Der Giallo-Thread

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Offline Elena Marcos

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    Una Iena in cassaforte / A Hyena In The Safe (1968)

    Das knallbunte Bonbon von Cesare Canevari ist ein recht kostengünstiger Krimi, der in ähnlicher Form später von Mario Bava inszeniert wurde. Doch Canevari schafft es mit wenig Aufwand ein Kammerspiel zu drehen, das mit hübschem Setting, toller 60er Atmo und schmissigem Soundtrack aufwarten kann. Die Story ist eigentlich simpel wie effektiv: Boris ist der Chef einer Gangsterbande, der leider das zeitliche segnet. In seiner Villa kommen die anderen Komplizen zusammen, um ihren Anteil am letzten Raub abzustauben. Zwar haben die Gangster in einer Bank in Amsterdam einen riesigen Haufen Diamanten mitgehen lassen. Das Aufteilen der Beute sollte passieren, wenn Gras über die Sache gewachsen ist. Nun – ist es soweit. Die zwielichtigen Gestalten wie etwas Klaus der Deutsche, Steve der Brite, der Spanier Juan, der Franzose Albert und Anna aus Tanger hocken wie die Geier im Wohnzimmer des Verstorbenen. Anna, die Ehefrau des Verstorbenen, hat den Safe im Pool versenkt und kann diesen mit einer Vorrichtung nach oben fahren lassen. Eigentlich sollten nun alle ihren Schlüssel auspacken, um den Tresor zu öffnen. Leider kann der (drogensüchtige) Albert seinen Schlüssel nicht finden – und somit bleibt das Ding zu. Alle stürzen sich auf die Freundin des Franzosen, weil sie der Meinung sind, dass diese den Schlüssel gemopst hat (und reißen ihr die Kleider vom Leib – doch finden sie leider nichts).
    Kurze Zeit später beißt Albert ins Gras – und das Sterben beginnt...
    Ein unheimlicher Unbekannter bedroht später zusätzlich die Gruppe, die natürlich beginnt sich gegenseitig zu misstrauen. Nach und nach kommen die Jungs (und Mädels) ums Leben – wobei die Morde noch nicht so ausgefeilt sind. Aber als klassischer WhoDunIt mit Edgar Wallace Flair schafft Canevari es, den Zuschauer 86 Minuten bei der Stange zu halten. Der Film ist zwar kein großer Wurf wie sein Italo-Meilenstein „Willkommen in der Hölle“, doch als Snack zwischendurch ist er goutierbar. Das Haus ist hübsch, die eine oder andere Falle ist recht nett, die Kostüme (besonders der Frauen) sind 60s Pur und nett anzusehen. Ein recht unbekannterer Film, abseits der üblichen Giallo-Pfade, mit einem guten Plot-Twist am Ende.

    Der Streifen ist in Italien auf DVD erschienen, leider ohne Untertitel.
    Auf YT findet man den ganzen Film, aber ohne UT – hier der Trailer für den ersten Eindruck:

    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


    Offline Elena Marcos

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      Das Geheimnis der jungen Witwe / A Black Veil for Lisa / La Morte non ha sesso (1968)

