Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178354

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jerry garcia

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Mark Dawson. Er war Number One. Der beste Agent der Group 15, einer Untergrundeinheit des britischen Geheimdienstes. Doch nach zehn Jahren des Tötens hat John Milton genug – er will raus. Jetzt ist er der meistgesuchte Mann der britischen Regierung, denn niemand steigt ungestraft aus. Der russische Geheimdienst macht sich die Situation zunutze und erpresst Milton, aber was sie fordern, stellt selbst ihn vor eine Herausforderung: Er soll eine ehemalige Kollegin finden. Auch sie war einst Number One, auch sie ist untergetaucht – und mindestens so gefährlich wie Milton.

Acht Jahre ist es her, da hatte John Milton seinen ersten Einsatz. Er und weitere Kollegen sollten einen russischen Agenten und seine Gefährtin ergreifen und ausschalten. Der Auftrag wurde vermasselt. Die Agentin der Gegenseite zwar tot, aber der Mann konnte fliehen - und die Presse hatte ihren großen Aufmacher auf den Titelseiten und in den TV-News. Wilde Schießerei in der Stadt unter Tausenden von einkaufswilligen Passanten und Touristen. Dies hatte selbstverständlich Konsequenzen: Die Leiterin des Coups - Number One Beatrix Rose - muss eliminiert werden. Control, der oberste Chef der geheimen Agententruppe, ordnet ihren Tod an. Um sie zu fassen, nehmen fünf der Agenten die Familie von One als Geiseln. Als One nicht spurt, erschießen sie kaltblütig ihren Mann und drohen, das auch mit ihrer Tochter zu machen. Doch sie weiß auch, dass sie beide keine Überlebenschance hätten, wenn sie sich ergeben würde. Also erledigt sie einen ihrer Ex-Kollegen und flüchtet.
Acht Jahre später. John Milton ist mittlerweile vom Neuling Number Twelve zu Number One aufgestiegen. Doch er will aussteigen und beendet seine Tätigkeit für die Geheimorganisation der britischen Regierung einseitig. Nun ist er der Gejagte und muss sich in verschiedenen Verstecken in aller Herren Länder vor seinen Häschern verbergen. Doch plötzlich taucht eine Frau auf, die sich als russische Agentin herausstellt und ihn anheuern will, die ehemalige Number One zu finden. Man will ihr Wissen und ihre Unterlagen in russische Hände bekommen. Zudem übermittelt sie Dawson, dass einer seiner Jäger aus alten Zeiten, ein Mann namens Pope, in russischer Gefangenschaft ist. Gerade Pope, der einzige Mann, der ihn nicht tot in der Zentrale abliefern will. Milton stimmt zu und gerät in ein perfides Spiel der Geheimdienste und den Rachegelüsten einer tödlichen Ex-Agentin.

Mark Dawsons Buch ist eher ein Thriller für zwischendurch, ein Häppchen, wenn man etwas Leichtes, aber dennoch über Niveau von Bild-Zeitung oder JoJo Moyes, lesen will. Dass Mr. Dawson mit anderen verglichen zumindest bei diesem Buch eher ein Actionleichtgewicht ist, erschließt sich bei dem Vergleich der Aktionen in Sibirien zwischen Mark Dawson und Will Jordan. Letzterer ist da um Längen besser, aber auch wirklich im oberen Spektrum der Skala einzuordnen. Die Figuren sind eigentlich alle ziemlich schnell in ihre jeweiligen Kategorien zu bestimmen. Auf der einen Seite die Bösen, die Feinde Britanniens und auf der anderen die Verteidiger der freien Welt. Auch bei den Agenten beider Seiten gibt es kaum Zwischentöne. Der Fall an sich ist alles andere als komplex oder verwirrend. Jeder will etwas haben und was das ist, wird schnell klar. So wird es bald nur eine Hatz von Actionsequenz zu Actionsequenz, wogegen ich eigentlich nicht viel einzuwenden habe, doch hier ist es leider eingebettet in Romanheftniveau. Man kann dadurch aber auch durch die Seiten huschen ohne Pause, ein gewisses Maß an Action wird dann auch geboten. Aber alles recht brav gehalten, kein Vergleich mit Actionbrettern der Marke Hunter, Coes oder Greaney, um nur einige zu nennen. Ein unterhaltsamer und auch einigermaßen spannender, doch auch sehr simpler Reißer, der - wenn  man die vielen Lehrseiten mal abzieht - nur auf knapp 300 Seiten Lesestoff kommt, dafür aber mit einem offenen Ende protzt, das eine Fortsetzung verspricht. Tja, da sind wir wieder bei den deutschen Verlagen und ihrer Marotte mitten in einer Reihe einfach aufzuhören und keine weiteren Bücher mehr zu bringen. Mal schauen, wie es hier wird. Als leichte Kost Marke Strandkorb geeignet absolut kein schlechter Griff. Höhere Weihen gewinnt er damit aber nicht.


jerry garcia

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John Ringo. Ein im Labor gezüchteter Zombievirus hat die Erde nahezu entvölkert. Einige der Überlebenden haben sich zur "Wolf Squadron" zusammengeschlossen und suchen mit gekaperten Booten auf dem Atlantik nach Resten der Menschheit. Steven, seine Frau Stacey und die Töchter Sophia und Faith stehen vor ihrer bisher größten Herausforderung: die Räumung eines Schlachtkreuzers. Wird es ihnen gelingen, die an Bord eingeschlossenen Soldaten zu befreien, bevor sie verhungern oder die Infizierten über sie herfallen?

Weiter geht es mit der munteren Befreiung von Schiffen von ihren zombiefizierten ehemaligen Besitzern und deren Crews. Dass dazu ein richtiger Schlachtkreuzer gehört, wird zu einer Herausforderung für die neuen Herrscher der Welt. Die Truppe muss jeden einzelnen Niedergang sichern, sämtliche Kajüten, Mannschaftsquartiere, Aufzüge, Kombüsen und alle weiteren Ecken, die so ein Kreuzer aufzuweisen hat. Das heißt Zombies bekämpfen und dabei auch noch auf mögliche Überlebende zu achten, die sich vielleicht noch irgendwo verbarrikadiert haben. Und es gibt tatsächlich welche, die sich in Lebensmittelbunkern eingeschlossen haben und nach zuvor aufgestellten Regeln dann auch tatsächlich ausharren konnten, bis die Wolfsquad sie befreien kommt. Allen voran natürlich Faith, die Kampfbiene der Squad. Nach der Befreiung werden - wie schon alle anderen Geretteten zuvor - die Überlebenden nach ihren Fähigkeiten zu den Arbeiten an Bord der Flotte eingeteilt. Wer sich weigert, muss die Schiffe verlassen. Auf ihrem Weg zur Befreiung der Welt von den Untoten kommt man auch zu den kanarischen Inseln, wo man sich kurzzeitig sogar auf den Häuserkampf einlässt, sich dann aber darauf besinnt, dass man sich zuerst mit den Bordkanonen eine breite und blutige Schneise in die Menschenfresser ballern sollte. Gesagt getan. Mehr und mehr kristallisiert sich mit der Zeit heraus, dass man eine neue Hierarchie aufbauen muss und ganz nebenbei einem russischen Kommandeur eine gewisse Aufmerksamkeit zu widmen hat, der damit droht, einen neuen Krieg gegen die amerikanisch geführte Flotte anzuzetteln.

Dass ich gegen  Geschichten mit der Überschrift "Dialog in Blei" und das verbunden mit dem gerne genutzten "America First" nichts einzuwenden habe, ist ja mittlerweile bekannt. Doch die Grenze des Erträglichen ist irgendwie fließend. Hat mich dereinst Patrick Robinson mit seinen späteren Romanen ordentlich vergrätzt, schafft das John Ringo in dieser Reihe leider auch. Es ist zwar das einzige größere Manko, aber das hat es in sich. Deshalb stelle ich es vorne an. Wenn man als Leser Hauptpersonen des Romans regelrecht zu hassen beginnt, ist das kein gutes Zeichen. Hier ist es die Familie mit Führeranspruch (die Wortwahl ist beabsichtigt) namens Smith und ihre "Wolf-Spitznamen". Besonders die 13-jährige Blage Faith geht mir derart auf den Sack, dass ich es kaum in unzensierten Worten beschreiben kann. Die dumme Bunz kann alles, darf alles und ist absolut waffen- und blutgeil. Hüpft mit ihren Knarren wild herum, grölt dabei Rocksongs und ballert Zombies ab. Militärische Disziplin - Nada!! Erziehung dürfte da eh nie existiert haben. Wenn John Ringo das wenigstens etwas ironisch inszeniert hätte, wäre es vielleicht erträglich geworden, aber so leider nicht. Ich hab mir tatsächlich vorgestellt, wie ein Edward Lee das durch den Kakao gezogen hätte. Moppel meint zu tanzen, erschüttert aber nur den Kreuzer, ballert mit der Kanone in der Linken auf die Zombies und spielt mit dem Revolver in der Rechten "Russisch-Mösen-Roulette". DAS in typischem Lee-Style formuliert hätte wohl für mindestens einen Schmunzler gesorgt. Da der Rest der Familie kaum besser ist  und gegen Ende dieses Buchs auch noch eine Ordensselbstbeweihräucherungsorgie sondergleichen kommt, kotzen mich diese Figuren leider nur an.

