Flynn, das ist es leider nicht.


jerry garcia

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Stephen Blackmoore. Joe Sunday gehört schon lange zum Abschaum von Los Angeles. doch sein Leben wird noch wertloser, als er vom rivalen seines Gangsterbosses umgebracht wird - und als Untoter zurückkehrt. Da sein Körper nun immer mehr zu verfallen droht, besteht Joes einzige Hoffnung darin, einen Talisman zu stehlen. Einen mystischen Stein, der ihm wahre Unsterblichkeit verleihen kann. Doch zu allem Unglück ist jeder untote Ganove in Los Angeles hinter genau diesem Artefakt her.

Joe Sunday ist schon gefühlte Ewigkeiten ein Ganove und Handlanger für wechselnde Bosse im dunklen Teil von Los Angeles. Eines Tages wird er aber von Giavetti umgelegt - und steht wieder auf. Sein Mörder erteilt ihm dann sogleich einen Auftrag. Joe soll einen Talisman finden und dafür will ihm Giavetti ewiges Leben ohne die bisherigen Nachteile schenken. Joe hat nämlich einen gewissen Heißhunger auf menschliches Fleisch entwickelt, was eine abgetakelte Nutte in einer düsteren Seitenstraße zu spüren bekam. Joe hat ihr Herz richtig gut gemundet und er fühlte sich auch sofort wieder frischer. Aber er hat wenig Lust, in alle Ewigkeit Menschen zu vertilgen. Und deshalb nimmt er das Angebot an. Schon früh stellt er fest, dass er nicht der einzige ist, der diesem Talisman hinterher rennt. So hat er Begegnungen mit Dr. Neumann, einem alten Nazi, und dessen Schergen. Mit der Femme Fatale Samantha und mit Frank, dem Bullen. Selbstverständlich hält sich auch Giavetti nie allzu weit entfernt vom Untoten Berufsverbrecher auf. Bald wird es für Joe schon beinahe unübersichtlich, wer hier nun für wen den Talisman sucht und die Leichenzahl? Naja, die steigt - und man hat schon das eine oder andere Mittelchen, um die Rückkehr zu vermeiden.

Humphrey Bogart als Untoter. Ungefähr so kann man sich die Location und die Figuren in "Stadt der Vergessenen" vorstellen. Noir im besten Sinne, gewürzt mit blutrünstigen Horroreinlagen und trockenem Humor. Aber das Cover? Meine Güte, ist das schlecht. Und passt ja so gar nicht zum Inhalt. Dafür wird man dann aber mit einigen Fehlern entschädigt, die das (falls überhaupt vorhanden) Lektorat großmütig übersehen hat. Entweder man bleibt bei der gewählten Gegenwartsform einer Erzählung durch den Protagonisten, der eigentlich alles andere als ein symapthischer Kerl ist, oder wählt gleich die oft genutzte Vergangenheits-Variante. Hier erhält man in einem Satz oftmals gleich beide Ausgaben. Huhu, Lektorat? Blut und Gedärm, ein Spritzer Nekrophilie, ewiges Leben und wenig hehre Motive. Mord und Totschlag allerorten und undurchsichtige Charaktere. Irgendwie hat es aber mal wieder einen bösen alten Nazi gebraucht, dem man allerlei Missetaten andichten kann. Nerv. Sucht euch mal was Anderes. Da ist das mit der schnuckeligen Hexe schon besser. Einige Aktionen wie die mit dem Pitbull oder dem Zwerg sorgen für den Humor, während es zum Showdown hin immer blutiger wird. Fantasyelemente und Dämonen treffen einen düsteren Thriller in bester Noir-Manier, der durchaus einige Härten aufzuweisen hat. Nette Unterhaltung für ein paar unangestrengte Lesestunden. Wer aber Vergleiche zum Bourbon-Kid sucht, wird hier aber nicht unbedingt fündig. Leicht schräg, ziemlich blutig und matschig (Schrottpresse!!) und hin und wieder spaßig.


Offline Elena Marcos

  • a.k.a. Dirk
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    Clive Barker. Die letzten sechs Magier der Erde sind vor Angst erstarrt: Ein Priester aus dem Orden der Zenobiten tötet einen nach dem anderen von ihnen. Pinhead ist sein Name, und aus ihren Leichen stiehlt Pinhead alles Wissen, um seine eigenen dämonischen Kräfte zu stärken. Harry D'Amour ahnt  davon nichts, als er das Haus eines Verstorbenen betritt, um dessen ruheloser Seele Frieden zu geben. Doch dann öffnet sich durch die Magie eines dämonischen Würfels ein Riss zwischen dem Totenreich und der realen Welt und Harry erblickt Pinhead - und der kämpft gegen den Satan persönlich.

    Sechs Magier treffen sich in einem Mausoleum, um über ihr Vorgehen zu beraten. Sie sind die Letzten ihrer Zunft und befürchten ebenfalls vom Zenobiten erledigt zu werden. Auf ihn brauchen sie nicht lange warten. Bald ist er mit ihnen fertig und hat nur einen am Leben gelassen, nachdem er die Kräfte der anderen übernommen hatte. Harry übernimmt einen Auftrag, der ihn nach New Orleans führt. Der Geist des Toten namens Goode bat darum, eine Wohnung dort aufzuräumen, um Spuren eines Doppellebens zu vernichten. Dort entdeckt Harry nicht nur, welches Leben sein auftraggeber dort geführt hatte, er foindet auch einen magischen Würfel und als er den in die Hand nimmt, öffnet sich ein Riss in der Welt und gibt den Blick auf den letzten der Magier frei - und auf Pinhead, den Zenobiten. Der will Harry davon überzeugen, seinen Weg zu dokumentieren. Doch der lehnt ab und kann gerade noch so dem Zorn des Pinhead entkommen. Und ab geht es zurück nach New York. Doch Ruhe findet er da nicht. Pinhead hat das Medium Norma, die seit Jahren mit Harry zusammenarbeitet, entführt, um den Detektiv des Übersinnlichen zu ihm zu locken und noch für seine Pläne zu gewinnen. Also bleibt Harry nichts anderes übrig, als sich wieder auf die Reise zu machen und Norma zu retten.

