Buchrezensionen

Gast · 1193 · 179048

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jerry garcia

  • Gast


David Baldacci. Noch nie ist es einem Gefangenen gelungen, aus Amerikas bestgesichertem Militärgefängnis auszubrechen. Bis jetzt. Der Flüchtling: Robert Puller, Hochverräter und nun meistgesuchter Verbrecher Amerikas. Sein Bruder John ist der beste Spezialagent der Militärpolizei – und wird auf den Fall angesetzt. Widerstrebend nimmt er die Fährte auf, noch immer kann er nicht an die Schuld seines Bruders glauben. Aber bald merkt er, dass er Robert finden muss – damit ihn nicht viel gefährlichere Gegner finden. Es macht die Sache nicht gerade leichter, dass ihm eine attraktive Agentin zugeteilt wird, die ihm helfen soll, aber offensichtlich ganz eigene Pläne verfolgt. Als sich immer dubiosere Gruppen an der landesweiten Suche nach Robert beteiligen, weiß Puller, dass nicht nur Roberts, sondern auch sein eigenes Leben auf dem Spiel steht.Quelle: Heyne.

Leavenworth. Ein schweres Gewitter zieht übers Land. Es stürmt und kracht zum Gotterbarmen. Und dann fällt der Strom im Army-Gefängnis aus. Keiner fühlt irgendeine Gefahr, denn der Notstrom springt sofort an, alles geht seinen gewohnten Gang. Bis der auch versagt. Dunkelheit senkt sich über die Gänge - und dann gehen die Türen zu den Zellen auf und die Knackis machen einen auf wild. Doch die Freiheit währt nur kurz. Ruckzuck ist ein Trupp der Army vor Ort, um für Ruhe zu sorgen. Doch zuvor fallen Schüsse, hört man eine Explosion. Als der Aufruhr beendet ist, kann sich keiner einen Reim darauf machen. Die Reihen sind durchgezählt, alle Gefangenen vollständig anwesend. Bis jemand merkt, dass in der Zelle von Robert Puller ein Toter liegt, Puller dagegen weg ist. Dies ist die Situation, die John Puller vorfindet, nachdem er direkt im Anschluss einer Gefangennahme eines flüchtigen Mörders zu Hause angerufen und zum Gefängnis beordert wurde. Da er mit dem Flüchtling verwandt ist, darf er offiziell nicht an den Ermittlungen teilnehmen, wird aber zwischen den Zeilen von zwei Generälen und einem NSA-Mann doch dazu animiert. Was ihm weniger passt, ist seine Anstandsdame, die von der Geheimdienstabteilung der Army (Inscom) kommt und ihm an die Seite gezwungen wird. Sie kommen bei den Ermittlungen kaum voran, als plötzlich einer der Offiziere, die mit Puller sprachen, tot in dessen Hotelzimmer aufgefunden wird. Glücklicherweise ist die Anstandsdame diesmal sogar nützlich, da sie Pullers Alibi ist. Doch damit nicht genug. Ein Mordanschlag auf Puller wird nur durch einen Schützen vereitelt, der einen der Angreifer tötet und dabei selbst nicht in Erscheinung tritt. Das gesamte Szenario ist derart verwinkelt und verwirrend, dass Puller niemandem mehr trauen kann.

Wer bei "Zero Day" noch einige Ähnlichkeiten zu Jack Reacher ausmachen konnte, wird hier feststellen, dass diese fast ganz ausgemerzt wurden. Und wer "Am Limit" gelesen hat, weiß auch schon, wie dieses Buch hier ausgehen wird. Interessant ist daher nur der Weg dahin. Und der ist spannend genug, da David Baldacci hier eine Verschwörung allererster Güte aufbaut, in die jeder verwickelt sein kann. In "Escape" lässt der Autor seine Protagonisten zumeist ermitteln, der Leser soll ihren Gedankengängen folgen und wird nicht mit Actionsequenzen überhäuft. Doch was in einem etwas weniger Seiten umfassenden Buch eine durchaus gute Variante des Erzähltempos gewesen wäre, sorgt bei 600 Seiten leider hin und wieder für gebremsten Schaum in dieser Atmosphäre dauernder Bedrohung durch wen auch immer. Denn eines versteht David Baldacci hier meisterhaft: Die eigentlichen Beweggründe für das Geschehen ebenso im Hintergrund zu halten, wie die Drahtzieher. Was mir aber gegen Ende dann doch etwas übertrieben schien, waren die vielen Haken, die geschlagen wurden, bis man endlich nicht nur den Übeltäter entlarven konnte, sondern auch wusste, wem man vertraut und wem nicht. Das war dann manchmal zuviel des Guten. Eingebettet in die Story noch eine kleine Liebesgeschichte unter Kollegen verschiedener Waffengattungen, ein ständig pennender Kater als Pullers Haustier, hin und wieder etwas schmallippiger Humor und viele Armykürzel und Patrioten. Heißt es doch, dass die Pullers schon unter George Washington Generationen zurück für ihr Land kämpften. Jaja, diese uramerikanischen Helden ohne Furcht und Tadel. Man könnte es aber auch so sehen, dass die Pullers eben keine Patrioten waren, da sie dereinst nicht für ihr Land sondern gegen ihren König kämpften. Heute werden sie als Freiheitskämpfer gefeiert, aber wenn man sich die jüngere Vergangenheit der USA anschaut, dann sieht man, dass Freiheitskämpfer für die Amerikaner Terroristen sind (ausser sie kämpfen für amerikanische Werte(-losigkeit)). Nach dieser Lesart wären die Leute unter Washington also auch nix anderes. Abgesehen davon ist das Buch eine recht ordentliche Thrillerlektüre mit ein paar kleinen Längen, vielleicht auch kleinen Mängeln, aber dennoch ein ganz guter Einkauf. Da ist entschieden schlechteres auf dem Markt.


jerry garcia

  • Gast


Michael Ledwidge für James Patterson. Jackson Oz, ein junger New Yorker Evolutionsbiologe, beobachtet seit einiger Zeit ein ungewöhnliches Verhalten bei Tieren: Überall auf der Welt fallen sie über Menschen her, und töten diese mit einer nie zuvor dagewesenen Brutalität. Oz fürchtet, dass sich das Problem zu einer massiven Bedrohung für die gesamte Menschheit ausweiten könnte. Zunächst nimmt ihn niemand mit dieser Theorie ernst, doch dann häufen sich die Vorfälle. Gemeinsam mit der Umweltforscherin Chloe setzt Oz alles daran, die Mächtigen dieser Erde zu überzeugen, dass sie handeln müssen. Doch die Tiere werden immer aggressiver.

Im Zoo von L. A. greift ein Löwenpärchen den Angestellten an, der sie gerade füttern wollte (vermutlich aber nicht so, wie es dann geschah) und büxt aus. Unterwegs kommen sie an diesem frühen Morgen noch an einem Golfplatz vorbei, auf dem ein einsamer Spieler versucht sein Handicap zu verbessern. Doch sein größtes Handicap sind zwei bösartige Löwen und dann gibt es nichts mehr zu verbessern. In New York dagegen krabbelt Oz, Studienabbrecher mit hoher Intelligenz und einem Schimpansen als Haustier müde aus seinem Bett. Er füttert Attila, den Affen, und gönnt sich dann selbst etwas. Sein heruntergekommenes Apartment beherbergt auch eine ganze Batterie von TV-Geräten mit denen er sämtlich Nachrichten über MTK (Mensch-Tier-Konflikt, wie er es nennt) weltweit aufzeichnet. Nachdem er kurz über die Freundin gerutscht ist, die dann eh Schluss macht, lässt er sich aufgrund eines Anrufs eines Freundes aus Afrika eben dahin lotsen und gerät in tödliche Gefahr. Sein Freund gibt den Löffel ab, aber Oz kann sich und eine junge Frau namens Chloe retten. Aber extrem erschreckend war die Erkenntnis, dass die Löwen alle Männchen waren und gemeinsam Jagd auf die Menschen gemacht haben. Und zwar mit Plan. Zurück in der Heimat versuchen sie, die Menschheit, die Forscher, die Politiker von der Gefahr zu überzeugen und dass man Gegenmaßnahmen ergreifen muss. Vergeblich, keiner glaubt ihnen. Als aber nach fünf Jahren die Angriffe von Tieren auf Menschen riesige Ausmaße angenommen haben, hört man ihm endlich zu. Es wird diskutiert, er wird diskreditiert und namhafte Professoren versuchen weiterhin, seinen Namen in den Dreck zu ziehen. Doch die werden bald eines Besseren belehrt. Die Tiere agieren völlig atypisch. Riesige Horden von Hunden bewegen sich durchs Land, machen Dörfer nieder und ziehen weiter. Ob Haustier oder frei geboren - alles stürzen sich auf die Menschen. Wölfe wie Karnickel, Pferd wie Vögel, alle Tiere der Welt attackieren den Menschen. Delphine bringen in selbstmörderischer Art und Weise Boote zum Sinken. Bären jagen Jäger. Doch irgendwann kommt ein Durchbruch für die Menschheit. Oz hat den Grund für diese massive Veränderung der Tierwelt ausgemacht. Fragt sich bloß, ob sie mit ihren Maßnahmen nicht zu spät kommen.

Zuerst einmal die negativen Begleitumstände. Es ist schon fast eine Art Etikettenschwindel, wenn man auf dem dick und fett suggeriert, dass das Buch von James Patterson sei und auf Seite drei dann erst feststellen kann, dass Michael Ledwidge eigentlich der Verfasser ist und nur ein Honorarschreiber für den Maestro selbst ist. Und gerade Mr. Patterson hat seit 2000 nur noch an seiner Alex Cross-Reihe gearbeitet und fünf andere Romane verfasst, während weitere 40! von irgendwelchen Co-Autoren unters Volk gebracht wurden. Selbstverständlich mit dem großen Namen auf dem Cover. Ganz miese Marotte, die da schon seit etlichen Jahren läuft (Clancy, Ludlum, Cussler usw.). Da fühlt man sich nach einem Kauf gerne mal getäuscht. Da das Buch als Vorlage für eine TV-Serie dient (Mein Grund überhaupt noch einen Patterson anzurühren, da mich nach geraumer Zeit auch Alex Cross zu langweilen begann) und selbstverständlich vom deutschen Rechteinhaber Pro7 beworben wird, war mir bewusst, dass dieses Werk nicht gerade vor klar ausgearbeiteten Charakteren strotzen würde. Die kurzen Kapitel mit knappen Sätzen und nicht allzu viele Buchstaben enthalteten Wörtern als Bückling vor der Generation Twitter oder Bildungsmiseren ala "Fack juh Göhte" treiben das Buch zwar voran, haben aber kaum Nährwert. Einzig Oz wird etwas näher beleuchtet, erinnert kurz an das Remake "Planet der Affen" (James Franco) mit seinem Schimpansen, der bei ihm lebt. Später wird es dann eher zu einem globalen "Panik in der Sierra Nova" wenn die Tierwelt sich gegen den Menschen erhebt. Dann wird noch schnell mit einigen Einwürfen wie Sozialkritik, uneinsichtigen Politikern und einer Ökokatastrophe noch für etwas Seriosität im Sammelsurium von altbekannten Worthülsen und Szenarien gesorgt, bevor man dazu übergeht, zwischen den verzweifelten Bemühungen der Menschen immer wieder tödliche Angriffe mit ordentlich Blut und ein bisschen Gekröse einzuflechten. All das wirkt aber in seinem Mühen als habe Frank Schätzing die Grundidee für seinen "Der Schwarm" im Halbschlaf auf nen Bierdeckel gekritzelt und dann aufgehört. Also scheint "Zoo" sehr, sehr weit von echter Qualität entfernt. Was kann man ihm zugute halten? Schnelle, leichte Lektüre, die wohl schon als Drehbuch herhalten soll, die kurze Unterhaltung für ne leicht überzogene Frühstückspause bietet, tatsächlich hin und wieder etwas Endzeitstimmung verbreiten kann, mit Action nicht geizt, je weiter die dünne Handlung fortschreitet und von niemandem auch nur winzigste Gedankengänge fordert. Will man dem Buch Böses, ist es blass und oberflächlich und nur ein Schnellschuss für ebenso schnelles Geld. Oder es ist eben ein flottes Lesevergnügen ohne Anspruch, das die Leser, die mehr nicht wollten, recht gut und abenteuerlich unterhalten werden. Als Tierhorror kann das sogar funktionieren, aber bei den Serienmachern hab ich so den Verdacht, dass sie das Dingen so in den Sand setzen wie dereinst "The Strain". Zuviel Blabla und Emogewinsel, zuwenig Aufregung und Action. Lässt man sein Anspruchsdenken ganz im Verlies, kann diese katastrophale Ökokatastrophe als Quick(ie)-Reader funktionieren, wem aber dann ein Gedanke zu Schätzing oder ähnlichen Büchern kommt, der ist verloren im Sumpf der seichten Zeilen. Für mich der letzte (Pseudo-)Patterson.


jerry garcia

  • Gast


Anonymus. In Santa Mondega kommt es zu einem blutigen Massaker. DEr Killer Bourbon Kid zieht gegen Vampire und korrupte Polizisten ins Feld. Doch die Jagd endet mit Bourbon Kids Tod. Sein Gegenspieler Gaius Rameses hat nun freie Bahn und ruft alle übrigen Vampire dazu auf, sich unter seiner Führung zu einer Armee zusammenzuschließen. Ihr Ziel: Die Unterjochung der gesamten Menschheit.

Santa Mondega kommt nicht zur Ruhe. Der Kid ist nicht mehr da und die Stadt wird beherrscht von Gaius Rameses und seinen Schergen. Besonders hervor tut sich dabei Jessica, die nach Blut nur so giert. Sanchez, der Schankmann vom Tropica, wird vorübergehend zum Hilfs-Cop ernannt und mischt nun im Kampf gegen Vampire, Werwölfe und Zombies mit. Dazu gesellen sich noch illustre Gestalten wie Beth, JD, Dante, Kacy, Flake und andere, deren Motive jeweils sehr unterschiedlicher Natur sind. Nachdem die Sauigel um Gaius Rameses das Auge des Mondes erobert hatten, wollen sie am Folgetag nun auch das Buch des Todes in ihre gierigen Pfoten schließen, denn es hat etwas besonders Perfides zu bieten: Schreibt man einen Namen hinein, stirbt diese Person und zwar genau zu dem Zeitpunkt, den man ebenfalls dem Buch anvertraut. Versteckt ist das Buch in einer Bibliothek - und ausgeliehen (eher stibitzt) hat es dann auch noch Sanchez. Er lässt es zwar dann von einem Kumpel wieder an seinen Platz bringen, doch gerade dieser kurze Anfall von Ehrlichkeit sorgt dafür, dass das Buch tatsächlich bei Gaius Rameses landet. Und das ist der Punkt, an dem die Stadt einen Helden braucht, einen Retter ohne Furcht und Tadel. Und es wird garantiert nicht Hilfsbulle Sanchez sein.

