Der Giallo-Thread

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Offline Elena Marcos

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    Blutige Seide (1964)

    - jetzt bin ich da. Bei DEM Film, der den Giallo eigentlich begründet hat. Ich hatte im Forum gesucht bis ich gelb wurde. Ich hab den alten Giallo Thread durchforstet und auch mein "Letzter Film, den ich..." - ich hab nie etwas zu dem Film verloren, obwohl ich ihn im letzten Jahr noch gesehen hatte. Schande über mich. Nun - eigentlich DARF man nichts über diesen Krimi verraten. Aber kurzum:
    In der Agentur/Atelier von Christina (gespielt von Eva Bartok) kommt es zum Mord an dem Model Isabella. Die Frau wurde auf dem Weg zur Arbeit von einem maskierten Killer mit schwarzem Regenmantel und Handschule brutal ermordet. Später wird die Leiche in der Agentur gefunden und die Polizei alarmiert. Inspektor Silvestrie verhört sämtliche Verdächtigen. Es gibt zahlreiche zwieelichtige Personen, etwa den Freund Isabellas, der drogensüchtige Franco, den Geschäftsführer der Agentur Max, einen dauernervösen Angestellten usw. Plötzlich endeckt das Model Nicole das Tagebuch der Toten und will es der Polizei übergeben. Aber nicht nur Nicole hat ein Interesse an dem Buch, sondern auch alle anderen - denn jeder hat ein Geheimnis und Isabella hat vielleicht was in ihr Tagebuch geschrieben. Nun - auch Nicole wird ins Gras beißen und das Tagebuch verschwindet, aber dennoch findet der Inspektor immer weitrer Hinweise - und das morden geht weiter... Wer ist der Killer?

    Bavas Klassiker war einfach nur wegweisend. Natürlich der verzwickte Plot mit den vielen Verdächtigen und der überraschenden Lösung/Finale (das der geübte Zuschauer von heute sich jedoch vielleicht denken kann) - aber auch die sendationelle Kameraarbeit des Films. Farben, Beleuchtung und Settings sind über jeden Zweifel erhaben. Die Agentur mit den vielen Puppen ist genauso unheimlich, wie der Antiquitätenladen von Franco. Die Morde sind alle hübsch inszeniert und auch recht brutal, aber nicht blutig und sehr kurz. Damals war das noch nicht gang und gebe, die Todeszenen von schönen Mädchen so auszuwalten. Doch zum Beipsiel ist der Mord mit der Kralle doch sehr effektiv.
    Bava versteht es sich allerdings auch auf Hitchcocks Wegen zu wandeln. Zum Beispiel gibt es einen klassische Suspense Szene in der Nicole ihre Handtasche in der Agentur auf einen Tisch stellt - und alle verstohlene Blicke zu der Stelle werfen. Bava lässt die Tasche groß im Vordergrund erscheinen, während im Hintergrund immer Leute im hektischen Treiben vorbei gehen. Man fragt sich - verschwindet die Tasche mit dem Buch bald... Bava lässt hier die Spannungskurve richtig ansteigen.
    Einen Fehler hat jedoch die deutsche Kinosynchro. Denn als der Killer sich bei Nicole telefonisch meldet, kann man aufgrund der bekannten Stimme sofort den Killer erraten. Das führt natürlich sofort auf eine gute und richtige Spur. Dennoch gelingt es dem Film, den Zuschauer bis zuletzt an der Nase herumzuführen. (Wer sich überraschen lassen will, sollte nicht auf Wikipedia die Zusammenfassung lesen - das gilt übrigens für JEDEN Film).

    Als Fazit bleibt ganz klar zu sagen: Ein Muss für jeden Italo/Giallo-Fan.

    Der Film ist damals bei ems und Anolis auf DVD erschienen. Besonder die "Buio Omega" Version ist mittlerweile rar und teuer. Bei X-Rated ist er allerdings dann auch als Mediabook mit Bluray erschienen. Doch kostengünstig ist er bei Krekel in der CCC mittlerweile raus oder als Complete 2-Disc Collection (BD/DVD - also ein Mediabook ohne Mediabook). Also der Film ist an sich noch gut erhältlich und sollte in keiner Sammlung fehlen.

    « Letzte Änderung: 19. September 2022, 12:49:54 von Elena Marcos »

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    Offline Bloodsurfer

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      - jetzt bin ich da. Bei DEM Film, der den Giallo eigentlich begründet hat. Ich hatte im Forum gesucht bis ich gelb wurde. Ich hab den alten Giallo Thread durchforstet und auch mein "Letzter Film, den ich..." - ich hab nie etwas zu dem Film verloren, obwohl ich ihn im letzten Jahr noch gesehen hatte. Schande über mich.

      Tja nun, ich helfe mal beim Suchen. :D

      Blutige Seide
      - was soll ich sagen. DER Ur-Giallo. Bavas Krimi definierte nicht umsonst ein ganzes Genre. Von der ersten Sekunde an besticht der Film durch eine exzellente Farbgebung, Dekors, Licht und Kameraarbeit. Argento war eindeutig durch Bava geprägt. Aber auch Bava bediente sich bei den großen, etwa bei Hitchcock (Stichwort Handtasche). Die Handlung ist simpel. In einer Modeagentur wird ein Model umgebracht. Eine Kollegin findet ein Tagebuch der Toten und schon bald ist die nächste Schnitte an der Reihe. Der gesichtslose Mörder lässt jeden verschwinden, der einen Hinweis auf seine Identität vermutet. Mit Regenmantel, Hut und Handschuhen, killt er sich durch die Reihen der Mädels. Leider gibt es in der deutschen Fassung den berühmten "Knight Moves" Fehler. Der Mörder ruft sein nächstes Oper an - und die Stimme ist in der deutsche Fassung nicht verstellt. Da damals die Kinofilme mit bekannten Synchronsprechern besetzt wurden, war mir sofort klar, wer der Killer ist. Auch wenn es mehrere falsche Fährten gibt, war für mich als geübter Giallo-Fand schnell die Lösung klar. Man muss sich aber bewusst sein: es war der erste seiner Art. Deshalb war das Finale mit doppeltem Boden natürlich für viele eine Überraschung.
      Fazit: Genialer, zeitloser Klassiker des Italo-Kinos, mit wenigen fiesen Morddetails, einem jazzigem Soundtrack und einer wundervollen Optik.


