Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178358

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jerry garcia

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Philip Kerr. Amerika 1960. Der Profikiller Tom Jefferson wird von der Mafia auf Fidel Castro angesetzt. Doch dann läuft die Sache völlig aus dem Ruder. Jefferson erhält ein Tonband, auf dem zu hören ist, wie sich seine Frau mit John F. Kennedy im Bett vergnügt. Kurz darauf ist sie tot - und Jefferson mit dem Geld der Mafia spurlos verschwunden.

Tom Jefferson ist ein Profi. Sein Geld verdient er damit, Leute zu töten. Ausgebildet von der Armee der USA, ist er heute selbstständig tätig und verdient Unmengen mehr als im Staatsdienst. Ein erster Auftrag, der ihm hier im Buch angetragen wird, führt ihn nach Argentinien, wo er im Auftrag der Israelis einen alten Naziverbrecher zur Strecke bringen soll, der sich hierher geflüchtet hat. Sein Spotter ist bei diesem Job eine Frau, die schon einige Erfahrung in diesem Metier aufweisen kann. Dennoch wird ihr speiübel als der Scharfschütze nach dem ersten Volltreffer sicherheitshalber einen weiteren Schuss ins Ziel setzt, bei welchem dem Opfer Kiefer, Zähne und Blut mit einer derartigen Wucht auseinandergerissen werden, dass sie über die gesamte Vorderseite des Cafes verstreut werden, das das Opfer gerade betreten wollte. Nach den erfolgreichen Schüssen, baut Tom Jefferson in aller Ruhe sein Gewehr auseinander und verlässt mit der Frau seinen Schützenstand, den er in einem leerstehenden Zimmer eines Hotels eingerichtet hatte. Sein Können spricht sich herum und weitere Aufträge warten schon auf ihn. Die Mafia, die mit Sicherheit auch Verbindungen zur CIA hat, bietet ihm eine Menge Geld, um eine Machbarkeitsstudie anzufertigen, wie man Fidel Castro aus dem Weg räumen könnte. So führt ihn sein Weg ins Land, das die Amerikaner zur Jahrhundertwende von den Spaniern befreit hatten und heute noch voller Stolz auf den Sieg von Teddy Roosevelt an San Juan Hill verweisen. Dass Fidel Castro seine Landsleute dann von dem Joch der Amerikaner und deren Verbrecherorganisationen ebenfalls mit hohem Aufwand an Menschenleben befreite, sieht man dann auf US-Seite eher weniger gern. So kundschaftet Jefferson die Umgebung um den Regierungspalast aus, von dem Fidel immer seine ausufernden Reden hält, probiert aus, wie schnell die Sicherheitsleute reagieren, wenn Schüsse fallen und wie flott die Revolutionsarmee vor Ort ist. Bei seiner Rückkehr kann er den Auftraggebern berichten, dass so ein Attentat durchaus machbar ist, wenn die Umstände und vor allem das Geld stimmen. Später, nach einigen Schlucken auf die gute Nachricht, hört man ein Band mit dem wahrscheinlich neuen Präsidenten John F. (Jack) Kennedy, den sein mafiaumtriebiger, irischer Raubolzen von Vater, Joe Kennedy, ins Amt zu hieven gedenkt. J. F. ist ein Charmebolzen, der jeden Wähler zu seinen Gunsten stimmen lassen kann und bei der Gelegenheit auch jede Gattin eines jeden Wählers in seine Koje holt, wenn sie auch nur ansatzweise entsprechendes Aussehen zu bieten hat. Mit einer gewissen Freude hört man sich ein Band an,auf dem Kennedy gerade mit der Monroe zugange ist. Doch dann steht Jefferson auf und verschwindet kommentarlos. Nicht die Monroe hat den künftigen Präsidenten mit eindeutigen Aktivitäten versorgt, sondern Jeffersons Frau Mary. Und der Killer ist spurlos verschwinden. Tage später findet man seine Frau - tot. Ermordet. Und die Mafia, die Castro loswerden wollte, vermisst ihr Geld. Das Honorar, das Jefferson für den Job kriegen sollte, hat er mitgenommen.

Philip Kerr lässt hier wieder alles aufleben, das in den 60-er Jahren Furore machte. Der Kalte Krieg in vollem Gange, der noch nicht Präsident Kennedy küngelt mit der Mafia, um ans Amt zu kommen und verspricht ihnen dann, sie in Ruhe weiter ihren Geschäften nachgehen zu lassen. Man ist auf Seiten der CIA schon gedanklich mit der Schweinebucht beschäftigt, in deren Hölle man jedoch nur Exilkubaner schicken will, weil man da a) keine Amerikaner opfern muss und b) den Russen eine lange Nase ziehen kann, weil ja keine Amis beteiligt waren. All das sind mehr oder weniger bewiesene Behauptungen, die sich im Fall der Kennedys und ihres Umfeldes hartnäckig halten. Dass die nicht so heilig waren, wie man der Welt weismachen will, ist aber durchaus erwiesen. In einer ziemlich anschaulich geschilderten Vergangenheit des Jahres 1960 mit Anmerkungen zu Autos, Büchern, Filmen und Musik sowie Mode und Lebenseinstellung baut Philip Kerr einen von Beginn an spannenden Thriller auf. Anhand der Inhaltsangabe ahnt der geneigte Leser ja schon, welche Richtung das Buch einschlagen wird, aber es ist nun einmal von Philip Kerr - und der hat immer noch etwas an Wendungen für seine Leser in petto. Wertungsneutral schildert der Autor Vorkommnisse, die in der Realität durchaus ihren Platz hätten haben können und durch den einen oder anderen erwähnten Punkt vielleicht sogar hatten. Dieser Thomas Jefferson verschwindet für einige Zeit im Buch von der Bildfläche, man wird eher mit den vergrätzten Mafiosi bekannt gemacht, die einen von ihnen gekauften Polizisten namens Jimmy Nimmo auf die Jagd nach dem betrügerischen Killer ansetzen und auf Ergebnisse warten. Alles Geschilderte passt auch in die schmutzige Welt eines James Ellroy, aber der Stil ist so weit von Ellroy entfernt wie die Sechziger Jahre von der Gegenwart. Dennoch liest sich "Der Tag X" sehr flott, auch ohne überbordende Action abzufeuern, was eh nicht das Ding von Philip Kerr ist. Es wird ein ausgeklügelter Plan entwickelt, der alle inklusive Leser, aber mit Ausnahme der Hauptfigur Jefferson, am Ende überrascht. Obwohl man als Leser ja die wahren Abläufe und Ereignisse kennt (kennen sollte). Für Leute, die gerne einen richtig spannenden Thriller in Händen halten, dabei aber auf ständige Shoot-Outs verzichten wollen/können und die nicht unbedingt Amerika- oder Kennedy-hörig sind, ein wunderbarer Mix aus Fiktion und Tatsachen mit feiner Nadel gestrickt und (fast) perfekt serviert.


jerry garcia

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Edward Lee & John Phelan. Captain Jack Cordesman wird an den Schauplatz eines bestialischen Mordes gerufen. Der Tote wurde das Opfer eines Kannibalen. Neben den Bissspuren gibt es nur einen einzigen Hinweis: ein paar lange, rote Haare. Als diese Haare auch an weiteren Tatorten gefunden werden, wird klar, dass die Polizei von Seattle es mit einem Serienkiller zu tun hat – mit einer Frau.

Locke ist ein Dichter, einer, der von seinen Arbeiten nicht leben kann und auch nicht leben will. Daher ist er auch ständig auf finanzielle Almosen unterschiedlicher Freunde und somit gönner angewiesen. Dennoch ist es ihm irgendwie gelungen, eine tolle Frau namens Clare abzubekommen. Er liebt sie abgöttisch - bis sie ihn verlässt, weil sie ihn nach ihren Worten nicht mehr lieben würde. Jetzt geht es mit ihm erst recht den Bach runter. Seine Verse und Reime klingen in seinen Ohren nur  noch nach hohlem Schwachsinn. In der Bar seines Vertrauens trifft er aber plötzlich einen Mann, der scheinbar das gleiche Schicksal wie er erlitten hat. In Ermangelung eines Namens nennt er ihn erst einmal Weißhemd. Doch bald kommt man bei der Trinkerei ins Gespräch und siehe da, die Vermutungen von Locke erwiesen sich als richtig. Doch als der Kerl ihn erst auf den Parkplatz ruft und sich dann im Auto mit einer ordentlich großen Wumme die Birne wegbläst, kommt die Polizei ins Spiel. Captain Jack Cordesman ist an dem Fall dran und bald weisen die Funde am Tatort darauf hin, dass der Tod mit dem Mord an einem kleinen Dieb in der Marina zusammenhängen muss. Der eigentlich relativ unbedeutende Wicht wurde völlig zerstückelt und angekaut aufgefunden. doch vorerst weist auch vieles auf Locke hin. Der Captain bleibt dran. Besonders als der Freund von Locke, Lehrling, ebenfalls tot entdeckt wird. Und wieder scheint die Vrogehensweise identisch gewesen zu sein. Doch Locke wird nicht nur unglücklicherweise von der Polizei in die Mangel genommen, es widerfährt ihm auch Gutes. Von dem geheimnisvollen Locke bekommt er bald ein Angebot gemacht, das ihn leicht korrumpieren könnte, falls er es annimmt. Wirft er seine bisherigen Prinzipien wirklich über den Haufen?