      Ein früher Krimi/Giallo-Hybride von Massimo Dallamano, der später mit „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ und „Der Tod trägt schwarzes Leder“ noch weitere Meisterwerke drehen sollte. Doch sein „A Black Veil For Lisa“ ist trotz einiger kleiner Ungereimtheiten (und Anschlussfehler) ein richtiger Knaller.
      Der Film handelt von Inspektor Bulon (im Film wird immer Bulov gesagt), der für die Drogenfahndung in Hamburg arbeitet (auf dem Schild steht zwar Interpol, aber wir nehmen das nicht so genau). Er ist auf der Jagd nach Gangsterboss Scheurermann, doch immer, wenn er eine Spur hat, ist der Bösewicht ihm einen Schritt voraus. Der Film beginnt mit einem Giallo-typischen Mord an Willy Zoll, der nach einem Kneipenbesuch in einer Seitengasse von einem Mann in Regenmantel und Handschuhen abgestochen wird. Eigentlich wollte Bulov sich mit dem Typen treffen, um mehr über den Big Boss zu erfahren, doch der kam natürlich nicht zum verabredeten Treffpunkt (Zoll ist ja tot). Bulovs Chef setzt ihn unter Druck, den Fall so schnell wie möglich zu klären – doch der Inspektor hat dafür keinen richtigen Kopf, denn er hat zu Hause mit Lisa eine junge hübsche Ehefrau sitzen, der er nicht über den Weg traut. (Sexy und verführerisch: Feuerball-Bondgirl Luciana Paluzzi) Mehrmals am Tag ruft er zu Hause an und folgt ihr später auch, um Lisa zu kontrollieren. Denn er ist er Meinung, sie belügt und betrügt ihn. Lisa ist darüber nicht sehr glücklich, kann aber den Verdacht ihres Mannes immer wieder entkräften. Mittlerweile lernen wir den Killer Max Lindt kennen, der abergläubisch ist und für Scheurermann die Drecksarbeit macht. Leider verlässt ihn das Glück beim vierten Mord, so dass Bulov ihn verhaften kann. Auf dem Weg zur Polizei sieht der Inspektor wieder seine Frau auf der Straße, wie sie bei jemanden in einen Roten Porsche einsteigt. Der „gehörnte“ Ehemann macht einen Deal mit dem Killer – er lässt ihn laufen, wenn er etwas für den Polizisten „erledigt“…
      Dallamano bringt hier wieder Polizeifilm, Giallo und Hitchcock-Thiller unter einen Hut. Der Brite Sir John Mills spielt einen von seiner Frau besessenen Polizisten, der eigentlich den ganzen Tag an nichts anderes denken kann und quasi seine Arbeit vernachlässigt. Nun so ganz falsch liegt er vielleicht nicht, denn Lisa benimmt sich wirklich merkwürdig. Auch der Zuschauer wird bewusst auf eine bestimmte Fährte gelockt (Ich habe schon vermutet – Lisa ist Scheurermann). Der Film hat eine extrem spannende verschachtelte Story, die in Hamburg spielt. Mit den Anschlüssen nimmt der Regisseur das nicht so genau. Eine Einstellung stammt wohl aus einem anderen Film, wie das wohl Nazis in Uniform rumlaufen. Oder es wird gesagt, dass ein Verdächtiger sich in der Sonett Straße 23 aufhält, die Polizei stürmt aber eine Hausnummer 56. Egal … der Film ist spannend von der ersten bis zur letzten Minute – Mills spielt den Inspektor hervorragend, die Paluzzi ist eine Augenweide und Robert Hoffmann gibt den Killer Max als Gentleman a la Roger Moore. Man bekommt einen tollen Krimi mit vielen Wendungen und roten Heringen, der von der Atmo auch an die Wallace Filme anknüpft.
      Ich war bei der Sichtung rundum begeistert – leider gibt es die deutsche Version, die 1969 unter dem Titel „Das Geheimnis der jungen Witwe“ im Kino lief, nicht auf VHS oder Scheibe. Mir lag die BD auf 88 Films aus UK vor, mit gutem Bild und englischer Sprachfassung, die wohl Originalton ist. Denn der Chef des Inspektors ist mit seinem Akzent deutlich als Italiener zu identifizieren, während Mills natürlich ein perfektes Englisch spricht.

      Ich kann jedem Italo- oder auch Hitchcock Fan „A Black Veil For Lisa“ an Herz legen. Ein cooler Krimi aus der Zeit, wo die Giallo-Blaupause noch nicht so übermächtig war.

      Hier der Trailer:

      « Letzte Änderung: 06. Oktober 2023, 18:23:48 von Elena Marcos »

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      Offline Max_Cherry

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        Klingt ganz interessant, wobei mich die genannten Fehler vermutlich mehr stören würden.


        Offline Elena Marcos

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          Tödliches Erbe / L’Assassino ha le mani pulite a.k.a. Omicidio per Vocazione (1968)

          Hier habe ich mal wieder eine Zweitsichtung. Und ich gebe zu, der Film hat mir diesmal etwas besser gefallen, vielleicht weil ich auch besser aufgepasst habe.

          Folgendes hatte ich mal gepostet:
          Tödliches Erbe

          - Früh-Giallo, der schon mal die bekannten Krimi-Muster "Wer ist der Täter" abspult. Die Morde sind unblutig, aber eigentlich recht interessant umgesetzt (z.B. Golfschläger). Die Farbgebung ist 60s typisch, aber nicht Bava. Das Rätselraten macht Spaß - ich bin nicht ganz auf die Lösung gekommen - war aber nah dran. Eigentlich geht es um eine Erbschaftsgeschichte - in der ein Bahnarbeiter (!!?!) zu Geld kam und nach seinem Tode die Kohle seinen Kindern überlässt. Bedingung war: der geistig zurückgeblieben Sohn muss erst 18 werden, bevor die restlichen Kids das Geld bekommen. Nun - der Adoptivsohn, der einen an der Waffel hat (und nach 25 statt 15 Jahre aussieht), landet, wie Papa, ebenfalls unterm Zug. Aber aus dem Selbstmord wird schnell Mord, denn der Rest der Familie lebt einer nach dem anderen ab. 
          Fazit: totz gutem Finale und Auflösung, eher durchschnittlicher Krimi, da die bekannte Form des Giallos noch nicht den Durchbruch hatte. Aber dennoch mal nett zu sehen - leider war die dt. Synchro recht mager.