      Offline Elena Marcos

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        Verrückt. Ich habe das definitiv nicht gefunden... und ich hab lange gesucht. Ich raff es nicht. Aber ich hätte mich wirklich gewundert, wenn ich zu dem nichts geschrieben hätte.

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        Offline Bloodsurfer

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          War ganz einfach und schnell. Oben auf Suche klicken (niemals die Schnellsuche verwenden), dann "seide" als Suchbegriff und bei "von Benutzer" deinen Usernamen eingegeben, den Haken bei "als Beiträge zeigen" noch gesetzt, der bewirkt, dass auch mehrere Treffer in demselben Thread angezeigt werden, dann ein bisschen in den Ergebnissen gescrollt.
          Wenn es zu viele Treffer werden und man etwas ganz bestimmtes möchte, die Menge der durchsuchten Unterforen noch einschränken. Die Suche kann ziemlich viel, wenn man sie entsprechend bedient. ;)


          Offline Elena Marcos

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            War ganz einfach und schnell. Oben auf Suche klicken (niemals die Schnellsuche verwenden), dann "seide" als Suchbegriff und bei "von Benutzer" deinen Usernamen eingegeben, den Haken bei "als Beiträge zeigen" noch gesetzt, der bewirkt, dass auch mehrere Treffer in demselben Thread angezeigt werden, dann ein bisschen in den Ergebnissen gescrollt.

            Der Haken war's! Gut zu wissen.

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              Die teuflische Intrige (aka Der Teufelskreis)

              - "L' Intrigo" fällt wahrscheinlich unter die Kategorie vergessener Film. Kein Wunder, denn er ist kaum gelaufen und bei uns nur noch als extrem seltene Videokassette erhältlich. In der Frühphase des Giallos ist dieser auch noch nicht von schwarzen Handschuhen durchsetzt. Dennoch ist der Krimi von Geroge Marshall (US Regisseur), der zusammen mit Vittorio Sala, entstanden ist, ein spannendes Filmchen geworden. (Auch wenn Frank Trebbin schriebt: Lahmer Psychothriller vor schöner Kulisse. )
              Die Geschichte ist tatsächlich nicht originell. Shirely Jones spielt die Amerinakerin Karen Williams, die ,Assistentin eines Gutachters ist, der für Graf Barbarelli in Rom die Kunstsammlung schätzen soll. Der Hausherr ist zunächst sehr unsympathischer Typ, leicht schmierig und herrisch. Karen macht sich an die Arbeit, doch erliegt sich bald dem Charme des Grafen und verliebt sich. Plötzlich steht eine junge Frau in der Tür. Cora ist die Tochter des Grafen, die nach einem Skiunfall ihr Gedächtnis verloren hat. Doch nach einem kleinen Schock kehrt Coras Erinnerung wieder und behauptet die Frau des Grafen zu sein...
              Sicherlich ist der Zuschauer schnell auf der Seite von Cora, denn Karen ist leichtgläubig und nimmt in ihrer Liebe dem Grafen sämtliche Lügen ab. Doch Karen schwankt immer zwischen den beiden - denn Cora klingt glaubhaft, kann es aber nicht beweisen, weil ihre Papiere und Hochzeitsbilder fehlen. Dann kommt der Graf mit der nächsten Erklärung und Karen fällt drauf rein. Im Hintergund gibt es noch eine Liebhaberin des Grafen, die ebenfalls die Wahrheit kennt und den Mann zurück haben will. Doch der eiskalte Kerl lässt sich darauf nicht ein... Dann geschieht ein schrecklicher Unfall...
              Ich sage jetzt nicht, wer und wie ins Gras beißt - doch ab dem Moment wird der sonst super durchschaubare Film doch spannend. Denn Karen fängt an zu zweifeln und beginnt eigene Ermittlungen. Sie geht einem Hinweis nach, den es später so ähnlich auch in "Profondo Rosso" gab - und entdeckt die Wahrheit...
              Wer sich nicht von der lahmen Geschichte abschrecken lässt, bekommt vor allem ein toll fotographierten Film zu sehen, der Italien in schönsten Farben zeigt. Die Schauspieler sind zwar etwas hölzern (bis auf George Sanders als Kunstfachmann), machen ihre Sache aber dennoch gut. Die letzten zwanzig Minuten sind Giallo pur - auch ohne Mörder im Regenmantel. Dies ist noch eine
              Produktion aus der Zeit, wo US-Regisseure und Schauspieler nach Italen kamen, um doch günstig zu drehen. Hier merktend ie Italiener dann, dass sie das auch selber gut können - und es gipfelte in einer Phase reichhaltigen Schaffens der Filmindustrie.
              Leider ist der Film schwer erhältlich. Die Videofassung ist vielleicht gekürzt, was mir jedoch nicht aufgefallen ist. Leider ist natürlich die Qualität der VHS nicht mehr uptodate und wird der Kameraarbeit nicht gerecht. Ob, der Film allerdings jemals erscheinen wird, wag ich zu bezweifeln. Laut ofdb lief er 2006 mal auf Premiere. Kein Highlight, aber doch sehr unterhaltsam.
              « Letzte Änderung: 06. Juli 2020, 08:17:43 von Elena Marcos »

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                Sexy Party a.k.a. Death on the fourposter (1964)