    Sollte meine Frau mal wieder von Appetitzüglern faseln, lass ich sie einfach den Prolog lesen und schon hat sich das Thema erledigt. Der Einstieg ins Mausoleum ist blutig und böse, bleibt nicht ohne gewisse Härten. Und für Leser, die bisher nicht viel über die beiden Hauptfiguren wussten, ist alles so geschildert, dass man die Vorkenntnisse nicht unbedingt benötigt. Selbstverständlich fällt dann aber auch ein Vergleich mit den früheren Werken um die beiden ins Wasser. Ich kenne nur die Filme - und die wurden von mit der Zeit auch immer schlechter. Das gewohnte Bild bei den Sequels heutzutage. Nur Harry erinnerte mich stellenweise fatal an Handyman Jack von F. Paul Wilson und seinen Kampf gegen die Andersheit. Clive Barker ließ es sich nicht nehmen, die Schilderungen der Hölle nicht an die von Kirche und Schule gelehrten Bilder über den Haufen zu werfen und einen völlig neuen Blickwinkel zu erzeugen. Und ein kleiner Seitenhieb Richtung Kirche durfte ebenfalls nicht fehlen. Aber mir kam die Handlung und auch die Figurenzeichnung nicht sonderlich herausragend vor, das waren Allerweltstypen, die coole Sprüche absonderten und sich dann in einem Höllenrausch der Dämonen um Luzifer und Pinhead wiederfinden. Nachdem Harry genötigt wurde, Norma zu suchen, dreht Barker kräftig an der Temposchraube und hält sich an kein Limit. Schauergestalten und Magie, Blut und (Dämonen-)Tod, Pinhead und Harry D'Amour tummeln sich in einem Roman, der sich gut konsumieren lässt, aber oftmals auch recht platt daherkommt. Dennoch ist es Kurzweil mit magischen Momenten, flüssig und deftig, wenn es zum Ende hin um den eigentlichen Wunsch des Pinhead geht, der doch recht simpel gestrickt erscheint. Könnte auch jeder Mafioso sein, der das Imperium seines Bosses übernehmen will. "Das scharlachrote Evangelium" ist okay, keine Frage. Es unterhält, doch leider kann es nicht mitreißen und richtige Spannung kam bei mir auch nicht auf. Trotz des finalen Kampfes auf Biegen und Brechen mit ordentlich drive, würde ich nur ein "gut" vergeben und nicht in Freudentränen ausbrechen.

    Bei mir war es ganz anders - ich bin in Freudentränen ausgebrochen, denn ich fand den Roman um Welten besser, als vieles was es vorher von Barker gab. Ich war sofort in der Welt drin, hörte die Totenglocke, und hatte am Ende irgendwie das Gefühl, das Büch nochmal lesen zu müssen. Vielleicht muss ich meiner Begeisterung auch mal in einer Rezi ausdrücken. Ich war hochzufrieden und fand es oftmals gar nicht so platt, wie gerne auch in den einschlägigen Kritiken eines Versandhandels kundgetan wird.

    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


    Offline Thomas Covenant

    • Die Großen Alten
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      Tara Chase und die Minders, hah das war mal eine Comic Serie die verdammt gut war.
      Rucka hat sie wohl in Buchform weitergeführt. Der Comic ist allererste Sahne.

      http://www.amazon.de/Queen-Country-Definitive-Greg-Rucka/dp/1932664874/ref=sr_1_56?s=tradein-aps&srs=4455884031&ie=UTF8&qid=1441110319&sr=8-56&keywords=greg+rucka


      Offline Thomas Covenant

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        Ja Burke hat sich auch in mein Herz und Hirn geschrieben und Kin ist ein Mörderbuch.
        Da fehlt die ja nur noch der Herr der Moore.


        Offline skfreak

        • Serienfreak
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          Marvin H. Albert. Kaum hat sich Privatdetektiv Pierre-Ange Sawyer von seinem letzten Fall erholt, wird er  mit einem Doppelmord konfrontiert: Im Haus seines besten Freundes wurden zwei Menschen getötet. Sawyer ist von der Unschuld seines Freundes überzeugt, aber ein junger, ehrgeiziger Untersuchungsrichter will den Fall im Eilverfahren durchziehen.

          Pierre-Ange Swayer, Privatdetektiv mit einer amerikanischen Mutter und einem französischen Vater, der lieber Peter genannt werden will, weil Pierre-Ange übersetzt Steinengel heißt, fährt zum Haus seines Freundes Crowley, genannt Crow. Vor dem Haus steht ein ihm unbekanntes Auto, aber das will nicht unbedingt etwas heißen. Da die Tür nicht verschlossen ist, geht er rein und sucht nach Crow. Doch er findet im Schlafzimmer zwei Leichen. Er kennt beide Personen. Sie kommen aus dem Umfeld der Modezarin Mona Vaillant, zu deren Bekanntenkreis ja auch er selbst zu zählen ist. Sämtliche Hinweise deuten auf eine Schuld von Crow hin und die eintreffende Polizei, die Peter befragt, sein Alibi überprüft und ihn dann gehen lässt, ist auch der Meinung, dass Crow der Mörder ist. Ab da übernimmt Peter einen Fall ohne Auftrag. Er stöbert herum, findet heraus, dass Mona einen anderen Detektiv angeheuert hat, weil sie vermutet, dass jemand aus ihrem Kreise Geschäftsgeheimnisse an einen Konkurrenten weitergegeben hat. Sawyer ist etwas angesäuert, muss aber einsehen, dass Mona richtig handelte. Nach und nach findet er heraus, dass der Kreis der Verdächtigen weitaus umfangreicher ist, als von allen vermutet. Das hindert den Untersuchungsrichter aber nicht, Crow in U-Haft zu nehmen - und die kann in Frankreich dauern. Mit jedem Schritt, den Peter in Richtung neue Verdächtige macht, wird sein Leben gefährlicher. Als er sich daran macht, die Wohnung der Toten zu durchstöbern, kann er froh sein, dass der maskierte Mann, den er dabei aufschreckt, ihn nur in den Schrank sperrt. Was wollte der Typ hier, Spuren vernichten? Beweise entsorgen? Nachdem er sich befreit hat, sucht er verbissen weiter und stellt fest, dass die Tote ein Verhältnis mit einem kleinen Drogenschmuggler hatte. Die Geschichte bekommt eine Wendung.