Bevor ich jetzt nur meckere, zum guten Teil des Buches: Es ist eine gelungene Mischung aus Action und militärischer Ordnung. Planen, Organisieren, Regeln aufstellen, Hierarchien schaffen - die ganze Palette, die man für ein geregeltes Leben nach der Apokalypse und zur Befriedung und Befreiung der Welt von Ungemach so braucht. Das gehört dazu, ist wichtig für den Aufbau einer neuen Zivilisation. Um aber eine solche aufbauen zu können, müssen Schiffe erobert, die Untoten vernichtet und Inseln befriedet werden. Dazu braucht es Kämpfer, massenweise Munition und den Mut der Verzweiflung. Diese zweite Buch von insgesamt vier erscheint irgendwie wie eine Vorbereitung auf die entscheidenden Schlachten, die auf die Menschheit zukommen, die selbstverständlich unter amerikanischer Führung in alter Stärke glänzen soll. In Häuserkämpfen und unter Dauerbeschuss werden Inseln geräumt, Schiffe geleert und neu bemannt, Widrigkeiten einfach beseitigt. Widerspenstige Charaktere werden zügig auf Linie gebracht, andere Meinungen zwar gehört, aber mit Argumenten überstimmt. Ja, die Figuren. Sie sind alle (Ausnahmen sie oben) perfekt in ein Actionszenario eingepasst, das nicht viel Platz für menschliche Faktoren lässt. Hier ein bisschen Intrige, dort ein spinnerter Russe, dazu viele Mitläufer oder Befehlsempfänger. Lange Zeit lassen es die Protagonisten und ihre Anhänger oder Kameraden krachen, dass die Fetzen fliegen. Hauptsächlich Zombiefetzen. Blut spritzt, Wände und Kabinen werden tiefdunkelrot eingefärbt. Es gibt auch zu betrauernde Verluste, aber die halten sich in gewissen Grenzen und Gefühlsduselei hat in diesem Roman wie auch im Vorgänger eher wenig Platz. Gut so, Geflenne in derartigen Stories ist nur ein Hemmnis im Lesefluss. Einerseits waffenstarrende und krachende Military-SF mit einigen Redneck-Figuren im Kampf gegen Feinde der Nation, die hier in Zombieform antreten, um Amerikas Anspruch auf die Weltherrschaft zu unterminieren, andererseits medizinische und soziales Verhalten begründende Abhandlung eingebettet in die (Zombie-)Apokalypse und ein gewisses Wunschdenken. Manchmal etwas zu "verquasselt", aber im Endeffekt gut unterhaltender, schneller und blutiger Zombie-Reißer mit Tendenz nach oben, was die Action angeht. Der Finalkampf wird in den folgenden Büchern kommen. Bin gespannt - und auch bereit die eingangs erwähnten Nervensägen zu ertragen.


Offline Thomas Covenant

  • Die Großen Alten
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    Klingt strunzdumm,werd nen Bogen drum machen  ;)


    jerry garcia

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    Walter Diociaiuti. Renè Del Conte, ein Horrorautor, der seit Jahren in England lebt, muss wegen der Scheidung von seiner Ehefrau nach Italien zurückfliegen. Dort erwarten ihn nicht nur seine Eltern, Verwandte und Freunde, sondern auch der wahre Horror. In einem kleinen Dorf in der Nähe seiner Geburtsstadt, in dem auch sein Freund Eros Mancini wohnt, bricht die Hölle los: Babys, die plötzlich und ohne plausible Erklärung sterben, Kühe, die keine Milch mehr haben, und dazu noch brutale Morde. Die Polizei tappt im Dunkeln. Eros, der eines Nachts eine Beobachtung macht, hat eine eigene Theorie.

    Eine Mutter kann ihr Baby nicht stillen, weil sie keine Milch mehr hat. Ein Bauer muss bei seinen Kühen ebenfalls festsstellen, dass die Euter trocken sind. Und es geschehen weitere unheimliche Dinge in Toricella. Und dies passt irgendwie recht gut mit dem Besuch des Horrorautors Rene, der eigentlich seit langer Zeit sein Dasein in England fristet, in seinem Heimatort zusammen, bei dem Rene sofort seinen alten Kumpel Eros besucht, mit dem er früher die Gegend unsicher gemacht hat. Natürlich stoßen noch weitere Bekannte hinzu und der Alkohol fließt in Strömen. Es werden Sprüche geklopft, dass die Schwarte kracht, Blödsinn verzapft und uralte "Abenteuer" aus der Erinnerung gekramt. Doch das ist bald vorbei. Weitere unheimliche Ereignisse tragen sich zu - und diese werden immer blutiger und brutaler. Niemand kann sich vorstellen, was sich hier überhaupt abspielt. Die Polizei hegt zwar gewisse Vermutungen, die sich dann aber durch die Erkenntnisse der Leichenbeschauer widerlegen lassen. Leider aber nur, um schlimmeren Gedanken Platz zu machen. Die ganze Sache ist zu mysteriös. Bis eines Tages Opa Paolo eine Story zum Besten gibt, die eher an eine alte Sage erinnert. Natürlich glaubt ihm keiner, wird er als oller Spinner abqualifiziert - bis etwas so Grauenvolles und Unvorstellbares passiert, dass seine Erzählung plötzlich einen ziemlich glaubwürdigen Hintergrund bekommt, aber dennoch eine überaus gruselige Angelegenheit über die menschliche Vorstellungskraft hinaus beschreibt. DAS kann es in dieser Welt nicht geben.

    Ich gebe es zu, ich habe lange, sehr lange gezögert, ob ich mir dieses Buch zulege. Reviews gelesen, die mal so und mal so ausgefallen sind und daher leider auch keine große Entscheidungshilfe waren, bis ich mich dann entschlossen habe, an meinem Glauben an die kleineren Verlage (hier Voodoo-Press) festzuhalten und mir die Lektüre zu kaufen. Für mich zwar eine recht lange währende, aber keine Fehlentscheidung. Der Autor mit dem für deutsche Hinterlandzungen so schwer auszusprechenden Namen hat hier ein Buch vorgelegt, das von Beginn an Spannung aufbaut. Erst mit weniger spektakulären Ereignissen, um dann aber in recht zackigem Tempo immer mehr und immer grausiger werdende Geschehnisse folgen zu lassen. Das Wiedersehen der Freunde wird zwar thematisiert, aber zum Zelebrieren lässt Walter Diociaiuti seinen Helden keine Zeit. Lange rätselt man als Leser mit herum, was hier überhaupt geschieht und als man dann erste erschreckende Bestätigungen hat, dass hier ein uralter Fluch am Werke ist, nimmt das Tempo noch einmal einen richtigen Tacken zu. Im tiefen Dunkel wird ein kleiner Ort von Wesen überfallen, denen man sich nur mit einer riesigen Feuersbrunst erwehren kann und dennoch feststellen muss, dass man wohl nur die aggressive Vorhut erwischt hat. Die dunkle und unwirkliche Atmosphäre wird in einer faszinierenden Art und Weise dem Leser nahegebracht, das Grauen fast spürbar und wer vor irgendwelchen Viechern, der Dunkelheit oder Höhen einen gewissen "Respekt" hat, kann sich wahrhaft wohlig gruseln. Splatterig-blutig, eklig, stinkig, brutal und spannend - und mit gepflegtem Hard Rock (z. B. die frühen Scorpions mit ihrem Kracher "Speedy's coming") als "Schutzpatron" und Retter in der Not vor hypnothisierendem Gedudel. Mal etwas andere Herangehensweise als dieses Musikgenre ständig zu verteufeln. Nette Idee, die mir gefiel. Sagen, Legenden, europäisches Setting, Rasanz, etwas Gekröse und ein wenig Sex, ganz viel Spannung und totale Unterhaltung auf 224 Seiten, die keinen Hänger aufzuweisen haben. Sollte ein Leser doch einen festgestellt haben wollen, muss er vielleicht mal an sich selber suchen, gg. Würde ich durchaus für den Abend am Kamin in ansonsten dunkler Nacht empfehlen. Und wer Bammel bekommt - Heavy Metal hilft. Tolle Veröffentlichung von Voodoo-Press.