Nachdem "Das Buch ohne Gnade" ja eher eine Art Prequel zu den anderen gewesen ist, setzt "Das Buch des Todes" dann direkt an "Das Buch ohne Staben" an und auch der Erstling "Das Buch ohne Namen" bleibt nicht unerwähnt. Man sollte diese also gelesen haben. Neben einigen Handlungssträngen tauchen selbstverständlich auch wieder altbekannte Figuren auf, von denen Sanchez wohl den größten Teil der Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Wird doch gerade der größte Gauner und Flegel der Stadt zum Ordnungshüter gemacht. Das bringt sogar einigen Spaß mit sich, wenn er mit gewissem Widerwillen einen inneren Kampf ausfechten muss, ob er in der einen oder anderen Situation mal tatsächlich das Gesetz vertreten soll. Vieles aus den vorherigen Büchern wiederholt sich, der Autor kann nicht nit allzuviel Neuerungen aufwarten und hält sich ans bekannte und bisher erfolgreiche Rezept. Blut, Gekröse und trashiger Blödsinn. Hin und wieder sind schon mal Schmunzler drin wenn es um's Cafe "Ole au lait" oder "Bloodwiser" geht, aber es ist auch viel abgedroschenes drin, sodass sich dann der Spaß etwas in Grenzen hält. Charaktertiefe, Realismus, ansprechender Stil mit Aussagekraft - vergesst es. Die wilden Horden metzeln auf der Suche nach ihrem Buch jeden brutalst nieder, der ihnen im Weg oder nur nebenbei steht und die Ordnungshüter, wenn man sie so nennen kann, verhalten sich nicht besser. Immer wieder verweist der Autor auf diverse Filme, die nicht ausschließlich aus dem Umfeld von Tarantino oder Rodriguez kommen. Mag ja sein, dass sich derartige Bücher besser verkaufen, wenn man wie soviele andere mal schnell den Namen Tarantino hinwirft, aber das ist mittlerweile derart nervig ausgeartet, dass es mich eher abschreckt. Auf jeden Fall kann "Das Buch des Todes" ausser mit einigen Fehlern auch mit verflucht viel Gemetzel und Blut aufwarten. Gerade im recht langen Showdown wird gemeuchtelt, mit Knochen geworfen und Körper ausgeweidet, dass es eine Freude für den Gorehound ist. Der Splattergehalt ist für ein Buch aus einem dieser sich ständig der Masse anbiedernden Publikumsverlage, die sich - echt wahr - sogar als "Genreverlage" sehen, hihi, guter Witz, recht hoch. Kein Vergleich mit echten Genre-Verlagen wie Festa, Luzifer, Voodoo-Press und so weiter, aber für den Mainstream ist der Matschfaktor recht hoch und der Anspruch extrem niedrig. Aber in diesem Falle ist es ja beabsichtigt und wer an den Vorgängern seine Freude hatte, noch nicht übersättigt ist wie meinereiner, der wird absolut seine Freude an der Blutorgie mit fiesem Humor haben. Gute, blutige, durchgeknallte Trashkost. Aber jetzt lasst es gut sein. Die ständige Wiederholung der "Top"-Gags beginnt zu langweilen. 


Offline JasonXtreme

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    Bislang hab ich von dem noch nix gelesen, das klingt aber doch wirklich witzig :D
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    jerry garcia

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    Isses auch - anfangs. Das war aber jetzt das vierte Buch der Reihe und dazu noch "Psychokiller". So seicht es geschrieben ist, so schnell nutzt sich das Ganze für mich dann auch ab. Ist dann immer irgendwie dasselbe. WEnn der Sanchez in seiner Kneipe zum hundertsten Mal Pisse statt Schnaps ausschenkt, kann ich nicht mehr lachen. Und wenn jeder meint, dass man es mit Tarantino vergleichen müsse, nervt es auch. Und Tarantino und Qualität beißen sich meines Erachtens seit einigen Jahren auch.


    Offline JasonXtreme

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      Hängen die Bücher irgendwie zusammen? Oder kann man die einzeln lesen?
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      jerry garcia

      • Gast
      "Das Buch ohne Gnade" ist als drittes erschienen, aber ein Prequel zu den anderen beiden (Buch ohne Namen und Buch ohne Staben), danach aber sollte man alle zusammen lesen, da gerade "Das Buch des Todes" ganz besonders dann  wieder das "Buch ohne Namen" ins Spiel bringt und direkt an Buch ohne Staben ansetzt. Ist nur eine Nacht dazwischen was die Handlung angeht.

      Ehrlich, alle vier Bücher hintereinander zu lesen, tut ähnlich weh, wie sich sämtliche "Police Academy"-Filme ohne Unterbrechung zu geben. Am Anfang machts noch Spaß, dann beginnt es zu nerven und bald ist man froh, wenn es endlich rum ist.


      Offline JasonXtreme

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        Hm ok dann bin ich eher wieder raus ;) ich dachte die sind einzeln auch genießbar
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        jerry garcia

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        Du könntest ja mal das "Buch ohne Gnade" antesten - irgendwie billig und gebraucht besorgen - und dann entscheiden.


        jerry garcia

        • Gast


        Neal Shusterman. Deine Umwandlung ist garantiert schmerzfrei. Jeder Teil deines Körpers lebt weiter. Sagen sie. Aber wenn jeder Teil von dir am Leben ist, nur eben im Körper eines anderen … Lebst du dann? Oder bist du tot? Der 16-jährige Connor hat ständig Ärger. Risa lebt in einem überfüllten Waisenhaus. Lev ist das wohlbehütete Kind strenggläubiger Eltern. So unterschiedlich die drei auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie sind auf der Flucht. Vor einem Staat, in dem Eltern ihre Kinder im Alter von 13 bis 18 Jahren »umwandeln« lassen können.

        Connor ist ein Kandidat für die Umwandlung, weil er irgendwie immer dazu neigt, in Schwierigkeiten zu geraten, seine schulischen Leistungen eher bemitleidenswert sind und seine Eltern mit ihm einfach nicht mehr weiter wissen. Da kommt ihnen die Möglichkeit, ihren ungezogenen Störenfried im Nachhinein via Umwandlung doch noch abtreiben zu können gerade recht. Connor würde dann in vielen, vielen einzelnen Teilen als Organspender wider Willen in anderen Menschen weiter existieren. Er wäre nicht tot. Behauptet die Regierung, die solche Organspenden natürlich unterstützt. Risa ist da ein anderer Fall. Sie lebt in einem Waisenhaus und ist eine fast perfekte Schülerin. Spielt schwerste Partituren am Piano fast ohne Makel und fordert von sich selbst immer die Bestleistungen. Umso größer ist der Schock für sie, als gerade sie ausgewählt wird, das Waisenhaus bei der Umwandlung ehrenvoll zu "vertreten". Der wahre Grund ist selbstverständlich profaner: Werden einem Waisenhaus von Regierungsseite die Mittel gekürzt, müssen einige von den unnützen Fressern weg. Und vorbei ist es mit der goldenen Zukunft. Und dann gesellt sich noch ein Dritter zu dem Bunde. Er heißt Lev und WILL tatsächlich freiwillig umgewandelt werden. Für ihn und seine Familie war schon lange  klar, dass er eines Tages geholt werden wird. Dafür gibt es eine richtig runde und mit allen Wünschen versehene Abschiedsparty, bei der er die Sau rauslassen kann. Er ist der Zehnte in seiner Familie und dieser muss im entsprechenden Alter für die Umwandlung zur Verfügung gestellt werden. Lev hat damit absolut kein Problem. Doch bald sollen sich die Wege der drei Kids kreuzen. Bei einem Fluchtversuch wird ein Unfall ausgelöst und Lev als Geisel genommen. Seine Geiselnehmer sind keine anderen als Connor und Risa, die aus dem jeweiligen Transporter zu ihrer Umwandlung geflüchtet sind. Zu dritt machen sie sich auf den Weg, ihren Schergen zu entkommen und sich vielleicht irgendwo in den Wäldern für längere Zeit zu verstecken und zu leben. Auf ihrem Weg in die Freiheit, ein Leben ohne Bedrohung kommen immer weitere Figuren zu ihnen, treffen sie Typen wie Roland, der den toughen Kerl gibt und gerne über andere bestimmt und sich nimmt, was er will. Irgendwann verlieren Connor und Risa Lev aus den Augen und der trifft seinerseits CyTy, der schon Teile eines anderen in sich hat. Den Schläfenlappen - und der macht ihm zu schaffen. Gedanken und Taten seines Spenders mischen sich in sein Leben ein, er hat Furcht durchzudrehen. Und irgendwo weit draußen im Land bildet sich eine Gruppe, die das Prinzip der Umwandlung entschieden ablehnt. So entschieden, dass man eine fast militärische Organisation aus etlichen Gefüchteten oder Geretteten aufgestellt hat, die ein riesiges Lager für Kids im wandlungsfähigen Alter aufgebaut hat, in dem sie Leben, bis sie 18 Jahre als und frei und unbehelligt ihrer Wege gehen können. Auch Connor und Risa sowie Roland landen dort. Als sie erfahren, dass sie für einige Monate an ansässige Farmer ausgeliehen werden, für diese arbeiten sollen und nach Ablauf dieser Zeit dann alt genug sind, um neue Papiere zu erhalten, die sie als 18 Jahre und frei ausgeben, kommen Connor Zweifel. Ist dieses System wirklich zu ihrem Nutzen oder werden sie als Sklaven missbraucht? Stimmt überhaupt etwas von dem, was ihnen erzählt wird?

        Neal Shusterman schildert das Leben in den USA nachdem ein Bürgerkrieg zwischen Abtreibungsbefürwortern und Abtreibungsgegnern (Solche Kriege sind meines Erachtens bei den schon heutzutage zu spürenden Abneigungen verschiedener Gruppen zueinander - man nehme nur die Veganer/Vegetarier gegen die Fleischkonsumenten - so unwahrscheinlich gar nicht mehr, da jeder im Durchsetzen seiner Meinung immer militanter wird.) endlich beendet wurde und man eine neue Charta des Lebens verabschiedet hat. In der wird eine eigentlich abstoßend wirkende Regelung als Segen dargestellt und Eltern (Falls man die so nennen will) können ihre Kinder im Alter von 14-17 nachträglich via Umwandlung noch abtreiben. Der Nutzen dabei ist, dass die Umwandlung nur ein anderes Wort für "unfreiwilligen Organspender" ist. Allein diese Vorstellung wirkt heute noch entsetzlich, aber unsere Welt war schon immer gut darin, Grenzen zu überschreiten und die Rechte der Individuen derartige zu beschneiden, dass man die Gesetze immer schön zum Nutzen einer allgemeinheit angeopasst, die eh nur aus Herrschenden und Reichen besteht, während der Rest nur der nützliche und verwertbare Pöbel bleibt (Natürlich hinter feinen Worthülsen versteckt), der so oder so zur Schlachtbank geführt wird (Noch werden nur die Gehälter und Konten geplündert). Ist jemandem aufgefallen, wie schnell die Wellen bei den gefaketen Organspenderlisten in der realen Welt wieder abgeklungen waren. Ein paar leere Versprechungen, diverse Massenmedien auf Linie gebracht und schon folgt die doofe Herde dem Geschwätz von oben. Funktioniert in allen Lebenslage, seien es Terror, Flüchtlinge, Beleidigungen durch Politiker gegen das Volk, Skandale, Verfehlungen der Wirtschaft oder falsche Wahlversprechen. Immer verliert das Volk, das via Medien verdummt wird. Das Wort Lügenpresse ist sicher falsch, die tun ja nur, wofür sie bezahlt werden. Und einige Fakten aus dieser Gemengelage hat Neal Shusterman für seinen Roman, der in den USA spielt, genutzt und es zu einer Jugend-Dystopie gewandelt, die es in sich hat. Und auch die Theologie kommt zu ihrem Recht. Was wird mit einem Menschen, der in was weiß ich wie vielen Teilen in anderen weiterexistiert, um denen ein besseres Dasein zu ermöglichen? Lebt dieser Opferbringer dann noch oder ist er tot? Eine zentrale Frage in dem Buch. Und was ist eigentlich mit der Seele, die ja unteilbar ist? Was wird denn mit der? Ab wann hat der Mensch überhaupt eine Seele? Fragen,die auch in der Realität schon oft gestellt wurden und ein Streitthema sind, das noch keiner abschließend und mit klarer Aussage beantworten konnte. Und auch hier, in dieser Buchwelt, lässt der Autor keinen Zweifel daran, dass die besten "Ersatzteile" natürlich an die Personen gehen, die auch den besten Preis entrichten können. Für die Masse bleibt der Ausschuss. Dafür hat man der Mehrheit der Unterprivilegierten die Möglichkeit des "Storchens" eingeräumt. So nennt man den Vorgang, in dem Neugeborene einfach irgendwelchen Menschen vor die Tür gelegt werden. Und was macht der Reiche, dem man ein vor Hunger schreiendes Baby vor die Tür legt? Einfach die Musik lauter. Und legt den kleinen Schreihals dann bei Nacht und Nebel dem nächsten Nachbarn vor die Tür. Bei dieser Methode sind schon etliche Babys umgekommen. In der Realität nennt man das dann halt Babyklappe. Bissig wird Neal Shusterman dann, wenn er auf reale Ereignisse hinweist, wie den Versuch, auf ebay eine Seele zu versteigern (und die Reaktion von ebay) oder dem Diebstahl von Neugeborenen in einem östlichen Land, um aus ihnen Spenderorgane zu "gewinnen". Ansonsten weiß der Autor neben seiner deutlichen Gesellschaftskritik auch den Spannungsbogen konstant hochzuhalten, findet immer neue, wenn auch nicht mehr ganz so abwegige Greuel, die sich die Menschen nicht nur in dieser Dystopie antun, lässt Begriffe wie das "Storchen" oder "Klatscher" lange im Dunkeln, bevor sie im weiteren Verlauf einer temporeichen und sozialkritischen Geschichte recht bedeutsam erklärt wurden. In dieser Dystopie darf ein jeder Leser ganz tief in die Abgründe der Menschheit blicken, welch grausames Wesen sich da auf der Erde tummelt und sich für Gottes einzige wahre Schöpfung hält. In einem einfachen Stil, schnell und mit verschiedenen Charkteren ausgeschmückte Schreckensvision voller Dramatik. Es gibt noch drei weitere Teile von Neal Shusterman. Und wie böse die Menschen sein können, hat man auch in Paris erleben müssen. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer und allen Bürgern Frankreichs, die unter dieser Barbarei zu leiden haben.


        jerry garcia

        • Gast


        Wallace Stroby. Crissa Stone ist jung, attraktiv und ein knallharter Profi. Ihr Geld macht sie mit Raubzügen. Crissa bekommt einen Job angeboten, bei dem sie mit zwei Komplizen eine Pokerrunde überfallen soll. Eine leichte Nummer, wenig Aufwand, sehr viel Geld. Der Auftrag läuft aus dem Ruder: Plötzlich fällt ein Schuss und einer der Pokerspieler wird getötet. Als sich herausstellt, dass der Tote der Schwiegersohn eines Gangster­bosses ist, wird die Lage für Crissa gefährlich. Der Boss engagiert Eddie den Heiligen, einen skrupellosen Verbrecher und eiskalten Killer, um den Ermordeten zu rächen. Crissa taucht unter, aber Eddie hat sie in der Hand. Er weiß, für wen Crissa ihr Leben riskieren würde. Sie weiß, es gibt nur eine Lösung.