                - Der frühe Giallo-Thriller mit dem Originaltitel „Delitto allo specchio“ ist irgendwie wieder so ein krudes Zwitter-Dings. Wahrscheinlich hatte sich das Genre selbst noch nicht so definiert, dass es zunächst zu diesen Mischmasch-Streifen kam.
                In „Sexy Party“ geht es um eine Gruppe junger Leute (heute wären das Teenies), die ein Wochenende bei ihrem Freund Ricky verbringt. Der ist nämlich ganz schön wohlhabend und hat ein Schloss. Die Party beginnt mit ein paar Drinks. Dann taucht auf einmal Serena auf (Famme Fatale – Antonella Lualdi) mit ihrem neuen Gespilen Anthony auf (John Drew Barrymore). Serene heizt der Zusammenkunft erstmal ein – mit einem bizarren Tanz (auf Anthonys neuer Single Sexy Party), wo alle durchs Wohnzimmer stapfen wie beim Square Dance. Danach gibt es ein paar Spielchen der Sorte Wahrheit oder Pflicht, beziehungsweise Zocken mit Würfeln. Wer keine Kohle hat, setzt dann einfach die Freundin... Doch richtig interessant wird es erst, als Serena der Bande offenbart, dass ihr Anthony übersinnliche Fähigkeiten hat. Er kann per Berührung eines Gegenstandes die Vergangenheit erspüren oder Zukunft voraussagen. Die Demonstration geht für alle schlecht aus – denn er prophezeit den Tod, der ins Schloss einzieht. Anthony verschwindet, weil er an seine Gabe glaubt – und Serena bleibt, um den Nervenkitzel auszureizen. Leider ist Serena auch bald tot und die Clique geht auf Mördersuche.
                Tja – wer war es? Die Frage beschäftigt den Zuschauer erst gut ab der Hälfte, denn so lange dauert es bis der erste ins Gras beißt. Die anrüchige Party mutet heute etwas altbacken an – eher wie ein Kindergeburtstag, wo man die ersten Küsschen verteilt und sich verkleidet. Doch nach dem Fund der Leiche wissen alle, es ist kein Spaß mehr. Zunächst verdächtigt man das Faktotum Aldo, der gerne die Mädchen mal durchs Schlüsselloch beobachtet. Dann gibt es noch die Haushälterin Caterina, die wohl eine Affäre mit dem jungen Hausherren unterhält (ich finde Luisa Rivella heißer als alle Backfische in dem Film zusammen – leider empfindet Ricky das nicht so... zumindest nicht am Party Wochenende). Als Ricky dann Franca tot auf einem Sofa findet und die Leiche später verschwindet, zweifelt er an seinem Verstand und glaubt er wäre der Killer... doch die Fäden zieht ein Unbekannter.
                Die Story ist ein bisschen lala, tempoarm und die Auflösung wieder an den Haaren herbeigezogen. Positiv aufgefallen sind die Kameraführung und die Atmosphäre, die dadurch erzeugt wird. Denn in weiten Teilen wirkt der Film wie ein Gothic-Horror-Film mit Kerzenbeleuchtung und Geheimgängen. Dann gibt es wieder diese Teenie-Szenen (mit komisch jazziger Musik, die aber irgendwie unpassend klingt), dann gibt es die Krimi-Sequenzen. Filmhistorisch geht der Film ok, ist aber kein Highlight – denn die Morde passieren Off-Screen. Da hat Bava schon für die Zeit die Messlatte weit nach oben gesetzt. Fazit: Nettes Krimi-Kammer-Stück in Schwarz/Weiß, aber auch nicht mehr.

                Angeblich gibt es eine DVD mit einem Triple-Feature - ich musste YT hinzuziehen:
                « Letzte Änderung: 06. Juli 2020, 08:17:55 von Elena Marcos »

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                Offline JasonXtreme

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                  klinht nach nem ziemlich kruden Dingens
                  Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


                  Meine DVDs


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                    Also für einen Giallo schon. Aber der Durschnittszuschauer würde den Film für eine langweilige Schmonzette halten. Weil ja eigentlich nicht viel passiert. Wenn man aber bedenkt, dass die Jugendlichen eine wilde Party feiern, wirkt das ganze schon etwas merkwürdig. Bei einer wilden Party hab ich Bilder von 80er-Jahre-Filmen im Kopf...

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                    Online Max_Cherry

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                      klinht nach nem ziemlich kruden Dingens

                      Also für einen Giallo schon. Aber der Durschnittszuschauer würde den Film für eine langweilige Schmonzette halten. Weil ja eigentlich nicht viel passiert. Wenn man aber bedenkt, dass die Jugendlichen eine wilde Party feiern, wirkt das ganze schon etwas merkwürdig. Bei einer wilden Party hab ich Bilder von 80er-Jahre-Filmen im Kopf...
                      Filmhistorisch scheint der nicht uninteressant zu sein. Auch wenn es hier keine Teens sind, Teen Horror Muster scheint es ja im Ansatz zu geben.

                      Die Musik bei 18:57 :)
                      Klingt irgendwie wie eine Mischung aus Superman und Star Trek. :D


                      Offline Elena Marcos

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                        Also für einen Giallo schon. Aber der Durschnittszuschauer würde den Film für eine langweilige Schmonzette halten. Weil ja eigentlich nicht viel passiert. Wenn man aber bedenkt, dass die Jugendlichen eine wilde Party feiern, wirkt das ganze schon etwas merkwürdig. Bei einer wilden Party hab ich Bilder von 80er-Jahre-Filmen im Kopf...
                        Filmhistorisch scheint der nicht uninteressant zu sein. Auch wenn es hier keine Teens sind, Teen Horror Muster scheint es ja im Ansatz zu geben.

                        Man muss dazu sagen, dass früher die "Teenies" ja oft von Erwachsenen gespielt wurden (siehe "The Blob" - McQueen war doch wirklich kein Teenie mehr). Ich finde in dem Film benehmen sich die "Erwachsenen" eben ziemlich kindisch. Daher meine Einschätzung.

                        "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                        Offline Elena Marcos

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                          Crimine a due – A Game of Crime (1964)

                          - Weiter geht’s mit einem Schwarz/Weiss Giallo der 60er. Nach Sexy Party landete John Drew Barrymore wieder in einem italienischen Krimi. Hier gibt er einen kleinen Schmierlappen von Gauner Paul, der spielt und um seine Schulden zu begleichen, seinen Arbeitgeber Davide Lugano beklaut. Paul hat wohl eine Affäre mit Luganos Frau Anna und ein Kind mit Sängerin Christine. Eigentlich will sich Paul aus dem Staub machen, doch Davide hat Herzprobleme und bekommt am Abend einen Anfall. Nun – Davide stirbt und Anna erbt alles, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Anna seinen Bruder Carlo, der nach einem Autounfall schrecklich entstellt und gelähmt ist, zu Hause pflegt. Dazu ist dann Schwester Elisabeth da, die sich später als Pauls Schwester herausstellt. Paul macht sich bei Anna als Berater breit, verplant ihr Geld uns schickt Christine in eine Abtreibungsklinik. Doch Inspektor Perrotti, ein Freund von Davide, vermutet Mord und beginnt gegen Paul und Anna zu ermitteln... doch dann geschieht ein weiterer Mord...
                          Eigentlich ist der Krimi recht durchschnittlich. Er lebt von der schmierigen Darstellung John Drew Barrymores und dem undurchschaubaren Beziehungsgeflecht. Dennoch blieb ich bis zum Ende dran, denn ich vermutete (ganz recht) eine Auflösung mit doppelten Boden. Die kommt zwar am Ende etwas platt daher, kann man aber noch grad durchgehen lassen. Leider ist Romano Ferrara kein guter Regisseur, was man schnell merkt... Geht zwar insgesamt ok, aber Spannung ist etwas anderes. Zu schnell vermutet man, wo der Hase hingeht, zum Beispiel ist der behinderte, ewig schreibende Bruder nicht einfach nur Dekoration oder Gruselstaffage. Sofort weiß man, es hat schon einen Grund warum der im Film ist.
                          Insgesamt ok – aber halt kein großartiger Krimi. Für den Sonntagnachmittag solide Unterhaltung, aber kein Meilenstein des Genres. Da er wohl mal im TV lief, ist er auch nur auf You Tube zu finden.


