Im Augenblick herrscht etwas Pause, kann aber mich nur wiederholen sich die Magazine ins Haus zu holen. Mit sehr viel Liebe zum Details wird über Filmklassiker schwadroniert.
Aber gerade mal was anderes, da wir es ja auch gerade aktuell haben. Stichwort DSGVO und so.
Der Herausgeber vom Zombie Magazin, Markus Haage, ist auch auf Facebook sehr aktiv. Dort musste "Der Zombie" übrigens zu "Neon Zombie" umbenannt werden.
Er hat ein paar sehr schöne Sätze zu dem Thema im Allgemeinen losgelassen, die ich hier mal teilen werden:
Überall herrscht Panik. DSGVO kommt! Ich nehme dies mal als Anlass für einen kleinen Rückblick.
Auf dem letzten Weekend of Hell in April traf ich einen Leser der ersten Stunde, der mindestens seit den frühen 2000ern dabei war. Also zu TrashZombies.de-Zeiten als wir (ich und zwei Mitstreiter) noch infantile Filmkritiken zu Trashfilmen, die wir uns einmal die Woche aus der örtlichen Videothek ausliehen (seit Juni 2005 geschlossen), verfassten. Ich war überrascht und auch etwas geschmeichelt. Sein Lieblings-Review war zum Trashheuler "Miami Golem", eines der allerersten zehn Reviews von 1999. Auf dem Bild seht ihr einen Ausschnitt der Website (Stand: 2007). Jeder Film wurde mit Daten und relevanten Links versehen. Das war eine Heidenarbeit mit der ich viele Jahre (glücklich) verbrachte. Ich habe es irgendwie immer etwas bereut, dass TrashZombies.de offline ging, auch wenn ich über die konsequente Weiterentwicklung zu VideoRaiders.net und jetzt das Zombie-Magazin eigentlich sehr glücklich bin. Wir haben halt sehr früh und jung begonnen (wobei die beiden Mitstreiter der ersten Stunden auch schon seit 2008 nicht mehr dabei sind) und uns nie einen Kopf über eine professionelle Weiterführung gemacht. Es gab keinen Plan, es war ein Spaß, ein Zeitvertreib. Solche Projekte wären u.a. Dank der DSVGO-Regeln kaum noch umsetzbar (auch wenn ich diese vom Prinzip her natürlich für richtig halte). Datenschutz ist wichtig, keine Frage. Ich kritisiere das nicht, muss aber eben auch anerkennen, dass es heutzutage immens schwierig wäre, ein solches Projekt umzusetzen. Denn DSVGO ist natürlich nur ein Anfang, kein Ende. Und so hat man in den letzten Jahren auch viele tolle Nischen-Projekte im Filmbereich kommen und gehen sehen. Die Webmaster werden erwachsen, die Verantwortung wächst immens. Viele geben auf, obwohl sie es nicht einmal müssten. Die Projekte könnten online bleiben. DSGVO ändert dies, weil man diese Projekte jetzt rückwirkend konform machen muss. Das stellt einen so großen Zeitaufwand dar, dass viele einfach drauf verzichten, weil sie wissen, dass sie es nun als erwachsene Menschen (mit Familien- und Berufsleben) zeitlich nicht mehr schaffen.
Die Gründer von Schnittberichte.com sind schon lange weg. Chud.com ist de facto tot. Und ist es schon zehn Jahre her, als Sense of View seine Pforten schloss ..? Echt jetzt? Selbst BadMovies.net hat seit fünf Jahren kein Review mehr gepostet. Wobei dies hier nichts mit DSGVO zu tun hatte. Aber dennoch: Niemand, der heute online irgendetwas publiziert, besitzt noch irgendeine Art von Welpenschutz. Das Netz ist durch-professionalisiert. DSGVO ist nur eines von vielen Symptomen. Und dies fordert natürlich Opfer.
Zahlreiche tolle, kleine Projekte wären heutzutage nicht mehr umsetzbar, weil die Verpflichtungen nur bei der Aufsetzung eines Wordpress-Blogs ohne Inhalte dermaßen enorm sind, dass gerade Amateure oder Hobby-Autoren diesen kaum gerecht werden können. Nicht nur rechtlich, sondern auch technisch. Dank Smartphones und Tablets sehen alle Webseiten gleich aus, da sie auf zig Endgeräten einheitlich funktionieren müssen. Ein wildes Design, wie es etwa VideoRaiders.net hatte, würde niemand mehr machen. Die, die es noch haben, sind die Minderheit.
DSGVO ist so weitreichend, dass es selbst die Einbindung von YouTube-Videos oder die Verwendung von Google Fonts betrifft (da auch hier Daten übermittelt werden). Noch einmal: Datenschutz ist richtig und wichtig. Mir geht es weniger um DSGVO, sondern um die simple Tatsache, dass das Netz, so wie es gerade sehr viele Filmfans des Phantastischen Kinos kennen, endgültig stirbt. Und gerade für diese Fans stellte das Netz Ende der 90er-Jahre und Anfang der 2000er-Jahre eine unbekannte Freiheit dar, da man Themen fokussieren konnte, über die die vermeintlichen Profis nie berichteten. Es hatte sich für sie einfach nicht gelohnt. Der (rechtliche und technische) Aufwand ein Web-Projekt selbst für die Nische zu betreiben, ist mittlerweile dermaßen groß, dass immer mehr kleine Projekte kapitulieren Und dies weiß ich von einem guten Mitstreiter persönlich, dessen Film-Website noch im schönsten HTML ist und der diese erst einmal offline nehmen wird. Inklusive zigtausender sehr unterhaltsamer B-Film-Reviews.
Auch ich werde mich von einigen Webprojekten trennen müssen (die meisten davon haben mit dem Thema Film nichts zu tun). Einfach weil der zeitliche Aufwand, diese konform zu machen, dermaßen groß ist, dass es sich schlichtweg nicht rentiert. Bei einigen blutet mir das Herz. Es war im Grunde eine Art von ehrenamtlicher Arbeit. Aber die Angst, abgemahnt zu werden, weil man keinen Cookie-Hinweis eingebunden hat, ist dermaßen groß (und in Deutschland absolut berechtigt), dass es mich davon gar nicht mehr stressen lassen möchte. Eines der Projekte kam sogar in die engere Auswahl für den Grimme-Online-Award. Das schreibe ich absichtlich, nur um zu verdeutlichen, dass es sich hierbei eben nicht um Trash oder Nonsense handelt.
Das Zombie-Magazin bleibt aber weitestgehend unberührt, da ich hier frühzeitig vorgearbeitet habe und mit der neuen Website (noch nicht angekündigt) auch viele alte Inhalte der letzten 19 Jahre übernehmen werden (auch Inhalte der durch DSGVO aufgegebenen Projekte). Aber dazu in den kommenden Wochen mehr...