          Thriller vor der mondänen Kulisse der Riviera, Monaco, Monte Carlo oder Nizza. Die gehobene Gesellschaft der Modebranche (Von der der deutsche Titel abgeleitet ist) mit all ihren Facetten, Eifersüchteleien, Betrügereien und neidischen Attitüden. Es dauert nicht lange und hinter der Fassade des großen Geldes und der teuren, exklusiven Klamotten erscheinen die ersten Makel. Eheliche Treue gehört hier ebensowenig zu den vorherrschenden Eigenschaften wie Vertrauen oder Loyalität. Lange Zeit ist "Mord kommt niemals aus der Mode" nicht mehr als ein konventioneller Thriller, den man im Halbschlaf goutieren kann und keine großartige Überraschung verpasst. Viel Gelaber, Fragerei und eine oder zwei gefährliche Szenen für den Detektiv. Der auf dem Klappentext hervorgehobene Untersuchungsrichter taucht im Prinzip nie auf, der Verhaftete wird auch nur sporadisch erwähnt. Es geht um die Familie der Mona Vaillant - denkt man lange Zeit. Doch dann kommt es zu einer Wendung im Spiel. Plötzlich wird der fast entschlummerte Leser von Actionsequenzen aufgeschreckt. Mordanschläge auf Sawyer, Täter aus dem Milieu. Die Story dreht sich zwar immer noch um die beiden Toten, doch der Fall wechselt schlagartig die Richtung. So wird aus einem Langweiler dann wenigstens noch ein halbwegs brauchbarer Krimi, der in der zweiten Hälfte einigermaßen flott zu unterhalten weiß. Dennoch ist es keine Meisterleistung von Marvin H. Albert. Wer das Buch nicht gelesen hat, hat auch nicht groß was versäumt.

          Hmm, klingt eigentlich nach meinem Gusto :D Den Autor kenn ich - bisher - auch noch gar nicht.
          « Letzte Änderung: 01. September 2015, 15:48:39 von skfreak »


          jerry garcia

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          James Dashner. 13 Jahre bevor Thomas ins Labyrinth kam: Unerträgliche Hitze, radioaktive Strahlen und riesige Flutwellen – das Land liegt brach. Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben. Mark und seine Freunde irren durch verlassene Städte auf der Suche nach einem Ort, an dem sie bleiben können. Als sich ein Hubschrauber nähert, glauben sie an Rettung. Doch sie werden beschossen, mit infizierten Pfeilen, die einen Virus verbreiten. Wer tut den Menschen so etwas an? Mark und seiner Truppe bleibt nicht viel Zeit das herauszufinden, denn der Virus mutiert und wird zur tödlichen Gefahr.

          Mark lebt mit einigen Leuten in einer Dorfgemeinschaft. Das wiederum besteht aus einigen brauchbaren Gebäuden, aber auch schlichten Erdlöchern, über die man Holzstämme als Dach gelegt hat. Über Kälte kann sich keiner beschweren, denn nach der Katastrophe ist es trotz ein paar Jahren Abstand immer noch heiß. Eines Tages aber fliegt ein Berk über ihr Lager. Doch nicht zur Rettung; es wird vom Schiff aus mit Gewehren auf die Leute geschossen. Aber nur kleine Pfeile. Dennoch fallen die Bewohner um wie die Fliegen. Mark und seine Freunde Alec (Ein älterer Mann und Ex-Soldat), Darnell, Lana, Frosch und Misty laufen weg - in unterschiedliche Richtungen. Die erste Person, auf die Tom bald trifft, ist Alec. Gemeinsam wollen sie das Luftfahrzeug stoppen. Alec hat zwei Seile mit Enterhaken und mit denen gelangen sie über die Einstiegsluke in das Schiff, aber die Typen dort wehren sich natürlich. Und als die Pilotin mitbekommt, dass die Eindringlinge die Überhand zu bekommen könnten, lenkt sie das Schiff in Kamikaze-Manier Richtung Erde. Den Absturz überleben nur Mark und Alec. Zusammen gehen sie zurück zum Dorf. Es sind mittlerweile zwei Tage vergangen und der Geruch lässt sie wissen, was sie da erwartet. Viele ihrer Nachbarn und Freunde liegen tot im Staub. Sie finden auch ihre ehemaligen Gefährten, von denen aber Darnell von einem Pfeil getroffen wurde. Trina und die anderen haben ihn in einem Schuppen unter Quarantäne weggesperrt. Er wurde getroffen, hat sich aber beim Helfen infiziert. Sein Tod ist grausam. Bald zeigt auch Misty die Symptome und es scheint als ob der Virus bei jedem anders wirkt., die Ansteckung sich erst später zeigt. Mark will mit ihnen weggehen, aber Frosch, der Freund von Misty, weigert sich und will bleiben. So gehen nur Trina und ihre Leidensgenossen. Eine Reise durch eine apokalyptische Welt beginnt, in der an jeder Ecke schlimme Gefahren lauern.

          Nachdem im Prolog Thomas und Teresa kurz vor den Geschehnissen aus dem ehemals ersten Band der Reihe kurz auftauchen, sind sie damit auch fertig. Cameo-Auftritt. Die eigentliche Geschichte beginnt 13 Jahre vor den Ereignissen um Thomas und dem Labyrinth. Mark als Protagonist lässt in seinen nächtlichen Träumen die Ereignisse nach dem Inferno Revue passieren und erzählt, wie er aus der Stadt geflohen ist. "Kill Order" macht seinem Titel alle Ehre. An Action und Attacken mangelt es nicht. Die Reise durch eine apokalyptische Welt, die zu einem sicheren Platz führen soll, hat es in sich. Der Autor setzt hier eindeutig auf Action im Level-Stil. Wie in einem Videospiel hangeln sich die recht oberflächlich gezeichneten Figuren von einer Gefahtensituation zur nächsten. Und zwischendrin kommen einige kleine Rückblenden zum Ausbruch der Katastrophe, ein klein wenig Liebelei und Romanze sowie einigen doch recht emotionalen Momenten. Insgesamt eine schnelle Story, die mit ihrer Action und etwas Spannung sehr flott vorangeht, auch wegen der vielen feindlichen Attacken, während denen man auch über andere Schicksale zumindest am Rande etwas erfährt. Ein Endzeitroman, in dem die Jugendlichen eigentlich zu sehr wie Erwachsene handeln und man manchmal nur weil man die Zielgruppe schon von den anderen Büchern her kennt als Jugendbuch zu erkennen ist. Übermäßige Brutalität kommt nicht vor, aber was man im Laufe der Zeit entdeckt bzw. als Leser erfährt, ist schon starker Tobak. Die Freunde treffen auf ihre postapokalyptischen Reise auf viele Gruppen, die jeweils an anderes Ziel vor Augen haben. Die Charakterisierung der anderen und gefährlichen Überlebenden ist minimal und kaum der Rede wert. Aber es werden nach und nach häppchenweise Enthüllungen gemacht, die sich zumindest in Teilen mit den späteren Geschehnissen in Verbindung bringen lassen. Meist eher nur vage, aber wer die anderen Bücher sowie die bisherige Verfilmung des ersten kennt, wird diese sicher erkennen. Ansonsten bleibt nur zu sagen, dass es hier mehrere Möglichkeiten gibt, weitere Abenteuer zu "Maze Runner" als Buch zu präsentieren (Ein 5. -"The fever code"). Sei es an den Prolog angesetzt, seinen es weitere für den Zeitraum der 13 Jahre bis man beim Beginn der Handlung um Thomas ist oder etwas mehr zu dem, was im Epilog angedeutet wird. Temporeich, actionreich, einfach lesbarer Stil, fesselnd, spannend und mit weiteren offenen Fragen, die nicht alle beantwortet werden. Alles in allem bietet das Buch gute Unterhaltung, wenn man nicht zu pingelig an Inhalt und Stil rumkritisiert.                     