                          "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                          Offline Elena Marcos

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                            What Ever Happened to Baby Toto? / Che fine ha fatto Totò baby? (1964)

                            Bereits 1964 erschien in Italien die erste Giallo-Parodie, obwohl das Genre erst gerade noch im Entstehen war. In dieser Komödie steht Schauspieler „Antonio Griffo Focas Flavio Angelo Ducas Comneno Porfirogenito Gagliardi de Curtis di Bisanzio“, kurz Totó, im Mittelpunkt. Er spielt nämlich einen rüden und im Herzen unsympathischen Kleinganoven Baby Toto, vor dem die Polizei gerade zu zittert. Er und sein Bruder Pietro rauben seit frühester Kindheit (der Vater wird ebenfalls von Toto gespielt) alles, was ihnen zwischen die Finger kommt. Im Waisenhaus wird der Monsignore um seinen Schmuck gebracht, im Krieg stehlen sie den Faschisten sogar die Stiefel während der Militärparade und nach dem Krieg erleichtern sie die Amerikaner um eine Medaillensammlung. Während Pietro eher der trottelige Unglücksrabe ist, entpuppt sich Baby Toto als Hirn hinter sämtlichen Aktionen. Er kommt auf die Idee am Bahnhof Reisende um ihr Gepäck zu bringen. Dabei rauben sie einen Koffer mit einer Leiche, die sie an der Backe haben. Als sie den Körper verschwinden lassen wollen, gabelt Pietro (mit einem gestohlenen Wagen) die süßen deutschen Urlauberinnen Helga und Inge auf, die sie zur Villa von Micha Auer bringen. Der betreibt einen kleinen Drogenring und pflanzt Marihuana im Garten an. Leider kommt es zu einer Verwechslung – die Deutschen Fräuleins nehmen den Koffer der Leiche, Baby Toto und sein Bruder den mit der Damenunterwäsche. Die Ganoven steigen in die Villa ein, um die Leiche wieder zurück zu bekommen...
                            Was zunächst nach „Immer Ärger mit Harry“ aussieht, entwickelt sich zu „Der Fremde im Zug“, denn die Trottelverbrecher verwechseln die Leiche mit dem Hausherrn, der seinen Rausch auspennt. Dieser erwacht natürlich bei der „Beseitigungsnummer“ und erpresst die Brüder. Er lässt die Leiche verschwinden, wenn sie seine Frau umbringen. Die hat nämlich viel Geld und ein schwaches Herz. Bei dieser Nummer bricht sich Pietro ein Bein und ist an einen Rollstuhl gefesselt und kann die Villa nicht verlassen. Baby Toto bedient sich jeden Tag am Drogenfeld und stopft sich das Zeug wie Salat rein – mit schrecklichen Folgen...
                            In der letzten halben Stunde parodiert der Film natürlich den Klassiker von Aldrich mit Bette Davis und Joan Crawford. Baby Toto verwandelt sich langsam zum Psychopathen, der seinen Bruder quält (und serviert ihm am Tisch diverse Ekligkeiten) und gegen Ende tatsächlich zusammenschlägt (wie im Originalfilm...). Hier hat der Film schon längst die Biege zum Horrorfilm gemacht, denn Baby Toto macht auch vor Mord nicht mehr halt und lässt die Leichen verschwinden (oder auch nicht). Über allem schwebt zwar schwarzer Humor, aber irgendwie ist es furchtbar derbe. Er zerschmettert Pietros zweites Bein gar mit einem Hammer, nur weil er Auer gegenüber erwähnt hat, dass Pietro beide Beine gebrochen hat.
                            Was wie eine typisch chaotische italienische Komödie beginnt, wird am Ende, trotz viel Klamauk, zur bitterbösen Parodie. Leider ist der Film wohl nie auf Deutsch oder Englisch erschienen. Natürlich gibt es auch einige Seitenhiebe auf die Deutschen – aber es hält sich im Rahmen. Der Film wurde produziert von Luciano Ercoli, der später selbst einige Meisterwerke des Genres abgeliefert hat und das Drehbuch stammt von Sergio Corbuccis Bruder Bruno. Star des Films ist aber ohne Zweifel Toto, der so richtig aufdreht. Für ihn war der Film noch ein später Erfolg, denn die Jahre später starb er an einem Herzinfarkt. Der absolute Hammer ist jedoch, dass er 1957 durch eine Augeninfektion so gut wie blind wurde und dennoch weiterarbeitete. In keiner Szene fällt auf, dass der Mann nichts mehr sieht...
                            Fazit: Die Komödie hat einige gute Gags, funktioniert letztendlich auch als Parodie und entpuppt sich dann doch als fieser Krimi – was den Film irgendwie einzigartig macht.
                            Leider ist er nicht auf Scheibe erhältlich – daher musste man wieder auf YT zurückgreifen:


                            "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                            Online Max_Cherry

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                                • Show only replies by Max_Cherry
                              Der klingt wirklich sehr interessant.
                              Hast Du den denn auf Italienisch geschaut?


                              Offline Elena Marcos

                              • a.k.a. Dirk
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                                Ja... aber es gibt Untertitel zu dem Streifen... nur nicht auf YT.