Es ist ja durchaus schon bekannt, dass Edward Lee sich nicht nur auf seine extremen Werke reduzieren lässt. Er kann auch mit Handlung und einer gewissen intellektuellen Note arbeiten. und auch John Phelan, mit dem er ja schon bei zwei extrem ausufernden Titel gemeinsame Sache gemacht hat, erscheint fähig, diese Noten in ein Horrorbuch einzubringen. Lange Zeit dreht sich die Szenerie hauptsächlich um Locke und seine Verzweiflung, seine Liebe und seinen Liebeskummer. Und mit der Zeit gingen mir seine schwülstigen Texte und sein Geplärre doch auch auf den Keks. Glücklicherweise wurde diese innere Einkehr eines einsamen Dichters doch hin und wieder durch seltsame und durchaus auch recht brutale Vorkommnisse aufgelockert, bei denen man zumindest leicht entschärft auch wieder die nicht unerwarteten Sexszenen goutieren durfte. Und mit der Zeit schlichen sich einige Fetzen der Wiedererkennung in die Story ein, was den Eindruck einer Zweitverwertung einer Geschichte ohne allzu großen Aufwand zu betreiben auch kurz nährte. Was  mir jetzt in dem Buch gefehlt hat, waren RICHTIGE und ORDENTLICHE Ermittlungen durch einen kompetenten Bullen, der einen vermeintlichen Thriller zu einem spannenden macht. Kam jetzt so nicht vor. Hätte man Cordesman durch einen dieser Boulevard-Schreiberlinge ersetzt, wäre es auch nicht anders abgelaufen - kurz, die Bullen waren überflüssig und die Ermittlungen derartig gut getarnt, dass sie selbst Leonardo DiCaprio als oscarprämierter Trapper und Held der amerikansichen Spurensucher nicht gefunden hätte. Na gut, wenigstens waren für den Filmfreund ein paar kleine "Aufmerksamkeiten" drin. Das Schiff zu Beginn mit dem halluzinierenden Kaptän hatte den Namen Angus Scrimm, der Film "Ilsa" wird kurz genannt und unser alter Mickey Rourke bekommt ordentlich sein Fett weg, wenn eine Figur kurz anmerken darf, dass die Kids es heutzutage wohl cool finden als Penner rumzulaufen. Daran und an einigen Zeilen zu "CD-Roms oder was sonst immer das ist" kann man auch schnell den Bogen schlagen, dass "Shifters" doch schon im Original einige Jahre auf dem Buckel hat. In den 90-ern lief Rourke ja zur Pennerhöchstleistung auf und traute sich sogar zu einem Boxkampf (ein Vorkampf, zum Vorkrampf mutiert) in Deutschland anzutreten, der als TV-Übertragung eine schwere abendliche Tortur war, wie Rourke damals mit schrägsitzender Zipfelmütze durch den Ring stolperte. Vermutlich war er damals eh dermaßen breit, dass er nicht wusste, wo er war und was er da tat. Zurück zum Buch: Es ist irgendwie ein Kampf zwischen Liebe/Poesie/Kunst gegen Blut/Tod/Gewalt/Verführung, wobei vom ersten zuviel geboten wird und vom zweiten zuwenig. Es dauert, bis das Buch richtig in Fahrt kommt, die verschiedenen Beziehungen unter den Figuren sortiert werden (Naja, halbwegs zumindest) und der Witz mit den Penis-Nuggets verdaut ist. Die Auflösung - so man es so nennen kann - ist ein bisschen wild und halbgar, aber okay. Das Buch ist auch keines der Highlights in der Vita des Autors, für ne 6,5/10 reicht es aber immer noch mit dieser milden, aber wilden Story der Kollegen Lee & Phelan.                     


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    "Der Tag X" kingt nach meinem Gusto. Danke für den Tip, Ferdi!


    jerry garcia

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    jerry garcia

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    Nicholas Petrie. Körperlich fit, intelligent und eigensinnig – mit Peter Ash sollte man sich nicht anlegen. Ash hat jedoch mit seinem eigenen Trauma zu kämpfen. Nur wenn er es überwindet, kann er eine Katastrophe verhindern, die Tausende Menschen in den Tod zu reißen droht.

    Peter Ash ist fertig mit der Welt: Seit seiner Rückkehr aus den Kriegen im Irak und in Afghanistan erleidet er Panikattacken, sobald er bloß einen Raum betritt. Das "weiße Rauschen", wie er es nennt, zwingt ihn, in der Wildnis zu bleiben und bei jedem Wetter unter freiem Himmel zu schlafen. Doch als ein Freund aus der Army Selbstmord begeht, spürt Ash, dass mehr hinter der Geschichte steckt, und wagt sich wieder unter Menschen. Er hilft der Witwe des Mannes, ihr baufälliges Haus zu renovieren. Unter der ramponierten Veranda entdeckt er mehr als nur morsches Holz: Hier bewacht ein verdammt großer und verdammt hässlicher Hund einen explosiven Fund – einen Koffer voller Geld und Sprengstoff. Der Koffer ist aber lediglich ein Puzzleteil in einem wahnsinnigen Anschlagsplan, der Tausende das Leben kosten soll. Ash bleibt nicht viel Zeit, um die Täter ausfindig zu machen. Und bei seinen eigenen Ermittlungen findet er Umstände vor, die er sich zuvor nicht hätte träumen lassen. Er wird verfolgt, engagiert sich für einen vermissten Veteranen und muss erkennen, dass in dieser Welt der Gier ein Menschenleben oder auch nur lebenswürdige Zustände nichts mehr zählen. Durch die Gesetzgeber noch unterstützt können raffgierige Zeitgenossen sich fast alles erlauben, ohne auch nur ansatzweise dafür belangt zu werden.

    Nicholas Petrie hat hier seinen eigenen Jack Reacher zum Leben erweckt. Peter Ash ist ein traumatisierter Veteran, der zwar in geschlossenen und/oder engen Räumen gegen Panikattacken kämpfen muss, seit er aus Übersee und den dortigen Konflikten zurück ist, sich aber mehr oder weniger damit arrangiert hat. Er führt sein Einsiedlerleben in den Bergen und Wäldern der USA. Doch Menschlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Schuldgefühle sind ihm geblieben. Und das führt ihn direkt zu der Frau seines Kumpels Jimmy, der sich umgebracht hat, weil er mit den Folgen des Krieges nicht zurechtkam. Der Fund des Koffers bringt dann die Spannung ins sein Leben und das Buch. Und die Riesentöle Mingus dann auch - nach gewissen Anfangsschwierigkeiten - Humor. Und obwohl nicht dick aufgetragen und auf jeder zweiten Seite tränenrührig vermarktet, vermittelt Nicholas Petrie die Probleme, die Kriegsverteranen haben, wenn sie in die Heimat zurückkehren. Viele schaffen den Weg zurück ins Privatleben mit Arbeit und Familie, aber etliche bleiben alleine gelassen, haben keine Chance, sich wieder einzufügen. Die Unterstützung der Regierung wird immer weiter gekürzt. Viele sind obdachlos - und das aus mannigfaltigen Gründen. Dass Nicholas Petrie hier weniger erfunden hat, als man glauben mag, wurde mir durch einen Betroffenen bestätigt. So ist der spannende Thriller auch ein sozialkritisches Plädoyer für den verantwortungsvollen Umgang mit den Männern und Frauen, die für ihr Land in den Krieg gezogen sind. Und eine Anklage gegen die Gleichgültigkeit, die herrscht und die miesen Finanzjongleure, die mit ihren Praktiken die letzte Krise ausgelöst haben, massenweise Familien - auch die von Veteranen - ruinierten und auf die Straße trieben und dennoch nicht etwas bestraft wurden, sondern neben Boni im schlimmsten Fall noch immense Abfindungen kassierten. Die gierigen Hedgefondsmanager mit ihren Risikogeschäften, bei denen nur ihre Kunden verlieren konnten, nicht aber sie. All dies ist eingebettet in einen hochdramatischen Thriller, der auch einige Actionsequenzen aufblitzen lässt, aber insgesamt tatsächlich mehr an die Werke von Lee Child erinnert, denn an jene von Ben Coes, um, nur ein Beispiel zu nennen. Die sprachlichen Fähigkeiten des Autors sowie dessen flotter Stil machen aus "Drifter" einen hochunterhaltsamen Roman, der mit ernsten Themen ebenso wie mit reinen Unterhaltungselementen punkten kann - und Mingus, der Hund, ist eine Marke für sich. Ausgefeilte und superb skizzierte Figuren und Charaktere bringen viel Leben in die Geschichte und wenn Herr Baldacci hier mit lobenden Worten zitiert wird, darf man dem schon mal glauben, denn der Plot ergibt sich erst nach einiger Zeit, das Puzzle zusammenzusetzen dauert, doch dann werden die Handlungsstränge und Motive nach und nach miteinander verwoben. Und solange spekuliert man auch als Leser, was sich da denn nun abspielt, wer mit wem warum zusammenarbeitet. Klasse Suspense-Thriller aus der Feder eines neuen Autors, der hoffentlich noch weitere Bücher dieser Art schreiben wird. Möglichst MIT Peter und Mingus.




    jerry garcia

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    In letzter Sekunde wird der 14-jährige Ricky von einem mysteriösen Fremden gerettet. Dieser macht ihm ein erstaunliches Angebot: Ricky bekommt eine Wohnung und 100 £ pro Woche, wenn er sich von dem Typ namens Felix unterrichten lässt. Wozu er professionelles Kampftraining und Beschattungstechniken braucht, ist Ricky zwar ein Rätsel, aber er willigt ein – und findet sich plötzlich inmitten einer gefährlichen Mission wieder.

    Ricky ist ein Straßenkind in London. Nachdem seine Eltern bei einem Autounfall starben, wurden er und seine Schwester bei veschiedenen Pflegegfamlien untergebracht. Kein Zuckerschlecken und seine Schwester hat sich bald darauf umgebracht. Nun hatte Ricky aber auch keinen Grund mehr, sich an die Regeln seiner neuen Familie zu halten und machte sich auf und davon. Er lebte von da an auf der Straße, hielt sich mit Diebstählen über Wasser. Und als Taschendieb war er gut, hielt sich sogar für einen echten Supermann der Taschendiebe. Und er hatte Regeln. Niemals Frauen mit Kindern beklauen, keine offensichtlich armen Leute. Und schon hatte er sich ein neues Opfer ausgeguckt. Ein Typ mit Hut, der nach Geld aussah und am Stock ging. Anrempeln, zugreifen, abhauen. Dauerte nur Sekunden. Und da der Mann anscheinend behindert war, schien er ihn auch nicht zu verfolgen. Doch als er gerade seine nicht geringe Beute zählt, steht doch tatsächlich der Kerl vor ihm. Gibt ihm sogar Ratschläge, was er besser machen muss - und fordert seine Sachen zurück. Danach macht er ihm ein Angebot, das nicht so recht zu durchschauen ist. Wohnung, Geld - und was will der Typ dafür? Ihn lehren? Quatsch. Bestimmt illegal. Ricky lehnt ab und verduftet. Doch er macht einen weiteren Fehler. In einem Park, der nachts abgeschlossen wird, trifft er auf einige aggressive Penner. Die werden zwar von der Parkaufsicht rausgeworfen, während Ricky sich verstecken kann, doch am nächsten Morgen sind sie da, bereit, ihn zusammenzuschlagen oder schlimmer. Und hier greift wieder der Mann mit dem Stock ein. Diesmal akzeptiert Ricky das Angebot und stellt fest, dass ihm die neuen Zukunftsaussichten zwar gefallen könnten - aber nur zu seinen Bedingungen. Bald erfährt er den Sinn hinter den ganzen Trainingseinheiten. Izzy, die Tochter eines britischen Diplomaten, ist vor ihrem gewalttätigen Vater davongelaufen. Ricky soll sie finden und zurückbringen. Doch sie soll dort ihren Vater ausspionieren, der im Verdacht steht, Pläne der Trident und der Bewaffnung an die Russen zu verraten. In diese Gefahr will er sie nicht bringen und er erledigt die Aufgabe selbst.