          Also – Bahnwärter Cesar wird vom Zug überollt und hinterlässt seinen drei Töchtern und dem Adoptivsohn ein großes Vermögen. Nun – Cesar war ein erfolgreicher Unternehmer, dessen Firma aber bankrottging. Er hat dies kommen sehen und rechtzeitig Geld beiseitegeschafft, bevor er sein Leben als Bahnwärter fristete. Nun konnte der der gierigen Verwandtschaft dann doch genügend hinterlassen, doch daran ist die Bedingung geknüpft, dass die erst das Geld bekommen, wenn sein geistig zurückgebliebener Adoptivsohn volljährig wird. Leider trägt sich in der folgenden Nacht ein weiterer Unfall zu – der Adoptivsohn Janot schmeißt sich selbst vor einen Zug. Selbstmord? Inspektor Greville und Kommissar Etienne ermitteln. Leider beißt einer nach den anderen Erben ins Gras. Verdächtigt wird Leon, der unbeherrschte Mann von Rosalie, der einen Sack voll Schulden hat. Doch auch Colette und Simone haben Geheimnisse…

          Der Film ist an sich ein recht durchschnittliches WhoDunIt mit Edgar Wallace Flair. Ungewöhnlich ist, dass der Film in Frankreich spielt und somit alles Franzosen sind. Tom Drake, der den Inspektor spielt, wirkt wie eine 60er Jahre Variante von Daniel Craig, hat auf Simone ein Auge geworfen (wie Etienne auf Colette) und verfolgt mit bestechender Logik den geheimnisvollen Mörder. Aus dem Rahmen fällt vor allem Ernesto Colli, der einen 15-Jährigen spielt, aber wie 25 aussieht (und es auch ist). Aber damit hatten die Italiener noch nie Probleme (siehe Die Rückkehr der Zombies von Bianchi). Der Film ist an sich spannend genug als One-Timer. Der Film wartet mit einigen unblutigen Morden auf und unterhält mit fröhlichem Rätselraten. (Ich hatte die Auflösung schon vergessen… und war vom Plottwist doch nochmal überrascht). Der Score hat wieder schmissige 60er-Jazz/Rock-Klänge, so dass sich der Krimi-Freund sofort wohlfühlt. Eigentlich ist das Spielfilmdebüt von Vittorio Sindoni ganz unterhaltsam. Ist natürlich auch kein großer Wurf und von den Gialli-Meisterwerken meilenweit entfernt. Man bekommt aber einen hübschen „Wer war der Täter“ Plot in farbkräftigen Bildern. Krimifreunde können mal in den Trailer reinschauen – ansonsten nur für den Giallo-Komplettisten von Interesse. Der Film ist in guter Qualität in der damaligen Giallo-Box Nummero Uno von Koch enthalten, die leider wohl OOP ist. Alternativ greift man zur alten VHS vom Label Sauerland Kunststoffe GmbH & Co KG, die vielleicht gekürzt ist (obwohl es nicht zu cutten gibt).

          Hier der italienische Trailer:
          « Letzte Änderung: 23. September 2023, 09:22:27 von Elena Marcos »

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            Più tardi, Claire, più tardi... / Run Psycho Run (1968)

            Dieser Film von Brunello Roni ist ein furchtbar geschwätziger Film und eher im Gothic-Horror verankert. Er wirkt wie eine langweilige Version von Rebecca – es geht um einen Mann, dessen Frau und Sohn ermordet wird. Jahre später kommt er mit einer Frau an, die der Toten wie aus dem Gesicht geschnitten ist, die ebenfalls einen kleinen Sohn hat.
            Die gierige Verwandtschaft ist im Übrigen nicht erbaut über die neuen Ehepläne.
            1965 in Schwarz/Weiß gedreht und drei Jahre liegen gelassen, bevor er das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Nach dem Film wusste ich wieso – pure Langeweile – viel Dialog, aber wenig Mystery. Die Auflösung kommt plötzlich und ist kaum nachvollziehbar.
            Fazit: Leider doof

            Für die ganz harten unter euch – hier auf YT:

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              Der Phantom-Killer schlägt zu / L‘Assessino fantasma / Viaje al vacio (1969)