                                "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                Offline Elena Marcos

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                                  Libido (1965)

                                  Ein Giallo, wie er im Buche steht. Ernesto Gastaldis Regiedebüt, das er mit etwas Hilfe von Vittorio Salerno umsetzte, ist ein absolut klassischer Vertreter seiner Art. Er beginnt mit einem kleinen Jungen, der mit seiner Spieluhr (Jimmy, die Grille), der zufällig mit ansehen muss, wie sein Vater – ein perverser Sex-Killer, eine Frau im eigenen Haus umbringt. Er hat sie in einem Zimmer voller Spiegel ans Bett gefesselt, bevor er sie tötet. Dann geht der Vater aus dem Haus zu den Klippen und begeht Selbstmord. Jahre später wird der erwachsene Christian (gespielt von Giancarlo Giannini) als geheilt aus der Anstalt entlassen und fährt zusammen mit seiner Frau Helene (Dominique Boschero) zurück zum Elternhaus. Begleitet werden sie von seinem Anwalt Paul (der bekannte Italienische Nebendarsteller Luciano Pigozzi) und dessen junger Frau Brigitte (Mara Maryl). Christian versucht sich seiner Vergangenheit zu stellen, hat insgeheim aber Angst wie sein Vater zu sein. Seine Frau und auch Paul unterstützen ihn, während Brigitte, ein typisches blondes Dummchen, von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt. Das zeigt sich direkt, als sie sich zum Schlafen das Mordzimmer aussucht.  Christian lässt das widerwillig zu. Doch plötzlich häufen sich schreckliche Ereignisse. Christian glaubt, sein Vater wäre wieder da. Schließlich wurde seine Leiche nie gefunden. Der Schaukelstuhl wippt, seine Pfeife liegt qualmend im Aschenbescher und mitten in der Nacht sieht Christian seinen Vater im Garten. Als er Helene holt, ist die Gestalt weg, aber feuchte Fußspuren führen durch das Haus...

                                  Nun – Gastaldi, der etliche Drehbücher und Romane verfasst hat, inszenierte ein Kammerspiel, das die meiste Zeit mit nur vier Personen auskommt. Pigozzi als zwielichtiger Anwalt ist sowieso eine Show und auch Mara Maryl, die übrigens mit Gastaldi verheiratet war und die Idee für diesen Film hatte, gibt das blonde Dummchen als perfekte Mischung aus Arroganz, Naivität und purem Sex. Der Film spielt die größte Zeit im Haus und lässt sich für die Entwicklung der Geschichte erstaunlich viel Zeit, ohne allerdings langweilig zu sein. Immer wieder bekommt der Zuschauer ein Puzzlestück, bis zum ersten Mord...

                                  Hier sein natürlich nicht verraten, wer wen umbringt. Ich habe zwar halbwegs richtig gelegen, doch hat mich das Ende dann doch etwas überrascht. Aber eins kann ich versprechen: natürlich gibt es ein Finale mit doppeltem Boden und einer doch fiesen Pointe.
                                  Libido ist ein absolut gelungener Krimi, der am Anfang mich entfernt an „Profondo Rosso“ erinnern ließ. Hier gibt es den kleinen Jungen (ich glaube unterm Weihnachtsbaum – kann mich aber nicht genau erinnern) und eine Spieluhr mit einer Melodie, die auch zum unheimlichen Hauptmusikthemas des Filmes wird. Es gibt viele unheimliche Szenen in dem Haus und eben eine fiese Auflösung.
                                  Ich kann diesen kleinen Krimi, die geneigten Giallo-Fan auf jeden Fall ans Herz legen.

                                  Erschienen ist er bisher nur in Italien auf DVD und in den USA auf VHS - allerdings nur im Original ohne UT. Da hilft mal wieder nur YT:


                                  Kurzer Nachtrag:

                                  Notturno con grida (1981)

                                  1981 drehten Gastaldi und Salerno tatsächlich eine Fortsetzung zu „Libido“, die sie jedoch nur machen konnten, weil aufgrund eines Corona (???!?) -Gesetzes von 1965  staatlicher Förderung abrufen konnten. Hier traten Mara Maryl und Luciano Pigozzi wieder in ihren Rollen als Brigitte und Paul auf. Ich hab mich zwar gefragt, wie das gehen sollte, aber Paul gibt selbst die Antwort (war für mich schwierig zu verstehen, weil es den Film auf YT nur auf Italienisch gibt). Doch ein Blick in das Standardwerk von Roberto Curti (Italian Gothic Horror – Band 3) gab Aufschluss. Paul hat seinen Sturz von der Klippe überlebt und konnte die Polizei rufen, die auch Brigitte aus ihrer Lage befreiten. Nun ist Brigitte ein Medium, dass mit Christians Geist Kontakt aufnehmen kann. Sie fahren mit einem Kamerateam in die Wälder und machen sich auf Geisterjagd. Leider sieht man diesem Film, das niedrige Budget an. Die Regisseure fuhren selbst mit kleinster Crew in den Wald und drehten quasi eine Vorabvariante von Blair Witch. Denn die Protagonisten kommen aus den Wäldern nicht mehr hinaus. Die Zeit steht still, das Auto verschwindet und taucht wieder wie aus dem Nichts auf und der Geist von Christian macht seinerseits Jagd auf die Truppe. Eigentlich ist der Film totaler Käse. Die Schauspieler labern sich einen Ast ab – und bis mal etwas Verfolgungsaction und Totschlag passiert, ist der Film auch wieder vorbei. Das Finale bezieht sich wieder auf den originalfilm – aber das war‘s dann auch. Gruselig ist der Film Null und nur noch als Fußnote zum tollen Original zu verwerten. Schade.
                                  « Letzte Änderung: 24. Oktober 2020, 16:03:11 von Elena Marcos »

                                  "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                    The Monster of Venice / The Embalmer (1965)

                                    Troy Howarth bezeichnet ihn als “Worst of the Worst Gialli“, aber ganz so schlimm ist es nicht. „The Embalmer“ ist mehr ein durchschnittlicher Grusel-Krimi a la Wallace, der leider sehr uninspiriert gedreht ist.

                                    In dieser Geschichte geht ein unheimlicher Mörder in Venedig um. Er taucht durch die Lagune und holt sich schnell und sicher seine jungen Opfer, die meist um die 18 Jahre alt sind, und bringt diese dann in die Katakomben unter der Stadt. Hier konserviert er die Leichen und stellt diese in einen Art Vitrinen-Schrank – sein Tempel der Schönheit und des Todes. In der Zwischenzeit hat der Reporter Andrea eine Theorie und geht zur Polizei, die ihm aber nicht glaubt. Schließlich sind keine Leichen gefunden worden. Als dann auch noch eine Horde Studentinnen auf den Plan treten, verliebt sich Andrea nicht nur in die fesche Betreuerin Maureen, sondern das „Monster“ hat eine hübsche Auswahl an knackigen Girls für seine Ausstellung...