    "Agent 22 - Undercover" ist ein Ableger zu "Agent 21" mit einem neuen Protagonisten, den man diesmal von der Straße holt. Gemein haben die beiden Jungen, dass sie Außenseiter sind und zu den armen Seelen der großen Stadt gehören. Den Ablauf kennt der Leser aus diversen Büchern zuvor, zumeist für Erwachsene geschrieben, aber auch zwei oder drei Jugendreihen und vielen Filmen dieser Art. Der Stil list leicht und schnell konsumierbar, wobei man Chris Ryan nicht vorwerfen kann, dass er seine erwachsenen Leser in den Büchern für jene Zielgruppe irgendwann einmal überfordert hätte mit der Komplexität einer Handlung oder den Formulierungen seiner Sprache. War also die beste Voraussetzung, auf spannende Jugendbücher umzusteigen und den Kids Abenteuer vorzusetzen, in denen sie ihre Jungsträumereien von Action und Abenteuer mit Wonne Seite für Seite verschlingen können. Der Bursche, der diese Werke dann von mir abstaubt, war damals nach dem Erstling um "Agent 21" so begeistert, dass er gleich in der Schule ein Referat drüber gehalten hat. Action und Gewalt halten sich ein einem für die Zielgruppe erträglichen Rahmen und wer hier an "Strike Back"-Sex denkt, kann es gleich knicken und sich lieber ein Buch von Edward Lee aus der Festa Extrem-Reihe kaufen. Leichte Kost, fesselnd, spannend und zielgruppengerecht. Für die Kids geeignet, mal wieder zu einem Buch zu greifen, das sie nicht langweilt (wie etwa Schulbücher).


    jerry garcia

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    F. Paul Wilson. Vampire verbreiten sich über die ganze Welt. Nach Europa überrennen sie Russland, den Nahen Osten und die Metropolen in Indien und China. Nun sind sie in Amerika angekommen. Sie übernehmen Stadt um Stadt und verschleppen die letzten Lebenden in ihre sogenannten Rinderfarmen, um sie als Zuchtvieh und Quellen des Blutes zu halten. Pater Joe hat sich dem Suff hingegeben. Er wartet nur noch auf das Ende. Doch als er erfährt, dass die Untoten seine Kirche entweihen, um dort entsetzliche Rituale zu feiern, beschließt er, sie zurückzuerobern, und sei es nur für eine Nacht. Gemeinsam mit einem Rabbi, einer Nonne und weiteren Verbündeten wartet der Pater auf die Dämmerung und das Erwachen der Bestien.

    Die Vampire auf dem Vormarsch. Russland, China, Indien usw. sind am Arsch, aus Europa hört man gar nichts mehr. Und jetzt ist Amerika dran. Von Osten aus beginnt der Triumphmarsch der Vampire. Die Menschheit steht kurz vor dem Aussterben. Doch nicht völlig - Futterhaltung ist für die neuen Herrscher wichtig. Zum Überleben brauchen sie Blut. Daher dürfen sie die Gattung Mensch nicht ausrotten. So halten sie sich einige dieser Exemplare in extra Zuchtstätten. Und da die Vampire tagsüber in Ruhestellung sind, haben sich etliche Menschen als Tagwächter angeboten, was der Höllenbrut gerade recht kam. Zudem übernehmen diese Kollaborateure die Drecksarbeit für ihre neuen Herren. Dafür wurde ihnen versprochen, frühzeitig zum Vampir gemacht zu werden und dann mit ihren Herren auf gleicher Ebene zu regieren. Doch nicht alle Menschen sind Verräter oder wollen Seite an Seite mit diesen schrecklichen Wesen leben. Und so macht sich Carole auf, den Untoten das tote Leben schwer zu machen und soviele wie möglich zu killen. Andernorts übernehmen Vampire und ihre Gesellen eine Kirche und halten dort grausige Rituale ab. Und der Pater der Kirche, ein gebrochener Mann namens Joe, hockt in einer düsteren Kneipe rum und lässt sich volllaufen. Dort wird er von dem Rabbi Zev aufgetrieben und dazu überredet, endlich den Kampf gegen die neuen Teufel aufzunehmen. Denn der Rabbi weiß, dass die Vorwürfe des Kindesmissbrauchs, die gegen Joe erhoben wurden, jeglicher Grundlage entbehren und von gerade dem Priester in Umlauf gebracht wurden, der nun mit seinen Vampirjüngern die Menschheit blutig und äußerst brutal dezimiert. Es ist keine Zeit für Selbstmitleid, sondern Zeit zum Kämpfen. Zusammen mit dem Rabbi sowie Carole und seiner Nichte Lacey tritt Pater Joe an, um die Welt von dieser Seuche namens Vampire endgültig zu befreien.

    Das Buch wurde sogar schon einmal verfilmt unter dem Titel "Midnight Mass", in dem der Autor höchstselbst eine kleine Rolle - eher ein Cameo - innehatte. Ich vermute mal, wenn die Herren Autoren von irgendwelchen Vorlagen zu Filmen manchmal wirklich wüssten, was nach Abschluss der Verträge dann mit ihrem Werk veranstaltet (ziemlich oft eher verunstaltet) wird, würden sie es sich mehr als nur einmal sehr gut überlegen, ob sie den Scheck einstreichen. Der Film war derartige Grütze, dass selbst eine der mieseren Asylum-Produktionen noch gut dagegen ausgesehen hat. Und dem wiederholten Beweis, dass eine deutsche Billigsynchro einen miesen Film tatsächlich noch mieser machen kann. Warum ich jetzt über diesen Murks salbadere? Weil dieser misslungene Murks mich lange davon abgehalten hat, das Buch zu kaufen. Und als ich es dann endlich mal hatte, weil beim FESTA-Verlag eigentlich zumeist gute Qualität abgeliefert wird, hab ich dennoch gezögert, es zu lesen. Nun hab ich es endlich hinter mich gebracht und kann ganz ehrlich sagen, dass F. Paul Wilson lieber auf die Kopeken für die Filmrechte verzichtet hätte, denn das Buch ist ein anderes Kaliber. Wie auf der Umschlagsrückseite versprochen, wird der geneigte Leser hier nicht von diesen vermeintlich hübschen (okay, liegt eh im Auge des jeweiligen Betrachters) Außenseiter-Vampiren mit Drang zur ewigen Liebe und Hang zu Herz-Schmerz zu Tode gelangweilt. Leserlebenserhaltende Action und deftige Szenen mit nem ganzen Schwung Blut und Gemetzel liefern das ab, was dem Film gefehlt hat (und somit auch dem Zuschauer). Es gibt zwar durchaus brutalere Werke in der weiten Welt da draußen und selbstverständlich auch beim Festa-Verlag, aber verglichen mit den hier herangezogenen Beispielen, ist "Mitternachstmesse" ein überwältigend gutes Buch. Dass der Autor hier wieder sein Thema Religion ins Spiel gebracht hat, hab ich einfach "überlesen". Ist es halt Christen-Horror. Hauptsache unterhaltend, temporeich und ohne große Pausen, die den Leser möglicherweise einschläfern könnten. Wer also wieder in seiner Buchhandlung des Vertrauens vor den dortigen Regalen steht und nur den Kopf schütteln kann, ob dieser vielen Teenieschmachtfetzen in allen Bereichen des Horror- oder postapokalyptischen Lebens, der sollte sich dieses Buch in den Einkaufskorb legen. Da macht man wenig falsch. Aber Finger weg vom Film. Da ist jeder Cent vergeudet. Also ein Hoch auf das Buch. Also eine klare Leseempfehlung.


    jerry garcia

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    Tim Curran. Vor 200 Jahren brannte die Siedlung Clavitt Fields bis auf die Grundmauern nieder. Die Hoffnung der Einheimischen, dass mit dem Feuer auch das unaussprechlich Böse von diesem Ort vertrieben wurde, erwies sich als frommer Wunsch. Denn das Grauen verkroch sich unter die Erde – und lauert dort in der Dunkelheit bis zum heutigen Tag. Nach der Entdeckung verwitterter Skelette auf einer verlassenen Farm stößt der Ermittler Kenney auf die unterirdischen Tunnelsysteme und entfesselt ein blutiges Inferno.


    Lieutenant Kenney ist mit seinen Leuten auf dem Gelände der alten Ezren-Farm. Nachdem eine Planierraupe etwas freigelegt hatte, das nach Leichen aussah, wurde Kenney hinzugezogen und war bald in dieser Nebelsuppe, die zudem noch von Nieselregen in ihrer Ungemütlichkeit unterstützt wurde, fast bis zu den Knien im Matsch des Feldes gefangen. Mittlerweile hatten sie acht Leichen ausgegraben. Leichen, die nicht vollständig waren. Und wie die Gerichtsmedizinerin feststellte, angefressen worden. Doch die Spuren wiesen auf eine unbekannte Art von Täter hin. Es können weder Tiere noch Menschen gewesen sein. Es wird immer merkwürdiger - bis dann einer der vielen Kollegen vor Ort einfach verschwindet. Jetzt hat die Suchmannschaft eine weitere Aufgabe. Der Mann muss gefunden werden. Doch die düstere Gegend hütet ein Geheimnis, das schon ewig vor der Welt verborgen wird. Der Sheriff des Ortes erweist sich schnell als eher unkooperativ, doch als immer mehr unheimliche Vorkommnisse die Suchmannschaft erschüttern und die Angst umgeht, ist er einer derjenigen, die mutig voran in die Tiefe steigen, in die der Vermisste anscheinend gezogen wurde oder einfach nur gestürzt ist. Sie gehen zu sechst nach untern und stellen fest, dass dort ein Höhlensystem existiert, das scheinbar auch irgendwelche Kreaturen beherbergt. Neben Stapeln von Knochen und abgenagten Schädeln. Wo sind sie hier nur gelandet? Was verbirgt sich hier unten?