          jerry garcia

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          Niall Leonard. Als Finn seinen Vater ermordet auffindet und er selbst zum Hauptverdächtigten der Polizei wird, setzt er alles daran, den wahren Mörder zu finden. Eine Spur führt ihn in die Londoner Unterwelt und mitten hinein in die Fänge der skrupellosesten Gangster der Stadt. Eine atemberaubende und gefährliche Jagd beginnt. Nur seine neue Freundin Zoe gibt Finn in dieser Zeit Halt. Doch dann taucht auf einmal seine verschollene Mutter wie aus dem Nichts bei ihm auf – und Finn weiß nicht, wem er überhaupt noch trauen kann.

          Finn wohnt zu Hause bei seinem Vater. Er hat einen beschissenen Job in einem dieser ekligen und mies bezahlten Burger-Läden und wurstelt sich so durch. Zudem hat er aus seiner rebellischen Phase eine nicht gerade schmale Polizeiakte. Sein hingegen ist ein mittlerweile arbeitsloser Schauspieler, der sich nun am Schreiben von Drehbüchern versucht. So richtig funktioniert das auch nicht. Er hat sich eher zu einem antriebslosen Stubenhocker entwickelt, der nicht in die Spur kommt. Abends zieht er sich in seine Stammkneipe zurück, wo er die alten Tresenbelagerer mit Stories aus seiner Zeit beim Film unterhält und dafür einige Biere spendiert bekommt. So weit, so schlecht. Aber für Finn kommt es noch dicker. Er kehrt eines Tages von der Arbeit heim und findet seinen Dad tot vor. Erschlagen mit einer seiner Trophäen aus besseren Tagen. Finn ist erst wie erstarrt, ruft dann die Polizei. Wie das dann so ist, wird natürlich auch er zu den Verdächtigen gezählt. Seine Befragung nehmen ein Detective Inspector Prendergast und ein Detective Sergeant Amobis vor. Während Prendergast wohl Finn schon sofort als Täter ins Auge gefasst hast, geht Amobis etwas freundlicher mit dem Jungen um. Nachdem diese Tortur beendet ist, macht sich auch Finn seine Gedanken. Er kommt auf die Idee, dass sein Vater sich beim Recherchieren nach einem guten Stoff möglicherweise selbst in die Bredouille gebracht hat und etwas aufschnappte, das er besser nicht gehört hätte. Finn geht in die Stammkneipe seines Vaters und erfährt von dessen Kumpanen, dass schon einmal ein Mann da war, der nach Finns Dad gefragt hatte. Und dass sein Dad sich über den Boss der Organisierten Kriminalität in London erkundigt habe und dabei vielleicht erfahren hat, dass dessen Adjutant mittlerweile selbst Ambitionen hegte, die Leitung zu übernehmen. Voller Tatendrang schleicht er sich auf das Gelände vom großen Boss, hört dann ein Plantschen und Kinderschreie. Er kann die nicht einfach ignorieren und bewegt sich auf die Geräuschkulisse zu. Ein kleiner Junge droht im Pool zu ertrinken und seine noch jüngere Schwester steht am Beckenrand und weint. Finn rettet den Jungen und erfährt die Anerkennung des Bosses, bekommt sogar einen Job in einem Restaurant. Doch was er da erfährt, ist zuviel für ihn.

          Nach einigen bisher gelesenen Jugendbüchern, die zumeist auch unterhaltsam und spannend waren oder wie "Agent 21" zumindest in simpler Form die Heldenträume junger Burschen bedienten, ist mir hier ein eher konventioneller Krimi in die Hände gefallen, der nicht wirklich viel aufzubieten hatte. Ist am Anfang noch mit einer eher geheimnisvollen Story zu rechnen, entwickelt sich die Geschichte immer weiter in eine Richtung, die sämtliche Klischees bedient, die man von einer 08/15-Handlung oder einem dieser lauen TV-Filme auf dem Privatsender-Sektor mit ihren großkotzig angekündigten "Weltpremieren" (Obwohl eh fast nur in Deutschland versendet, weil kaum ein anderes Land außer den USA so einen Mist sehen will) genau in der Form auch erwartet. Kurz: die Begeisterung meinerseits über dieses Buch hält sich im Rahmen (Buch zwei hab ich auch noch, mal sehen, wann ich das angehe), ist mehr als nur überschaubar. So richtig skizziert wird auch nur die Figur des Finn, sie bekommt etwas mehr Hintergrund, Emotion und Gestalt, während alle anderen eher Abziehbilder sind, die man schon -zigmal andernorts vorgesetzt bekam. Lesen tut sich das Ganze flott, der Stil ist voll darauf ausgerichtet, keinen Hänger zu haben. Einfach aber wirkungsvoll. Leider gilt das aber nicht für den Rest. Die Rollen sind klar verteilt, Gut und Böse sauber getrennt. Da gab es schon viele Jugendbücher, die mehr Spannung, geheimnisvolle Feinde oder hintergründe zu bieten hatten, die nicht wie ein Schulaufsatz formliert waren und dennoch für Jugendliche geeignet. Ich nenne da gerne als Paradebeispiel Charlie Higson. Der scheint seine jungen Leser bzw. die Zielgruppe ernst zu nehmen, ohne es mit schwierigen Passagen zu übertreiben. Schwierige Passagen hat sich Niall Leonard komplett gespart. Deshalb ist "Crusher - Traue niemandem" auch nur ein umfangreicherer Heftroman geworden, den man zwischen zwei Taschenbuchdeckel gepresst hat. War jetzt nicht gerde mein bester Einkauf. Wenigstens war er billig - gebraucht geholt.