        Crissa Stone hat gerade erst mit Komplizen einen Coup durchgezogen, der nicht optimal verlief. Die Höhe der Beute hat nicht einmal im Ansatz das ergeben, von dem zu Beginn gesprochen wurde. Kaum zu Hause wird die Meisterdiebin von ihrem Kontaktmann zu einer vertraulichen Unterredung gebeten und erfährt, dass ein neuer Job in Aussicht ist. Da sie das Geld auf jeden Fall braucht, gerade nach dem letzten Flop, hört sie sich die Sache an. In Florida soll bei einem illegalen Pokerspiel ein siebenstelliger Betrag auf den Tisch kommen und das wäre schon mal eine Hausnummer. Sie soll sich mit ihren Partnern an einem abgelegenen Ort treffen. Sie ist erstaunt, dass zusammen nur zu dritt an die Sache herangehen werden, hat aber zumindest mit den zwei Kollegen schon mal gearbeitet und kennt sie als zuverlässig, Stimmer ebenso wie Chance. Während das Trio also den Coup vorbereitet, wird Eddie, der Heilige, von seinem ehemaligen Kompagnon vor dem Knast abgeholt, in dem Eddie einige Jahre sein zu Hause hatte. Der junge Kerl scheint immer noch auf Droge zu sein, was Eddie ihm austreiben will, da er einen Komplizen braucht, der seine Sinne beisammen hat. Doch zuerst will Eddie bei einem früheren Auftraggeber vorbeischauen, der das Geld aus dem letzten Coup, für den Eddie auch eingesessen hatte, für ihn anlegen sollte. Wie das mit der Gier halt mal so ist, hat der Typ nicht so ganz koscher gearbeitet und als Eddie und der junge Terry dann wieder gehen, bleibt eine Leiche zurück. Danach kommen sie zu Terrys Unterkunft, in der Eddie erst einmal auf seine Art für Ordnung sorgt, bevor es weitergeht zu Tino, einem der Bosse für die Eddie früher gearbeitet hatte. Unterdessen startet in Florida der Raid und alles sieht gut aus, auch wenn das Geld gerade mal die Hälfte des ausbaldowerten Betrages ausmacht. Die Spieler und Kartengeber sind verhältnismäßig ruhig und vernpünftig und riskieren nicht ihr Leben für schnödes Geld. Doch als sich Chance und Stone auf den Weg nach draußen begeben, fällt plötzlich ein Schuss und einer der Spieler ist dann doch tot. Stimmer hat ihn umgelegt, weil er nach einer Waffe gegriffen habe. Und das ist der Startschuss für ein Dilemma größeren Ausmaßes, in das Crissa Stone nun gerät. Der Tote ist zwar nicht mehr am Schnaufen, aberr deswegen immer noch der Schwiegersohn von Tino. Und weil der gerade mit Eddie konferiert, als die Nachricht von der Ermordung seines Schwiegersohnes eintrifft, beauftragt er den gleich damit, die Sache in seinem Sinne zu regeln. Es geht schließlich um die Familie. Und Eddie hat genug Erfahrung und Ansätze, um Stone und ihre Komplizen in große Schwierigkeiten zu bringen. Der Kampf ums Überleben startet für Crissa und Co. jetzt!!

        Kurz gesagt - DIE Hardboiled-Überraschung des Jahres und nach einigen Festas und Luzifers sowie meinem Action-Allheilmittel Martin Kay zu einem meiner Lieblingsbücher 2015 aufgestiegen (die Amerikaner, die lesen können, durften das schon 2011 genießen, so sie das Geld für ein Buch ausgegeben haben). Crissa Stone ist wie Parker (Westlake/Stark) oder Wyatt (Disher) ein Profi im unehrlichen Geschäft. Sie agiert kühl, berechnend und mit ausgeklügelten Plänen, hält sich privat bedeckt und geht kaum eine Beziehung ein, die etwas wie Dauer beinhaltet wie sie der zugelaufenen Katze erklärt: Es war nett, solange es dauerte, aber jetzt musst du gehen. Einzig ihr Mentor und Lover Wayne sowie ihre Tochter Maddie bedeuten ihr etwas nur für die Beiden arbeitet sie überhaupt. Maddies Erziehung zu finanfzieren, während diese bei Crissas Cousine untergekommen ist und diese auch für ihre Mom hält und Wayne auf Bewährung aus dem Knast zu holen, sind ihre Motivation. Beides nimmt viel Kohle in Anspruch und gerade der Anwalt in Texas, wo Wayne einsitzt, kassiert kräftig. Stone ist eine Diebin mit Herz, aber nicht zuviel. Das Wenige wird nur an ihre Lieben vergeben, andere sollen ruhig sehen, wie sie zurecht kommen. Wallace Stroby lässt auch eine menschliche Seite bei seinen Verbrechern erkennen, ist aber wie seine Vorbilder äußerst sparsam im Stil und konzentriert sich absolut auf das Nötigste. Stone ist eine Frau, die es den Kerlen nicht zeigen muss, wie tough sie ist. Sie ist sozusagen eine "Kollegin", die ihren Job ebenso verrichtet wie die Kerle. Punkt, aus, Ende. Keine Sperenzchen, wie man sie in anderen Werken so oft liest. Die Geschichte ist straff erzählt, in knappen Dialogen und nimmt mit Fortlauf der Story auch an einer gewissen Härte und Eiseskälte zu. Das Finale hat es in sich. Stroby kommt direkt auf den Punkt und leistet sich keine "schwaflerischen" Mätzchen, die seinen ersten Roman um Crissa Stone auch nur ansatzweise ausbremsen könnten. Und Eddie? Der ist dann so etwas wie der Gegenentwurf zur Protagonistin. Wo sie cool und ohne Mätzchen oder übertriebene Gewaltanwendung ihr Ding durchzieht, glaubt der wohl, dass ihm die Menschheit für seinen Knastaufenthalt etwas schuldet und erfreut sich an seiner Killertour durch das Land und seinem Spaß am Töten. Und doch scheint auch in ihm ein kleiner Rest Menschlichkeit hin und wieder aufzuflackern. Er ist nicht nur böse und abgrundtief schlecht, wie man später bei Terry feststellen kann. So wird "Kalter Schuss ins Herz" zu einem perfekten Hardboiled-Thriller mit durchaus differenzierten und gut gezeichneten Charakteren, die auch etwas Emotion (nicht zuviel allerdings) neben der Kälte, mit der sie ihre Verbrechen ausführen, zeigen können und wie Stone auch so etwas wie Ganovenehre haben. Eddie verfällt in seinen Blutrausch, dem sich Stone gegenüber sieht und sich selbst nur mit einer Erfahrung retten kann, die sie niemals machen wollte. Der Autor geht hier kurz und schmerzlos seinen schnellen Weg, steigert die Spannung in einer Story, die man aus den Vorbildern durchaus schon kennt, immer weiter und hetzt den Leser zu einem klassischen Showdown, der dann auf einige Erkenntnisse folgt, die den Leser zwar nicht so wirklich, dafür aber die Protagonistin überraschen. Es werden zumindest schon mal ein oder zwei Haken geschlagen. Schnell, kritisch (New York, Gier allgemein und auch die Wirtschaftskrise erhalten etwas "Aufmerksamkeit" in Nebensätzen), kühl und ausgeklügelt. Um zum Anfang meines Fazits zurückzukommen: Hardboiled at its best. Und es gibt noch eine Steigerung, denn von Crissa Stone gibt es bis dato in den USA noch drei weitere Abenteuer, die der Pendragon-Verlag hoffentlich auch in deutscher Übersetzung bringt. Ich fordere den Verlag geradezu auf, mit der Veröffentlichung meinen Obulus einzukassieren. Ich will MEHR davon!!!! Wer Parker schreit, muss auch Stone sagen. Pflichtkauf für Freunde der Hardboiled-Literatur.


        jerry garcia

        • Gast


        Mirjam Mous. Boy 7 kommt auf einer glühend heißen, kahlen Grasebene zu sich und weiß weder, wohin er unterwegs ist, noch, woher er kommt. Er weiß nicht einmal mehr, wie er heißt. Die einzige Nachricht auf seiner Mailbox stammt von ihm selbst: „Was auch passiert, ruf auf keinen Fall die Polizei.“ Wer ist er? Wie ist er hierher geraten? Und wem kann er noch vertrauen? Quelle: Amazon.de

        Boy 7 (Name wird im Laufe des Buchs geklärt) erwacht auf einer Ebene, kann sich an nichts erinnern und sucht seine Tasche nach Hinweisen ab. Irgendwo muss doch sein Name oder so zu finden sein. Und hier weg muss er auch. Er schaut sich die Umgebung an, findet seinen Rucksack und stöbert in ihm herum. Erste Hinweise finden sich auf seinem Handy. Er selbst hat sie darauf aufgenommen, wie er merkt. Ziemlich kryptisches Zeugs, wie er meint. Er soll niemandem trauen, sogar sich selbst nicht. Auf der Suche nach einem Ausweg kommt er an eine Straße und bald fährt auch ein Auto in seine Richtung. Am Steuer eine junge Frau. Sie nimmt ihn mit, aber ihre Unterhaltung wird etwas seltsam, da Boy 7 ja keine Ahnung hat, wer er ist und auch niemandem trauen soll. Also geht die Schwindelei schon los. So kommt er dann auch auf seinen Namen Boy 7 - er sieht sich seine Klamotten an und de Rucksack und bastelt sich aus den Etiketten ebenden Namen zusammen. Lara, wie die junge Frau heißt, nimmt ihn mit zu ihrer Tante Bobbie. Dort kann er sogar vorübergehend unterkommen. In der Situation etwas Ruhe zu haben, plant er seine weiteren Schritte, durchsucht noch einmal genau seine Tascvhen und findet einen Schlüssel. Wofür? Bankschließfach, Umkleidekabine in einem Schwimmbad oder einer anderen Sportanlage? Er muss in die nächste Stadt. Ohne Zweifel liegen dort womöglich weitere Hinweise auf seine Vergangenheit versteckt. Lara fährt ihn hin und Boy 7 glaubt, er habe einen Verfolger gesehen, doch Lara tut das als Einbildung ab. Und nach einigen Fehlschläge finden sie tatsächlich ein Schließfach - am Bahnhof. Was er darin dann entdeckt, stellt alles für ihnauf den Kopf.

        "Boy 7" soll ja im August als deutsche Produktion in die deutschen Kinos kommen. Ich hab ja in letzter Zeit so einige Jugendbücher gelesen, die bis auf wenige Ausnahmen auch recht gut waren. Man kann ja jetzt nicht auch noch einen Kracher im Stile der vielen America First-Vertreter erwarten, die für diese Altersgruppe nicht unbedingt gedacht ist. Und auch hier hat mich die Ausgangslage im Stile eines Jason Bourne angelockt. Die Suche nach seinen Wurzeln, nach den Hintergründen seines Erwachens mitten in der Pampa verspricht Spannung. Und die wird zu Beginn auch geliefert. Leider geht dem Buch nach knapp 80 Seiten die Luft aus. Boy 7 (Nach der "7" auf seinen Socken und der Marke seines Rucksacks) findet etwas, das zwar viel erklärt, aber irgendwie als Found Footage in Buchform erzählt wird. Und das rund 100 Seiten lang. Man erfährt zwar die Hintergründe und wieso er eigentlich Boy 7 ist und entdeckt eine gefährliche Entwicklung, die von den Regierungen ausgeht, aber auch von bestimmten Organisationen genutzt wird. Aber irgendwie packten mich diese Rückblenden nicht sonderlich, sie wirkten eher wie ein Hemmschuh. Am Ende stellt sich heraus, was da wirklich vor sich ging und man muss ich gerade jetzt nach diesen verheerenden Anschlägen von Paris fragen, ob das nicht von den Behörden genutzt wird, völlig neue Überwachungsszenarien zu entwickeln, sie zur Pflicht zu machen, sodass man sich eher wohlig an "1984" erinnern wird, das dann absolut weit hinter der Entwicklung gelassen wird. Einiges an der Technologie wird ja schon in der realen Welt eingesetzt, wenn auch bisher eher für eine Vereinfachung gewisser Vorgänge, die die Wirtschaft als wunderbare neue Innovation zu verkaufen gedenkt. Die einen wollen dran verdienen, die anderen die totale Überwachung. Die Bevölkerung wird natürlich nicht gefragt. So gesehen ist das Buch tatsächlich ein kritischer Ansatz, um über diese Entwicklung zu berichten. Ansonsten ist "Boy 7" ein netter Thriller mit Botschaft, der aber nicht gänzlich überzeugen kann. Dass der Schreibstil recht schlicht gehalten ist, war klar, aber dass die Charaktere dann recht blass blieben, hätte nicht unbedingt sein müssen. War jetzt insgesamt icht so der Bringer, da gibt es bessere Bücher auf dem Markt. Chris Ryan, Andy McNab mit ihren Jugendthrillern oder Neal Shusterman mit "Vollendet" und den anderen drei Büchern, die ich noch nicht kenne, sind da noch etwas voraus. Der Wissenschafstansatz hingegen war recht gut. Auf dieser Idee könnte man durchaus einen "richtigen" Thriller wie z. B. "Staatsfeind Nummer 1" aufbauen, mit Geheimdiensten und hammerharter Action garnieren, es Martin Kay schreiben lassen und fertig wäre der Kracher vor dem Herrn. Der angehängte Link liefert etwas über das Thema dieser wissenschaft, ABER wer das liest wird a) mit einem Spoiler konfrontiert und muss b) feststellen, dass die Seite doch schon schwer von wilden Verschwörungsvisionen durchzogen ist. Nicht dass ich den Regierungen derartige Handlungsweisen nicht jederzeit zutrauen würde, aber das geht dann doch ein bisschen weit in Richtung Spinneritis.
        http://www.chemtrails-info.de/schweinegrippe/rfid-in-impfspritze.htm


        jerry garcia

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        Mark Greaney basierend auf Figuren von Tom Clancy. Dominic Caruso, Neffe von Präsident Jack Ryan, ist Agent der Geheimorganisation Campus, die gänzlich inoffiziell operiert, vorbei selbst an CIA und NSA. Er ist der einzige, der verhindern könnte, dass Amerikas sensibleste Geheimnisse dem Feind in die Hände fallen? Aber wer genau ist der Feind?