    Wie schon bei "Skin Medicine" hat mich Tim Curran auch hier sofort mit seinem ersten Satz in den Bann gezogen. Wieder einmal hat er bewiesen, dass er aus einer banalen und simplen Tätigkeit mit geschickten Worten sofort den Gedanken an blutigen Horror im Leser wecken kann. Und dann ist man auch schon mittendrin in einer Atmosphäre, die an alte britische Horrorschinken mit Moor und Nebel erinnert oder - zumindest bei mir - auch die wahrlich gruseligen Bilder von den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges wie zum Beispiel Verdun hervorruft, wo im diesigen und feuchten Matsch der Schützengräben der Nebel und/oder das Giftgas übers den Stacheldraht ziehen und den Soldaten still und leise das Leben aus den Körpern ziehen. Also das Szenario ist somit schon von Beginn an beängstigend und benötigte noch nicht einmal eine blutrünstige Szene. Von Seite zu Seite treibt Tim Curran die Handlung und auch die Spannung voran und erst nach und nach während der Suche in diesen fremdartigen Höhlengängen offenbart er das wirkliche Grauen, das dahintersteckt. Und das ist etwas, das der geneigte Leser bisher so noch nicht dargeboten bekam. Klar kennt man den Einsatz alter Indianermythen oder einfach nur von Generation zu Generation übertragenen Geschichten um furchtbare Ereignisse, die dazu führten, dass ganze Städte oder gar Völker ausgerottet wurden. Und hier setzt Tim Curran durchaus unterschwellig ein Plädoyer für Toleranz ein und richtet seinen Finger anklagend auf all jene Menschen, die Gerüchte streuen oder wissentlich die Unwahrheit verbreiten, um ihren eigenen Glauben zu rechtfertigen und anderen aufzuzwingen. Und genau mit dieser Art Verachtung anderer Menschen und deren Meinungen kann man sie in einen Untergrund treiben, wo schon etwas auf sie wartet. Etwas, das ihnen die Möglichkeit gibt, sich irgendwann zu rächen. Etwas, das ihr Anderssein in eine neue, stärkere Rasse verwandelt. aber auch etwas, das die armen Menschen vielleicht nur für eigene Zwecke benutzt. Mit jeder Seite wird offenbart, was die Ereignisse hervorgerufen hat und in welcher Gefahr mittlerweile nicht nur die Suchtrupps schweben. "Nightcrawlers" ist ein düsterer und finsterer Albtraum tief unter der Erde, dem man sich nicht entziehen kann. Wie eingangs schon erwähnt, beherrscht Tim Curran sein Metier und zwingt den Leser regelrecht in seinen Bann. So sehr, dass es nicht leicht fällt, das Buch aus der Hand zu legen. Ein eisiger Schreckensroman, in dem auch durchaus neben den schockierenden auch blutige Szenen eine Rolle spielen. Und wer wissen will, was da unter der Erde auf die Menschen lauert, bekommt hiermit eine Kaufempfehlung. Und ich hätte so als Veröffentlichungsswunsch aus dem Hause Curran nun gerne "Grim Riders".


    jerry garcia

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    Matthew Reilly. Drei verfeindete Gruppen, Amerika, das alte Europa und ein Trupp acht kleinerer Staaten, liefern sich eine brutale Jagd zu den antiken Weltwundern. Dort sind die sieben Steine einer goldenen Pyramidenspitze versteckt. Der Ex-Soldat Jack West, seine Spezialeinheit und das Mädchen Lily riskieren alles, um den zwei großen Mächten zuvorzukommen. Denn nur mit allen sieben Steinen kann am Tag des Tartarus, dem 20.März 2006, die überwältigende Sonnenkraft komprimiert und somit das Ritual der Macht oder des Friedens vollzogen werden. Der Schlüssel zum Ritual ist Lily, das Orakel. Es ist die größte und wichtigste Schatzsuche der Menschheit, ein Rennen gegen die Zeit, ein atemberaubendes Abenteuer.

    Jack West ist der Anführer der kleinen Gruppe des Staatenbundes, der sich für den Frieden einsetzen will. Die anderen beiden Parteien wollen jeweils für sich die Macht über die Welt erobern und die anderen unterdrücken. Schon bei der ersten Station müssen sie sich nicht nur ihrer Gegner erwehren, sondern auch Fallen der Erbauer überleben, die als Sicherung gebaut wurden. Danach wird zur nächsten Pyramide gehetzt, um den zweiten Stein zu finden und dem bisher gefundenen zuzufügen. Aber als wäre das alles nicht genug, stehen sie auch noch unter Zeitdruck, denn nur bis zu einem bestimmten Datum haben sie Zeit, alle Steine zusammenzufügen und über ihre Feinde zu triumphieren. Und diese Feinde haben es in sich. Sie nehmen keine Rücksicht, gehen mit List, Tücke und Brutalität gegen den kleinen Trupp vor. Doch Jack West gehört zu jenen Menschen, die sich mit unkonventionellen Mitteln zu wehren wissen. Und da ist das kleine Mädchen Lily, das Orakel, eine der Möglichkeiten, den Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen. Nicht immer ist das größere Waffenarsenal eine Sieggarantie. So hetzen die Bösen die Guten von Ort zu Ort, werden immer wieder abgewehrt, geben aber auch nicht auf. Doch Jack West hat immer noch einen Trumpf im Ärmel.

    Ich schick es gleich vorweg: Ich bin ein Fan von Matthew Reillys Büchern. Ganz besonders seinen Romanen um Shane Schofield (Und ja, der Gründer dieses Blogs ist dies auch, wie unschwer zu erkennen ist. Deshalb darf ich nun schon seit einiger Zeit meinen Blödsinn hier verzapfen.) kann ich immer wieder immens viel abgewinnen. Ein Höllentempo und irrwitzige Action, die von Realismus so weit entfernt ist, wie ich vom Gewinn des Pulitzer-Preises. Doch bei Reilly geht es nur um die reine und pure Unterhaltung. Er versucht nicht wie Dan Brown oder andere aus der Ecke der Literatur, dem Leser vorzugaukeln, das Konstrukt, das er da liest, sei auf realen Ereignissen gefußt. Da können diese Herren sich gerne seitenweise über irgendwelche - okay, geschickt - verknüpften Daten und erfundenen Stories austoben und die Charaktere ellenlang vorstellen und deren Gefühlsleben (Leser-)einschläfernd ausbreiten, gegen den Actionspaß von Matthew Reilly können sie nicht an. Auch "Das Tartarus-Orakel" ist wieder flott inszeniert und packt von Beginn an, doch leider muss ich hier aus meiner Sicht ein "ABER" anführen. Wer die Militäraction um Scarecrow und Konsorten nur so verschlungen hat, wird feststellen, dass hier doch mit etwas gebremstem Schaum agiert wird und sich gerade zu Beginn einige Sequenzen nur wiederholen. Die Charaktere kommen wie üblich nicht über die wichtigsten Merkmale hinaus, dafür lässt er es aber an anderen Stellen an krachender Action nicht mangeln und auch die Beschreibungen der Sieben Weltwunder lassen nichts missen. Es dauert selten lange, bis man in ein Buch von Matthew Reilly derart eingetaucht ist, dass man die temporeichen Abläufe der Handlung wie einen Film vor Augen hat und sich einen Jerry Bruckheimer zu Zeiten vor seiner "Disneyfizierung" als Produzent und Michael Bay als Regisseur wünscht. Statt Remakes zu fabrizieren Matthew Reilly verfilmen!!!! Auch "Das Tartarus-Orakel" hat genug Potenzial, um als eigenständiger Film vor dem heutigen Quark locker bestehen zu können. Ja, es ist etwas schwächer als die Vorgänger wie "Der Tempel", "Showdown" und natürlich die Bücher um Shane Schofield, aber besser als die Schnarcher aus der Tastatur eines Dan Brown allemal. Und die werden allemal verfilmt. Jeder Reilly ist ein guter Reilly!!!!       


    Offline JasonXtreme

    • Let me be your Valentineee! YEAH!
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        • Show only replies by JasonXtreme
      Der Curran klingt cool - ist da viel unter der Erde in den Tunnels? Sowas mag ich seit IM ABGRUND ja sehr gerne
      Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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      Offline skfreak

      • Serienfreak
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        Yeah!! Mal wieder ein Reilly Review :thumb:
        BTW wird sein nächster Roman wieder ein Jack West sein: "THE FOUR LEGENDARY KINGDOMS" erscheint am 16. Oktober :D


        Offline Necronomicon

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          Von Tim Curran war ich ja von DEAD SEA total begeistert.

          Nightcrawlers wandert auf die Kaufliste, zusammen mit Blackout  :)


          jerry garcia

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          SKFreak. Der Reilly war ein Leserwunsch. Hab den damals nur einmal gelesen und dann nie wieder in die Griffel genommen, ist eben kein Schofield. Schon etwas zurückgenommen gegen jene.

          JasonXtreme. Jep, mehr als die Hälfte spielt in Höhlen und Katakomben. Du willst Höhlen erforschen? Da hätte ich diverse Tipps, lass es jetzt aber mal bei Rollins und seinem "Subterra".

          Necronomicon. An "Dead Sea" kommt er nicht ran. Tiefseemonster gibt es eigentlich gar keine.


          Offline JasonXtreme

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            Ich GLAUBE ich hab Subterra sogar daheim stehen :lol: neben Mission Arktis oder wie das hieß - da gings ja auch in die Tunnel runter ;)
            Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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            jerry garcia

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            Dirk van den Boom. Die neue U-Boot-Waffe ist der Stolz der japanischen Kriegsmarine. Die Jungfernfahrt des neuesten Bootes zieht nicht nur die Aufmerksamkeit des Kaiserhauses auf sich, sondern ist gleichzeitig eine Bewährungsprobe für die ausgesuchte Mannschaft. Doch kurz nach dem Auslaufen ereignet sich Mysteriöses: Das U-Boot scheint zu sinken und alle Besatzungsmitglieder verlieren das Bewusstsein. Als sie wieder erwachen, müssen sie mit Entsetzen feststellen, dass ihr Boot sein Element verlassen hat. Es ruht auf der Spitze eines gigantischen Grabmals für den König von Mutal, dem Herrn der größten Metropole der Maya, mitten auf dem mittelamerikanischen Festland, rund 1500 Jahre in der Vergangenheit. Die verwirrte Mannschaft gerät direkt in einen Krieg und steht vor der entscheidenden Frage, wohin ihr Weg nun führen soll – zu einem Imperium oder direkt in die Katastrophe?

            Es wird das Jahr 1914 geschrieben, der 1. Weltkrieg hat vor rund zwei Monaten begonnen, mit dem sich Japan aber nicht ernsthaft befasst. Sie sind derzeit mit Großbritannien eine enge Verbindung eingegangen, die auch neueste Errungenschaften der Waffentechnik beinhaltet. Nur im äußersten Falle einer Bedrohung ihrer momentanen Freunde würde das Kaiserreich dazu bringen, in diesen Krieg einzugreifen. Aber ein neues U-Boot zu testen, gehört nun einmal zu den Aufgaben der japanischen Marine. Und als Gast ist sogar der Sohn des Kaisers an Bord. Ebenso der britische Ingenieur Lengsley. Die Jungfernfahrt wird gestartet und gestaltet sich ohne Probleme. Doch dann geht das U-Boot auf Tiefe und die gesamte Mannschaft verliert das Bewusstsein. Als sie wieder erwachen, müssen sie mit Schrecken feststellen, dass sie nicht mehr in ihrem gewohnten Element, dem Wasser, sind - und anscheinend auch nicht mehr in ihrer Zeitlinie. Nach und nach kann man sich zusammenreimen, dass man ins Zeitalter der Mayas versetzt wurde. Wie und warum, dafür gibt es  keine Erklärung. Zuerst werden sie als Götterboten verehrt, was die Eingewöhnung in diese fremde Landschaft und Kultur durchaus vereinfacht. Man beginnt die Sprache zu lernen und die eigene zu lehren. Und als dann bei einem Angriff durch ein fremdes Stadtreich die Waffen der Japaner den Ausschlag geben, sind sie in ihrer neuen Heimat willkommen.