          jerry garcia

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          William Hertling. Die technologische Singularität ist der Zeitpunkt, ab dem sich Maschinen mittels künstlicher Intelligenz selbst steuern und verbessern können und so den technischen Fortschritt enorm beschleunigen. Und dieser Zeitpunkt ist näher als gedacht. Rechtschreib- und Grammatikprüfprogrammen steht die neuste Errungenschaft in Sachen verbesserte Kommunikation in den Startlöchern: ELOPe analysiert nicht nur den eigenen E-Mail-Text, sondern auch die Mails des Empfängers. Bevor es jedoch auf den Markt kommt, droht die Chefetage von Avogadro Corp. den Programmierern David und Mike den Geldhahn zuzudrehen. Kurzentschlossen aktivieren die beiden ELOPe im Firmennetz - und haben über Nacht ungeahnte Kapazitäten zur Verfügung. Doch immer mehr Details passen nicht ins Bild, und die beiden erkennen, dass ELOPe völlig selbstständig handelt und inzwischen Zugang zu Waffensystemen hat.

          David und Mike werden während einer Veranstaltung von ihrem Chef angesprochen, wie es um das neue Projekt ELOPe steht. Es würde langsam Zeit für Ergebnisse. Doch soweit sind sie noch nicht. Und da ist auch das Problem des Budgets. Und ihr Finanzverwalter gibt ihnen nur noch zwei Wochen, in denen sie den Großteil der Server ihrer Firma mit Beschlag belegen dürfen, danach ist Feierabend. Die Firma muss wirtschaftlich agieren. Da müssen David, Mike und das Team Nachtschichten einlegen, um zu Potte zu kommen. Bald gibt es einen kleinen Durchbruch und zur Belohnung gibt es einen gemeinsam Tag zum Snowboarden. Doch David hat keine Ruhe und als er eine Möglichkeit sieht, ELOPe zu aktivieren, tut er es ohne große Bedenken, aber auch ohne Sicherheitsleine - obwohl das Programm noch nicht auf sicheren Füßen steht. Was er damit anrichtet, ahnt er nicht mal im Traum. So nach und nach gehen EMails hin und her, die die Finanzierung unterstützen und Sicherheit versprechen. Alle möglichen Kapazitäten werden für das Programm reserviert. Gene, ein älterer Mitarbeiter, der wegen seiner Leidenschaft für die Arbeit mit Papier von allen Kollegen belächelt wird, entdeckt als Erster gewisse Unregelmäßigkeiten. Die Finanzen der unterschiedlichsten Ressorts passen nicht. Als man nachforscht, dämmert David und Mike, dass sich ELOPe selbstständig gemacht hat. Nicht nur das, es heuert eine Firma an, die die Rechenzentren, die draußen vor den Küsten der Länder, in denen Avogadro Corp. Zweigstellen hat, mit Robotern warten aber auch gegen Piraten verteidigen lässt. Immer weitere Kreise zieht die Macht des Programms. Bald entscheidet man sich für härtere Maßnahmen. Und um die Roboter zu besiegen werden Söldner einer privaten Sicherheitsfirma angeheuert.

          Der Erstling von William Hertling ist eine nette Geschichte um die Errungenschaften der modernen Welt - und auch der einer gewissen Gier nach Anerkennung und Macht. Man kann sie auch als Mahnung lesen, dass gewisse Fortschritte nicht mehr umkehrbar sind. Das kann man ja auch schon in der heutigen Zeit oft genug erleben - und die Leidtragenden sind so gut wie immer die Arbeiter und Angestellten. Die Story um ein Programm, das eigene Wege geht, ist jetzt nicht wirklich neu, wird aber flott und auch recht simpel präsentiert. Man muss sich als Laie nicht durch teilweise unverständliche Fachbegriffe ackern, möglicherweise gar nachschlagen. Vieles ist vereinfacht formuliert, was auch zum Tempo und dem Lesefluss beiträgt. Mag sein, dass das jetzt oberflächlich klingt, aber wer nur die reine Unterhaltung möchte und sich nicht mit Gedanken um die Probleme der Welt oder auch nur der Buchfiguren befassen will, kommt hier schon auf seine Kosten. Kein hochkomplexer Thriller, aber einer, in dem sogar gegen Ende etwas auf Action gesetzt wird. Nur wenig und kaum so blutig wie in den Crime-Thrillern vom Hauptverlag FESTA, aber auflockernd für die ganze Geschichte, die sich auf leichte Weise mit der Problematik befasst, was geschehen könnte, wenn Maschinen oder Programme die Geschicke der Welt übernehmen würden? Würden sie dem Menschen dienlich sein? Oder selbst so machtgierig werden, wie es die Menschen selbst nur zu sind (siehe Politker oder Konzernchefs, die landläufig in gewissen Fällen für ihr egoistisches Verhalten schon mal als Pack bezeichnet wurden)? Wo soll man eine Grenze ziehen zwischen den neuen Möglichkeiten und den Gefahren, die sich daraus entwickeln könnten? Zur "Singularity"-Reihe, zu der das vorliegende Buch nur der Auftakt war, gibt es noch drei weitere Bücher, die hierzulande zumindest vorerst nicht mehr erscheinen werden. Glücklicherweise sind die aber in sich abgeschlossen. Einfach nur lesen, geniessen und abschalten und somit ganz okay, aber gegen die Werke aus der Feder von Daniel Suarez dann doch eine Liga tiefer.


          jerry garcia

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          Will Jordan. Bei einem Anschlag in Washington D.C. werden mehrere russische Abgeordnete getötet. Ryan Drake, Chef einer CIA-Eingreiftruppe, traut seinen Augen kaum. Hat sich die ehemalige Agentin Anya, die er vor Jahren aus einem russischen Gefängnis befreit hat, einer terroristischen Vereinigung angeschlossen? Die Suche nach Antworten führt Drake bis nach Moskau. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Pflicht als CIA-Agent und seiner Loyalität zu Anya. Kann Ryan Drake sie stoppen? Will er das überhaupt?

