Sind mitten in Folge 6, und meine Freundin wollte unbedingt ins Bett... grml... Gerade bei
dieserFolge blöd, denn sie ist inszenatorisch und darstellerisch sowas von packend, Chapeau. Was hier charakter- und storytechnisch in mehreren teils viertelstündigen Plansequenzen abgebrannt wird, dürfte handwerklich und schauspielerisch das Beeindruckendste sein, das ich je bei Netflix erleben durfte.
Ein Fazit werde ich erst ziehen, wenn wir mit der Serie durch sind. Nur soviel: Sie ist richtig gut.
An die Kenner der Vorlage und des Filmes von 1963: Blendet das vollständig aus, denn damit hat diese Serie faktisch
nichts mehr zu tun. Es gibt Hill House. Es gibt die Dudleys. Alle anderen Namen tauchen in vollkommen anderen Konstellationen und bei gänzlich anderen Figuren auf. Die einzige Figur, die auch nur ansatzweise Züge der Vorlage aufweist, ist Theodora, die
auch hier eine "Begabung" hat und auch - nur offener - lesbisch ist.
Kennt man die Vorlage nicht, hat man absolut keinen Verlust im Bezug auf die Serie.
Kennt man die Vorlage, gibt es immer wieder mal Anspielungen und wörtliche und visuelle Zitate, die man dann erkennt, die aber meist in einem anderen Kontext vorkommen. Die in meinem letzten Posting genannten Sätze zum Beispiel. Die Wendeltreppe, Nells Tanz bei den Statuen. Oder auch ein netter Gastauftritt
in Folge 5, Russ Tamblyn als Nells Psychologe Dr. Montague. Montague ist der Name einer der Hauptfiguren im Buch, und Tamblyn spielte Luke im Film von 63.
Robert Wises Film ist ein Spukhausfilm. Die Serie ein intensives Familiendrama voller Abgründe und einem Spukhaus-Background. Und als solches bisher gut. Man kann es halt nur nicht mit der Vorlage vergleichen.