            Der zweite Zyklus um die Zeitreisenden weist natürlich einige Parallelen auf. Der Culture clash ist im Prinzip der Gleiche, nur dass das Schiff diesmal nicht in der Lage ist, eine Flotte zur See zu unterstützen. Dennoch gibt es auch hier eine gewisse Verbrüderung unter den Völkern. Anhand der Wahl des Settings kann der Autor viel mehr als im Vorgänger-Zyklus auf Rassismus und Menschenrechte eingehen. Waren die Römer doch selbst hinsichtlich ihrer Geschichte weitaus mehr als Eroberer und Unterdrücker bekannt, sind die Völker Süd- und Mittelamerikas in Europa doch eher damit verbunden worden, dass die mit Ankunft der Europäer nur die Opfer waren. Von den Kämpfen der Stadtstaaten oder Königreichen untereinander, dem versklaven der Verlierer und den Riten ist hierzulande weniger bekannt. Dies bietet einen bewissen Freiraum für den Autor westliche Kolonialansprüche und das Niederschlagen von Aufständen gegen die Einnahme durch ihrer Länder durch Europäer mit brutalen Mitteln zu skizzieren. Er hält aber auch nicht mit den Aktivitäten der Maya hinterm Berg, die ebenfalls kriegerische und imperialistische Ambitionen aufzuweisen hatten. Ganz abgesehen von für Fremde ganz und gar brutale und blutigen Sitten und Gebräuchen. Es beginnt ein Prozess des Lernens für alle Beteiligten, an dem auch der Leser durchaus teilhaben darf. Nicht alles Fremde ist schlecht. Aber da auch nicht alles gut ist, kommt es im Laufe der Geschichte auch zu einigen Kämpfen, einer ziemlich blutigen Schlacht, zu Intrigen und Betrug, Verrat und Gier. Eogismus und Allmachtsfantasien bahnen sich ihren Weg und können nur durch die vernünftig agierenden unter den Handelnden schlimmere Konfrontationen vielleicht vermeiden. Bis zum Ein stieg in die Story dauert es nicht lange, schnell tritt das Ereignis ein und man ist schnell dabei, mit Elan durch die Seiten zu lesen. Sicher gibt es einige Stellen, die man als "bekannt" ausmacht, aber insgesamt ist "Aufgehende Sonne" ein flotter Beginn des neuen Zyklus, der im Epilog für diejenigen, die sich noch nicht durch die bisher erschienen vier Bücher oder irgendwelche Rezensionen geackert haben, noch eine kleine Überraschung. Wem also die Deutschen in Rom zugesagt haben, der könnte auch den Japanern unter Mayas etwas abgewinnen. Ich jedenfalls hab schon direkt mit Band 8 "Stürmische Himmel" begonnen.


            jerry garcia

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            Dirk van den Boom. Stürmische Zeiten brechen an. Die Götterboten etablieren ihre Herrschaft über Mutal, die Metropole der Maya, und setzen ihren Feldzug gegen die angrenzenden Städte fort. Angst und Widerstandsgeist werden geweckt und pflanzen einen neuen Geist der Kooperation in die Köpfe der Mayakönige, die sich nicht kampflos ergeben wollen. Doch auch innerhalb der Gruppe der Gestrandeten wird der Kurs des Kapitäns mehr und mehr hinterfragt. Als schließlich eine römische Expedition aus dem fernen Europa anlandet und ein Botschafter aus Teotihuacán sich für die Entwicklungen interessiert, droht das jahrhundertealte Machtgleichgewicht Mittelamerikas endgültig aus den Fugen zu geraten.

            Im Reich der Maya schickt sich der Japaner Inugami an, nach und nach weitere Städte zu erobern und "sein" Reich zu erweitern. Er hat einen ganz klaren Plan von der Zukunft. Speziell seiner, aber auch der von Chitam oder dem Reich Yaxchilan. Doch er hat auch etwas zu seinen Kenntnissen der Kriegsführung dazugelernt, das ihm treue Untertanen schaffen könnte. Und die wird er brauchen. Denn seine Leute um Aritomo beobachten die ganze Entwicklung mit Sorge. Ihnen ist mittlerweile so ziemlich alles ausgegangen, das sie aus ihrer Zeit mitgebracht haben, lediglich einige Munitionsvorräte sind noch vorhanden. Es bleibt ihnen kleine andere Wahl, als sich anzupassen und mit ihren neuen Genossen auszukommen. Aus seiner Sicht wirklich hervorragend gelingt das dem britischen Ingenieur Robert Lengsley, der sich mit der Schwester von Chitam - Une Balam - auf eine besonders vergnügliche Art und Weise für die Verbindung zwischen den Maya und den Zeitreisenden hervortut. Aus der Welt jenseits des Meeres landet aber in Mittelamerkika auf einer vorgelagerten Insel die aus sechs Schiffen bestehende Reisegruppe der Römer an. Man macht sich schon Gedanken um eine Basis, einen Heimathafen vor Ort und versucht, mit den Einheimischen in Kontakt zu treten. Auf friedliche Ko-Existenz soll sich die künftige Lebensweise abspielen, denn man hat aus den Überlieferungen der Männer der Saarbrücken und den wenigen noch lebenden Crewmitgliedern des Schiffes gelernt. Erste Gespräche erweisen sich nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten ob der unterschiedlichen Sprachen als recht fruchtbaren Boden dafür, diesen Kurs beizubehalten. Andernorts ist Metzli, König von Teotihuacan, zwar alarmiert durch die jüngsten Erfolge des Inugami, aber er denkt  nicht daran, sich diesem Fremdling und seinen Expansionsplänen einfach zu unterwerfen. Und er hat noch etwas parat, das diesen kriegerischen Emporkömmling mit einiger Sicherheit in die Schranken weisen wird - und Metzli hat keine Bedenken, dies auch mit aller Macht einzusetzen.

            Im Zentrum des zweiten Romanes um die Zeitenwanderer aus Japan steht der Kapitän des U-Bootes - Inugami. Sein Drang nach Expansion und Gründung eines Riesenreiches unter seiner Führung entwickelt sich weiter, ist aber von dem Rassismus, der Japanern im Allgemeinen unterstellt wird, doch ein Stück entfernt. Das kann man besonders beim Kampf um Yaxchilan sehr schön herauslesen. Inugami lernt, erkennt, dass eine gewisse Menschlichkeit mehr einbringen kann, als das reine Beseitigen der Gegner aufgrund der überlegenen Waffen und Technologie. So nutzt er geschickt die vorhandenen Strukturen und den Glauben der Maya aus, um seine Position zu etablieren. Bis auf die Schlacht um Yaxchilan besteht "Stürmische Himmel" vor allen Dingen aus Ränkespielen, deren Hintergrund der Leser nicht immer sofort erkennen kann. Politische Winkelzüge beherrschen weite Teile des Buches und was aus der Zweisamkeit des Briten mit der Schwester von Chitam wird, bleibt vorerst auch abzuwarten. Klar zu erkennen ist aber auch, dass hier Gut und Böse nicht klar definiert sind und man sogar Inugami nicht einfach auf einen machtgeilen Killer reduzieren kann/darf.

            Während einige ausgewählte Charaktere besonders beleuchtet werden, bleibt dem Rest nur der Hintergrund, der Background für die Hauptfiguren und somit eine eher oberflächliche Vorstellung beim Leser. Bisher scheint das auch zu genügen, aber bei Dirk van den Boom weiß man auch nie, ob er den einen oder anderen später aus der Versenkung holen und ihm dann auch mehr Profil geben wird.

            Mit Spannung erwartet der Leser dann sicher auch, wann die nun in dieser neuen Welt angekommen römischen-preussischen Zeitreisenden auf Inugami, Aritomo und deren Truppe sowie die Maya unter deren Führung treffen. Bisher wird nur die Neugierde geschürt und insgesamt mit dem ersten Zyklus, den man nicht unbedingt gelesen haben muss, um der jetzigen Story folgen zu können, und den neuen Handlungssträngen mit gealterten Zeitreisenden aus den ersten sechs Büchern bzw.in den meisten Fällen deren Nachkommen, eine interessante Geschichte erzählt, die es ebenfalls schafft, den Leser blendend zu unterhalten und dabei auch einige Aspekte einzubinden, die einen kurzen Moment des Innehaltens, der Besinnung auf Schwächen der Gegenwart durchaus geradezu herausfordern. So gesehen hat die Lektüre auch einen gewissen sozialkritischen Aspekt zu bieten, wie man es auch aus den anderen Gesichten kennt. Also nicht allein auf Action und oberflächliches Vergnügen reduziert. Sprachlich hat Dirk van den Boom so einigen Autoren, die ich lesen durfte und oft auch wollte, schon etwas voraus und Schnappatmung garantierende, kurze und knappe Sätze, die einer Story ein höllisches Tempo verleihen sollen (Matthew Reilly sei hier als Beispiel genannt. Ein Autor, den ich sehr gerne lese, wenn mir nach überbordender Action ist.), sind sein Ding nicht. Und der Cliffhanger am Ende von "Stürmische Himmel" lässt noch eine Menge erwarten, vielleicht sogar etwas in der Art, die ein Matthew Reilly fabriziert, nur eben mit vollständigen Sätzen. Hätte ich den Folgeband nicht schon vor einiger Zeit gekauft und die Reihe erst jetzt nach dem Erscheinen von Band 10 begonnen, würde ich sicher nun auch über den Zeitraum bis zum nächsten Buch winseln. Dennoch werde ich jetzt erst einmal wieder einige andere Genres lesen, da ich nicht von den Blogverfolgern gesteinigt werden will, weil ich wieder ein Genre "bevorzuge". Wer also ein Faible für diese Romane der Alternate History hat, wird sich bis zu meiner nächsten Rezi zu dem Thema etwas gedulden müssen, kann aber ohne Gefahr zu laufen, gelangweilt zu werden, zu den Büchern aus der Feder von Dirk van den Boom greifen. Man sollte aber zumindest mit Band 7 - "Aufgehende Sonne" - beginnen. Ein Wort noch zu den Buchcovern: Neben dem nur von mir (nicht selbst) ernannten Kult-Cover Artist Michael Sch. und seinen Illustrationen gefallen mir auch jene von Timo Kümmel ziemlich gut und hin und wieder spoilert er ja sogar auf dem Cover etwas von der Story, was man ja glücklicherweise vorher nicht weiß.


            jerry garcia

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            Stephen Blackmoore. Das Leben von Nekromant Eric Carter läuft nicht gerade optimal. Seine unfreiwillige Heirat mit der Todesgöttin Santa Muerte verändert seine Kräfte, verändert ihn. Zwar gelingen ihm einige Zauber jetzt mit einem Fingerschnippen, dafür hört er Stimmen, die er nicht hören sollte. Eric zweifelt an seiner Zurechnungsfähigkeit. Keine tolle Prognose für jemanden, der tägöich mit den Toten spricht. Während er nach einem Weg sucht, das Band zwischen ihm und Santa Muerte zu lösen, wird er zur Zielscheibe eines Psychopathen, der das Aussehen und die Erinnerungen von Menschen stiehlt ― und sich in ihre Haut kleidet. Erik hat alle Hände voll damit zu tun, seine eigene zu retten.