              Nun ein kleiner Schlenker Richtung Spanien, denn der „Phantom-Killer“ ist eine Koproduktion, die oftmals bei der „gelben“ Liste unterschlagen wird. Zu Unrecht, denn auch wenn der Film in Spanien spielt und mit zum größten Teil spanischen Darstellern aufwartet, kann man diesen Früh-Giallo doch auf die Liste setzen.
              Nun – wir haben hier wieder mal einen abstrusen Plot, der vielleicht auch Brian de Palma inspiriert haben könnte. Denn wir haben den US-Darsteller Larry Ward, der ein Zwillingspaar spielt. John ist Apotheker und mit der eiskalten Denise verheiratet (Teresa Gimpera), die ihren Mann hasst und eine Affäre mit dem Bruder Peter hat, der in der Apotheke angestellt ist. Zu Beginn taucht dann ein alter Verflossener von Denise auf – Gert Müller – der nach einem Unfall mit einer Narbe entstellt ist und den Finstermann gibt. Natürlich möchte er Denise und Peter erpressen, sonst würde er dem Ehemann alles stecken. Doch Denise und Peter haben andere Pläne: sie wollen John in den Wahnsinn treiben – sie setzen ihn unter „Insulin“ und Schlafentzug. Dann trichtern sie ihm einen Seitensprung und einen Mord ein… der Mord an Gert Müller.
              Eigentlich ist der Film der Wahnsinn in Tüten. Hitchcock hätte seine Freude an dem Verwirrspiel und der Abgebrühtheit des Gangsterpärchens gehabt, die den armen John so fertigmachen wollen, dass sie über sein Vermögen verfügen können. Nur sterben darf er nicht, denn laut Testament bekommen die Bösewichter nichts. Sie haben es jetzt mit einem Erpresser zu tun, mit Ärzten und leichten Mädchen – und bauen ein Lügenkonstrukt auf, das sich gewaschen hat. Auch der Zuschauer kommt nicht immer mit, aber das ist egal. John leidet ohnehin schon an einer Krankheit, die Anfälle hervorruft, so dass man seinen Gesundheitszustand eh schnell zerrütten kann. Der arme John wird zum Spielball und zweifelt an seinem Verstand.
              Larry Ward macht seine Sache in der Doppelrolle sehr gut, die Gimpera ist ein eiskaltes Luder und Giacomo Stuart als Erpresser ein mieser Typ. Sicherlich sieht der Film nicht nach italienischem Farbgewitter aus, sondern wirkt eher wie ein nüchterner Polizeifilm, aber das verleiht ihm diese düstere und zynische Atmosphäre. Ich fand den nicht nur durchweg spannend (auch wenn man so manchen Blödsinn über sich ergehen lassen muss) und die Musik ist sehr stimmungsvoll. Es gibt manche Tracks, die den Goblinsound vorwegnehmen, aber auch Stücke von Morricone, obwohl ein anderer Komponist genannt wird. Man merkt, dass der Score nicht eine Linie fährt. Hämmernde Tracks wechseln sich ab mit Orchesterstücken, die aus einem Gruselfilm stammen könnten. Egal – der Film ist sehr unterhaltsam, auch wenn die deutsche Synchro leider etwas minderwertig daherkommt. Angeblich wurde die wohl für die VHS angefertigt. Klingt nicht immer gut, tut aber ihren Dienst. Die Bluray von Cineploit hat ein sehr gutes Bild für diesen raren Streifen und kann jedem ans Herz gelegt werden. Im Bonus gibt es ein tolles Feature mit Christian Kessler, der improvisiert über den Film sinniert. Macht Spaß. Giallo-Freunde, die keine messerschwingenden Killer brauchen (denn der Phantom-Killer ist hier nur ein Phantom), sei der Streifen empfohlen. Trailer habe ich keinen gefunden – es gibt den Film in der italienischen Fassung auf YT. Die Bluray ist jedoch noch erhältlich.

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                Corte d'Assise / Before The Jury (1931)

                Ein kurzer Exkurs in die frühe Filmgeschichte. „Corte d'Assise“ von Guido Brignone gilt als Wegbereiter des Giallo – im Sinne des Kriminalfilms. Im Grunde ist der rund 70 Minuten dauernde Streifen ein Gerichts-Film, der im Nachgang den Mord an Bankdirektor Calendari aufklären soll.
                Der wird nämlich im Park einer herrschaftlichen Villa erschossen. In der Nähe der Leiche findet man … den Gärtner. Und der Schuss kam wohl aus der Waffe des Gärtners. Im Laufe der Gerichtsverhandlung wird so manche Teufellei des Bankers aufgedeckt, denn er war selbst ein Erpresser, der auch gerne den Frauen nachstieg. Als der Mord geschah gab es in der Villa eine Gesellschaft, wo die Teilnehmer alle einen Grund hatten, den Arsch aus dem Weg zu räumen.
                Doch der Gärtner wird verhaftet und vor Gericht gezerrt – die Frage ist: war er es oder nicht?

                Der Film ist natürlich sehr statisch und dialoglastig, aber nicht minder spannend. Handelt es sich um ein klassisches WhoDunIt. Die Auflösung war einfach wie auch überraschend. Hätte ich eigentlich nicht drauf getippt.
                Die italienische Fassung, die es mal auf YT gab, hatte allerdings für das Alter eine hervorragende Qualität. Leider lag diese nur im O-Ton vor, was es schon schwer macht, dem ganzen im Detail zu folgen. Offenbar ist er heute nicht mehr auf der Plattform aufzufinden. Schade…

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                Offline Max_Cherry

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                  Schade, mit Untertiteln hätte ich mal reingeschaut.