          Drake erhält an einem dunklen Abend in Washington eine SMS, die ihn zu einem Treffpunkt lotst. Einem Treffpunkt, an dem Anya auf ihn wartet. Aber nicht so, wie e es sich vorgestellt hatte. Denn Anya hatte kurz zuvor mit einem Hochleistungsgewehr die Limousinen einer russischen Delegation beschossen, die zu friedlichen Gesprächen mit den Amerikanern im Land war. Während die Fahrer getötet werden, überlebt eine Agentin, aber sie und ein Delegationsmitglied werden entführt. Drake trifft am genannten Ort ein, als Anya gerade ihre Waffe zusammenpackt. Sie sieht ihn und seilt sich blitzschnell von dem Dach ab, das sie als Schützenplatz genutzt hatte. Drake kann von seinem Standort aus sehen, wie ein Krankenwagen zu den Russen rast. Doch kaum ist er da, fährt er auch schon wieder ab. Das ging viel zu schnell, da muss etwas faul sein. Doch vorerst kann er sich nicht darum kümmern, da jetzt die Polizei einige Fragen an ihn hat. Drake und die Polizei, die ihm endlich glaubt, dass er nicht beteiligt war, finden den Aufenthaltsort des Krankenwagens und der Entführten. Doch der Mann ist tot, während die Frau gerettet werden kann. Drake will nun wissen, was hier vor sich geht, bekommt aber Probleme mit Franklin und zieht auf eigene Faust los. Hilfe holt er sich bei McKnight, Frost und Mason. Dem Mason, dem er vor Kurzem die Diensttauglichkeit aufgrund der in Sibirien erhaltenen Verwundung abgesprochen hatte und der seitdem seinem Frust freien Lauf gelassen hat. Dennoch macht er mit. Die Spuren führen nach Russland. Der Sprengstoff, mit dem die Entführer ihre Spuren versicht hatten, kam aus Norilsk. Dorthin machen sich McKnight und Frost auf den Weg. Anyas weg hingegen führt anscheinend von Kanada via Moskau unter falschem Namen nach Grosny. Bevor sie nach Moskau fliegen, holt sich Drake die Erlaubnis in der russischen Botschaft, auf russischem Hoheitsgebiet ermitteln zu dürfen. Doch Anya findet er deshalb noch lange nicht - und was dahinter steckt ahnt er noch nicht einmal.

          Die Hauptpersonen des Buches sind Anya - wie eh und je undurchsichtig und geheimnisvoll sowie gefährlich, Drake - hin- und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und Anya sowie Mason - stur und dickköpfig will er trotz Medikamentensucht wieder in den Dienst zurück. Dieses Dreieck führt zu Konflikten innerhalb von Drakes Truppe. Die Auseinandersetzungen drohen alles zu gefährden. Auch weil Drake in seiner vermeintlichen Hörigkeit Anya gegenüber nichts mehr um ihn herum richtig wahrnimmt, seinen Kollegen gegenüber ungerecht ist und sie immer wieder vor den Kopf stößt oder gar gefährdet. Und er maßt sich an, Mason zu kritisieren, der eigentlich nur auf andere Weise ähnliche Fehler begeht. Der geschlossene Burgfrieden bröckelt. Und auch Frost und McKnight werden in dieses Dilemma mit hineingezogen, ohne es zu wollen. Und Anya? Die macht ihr Ding. Lässt keinen ihren Plan erkennen. Und während der Leser bei eben diesem Plan ebenso lange im Dunkeln bleibt wie Drake und seine Leute, bekommt zumindest der Leser etwas aus Anyas Vergangenheit serviert, die mit schwierig nur unzureichend beschrieben ist. Bedroht, manipuliert, fallengelassen, eingesperrt. Bis sie von Drake befreit wurde. Auf den rund 670 Seiten nehmen also auch menschliche Dramen ihren Lauf, die aber von einem gut durchdachten Plot, den unterschiedlichsten Charakteren und einem netten Schwung an Action getragen werden. Das Tempo ist, die Spannung ebenso, dam man nie weiß, was hinter all dem steckt, wie perfide die Verschwörung überhaupt ist, in die die Protagonisten da geraten sind. Will Jordan steuert konsequent und geschickt  auf ein grauenhaftes Szenario zu, mit dem keiner wirklich rechnen konnte, so unglaublich unmenschlich ist es. Alles in allem ist es ein packender Thriller mit feinen Actionsequenzen und einem dynamischen Finale. Eindeutig eine Kaufempfehlung. Es wäre ratsam die beiden Vorgänger "Mission: Vendetta" und "Der Absturz" auch zu lesen, um die komplexen Beziehungen diverser Figuren zueinander voll erfassen zu können. Das Ende weist auf einen weiteren Teil hin, der in der Heimat des Autors als "The Black List" schon zu kaufen ist und es soll wohl auch schon an einem fünften Buch gearbeitet werden. Also, lieber Verlag in Deutschland, bitte auch bei uns veröffentlichen. Derartig gelungene Spannungsromane gibt es leider viel zu selten. Die Briten wissen schon, was sie machen. Haben sie früher mit Autoren wie Matt Chisholm (Peter C. Watts) und George G. Gilman (Terry Harknett) den Amerikanern auf dem Gebiet des Westernromans gezeigt, dass sie sich nicht hinter den Cousins in Übersee zu verstecken brauchen, sind es heute Künstler wie Will Jordan oder Tom Wood, die in die Phalanx der Amerikaner einbrechen und gewillt sind, sie vom Thrillerthron zu stoßen. Ja, unsere "Inseleuropäer" - Fußball-Weltmeister werden sie vermutlich nie mehr, aber Thriller schreiben, DAS können sie.


          jerry garcia

          • Gast


          Steve Berry. Cotton Malone will mit seinem Sohn Gary in den Urlaub, als er in letzter Minute einen Auftrag erhält: Er soll den Teenager Ian, der zuvor versucht hatte, ohne Papiere in die USA einzureisen, der Polizei übergeben. Doch statt der vereinbarten Übergabe wird Malone niedergeschlagen und Gary von Unbekannten entführt, Ian kann in letzter Sekunde flüchten. Die Entführer scheinen hinter einem Dokument her zu sein, das nur Ian beschaffen kann und in dem das bestgehütete Geheimnis der englischen Monarchie enthüllt wird. Ein Geheimnis, das eine große Gefahr für den Frieden in Europa bedeutet.