            Eric ist nach seiner Rückkehr nach Los Angeles nicht gerade freundlich empfangen worden. Der Tod seiner Schwester, den er aufklären und rächen will, war nur der Beginn eines Trips in die Hölle. Er wird in ein Bündis mit Santa Muerte gezwungen, das ihm zwar neue Kräfte verleiht, ihn aber auch in eine Situation bringt, in der er nur verlieren kann. Der Tod seines Freundes Alex trifft ihn auch ziemlich hart und treiben ihn die Stimmen, die er nun hört, langsam aber sicher in den Wahnsinn. Was ihm aber dann endgültig auf den Geist geht, ist der Russe Sergei, der hautraubende Psycho, der den Leuten nicht nur diese nimmt, sondern auch die Erinnerungen. Und er ist hinter Eric her. Und er hat da noch nicht erfahren, dass dieser verrückte Russe ein unheimliches Obsidianmesser hat, das wundersame Dinge vollbringen kann. Bei dem wilden Szenario um Flucht und Jagd müssen etliche Menschen, nicht mehr Menschen und Geister ihr Leben bzw. ihr Dasein lassen. Und selbst auf dieser Ebene der Welt gibt es die Intrigen, die scheinbar überall gesponnen werden. Eric hat guten Grund an allem zu zweifeln, was er so sieht, hört oder wahrnimmt.

            Dieser Dark Fantasy-Roman ist der dritte Band aus der Reihe um Eric Carter. Ein vierter soll folgen, aber das Erscheinen im Original ist auch erst für 2017 angekündigt, es wird also dauern. Verändert wurde das Erfolgsrezept der ersten beiden Bücher selbstverständlich nicht. Auch "Gehässige Geister" ist ein wilder Mix aus unerwarteten und völlig verrückten Ereignissen und stellenweise trockenem Humor. Vogelwilde Einfälle hinterlassen trotz des zumeist düsteren Tonfalls der Geschichte schon das eine oder andere Lächeln auf dem Gesicht des Lesers. Carter ist nun auch nicht gerade der typische Held einer solchen Mär, eher die Marke Drückeberger und der leichte Weg ist ihm grundsätzlich lieber als sein Leben für was auch immer aufs Spiel zu setzen. Sein Pech - die Probleme kommen immer wieder zu ihm und da muss er durch. Irgendwie ist er eine Art tragischer Held wie dereinst Hank Thompson bei Charlie Huston. Egal was er unternimmt, um seinem Schicksal zu entgehen, immer wieder wird ihm eine Rolle aufgezwungen, auf die er nicht die geringste Lust hat. Statt im Thrillermilieu wie Hank ist Eric eben in der Fantasy unterwegs. Das Buch hat auf jeden Fall Tempo und viele lobenswerte Ideen und ist für ein Werk aus dem Mainstream der Verlage auch an mancher Stelle recht heftig und blutrünstig. Bei spezialisierten Verlagen außerhalb der Laufkundschaft wäre es aber eher der sanfteren Ecke zuzurechnen. Es tauchen massenhaft weibliche Figuren auf, die allesamt nicht zu unterschätzen sind und dem armen Eric ständig Schwierigkeiten bereiten und auch diverse Überraschungen bereithalten. Manchmal nerven die vielen Figuren und die mannigfaltigen Beweggründe, um dem Helden Schwierigkeiten zu bereiten, rätselt man fast rum, wer nun warum wer ist. Zum Russen kommt plötzlich eine Russin, ein Fall lköst sich derart schnell in Wohlgefallen auf, dass man sich fragt, welchen Sinn das ganze Trara darum überhaupt sollte und das offene Ende (eigentlich bleiben mehrere Handlungsstränge offen) macht das Warten auf den nächsten Band auch nicht leichter. Was mal wieder negativ aufgefallen ist, ist die tatsache, dass man bei den Großverlagen nicht in der Lage zu sein scheint, auch nur den Klappentext fehlerfrei zu halten. Da wird aus Eric kurz mal Erik - und im Buchtext selbst ist dann auch so der eine oder andere Lapsus drin. Und dass die Publikumsverlage auf Hinweise reagieren, die solche Fehler vielleicht für eine weitere Auflage ausmerzen könnten, hab ich mir längst abgeschminkt. Darauf wird nicht reagiert. Wenn ich schon den vollen Preis zahlen soll, will ich gefälligst auch vernünftige Ware. Wenn Handwerker keine gescheite Arbeit abliefern, meckert man ja auch und fordert Korrektur. Nur Politiker sind anscheinend noch so beratungsresistent wie Großverlage. Sieht man dann ja auch an der Beliebtheitsskala. Ich habe bis auf drei Exemplare übrigens keine Rezensionsware von Verlagen erhalten und schon gar nicht erbeten. Da soll es den einen oder anderen geben, der dafür auch eine entsprechende Würdigung des Buches erhofft. Dann lieber mein Geld ausgeben und im Eventualfall auch die Freiheit zu haben, eine schlechte Kritik abzugeben, wenn das Buch halt nicht gefallen hat.   
            Übrigens hat das Buch durchaus auch was zu meiner miserablen Bildung beigetragen. "Rikoschettieren" kannte ich tatsächlich bisher noch nicht. Okay, als Ableitung aus dem Englischen und im Bezug auf den Text war es nicht schwer zu deuten, aber ich habe es für so eine neue Eindeutschung eines englischen Begriffs gehalten. Von wegen - es wurde mir als veraltet angezeigt. Da hätte ich es eigentlich kennen MÜSSEN.


            jerry garcia

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            Brian Panowich. Seit Generationen hat der Burroughs-Clan Bull Mountain fest im Griff. Schwarzgebrannter, Hasch, Crystal Meth. Schon oift hat das FBI versucht, die Sippe auffliegen zu lassen. Nie ist es gelungen. Jetzt scheint ein junger, ehrgeiziger Agent den perfekten Plan zu haben. Doch für dessen Umsetzung braucht er die Hilfe des einzigen integren Burroughs: Clayton. Damit bricht ein Familienkrieg aus, an dessen Ende es nur einen Sieger geben kann - und viele Tote.

            Das Buch beginnt die Lebensgeschichte des Clans im Jahre 1949 zu erzählen, doch die sind schon seit Ewigkeiten hier verwurzelt. Doch erst die Ereignisse, die im genannten Jahr beginnen, bringen der Familie mächtig Schwierigkeiten. Während eines Jagdausflugs kommt es zu einem dieser bedauerlichen Unfälle, wie man sie schon öfter lesen durfte. Ab da ist es mit dem Frieden vorbei. Die Geschäfte gehen zwar weiter, man expandiert zwar und hat Verbindungen bis nach Florida, aber alles ist nun durch ein gewisses Maß an Misstrauen zu nichts anderem als den üblichen Reibereien unter Gangstergruppen gekommen, die an sich nichts mit Next of kin am Hut haben. Über die Jahre hinweg etablieren sich alte und auch neue Familienmitglieder, zu denen auch Halford und Clayton gehören. Sie hatten noch einen weiteren Bruder, der aber schon tot ist. Und Clayton ist aus der Art geschlagen. Während Halford den Clan auf die überlieferte Art und Weise weiterführt, ist Clayton auf die Seite des Gesetzes gewechselt und sogar County-Sheriff geworden. Am Familiensitz auf dem Berg darf er sich nicht mehr blicken lassen, die Familie hat ihn verstoßen. Doch dann kommt der Agent Simon Holly in die Stadt und versucht Clayton zu überreden, ihm bei den Ermittlungen gegen seine Familie zu helfen. Er hat durchaus gute Argumente vorzubringen, hält auch mit einigen Informationen nicht hinterm Berg, die er und seine Behörden (FBI und GBI - letzteres ist das Georgia Bureau of Investigation) zusammengetragen haben. Da geht es um Waffen, Schnaps, Prostitution und massenweise Drogen. Verschiedene Gruppen, die in diese Geschäfte verwickelt sind - und auch um ganz private Dinge, die sich vor Jahren und Jahrzehnten ereignet haben und auf alle Beteiligten einen tiefschwarzen Schatten werfen. Und das ist erst der Beginn, die Ausgangslage, der Anfang eines reinen Südstaatendramas.