                                    Dem Film muss ich schon etwas Atmosphäre zusprechen. Der Mörder ist als „Froschmann“ unterwegs und zieht die Mädels immer gekonnt unter Wasser. Die jeweiligen Opfer werden immer mit einem kurzen Freeze-Frame gekennzeichnet, wenn der Irre sich die ausguckt. Auch das Finale in der Unterwasserhöhle ist schon schaurig – eben so richtig Wallace-Like. Leider ist der Rest des Films sehr statisch gefilmt. Hübsche Einstellung aus Venedig gibt es genügend, aber es reicht nicht für einen richtig packenden Film. Auch die kurze Laufzeit von rund 76 Minuten tut dem Film gut. Die Identität des Mörders ist recht früh ersichtlich und keine echte Überraschung, aber es hätte auch jemand anderes sein können. Eine Aufklärung zu seiner Motivation gibt es am Ende nicht.

                                    Der Film ist bisher nur in den USA erschienen. Es gibt ihn auf DVD und in Tales of Horror Collection –wahlweise im 50er oder 100er Pack. Ich hab ihn bei YT entdeckt. Fazit: ok – und nicht mehr.

                                    « Letzte Änderung: 19. September 2022, 12:47:12 von Elena Marcos »

                                    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                      Le Notti della violenza / Night of Violence (1965)

                                      Auf Deutsch kam „Night of Violence“ unter dem Titel „Der Killer der sündigen Mädchen“ in die Kinos. Seitdem fiel der durchschnittliche Thriller dem Vergessen anheim. Keine Ahnung warum, denn eigentlich bietet der Streifen einen spannenden Kriminalfall, der mit frühen Giallo-Ansätzen punkten kann. Die Story ist eigentlich typisch. Carla Pratesi hängt in einem Callgirl-Ring fest, aus dem man sich nur schwer entziehen kann. Eigentlich wollte sie an der Geburtstagsfeier ihres Vaters, ein hochangesehener Diplomat, teilnehmen, doch die Chefin Luisa erpresst sie und zwingt sie zu einem Date mit einem Kunden. Auf dem Weg dorthin hat ihr Wagen einen „Platten“. Ein unheimlicher Fremder bietet ihr seine Hilfe an – doch er hat wenig Interesse an dem Reifen, sondern eher an der Frau. Wenige Sekunden später ist sie tot... Commissario Ferretti wird mit dem Fall betraut. Doch dann häufen sich die Todesfälle und der Killer wurde gesehen: es ist ein bekannter Kino-Schauspieler...

                                      Man sieht es gleich – der Killer trägt natürlich ein Maske und ist scharf auf „sündige Mädchen“. Der Schwarzweiß-Film hat mit rund 77 Minuten eine annehmbare Länge. Er wartet allerdings nicht mit einer außergewöhnlichen Story, Kameraarbeit oder Schauspielleistungen auf, sonder bietet solide Kost. Im Grunde genommen ebnet der Film den Weg des „Giallos“, obwohl Bava ja bereits schon die Richtung vorgegeben hat.

                                      Fazit: Night of Violence ist nicht gut, aber auch nicht schlecht. Quasi für Giallo-Freunde interessant, aber auch nicht mehr. Zu sehen ist auch dieser Streifen auf YT im Original mit UT. An einer Veröffentlichung wäre garantiert keiner interessiert – daher – auf diesem Kanal:   

                                      « Letzte Änderung: 19. September 2022, 12:48:49 von Elena Marcos »

                                      "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                      Offline Elena Marcos

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                                        La Donna del lago / The Possessed (1965)

                                        Das Debüt von Luigi Bazzoni ist ein ganz besonderer Film und kein gewöhnlicher Giallo. Er ist mehr Arthouse Film, der eher auf Antonioni und Visconti verweist. In hypnotischen Schwarz/Weiss- Bildern gelingt Bazzoni eine unheilschwangere Atmosphäre aufzubauen, die seinesgleichen sucht. Hier fährt der Schriftsteller Bernard in einen kleinen italienischen Ferienort, der an einem See liegt. Bereits als Kind war er schon öfter dort zu Gast. Im letzten Jahr hatte er dort im Hotel das Zimmermädchen Tilde kennengelernt (und lieben?). Nun fährt er wieder dorthin, um sie wieder zusehen. Sein Vorwand ist, dass er an einem Buch arbeitet, das „Erinnerungen“ zum Thema hat. Als er im Hotel ankommt, erzählt der Besitzer Enrico ihm, dass Tilde tot ist – Selbstmord. Doch der Fotograph im Ort, der bucklige Francesco, glaubt nicht daran – denn sie wurde mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Auf einem Foto entdeckte er ein Indiz – offenbar war Tilde schwanger. Bernard will die Wahrheit wissen und forscht weiter... und bemerkt, dass viele Menschen um ihn herum Geheimnisse haben. Mario, der Sohn des Hoteliers, genauso wie Marios Frau, die sich merkwürdig verhält, und auch der Vater von Tilde, ein stadtbekannter Trinker. Immer weiter dringt Bernard in das Geheimnis ein...

                                        Bazzonis Film hat ein ganz langsames Tempo, zieht aber seine Spannung daraus, dass Bernard (gespielt von Peter Baldwin) nach und nach ein Puzzlestück nach dem anderen enthüllt. In Rückblenden lernen wir dann auch Tilde kennen, die ebenfalls Geheimnisse hatte. Man sollte nicht zu viel verraten – auch wenn der geübte Zuschauer weiß, wo es wieder hingeht. Doch das außergewöhnliche an „The Lady oft he Lake“ ist die Atmosphäre, die einen von der ersten Minute nicht loslässt. Man möchte wissen, was mit dem Mädchen passiert ist und wer mit wem wo drin hängt. Im Gegensatz zu etwa „Der Leuchtturm“, dem ich nichts abgewinnen konnte, verzaubert mich Bazzonis Film jetzt bereits zum zweiten Mal. Da es um einen Mord geht, kann man die Story zwar noch als Giallo durchgehen lassen, doch liegt die Qualität dieses Films ganz woanders. Solche Geschichten wären auch was für Hitchcock oder David Lynch gewesen, obwohl die etwas anderes draus gemacht hätten. Ich kann jedem diesen Film ans Herz legen, doch man muss sich darauf einlassen.