          Cotton Malone wollte mit seinem Sohn Gary eigentlich  nach Dänemark, bekommt aber in letzter Sekunde den Auftrag, den jungen Ian, der illegal in die USA einreisen wollte, mit nach London zu nehmen und dort der Polizei zu übergeben, die den Schlawiner sucht. Am Flughafen angekommen werden sie problemlos durch die Kontrollen geschleust, was alleine schon verwunderlich ist, da die Briten ja auf ihren Status der Fremdenabweisung sehr streng bestehen. Am Ausgang zu den Taxen werden sie auch gleich von Männern empfangen, die sich als offizielle Mitarbeiter der Regierung ausgeben. Kaum im Wagen, ändert sich die Situation. Die Kerle bedrohen Malone und die beiden Jungen und wollen Informationen von Ian. Der hatte nämlich vor seiner Flucht Richtung USA (Under Surveillance of America) auf einem U-Bahnsteig einem Mann etwas aus der Tasche stibitzt, der kurze Zeit später von anderen Typen vor die einfahrende U-Bahn gestoßen wurde. Malone sürzt aus dem Auto und donnert sich den Schädel auf dem Asphalt an, die beiden Jungs können fliehen. Doch im Endeffekt entkommt nur Ian, während Gary geschnappt wird. So wird Cotton Malone, auf dem Weg nach Dänemark bei seinem Abstecher nach London in eine finstere Geheimaktion involviert, die sich keiner hätte vorstellen können: Operation Königskomplott. Was soll das sein? Die Amis suchen in der britischen Vergangenheit nach Vorfällen, mit denen sie die Engländer und ihre Untertanen erpressen und nach ihrer Musik tanzen lassen können - das übliche Spiel das Amerika mit Verbündeten, Freunden und erst recht Feinden so treibt. Hinzu kommt noch, dass Malone auch noch private sorgen hat, da er mittlerweile weiß, dass er nicht der leibliche Vater von Gary ist und sich seine Frau damals mit einem Seitensprung für die vielen derartigen Fehltritte von Malone gerächt hat. Während der noch nicht einma einen Tripper mit nach Hause bringt, ist es bei ihr gleich ein Sohn - und die Wahrheit wird rund 15 Jahre nach ständigem Zores verschwiegen. Das Komplott wird immer verwzickter, als sich auch noch die SOCA-Ermittlerin unter Bewährung - sie hat so Einiges angerichtet, bei dem John Wayne in "Brannigan" blass ausgesehen hätte - in die Mischpoke reinhängt, eine geheinisvolle Gruppe namens Daedalos mitmischt und der MI6 aka SIS selbstverständlich auch dabei sein muss, obwohl er eigentlich nur für den Auslandsgeheimdienst zuständig ist. Also ebenso "gesetzestreu" wie die Cousins der CIA. Und was es am Ende wirklich mit all dem auf sich hat, das kann kaum einer ahnen, schon gar nicht Cotton Malone.

          Ein Sommerleserätsel mit ausufernder Geschichtsstunde. Da wird mit allerlei Namen und Daten um sich geworfen, die Jungkönige und Jungköniginnen, Königsgattinen (Anne Boleyn, nach der sich die Sängerin von "Hellion" genannt hat oder Jane Seymour, nach der sich James Bond die Pulverpfötchen schleckte, als die den Namen nutzende Darstellerin im Film "Der Mann mit dem goldenen Colt" auftauchte)  in allen Ehren gewürdigt, ihre Intrigen offen gelegt und so manch angebliches Geheimnis gelüftet. Und ob all dieser historischer Fakten, die ich mit Mühe aus meinem Gedächtnis nach jahrelangem Schulunterricht verdrängt hatte, wird die schon damals empfundene Müdigkeit wieder in meine Glieder gelockt. Will sagen, es war etwas zuviel der Historie. Hab mich glatt dabei erwischt, irgendwann einen herben Aufmerksamkeitsmangel zu spüren und mehr als fünfzig Seiten zurückblättern zu müssen, weil ich deren Inhalt nicht mehr richtig aufgenommen habe. Das Buch ist um etliche Seiten zu lang. Gut und Böse sind - abgesehen von den Ausnahmen der Dienste - fein getrennt. Der Superschurke, der mordet (was ja per se nicht sooo schlimm ist) und Frauen und Kinder schlägt, lügt, betrügt und aus rein egoistischen und gierigen Motiven handelt sowie der heilige Fremdgeher Cotton Malone, die beiden Buben (ja,  jahrelange Diebeszüge auf Londons Straßen werden hier honoriert) sowie zwei nette alte Damen sind das Licht in dieser fiesen Intrige, in der manipuliert, getrickst, gelogen und betrogen wird, dass sich die Balken biegen. Glücklicherweise wird die persönliche Beziehungskiste nicht überstrapaziert, was ihren Anteil an der Handlung angeht. Ein bisserl Tränendrüse, ein bisschen vergeben und vergessen mit Strahlemann/-frau am Ende und gut war es damit. Insgesamt hätten dem Buch einige Seiten weniger Details zu Englands Historie in ihrem Commonwealth gut getan, dafür den Fokus mehr auf die Pläne der Finsterlinge gelegt und die Spannung sowie die Action in den Vordergrund gestellt. Ohne dieses Überangebot an Geschichte wäre "Das Königskomplott", das sich um aktuelle und ferne Konflikte dreht und diese wieder aufflackern lassen würde, zwar kein begnadeter Kracher vor dem Herrn, aber zumindest ein solider Spannungsroman aus dem Agentenmilieu, der einige Tupfer Action und die sonstigen Zutaten zu dem Genre aufgeboten hätte. Dazu dann kürzere Rückblicke in die Historie hätten zusammen mit den Erläuterungen des Autors in seinem Schlusswort völlig gereicht, die Verbindungen zu erläutern. Unterhaltend, bis die Ermüdung einsetzt. Nicht der ganz große Wurf und zudem nutzt sich die Masche von Steve Berry langsam ab. Wer nur einen Thriller lesen will, liest den Historienteil quer und beschränkt sich auf die Geschehnisse in der Gegenwart. Am Ende folgt dann eh erläuternde Zusammenfassung für Dummies. Ein Rollins oder ein Cussler können das weitaus besser.