            Wer sich das mal bildlich vor Augen führen will, stelle sich einfach ein bisschen die Situation und das Land in der Serie "Justified" vor. Es fehlt zwar ein Typ Marke Timothy Olyphant oder sein Gegenspieler Walton Goggins, aber sonst fehlt da nicht viel. "Bull Mountain" ist Kain und Abel im tiefen Süden, Redneck-"Romantik" um Familienbande allenthalben, wie sich im Laufe der 335 Seiten noch erweisen wird. Brian Panowich wechselt die Zeiten der Handlung hin und her von den Auswirkungen des ersten Mordes und den folgenden Entwicklungen der Familie und deren Ausweitung des Geschäftes aus Gier oder eben um die Familie durchzubringen - da stritten sich schon die Clan-Geister heftig rum. Die Rückblenden werden nach und nach an die Handlung ins Jahr 2015 herangeführt und man erfährt so, wie Clayton Sheriff wurde  und wie der Clan dazu steht und wer vom Clan nun das Sagen hat. All jene, die die Jahre seit 1949 überlebt haben oder neu hinzukamen, werden jetzt in den Strudel der Ereignisse hineingezogen, die der Bundesagent Holly auslöst. Mord und Totschlag, Raub und Drogenmissbrauch, Lug und Trug, Egoismus, Freundschaft und unterschiedliche Motive geben sich mit Waffenhandel und Verrat stetig fein die schmutzige Hand. Alles ist da - Liebe und Hass, ein Tupfer echte Romantik, aber auch toughe Frauen und trotz des Handlungsortes in den Südstaaten einen netten Seitenhieb Richtung Rassismus und Vorurteile. Was man anfangs nicht ahnen kann/soll, ist wohl, dass sich nach ungefähr zwei Dritteln des Buches einige Handlungsfäden zusammenknüpfen, die man so halt nicht ganz erwartet hat. Ist zwar nicht so, dass man vor lauter Staunen erst einmal das Buch aus der Hand legen muss, aber ein netter Einfall allemal. Und aufgepasst, dass man nicht irgendwann Crowder statt Burroughs liest. Das Buch ist mit seinen 335 Seiten recht kurz, dafür gibt es aber auch wenige Verschnaufer, die das ganze Konstrukt ausbremsen würden. Vergangenheit und Gegenwart sind in ihren jeweils kurzen Kapiteln so verknüpft, dass man ihnen gut folgen kann und dann auch die Zusammenhänge von früher und jetzt leicht erkennen kann und dennoch die Wendungen nicht wirklich vorhergesehen hat. Also feine Arbeit durch Brian Panowich. Die TV-Serie "Justified" (Ja, schon wieder die. Ruhe!! Hihih.) wurde mir dereinst mal als Country Noir beschrieben. Okay, wer also Country Noir in Buchform will, hier ist sie. Und wem das auch noch gefällt, sollte seine wohlverdienten Kröten - egal auf welchem Berg man nun sitzt oder Hohem Ross - in dieses Buch investieren. Und zudem ist es auch noch ein Debüt. Nur einen Wermutstropfen muss ich hier mal wieder drüberschütten: Selbst bei den Lobeshymnen auf der Rückseite des Buchdeckels sind Fehler. Meine Güte, es sollte doch möglich sein, Daniel Woodrell zu schreiben statt Dankiel Woodrell. Sieht das denn keiner? Im Buch sind auch noch einige Fehler drin, wobei ich aber auch manche einfach dem Satz/Layout zuschreibe - und darauf hat das Lektorat/Korrektorat meines erfragten Wissens nach keinen Einfluss mehr, ist also nicht dafür verantwortlich.


            Offline JasonXtreme

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              Klingt soweit geil!
              Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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              jerry garcia

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              Herausgeber Edward Lee und Frank Festa. Enttäuscht, weil das, was als Horror angeboten wird, dir nur ein müdes Gähnen entlockt? Dann brauchst du die Frischzellenkur des Extreme Horror. Edward Lee: "Ihr wollt Hardcore? Bekommt ihr. Blut und Gedärme? Sex, Gewalt und Folter? Könnt ihr im Übermaß haben, meine Freunde, persönlich überreicht von einem Zirkel der besten Extreme-Horrorautoren der Welt."

              Als Autoren der verschiedenen Shorties tummeln sich hier Edward Lee, Shane McKenzie, Monica J. O'Rourke, Jack Ketchum, Kristopher Rufty, Graham Masterton, Lucy Taylor, Tim Miller oder auch einer meiner favorisierten Autoren von Festa im Horror- und Extrembereich - Wrath James White. Da wird über Folter und Vergewaltigung erzählt, MPS thematisiert, Familienzusammenführung mal anders unters lesende Volk gebracht und Edward Lee lässt seinen gewohtnen und oft geschätzten Backwoodekel vom Stapel. Es werden ungewöhnliche Sexualpraktiken zu einer noch ungewöhnlicheren Story verquickt und geile Typen in miese Fallen gelockt. Und da man seine Autoren-und Verlegerpappenheimer kennt, weiß man auch, dass dies die Art Lektüre ist, die sich die Klientel des Verlages wünscht.

              Edward Lee gibt in seinem Vorwort zu bedenken, dass es ja der Leserwunsch ist, WIE er Unterhaltung für sich jeweils selbst definiert. Und dass er auch für sich bestimmt, was für ihn als Unterhaltung gilt. Das schlägt sich auch im Schreibstil nieder. Warum also meckern über kurze und abgehackte Sätze, Cliffhanger zu quasi jedem Abschnitt, wenn sie den Leser durch einen Actionparkour oder eine Ansammlung blutiger Ekelszenen jagen, dass er das Buch nicht aus der Hand legen kann. Gefällt der Kundschaft das Gebotene, hat der Autor alles richtig gemacht. Sollen sich die Herren Berufskritiker doch ins ........ Bein schießen. Auch Herr Frank Festa hat sich natürlich zu Wort gemeldet. Für Leute, die hin und wieder im Forum des Verlages blättern, nicht wirklich viel Neues, aber für andere oder Neuleser schon mal einen Blick wert. Aber einmal hat er sich getäuscht: 50 Millionen Elvis-Fans können sich sehr wohl irren. Der Nachklapp stammt von Inge Festa, die kurz und lapidar feststellt, dass Sauereien gefälligst auch für Frauen da sein sollen. Sind sie bei dem Verlag auf jeden Fall. Wieder sei ein Blick ins Forum angeraten. Über die ehemalige strikte Ablehnung dieses Verlages und seiner Ausrichtung durch so ziemlich alle, die im Verlagsmetier zu tun haben oder jene, die sich als Kritiker vom Hohen Ross solcher Art "Müll" überlegen fühlten oder Buchläden, die Angst hatten, ihre schnieke-pieke Laufkundschaft für dauerbeworbenen 08/15-Schmuh, der lieblos und überteuert in die Regale gepackt wurde, würden sich durch die Festa-Titel beschmutzt fühlen und dem Laden den Rücken kehren sowie fast schon Anti-Festa-Kampagnen aus allen Ecken sowie einer gewissen Stigmatisierung der Leserschaft des Verlags, hab ich ja schon mal rumgesülzt, also soll es das nun gewesen sein. 

              Die Geschichten: Haben erwartungsgemäß Gewalt, Sex, Erniedrigung, Folter und Vergewaltigung gemeinsam. In den verschiedensten Spielarten werden Körperflüssigkeiten vergossen und/oder ausgetauscht. Hie und da gibt es tatsächlich einen kleinen niff gegen Ende der Story, aber insgesamt bleibt hier eine größere Überraschung aus, was ein bisschen schade ist. Aber die Anthologie enthält alles, nach dem es den Festea-Extrem-Leser gelüstet, die Autoren sind sich ihrer bisherigen Arbeiten treu geblieben und die beiden Neuen - Rufty und Taylor - haben sich da gut eingebracht, fallen nicht im Vergleich zu den eher etablierten Schreiberlingen des Schreckens ab. Was mir gefehlt hat, war zumindest EINE Hammerstory mit genialem (Okay, nicht zu genial, denn dann hätte ich ihn ja nicht erkannt) Twist am Ende, die für länger im Gedächtnis bleibt. Wenigstens hat Frau O'Rourke - von der ich das echt nicht erwartet hatte - einen netten Einfall gehabt. Aber es ist auch hin und wieder ein kleiner Touch Drama zu entdecken unter all dem Unflat der hier für die geneigte Leserschaft fabriziert wurde. Darüber hinaus ist die Wahl der Autoren gelungen, der Anhang mit den Lesermeinungen ein nettes Danke an die Leute, die Festa über Facebook oder das Forum folgen und wer hier kritische Anmerkungen sucht: die waren da absolut nicht gefragt worden. Also bitte nicht deswegen rummeckern von wegen einseitig. Festa-Bashing gibt es andernorts schon genug, wo die political correctness überhand genommen hat und das, was man als guten Geschmack zu empfinden hat, bestimmt wird. Allein durch ihre Käufe oder die Unterstützung in den sozialen Medien zeigen diese Menschen nicht nur ihre Treue zum Verlag, sondern auch, dass sie sich nicht von der Masse oder einer Regierung, die alle auf Linie -Regierungslinie natürlich - bringen will, in irgendeine Ecke schieben lassen, die sie nicht wollen. Unter den Käufern der Festa-Bücher sind mehr Individualisten als im Rest der Republik zusammen. Durch die meinungsmachende Gleichschaltung der anderen Verlage werden ja immer mehr Genres quasi durch konsequente Nichtveröffentlichung oder, falls doch mal eine Chance erhalten, massive Kürzungen aus den Regalen dirigiert, in denen sich eigentlich eine gewisse Vielfalt finden lassen sollte. Aus Vielfalt wurde regierungstreu aber schnell Einfalt. Um dem entgegenzuwirken braucht es Verlage wie Festa (und ein paar wenige andere), die nicht mehr massenkonforme und ausgegrenzte Formate übernehmen und Erfolge damit feiern. Und der Gesamteindruck der Anthologie ist gewohnt gut. Der Umschlag mit seiner Lederoptik, die Cover Art (Okay, hab da ein, zwei andere Favoriten, doch die sind anderweitig beschäftigt.) und bei dem neuen Papier hat man den Eindruck, Festa wolle in die Werbung gehen: Festa-Weiß gibt ein breites lächeln Preis. Die Stories sind schnell und flüssig zu lesen, mit all den Zutaten gewürzt, die sich die Leserschaft da wohl vorgestellt hat und zumeist ist der Unterhaltungswert hoch (Wobei ich jetzt nicht meine, dass die Werke so mies sind, dass man sich beim Lesen nebenbei lieber mit dem Partner unterhält, obwohl das sicher auch seinen Wert hat- aber nicht beim Festa-Lesen.), ABER irgendwie hat halt der letzte kleine Schritt zum "extrem stark" gefehlt. Vielleicht bin ich als Stammkäufer dieser Metzleien auch schon etwas übersättigt und erwarte einfach zuviel. Wer sich aber von meinen eigenen kleinen Kritikpunkten entfernt fühlt, darf hier gerne investieren. Die Anthologie beinhaltet natürlich auch Genreperlen und Edward Lee haut auch wieder die perversesten Ferkeleien seit was weiß ich wann raus. Anerkannte Autoren wie Ketchum und Masterton sind ebenfalls mit auffälligen Stories vertreten, die beweisen, dass man auch anders kann. Kurz: jede Geschichte ist eine Art Bewerbungsschreiben an den Käufer. Und keiner hat versagt. Also Freunde der Sonne äh des Genres, kaufen, schlicht und einfach kaufen. Die anderen können sich ja verschämt abwenden und Jojo Moyes ins blümchenverzierte Einkaufskörbchen legen. Und macht euch keine Gedanken über die Körbchengröße - das ist Edward Lees Job.                         


              jerry garcia

              • Gast


              Lee Child. Jack Reacher betritt die Basis seiner ehemaligen Einheit bei der Militärpolizei, und ahnt nicht, was ihm bevorsteht. Er ist nach Virginia gereist, um seine Nachfolgerin Major Susan Turner kennenzulernen. Doch wenig später wird ihm klar, dass es ein großer Fehler war, einen Fuß auf einen Militärstützpunkt zu setzen. Denn wie jeder ehemalige Soldat der USA ist Reacher Reservist. Prompt erhält er seinen Einberufungsbefehl - und wird außerdem des Mordes angeklagt und verhaftet. Reacher gelingt die Flucht aus dem Gefängnis, doch seine wichtigste Frage bleibt zunächst ungeklärt: Wer versucht ihn auf diese Weise kaltzustellen?