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                    Una Ragazza piuttosto complicata / A Rather Complicated Girl (1968)

                    Dieser feine kleine Film ist ein Frühwerk von Damiano Damiani, der später einige Klassiker des italienischen Polit-Thrillers und Polizeifilms abliefern sollte. Manch einer kennt ihn auch als Regisseur von Amityville 2.
                    Das das „komplizierte Mädchen“ ist nur ein Hauch Giallo, vielmehr ein verschachtelter Psychothriller, der viel Spielraum für Interpretationen lässt.
                    Der Film beginnt mit Alberto (Jean Sorell), der in einer Apotheke Sauerstoff für seinen todkranken Bruder besorgen soll. Als es um eine Rückfrage per Telefon geht, wird er in ein Telefongespräch von lesbischem Gesäusel geschaltet. Hier lauscht er und stellt sich die Gespielinnen in seiner Phantasie vor. Anscheinen kann er aus dem Gehörten genügend Informationen entnehmen, denn er macht Claudia aus und freundet sich mit dem offenherzigen Mädchen an. Die steckt in einer Beziehung mit dem Lebemann Pietro, der sehr eifersüchtig ist und Claudia nachstellt. Das Telefongespräch hatte Claudia mit ihrer Stiefmutter Greta, die sie wohl als Teenager für ihre lesbischen Wünsche missbrauchte. Leider verfällt Alberto immer weiter Claudia, bis sie ein Gedankenspiel von sich gibt, bei dem ihre Stiefmutter Greta ins Gras beißen soll. Alberto gibt dem Verlangen gerne nach…
                    Im Grunde ist weniger Claudia der Mittelpunkt der Geschichte, sondern Alberto, denn er ist ein mieser Charakter. Er gibt sich als stark, dabei ist er feige, schüchtern und lässt sich von Claudia immer weiter manipulieren. Das zeigt sich bei einer Szene deutlich, wo Pietro der gulten Claudia eine scheuert, nachdem sie mit ihm Schluss gemacht hat. Doch Alberto schaut der Szene nur zu, was Claudia ihm vorwirft – also geht Alberto zu Pietro und schlägt ihn nieder. Aber auch die unangenehme Szene, wo die beiden eine minderjährige Schülerin unter falschen Versprechungen in eine abgelegene Ruine locken, um sie zu quälen (und zu missbrauchen? Aber so weit geht der Film nicht – der Anschein reicht aus).
                    Man merkt schnell, dass Alberto ein schwacher, labiler Kerl ist. Denn er erfindet immer Ausreden, um seinen todkranken Bruder nicht zu besuchen oder ihm beizustehen. Das weiß er zwar auch selbst (und bricht in Tränen aus), aber er kann nicht über seinen Schatten springen – bis sein Bruder dann auch stirbt. Zum anderen besitzt Alberto auch eine kräftige Phantasie – was man zu Beginn beim Telefonat sieht, aber auch am Schluss zur Geltung kommt. Im Grunde erleben wir mit, wie Alberto von Claudia regelrecht besessen ist und in den Wahnsinn abdriftet (das ist meine Interpretation am Ende des Films). Denn nachher weiß man nie genau, ob das, was Claudia von sich gibt, so der Wahrheit entspricht oder ob er das ihm Gesagte nur anders interpretiert. Wir, als Zuschauer wandeln auf genau denselben unsicheren Pfaden (Da kann wohl nur eine Zweitsichtung helfen, um den Film aus einem anderen Blickwinkel zu sehen). Ganz gleich – der Film ist ein sehr gut inszeniertes Psychodrama, das von Damiani, der auch als Art Director gearbeitet hat, in farbenfrohe Bilder umsetzt.
                    Kein Üblicher Giallo, aber ein intelligentes Werk, das zu Unrecht immer unter dem Radar läuft. Der Film ist leider nicht in Deutsch erschienen. Mir lag die spanische DVD vor, die auch O-Ton und englische Untertitel besitzt.
                    Fazit: überraschendes kleines Highlight aus der Giallo-Frühphase über Liebe und Besessenheit.

                    Finde leider keinen Trailer … schade.

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                      Salvare la faccia / Psychout for murder (1969)

