American Fiction: Das Buch auf dem der Film basiert ist aus dem Jahr 2011. Die Debatten über Identitätspolitik haben sich seitdem nochmals stark gewandelt. Man merkt dem Film daher an, dass er an den aktuellen Debatten vorbei geht und nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Es wird zwar versucht dieses Manko aufzufangen, indem vereinzelt die Bezüge zu den aktuellen Debatten hergestellt werden, der Film wirkt dadurch aber unrund. Insgesamt fehlt ihm die Bissigkeit, die eine gute Staire auszeichnet. Ich würde sagen, dass man sich den Film schenken kann.
Die Begründung kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Warum macht es einen Film schlechter, wenn er Themen anspricht, die 2011 aktueller als heute waren (was ich im Übrigen in diesem Fall gar nicht finde). Ich meine, Filme wie "Die Hitze der Nacht", "Die Farbe Lila", "Die Brücke" oder "Easy Rider" werden ja auch nicht schlechter, nur weil sich die Kernthemen im Laufe der Jahre weiterentwickelt bzw. Perspektiven darauf sich geändert haben oder sie in der Art und Weise, wie sie damals geschrieben waren, "an den aktuellen Debatten vorbeigehen".
American Fiction (2024)
Mir hat der Film im Großen und Ganzen gut gefallen. Das Drehbuch würde ich jetzt nicht ganz so hoch loben, wie es bei den Oscars passiert ist, denn die Idee im Grunde 2 Filme unter einen Hut zu bekommen, geht für mich nicht hundertprozentig auf. Die Familiendramaanteile sollen im Gegenteil zu dem Klischeeblödsinn in dem Buch, um das es im Film geht, authentisch und eben weitestgehend ohne schwarze Klischees erzählt werden. Das klappt ganz gut, aber dramaturgisch haben diese Elemente für mich leider ein paar Längen und zähe Passagen. Ja, da finde ich den Film auch nicht ganz rund. Die Satire, die auch in "American Fiction" steckt, find ich allerdings rundum gelungen. Wir nehmen die Perspektive von Monk ein, bekommen aber zum Ende hin auch andere Sicht angeboten. Letzteres hab ich so nicht erwartet. Das war sehr clever und verhindert reine Einseitigkeit. Abgesehen davon musste ich auch ein paar Mal gut lachen. Alleine das Telefonat, in dem es um die Titeländerung ging, fand ich zum Brüllen komisch. Hervorheben muss man auch die Leistung von Jeffrey Wright. Den hab ich bisher glaube ich nur in "Westworld" in einer Hauptrolle gesehen. Hier trägt er den ganzen Film hervorragend. Unterm Strich kein großes Werk, aber überwiegend unterhaltsam und teils entlarvend
(ich sage nur "unsere sehr diverse Jury" = 3 Weiße überstimmen 2 Schwarze)
. Fürs Ende gibt es einen halben Punkt Bonus, daher komm ich auf