        Dominic Caruso ist zurzeit in Indien, wo er bei einem ehemaligen Agenten der Israelis eine Ausbildung in deren Kampfmethoden erhält. Er und sein Lehrer kommen gerade von einem Nachtlauf zum abgelegenen Haus des Mannes zurück, als sie mehrere Männer sehen, die dort eindringen wollen. Es sind Leute von der Hamas, verstärkt durch jemenitische Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürteln. Sie hatten aus einer Quelle erfahren, wo der Israeli lebet, einen Kutter in ihre Gewalt gebracht und dann Kapitän und Mannschaft getötet als sie ihr Ziel erreichten. Jetzt wollen sie den Feind und dessen Familie auslöschen. Caruso dringt mit seinem Lehrer in das Haus ein. Dom kümmert sich um die Gegner im Erdgeschoss, während der Israeli seine Familie im Obergeschoss retten will. Doch dort zündet einer der Typen seinen Sprengstoffgürtel. Der Israeli und seine Familie sterben, Caruso wird schwer verletzt und drei Angreifer können entkommen. Caruso findet sich im Krankenhaus wieder - mit einem Polizisten neben seinem Bett, der ihn befragen will. Als der Cop gerade etwas forscher nachfragen will, da Carusos antworten ihm viel zu vage sind, wird er von seinem Chef zurückgepfiffen. Aus den USA kam die Aufforderung, Caruso in Ruhe und ausreisen zu lassen. Also kuriert der dann später seine Verletzungen in seiner Wohnung aus, muss sich aber dann auf die Pirsch nach einem Weib machen und gerät in eine Kneipenkeilerei, die er trotz seiner Wunden gewinnt. Während Caruso sich also dämlich verhält, versucht man in Geheimdienstkreisen herauszufinden, wer hier Informationen nach außen dringen lässt. Ethan Ross gehört zu den Verdächtigen - mit Recht. Gibt er doch tatsächlich Geheiminfos an Außenstehende weiter. Aber er fühlt sich sicher genug, sogar einen Lügendetektortest zu überstehen. Und am Flughafen reisen einige Personen aus Ländern in die USA, denen man durchaus zutrauen könnte, dass sie diese Informationen gerne verwerten würden. Bald sind Israelis, Iraner, Russen und selbstverständlich die Amerikaner hinter Ross her, der sich mit weiteren Daten Richtung Venezuela abgesetzt und sogar einige dort tätige Agenten der USA preisgegeben hat. Es beginnt ein Wettlauf um das Leben von Ross und um alle Geheimnisse, die er noch auf seinem Computer hat.

        Dass ich den Namen des Verräters schon in der Zusammenfassung präsentierte liegt daran, dass man den schon auf dem Klappentext preisgibt und somit dieses Spannungselement eliminiert hat. Da hab ich mir auch keine Zurückhaltung auferlegt. Aber das ist nicht der einzige Mangel bei diesem Buch. Grob gesagt, ist es eigentlich schon seine pure Existenz. Mittlerweile dürfte ja schon weitläufig bekannt sein, dass die Romane nicht mehr von Tom Clancy, sondern von Vertragsautoren verfasst werden. Hier ist es erneut Mark Greaney, der sich damit keinen Gefallen getan hat. Von einem "echten" Clancy weit entfernt, versucht der deutsche Verlag dann wenigstens noch mit einem ("deutschen") Titel den Leser dahingehend zu manipulieren, dass der glaubt, es ginge um die Gruppe des "Campus" statt den Originaltitel zu übersetzen. Selbstverständlich tauchen weder vom Campus irgendwelche Leute noch die Ryans oder andere von früher bekannte Figuren auf. An Stelle von Mark Greaney hätte er besser den Namen Alan Smithee (auch wenn der schon vor Dekaden aufgeflogen ist) verwendet und seine Hauptfigur John Doe genannt - so wenig hat diese Story mit dem Campus und Tom Clancy zu tun. Eher scheint mir die Figur des Ethan Ross ebenso wie die Anmerkungen zu Anonymous dazu angetan zu vermuten, dass man hier einfach die Chance genutzt hat, um mit Snowden und Wikileaks abzurechnen und ein bisschen zu diffamieren, Whistleblower als Verräter darzustellen (da stimme ich sogar zu, Whistleblower ist nur einer dieser bekloppten politisch korrekten Begriffe), naiv und eine Gefahr für die Heimat. Ansonsten herrscht auch immer schön die gute alte Schwarz-/Weiß-Malerei. Der heldenhafte und verwegene Dom, dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen - und um a) die langatmigen Szenarien in Washington etwas aufzupeppen und b) seinen Mut und Schlag bei Frau NOCH deutlicher zu machen, gab es noch Barkeilerei, in der er trotz Verletzungen noch drei Brocken von Kerlen plättet, um eine Dame in Not zu retten. Daneben erscheint es auch irgendwie seltsam, dass sich die Amerikaner immer als die Aufrechten und Ehrlichen skizzieren und im gleichen Atemzug stolz auf ihre sogenannten Gruppen sind, die unrechtmäßig und unkontrolliert im Schatten agieren. Dazu kommen diesmal noch die unheimlich netten und liebenswerten Israelis, die niemals etwas Unrechtes tun würden. Auf der Gegenseite erscheinen dann diese finsteren und verlogenen Feinde, die ihre Selbstmordattentäter als Trottel bezeichnen (Soll wohl irgendeine psychologische Wirkung auf Leser haben, die darin etwas Wahres erkennen sollen - selbst die eigenen Leute nehmen die Terroristen nicht für voll) und Unterstützer oder Verräter als naiv, weil sie so gutgläubig sind. Die 560 Seiten sind ein Ausbund an Oberflächlichkeit, der größtenteils sogar die Spannung abgeht. Zumindest wird es so ungefähr ab Seite 380 nochmal etwas hektischer, kommt Dampf unter den Kessel, ist wenigstens etwas Action zum fast eingedösten Leser. Das hält dann wach bis zum vorhersehbaren Ende. Die Figurenzeichenung ist recht flach, selbst Mark Greaney war da schon besser. Es ist aber so, dass die Co-Autoren (Auch bei Cussler, Patterson, Ludlum und Konsorten) immer in ein gewisses Korsett eingezwängt sind und ihren eigenen Ideen nun keinen freien Lauf lassen können. Und die Verlage bezeichnen ihre Top-Autoren (verstorben oder nicht) ja mittlerweile als Marke - wie den Lieblingskaffee oder das bevorzugte Klopapier. Da muss man sich nicht wundern, wenn Scheiße bei rumkommt. Etikettenschwindel im Handel ist ja auch schon bekannt. Ich sag mal, dass die rund 23 Euro für das Buch entschieden zuviel sind und selbst ein Taschenbuch muss man nicht sofort erwerben, eine günstige Gebrauchtausgabe reicht da völlig. Ohne die Schlagworte Clancy, Greaney und Campus wäre dieses Buch sofort im unteren Mittelmaß versunken, ein Fall für den Grabbeltisch oder gar nicht erst aufgelegt worden. Ach ja, da ist ja noch das Lektorat - im Impressum übrigens nicht erwähnt. Hab ich vor nicht allzu langer Zeit mit einem Lektor eine kleine Diskussion gehabt, weil ich entdeckte Fehler dem Verlag gemeldet hab zwecks Möglichkeit zur Ausbesserung für eine weitere Auflage, so diese denn kommen sollte, muss ich ihm jetzt auch zugestehen, dass er in einem Punkt sehr richtig lag. Nicht nur, dass man bei den großen Verlagen kein Lektorat erwähnt, man erliegt schnell dem Verdacht, dass es gfar keines gab. Die Fehlerquote hier ist sehr hoch und wenn Namen (David statt Dominic) verwechselt werden, ist es extrem nervig. Oder gegen Ende als Dominic "dem Mund auf die Schulter schlägt". Meine Fresse, pennt ihr beim Lektorieren? Das fällt doch auf. Okay, das Fazit dieses Dramas ist - wer es nicht unbedingt als Die Hard-Fan haben MUSS, soll die Finger weglassen. Das Buch würde nur bedingt als Stand-Alone taugen, als Clancy eher gar nix. Leider geht das Drama für ich persönlich sicher bald weiter. Mark Greaney hat noch weitere Bücher für die Erben Clancys verfasst - und ich werde wohl wieder nicht widerstehen können. So macht man sich seine Probleme selbst.


        jerry garcia

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        Anthony Horowitz. Wir schreiben das Jahr 1957 und James Bond hat gerade seinen Entscheidungskampf mit Auric Goldfinger in Fort Knox überlebt. Bei ihm ist Pussy Galore. Doch beide wissen nicht, dass die UdSSR und der Westen sich in einem tödlichen Wettstreit um die technologische Überlegenheit befinden. Zudem ist SMERSCH zurück.

        Im Prolog wird ein amerikanisierter Deutscher von einem anderen Mann dafür bezahlt, dass er gewisse Geheimnisse verrät. Doch der Angeheuerte hat Pech - nicht die Auftraggeber beseitigen ihn. Seine gierige Gattin erledigt das und haut mit dem Geld ab. James Bond hingegen ist mittlerweile wieder in London eingetroffen und hat Pussy Galore in einem Hotel untergebracht. Irgendwie deucht ihm, dass der Name Pussy Galore und die Person selbst nicht wirklich in diese Umgebung, ja sogar nicht einmal nach London passen. Doch bevor er diese Gedanken weiter verfolgen kann, wird er zum Dienst gerufen. Er soll den britischen Rennfahrer Lancy Smith beim Rennen auf dem Nürburgring beschützen, da man von einem Attentat auf diesen weiß. Ein Attentat unter Beteiligung von SMERSCH. Also bekommt Bond erst einmal einige Lehrstunden, wie er auf dem Kurs in Deutschland bestehen und überleben kann. Gegen Ende seiner Zeit als (Renn-)Fahrschüler erledigt sich dann etwas unkonventionell auch das Problem mit Pussy Galore. Am Nürburgring lernt er die anderen Fahrer kennen und sieht dass mit Dimitrow der Mann der Russen und von SMERSCH ebenfalls da ist. Ihn muss er beachte, weil der es sein wird, der Smith töten soll. Aber ermacht auch eine andere Entdeckung: er sieht die Russen lebhaft mit einem Asiaten diskutieren, von dem er später auch dern Namen erfährt - Jason Sin. Ein amerikanischer Multi-Millionär koreanischer Abstammung. Kurz fragt er sich, was der mit den Russen zu tun haben könnte, muss sich danach aber wieder auf seine Aufgabe konzentrieren. Nach dem Start lässt sich Bond hinter die beiden Kontrahenten zurückfallen, bleibt aber vor den anderen Mitstreitern. Er hat den Russen und den Engländer gut im Sichtfeld und sieht sich vorbereitet, als der Russe einen Trick anwendet, der James Bond etwas zurückwirft. Dennoch holt der auf und kann sich wieder an die beiden Führenden hängen. In der sogenannten "Grünen Hölle" des Nürburgrings, in der auch keine Zuschauer platziert sind, gedenkt der Russe eine Attacke zu starten. Bond jedoch war vorbereitet und räumt den Feind spektakulär aus dem Weg. Dessen Wagen fängt Feuer und der britische Agent rettet Dimitrow vor den Flammen, doch der erleidet üble Verletzungen. Trotz des Unfalls geht das Rennen weiter und danach wird auf dem Schloss des US-Koreaners eine rauschende Party gefeiert, die Bond dazu nutzt, sich etwas bei dem vermeintlichen Kompagnon der Russen umzusehen. Während er in Räume vordringt, die der Öffentlichkeit vorenthalten sind, kommt nach ihm auch noch eine Frau in eines der Zimmer, die er gerade durchwühlt. Sie löst einen Alarm aus und er muss mit ihr gemeinsam fliehen. Später nennt sie ihm Namen - Jeopardy Lane - und Beruf  - Journalistin. Danach betrachten sie sich gemeinsam die entwendeten Bilder und erahnen einen perfiden Plan. Und als Bond einen Moment unachtsam ist, entschwindet die sogenannte Journalistin mitsamt der Beweismittel.

        Kurz gesagt: DAS ist MEIN Bond. Ich brauche nicht ins Kino dackeln, weil ich den echten und unverfälschten James Bond vor Augen hatte. Was will ich da mit einem politisch korrekt gegängelten Pseudo-Bond auf der Leinwand. Anthony Horowitz hat das Buch derart bildhaft beschrieben, dass es während des Lesens wie ein Film vor meinem inneren Auge ablief. Besser konnte es kaum werden. Bond darf wieder rauchen und schmauchen, muss keinen Drink verschmähen und darf sich - dezent - um die Frauenwelt bemühen. Als Gegner taucht nicht nur SMERSCH auf, sondern es darf wieder einer dieser extrem reichen und mindestens so wahnsinnigen Bösewichter auftreten, die ein richtiger Bond nun einmal braucht. Und auch wenn das Thema Homosexualität einmal ganz kurz aufblitzt - aber nicht weiter vertieft wird -, hat Anthony Horowitz darauf verzichtet, James Bond zu modernisieren, was mir persönlich durchaus auch den Spaß verdorben hätte. Ich konnte mit dem Werk von Jeffery Deaver damals so rein gar nichts anfangen. Daher hatte ich auch lange gezögert, mir das Buch "Trigger Mortis - Der Finger Gottes" zu gönnen. Was den Spannungsfaktor angeht, weiß man ja, dass Bond es schon irgendwie regeln wird - und genau das ist es, das das Interesse hochhält. Das WIE!!! Es gibt feine Actionsequenzen, haarsträubende, aber keineswegs nach dem neuzeitlichen Motto höher, weiter, teurer, cgi-lastiger überzogene Rettungsaktionen und dazu sehr fein ins Buch integrierte Momente an die damalige Zeit wie den Asbach Uralt (mit der Anmerkung, dass die Franzosen sich den Begriff Cognac schon damals markenrechtlich schützen ließen) oder die Caprihosen. Und der Nürburgring mit seiner "Grünen Hölle" wirft tatsächlich Erinnerungen auf. Horowitz hat die Zeit knapp vor den 60-ern sehr gut eingefangen, verfälscht seinen (unseren) Bond nicht mit diesen modernen (Polit-)Mätzchen eines Mannes, der sich nach der vorgegebenen Meinung zu richten hat und nur noch eine Karikatur des ehemals von Ian Fleming kreierten Agenten seiner Majestät ist. Hier hat jeder noch seinen Platz - von M über James bis hin zu Miss Moneypenny. Vielleicht nicht politisch, dafür aber sicher Bond-korrekt. Und meinen Abschluss klaue ich einmal frech von Axel B. von Kriminalakte.com: Zitat: Daher gebe ich Horowitz (.....) die Lizent zur Rückkehr. Zitat Ende. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.