              Jack Reacher erreicht nach einigen Wochen des Reisen von South Dakota nach Virginia den Stützpunkt, den er früher selbst als Kommandant geleitet hatte. Doch die Person, die er dort treffen will, ist nicht da. Verhaftet und im Bau. Und er selbst wird von ihrem Vertreter auf dieser Position sofort wieder in den Dienst der US-Streitkräfte gebunden. Der Grund dafür wird schnell offensichtlich - ihm wird ein Mord vorgeworfen, der auf einem 16 Jahre alten Fall basiert. Und als wäre das nicht genug, hängt man ihm noch eine zweite Sache an, die ihn fast vom Stuhl haut. Er wird nicht unter Arrest gestellt, sondern darf in einem schäbigen Motel ein Zimmer beziehen. Auf Ehrenwort, dass er nicht flieht. Kaum erscheint er dort, tauchen auch zwei Figuren auf, die wie Militärangehörige aussehen. Sie wollen ihn drängen, sofort die Stadt zu verlassen. Kann man mit einem x-bliebigen Typen versuchen, aber nicht mit Jack Reacher. Der donnert ihnen die Köpfe an das Fahrzeug, mit dem sie vorgefahren sind und hat vorerst Ruhe. Er will nun den Oberstleutnant Morgan zur Rede stellen, der statt Major Turner auf dem Platz des Kommandeurs sitzt. Vom Desk-Sergeant erfährt er, dass Turner im Knast sitzt und ihn angeblich nicht sprechen will. Doch da steckt mehr dahinter. Er bricht mit ihr aus und macht sich daran, all das zu klären, was ihnen da angelastet wird. Wer hat es auf ihn abgesehen und besonders: Wer will Turner loswerden? Bei ihrer Flucht werden sie bald von einem Polizisten erkannt, können dem aber entkommen. In der bewaldeten Gegend von Virginia sehen sie auf einem Hügel ein Feuer leuchten. Reacher sieht das als Gelegenheit an Geld und einen fahrbaren Untersatz zu kommen. Am Ort des Geschehens erklärt er, dass hier eine Meth-Küche war, der Drogenpanscher aber zu unvorsichtig und nun als Kotelett gut durch bei seinen kokelnden Drogen liegt. Sie greifen sich das Geld und einen schnittigen Schlitten und fahren weiter. Unbehelligt kommen sie nicht aus der Gegend. An einer Unfallstelle, die ihre Fahrt stoppt, erkennt einer der Männer den Wagen und sie wollen die beiden fremden Insassen zur Rückgabe zwingen. Nicht mit Reacher. Jetzt haben sie zwar immer noch den Wagen, sind aber der Lösung ihrer Probleme kein bisschen näher gekommen.

              Der Vagabund lässt sich von einer Idee treiben, die er bei einem Telefonat entwickelt hat. Warum auch nicht? Reacher hat es weder eilig, noch ein festes Ziel. Er ist immer noch der Mann, den man als Nichtsesshaften mit Drang zur Bewegung sowie einem klaren Gerechtigkeitsempfinden beschreiben kann. Er handelt überlegt und mit einem riesigen Schatz an Wissen, das er kontrolliert und nicht spekulativ einsetzt. Jemand hat einmal mir gegenüber zu dem Killer Victor in den Romanen von Tom Wood geäußert, dieser Victor wäre mit seiner berechnenden und alles beobachtenden Art nur ein überschlauer Charakter und das wäre etwas zuviel des Guten, das dem Leser bei der Figur des Victor geboten wird. Tja, dann würde dem krittelnden Menschen auch der Reacher dieses Buches wenig zusagen. Der Mann, der alles weiß - ja, so kommt er hier rüber. Fehlerlos, makellos und allen anderen Personen geistig und körperlich meilenweit voraus. Nicht dass mich das hier allzu sehr stören würde, die Grenze zum eher unsympathischen Supermann, dem alles zufliegt wird hier meines Erachtens noch nicht überschritten. Zumindest nach meinem Maßstab. Doch es ist manchmal hart an der Grenze. Was jetzt die Spannung angeht, ist die gleichbleibend hoch, da Lee Child um die Hintergründe sehr, sehr lange einen weiten Bogen schlägt und kaum etwas zu früh in der Geschichte dem Leser präsentiert. Man kann im einen Fall lange nur Vermutungen anstellen, um was es dabei geht, dass man ihn und seine Nachfolgerin kaltstellen will. Und wer jetzt mäkelt, dass ich den zweiten Fall völlig außer Acht lasse - das ist Absicht. Die Sache um Turner und den uralten Mord reichen völlig. Was Action angeht, ist hier zwar keine völlige Fehlanzeige, aber die Bösewichter bekommen ab und an mal von Reacher dicke Backen verpasst, ein paar Rednecks werden an den Familiencodex erinnert und auf einer Reise Richtung Kalifornien im Flugzeug Beobachter sehr grob ausgeschaltet. Todesfälle werden nur im Off geschildert. Lee Child konzentriert sich hauptsächlich auf den Thrill, nicht auf krachende Action. Naja, und ein Spässle mit David Baldacci hat er sich erlaubt. Zudem ist Lee Child ja Brite und weiß somit auch, was im Fußball geschieht, aber seinen Detective Podolski hat er vermutlich doch ohne Blick auf den deutschen Nationalspieler kreiert. Und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass so manche Szene oder mancher Dialog direkt für einen Film geschrieben wurde. Dialoge wie: "Vielen Dank." "Nein, ich danke IHNEN!" hört an immer wieder in Filmen, wenn es um die kleinen Helferlein geht, die den Protagonisten irgendwie unterstützen. Das Buch ist gut, ein typischer Reacher, ABER gemessen an seinen besten Leistungen ist dieser hier eben nur solide und ordentlich. Ja, ich meckere auf hohem Niveau, doch so ist es halt. Man wird immer an den eigenen herausragenden Leistungen gemessen und für eine vermeintlich schwächere kritisiert, selbst wenn diese noch um etliche Längen besser ist als das, was andere so verbrechen. Und die Fälle sind auch etwas banal meiner Meinung nach. Gerade der von mir hier nicht erwähnte löst sich dann auch genau so auf, wie von mir erwartet. Man erfährt wieder etwas mehr über den Mann Reacher und seine Vergangenheit und der deutsche Verlag hat ja ein Buch der Reihe ausgelassen, "um die Reise des Recher nicht zu unterbrechen", die in den beiden Vorgängern ja begann. Das in den USA schon länger erschienene Buch "The Affair" spielt nämlich 1997, also VOR der Zeit des ersten Buches um den Ex-Militä-Bullen, ist somit der eigentliche Start der Reihe. Erinnert an Vince Flynn, der die Vorgeschichte seines Mitch Rapp ja auch erst NACH einigen Abenteuern des erfahrenen Trouble-Shooters verfasste. "Die Gejagten" ist also eine gute und spannende Lektüre, die auch unterhält, aber nicht an die besten aus der Reihe herankommt. Dennoch für Reacher-Fans eine Pflichtanschaffung.


              jerry garcia

              • Gast


              Matthew Reilly. Eine tödliche Sonne nähert sich der Erde, die Apokalypse droht. Die Katastrophe kann nur verhindert werden, wenn ein jahrtausendealter Schutzschild aktiviert wird. Ex-Soldat Jack West steht vor seiner größten Herausforderung. In gnadenlosem Tempo jagt Reilly seine Leser von einer spektakulären Actionszene zur nächsten. Jack West und sein Team aus Spezialisten haben neun Tage Zeit, um die weltweit verstreuten sechs legendären Säulen zu finden, die zusammen die bedrohliche fremde Sonne abwehren können. Das Wissen um die Säulen, ihre Funktionsweise und die Orte, wo sie ihre Wirkung entfalten, ist vor langer Zeit von einer geheimnisvollen intelligenten Macht verschlüsselt auf der Erde hinterlassen worden. Wer die Säulen aktiviert, wird mit unendlicher Erkenntnis belohnt – und mit der Weltherrschaft. Eine erbarmungslose Jagd beginnt, an der sich verschiedene Geheimdienste und Organisationen beteiligen. Es ist ein Rennen gegen die Zeit, das von einem entlegenen Höhlensystem in China über das englische Stonehenge zu einem unterirdischen Tempel in Ägypten führt. Quelle: Amazon.de

              Was kann man zu einem Buch von Matthew Reilly aus der Zeit schon sagen? Er jagt den Leser mit einem Speed durch die Seiten, dass es wirkt wie eine Fahrt mit einem japanischen Hochgeschwindigkeitszug. Schneller als der hiesige ICE der Deutschen Bahn, der zwar mal Wolfsburg außen vor lässt, aber ansonsten dennoch eher ein Bummelzug gegen die Japaner ist. Sicher sollte man beim Autor und seinem Stil einige Abstriche machen, was Stil und auch Logik angeht, aber das gleicht er mit Action wieder aus und hier gönnt er sich sogar eine kleine Hommage an Indiana Jones. Es ist im Vergleich mit den Scarecrow-Romanen zwar etwas eingebremst und die Zutaten wie Tiere oder Kinder hemmen das Ganze meines Erachtens auch etwas, aber darüber hinaus werden die Fans übertriebener und sehr oft völlig unrealistischer Action wieder blendend bedient. Es ist halt weiterhin einfach Unterhaltungsliteratur, die mindestens so unrealistisch ist wie die Versprechungen von Politikern vor anstehenden Wahlen. Nur kann man das Buch an die Seite legen, die andere Brut wird man so leicht nicht los. "Die Macht der sechs Steine" ist Action pur, rasant, fesselnd, atemberaubend. Und endet mit einem fetten Cliffhanger gegen den sogar Lord Steven schlank wirkt. Bis dahin aber kann man sich am schnellen Wechsel der Schauplätze und an der 747 begeistern, die an einer Highwayjagd aufgeboten wird und dem darauffolgenden vorübergehenden Ende in Südafrika darauf vorbereiten lassen, dass ein weiterer Teil um Jack West in die Läden kommt. Und während ich das hier formuliere, ist auch schon klar und bekannt geworden, dass es bald sogar ein weiteres - somit viertes - Buch um den Abenteurer aus Australien geben wird. Problem dabei: Seit geraumer Zeit findet sich in Deutschland kein Verlag mehr, der die Bücher von Matthew Reilly veröffentlicht.