    Offline JasonXtreme

    • Let me be your Valentineee! YEAH!
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      • Weiter im Text...
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      Das klingt doch nicht verkehrt! Von dem Autor hab ich bslang mal garnix gehört
      Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


      Meine DVDs


      jerry garcia

      • Gast
      Mit mir gesprochen hat er natürlich auch noch nicht :D

      Ich weiß nur, dass da noch eine Novelle mit dem Titel "Das Arsenal" existiert. Hab mich irgendwie nicht wirklich entschließen können, das Buch bei Erscheinen zu kaufen. Umso positiver jetzt die Überraschung.


      jerry garcia

      • Gast


      David McCallum. Er hat schon in einem Film mit Tom Cruise gespielt - nur nie in derselben Szene. Harry Murphys Karriere plätschert so vor sich hin und er wartet nun schon seit Jahren auf den Durchbruch. Dafür hat er nun Gelegenheit im wahren Leben den Helden zu spielen: Harry erfährt von einem Mordkomplott und entscheidet sich spontan, nach London zu reisen und das Opfer zu warnen. Kurz nach seiner Ankunft, muss er auch schon wieder zurück nach New York – begleitet von einem Koffer voller Geld und einer taffen Londoner Polizistin. Und als Teil eines Plans, den Drahtziehern des Mordes das Handwerk zu legen.

      Harry ist mal wieder zwischen zwei Jobs, das Geld wird knapp. Also muss endlich ein Engagement her. Einen Roman als Hörbuch zu sprechen, wäre schon ganz in Ordnung. Doch vorher schlägt das Schicksal zu. Unterwegs in der City verspürt er plötzlich ein dringendes Bedürfnis und geht in eine Lokalität, um dort die Toilette zu nutzen. Pech gehabt. Zwei bullige Typen machen ihm klar, dass er sich verziehen soll. Tut er - und sucht sich ein anderes stilles Örtchen in einer Seitengasse. Leider direkt unter dem Fenster einer der Toiletten, die er soeben nicht betreten durfte. Bei der Gelegenheit hört er Pläne über ein Mordkomplott, das in London stattfinden soll. Was er nicht weiß, sind die Zusammenhänge. Ein Mafiaboss entschließt sich, seine Geschäfte zu legalisieren. Dazu müssen aber sämtliche Verbindungen zu diversen Geschäftspartnern gekappt werden. Einer davon, ein Colonel Villiers, hat seinen Hauptsitz in London. Nach einigem Hin und Her steht der Beschluss: Harry muss den Colonel warnen und so fliegt er nach London. Er trifft den Mann auch und sie können gemeinsam gerade noch so einem Attentat entgehen. Der gescheiterte Mörder wird verletzt und kommt in ein Krankenhaus, Harry und der Colonel können flüchten. Da wird Harry auch noch "Opfer" einer Verwechslung und so drückt ihm der Colonel einen Koffer mit einer Million Dollar in die Hand, die er nach Amerika bringen soll. Tut Harry auch. In der Zwischenzeit lässt Mafioso Max den verhinderten Killer in London durch einen zuverlässigen Gewährsmann entsorgen. Wenigstens das klappt. Was Harry indes nicht so ganz recht ist, ist die Tatsache, dass er von einer Polizistin begleitet wird. Aber auch das ändert sich bald und schon sind sie beste Freunde. Aber wie lange?

      Nun hat man also den Erfolg der TV-Serie "Navy CIS" dazu genutzt, den Roman von David McCallum auch unters deutsche Leservolk zu bringen. Ich hab ja auch wegen des Namens erst einmal aufgehorcht. Der Schauspieler, Musiker und Autor ist ja schon lange im Geschäft. Sei es nun "Solo für O.N.K.E.L.", "Der Unsichtbare" oder "Gesprengte Ketten". Und der Verlag wollte wohl sich und auch dem Autor selbst einen Gefallen tun und hat kein aktuelles Bild zum Kurzporträt abgedruckt. An einigen Stellen very british inklusive dem Humor der Insulaner (Zitat Beginn: "Ich glaube, wir haben die British Telecom verärgert." Zitat Ende) als Harry und der Colonel von einem Überwachungswagen verfolgt werden. "Murphys Gesetz" ist ein Krimi um Mafia, Morde und einen eher abgehalfterten Schauspieler und Sprecher für Hörbücher, der so wenig zu tun, dafür aber so viele Flausen im Kopf hat, dass er mit seiner wenigen Kohle nach England fliegt, um einen Fremden zu retten. Naja, gab schon bessere Ausgangslagen für einen Thriller. Der Ton ist bewusst flapsig gehalten, die Geschehnisse wechseln zwischen spannend, mörderisch und humorvoll-unwahrscheinlich. Ich würde vorschlagen, das Buch nicht mit der totalen Ernsthaftigkeit anzugehen. Und als Schauspieler, der schon weit über 50 Jahre seinem Beruf frönt, kann David McCallum nicht einen Thriller schreiben, ohne wenigstens etwas Hollywood-Flair einzubringen und den einen oder anderen Namen zu erwähnen oder einige Film-Requisiten in die Handlung einzubauen. Das Buch ist recht flott geschrieben, der Stil alles andere als schwer zu lesen. Es geht schnell voran und durch die vielen Figuren in den USA und England sowie die gesamte Organisation um den Boss Max herum, muss man schon aufpassen, wer hier mit wem was plant und wie ausführt. Geldwäsche und Wirtschaftskriminalität gehen hier mit Mord und Drogen Hand in Hand. Harry ist nun nicht der strahlende Supermann, den man aus vielen derartigen Thrillern kennt, sondern eher ein armer Teufel, der aus reiner Gutmütigkeit in eine Rolle gedrängt wird, die er garantiert nicht auf dem Zettel hatte. Aber auch einer, der seinen Lebensmut und Humor nicht verliert. "Murphys Gesetz" ist jetzt nicht DER Überhammer und David McCallum nicht der neue Stern am Thrillerhimmel, aber für gute Unterhaltung sorgt er schon. Kann man sich ohne Reue schon mal zulegen. Die Angabe der Seitenzahl von 400 bei Amazon ist etwas übertrieben, es sind 338.


      jerry garcia

      • Gast


      Patrick Senecal. Bruno Hamel ist 38 Jahre und Chirurg. Er wohnt mit seiner Frau Sylvie und der sieben Jahre alten Tochter Jasmin im eigenen Haus. Wie viele glückliche Menschen führt er ein unauffälliges Leben. Bis Jasmin an einem schönen Herbstnachmittag vergewaltigt und getötet wird. Nach diesem Ereignis zerfällt Brunos Leben. Als der polizeibekannte Kinderschänder gefasst wird, lässt Bruno ihn bei einem Transport kidnappen. Bruno will ihn für seine Tat sieben Tage lang büßen und leiden lassen, dann soll er sterben. Sieben Tage Rache. Sieben Tage Folter. Sieben Tage, in denen das Opfer zum Täter und der Täter zum Opfer wird.

      Als Bruno Hamel seine Tochter durch einen Kinderschänder verliert, bricht seine Welt zusammen. Als er dann auch noch erfahren muss, dass der auf schuldig plädierende Täter höchstens 25 Jahre hinter Gitter muss, bei guter Führung möglicherweise gar nur 15, fehlt ihm jegliches Verständnis. Sein Hass gewinnt überhand. Er heckt einen perfiden Plan aus. Von einem Bekannten weiß er, dass dieser eine abgelegene Hütte hat und wo dort der Schlüssel liegt. Sein Bekannter kommt so gut wie nie dorthin und somit scheint es da auch sicher zu sein. Dann heuert er einen Kerl an, der ihm einige Vorrichtungen bauen soll und erläutert ihm auch die Zahlungsweisen und -bedingungen. Obwohl etwas misstrauisch, nimmt der Mann an, da er das Geld - und es ist ein echt hoher Betrag - dringend braucht. Jetzt muss Bruno nur noch den Mörder seiner Tochter in die Finger bekommen. Um dies zu bewerkstelligen, benötigt er einen weiteren Helfer, nimmt aber selbst auch an der Aktion teil. Während des Transports vom Knast zum Gericht entführt Bruno seinen Todfeind und nimmt ihn mit, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Und die verheißt in diesem Falle keinen schnellen Tod. Er will den Kerl leiden lassen, ihn sadistisch quälen - und Geständnisse aus ihm herauspressen. Unterdessen sucht die Polizei fieberhaft nach dem Entführer und seinem Opfer, während in den Nachrichten über beide berichtet wird. Aber auch etliche Demonstranten macht sich auf den Weg zum Gerichtsgebäude. Die eine Seite als Unterstützer von Bruno, die anderen predigen Pazifismus. Doch all das interessiert Bruno nicht. Er will aber auch nichts mehr in den diversen Sendungen der Tv-Kanäle über den armen Mann hören, den er in seinem Gewahrsam hat. Nichts über dessen schwere Kindheit und so einen Schwachsinn. Also tätigt er einen Telefonanruf und macht klar, dass bei weiteren Sendungen über diesen Mistkerl die Leiden des Mannes nur noch schlimmer werden. Indes erzählt die Lebensgerfährtin von Bruno der Polizei eine Geschichte, die zumindest indirekt mit Brunos Reaktion zu tun haben könnte. Wird Bruno tatsächlich 7 Tage lang den Mann foltern, den er in seinen Händen hat? Oder wird er ihn töten? Vielleicht doch der Polizei ausliefern?