        Offline Bad Bear

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          Dave Eggers. Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim "Circle", einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz – so ein Ziel der weisen drei Männer, die den Konzern leiten – wird die Welt eine bessere. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterne-Köche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles.

          Da haben wir also Mae. Studium beendet, aber keinen gescheiten Job abgekriegt. da kommt ihr das Angebot ihrer etwas älteren Freundin Annie gerade recht: Sie soll zu der in die Firma "Der Circle" wechseln. Mae sagt direkt zu und ist schon bald vor Ort, muss einen kleinen Scherz erdulden und wird dann herumgeführt, um mit glänzenden Kinderaugen ihren neuen Arbeitsplatz und die neuen Kollegen kennenzulernen. Alle sind so nett und freundlich, die Arbeit schient anspruchsvoll, die Ideen sind weltbewegend. Alles unter einem Dach bzw. einer - echten - Identität im Netz erledigen, keine Hasstweets mehr, keine Verleumdungen unter dem Schutz der Anonymität. Doch man muss auch etwas tun für all die Annehmlichkeiten, die dieser Konzern zu bieten hat. Schon bald stellt Mae fest, dass die Befindlichkeiten der Beteiligten sich immer mehr verändern. Schließlich geht es um Rankings, um Aufmerksamkeit - und man muss immer höflich und verfügbar sein. Bald schon tauchen die ersten Politiker auf, die dem Laden ihren Segen entziehen wollen, um das Monopol zu sprengen, das sich da mittlerweile herausgebildet hat. Und dann tauchen in Maes Leben auch Männer auf. Da wäre der etwas verschrobene Frankie und dann der geheimnisvolle, undurchschaubare Kalden. Mae steigt langsam aber stetig in der Hierarchie auf, lernt die beiden anderen Macher Eamon und Stenton kennen, während der eigentliche Gründer Ty sich rar macht und selten zu sehen ist. Von Annie entfernt sie sich aus verschiedenen Gründen immer mehr. Mae geht in ihrem Job voll auf, lässt ihren Ex Mercer und ihre Eltern hinter sich zurück, gönnt sich als Freizeit nur hin und wieder etwas wie eine Kajakfahrt.

          Das Buch wurde ja überall begeistert gefeiert, sogar Denis Scheck fand lobende Worte. Ich schick dann mal die Warnung vorweg - meine Worte werden kaum Begeisterung und Lob enthalten. Ich komme dann erst einmal auf Mae zu sprechen: der Torfkopp war mir von Beginn an unsympathisch wie sonst nur gewisse gewählte Entscheidungsträger in der wahren Welt. Studium mit Mühe beendet und geglaubt, sofort einen Superjob mit riesiger Verantwortung und sechstelligem Gehalt (vor dem Komma, versteht sich) zu ergattern, weil die Welt ja nur auf Mae gewartet hat und ohne sie nicht zurechtkommen würde. Tja, dieses Traumschloss ist schnell in sich zusammengebrochen und sie kehrt reumütig zu ihren Eltern zurück, erhascht nen lausigen (ihrer Meinung nach) Bürojob bei einem Energieversorgen und ist nur über ihr Schicksal am Plärren. Alle hassen sie, der Job ist Scheiße, die Kollegen auch, der Chef nervt und sie ist eindeutig zu etwas Besserem berufen. Da ist ihr der Anruf von Annie gerade recht. Einmal konnte ich im Buch etwas Schmunzeln, weil Annie den Frischling veräppelt hat - mit einer Büroeinrichtung, die der vom Energieversorger gleich war. Plärren und Schmollmund - oder nach Cold Chisel:Zitat "It takes more than a sulky mouth to be the toast of (...)" Zitat Ende. Danach ist Naivchen aber glücklich ohne Ende - und für mich nervig. Das Thema des Buches ist ja an sich schon äußerst interessant und etliche Vorgänge, die darin beschrieben werden, sind heute schon gang und gäbe oder wir sind auf dem besten Wege dahin. Ständige Erreichbarkeit im Job ist fast schon Pflicht, selbst während der Freizeit - und auch da schnieft jeder, wenn man nicht sofort reagiert, weil man sich gemeldet hat. Überall mischen sich irgendwelche Spacken im Internet in Kram ein, anonym natürlich, der sie nix angeht und von dem sie eh keine Ahnung haben. Überall muss es politisch korrekt zugehen, bloss niemandem auf die Füße treten und immer wird verglichen, werden Rankings erstellt, muss man sich krumm machen, um besser dazustehen als andere - beruflich und privat. Und die so bezaubernde Firma mit den vielen Annehmlichkeiten? die bietet schon bald Zimmer an, damit man nicht mehr nach Hause muss. Man ist auf der Arbeit zu Hause. Man wird geradezu genötigt, sich von den dortigen Versicherungen oder den Ärzten versorgen zu lassen, man kann dort einkaufen gehen, feiern - und möglichst 24 Stunden am Tag arbeiten. Man ist immer im Dienst - und immer unter Kontrolle. Und dieser Moloch breitet sich aus. Da kommen dann so Sprüche wie "totale Transparenz sorgt für Sicherheit" und ähnlicher Schwachsinn - und alle spielen es mit. Auch die wahre Welt ist von dem Dreck schon infiziert. Man nehme die intelligenten Autos, das GPS, oder die bald verpflichtend werdenden intelligenten Stromzähler, die Regulierung der Heizung von unterwegs aus. Bequem? Möglicherweise. Sicher? Am Arsch. Jedes Sicherheitssystem kann man knacken - und dann hat man anhand der Daten der Autos, der Stromzähler oder der Heizung ruckzuck heraus, wer außer Haus ist und wo er sich gerade befindet. Ein Hurra auf die freie Bahn und die Einladung per Internet. Ach so, wer hält denn dann die Terroristen auf? Nix ist so sicher. Dann kommen noch diverse Motto-Sätze wie "Alles Private ist Diebstahl" oder "Geheimnisse sind Lügen". Die allumfassende Transparenz und wer sich nicht dazu bekennt, hat etwas zu verbergen und ist somit verdächtig. Auch nicht neu. Dass Politiker sich gerne im Glanz der Öffentlichkeit sonnen, ist jedem bewusst, erlebt man ja tagtäglich. Ebenso wie sie der Wirtschaft Tür und Tor öffnen, den Konzernen zu Diensten sind (Krankenversicherung, Stromrabatte usw.), die den Bürger dann "an den kosten" beteiligen. Die predigen natürlich ebenfalls Transparenz (die aber nur für die Wähler gilt), was ihnen den Weg zum Überwachungstaat erleichtert. Immer nur im Sinne der Sicherheit. Quatsch. Und dass Konzerne sich liebend gerne ganz offen an die Spitze der Staaten setzen würden, kann man sich auch vorstellen. Bisher geht das ja nur im "Halbverborgenen" - Lobbyismus und fließendes Geld. Und dann würden sämtliche Arbeitnehmerrechte verschwinden. In dem Buch gibt es also nix Neues. Hätten wir noch das Thema der Spannung, des Unterhaltungswertes. Beides ist leider recht gering. Der Handlungsstrang mit den aufbegehrenden Politikern existierte nur in meinem Wunschdenken (Okay, ich hab in Zusammenhang mit mir "denken" verwendet, ist schon etwas angeberisch), denn der wird in wenigen Zeilen abgehandelt - man hat der Person halt mal einige Kinderpornos auf den PC geschmuggelt - wie neu und aufregend. Und der geheimnsvolle Kalden? Ach Gottchen, den enttarnt sogar jeder Gelegenheitsleser im Halbschlaf. So bin ich als nur einer mit unsympathischen Protagonistin (alles anderen Mitwirkenden sind mehr oder weniger eh nur Staffage) durch eine Aufzählung von Fortschritten, die eigentlich keine sind. Da stellt sie mal ihre Eltern bloß, weil sie an die Transparenz glaubt und zeigt dann eben der ganzen Welt, deren Blößen, die sie beim ehelichen Sex nicht verhüllen. Nimmt eine Ansprache ihres Ex nicht für voll, als er ihr vorwirft, dass mit diesem ganzen Mist sich die Welt nicht nur verdämlicht hat (Tweets auf bestimmte Zeichenzahl beschränkt usw.), kein Gespräch mehr führen kann, keine Mails verschicken, die direkt an den Rest des Universums ob der Transparenz und des Rankings weitergeleitet wird. Geltungsbedürfnis hoch drei, nach Bestätigung durch völlig Fremde hechelnd, immer darauf aus, besser und beliebter als andere zu sein. Und das alles nur via Internet. so geht es dann 560 Seiten lang. Wurde für mich dann mit der Zeit recht öde und langweilig. Dave Eggers zählt nur Ereignisse und Dinge auf, die zum großen Teil schon bekannt sind oder die man sich bei den "Fortschritten" die gemacht werden, auch ohne ihn ausmalen kann.  Kurz: ne gute Idee katastrophal versaut. Für ein, zwei Dialoge, die den Kern des Ganzen treffen, ob man sich nun tatsächlich derart in die Welt des Internets begeben soll und welche Auswüchse das mittlerweile angenommen hat und noch annehmen wird, ist das leider insgesamt zuwenig. Mein Konstrukt hier ist jetzt recht flapsig, aber nicht humorig formuliert. Mehr war mir das nicht wert.               


          jerry garcia

          • Gast


          Brett Williams. Erika wollte nur einen Hund kaufen. Sie fuhr durch die Wälder von Missouri, zu der abgelegenen Farm von Onkel Levi und seiner verdorbenen Sippschaft. Jetzt sitzt sie selbst im Zwinger.

          Da ist Erika. Sie will Kinder, ihr Mann nicht. Sie will einen Hund, ihr Mann nicht. Da zieht sie einfach los und will sich ein Hundi kaufen, den unwilligen Gatten überraschen. So nen kleinen, niedlichen. Nen Handtaschenhamster zum Anziehen und Kämmen, zur Hundemassage schleppen und so ein Zeugs. So ein kleiner Yorkshire wäre ideal für Erika. Ach wie traurig, ist nirgends auf Bestellung lieferbar. Nicht mal Amazon erbarmt sich. Das ist so fies. Also fährt Kleinhirn Erika ganz allein aus dem behüteten Zuhause in die freie Wildnis, wo echte Menschen leben, die Gefahr noch Gefahr sein darf und im Hinterland billig kleine Wuffis angeboten werden. Da biegt man schon mal gerne ab in so einen Waldweg, rümpft das manikürte Näschen über die dort wandelnden Dreckspatzen. Als aber einer davon lächelt und sie zu ihren Wunschdoggies führt, ist Erika nicht nur blond, sondern auch überglücklich. Bis sie sich dann in einem Käfig wiederfindet. Und nach dem aufwachen feststellt, dass in anderen Käfigen weitere Frauchen sitzen, die auch auf ihr Fresschen warten. Und zu Hause ist ihr Ehemann. Er ist ein Macher, ein freiheitsliebender Mensch, der sich nicht mit Kindern abplagen will, sondern das Leben genießen. Macht er auch - ohne Erika. Er hat ja Shelby. Warum auch nicht? Erika hat in ihrer Sturm- und Drang-Zeit ja auch ordentlich Samenfängerin gespielt. Dass Erika weg ist, merkt er so schnell nicht und als dann doch, ist es ihm vorerst nicht so wichtig. Er will ja das Leben genießen. Immer öfter sind seine eh geringen Sorgen wie weggeblasen, hehe. Und Erika? Ist entsetzt über die Zustände im Hause Gitterstang, dafür zieht sie aber bald an Bub'ls Strang. Da ihre eine Mitgefangene ihr scheißegal ist, die andere schon angeranzt und schwangerrund ist und irgendwas von einem "Wurf" sabbelt, muss Erika selbst aktiv werden. So kopulieren Klischeeblondie und Klischeeblödie wie wild, damit Klischeeblödie Klischeeblondie mit Süßigkeiten füttert, von denen sie in ihrer eigenen Art der Solidarität niemand was abgibt, und irgendwann noch blöder ist, als erwartet und Blondie die Möglichkeit zur Flucht gibt. Und ihre Käfignachbarin Sam hatte ja auch einen Freund, bevor sie nun freundlichst die Fickmaus für die Hinterwäldlerhöllenbrut gibt und denen so richtig Flötenunterricht verpasst. Der hatte sich mit ihr gezofft und merkt erst recht spät, dass seine einzige große Liebe verschwunden ist. aber was ein echter Kerl, der findet seine Tussi selbst in den tiefsten Wäldern vom Rammelstein. Die Freude währt kurz. Ruchzuck ist er umgenietet und an die Schweine verfüttert. Richtige Wutzen, nicht die Familie von Levi, sei hier mal angemerkt. Die Familie hat es wahrlich in sich. Von Klischeeblödie über Rammeltrine zu Schwachköppen sondergleichen - alles ist vorhanden. Da züchten sie Köter, lassen sie verwahrlosen und/oder bei Hundekämpfen antreten und schnappen sich zwischendurch doofe Tussen, die zuviel Zeit und Giernach einem Köter haben, weil sie keine Babys kriegen oder kaufen können. Was mit Klischeeblondie und Sam, der Königin des Nachbarskäfigs weiter so passiert, sei nicht verraten. Nix Gutes jedenfalls. War auch nicht zu erwarten.

          Also eines ist sicher: Wer in diesem Buch eine Figur sucht, mit der er mitfiebern oder mitleiden kann, die dem Leser vielleicht sogar Sympathie entlocken kann, der arme Tropf sitzt dann wahrscheinlich immer noch und versucht verzweifelt etwas auch nur Ähnliches zu finden. Ich jedenfalls hatte sehr schnell beschlossen, keinen zu mögen. Erika ist eine elitäre Bunz, nutzloser als die von ihre verachteten Hinterwäldler und vom IQ her immer in einen endlosen Wettstreit mit einem schimmligen Stück Brot verstrickt. Handtaschenhundi für verwöhnte Gören. Nicht dass sie jetzt allein das Scheusal der Seiten wäre. Minimal intelligenter streiten um den Arschloch des Monatstitel ihr Ehemann, Sam, Levi, Bub, Jake, Larry, BJ und was weiß ich noch für verwahrloste und überflüssige Gestalten. Irgendwie wirkt das Gelesene auf mich, als habe jemand versucht, einen schönen, knalligen Edward Lee von 150 Seiten mit viel Blabla auf rund 370 Seiten aufzumotzen, ohne irgendetwas Konstruktives oder auch nur Blutigeres hinzuzufügen. Es sind hie und da schon einige eklige Sequenzen drin, gepaart mit heftiger Tierquälerei, ner Ecke Gerammel, aber zumeist plätschert alles nur so vor sich hin. Mit diesem Buch konnte - und wollte - ich mich nach geraumer Zeit nicht mehr anfreunden. Für die Edward Lee Light Szenen gibt es noch ein mittelmäßig. Mehr leider nicht.                       