                                        Meinen ersten Eindruck nach der Erstsichtung war dieser:

                                        La Donna Del Lago

                                        - gestern wollte ich eigentlich nur kurz in den Streifen reinschauen - bäm, drangeblieben. Bazzonis Debut Film funktioniert wie ein perfekter Mystery-Thriller mit einer unheilschwangeren Atmosphäre. Gekleidet in sensationelle Schwarz-Weiß Fotographie kommen wir hier einem Geheimnis auf die Spur, das es in sich hat. Der Schriftsteller Bernard fährt in seinen Lieblingsurlaubsort, um sich zu erholen. Doch in Wirklichkeit möchte er Tilde widersehen - das Zimmermädchen aus dem Hotel, in dem er immer absteigt, da er sich sehr zu ihr hingezogen fühlt. Leider hat sich die Dame das Leben genommen - was jedoch der Dorffotograf bezweifelt, da er auf einem Foto ein Hinweis findet, was ihn an dem "Selbstmord" zweifeln lässt. Bernard versucht nun herauszufinden, was Tilde passiert ist und sticht in ein "Wespennest".  Wow - mich hat der Film von Beginn an gefesselt - seine ruhige, unheilvolle Art ist der von "Le Orme" nicht unähnlich, führt jedoch zu einer Auflösung - die am Ende zwar Sinn ergibt und doch Spielraum für Interpretationen lässt. Mir jagte der Schluss doch etwas Gänsehaut über den Körper, weil man nach der Auflösung, noch einen kleinen Schubser bekam... und am Ende nicht ganz klar löst, wer hier wen umgebracht hat - aber im Endeffekt, niemand unschuldig ist. Der Film basiert auf einem Drehbuch von Giulio Questi, der mich schon mit "Die Falle" begeistern konnte. Auch wenn der Regisseur das Script bearbeitet hat, lässt sich die Struktur des Geheimnisses auf jeden Fall auf Questi zurückführen. Dieser hat sich zudem an einem Buch orientiert, das einen wahren Fall beschreibt.
                                        Fazit: Ruhiger, fesselnder "Giallo" der anderen Art. Für Cineasten und Menschen mit Ausdauer und Ruhe ein absolutes Meisterwerk.

                                        Der Film ist leider nur in der Box mit Bazzonis Film „Spuren auf dem Mond“ erhältlich, die mittlerweile oop ist und grad zu 127 Euro gehandelt wird. Das ist natürlich too much. Schade ist eben nur, dass er als Bonus verramscht wird. Er hätte eine eigene V.Ö. auf jeden Fall verdient.

                                        Hier der Trailer dieses Meisterwerkes:


                                        "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                        Online Max_Cherry

                                        • Die Großen Alten
                                            • Show only replies by Max_Cherry
                                          Der Trailer zu "The Possessed" sieht wirklich interessant aus. Im ersten Moment fällt diese übertriebene Belichtung auf, aber die Bilder wirken dadurch sehr surreal und kunstvoll aus. Das könnte tatsächlich Lynch inspiriert haben. Schade, dass viele von den Filmen die Du erwähnst, so schwer zu bekommen sind. Gerade diejenigen, die mich interessieren.


                                          Offline Elena Marcos

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                                            Blow up (1966)

                                            Eigentlich hat Antonionis „Blow up“ nichts im Giallo Genre zu suchen. Oder vielleicht doch? Durch Christan Kessler inspiriert, hab ich den doch mal zwischengeschoben und stellte fest, dass es tatsächlich Aspekte gibt, die das italienische Kino geprägt haben. Besonders Argento muss von Antonioni beeinflusst gewesen sein, denn so wie Argento Räume inszeniert oder weite Plätze, erinnert stark an Antonioni.
                                            Die Story ist eigentlich recht simpel. David Hemmings spielt einen erfolgreichen Modefotograph, der lieber als Künstler anerkannt werden möchte. Zum Beispiel schleicht er sich in eine Obdachlosenunterkunft und macht dort heimlich Fotos, die er für einen Bildband über Menschen mit schweren Schicksalen nutzen möchte. Des Weiteren will er einen Antiquitätenladen in einer angesagten Gegen kaufen und lichtet Models für Modemagazine ab. Insgesamt ist er mehr ein Anti-Held, weil Hemmings den Mann als arrogantes Arschloch verkörpert. In einem Park fotografiert er heimlich ein Liebespaar. Die Frau (Vanessa Redgrave) rennt ihm nach und verlangt den Film, den er nicht rausrückt. Später taucht sie in seinem Atelier auf  – doch er gibt ihr am Schluss nur eine leere Filmdose. Er entwickelt den Film und entdeckt, dass er wohl einen Mord geknipst hat. Denn auf den Vergrößerungen ist ein Mann mit Waffe zu sehen, sowie auch eine Leiche. Er fährt in den Park und findet den ermordeten Mann. Als er ins Atelier zurückkommt, ist eingebrochen worden und die Beweise verschwunden. Der Fotograph fährt zu seinem Manager, um ihm von der Sache zu erzählen, aber dem ist der Mord total egal...
                                            „Blow up“ ist bekannt geworden, durch seine kühle Darstellung der Figuren im London der Swinging Sixties. Die Menschen sind untereinander arg entfremdet und trotz der bunten Zeit, vermittelt der Film eine unangenehme emotionale Kälte. Dass es Antonioni nie um den Kriminal-Fall ging wird einem schnell bewusst, denn man wartet lange auf die Entdeckung des Mordes. In einem Spiegelartikel von 1967, der nach den Filmfestspielen in Cannes geschrieben wurde, erläuterten die Nebendarsteller, dass es im Drehbuch auch mehr um den Mord ging. Warum der Liebhaber erschossen wurde, wer es war und wie die Figuren zusammenhingen. Doch den Regisseur ging das am Arsch vorbei (Er sagte einem Reporter damals: „Ich hasse alle meine Filme, deswegen spreche ich nicht über sie.“). Warum ist „Blow up“ dann so wichtig? Nun, Antonioni behandelt hier Elemente, die im Giallo später zum Fundament werden sollten. Eine Person, die ein Rätsel entschlüsseln will und sich auf die Suche begibt. Immer wieder überprüft die Hauptfigur, was sie gesehen hat oder zu sehen geglaubt hat. Was ist Realität und was ist Einbildung? – Der Gedankengang „Was habe ich gesehen? Irgendetwas war da, aber ich komme nicht mehr drauf“ wird sich in vielen italienischen Krimis wiederholen – besonders bei Dario Argento. Doch die späteren Gialli werden meist mit logischen oder öfters auch unlogischen Lösungen aufwarten. Ich spoiler nicht, wenn ich hier bereits verkünde: bei „Blow up“ ist es eben nicht so. Aber darauf kommt es auch nicht an.