                      Der einzige Giallo von Schauspieler Rossano Brazzi ist man wieder ein typisches Beispiel, wie man einen italienischen Krimi hinbekommt ohne einen messerschwingenden Killer.
                      Der Film ist auf „veoh“ mit englischen Untertiteln zu bekommen und basiert auf der italienischen Schnittfassung. Die Story ist eigentlich wieder recht simple: Licia ist die Tochter einen Großindustriellen und hat sich mit dem falschen Typen eingelassen. Mario ist ein typischer Schmierlappen, der sich heimlich mit der süßen Maus trifft. Leider werden die in flagranti von Reportern erwischt und um einen Skandal zu vermeiden, lässt Daddy seine Jüngste einfach in die Klapse einweisen. Als sie wieder als „geheilt“ entlassen wird, spielt sie der Familie richtig gut was vor und plant derweil ihre Rache…
                      Die ersten zehn Minuten sind ein richtiges Schnittgewitter, das heute Hollywood zu Ehren gereicht hätte. Wir bekommen alle Figuren um die Ohren gehauen … nicht nur Licia und ihren Lover, sondern auch Schwesterchen Giovanna mit ihrem Mann Francesco, natürlich Daddy Marco Brignoli und den Lokalpolitiker, den Daddy in der Tasche hat. Ich habe zwar nicht verstanden, warum Licia „geopfert“ werden soll, aber das weis die Kleine wohl auch nicht so recht. Für Daddy geht sie aber in die Anstalt. Leider ist das kein Zuckerschlecken und der Hasst türmt sich durch die tägliche Folter hübsch auf.
                      Das Spannende ist, dass wir als Zuschauer von Beginn an auf der Seite des Bösen stehen, denn wir verfolgen, wie Licia nach und nach ihre Familie zerstört. Und mir hat es eine diebische Freude gemacht, wie das süße Mädchen ihre Intrigen spinnt – bis zum Mord. Dabei kann man der immer lächelnden Adrienne Larussa kaum böse sein. Ohnehin ist die der absolute Gewinn des Films. Leider sollte sie später die Hauptrolle in Lucio Fulcis „Beatrice Cerci“ (Die Nackte und der Kardinal) spielen, was ihr wohl so ein Trauma beschert hat, dass sie wieder nach Amerika ging und nur noch TV-Serien machte. Dennoch ist das eine zauberhafte junge Dame, der man sofort verfällt und ihr auch alles durchgehen lässt – dabei ist die dermaßen durchtrieben, dass selbst Schwesterchen Giovanna (ebenfalls schnuckelig: Paola Pitagora), die eigentlich noch die letzte Fürsprecherin von Licia ist, ihr Fett wegbekommt.
                      Nun – der Schluss ist recht traurig wie obskur, denn der Drahtzieher Vater Marco kommt zwar davon, wird aber sein Lebtag nicht mehr froh.
                      Der Streifen ist eigentlich mehr Psychodrama statt Giallo, aber hervorragend gespielt und manipulativ. Für die Larussa hätte ich mich auch sofort auf den Boden geworfen – was für eine Frau. Dafür wirft man gerne seine Moralvorstellungen über Bord. Im Übrigen hat der Streifen wieder einen sehr hübschen Score, wobei das Titellied der italienischen Fassung richtig Spaß macht: „Love your neighbour as yourself …. Kill them!“
                      Die US-Fassung ist zwar 15 Minuten länger, ist jedoch anders geschnitten und besitzt eine andere Musik. Die Szenen wurden auf englisch nachgedreht und haben nur einen Mehrwehrt: Nacktszenen von der Larussa – vor allem eine Masturbastionsszene. Leider ist diese Fassung auf frei zugänglichen Portalen nicht zu sehen. Vielleicht kann ich irgendwann mal eine DVD auftreiben. Die italienische Fassung lohnt sich unbedingt:

                      Hier komplett: https://www.veoh.com/watch/v124071167RcS2cdJR

                      "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                      Offline Elena Marcos

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                        Orgasmo (1969)