          Offline Thomas Covenant

          • Die Großen Alten
              • Show only replies by Thomas Covenant
            So ne hochgeistige Literatur kommt mir nicht ins Haus. Zu elitär und interlektuell.


             :D


            jerry garcia

            • Gast
            Ach mein Lieber, du hast dein eigentlichen Wert solcher Werke nur noch nicht entdeckt. 1. hatte ich beim Rezi schreiben nen Mordsspaß, die zu großen Griffler flogen nur so über die Tastatur ob meiner doofen Ideen und 2. weißt nach der Lektüre eines solchen Werkes andere umso mehr zu schätzen.

            Ernsthaft: ein paar explizitere Zutaten - ist ja aus der Extrem-Reihe - und ein bisschen mehr Handlung und vor allem bösen Humor hätten das Buch gerettet. Edward Lee kann sowas, da gefällt es auch, obwohl es sich mittlerweile abnutzt oder die Story besser erzählt mit mindestens einer Person, die wenigstens etwas Sympathie wecken konnte. Das kann Lee trotz seiner wilden Ideen auch. Vorliegendes Buch war nur ein Mix von Schwächen, die man in einem Lee-Buch findet. Best of the worst sozusagen.


            jerry garcia

            • Gast


            Chris Dougherty. Willkommen bei ZOMBIE INC., dem führenden Hersteller von Zombieabwehrsystemen in der Republik der Vereinigten Fünf Staaten! Seit 2027 im Geschäft, stellt ZOMBIE INC. Sie an erste Stelle. Ihre Sicherheit ist unser Hauptziel! Unsere zahlreichen Verteidigungsoptionen für Ihr Zuhause - vom Ze Fence® über Ze Popper® bis zum Ze Shed® - passen sich allen Bedürfnissen und jedem Budget an. Benutzen Sie den Scan Code »Mehr Efahren«, um eine Kostenlose unverbindliche vor-Ort*-Beratung zu erhalten. *Planen Sie Ihren Termin im Vertrauen darauf, Ihr Haus niemals verlassen müssen! Da draußen ist es nicht sicher, und das wissen wir besser als die meisten Menschen! Unsere Vertriebsmitarbeiter sind gut ausgebildet und in der Lage sämtliche feindlichen Begegnungen mit den Lebenden und den Untoten zu bewältigen. Fünfundzwanzig Jahre nach der tödlichen Seuche steckt das erfolgreichste Unternehmen der Republik der Vereinigten Fünf Staaten, ZOMBIE INC., in Schwierigkeiten. Wird die bloße Tatsache von abnehmendem Nachschub und schwindender Nachfrage das Ende sein oder wird ZOMBIE INC. einen - wie auch immer widerwärtigen - Weg finden, um zu überleben?

            Es wird das Jahr 2053 geschrieben. Eine Zeit nach dem Ausbruch der großen Zombieseuche von 2027. Diese Epoche hat die Welt umgekrempelt. Neue Firmen schossen quasi aus dem Boden. Neue Staatenbünde wurden geschlossen. Zombie Inc. ist eine dieser Firmen und ansässig in den Vereinigten Fünf Staaten. Die Sicherheitsfirma hat über Jahre hinweg immer neuere Modelle zur Sicherung der Menschen vor den aggressiven Zombies entwickelt. Zäune, tödliche Halsbänder, und ihre eigene Einsatztruppe - die Wrangler. Eine eingeschworene Gemeinschaft, die alle außerhalb ihrer Gruppe mit Abby bezeichnet, völlig unabhängig vom Geschlecht. Dann gibt es noch die Außendienstler. Zu ihnen gehört Carl, schon lange Jahre bei der Firma und sogar so alt, dass er sich noch viele Annehmlichkeiten von vor der Katastrophe erinnern kann. Ihm zur Seite gestellt hat man Dillalia. Mit ihren sechsundzwanzig Jahren ein Frischling, die mit dem Alten neben sich so gar nichts gemein hat. Keine Ahnung, von was der quatscht, wenn er von früher erzählt. Carl und Dillalia betreuen die Kunden von Zombie Inc. Alle anderen außer den Wranglern wohnen und arbeiten in sicheren Anlagen, zumeist eh im Besitz von Zombie Inc. Der Schutz vor den untoten Toten ist DAS große Geschäft des Konzerns mit den strengen Regeln und Arbeitszeiten. Doch nach und nach tauchen Ungereimtheiten auf. Als es immer mehr werden, beginnt sogar Dillalia sich ihre Gedanken zu  machen. Was passiert, wenn es keine Zombies mehr gibt? Doch ist das überhaupt möglich - keine Zombies mehr? Sie kennt eine Welt ohne Zombies gar nicht. Jetzt erinnert sie sich Carls Worte über alte Zeiten. Kann es tatsächlich so werden?

            Es sei vorausgeschickt, dass dies kein traditioneller Zombie-Roman ist. Er besteht nicht nur aus Jagd auf Menschenfleisch und Headshots. Action gibt es zwar, die lockert den Rahmen auf, aber insgesamt ist es eine satirische Gesellschaftskritik, die durch bestimmte Einschübe tatsächlich an die Parts in "Starship Troopers" erinnert. Und das Motto: "Ihre Sicherheit ist unser Hauptziel!" könnte das gemeinsame Motto von Regierung und IS sein, schließen sich wollen beide ja das Gleiche, hehe. Nach dem ersten kleinen Vorfall entwickelt sich die Beziehung der beiden ungleichen Partner rasch vorwärts, man diskutiert über diverse soziale Errungenschaften, die es früher gab, die aber heutzutage undenkbar sind. Um eine Beschäftigung zu garantieren, gibt es die 7-Tage-Woche. Dient ja auch dem Schutz der Mitarbeiter, wenn sie nicht draußen rumstreunen und Zombies in die Hand bzw. vor die Kauleiste fallen können. Urlaub? Was soll der Scheiß, faul in der Sonne liegen, der man wegen Krebsgefahr eh aus dem Weg geht. Bleibt lieber drinnen und arbeitet, da ist es auch sicher vor der Sonne. Verschärfte Regelungen zur sexuellen Belästigung sind derart gestaltet, dass es verschärfte Regelungen gegen Sex sind. Es würde ja der Firma schaden, wenn sie einem Angehörigen das Sterbegeld auszahlen müsste. Nachdem Ex-Präsident Clooney noch kurz in die Pfanne gehauen wurde, vergleicht man schnell mal die Organisation ZAMS (Zombies als Menschen sehen) mit militanten Gruppierungen wie PETA und auch den Vegetariern und Veganern. Sie schaden den Menschen in ihrem Umfeld nur - und der Firma. Und auch die schönen Bonussyteme der Regierung, die den Leuten 1000 Scheine Zuschuss verspricht, wenn sie in ihrem Niedriglohn noch 5000 Scheine für irgendeine Neuerung investiert. Ja, so wird vollkapitalistisch die Wirtschaft gestärkt. Kein Wunder, dass die Regierungen nur noch als korrupte Marionetten der Zombie Inc. im Jahre 2053 gesehen werden (War doch 2053, oder heute? Mist, wieder veralzheimert.) und der folgende Witz kursiert: Wie nennt man eine angepflockte Ziege im Regierungspalast? Keine Ahnung? Wirklich nicht? Natürlich nennt man sie "Ein Bordell". Ja, so ist sie, die moderne Welt. Mit den kleinen Einschüben über den rigorosen Umgang und Abbau von Vergünstigungen und Rechten, die viele frühere Generationen hart erkämpft hatten und der Ahnungslosigkeit der Jugend, kehrt trotz des ernsten und viel zu aktuellen Themas durchaus auch ein Humor in die Story ein, der immer mal wieder ein Schmunzeln auslöst. Und die Wrangler-Truppe mit ihrem fast unverständlichen Dialekt (übrigens im Englischen mindestens genauso grausam wie in der Übersetzung - hab extra nachgefragt, Might Mike.) erinnert mit Outfit uind Gehabe schnell an die Truppe um Arnold Schwarzenegger in "Sabotage". So ist "Zombie Inc." teilweise richtig belustigend und vollgepackt mit richtig ätzender Sozialkritik und fast schon ein Plädoyer, sich die Kapitalismushörigkeit (oder Bestechlichkeit) der Regierungen durch Mega-Konzerne nicht mehr länger bieten zu lassen, denn das Ende vom Lied ist dann wirklich die 7-Tage-Woche. Die Konzerne wurden ja schon dafür belohnt, dass sie ihre Lobbyisten so großzügig arbeiten lassen! Schnell hat man ihren Anteil an den Krankenkassenbeiträgen gedeckelt und lässt sie jetzt völlig losgelöst großmarktschreierisch nach mehr Flexibilität durch die Arbeitnehmer aufgrund neuer Möglichkeiten winseln, während die Flexibilität der Konzerne und Regierungen bei Lohnverhandlungen grundsätzlich mit dem Wort STARR noch ungenügend beschrieben ist. Und sollte der Leser es geschafft haben, darüber zu grübeln, reißt ihn dann der Autor mit einer ordentlichen Portion Action aus der Nachdenklichkeit. Kapitalismus gegen Menschen, Firmenstrukturen gegen Zombies. Ein feiner Plot, garniert mit viel Kritik und zum Ende hin auch mit der bekannten Zombiekost, die aber dennoch nur die Rahmenbedingungen für diesen guten Roman liefert. Ungewohnt und gerade deshalb gelungen.


            jerry garcia

            • Gast


            Chris Philbrook. Das achtteilige Zombie-Epos "Adrians Untote" ist der Blick in die Seele eines Menschen, der um sein tägliches Überleben kämpft, gefangen zwischen Horden von Untoten und Menschen, die zu allem bereit sind. Adrian Ring erzählt in kurzen Tagebucheinträgen von einer Welt, in der das Köpfen eines Zombies noch zu den geringsten Problemen zählt. Vom Wahnsinn, der an der nächsten Ecke lauert. Von Rettung und Verlust. Von seinem Kater Otis, den er retten konnte, und von seiner Mutter, die er erschoss.

            Im Juni des Jahres 2010 ist die Menschheit dem Untergang geweiht. Adrian erlebt es hautnah mit, wenn die Toten plötzlich wieder aufstehen und die Lebenden anfallen und beißen. Zuerst denkt er sich nicht bei dem Aufruhr, ruft halt mal die Polizei. Okay, er will sie rufen. Leitungen überlastet. Später erfährt er dann via TV das ganze Drama und macht sich auf den Weg zum nächsten Laden. Vorräte bunkern, Waffen und Munition kaufen, weitere Dinge, die fürs Überleben notwendig sind, beischaffen und zu seinem Arbeitsplatz bringen. Adrian arbeitet an einer abgelegenen Schule für zu reiche Zöglinge als Nachtwächter und Aufpasser, dass die Brut nicht ausbüxt. Das Gelände ist nach
            einer Säuberung eigentlich recht gut zu verteidigen. Zusammen mit seinem Kater Otis richtet sich der Militärveteran an einem relativ sicheren Ort der Schule ein, verbarrikadiert die Zufahrt und befreit Schule und Gelände von Zombies. Nach und nach holt er sich weitere Vorräte, Benzin für den Generator, sodass er Strom und Heizung hat.

            Die Story ist in Tagebuchform gestaltet und durch das "Mitwirken" von Otis war ich lange versucht, das Buch mit den Aufzeichnungen des Anwaltes von Manel Loureiro und seiner Katze in "Apokalypse Z" zu vergleichen. Doch während bei Loureiro die Reise durch das Chaos früh beginnt, bleibt Adrian vor Ort. Er ist eh ein Mensch, der sich in Gesellschaft nicht so wohlfühlt, bezeichnet sich selbst als Menschenhasser. Als Veteran der Armee hat er schon genug Unheil gesehen und weiß, was Menschen anrichten können, wenn ihnen danach ist. Das was heutzutage als normal bezeichnet wird und als Gleichschaltung für die gesamte Gesellschaft gelten soll, damit es keine Individuen mehr gibt, keine Andersdenkenden, die von der Regierungslinie oder den Plänen der Konsumgewinnler einfach abweichen und eigene Wege gehen, ist sein Ding nicht. Er will seinen Frieden und im Normalfall kann er sein gegenüber durch seine Größe und mit den seinen Körper verzierenden Tattoos einschüchtern, ohne dass es zu einer schlimmeren Konfrontation kommt. Hin und wieder macht die eine oder andere Bemerkung etwas neugierig, ob er vielleicht Neigungen zu verbergen hat, die ebenso nicht ins ideale Weltbild der Gutmenschen und folgsamen Herde passen, die ihren Führern in jeder Hinsicht folgt und jeden ausgrenzt, der nicht ihre Lebenseinstellung teilt. Seit Einführung des Internets und den (a)sozialen Netzwerken hat die Flut der Wichtigtuer, die zu Hause wohl nix zu melden haben und hier gegen andere hetzen, immens zugenommen. Und die Politiker spielen mit, ja fördern es noch, dass eine eigene Meinung, die nicht die der durch gesteuerte Demokratie dumpf gehaltene Masse darstellt, von eben dieser mithilfe der Medien und den Netzwerken auf übelste diffamiert wird. Da bleibt er also lieber für sich. Er sorgt für seinen Kater, ist durchaus hilfsbereit, wie in den Teilen des Buches, in - nicht wie bei Loureiro, wo einfach auch die Story des Protagonisten plötzlich keine Tagebuchform mehr hatte - denen die Erlebnisse von Menschen geschildert werden, denen Adrian zuvor bei seiner Suche nach Waffen und Lebensmitteln kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch der Zivilisation begegnete, geschildert werden. Adrian ist nicht der Army-Superheld, der große Weltenretter, aber er ist - wenn schon nicht gebildet - clever, weiß sich zu helfen. Sein Erzählstil ist flapsig, hat einen gewissen Humor, der öfter einmal zum Schmunzeln reizt, wenn er sich zum Beispiel Gedanken zur "überbewerteten Lady Gaga macht, die bestenfalls als Geschmack des Monats gelten kann - nicht für Zombies als Mahlzeit, nur als Musik" oder sich über die Zahnpflege der Film-Zombies echauffiert und sich dann fragt, ob die Bisse von Alte-Leute-Zombies, die ja nur noch ein Gebiss tragen, auch ansteckend sein könnten. Existenzielle Erkenntnisse in einsamer Umgebung. Er hängt seinen Träumen nach, vermisst frühere Wegbegleiter, nutzt einmal den Fund etlicher Dosen Bier zu einem Besäufnis, um sich endlich einmal zu betäuben und von den Alltagssorgen, dem Überlebenskampf, weg zu sein. "Adrians Untote" ist actionreich und nachdenklich, blutig, aber nicht überhart. Und nachdem ich mich dann so richtig in das Buch eingelesen hatte, war ich überrascht, wie enttäuschend ich es fand, dass die Geschichte mit Seite 324 für dieses Mal schon ihr Ende fand. Ich hätte noch locker 1000 Seiten weiterlesen können. Glücklicherweise gibt es noch sieben weitere Teile von Adrian und seinem Tagebuch. Voodoo Press, bitte übernehmen Sie.


            jerry garcia

            • Gast


            Scott McEwen mit Thomas Koloniar. Gil Shannon ist einer der tödlichsten Scharfschützen der US Navy und ein SEAL mit Leib und Seele. Gerade genießt er mit seiner Frau seinen wohlverdienten Urlaub, als er einen Hilferuf aus Afghanistan erhält. Eine Hubschrauberpilotin des Special-Forces-Teams wurde während eines Hinterhalts schwer verletzt und entführt. Dann taucht ein Video auf, das zeigt, wie die Pilotin während ihrer Gefangenschaft brutal geschlagen und vergewaltigt wird. Die Taliban fordern für Sandra das irrsinnige Lösegeld von 25 Millionen Dollar. Nachdem ein geheimer Einsatz misslingt, will der Präsident die Sache auf sich beruhen lassen. Er fürchtet eine verpfuschte Rettung wäre eine außenpolitische Katastrophe und könnte das Ende seiner Amtszeit sein. Doch Gil Shannon kann Sandra nicht im Stich lassen. Gegen die Weisung des Präsidenten begibt er sich in die Höhle des Löwen - eine Black Operation mit schlechten Chancen. Ein One Way Trip.