      "7 Tage der Rache" hatte mit mir das gleiche Problem wie vor kurzer Zeit auch "Mitternachtsmesse" von F. Paul Wilson: zuerst die Verfilmung gesehen, die absolut mies war und dann auf die Lektüre verzichtet. Wieder erwies sich dies als Fehlentscheidung. Das Buch ist um Längen besser und ich kann nicht verstehen, wie man dem Buch in so mancher Rezension die Fehler (Auch wenn es etliche sind) des Films ankreiden kann. Natürlich war es von mir ähnlich deppert, bis jetzt auf das Buch zu verzichten. Patrick Senecal hat einen simplen und recht flotten Schreibstil, der sich unheimlich leicht lesen lässt. Man kommt nicht ins Stocken, er hält sich auch kaum mit Nebensächlichkeiten auf. Keine Schachtelsätze oder ausufernde psychologischen Einschätzungen durch sogenannte Experten, sondern alles kurz, knapp und klar auf den Punkt gebracht. Er zeigt am Beispiel Bruno, wie es einen Menschen verändern kann, wenn ihm alles, was er je geliebt hat, plötzlich genommen wird. Bruno ist sein Leben von einer Sekunde auf die andere völlig egal. Und was das dann mit seinem Umfeld, seiner Gefährtin, seinen Freunden und Verwandten macht, ist ihm ebenso völlig schnuppe. Und genau diese Frage ist es, die den Leser in diesem sehr harten Psychothriller nun beschäftigt: Wie würde ich reagieren? Dass dies ein kontroverses Thema ist, zeigt Patrick Senecal auch im Buch auf. Sind die Gesetze streng genug? (Und hier ist noch  nicht einmal berücksichtigt, dass ein Sohnemann aus reichem Hause NOCH milder abgeurteilt würde, als es dem aktuellen Täter blüht.) Würden Gesellschaft und Gesetzeshüter Verständnis aufbringen? Tja, auch die Freunde von der Presse bekommen ihren Auftritt. Nach Sensationen heischend, aufdringlich, Privatsphäre missachtend und manipulativ bis nahe zur Lüge. Auch hier gilt: Die Presse lügt nicht, sie formuliert nur manipulierend im eigenen oder dem angeordneten Sinn. Und die Demonstranten? Da sind die Pazifisten mal wieder die Lustigsten - gegen Gewalt protestieren und wenn sie ihren Kopf gegen andere Meinungen nicht durchsetzen können, gewalttätig reagieren. Die Figuren neben Bruno in diesem Buch sind allesamt quasi Randerscheinungen. Sogar der eigentliche Auslöser dieses ganzen Dilemmas, der sich dann doch nur sehr früh und bevor ihm außer ner ordentlichen Backpfeife noch gar nichts passiert ist, in ein wimmerndes Häufchen Elend verwandelt. Schon so oft gelesen oder in Filmen gesehen, dass es fasst schon als Klischee durchgeht. Ach ja, die böse Mami, der böse Papi und die schwere Kindheit. Gewinsel, das der Presse nur mehr Futter geben würde, könnte sie es hören. Doch genau das vermeidet Bruno ja, er will nicht, dass man den Typen als einen Menschen darstellen kann. Möglicherweise würde das dann sogar ihn selbst in seinem brutalen Tatendrang bremsen oder viellecht stoppen. Und wie können diese TV- und Printfiguren es vor sich selbst verantworten, immer wieder irgendwelche Verbrecher noch zu bemitleidenswerten Personen zu machen, ja, gewisse Typen sogar zu Stars zu erheben, nach deren Verbrechen sogar Filme gedreht werden und die dann sogar noch Tantiemen kassieren können? Das muss im Falle Bruno grundsätzlich vermieden werden. Ihm selbst ist sein Schicksal egal, aber das des Kinderschänders kann er beeinflussen - und das tut er mit aller Konsequenz. "7 Tage der Rache" jedenfalls ist ein äußerst lesenswertes Buch, das zwar etliche sehr derbe Härten aufweist, aber dennoch mehr Tiefgang hat als so mancher hochgejubelte Roman des Jahrzehnts, den uns die Verlagslobby, Kritiker oder wer auch immer mit schier unüberschaubaren Werbemaßnahmen unterjubeln wollen. Wer also gerde auf der Suche nach einem psychologischen Thriller ohne ausschweifendes Blabla ist und so einige gröbere Passagen ertragen kann, der sollte hier zugreifen. Es lohnt sich.


      jerry garcia

      • Gast


      Dirk van den Boom. Das Imperium von Mutal wächst, und damit auch die Zahl seiner Gegner. Während sich eine große Allianz freier Mayastädte bildet, um im Einklang mit dem mächtigen Teotihuacán der Expansion der Götterboten einen Riegel vorzuschieben, versucht die Expedition der Römer, Kontakt mit den Festlandmaya aufzunehmen und Näheres über die Zeitreisenden aus Japan zu erfahren. Doch schnell überschlagen sich die Ereignisse und mancher, der noch meinte, das Heft des Handelns in der Hand zu halten, wird eines Besseren belehrt. Konflikte eskalieren, Geschehnisse geraten außer Kontrolle und Römer, Japaner wie auch Maya geraten in schwere Gezeiten.

       Nachdem Inugami sein Reich ausgeweitet hat, regiert bei ihm aber auch weiterhin eine gewisse Vernunft. Er kann nicht nur mit aller Gewalt gegen die anderen Stadtreiche vorgehen. Das würde ihn nur Krieger kosten - oder Arbeiter. Seine eigene Truppe ist nur zum Kampf geboren und bei jedem Krieg hagelt es Verluste - auch beim Gegner und so kann er dessen Männer nicht seiner eigenen Armee zuführen. Inugami hat deswegen einen anderen Plan ausgearbeitet, der in seinem Sinne die Probleme lösen wird. Indes haben sich die Römer auf der vorgelagerten Insel eingerichtet, lernen Sprache und Gebräuche der Bewohner und erhalten bald Besuch. Unterschiedliche Gruppierungen auf dem Festland wollen die Zeitreisenden ebenso für sich einnehmen wie die Leute um Inugami. Doch nicht alles läuft dabei in völligem Frieden ab. Wieder werden Stadte überfallen, Abordnungen in tödliche Hinterhalte gelockt, sterben massenweise Krieger im Kampf. Inugami hat es geschafft, dass sich gewisse Reiche plötzlich einen - und das nicht zu seinem Vorteil. Besonders Metzli tut sich hervor. Er will zusammen mit Chitam die Macht der Japaner brechen und dafür ist er sogar bereit, ein großes Geheimnis zu lüften. Und Aritomo Hara bekommt den schier unmöglichen Auftrag, das U-Boot aus seiner misslichen Lage auf der Spitze der Pyramide zu befreien und es danach ins nächste fließende Gewässer zu transportieren. Das wäre ein immenser Vorteil gegenüber den Schiffen der angelandeten Römer.

      Mit dem dritten Buch des zweiten Zyklus hat Dirk van den Boom auch die Bremse gelöst und bringt die Handlung ins Rollen. Die beiden Vorgänger dienten da wohl zur Etablierung diverser Charaktere und der Beschreibung von Land, Leuten und Vergangenheit. Nun sind alle im Prinzip angekommen in der Vergangenheit, die jetzt ihre Gegenwart ist. Doch Freundschaften blühen hier nicht so schnell auf. Ein Großteil der Haupfakteure spinnt Intrigen, manipuliert und lügt. Und auch wenn Inugami sich etwas zurückhält - er ist und bleibt ein mörderischer Herrscher, der sein Reich immer weiter ausbauen will. Koste es, was es wolle. Er stellt es jetzt nur cleverer an. doch auch Chitam, Metzli und all die anderen sind keine friedfertigen Geister ohne Hintergedanken. Die Ereignisse kommen jetzt zügiger voran, manchmal treibt der Autor den Leser geradezu durch die Seiten und die doch zumeist ruhigen beiden Vorgänger werden jetzt durch recht blutige und sehr verlustreiche Kämpfe ausgetauscht, in denen die unterschiedlichste Waffen zum Einsatz kommen. Neue und alte - doch eines hat von den Neuankömmlingen keiner bedacht: Die Krieger kämpfen wild und verwegen bis zum Schluss, geben nie auf. Sie werfen sich ins Feuer der Gewehre und Kanonen. Und sind sie gefallen, greifen sich die Frauen die Waffen. Das nötigt den Zeitreisenden mehr als nur Respekt ab. So manche Maske fällt und mache Figur zeigt ihr wahres Gesicht und Dirk van den Boom macht auch nicht halt vor vermeintlich lieb gewonnen Charakteren. Fast so überraschend wie in der TV-Serie "The 100" werden schon sehr zeitig einige Hauptfiguren von der "Teilnahme" an dieser Geschichte befreit. Somit unterstreicht der Autor auch, dass ihm an Vorhersehbarkeit nichts gelegen zu sein scheint und er die Spannung aufrecht erhalten will. Eine fesselnde Story mit viel Kampf und Action, einigen Intrigen und einem weiteren Geheimnis, das selbstverständlich noch nicht aufgeklärt wird und sich als Cliffhanger zum Kaufanreiz von "Kaiserkrieger 10 - Brennende Tempel" verdient macht. Wenn ich das zuletzt richtig gelesen habe, wird der elfte Band dann aber erst im nächsten Jahr erscheinen. Zur Überbrückung kann man dann ja "Kaiserkrieger - Vigiles" lesen. Zudem hat man bei den Autoren ja vorgesorgt und zusammen mit Martin Kay eine deutsche Superhelden-Serie entwickelt, deren erster Band "Die Beschützer" schon beim geneigten Kunden (Ja, bei mir) eingetroffen ist. Direkt über den Verlag geordert. Und Herr Martin Kay "schuldet" der Leserwelt ja auch noch einen weiteren Eileen Hannigan. Wieder einmal eine gelungene und sehr ansprechende Alternate History Story um die "Kaiserkrieger", die man sich nicht entgehen lassen sollte. Hat aber einen klaren Fortsetzungcharakter, sodass ma n icht mittendrin einfach so anfangen kann. Demnächst werde ich noch den zehnten hier besprechen, den ich vorher sogar lesen werde *gg*. Und dann sitz ich fast auf dem Trockenen mit derartiger Lektüre. Dann kommen wieder lange Zeit nur Thriller, Action und Horror zum Zug. Den August zum Beispiel hab ich für ne ganze Ecke America First-Kracher reserviert.                           


