Seltsam. Also bei mir lief das automatisch vor Beginn der ersten Folge ab und ich hätte es manuell überspringen müssen. War aber auch keine Riesengeschichte, vielleicht zwei Minuten. Das hat bei weitem nicht gereicht um alle Figuren wieder komplett ins Gedächtnis zu rufen. Aber andererseits habe ich das Problem bei ALLEN Serien, die ich nicht am Stück schaue. Ich schaue so viel parallel und durcheinander (und das Problem mit dem schlechten Namensgedächtnis hab ich doppelt und dreifach), wie soll ich da nach einem Jahr oder mehr noch alles wissen? Den Anspruch habe ich gar nicht.
Andere Serien bringen, wenn ein länger nicht mehr dagewesener Charakter auftaucht, häufig immer wieder kleine Rückblicke zwischendurch, die sich dann konkret auf Dinge beziehen, die für die aktuelle Folge wieder wichtig werden. Kann allerdings auch gut sein, dass das hier auch der Fall war, aber das hätte ich dann alles übersprungen.
Nun ja, Schwamm drüber. Letzten Endes konnte ich mir früher oder später alles wieder zusammen reimen oder meine Frau half mir auf die Sprünge oder wir uns gegenseitig, einem fällt es dann doch irgendwann wieder ein.
Gerade eben haben wir das Finale der zweiten Staffel geschaut. Ich muss sagen, ich bin selten so hin und her gerissen gewesen, was mein endgültiges Fazit angeht, wie vor allem beim finale. Es ist definitiv durchwachsen, aber irgendwie... auf eine gute Art? Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.
Die letzten paar Episoden und vor allem das Finale weisen eine derart hohe Dichte an emotionalen Momenten und VERDAMMT hartem Stoff auf; ich habe nicht mehr mit den Tränen gekämpft sondern immer wieder verloren, alle paar Minuten. Auch ohne Elternrolle. Es sind nicht alles traurige Momente, es sind auch schöne dabei, aber wenige.
Dann gibt es dazwischen aber immer wieder sehr dumme Momente, in denen man sich nur noch denken kann, SCHEISSE, denkt überhaupt IRGENDWER mal nach über das, was er hier eigentlich macht und was als Plan durchgehen soll? Haben 2-3 Personen überhaupt ein Hirn?
Im nächsten Moment wird dann aber wieder einiges nachvollziehbarer. So wechselte es für mich ständig hin und her.
Folgendes bezieht sich konkret auf das Ende, also bitte erst danach lesen.
Dass der Prozess gegen die Schule ohne Erfolg ausgeht war mir von Anfang an klar. Letzten Endes war die Schule nicht schuldig. Nicht mehr als die Eltern und Freunde. Klar hätte der Vertrauenslehrer anders handeln können und klar wird er sich das bis ans Ende seines Lebens vorwerfen, klar sind der Direktor und auch der Sportlehrer nur unwesentlich kleinere Arschlöcher als die Jocks/Bullys selbst, aber trägt das Schulsystem die Schuld an Hannas Selbstmord? M.E. nein.
Klar war ich erst fassungslos und enttäuscht, dass dieses Riesenarschloch Bryce mit einer so unfassbar milden "Strafe" davon kommt. Aber mal ehrlich, das ist wirklich realistisch. Jugendstrafrecht, erster Verstoß, gut gespielte/antrainierte Einsicht/Reue, da war kaum etwas härteres zu erwarten. Das läuft im realen Leben nicht anders bei noch viel schlimmeren Verbrechen. Logisch wird dem reichen Wichser nicht gleich das Leben versaut. Am Ende scheint selbst er noch sowas wie eine (minimale!!!) Charakterentwicklung aufzuweisen. Vielleicht aber auch einfach nur Resignation, die Einsicht, dass er nichts mehr ändern kann.
Was ich mich lange weigerte zu verstehen war der Charakter seiner dummen Freundin Chloe. Spätestens nach seiner Verhaftung hätte sie doch die Wahrheit erkennen müssen, eigentlich schon lange vorher, bei der Aktion auf der Couch, als ein Film lief. Mit etwas Bedenkzeit halte ich es durchaus für möglich, dass sie einfach vor Teenagerliebe völlig blind und taub wurde bis zum allerbittersten Ende, der ungewollten teenage pregnancy.
Sheris Charakter bleibt mir bis zum Schluss ein Rätsel. Bitte erkläre mir das mal einer.
Super fand ich die Entwicklung von Jessy und Justin, nur die Rückfälle bei ihm hätten vielleicht nicht mehr sein müssen. Und am Ende tut es mir leid für Alex, dass es für ihn gleich so schlecht losgeht im erneuten Versuch, eine Beziehung zu starten.
Tylers Entwicklung nach seiner kurzen Therapie fand ich etwas zu einfach dargestellt. Wie auch vorher schon bei Clays Freundin Skye. Da fand ich den Therapieerfolg schon fast zu einfach dargestellt. Vier Wochen Therapie lösen sofort jedes Problem, das ist ja fast Therapieverherrlichung. Ginge das in der Realität doch nur mal so schnell.
Aber gerade bei Tyler hat es sich ja schnell wieder relativiert. Fuck, bei seiner Vergewaltigung musste ich ganz schön schlucken.
Das Ende fand ich erst super, besonders, dass der Amoklauf verhindert werden konnte (wobei gerade der Punkt für Amerika leider sehr unrealistisch ist). Die allerletzte Szene danach ist mir dann schon wieder zu offen. Da hält man sich doch schon wieder krampfhaft alles offen für Season 3 und was will man da noch weiter machen? Den nächsten Prozess aufrollen? Wie viele Probleme der heutigen Generationen will man da noch reinpressen?
Jetzt geht wieder die Warterei los, ob die dritte Staffel bestätigt wird und dann das Mutmaßen über den Inhalt bis nächstes Jahr. Verdammt. Ein runder, wirklich abschließender Schluss wäre viel besser gewesen.
Falls keine Fortsetzung mehr kommen sollte, fände ich den Schluss aber sehr mutig. DAS wäre gut. Warten wir's mal ab.
Obwohl ich sehr zwiegespalten bin und vor allem beim Schauen des Finales sogar leicht enttäuscht war, kann ich nicht anders als zu sagen, schaut das Leute. Es ist klar als Fortsetzung zu erkennen, die ursprünglich nicht geplant war, das macht es aber insgesamt nicht oder nur unwesentlich schlechter. Ich glaube, die Macher waren sich ihrer Verantwortung sehr bewusst. Für mich steht die zweite Staffel auf derselben Stufe wie die erste, nur ein paar Zentimeter kleiner. So unfassbar viele extrem emotionale und ganz und gar nicht leichte Momente, die mich als Betrachter immer wieder überwältigen, das ist höchste Serienkunst.