            Gil Shannon wird zu Hause erreicht, als er sich gerade um seine Pferde und die Jagd auf Elche kümmert. Seine Frau ist solche Anrufe schon gewohnt, sodass sie ein gewisses Verständnis dafür entwickelt, dass ihr Mann wieder in den Einsatz muss. Statt sich also von seinem vorherigen Einsatz zu erholen, muss er wieder rüber, um die Gefangene Sandra zu befreien. Doch vor den eigentlichen Einsatz haben die Militärs und einige CIA-Bosse einen kleinen Umweg eingeplant. So springt er wie einst D. B. Cooper aus einer 727, um im Iran möglichst unbemerkt ein Ziel zu eliminieren, das von einigen Getreuen begleitet wird. Der Job gelingt, obwohl Gil bei einem echten Sniper-Duell verwundet wurde. Was ihn viel mehr in Rage bringt, ist, dass man ihm wichtige Informationen vorenthalten oder ihn gar belogen hat. Dennoch lässt er es auf sich beruhen. In der Zwischenzeit wird die Gefangene in Händen der Terroristen gefoltert und vergewaltigt, ein Video dazu taucht im Netz auf. Eine Lösegeldübergabe scheiterte. Also gehen Captain Crosswhite und acht Seals nach Waigal rein, um sie zu befreien. Der Befreiungsversuch misslingt ebenfalls. Also wird als letzte Hoffnung Gil geschickt, der sich durch Reihen von Feinden zum Standort der Pilotin kämpft, nur unterstützt von deren Gatten und einigen von dessen Kollegen - und deren fliegenden Festungen sowie dem Übersetzer und Kämpfer Forogh.

            Also mal wieder einer meiner geliebten America First Thriller. Da ich auf dem Thema "Amis gut, alle anderen böse" und der einseitigen Weltsicht der meisten Autoren schon oft genug herumgeritten bin, lass ich das nach dieser Anmerkung mal weg, wird ja sogar mir langweilig. Es ist aber weiterhin festzustellen, dass dieser Stoff zumeist nur vom Festa-Verlag angeboten wird, während andere Verlage sich da irgendwie zu sträuben scheinen. Ich freu mich jedenfalls über actionorientierte Unterhaltung. Also gerne mehr, Frau + Herr Festa. "Sniper Elite" hat ein bisschen was von "American Sniper" mit einer Prise "Lone survivor". Hier die Familie oder nur die Gattin, dort die immerwährenden Einsätzem, die Gefahr und die Angst der Lieben in der Heimat. Doch mit allzu dramatischen Szenen an der Heimatfront hält sich Scott McEwen mit seinem Kollegen Thomas Koloniar ziemlich zurück. Es gibt ein bisschen Politikergeplänkel von wegen immer schön in Deckung bleiben, damit die Öffentlichkeit keinen schlechten Eindruck von ihren Anzugträgern bekommt. Freundschaften und Feindschaften, Intrigen und Unterstützung - alles vorhanden. Und ein Präsident, der nur weiß, was er wissen muss, damit er den Rest glaubwürdig abstreiten kann. Der Grundton des Buches ist hart, knorrig und launig. Die Flachsereien unter den Soldaten sind derb, Außenstehende werden kaum akzeptiert. Aber trotz aller Sticheleien sind die Kameradschaft und Mission immer im Vordergrund - für die Leute an der Front. Abgesehen von wenigen Seiten gibt der Autor seinen beinharten Protagonisten schon von Beginn an Feuer frei. Und hält das auch bis zum Ende durch. Hier und da ne kleine Intrige, ein bisschen Emotion muss auch sein. Ebenso einige freundliche Helfer in den zerklüfteten Bergen Afghanistans. Der Rest ist Action bis zum Abwinken. Höchstes Tempo garantiert kurzweilige Unterhaltung, dass einem das Herz aufgeht, um nicht vom Messer in der Hose zu schreiben. Und die Hauptfigur Gil, der brettharte Seal, der Sniper (So muss ein Sniper sein und nicht wie der Kasper im Film "The condemned 2". Der Film ist zwar mit guter Action ausgestattet und Roel Reine hat wieder einen guten Job gemacht, ABER ein Sniper, der gefühlte 30 Fahrkarten schießt? Naja.), der Menschen so nebenbei tötet wie andere einen Fuß vor den anderen setzen, um vorwärts zu kommen (und sei es nur bis zum Auto), macht sogar eine kleine Wandlung durch, doch so offen wie das Ende ist, wird er mit der nicht lange hausieren gehen können. Actiongranate allererster Güte. Für Freunde des gepflegten Krawalls zwischen den Buchdeckeln wird hier vorzüglich gesorgt. Und schon warte ich auf Nachschub.


            jerry garcia

            • Gast


            John W. Campbell. Ein amerikanisches Forschungsteam wird in der Antarktis von einer außerirdischen Lebensform bedroht, die in der Lage ist, ihre Gestalt beliebig zu verändern.

            Eine Forschungsstation am Südpol. Im ewigen Eis, weitab von jeder sogenannten Zivilisation, entdecken die dort stationierten Männer eine tiefgefrorene Kreatur. Sie bringen sie in die Station und schon beginnt das Rätselraten um ihre Herkunft. Im Küchenbereich ist der einzige Tisch, der groß genug ist, das Ding abzulegen und aufzutauen. Ein verhängnisvoller Fehler - ist das Ding doch ein Gestaltwandler aus dem All. Millionen Jahre unter dem Eis begraben und nun befreit, macht sich das Ding auf, einen Weg in die Welt der Menschen zu finden. Zwischen ihm und dem Rest der Welt stehen nur noch die Forscher. Doch die können sich schon bald selbst nicht mehr trauen. Ständig umkreist sie die bange Frage: Ist mein Kollege und Gegenüber denn überhaupt noch ein Mensch?

            "Das Ding aus einer anderen Welt" ist die Novelle von John W. Campbell aus dem Jahr 1938 mit dem Originaltitel "Who geos there?" und nicht das Buch zum John Carpenter-Film aus 1982 von Alan Dean Foster, der sich hier begleitend zum Drehbuch als Autor weitere Meriten verdient hat. Jahre später hat Foster übrigens für längere Zeit resigniert und das Schreiben für Filme aufgegeben, weil man ihm ständig reinredete und auch sonst für ordentlich Chaos sorgte. Doch zurück zu Campbells Buch. Es ist eine klassische Geschichte von Menschen, die in einem eng begrenzten Terrain zusammenleben und sich gegen eine Bedrohung wehren müssen, von der sie nicht wissen, von wem sie überhaupt wirklich aus geht. Paranoia und allgegenwärtiges Misstrauen machen die Situation fast unerträglich. Wer jetzt die Filme kennt, wobei ich eigentlich immer nur an die Erstverfilmung von Christian NyBy mit James Arness und das modernisierte Remake von John Carpenter mit Kurt Russell denken musste, während mir das Premake aus dem Jahr 2011 nicht in den Sinn kam - vermutlich weil es mir eh egal war -, dem wird selbstverständlich vom Thrillsektor her etwas fehlen, aber dennoch ist es eine gelungene Geschichte, die in ihren Bann zieht. Kurz und knapp auf das Wichtigste verdichtet wird straff erzählt und nicht durch irgendwelche sinnlosen Sperenzchen wie Liebesgeschichten oder ausuferndes Blabla auf den Kern der Story zugesteuert. Was hat das Ding vor? Wie kann man ihm beikommen? Und nach dem Zehn-kleine-Politisch-Korrekte-Prinzip werden dann die Übernommenen aussortiert, wenn man endlich eine Möglichkeit gefunden hat, mit der man ausmachen kann, in wen oder was sich das Ding verwandelt hat. Bleibt aber immer nich die Frage, wie man es aufhalten kann? Oder ob man es überhaupt aufhalten kann. Spannend wie ein Who-dunnit-Thriller, überraschend (Unkenntnis der Filme vorausgesetzt) ohne Ende. Ach was, schlichtweg gut halt. Die 110 Seiten waren flugs gelesen. Und als "Bonus" gibt es ja noch dazu "Parasite deep" von Shane McKenzie. Dazu aber ein andermal mehr.


            jerry garcia

            • Gast


            Peter Liney. Der ehemalige Gauner Clancey ist auf einer Gefängnis-Insel inhaftiert: die Endstation für alle alten Menschen, die angeblich keinen Beitrag mehr zur Gesellschaft leisten können. Es gelingt ihm, einen Aufstand anzuzetteln und aufs Festland zu fliehen. Doch die Lebensumstände haben sich sehr verändert. Extreme Grausamkeit und Gewalt, wohin er auch blickt. Wie es scheint, hat Clanceys Kampf gegen das System gerade erst begonnen.

            Clancy war früher Geldeintreiber bei einem Mafioso. Die Arbeit für den Mann machte ihm sogar Spaß, er hat seinen Boss gemocht. Doch als dieser starb, war es irgendwie auch um Clancy geschehen. Die Sozialsysteme waren durch Misswirtschaft geplündert worden, man  musste sogar für seinen Aufenthalt im Knast bezahlen. Wer das nicht konnte, kam auf die Insel. Jeder, der keinen Beitrag dazu leisten konnte, dass sich die Elite im Land wohlfühlte, kam auf die Insel. Auch Clancy. Doch er konnte die Bewacher austricksen und so machten sich die ehemaligen Ausgesetzten auf, sich ihren Platz in der Stadt zu erobern. Womit keiner gerechnet hatte, war, dass es dort mindestens genauso schlimm war, wie auf der Müllinsel. Die Menschen hungern, überall wird geplündet, gemordet, herrscht Chaos. Ausgelöst dadurch, dass die Satelliten keine Bedrohung mehr waren. Sie konnten weder überwachen noch mit ihren Strahlenwaffen töten. Und Clancy kommt auf die Idee, einen Arzt zu suchen, der Lena das Augenlicht wiedergeben kann. Die Kosten dafür will er mit einem letzten illegalen Job auftreiben. Bei dem Job geht etwas schief und er gerät noch mehr in die Bredouille. Und was er über diesen Konzern Infinity, der die Menschen unter seiner Knute hat, herausfindet, ist schockierend. Noch schlimmer ist die neue Bewaffnung der herrschenden Klasse. Besonders hervor tun sich hier die Knurrer, die ihre Gegner rücksichtslos zerfetzen.

            Und weil bei Luebbe jeder seiner Arbeit mit Wonne und Herzblut nachgeht und deshalb auch eine gute Qualität an den Kunden liefern will, ist ihnen sicher nur ein Versehen unterlaufen, als sie nicht bemerkten, dass ihr Protagonist auf dem Klappentext noch mit "Clancey" benannt wird, im Buch dann aber "Clancy" heißt. Nach diesem kleinen Lapsus brauchte ich nicht einmal lange zu suchen, der fiel direkt ins Auge. Naja, nicht so schlimm, schließlkich wollen sie bisher ja nur unsere Euros und nicht unser Leben. Das kommt noch - wie in dem Buch, das sie hier verkaufen. "Die Gefallenen" ist nach "Die Verdammten", das man gelesen haben sollte, um hier nicht völlig aus dem Zusammenhang gerissen dem Geschenen zu folgen versucht, der Mittelteil einer Dystopie-Trilogie. Wollen wir hoffen, dass man uns den letzten Teil dann auch kredenzt und nicht die üble Nummer abzieht, eine Reihe einfach abzubrechen. Würde auch von der Liebe zur eigenen Arbeit und zur Literatur zeugen. In einigen Punkten ist das Geschehen schon recht nahe an der heutigen Realität, man kann sich ausrechnen, bis es dann auch in Wirklichkeit so ist, wie in den beiden bisherigen Büchern. Die Sozialsysteme ausgeplündert für fremde Zwecke oder einfach in die Taschen von Bonzen und Politikern, man kann ja auch weiter Banken retten. Die Überwachung zur Sicherheit der Bürger wird ausgebaut, die Bewaffnung verbessert - die Bewaffnung für die Elite. Denn auch hier gilt: Hast du kein Kapital, wirst du kapital bestraft. Renten? Witzbolde, das Geld ist weg. Geplündert für was auch immer. Und wer keinen Nutzen mehr hat, wird auf ne dreckige Insel verbannt. Hört man von den Jungen heute ja oft genug, dass die Alten verzichten oder noch besser verschwinden sollen, damit die Jungen es gut haben. Gerade Jungpolitiker tun sich da hervor. Diejenigen, die als Dauerstudenten den Staat und somit die Steuerzahler und daher die Alten geschröpft haben, bis zum bitteren Ende, wo sie dann selbst arbeiten mussten - oder eher müssten, sie sind ja in die Politik gegangen. Wenn die Brut an die Macht kommt, sieht es bald so aus, wie in dieser Dystopie. Doch hier wurde irgendwie auch sehr auf Action gesetzt. Viele Auseinandersetzungen, brutale Kämpfe - und Clancy immer mittendrin. Clancy, der weiterhin den fast geläuterten Gangster mimt und dennoch alles tut, was in seiner Macht steht, die Seinen zu beschützen und sei es mit illegalen Mitteln. Die Gruppe wird oft überrascht, wie gewalttätig die Welt geworden ist. Peter Liney hat eine Welt erschaffen, die vor neuartigen Waffen nur so strotzt, mit Kritik an Massenüberwachung, Datenspeicherung, Größenwahn und Betrug am Volk ebenso abrechnet wie mit elitären Gruppen und schwafelnden Politikern, die - so sie einen ablegen mussten - zumeist in dieser Gesellschaft des Meineides schuldig sind. "Die Gefallenen" liest sich in einem Fluss, ist vom Stil und Satzbau locker und leicht, bietet aber etliche deftige Actionsequenzen und hin und wieder auch ein blutiges Detail wie bei den Attacken der Knurrer. Immer wieder kommt dem Leser Orwell in den Sinn, aber auch recht aktuelle Nachrichten ob der Situation der Sozialsysteme oder neuester "Schutzmaßnahmen" für den Bürger. Wer nix zu verbergen hat, lässt sich gerne freiwillig in jeder Lebenssituation kontrollierern und überwachen. Wieso verhandeln dann die Konzerne und Politiker immer hinter geschlossenen Türen? Ob sie wohl was zu verbergen haben. Neben der flotten Kampfszenen aber auch ein nachdenklich stimmender Roman, hin und wieder sogar mit menschlicher Wärme versehen und nich dazu spannend und unterhaltsam. Der dritte Teil darf gerne kommen.