                                            "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                            Online Max_Cherry

                                            • Die Großen Alten
                                                • Show only replies by Max_Cherry
                                              "Blow Up" steht auch noch auf meiner Liste. Der lief früher öfter im Fernsehen, ich weiß gar nicht, warum ich den nie gesehen habe.


                                              Offline Bloodsurfer

                                              • diagonally parked in a parallel universe...
                                              • Administrator
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                                                  • Show only replies by Bloodsurfer
                                                Vielleicht einen Tipp wert: der Lucio-Fulci-Klassiker SETTE NOTE IN NERO (Die sieben schwarzen Noten) in restaurierter Fassung bei Arte in der Mediathek:
                                                https://www.arte.tv/de/videos/093626-000-A/die-sieben-schwarzen-noten/


                                                Offline Elena Marcos

                                                • a.k.a. Dirk
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                                                  Den kenne ich zwar noch nicht - aber er steht zu Hause im Schrank. Ist wohl ein sehr guter Fulci-Giallo.

                                                  "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                                  Offline Elena Marcos

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                                                    Die Mörderklinik / Das Monster auf Schloß Morley (1966)

                                                    Einige Worte hatte ich bereits zu meiner Erstsichtung geschrieben:

                                                    Die Mörderklinik
                                                    - gilt als Frühgiallo, der echt super funktioniert. Spannendes Setting vor der Jahrhundertwende (spielt so 1870) in einer Nervenklinik. Ein unheimlicher Mörder geht um und Patientinnen verschwinden. Optisch sieht das einem Hammer Film der 60er nicht unähnlich und hat eine sehr sichte Atmosphäre. Auch farblich geht es etwas in die Bava-Ecke. Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Grusler, der kurz vor der Giallo-Welle entstand, aber schon Anleihen nimmt.

                                                    Jetzt habe ich den Film zum zweiten Mal eingelegt und bin höchst zufrieden. Mir gefällt bei diesem Frühgiallo vor allem das Setting (die Kulissen wurden wohl auch für Fredas „Dr. Hichcock“ genutzt) und die Hammer-ähnliche Atmosphäre, denn die „Mörderklinik“ ist mehr Kostümfilm. Die Geschichte spielt um 1870 – in dem privaten Sanatorium von Dr. Vance (William Berger). Hier geht ein unheimlicher Mörder um, der es auf die Patientinnen abgesehen hat. Mit einer Rasierklinge bewaffnet, ist er auf der Jagd nach hübschen Frauen. Das erste Opfer wird von der jungen Krankenschwester Mary, die neu in der Anstalt arbeitet, vermisst, doch Dr. Vance behauptet, sie wäre entlassen worden. Stattdessen vergräbt er die Tote im Garten, wo er von einer Frau beobachtet wird. Diese heißt Giselle und landete zur nachtschlafenden Zeit zufällig im Wald, nachdem ihr Mann durch einen Kutschunfall zu Tode kam. Dr. Vance findet Giselle und nimmt sie als Gast auf. Doch schnell kommt die neugierige Frau dem Geheimnis auf die Spur. Denn nachts hört man immer unheimliche Schritte aus dem ersten Stock. Hier wohnt nämlich die Schwester seiner Frau, die nach einem Unfall beim Bau des Sanatoriums furchtbar entstellt ist. Der Doc gab sich die Schuld daran (und kam deswegen auch vor Gericht). Deshalb arbeitete er in seinem Labor an Hauttransplantationen, unterstützt von der Haushälterin und strengen Wärterin Sheena (bekanntes Gesicht aus unzähligen Hollywood-Filmen ... nicht nur Horror: Harriet White Medin). Dass die entstellte Frau immer den Mantel des Killers trägt, soll den Zuschauer natürlich auf eine falsche Spur bringen – denn das wäre zu offensichtlich. Giselle versucht den Doktor zu erpressen ... doch sie hat die Rechnung ohne den Mörder gemacht...

                                                    Auch wenn Barbara Wilson als Mary die weibliche Hauptrolle innehat, ist Francoise Prévost der heimlich Star des Filmes. Denn Giselle (die untreue Ehefrau) ist ein echtes Biest und bleibt nicht ganz so farblos wie Mary, die allerdings auch ihre großen Momente hat (zum Beispiel wenn sie einem psychopatischen Patienten beruhigt, um ihm eine zerbrochene Flasche abzunehmen, mit dem er der guten Giselle den Hals durchschneiden wollte). William Berger gibt wieder einen zwielichtigen Charakter und Harriert White Medin spielt wie immer großartig. Die Atmosphäre von der „Mörderklinik“ ist ebenfalls phantastisch – toll gedreht in Technicolor mit einer stimmigen Beleuchtung und vielen unheimlichen Szenen – ist es der perfekte Mix aus Hammer und Edgar Wallace Streifen. Der geübte Zuschauer kommt dem Killer schnell auf die Spur, wenn er aufpasst. Doch das tut der Spannung kein Abbruch. Bis zum Schluss möchte man wissen, warum und wieso die Morde passieren. Die Auflösung ist das etwas haarsträubend, aber noch nachvollziehbar. Bis dahin bekommt man jedoch einen durchweg spannende Gruselmär, die keine Minute langweilig ist.

                                                    Erschienen ist der Streifen auf Blu-ray bei Filmart und auch noch erhältlich. Für Giallo-Fans und Freunde alter Gruselfilm ist die „Mörderklinik“ sehr zu empfehlen.

                                                    Hier der Trailer - der allerdings zu viel verrät, wie ich finde. Leute, die sich für den Film intreessieren, sollten vom Trailer abstand nehmen. Doch er vermittelt schon einen tollen Eindruck von der Atmosphäre.
                                                    « Letzte Änderung: 24. Oktober 2020, 16:33:32 von Elena Marcos »

                                                    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"