      jerry garcia

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      Ronald Malfi. Ein Mann erwacht im Baltimore City Bus ohne jegliche Erinnerung daran, wer er ist, wohin er unterwegs ist, oder was mit ihm geschehen ist. Sein Kopf ist kahl geschoren, seine Kleidung scheint neu und auf seiner Handfläche ist eine Adresse notiert. St. Paul Street 1400, Apartement 3b.
      Er versucht das Geheimnis seiner Vergangenheit aufzudecken, doch ihn beschleicht die ungute Ahnung, dass diese nicht grundlos verborgen wurde.

      Der Mann im Bus ist verwundert. Er weiß nicht, wer er ist. Kennt keinen Namen, keine Herkunft, keinen Beruf. Nichts, das seine Person betrifft. Ansonsten ist er aber fähig, früher Erlerntes anzuwenden, kann Klavier spielen, weiß mit Geld umzugehen, wie man trinkt, isst und spricht. Nun beginnt er mit einer Suche nach sich selbst. Dabei trifft er auf die unterschiedlichsten Figuren in der Stadt, lernt Leute kennen, gerät in Auseinandersetzungen und auch in Diskussionen. Auf seiner Handfläche ist eine Adresse notiert. Doch hilft sie ihm wirklich, seine Vergangenheit und sein früheres Leben aufzudecken? Macht es überhaupt Sinn, das zu tun? So irrt er durch Baltimore und seine dunklen Ecken mit einigen zwielichtigen Gestalten.

      "Passenger" ist ein Roman, der mitreißt, der den Leser derart in seinen Bann zieht, dass er mindestens so neugierig auf die Lösung ist, wie der Protagonist selbst. Nach und nach kommen durch die Bekanntschaften, die der Mann macht, Vermutungen auf, was gewesen sein könnte, woher er vielleicht kommen würde. Doch das sind nur Häppchen, die vielleicht eine Lösung bieten - oder eben auch nicht. Auffällig ist auch, dass Moe, wie der Mann mittlerweile genannt wird, sich eher in Randbezirken der Gesellschaft aufhält. Dunkle Ecken, halbkriminelle Elemente, Huren, vom Leben ausgebrannte Existenzen - das bestimmt seine Umgebung. Vom seinem Aussehen her - kahlgeschorener Kopf, abheilende Verletzungen, verhärmtes Gesicht, Blutergüsse am Körper und völlig abgemagert - passt er in diese Umgebung. "Passenger" ist absolut kein Horror im üblichen Sinne, wie ihn Autoren wie Brian Keene oder gar Tim Curran zu liefern gewohnt sind. Das Buch von Ronald Malfi ist vielmehr ein spannungsgeladenes Drama, das seinen Reiz aus der Reise und der Suche eines Mannes nach seiner Vergangenheit bezieht und erst ganz zum Ende eine Lösung anbietet, die wie das gesamte Buch für die Anbieter der Massenware schlichtweg zu untauglich ist, keinen reißenden Absatz garantieren könnte. Doch für den geneigten Leser ist "Passenger" zwar ohne Blut und Gedärm, Action und Gewalt, dafür aber ein ausgefeiltes Kunstwerk der Sprache - und genau die ist es, die daraus auch einen wahren Page Turner macht. Man kann einfach nicht mehr aufhören, Moe zu folgen, seine kleinen und großen Dramen mitzuerleben und sich zu fragen, ob er dann am Ende endlich herausfindet wer er ist und warum er mit seiner Teilamnesie auf den düsteren Straßen Baltimores unterwegs ist. Keine strahlenden Helden, keine glänzenden Fassaden und piekfein eingerichteten Wohnungen prägen das Umfeld, hier regiert Armut und Angst, Dreck und Überlebenskampf, Kleinkrimninalität und Perspektivlosigkeit. Und über allem steht die Frage: Lohnt es sich wirklich, alles zu wissen? Macht ein Neuanfang in dieser Welt Sinn? "Passenger" ist wahrlich nicht meine übliche Kost. Umso bemerkenswerter also, dass es mich derart mitgerissen hat. Da ich mich nicht zu dem Kraken auf eine niedere Stufe begeben will, vergebe ich keine Sterne, aber dafür 9/10 Punkte. 249 Seiten.


      Offline JasonXtreme

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        Ok, das klingt mal wirklich gut!
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        jerry garcia

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        Ja, in dem Fall ist "blutleer" mal positiv gemeint. Hat aber der olle Shane schon den dicken Daumen drauf.

        Das Buch lebt von der Atmo und der Spannung, was denn nun hinter seiner Amnesie steckt. Soll ich?


        Offline JasonXtreme

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          Nein sollst Du nicht :D
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          jerry garcia

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          Tim Curran. Montana 1878: Das Böse terrorisiert das kleine Städtchen Wolf Creek. Eine hungrige Kreatur schleicht durch die Nacht und hinterlässt eine Spur angefressener Leichenteile. Niemand kennt es, niemand hat es gesehen und niemand kann es stoppen. Deshalb wird Deputy U.S. Marshal Joseph Longtree nach Wolf Creek geschickt. Er weiß, dass hinter den Morden Sinn und Methode stehen – doch um die Wahrheit herauszufinden, muss er sich der Korruption und Verderbtheit vor Ort stellen und tief in den örtlichen Aberglauben eintauchen, bis er sich schließlich mit einem Monster aus der indianischen Mythologie konfrontiert sieht. Quelle: Amazon.de

          Nachdem er einen Job erledigt hat und nun liebend gerne eine Ruhepause einlegen würde, trägt sein Boss dem Deputy US-Marshal Joseph Longtree einen neue Aufgabe an. In einem abgelegenen Kaff in den Indianergebieten ist es zu Morden und Aufruhr gekommen. Alles wirkt etwas unwirklich und sehr seltsam. Doch das kann hnicht daran hindern, sich seiner Arbeit zu widmen. Er stellt fest, dass in dem Ort Wolf Creek so einiges nicht stimmt und der Sheriff nur mehr ein abgehalfterter Säufer ist, die Region um das Kaff herum von einem Großrancher namens Ryan beherrscht wird und die kleine Stadt auch von ihm und seinen Leuten lebt. Außerdem leben in den Wäldern in der Nähe noch die Reste des Blackfoot-Stammes, die den Ausrottungskrieg durch die weißen Amerikaner überlebt haben. Doch hier ist noch mehr im Argen. Vor Jahresfrist haben zehn Mann - die Gang of Ten - hier einen alten Medizinmann gelyncht, dem ein Verbrechen angehängt wurde, das er nicht begangen hatte. Nun scheint die Zeit der Abrechnung gekommen, denn alle bisher Getöteten waren bei dem Ereignis dabei. Aber der Zustand, in dem die Leichen zurückgelassen wurden, ist extrem grausam. Zerstückelt, angefressen, auseinandergerissen und an die Seite geworfen wie überflüssiger Müll. So findet man die Überreste der vermissten Personen jedesmal auf. Longtree macht sich auf, um die Indianer zu befragen, die in dem Ort derart verhasst sind, dass man von den Weißen eh keine ehrliche Antwort bekäme. Zudem ist Longtree ein Halfbreed und hat dadurch weder bei den Weißen noch den Indianern ein gutes Standing. So stößt er auch im Indianerlager auf Ablehnung, erfährt aber dennoch einige Einzelheiten, die ihn aber an ihrem Wahrheitsgehalt zweifeln lassen. Doch der indianische Teil in ihm glaubt an solche Mythen und als er zusammen mit dem Deputy-Sheriff von Wolf Creek einen alten Indianerfriedhof findet und dort zwei Leichen ausgräbt, wird ihm vieles klar. Und es wird endgültig Zeit für den ultimativen Showdown.