                        Umberto Lenzis erster Giallo ist ein „Home Invasion“ Film der etwas anderen Art. Hier ist es Carroll Baker, mit der Lenzi später noch öfters zusammenarbeiten sollte, die als reiche Witwe in die Luxusvilla nach Rom zieht, um nach dem Tod ihres Mannes etwas auszuspannen und nur ihrer Leidenschaft, der Malerei, zu frönen. Plötzlich steht Peter vor der Tür, der mit seinem Wagen liegen geblieben ist. Der junge Typ, der Geld verabscheut, beginnt eine intime Beziehung mit der etwas älteren Frau und nistet sich irgendwann bei Kathryn ein. Als dann plötzlich Eva, Peters Schwester, vor der Tür steht, beginnt eine erotische Dreiecksbeziehung. Doch der Einfluss der Geschwister wird zum Fluch. Die Partys, die Orgien und auch der Alkoholgenuss treibt Kathryn in Abhängigkeit und Wahnsinn. Kein Wunder, denn die fiesen Parasiten unterstützen das Ganze zusätzlich noch mit Drogen, die sie der Witwe heimlich verpassen.
                        Derweil bemüht sich der Anwalt und Freund der Familie Brion Sanders sich um Kathryn, die jedoch nicht mehr heiraten will. Sie versucht das Erbe schnell abzuwickeln (und überlässt den Tanten den Familienstammsitz in Amerika), um sich wieder auf das lustvolle Leben mit Peter und Eva zu konzentrieren. Doch irgendwann merkt sie, dass da was nicht in Ordnung ist – schwört dem Alkohol ab und will die miesen Geschwister rausschmeißen – doch leider wird sie die nicht mehr los. Denn es gibt kompromittierende Bild von so manchem heißen Spielchen. Doch die Kids wollen kein Geld - nur Kathryn und das süße Leben.
                        Nun, wieder mal kein Giallo mit Messern, aber eine kleine fiese Tour de Force. Denn wir sind als Zuschauer immer auf Seite von Kathryn, die von den jungen Leuten verführt und ausgenutzt wird. Das machen Lou Castell (Peter) und Colette Descombes (Eva) meisterhaft. Je länger der Film läuft, desto mehr hasst man diese Parasiten. Sie halten die Hausherrin gefangen, setzten die Bediensteten vor die Tür und halten selbst den Anwalt Brion zum Narren. Kathryn muss nachher in ihrem Haus ums eigene Überleben kämpfen.
                        Am Anfang hatte auch ich den Glauben, den Verlauf vorher zu sehen, war jedoch am Schluss doch etwas überrascht. Klar, kann man sich denken, wo die Reise hingeht und das hinter dem böswilligen Verhalten von Peter und Eva mehr stecken muss, doch natürlich kommt auch hier die Auflösung mit doppeltem Boden daher. Der Soundtrack ist 60s typisch und komponiert, denn die Musikstücke der modernen Popkultur sind natürlich nicht zu hören (die Plattencover werden demonstrativ ins Bild gerückt – allerdings werden die Interpreten nicht gespielt). Hervorzuheben ist auch Carroll Baker, die es schafft, die Witwe bei ihrer Talfahrt perfekt zu skizzieren. Auch das Makeup tut einiges dazu, denn je mehr sie dem Alkohol verfällt, desto blasser ist sie geschminkt (auch die Lippen sind blass und die Augen bekommen dunkle Ränder). Das Ende des Films kommt (teils) überraschend und auch zynisch daher. Hübsch gelöst, aber deprimierend auch für den Zuschauer. Egal – Lenzis Einstand im Giallo ist empfehlenswert, auch wenn der Film sind am Anfang etwas zieht.
                        Der Titel „Orgasmo“ war den Amis zu obszön, weshalb er in USA „Paranoia“ getauft wurde. Leider hat Lenzi später selbst einen Film mit dem Titel gedreht, also nicht verwechseln.
                        Leider ist der Film nicht auf Deutsch erschienen, war aber Teil der „Lenzi/Baker Giallo Collection“ von Severin, die 2020 erschienen ist. Hier ist der Film auch als „Director‘s Cut“ enthalten, der etwas mehr nackte Tatsachen der Hauptdarstellerin offenbart. Auch die eine oder andere Handlungsszene ist darunter – erkennbar an den italienischen Dialogen, die in der Ursprungsfassung gefehlt haben. Die Box, mit drei weiteren Lenzi Gialli, sowie zwei Soundtrack-CDs, ist leider wohl oop und nicht mehr zu bekommen.

                        Hier der Trailer des Films:

                        "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                        Offline ap

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                          Der klingt cool und würde mich brennend interessieren, schade das es den nicht auf deutsch gibt...


                          Offline Max_Cherry

                          • Die Großen Alten
                              • Show only replies by Max_Cherry
                            Ja, wirklich schade. Der hätte mich auch interessiert.




                            Bei amazon Prime gibt es übrigens "Stimme des Todes" von Antonio Bido (Blutiger Schatten) mit sehr guter Bildqualität. Allerdings ist der auf italienisch mit dt. UTs.
                            Ich hab den gestern angefangen, war aber zu müde. Visuell nichts besonderes und der erste Kill war auch eher unspektakulär, aber der hat trotzdem was. Ich guck den auf jeden Fall noch zu Ende.
                            « Letzte Änderung: 06. Oktober 2023, 21:35:39 von Max_Cherry »


                            Offline Havoc

                            • Bürohengst sucht Paragraphenreiterin
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                              Von Orgasmo hab ich noch die Shriek Show US DVD im Schrank stehen.
                              Aber an vieles konnte ich mich bis zu Dirks Text nicht mehr erinnern.

                              Stimme des Todes habe ich als ganz ordentlich abgespeichert. Da hab ich die X-Rated DVD von.
                              “When I ride my bike I feel free and happy and strong.  I’m liberated from the usual nonsense of day to day life.  Solid, dependable, silent, my bike is my horse, my fighter jet, my island, my friend.  Together we will conquer that hill and thereafter the world”


                              Offline Elena Marcos

                              • a.k.a. Dirk
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                                Von Orgasmo hab ich noch die Shriek Show US DVD im Schrank stehen.
                                Aber an vieles konnte ich mich bis zu Dirks Text nicht mehr erinnern.

                                Stimme des Todes habe ich als ganz ordentlich abgespeichert. Da hab ich die X-Rated DVD von.

                                Ist die Shiekshow DVD unter dem Titel Orgasmo oder Paranoia? Lenzi hatte ja noch einen anderen Film unter dem Titel abgeliefert... sonst musst du den nochmal einlegen...