            jerry garcia

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            Greg F. Gifune. Cameron Horne hat alles: eine intelligente, schöne Frau, die ihn liebt, ein großartiges Zuhause sowie eine erfolgreiche und einflussreiche Karriere. Sein Leben ist der wahrgewordene amerikanische Traum. Bis die Dinge anfangen, sich zu verändern. Ohne Vorwarnung stellt er ein seltsames Verhalten zur Schau, das er anscheinend nicht kontrollieren kann, erleidet Blackouts und Erinnerungsverluste, hat entsetzliche Albträume und entdeckt Blut an seinen Händen, das sein eigenes sein könnte - oder auch nicht. Als ein mysteriöser junger Mann, der die Zukunft zu kennen scheint, damit beginnt, in Camerons Garten aufzutauchen, verschlimmert sich die Lage weiter. Und als ihn dann auch noch Stimmen und Visionen heimsuchen und schattenhafte Figuren jede seiner Bewegungen beobachten, erwacht etwas tief in ihm und manifestiert sich in Handlungen extremer Wut und Gewalt. Verliert er seinen Verstand oder ist etwas Bösartiges hinter ihm her, das von ihm Besitz ergreift und ihn, der einst sanftmütig war, in jemand anderen ... etwas anderes verwandelt? Die Wahrheit wird Cameron Horne einholen, und es wird eine Hölle geben, die ihn dafür bezahlen lässt.

            Cameron wird von einem Autoalarm ständig aus dem Schlaf gerissen. Der junge Mann in seinem Garten kommt ihm unwirklich und bedrohlich vor, verschwindet aber immer wieder ohne, etwas zu tun, das Anlass zur Furcht geben würde. Aber dennoch scheint mit ihm etwas nicht zu stimmen. Im Büro sehen ihn die Kollegen seltsam an und dann wird er auch noch zur Chefin ins Büro gerufen. Die teilt ihm mit, dass man sich Sorgen um ihn und sein Verhalten mache und dass er bei vollem Gehalt suspendiert sei, weil einer seiner "Schützlinge" ihn beschuldigt, Drohungen ausgestoßen zu haben. Dann ruft ihn seine Ex-Frau an, betrunken aus einer billigen Kaschemme. Sie möchte von ihm abgeholt werden. Nach einigem Zögern stimmt er zu und fährt hin. Kaschemme war wohl noch ein zu guter Ausdruck für das Dreckloch. Und die dortige Kundschaft setzt sich auch aus dem Bodensatz der Menschheit zusammern - und seiner Ex. Als zwei Typen ihn herausfordern, schlägt er sie zusammen. Wäre kein Problem, hätte es ihm nicht wirklich so richtig Spaß gemacht. Was ist nur mit ihm los? Auch seine Frau Remy beginnt langsam, sich um ihn zu sorgen. Auch ein alter, pensionierter Nachbar, dessen Frau vor kurzer Zeit verstarb und der sich mittlerweile dem Suff ergeben hat und seine Wohnung verwahrlosen lässt, kommt in den Genuss von Camerons Ausfällen. Nichts ergibt wirklich einen Sinn. Wie kann er wieder der normale, nette Cameron werden, den die ganze Umgebung so sehr geschätzt hat?

            Was ist mit Cameron los? Die zentrale Frage des Buches, die sich nicht nur die in der Ich-Form erzählende Hauptperson stellt, sondern auch der Leser. Und letzterer bleibt fast genauso lange im Ungewissen wie der arme Kerl auch. Ohne langes Vorgeplänkel stellen sie die Fragen, ob Cameron das alles getan hat, wirklich erlebt oder ob es nur dunkle Visionen sind, Albträume der schlimmsten Art? "Bösartig" ist trist, düster und unheilvoll - im positiven Sinne für den Leser. Irgendwie ohne Hoffnung. Und die Verzweiflung, den mentalen Abstieg der Figur in vorstellbare Worte zu fassen, ist eine Stärke des Autors. Man fühlt richtig mit dem Mann, wie ihm sein Verstand langsam zu entgleiten scheint, sein Leben auf den Kopf gestellt wird und er nichts, absolut nichts dagegen unternehmen kann, wie es scheint. Wieso macht ihm Gewalt soviel Spaß? So ist er doch gar nicht. Das ist nicht der richtige Cameron. Das BIN NICHT ICH! Ein Stil, wie gemacht für eine melancholische Atmosphäre, die mehr auf Psychohorror setzt, denn auf blutige Einzelheiten setzt. Ein Buch, das lange nachhallt, über das man durchaus nachdenkt und das einen recht depressiven Unterton hat. Voodoo-Press Printausgabe mit 225 Seiten.


            jerry garcia

            • Gast


            Don Winslow. Privatermittler Frank Decker ist ein Meister seines Fachs: Er findet Menschen, die vermisst werden. Keiner hat seine Härte, seine Besessenheit und seine Unnachgiebigkeit. Hat er einen Fall angenommen, verfolgt er ihn erbarmungslos. Als die atemberaubend schöne Frau seines Freundes verschwindet, ihr Auto verlassen in den Ghettos von Miami, und die Polizei im Dunkeln tappt, setzt er sich auf die Fährte. Die Spur führt ihn aus dem sonnenverwöhnten Florida ins kalte Deutschland. Decker kennt Deutschland: Hier hat er die schönste Zeit seines Leben verbracht. Doch das soll sich bitter rächen. Nun lernt er das Deutschland der Rotlichtbezirke, des Mädchenhandels und der Drogen kennen.

            Frank Decker, der sich von der Frau getrennt und seinen Job geschmissen hat, um künftig vermisste Personen aufzuspüren, wird von seinem ehemaligen Armee-Kumpel Charlie angeheuert, dessen Frau Kim zu finden, die von einem Shopping-Ausflug nicht zurückgekommen ist. Deshalb kommt Decker nach Florida und sieht, welchen Erfolg sein Freund, der ihm einst dort drüben das Leben rettete, nun hat. Dass dieser reiche Eltern hatte, war ihm bekannt, doch was Charlie nun daraus gemacht hatte, nicht so richtig bewusst, obwohl er bei dessen Hochzeit mit Kim die Braut zum Altar führte. Von damals kennt er sie auch als liebenswertes und nettes Mädchen, das trotz ihres umwerfenden Aussehens immer bodenständig und zuvorkommend geblieben ist. Nachdem alle naheliegenden Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und man ausser dem verlassenen Wagen der Frau nichts gefunden hat, ruft man die Polizei, die selbstverständlich ihre Routinefragen stellt. Doch dann setzt Charlie eine Summe von 5 Millionen Dollar für die Rückführung seiner Frau oder Hinweise auf den Täter aus. Das erschwert die Sache nur noch. Bei seinen Nachforschungen findet Deck verschiedene Hinweise, die ihn dann zu einem Austausch führen, der letztendlich in einer miesen Gegend von Miami stattfinden soll. Das Vorhaben misslingt, doch der Ex-Bulle hat einen neuen Ansatz gefunden. Und nachdem er weitere Zeugen befragt hatte, unter Beschuss geriet, sich wehren musste, führen ihn die Spuren nach Deutschland. Das kennt er aus seiner Zeit bei der Army, weil er in Landstuhl im Krankenhaus operiert wurde und sich von seinen Verwundungen erholte. Auch dort war Charlie immer an seiner Seite. Jetzt klappert er Tag um Tag Bordell um Bordell ab, ob man Kim vielleicht dorthin verkauft hat. Es dauert lange, bis er glaubwürdige Hinweise erhält, dass sich die Gesuchte im Osten der Republik aufhält, der nicht gerade ein Hort zum Wohlfühlen ist. Und dort wird er ebenso wie auf seinem langen Weg nach Erfurt recht schnell von seinen Feinden unter Beschuss genommen.

            Mir scheint, dass die Werke "Vergeltung" sowie die Frank Decker-Reihe ("Missing New York" und "Germany") möglicherweise exklusiv für den deutschen Verlag geschrieben wurden, da sie noch nicht in einer anderen Sprache erschienen sind. Zumindest konnte ich bei einigen Rechercheversuchen nichts weiter dazu finden. Wäre auch gar nicht so abwegig, weil sich Stil und Inhalt doch recht deutlich von seinen anderen Werken unterscheiden. Die Suche ist zwar spannend und zumindest nicht auf den ersten Seiten ist sofort zu erkennen, wo die Reise hinführt (Okay, anhand des Titels war Deutschland schon klar) und wer hier warum was verbockt hat. Winslows Schreibe ist flott wie immer und so liest man die Story in einem Tempo wie ein heißes Messer durch
            die Butter geht - verflucht zügig. Es ist kein Zögern zu erkennen, kein langes Taktieren. Es geht früh zur Sache und bald nimmt auch die Action zu, bei der der Protagonist entschieden kälter und härter agiert als im Vorgänger. War mir durchaus recht. Headshots, kaltblütige Hinrichtung Verwundeter, damit sie ihn nicht weiter behelligen, alles drin. Und die Gegner tun ja auch ihren Teil. Auch wenn es mal nicht gegen Terroristen geht - dieser Actionanteil hebt das Buch hervor. Aber eben leider nur der. Der Rest ist eher eine Winslow-Fingerübung für Anfänger. Falsche Fährten, Hinterhalte, Verdächtige, miese Cops und gute Cops, ganz böse Nicht-Amerikaner und ein Familiendrama, bei dem es der Leser sich selbst aussuchen kann, wer hier arm dran ist und wer für all das Geschehen zu verurteilen ist. Päderasten, Zuhälter, Nutten, Geldadel, Korruption, belogene Öffentlichkeit (wenigstens das hat unser Land ja auch - wie die Amis, die Russen, die Franzosen, die Chinesen usw. usw.), Politiker, Bullen mit Sinn fürs Eigenwohl, hübsche Weiber und sonniges Florida. Alles schon mal dagewesen, alles bekannt und auch der Protagonist ist so eine Besonderheit nicht. Ein-Mann-Armee mit dem Wunsch zu töten. Da ist jetzt nichts vorhanden, das dieses Buch neben dem Namen des Autors zu etwas wie einen Pflichterwerb macht. Und Deutschland - Germany: Ja, das sieht mir schwer nach einer Gefälligkeit für den Verlag aus. Da kommt Decker erst auf Seite 267 ins Land (das er nach rund 100 Seiten auch wieder verlässt), hetzt von Stadt zu Stadt, von Puff zu Puff, legt einige Typen um und hat so keine Ahnung vom Land. Die Recherche war wohl dafür keine Grundbedingung, dass das Geschehen sich hierzulande abspielt. Frankfurt - Kaiserstraße: Die hat zwar noch immer ihren Ruf und wird ihn auf absehbare Zeit wohl auch nicht los, ist aber längst nicht mehr Frankfurts Puffmeile. Was den Osten angeht, ist die Situation ebenfalls längst überholt, denn nicht wie im Buch geschildert, der Osten ist hier so arm dran, da hat der Westen mehr als nur gleichgezogen. Und obwohl als Copyright 2016 by Don Winslow im Impressum vermerkt ist, wird das "moderne Omaha-Beach" nur sehr beiläufig in drei oder vier Worten mal ganz kurz gestreift. Und das Lektorat? Uiuiui, da sollte man lieber Herrn Frank Festa mal fragen, ob man sein gut funktionierendes mal ausleihen kann. Bei dem passieren Fehler wie dieser (Brutka bekommt eine Salve in den Rücken und schaut sich dann die EINschusslöcher auf Bauch und Brust an) garantiert nicht. Leute, das war nichts.
            Ansonsten sind die Vorteile klar auf der Hand: kurze, knappe Sätze in ebensolchen Kapiteln, nach etwas beschaulicheren Beginn ein hoher Actionanteil mit etlichen Verlusten, ein oder zwei Wendungen in der Handlung und erfreulicher leichter Lesefluss eines eher dem üblichen Mainstream nahen Romans. Den stellt man zwischen all die anderen Krimis, neben die Pattersons oder so, hebt den höheren Actionanteil heraus und es passt. Das ist kein Don Winslow, der für sich alleine steht und somit schon einen Unterschied ausmacht, der ist für die Allgemeinheit, die sich nicht anstrengen will, denen das Lesen zum Abschalten dient, pure Unterhaltung, die man allabendlich nach vielleicht 50 Seiten wieder ins Regal stellt, um dann am nächsten Abend dort weiterzulesen, wo man aufgehört hatte. Verfilmt wäre das entweder ne nette B-Ware oder vielleicht etwas überarbeitet gar ne Geschichte für TV-Sender wie Vox oder die RTL-Group allgemein so ab 22.00 Uhr im Programmschema und nach den richtlinien des Jugendschutzes. Also auch diesmal wieder bei der exklusiven Deutschlandpremiere und somit wohl auch Weltpremiere eines Don Winslow zuviel erwartet. Denn auch der hier ist nicht sonderlich hervorzuheben. Gut und schnell zu konsumieren wie ein Cussler, Blake oder Patterson, aber leider nicht mehr BESSER als die genannten Autoren. Geschmackssache. Aber nach "Missing New York" ob der Action wenigstens Tendenz nach oben. Müsste ich Punkte vergeben, wäre das mit etwas Wohlwollen und den temporeichen Sequenzen ne 6,5/10.