          "Skull Moon" beginnt wie ein reiner Western, ein Genre, dass in Deutschland leider keine Chance mehr hat und sozusagen tot ist. Verbrecherjagd, Lynchmord, Hass. Alles drin, was das Herz begehrt, wenn man das Genre mag. Irgendwie kam mir sein Longtree aber sehr wie ein Bruder des Serienhelden Longarm von Tabor Evans (Ein Sammelpseudonym mehrerer Autoren) Ende der 70-er, Anfang der 80-er Jahre vor - und das nicht nur wegen des Namens. Beruf, schmale Zigarren, Frauen - alles passt. In Deutschland war nach wenigen Ausgaben Schluss, in den USA findet die Reihe weiter guten Absatz. Tim Curran beweist wieder, dass er es versteht, auch in diesem Bereich unheimliche Spannung langsam aufzubauen und dann den Horrorfaktor nach und nach immer ein bisschen mehr hinzuzufügen, um die Atmosphäre dunkler und düsterer werden zu lassen. Viel trägt auch zum wachsenden Interesse bei, dass so ziemlich jeder im Ort ein Geheimnis zu hüten scheint, keiner ist, wer er zu sein vorgibt. Im zweiten Teil des Buches überwiegt dann eindeutig der Part des Westerns. Schlägereien, Schießereien, Duelle, Hinterhalte. Danach beginnt der finale Part, der dritte Teil. Ab jetzt werden die wahren Horrorfans mit dem verzückt, was sie sich von ihrem Genre so begeistert erwarten - einem wahrlich unglaublichen Gemetzel. Die Positionen sind alle abgesteckt und jeder weiß, was er zu tun hat bzw. dass er wohl kaum eine Chance hat gegen diese Bestie, die hier umgeht. Und diese hat sogar Pläne, ist nicht nur ein rächender Mythos indianischen Aberglaubens. Er zerfleischt seine Feinde, reißt ihnen die Eingeweise raus, zermatscht Köpfe und pflückt sich die Augen wie Kirschen von nem Baum. Er kaut und schmatzt, bis er fett und rund ist. Wirft die Knochen mit Fleischresten beiseite und macht weiter, immer weiter. Rot wie Blut wird der Schnee - kein Wunder, denn der Lebenssaft ist es ja, der das Weiße tränkt. Und der Skullhead will die Welt beherrschen, seine Sklaven für sich arbeiten lassen, er scheint schier unbezwingbar. Hat er keine Schwäche? Zerplatzte Leichname, angefressene Säuglinge, enthauptete Frauen und Männer. Grob, derb, blutig und brutal hetzt Tim Curran den Leser durch dieses absolut kurzweilige letzte Drittel eines Romanes, der unter seiner scheinbaren Oberflächlickeit auch den Rassismus ebenso anprangert wie die damals so teuflischen Vernichtungsstrategien der weißen Eroberer gegen die Ureinwohner. Nehmt ihnen die Nahrungsquellen und sie gehen von selber ein, den Rest sammlen wir ein und packen sie in miese Reservate, wo wir sie verhungern lassen. Also insgesamt viel Atmosphäre, schöne unheimliche Schauplätze, Geheimnisse, Mythen, richtiges Westernflair und verdammt viel Splatter in einer wahren Blutorgie, die dennoch nicht die vielen menschlichen Tragödien, die Verbrechen nicht verhehlt, die es zu der damaligen Zeit gab und somit auch eine gewisse Ernsthaftigkeit mit ins Spiel bringt, die so manchen Autoren völlig abgeht. Bücher mit dieser Thematik darf es gerne mehr geben. Oder hin und wieder einfach mal einen Western der härteren Gangart, den Adult-Western. 335 Seiten.


          Offline skfreak

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            Brian Panowich. Seit Generationen hat der Burroughs-Clan Bull Mountain fest im Griff. Schwarzgebrannter, Hasch, Crystal Meth. Schon oift hat das FBI versucht, die Sippe auffliegen zu lassen. Nie ist es gelungen. Jetzt scheint ein junger, ehrgeiziger Agent den perfekten Plan zu haben. Doch für dessen Umsetzung braucht er die Hilfe des einzigen integren Burroughs: Clayton. Damit bricht ein Familienkrieg aus, an dessen Ende es nur einen Sieger geben kann - und viele Tote.

            Das Buch beginnt die Lebensgeschichte des Clans im Jahre 1949 zu erzählen, doch die sind schon seit Ewigkeiten hier verwurzelt. Doch erst die Ereignisse, die im genannten Jahr beginnen, bringen der Familie mächtig Schwierigkeiten. Während eines Jagdausflugs kommt es zu einem dieser bedauerlichen Unfälle, wie man sie schon öfter lesen durfte. Ab da ist es mit dem Frieden vorbei. Die Geschäfte gehen zwar weiter, man expandiert zwar und hat Verbindungen bis nach Florida, aber alles ist nun durch ein gewisses Maß an Misstrauen zu nichts anderem als den üblichen Reibereien unter Gangstergruppen gekommen, die an sich nichts mit Next of kin am Hut haben. Über die Jahre hinweg etablieren sich alte und auch neue Familienmitglieder, zu denen auch Halford und Clayton gehören. Sie hatten noch einen weiteren Bruder, der aber schon tot ist. Und Clayton ist aus der Art geschlagen. Während Halford den Clan auf die überlieferte Art und Weise weiterführt, ist Clayton auf die Seite des Gesetzes gewechselt und sogar County-Sheriff geworden. Am Familiensitz auf dem Berg darf er sich nicht mehr blicken lassen, die Familie hat ihn verstoßen. Doch dann kommt der Agent Simon Holly in die Stadt und versucht Clayton zu überreden, ihm bei den Ermittlungen gegen seine Familie zu helfen. Er hat durchaus gute Argumente vorzubringen, hält auch mit einigen Informationen nicht hinterm Berg, die er und seine Behörden (FBI und GBI - letzteres ist das Georgia Bureau of Investigation) zusammengetragen haben. Da geht es um Waffen, Schnaps, Prostitution und massenweise Drogen. Verschiedene Gruppen, die in diese Geschäfte verwickelt sind - und auch um ganz private Dinge, die sich vor Jahren und Jahrzehnten ereignet haben und auf alle Beteiligten einen tiefschwarzen Schatten werfen. Und das ist erst der Beginn, die Ausgangslage, der Anfang eines reinen Südstaatendramas.

            Wer sich das mal bildlich vor Augen führen will, stelle sich einfach ein bisschen die Situation und das Land in der Serie "Justified" vor. Es fehlt zwar ein Typ Marke Timothy Olyphant oder sein Gegenspieler Walton Goggins, aber sonst fehlt da nicht viel. "Bull Mountain" ist Kain und Abel im tiefen Süden, Redneck-"Romantik" um Familienbande allenthalben, wie sich im Laufe der 335 Seiten noch erweisen wird. Brian Panowich wechselt die Zeiten der Handlung hin und her von den Auswirkungen des ersten Mordes und den folgenden Entwicklungen der Familie und deren Ausweitung des Geschäftes aus Gier oder eben um die Familie durchzubringen - da stritten sich schon die Clan-Geister heftig rum. Die Rückblenden werden nach und nach an die Handlung ins Jahr 2015 herangeführt und man erfährt so, wie Clayton Sheriff wurde  und wie der Clan dazu steht und wer vom Clan nun das Sagen hat. All jene, die die Jahre seit 1949 überlebt haben oder neu hinzukamen, werden jetzt in den Strudel der Ereignisse hineingezogen, die der Bundesagent Holly auslöst. Mord und Totschlag, Raub und Drogenmissbrauch, Lug und Trug, Egoismus, Freundschaft und unterschiedliche Motive geben sich mit Waffenhandel und Verrat stetig fein die schmutzige Hand. Alles ist da - Liebe und Hass, ein Tupfer echte Romantik, aber auch toughe Frauen und trotz des Handlungsortes in den Südstaaten einen netten Seitenhieb Richtung Rassismus und Vorurteile. Was man anfangs nicht ahnen kann/soll, ist wohl, dass sich nach ungefähr zwei Dritteln des Buches einige Handlungsfäden zusammenknüpfen, die man so halt nicht ganz erwartet hat. Ist zwar nicht so, dass man vor lauter Staunen erst einmal das Buch aus der Hand legen muss, aber ein netter Einfall allemal. Und aufgepasst, dass man nicht irgendwann Crowder statt Burroughs liest. Das Buch ist mit seinen 335 Seiten recht kurz, dafür gibt es aber auch wenige Verschnaufer, die das ganze Konstrukt ausbremsen würden. Vergangenheit und Gegenwart sind in ihren jeweils kurzen Kapiteln so verknüpft, dass man ihnen gut folgen kann und dann auch die Zusammenhänge von früher und jetzt leicht erkennen kann und dennoch die Wendungen nicht wirklich vorhergesehen hat. Also feine Arbeit durch Brian Panowich. Die TV-Serie "Justified" (Ja, schon wieder die. Ruhe!! Hihih.) wurde mir dereinst mal als Country Noir beschrieben. Okay, wer also Country Noir in Buchform will, hier ist sie. Und wem das auch noch gefällt, sollte seine wohlverdienten Kröten - egal auf welchem Berg man nun sitzt oder Hohem Ross - in dieses Buch investieren. Und zudem ist es auch noch ein Debüt. Nur einen Wermutstropfen muss ich hier mal wieder drüberschütten: Selbst bei den Lobeshymnen auf der Rückseite des Buchdeckels sind Fehler. Meine Güte, es sollte doch möglich sein, Daniel Woodrell zu schreiben statt Dankiel Woodrell. Sieht das denn keiner? Im Buch sind auch noch einige Fehler drin, wobei ich aber auch manche einfach dem Satz/Layout zuschreibe - und darauf hat das Lektorat/Korrektorat meines erfragten Wissens nach keinen Einfluss mehr, ist also nicht dafür verantwortlich.

