Den Tod überlistet / The man who could cheat death (1959)
Es gibt einige Hammer Filme, die sind recht selten. „Den Tod überlistet“ gehört definitiv dazu, denn unter der gekonnten Regie von Terence Fischer, handelt es sich hier nicht nur um einen Horrorfilm, sondern eher um eine kleine philosophische Abhandlung über das ewige Leben und immerwährende Gesundheit.
Dr. Georges Bonnet lebt 1890 in Paris und ist ein bekannter Arzt und leidenschaftlicher Bildhauer. Bei einem Empfang trifft er seine Liebe Janine wieder, die er vor Jahren in Italien zurücklies. Janine versucht sich wieder dem Arzt zu nähern. Doch der hat ganz andere Probleme, denn seine Zeit läuft ab. Alle zehn Jahre muss er eine Operation über sich ergehen lassen, bei dem eine Drüse ausgetauscht wird. Verzweifelt wartet Bonnet auf seinen Studienkollegen Dr. Weiss, der die Operation durchführen soll. Doch der verspätet sich um einige Woche, da er einem Schlaganfall erlag. Auch er kann die Operation nicht machen. Nun suchen sie nach einem Chirurgen – da kommt Janines Freund Dr. Gerard gerade recht, der ein hervorragender Mediziner ist. Dr. Weiss kann ihn zu der Tat überreden – doch nur unter der Bedingung, dass der Wiener Arzt die OP überwacht. Leider überwerfen sich Dr. Bonnet und Dr. Weiss, da der alte Professor spitzbekommt, dass die Drüse nicht von einem Toten, sondern einem lebenden Menschen stammt. Mord lehnt der Akademiker ab und zerstört auch Bonnets Elixier, das ihn bis zur OP am Leben erhält (er muss es alle 5 Stunden zu sich nehmen). In der Zwischenzeit ermittelt die Polizei im Verschwinden einer jungen Dame, die zuletzt bei Bonnets Empfang gesehen wurde (und auch hinter das Geheimnis des Arztes kam). Als Bonnet von Dr. Gerad die Operation fordert lehnt er ab ... doch Bonnet entführt Janine und erpresst den liebeskranken Dr. Gerard mit dem Leben der Frau. Unter Druck gesetzt greift der Chirurg zum Messer...
Leider ist der Film damals nur im Kino gelaufen und kam dann zu den Pay-TV Sendern. Schade, denn der Film, der ein Remake von „The Man in Half Moonstreet“ ist, erweist sich als weit mehr als nur ein schnöder Horrorfilm. Mich erinnerte er an den ähnlich gelagerten "The Asphyx", der ebenfalls mit dem Thema "ewige Jugend" spielt.
Dr. George Bonnet ist 104 Jahre alt und hat durch seine Forschung quasi das ewige Leben entdeckt (und ewige Gesundheit) – Durch den Selbstversuch hat er dann den Beweis. Sein Studienkollege Weiss hat ihm zwar geholfen, lehnte aber das Selbstexperiment ab. Er entschied sich normal zu altern. Dennoch wollte er nie, dass dadurch Menschen zu schaden kamen. Und auch Dr. Gerard lehnt sie Zusammenarbeit mit Bonnet aus moralischen Gründen ab. Aus Angst zu sterben überschreitet Bonnet jedoch eine Grenze – zum einen braucht er eine frische Drüse und begeht einen Mord. Zum anderen verschwinden immer im zehn Jahres Takt Frauen aus Bonnets Umgebung – immer dann wenn auch er verschwindet. Ob diese das Geheimnis entdeckt haben, lässt der Film offen. Bonnet schreibt seine Skrupellosigkeit dem Elixier zu, das bei wiederholtem Genuss das Wesen verändert. Im Disput mit Dr. Gerard erklärt er auch, warum er die Erfindung nicht der Menschheit zur Verfügung stellt: wenn die Welt nur aus Menschen besteht, die ewig jung und gesund bleiben, kommt es zur Überbevölkerung und alle müssten verhungern. Dann will er lieber sein Geheimnis behalten. Diese und viele weitere Fragen werden angerissen, der Horroranteil bleibt dabei etwas auf der Strecke. Immer wieder droht sich Bonnet zu verwandelt (oder schnell zu altern), kann aber immer rechtzeitig sein Wässerchen bekommen.
Die Produktion ist Hammergewohnt erstklassig. Die Sets sind stimmungsvoll, Kamera und Ausleuchtung sehr atmosphärisch und die Schauspieler ebenfalls superb. Bei Anton Diffring, der Bonnet spielt, hat man zwar den Eindruck, dass die Rolle mal für Peter Cushing gedacht war, aber Diffring schafft es, dem zwielichtigen Arzt richtig Profil zu verleihen. Auf der einen Seite ist wirkt er wie der liebevolle Menschenfreund – auf der anderen wie ein kaltherziges Arschloch, das nur an seinem Weiterleben interessiert ist. Abgerundet wird der Cast von Hazel Court als Janine, die nur Augen für Bonnet hat und Christopher Lee als Dr. Gerard, der ebenfalls in Janine verliebt ist. Lee ist zwar nur zweite Geige, spielt den Arzt aber ganz anders als etwa „Sir Henry“ im „Hund von Baskerville“. Als Chirurg wirkt er ehrlich und integer – und verkörpert das perfekt. In weiteren Nebenrollen haben wir noch Francis De Wolff als Inspektor, der im „Hund“ als Anwalt zu sehen war. Die Effekte von „Den Tod überlistet“ werden sparsam eingesetzt, sehen aber klasse aus. Bonnet wird grün im Gesicht und bekommt merkwürdige Augen (gruselig) – in dem Zustand hinterlässt er Spuren auf der Haut seiner Opfer (so als ob er Radioaktiv wäre...). Das Finale verrate ich natürlich nicht, aber auch hier sind die FX-Künstler wieder gefragt.
Es ist eine Schande, warum der Film nie auch Scheibe erschienen ist – die Rechte liegen offenbar bei Paramount. Hier wären Anolis oder Wicked Vision gefragt... von mir auf jeden Fall eine dicke Empfehlung.