          jerry garcia

          • Gast


          Anna Carey. Sunny ist wieder auf der Flucht. Sie verlässt Los Angeles und fährt nach New York. Begleitet wird sie dabei von Rafe, dem Jungen aus ihren Träumen. Er behauptet, sie zu kennen und dass sie sich einmal geliebt haben. Und er verrät ihr ihren richtigen Namen: Nun ist sie nicht mehr Jane Doe. Gemeinsam wollen sie ihre Verfolger zur Strecke bringen und das grausame Spiel ein für alle Mal beenden. In New York treffen sie auf weitere Zielobjekte. Und auch Ben taucht plötzlich auf und versucht alles, um Lenas Liebe und Vertrauen zurückzugewinnen. Auch wenn der Preis, den er dafür zahlen muss hoch ist. Denn jetzt steht auch er auf der Abschussliste. Quelle cbt - mit leichten Abänderungen zur Vermeidung von Spoilern von Buch 1 "BlackBird".

          Sunny hat sich abgesetzt aus L. A. und ist nach New York gekommen, um endlich etwas über ihre Vergangenheit und die Ereignisse, die zu der Jagd auf sie führten, zu erfahren. Sie ist gewohnt vorsichtig und aufmerksam, kann sehen, dass hier mehrere Leidensgenossen die Straßen bevölkern, aber auch etliche Verfolger sich in der Menge zu tarnen versuchen. Dennoch trifft sie Rafe, ohne sich zu verraten. Ihre Unterhaltung bestätigt, dass er sie kennt, so wie sie es in ihren Träumen sah. Er weiß auch ihren wahren Namen. Endlich ist sie nicht mehr Jane Doe oder Sunny. Sie hat irgendwo da draußen sogar einen jüngeren Bruder namens Chris. Die Situation ist aber immer noch verfahren genug. Celia hängt in Los Angeles sozusagen fest und kann den Gangster Ross, der Sunnys Freundin Izzy verletzt hat, nicht festnageln, da sämtliche möglichen Beweise gegen ihn verschwunden sind. Und dann dringt die Nachricht zu Sunny durch, dass der Scheißkerl tot ist. Sie muss wieder von vorne anfangen. Doch nun hilft ihr Rafe - und mit ihm eine kleine Gruppe, die sich gemeinsam ein Versteck teilen. Und sie tun gut daran, sich nicht allzu offen blicken zu lassen. Die Organisation ist weiter hinter ihnen her, nur noch intensiver, da sie schon erste kleine Risse in die Deckung der Verbrecher hämmern konnten und man befürchten muss, dass die Kids vielleicht irgendwann trotz aller Vorsichtsmaßnahmen der Wahrheit zu nahe kommen oder doch irgendein ehrlicher Polizist wie Celia ihnen hilft, die Camouflage niederzureißen, die sie um sich errichtet haben und die gesamte Führungsebene der hinterfotzigen Truppe vor Gericht stellen. Schlecht für die Verfolger ist auch, dass bei den Kids immer wieder Erinnerungsfetzen hochkommen, die sie näher an das wahre Geschehen bringen können und dass sie bald Helfer aus den Reihen der Organisation bekommen. Nicht gerade ein vernichtender Schlag, da man ja in sämtlichen Institutionen selbst etliche Leute und Informanten sitzen hat. Dennoch kommen die jungen Leute ihren Feinden immer näher.

          Wie schon "Blackbird" ist "Deadfall" in  der zweiten Person geschrieben und ebenso gibt es einen kleinen Lapsus auf Seite 160, wo man einmal unabsichtlich(?) die Erzählperspektive von "dich" zu "mich" wechseln lässt. Diespannung aus dem ersten Buch bleibt trotz gewisser Erkenntnisse, die die Protagonistin dort erhielt, auf einem ordentlichen Niveau, ist man doch besten falls zu einem Kratzen an der Oberfläche gekommen. In diesem Netz aus Lug und Trug weiß der Leser nie, wer nun tatsächlich auf der Seite der Hauptfigur, die am intensivsten mit einer Charakterzeichnung ausgestattet wurde, steht und wer ihr Feind ist oder sein könnte. Wie in unzähligen Spionage- oder Paranoia-Filmen könnte hinter jeder Ecke ein Feind lauern, könnte jeder Mensch, ob Frau, Kind, Mann, ob Obdachloser oder Polizist, ob Geschäftsmann im feinen Zwirn mit besten Manieren oder der grogklotzige Türsteher eines Clubs sowie vielleicht einer dieser Straßengauner mit ihren Hütchenspielen zu den Verfolgern zählen. Für Sunny heißt es weiterhin traue niemandem, jeder lügt, bis er das Gegenteil bewisen hat. Ein trauriges Leben, jedoch ein notwendiges. Und gefährliches. In Träumen, die als Rückblenden in der Handlung fungieren, erfährt der Leser ebenso wie die Protagonistin häppchenweise etwas über ihre Herkunft und wie sie in die Situation geraten ist. Einen weiteren Teil kann Rafe beitragen. Doch zur sofortigen Enttarnung der Bösewichte reicht es leider nicht. Die Geschichte hält weiter das Tempo hoch, ist für ein Jugendbuch recht knauserig mit allzu emotionalen Momenten (Danke, Frau Autorin) und liest sich durch den schlichten, der Jugend angepassten Stil extrem flott. Und der Verlag ist bei seinem Plan geblieben, möglichst viel Papier zu verschwenden, um einen möglichst hohen Preis ausrufen zu können. Aber nichts davon kann dem Buch irgendwie etwas anhaben. Ein gutes Jugendbuch. Schnell, spannend, mit fiesen Geheimorganisationen, bösen Killern, unheimlichen Momenten und sogar ein paar nette Jagdszenen in freier Natur mit jugendlich-solider Action. Schon irgendwie fesselnd und faszinierend - speziell, wenn man wie ich daran denkt, dass dieses Potenzial auf Erwachsene umgemünzt und mit härterer Gangart und der einen oder anderen Änderung eindeutig ein Fall für eine Verfilmung als "Hard Target 2" wäre.