            Bevor es an Marco weiterwandert am WE gelesen: So wirklich gepackt hat mich das Buch nicht. Dazu war es mir zu durchschnittlich.


            Offline JasonXtreme

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              Ich bin dennoch gespannt :) der Curran hört sich auch fett an!
              Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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              jerry garcia

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              Ist er auch, wobei der Mittelteil fast wirklich etwas für die Leser früherer Westernromane ist (also jetzt nicht das gurkige Heftromanzeugs, das derzeit noch hier verscherbelt wird). Teil 3 ist dann Splatter pur. Am Liebsten Babys fressen, weil das Fleisch so schön zart usw.


              Offline JasonXtreme

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                Also der letzte Punkt is ja nur logisch nachvollziehbar! Fette alte Menschen können nur zäh sein
                Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                jerry garcia

                • Gast
                Nee, schwabbelig-triefend mit kleinen Fleischresten im Fettstrom.


                Offline JasonXtreme

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                  Also echter Kobe-Rentner :lol:
                  Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                  jerry garcia

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                  Dirk van den Boom. Der Siegeszug der neuen Eroberer aus Teotihuacán scheint unaufhaltsam. Doch unter den Maya, die lediglich ein Imperium gegen das andere austauschen, regt sich Widerstand. Alte Gewissheiten haben ihre Gültigkeit verloren und neue Allianzen bilden sich. Hoffnung keimt, wo niemand sie erwartet hätte; aus der Niederlage erwächst oft eine neue Stärke. Doch ein Pfad der Vernichtung zieht sich durch das Land der Maya und es brennen nicht nur die Tempel. Derweil wird man in Rom mit der Perspektive einer weitaus größeren Bedrohung konfrontiert, als beunruhigende Nachrichten aus dem Osten eintreffen. Und was in Mittelamerika passiert, bekommt für die Kaiserkrieger aller Nationen eine globale Perspektive.

                  Nachdem die Ankunft der Römer als auch Metzlis neue Schachzüge einigen Wirbel verursachten, überschlagen sich nun die Ereignisse im Land der Maya. Yo'nal Ahk, König von Zama, macht sich auf zu einem blutigen Feldzug, bei dem er keine Gnade walten lässt und rücksichtslos Männer, Frauen und Kinder niedermetzeln lässt. Die Römer sehen sich zwar in guten Gesprächen mit Aritomo, bekommen Unterstützung von ihm, müssen sich aber auch Angriffen von See her erwehren. Und sie können die Leute auf der Insel nicht einfach zurücklassen. Also ziehen sie so lange in den Kampf, bis alle befreundeten Menschen auf den Schiffen untergekommen sind und man sich zurückziehen kann. Die schlechten Nachrichten werden auf umständlichem Weg nach Rom übermittelt. Dort sitzt ein anscheinend wankelmütiger und eher wenig entscheidungsfreudiger Imperator Haraldus auf dem Thron, der sich seine Untergebenen auch aufgrund diverser Launen auf einer gewissen Distanz hält. Bessere Stimmung stellt sich auch nicht ein, als er die Nachrichten von Langenhagen erhält. Doch auch andere Expeditionen geraten in schwere Turbulenzen und müssen sich in blutigen Gefechten beweisen. Und nicht jeder, den sie in den angesteuerten Ländern treffen, erweist sich nach freundlicher Begrüßung wirklich als gute Gastgeber. Und unterdessen formieren sich die Truppen von Langenhagen um Cozumel, um dem irren Ahk entgegenzutreten und ihn aus dem Land zu jagen.

                  Globalisierung auf Zeitreisenart. So könnte man den zehnten Band der Reihe umschreiben. und Englisch als Weltsprache bleibt uns darin ebenfalls erhalten. Und neben vielen Gefechten im Land der Maya, aber auch auf anderen Kontinenten, lässt Dirk van den Boom die Politk und die dazugehörigen Winkelzüge in die Geschichte einfließen. Und immer wieder müssen die Römer erkennen, dass ihnen ihre überlegenen Schiffe mit den todbringenden Kanonen wenig nützen gegen eine schiere Übermacht angreifender Feinde. Wo einer fällt, stehen zwei bereit für ihren König zu sterben. Hin und wieder überkommt den Verfasser dieser Zeilen das mulmige Gefühl, dass hier auch die derzeitigen Selbstmörder etwas Einzug gefunden haben, deren man nicht habhaft werden kann. Egal wann oder wo, es kann immer einer auftauchen, der einem Gott, Führer oder wem auch immer seine Ehre erweisen will, indem er Unschuldige umbringt, während er sich in seinem Irrglauben für seine Überzeugung und diejenigen, die sie ihm eingeredet haben opfert. Entweder ist es die Übermacht oder die Ohmacht, die solchen Leuten das Gelingen ihrer Aktionen beinahe schon garantieren können. Aber neben dem politischen Geplänkel hat Dirk van den Boom die Schlagzahl ein weiteres Mal erhöht, bringt zudem neue Handlungsstränge ins Spiel und dehnt das Geschehen weiter aus. Es betrifft nicht mehr nur die Situation um die Japaner, das zum Meer geschaffte U-Boot und der römischen Flotte im und um das Mayaland, sondern auch weitere Länder und Nationen in allen Himmeslrichtungen und es lässt sich schon einigermaßen erahnen, wie es weitergehen könnte im 11. Buch und später dann auch in einem angekündigten dritten und auch letzten Zyklus. Langeweile und gemächliches Tempo wird da sicher kein Thema sein. Es werden sich weiter Gewichtungen verschieben, vermutlich auch Hauptfiguren ihr Leben lassen, von denen man es nicht vermutet hat und man kann einfach nur gespannt sein, was Dirk van den Boom noch anzubieten hat. An Ideen mangelt es ihm ja nicht. Wer also Zeitreiseabenteuer mag, der kann bei den "Kaiserkrieger"-Romanen gerne zugreifen. Abraten würde ich ihm jedenfalls nicht.


                  jerry garcia

                  • Gast


                  Greg McLean und Aaron Sterns. Das australische Outback eignet sich perfekt für einen Neuanfang. Und genau den wünscht sich der junge Mick Taylor. Er heuert auf einer Schaffarm im Westen Australiens an, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch schon bald lassen die Möglichkeiten, die ihm das Land bietet, eine dunkle Begierde in ihm aufsteigen. Wo sonst könnte man seinen Trieb zu töten unbemerkt ausleben, wenn nicht hier? Das erste Opfer lässt nicht lange auf sich warten. Aber Mick ist nicht der Einzige, der sich die Weite des Outback zunutze macht - und die anderen Killer schätzen seine Gesellschaft nicht.

                  Der junge Mick leidet noch unter den Folgen einer Kinderlähmung als seine jüngere Schwester verschwindet. Er war mit ihr auf dem Weg zum kühlen Teich, doch auf der Straße werden sie von einem Mann angesprochen, der mit seinem dunklen Auto im Schritttempo neben ihnen herfährt. Er will sie mitnehmen und bietet ihnen Schokolade an, aber Mick lehnt ab und zieht seine Schwester regelrecht weiter. Dort angekommen sieht er irgendwann so etwas wie einen dunklen Schatten, dann ist seine Erinnerung weg, da er wohl ohnmächtig wurde. Seine Schwester ist weg. Zu Hause macht ihm sein Vater keine direkten Vorwürfe, aber als man weder den Schuldigen noch das Kind finden kann, wird das Familienleben immer schlimmer. Nach einem weiteren Ereignis haut der junge Mick ab. Er findet einen Job auf einer Schaffarm, wo niemand lästige Fragen stellt. Dort sind einige andere Arbeiter, die ebenfalls ihre Vergangenheit hinter sich lassen wollen. Doch jeder muss sich beweisen und das Leben ist hart. Und immer mehr steigt eine Wut in ihm auf, die er bezwingen oder ausleben muss. Er eckt überall an und bald muss ein Hund dran glauben, danach stehen Menschen auf der Abschussliste. Und jemand schöpft Verdacht. Es ist Cutter, ein Jäger. Er kann Mick aber nichts beweisen. Ebenso wenig die Polizei, die sich nach zwei Morden und einigen Vermisstenfällen jeden vornimmt, der fremd ist - also so ziemlich alle. Und dann erfährt Mick von Cutter, dass hier mindestens noch drei Serienkiller ihr Unwesen treiben. Zuviele für diese Gegend.

                  Dieses Buch (und später auch das zweite) wurden von der einen oder anderen Ex-Journalie-Kanaille, die zum Schönwetterschreiber mutiert ist, als das Nonplusultra der Wortschöpfung beschrieben. Geschildert als die neue Sprachsensation aus Ozeanien. Vermutlich ist mein Bildungsstand nicht annähernd dem ihren, denn für mich ist das Buch zwar durchaus spannend, durchsetzt mit diversen Verweisen auf die Filme, doch im Endeffekt nichts weiter als eine gelungere Variante (Ein James Rollins hat mit seinem "Indiana Jones" schon viel Schlechteres geliefert) des Merchandise-Romans. Zu Beginn bekommt der Killer mit Schwester, Kinderlähmung, Gehänsel, schlimmes Familienhaus etliche Ausreden oder medizinische Begründungen für sein Verhalten geliefert. Klischee pur. Stimmig dagegen ist wirklich das harte Leben auf einer Schaffarm im Outback und der Rassismus, der in der Zeit vor dem Vietnamkrieg auch in Australien herrscht. Trockenes, weites Land, Einsamkeit, harte und unduldsame Männer, Machogehabe. Dagegen waren die Filmbilder eines "Quigley, der Australier" mit Tom Selleck die wahre Urlaubsidylle. Die Wut in Mick, seine emotionale Unfähigkeit, sein Drang zum Töten werden nach und nach recht nachvollziehbar aufgebaut und die Jagd nach ihm durch die Polizei und seine Jagd wiederum auf die "Konkurrenz" auch mit einigen Spannungselementen versehen. Böse, fies, brutal, rücksichtslos und gefühllos passt alles gut auf den Roman mit der einen oder anderen Splattereinlage. Wer ein Faible für die Filme hatte und sich auf die TV-Serie freut, macht mit dem Kauf nichts falsch. Aber Jubelarien ausstoßen und hier beinahe die neueste literarische Sensation in den Himmel zu loben, dafür ist "Wolf Creek - Höllisches Outback" doch zu simpel gestrickt (man merkt schon, dass da keine Vollblutautoren von Büchern mit mehreren hundert Seiten am Werk sind) und kein Highlight am Horror-Himmel. Würde aber jemand kommen und behaupten, dies sei eine der besseren Horrorthrillerveröffentlichungen aus dem Bastei-Lübbe-Verlag, hätte ich wenig Argumente, dem zu widersprechen. Rund 335 Seiten, die recht schnell bei dem flüssigen und schlichten Stil zu lesen sind. Einige Begriffe, die serbisch darstellen sollen, musste ich mir dann von einem freundlichen Kollegen, der diese als seine Muttersprache beherrscht und auch sagen lassen, dass da so einige Worte eher in den bosnischen oder kroatischen Sprachgebrauch gehören. Und die Fehlerquote im Buch ist auch bei der noch existierenden deutschen Sprache hoch und manchmal auch recht lästig beim Lesen.


                  Offline JasonXtreme

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                    Klingt also garnicht verkehrt, die Australiensause
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                    Greg McLean und Brett McBean. Mick Taylor kehrt zurück aus dem Vietnamkrieg ins australische Outback. Im Kampf hat er viel gelernt über Gewalt und Psychoterror. Das Töten liegt ihm nicht nur im Blut, er beherrscht es nun auch meisterhaft. Als eine Touristengruppe direkt vor seiner Nase im Outback strandet, nutzt Mick die Gelegenheit, um seine neuen Fähigkeiten zu testen. Schnell wird für die Reisenden der Traumurlaub zum Kampf ums nackte Überleben.

                    Mick ist zurück aus Vietnam und kommt nur in den kleinen Ort in der Weite des Landes, um etwas zu essen und zu trinken, das er sich nicht selbst zusammengesucht oder gejagt hat. Ansonsten bleibt er für sich in seiner Mine. Dort kann er sich wohlig den Erinnerungen an einen Krieg hingeben, den andere nur schwer vergessen können, obwohl sie es mit aller Macht wollen. Seine Jagd auf die Vietcong, seine Morde und Schlachtereien unter Frauen und Kindern in den Dörfern. Sein rücksichtsloses Vorgehen sogar gegen eigene Kameraden und seine Treffsicherheit, nachdem seine Patrouille in einen Hinterhalt geriet, nachdem ein Kamerad auf eine Mine getreten war. Und seine Lehren, die er vom Gegner gezogen hat. Der verstand es perfekt, Fallen für Menschen aufzubauen, die das Opfer auch langsam töten konnten, obwohl er durchbohrt war. Und dann kommt eine zehnköpfige Reisegruppe in die Gegend und fährt ihm fast vor die Nase. Er sieht die Chance auf etwas Spaß nach Taylor-Manier. Manipuliert die Karre, einen VW-Bus, und lässt die Touris dann zu seinem Versteck fahren, wo er den Wagen angeblich reparieren kann. Lange lässt er sich Zeit, gibt sich seinen Phantastereien hin, beschuldigt die beiden Japaner in der Gruppe, dass sie Vietcong seien und macht sich nach und nach bei den "Gästen" unbeliebt. Bald wollen sie weg - doch wie? Irgendwie scheinen sie doch zu ahnen, was kommt und werden nicht sehr viel später bestätigt. Der Erste von ihnen verschwindet. Und dann begibt sich Mick Taylor auf die Jagd. Auf seinem Territorium. Ein sicheres Todesurteil.

                    Dass hier Brett McBean als Co-Autor tätig war, merkt man schnell, denn er macht ja nie einen Hehl aus seinem Faible für Filme. So nennt er den VW-Bus Ursula, nach der Bikini-Göttin, spielt auf Steve McQueen an und lässt eine eher leichte Kritik am Vietnamkrieg in die Handlung einfließen. Dass die Amerikaner + auch einige Australier dort teilweise gehaust haben wie die Wilden, ist hinlänglich bekannt und dass man die Rückkehrer in ihrer Not alleine ließ ebenfalls. So gibt es also eher wenig Neues auf diesem Sektor. Aber insgesamt sollte niemand hier auf einen McBean wie z. B. "Die Mutter" hoffen, die neben anderen Werken des nachweislich beliebten und vor allem guten Schriftstellers beim FESTA-Verlag erschien. Er gibt hier Namen und einigen Input der Marke light. Wären da nicht die immer wieder eingestreuten Rückblenden nach Vietnam, die es durchaus in sich haben und mit einigen Actionsequenzen und Kills aufwarten, wäre "Zeit zu jagen" im Mittelteil schon etwas zäh geworden. Zudem benimmt sich Mick bald entweder überheblich oder leichtsinnig und nicht wie ein in Vietnam zur "Reife" gewordener Killer. Andererseits haben es die Fallen, die er in seiner Mine gebaut hat, in sich. Wieso er jetzt wieder Stimmen hören muss (hier ist es der Sarge aus Vietnam, im Vorgänger war es sein ehemals bester Kumpel Eddie), will sich mir nicht so recht erschließen. Kann man den Typen nicht einfach nur rein böse sein lassen, ohne wieder irgendwelchen Unfug beizumischen? Seine Opfer sind unterschiedlichster Herkunft und die veschiedensten Charaktere. Von Dealern über einen Jungspund bis hin zu einem weiteren Veteranen und einigen Hasen wie die blonde Amber (Heard?) ist alles vertreten. Bei den wenigen Einheimischen, die hier eine Rolle spielen, bekommt man den Eindruck, das australische Outback zur damaligen Zeit wäre ein Horrorland voller Analphabeten - muss vielleicht in einem Horrorland so sein. Man frage nach bei Edward Lee. Und manchmal zeigt sich die vermeintlich größte Lusche als zumindest mutiger wie der Rest der Beute. Blutig und brutal wird es schon, auch ne Häutung darf nicht fehlen, manchmal auch fies, aber im Vorgänger wurde da mehr geboten  und richtig losgehen tut es ja auch erst im letzten Drittel. Viel Spannung herrscht hier nicht vor. Keiner hetzt den Jäger, kein Verdacht keimt auf und erst gegen Ende kommt mal ein Bulle ins Spiel - ganz kurz nur. Im Endeffekt ist "Wolf Creek 2 - Zeit zu jagen" nur ein Paycheck-Roman für Brett McBean und für Greg McLean die Merchandise-Kuh weiter solange zu melken, bis der gute Mick Taylor sie frisst. Platz für weitere Bücher wäre ja im Zeitraum bis zum Beginn der Filme. Mal abwarten, ob wirklich was kommt. Wie auch zum ersten Teil: Gut, für Fans ein Muss, für den Rest keine missliche Anschaffung, aber auch kein Überflieger. Simpel und straight - hat nicht mehr versprochen und hält demzufolge auch nicht mehr ein auf seinen 330 Seiten. Also trotz Brett (McBean) kein Brett.