                                Stimme des Todes gibt es unter anderem Titel mittlerweile auch als BD.

                                "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                Offline Havoc

                                • Bürohengst sucht Paragraphenreiterin
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                                  Ist die Shiekshow DVD unter dem Titel Orgasmo oder Paranoia? Lenzi hatte ja noch einen anderen Film unter dem Titel abgeliefert... sonst musst du den nochmal einlegen...

                                  Orgasmo
                                  Schwarz gelbes Cover, soviel ich noch weiß
                                  “When I ride my bike I feel free and happy and strong.  I’m liberated from the usual nonsense of day to day life.  Solid, dependable, silent, my bike is my horse, my fighter jet, my island, my friend.  Together we will conquer that hill and thereafter the world”


                                  Offline Max_Cherry

                                  • Die Großen Alten
                                      • Show only replies by Max_Cherry
                                    Stimme des Todes gibt es unter anderem Titel mittlerweile auch als BD.

                                    Ich hab ein bisschen suchen müssen, aber ja, der ist unter dem Titel "die Katze mit den Jadeaugen" von X-Rated erschienen und noch erhältlich.


                                    Die Stimme des Todes (1976) :prime:
                                    Ich war mir anfangs nicht sicher, ob sich die Sichtung lohnen wird. Visuell fand ich den eher unspektakulär, er hat also wenig bis gar keine nennenswerte Kamerafahrten und -spielereien zu bieten. Die Belichtung ist realistisch gehalten und in der Handlung ging es auch nur langsam voran. Hinzu kommen die relativ blutarmen Kills. Wenn ich richtig gezählt hab, sind es auch nur 3 Stück bis zum Finale.
                                    Aber der Film von Antonio Bido hat andere Qualitäten: da ist zunächst einmal der unfassbar großartige Soundtrack von Trans Europa Express, die sehr nach Goblin klingen. Bei der Figurenkonstellation gibt es zwar ein paar unglaubwürdige Zufälle und trotzdem ist die Handlung in sich schlüssig und wirkt wesentlich weniger an den Haaren herbeigezogen, wie bei vielen anderen Vertreten des Giallo Genres. Zudem fand ich sogar die Schauspieler durch die Bank solide bis gut.
                                    Das Erzähltempo war nicht immer perfekt und das Lesen der Untertitel hat minimal genervt, aber im Großen und Ganzen fand ich "Die Stimme des Todes" tatsächlich besser als erwartet.
                                    :6.5: - :7:
                                    « Letzte Änderung: 07. Oktober 2023, 21:57:37 von Max_Cherry »


                                    Offline Elena Marcos

                                    • a.k.a. Dirk
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                                      Top Sensation – Sklaven ihrer Triebe (1969)

                                      Sleaziges Bahnhofskino oder erotisch-dramatisches Meisterwerk. „Top Sestaion“ von Ottavio Alessi nimmt eine richtige Sonderrolle unter den Gialli ein. Es ist nämlich die einzige Regiearbeit von Alessi, der zumeist als Drehbuchautor unterwegs war. Hier haut er so richtig auf die Kacke. Nun – es geht um die herrische dominante Mutti Frau Mudy, die ihren geistig zurückgeblieben Sohn eine Frau zuführen möchte, damit dieser nicht nur seine Jungfräulichkeit verliert, sondern auch wieder „normal“ wird. Denn vorher lebte er in einer psychiatrischen Anstalt, die er mal so nebenbei abgefackelt hat. Um den Plan umzusetzen, engagiert sie das Ehepaar Paola und Aldo, die sich bei Erfüllung des Auftrages eine Konzession von der reichen Frau Mudy erhoffen. Dafür besorgen sie die fesche Ulla, die kleinen Tony mal so richtig an ihre Brust bringen soll. Doch Tony spielt lieber mit seiner Carrera-Bahn als mit Ullas Glocken. Doch als das Boot mit der dekadenten Bagage auf ein Riff aufläuft, suchen sie Hilfe an Land. Auf der kleinen Insel leben Andro und seine junge Frau Beba – und die hat es klein Tony eher angetan. Also locken sie Beba an Bord und wollen, dass sie Tony zum Mann macht. In der Zwischenzeit taucht auch der Ziegenhirte Andro auf, vor dem sie Beba verstecken – in dem Ulla und Paola mit dem Bauern rummachen. Doch leider haben sie die Rechnung nicht mit Tony gemacht, denn der hat mit Beba ganz andere Pläne…
                                      Das Setting des Films ist arg begrenzt – Boot und Insel sind die einzigen Drehorte. Der Rest konzentriert sich auf die Figuren, die sich sehr freizügig geben. Also macht mit Ulla rum, während Paola auch mal Frau Mudy im Bett beglückt. Auf dem Boot der reichen geht es hoch her. Blickfang sind hier dabei natürlich Rosalba Neri als Paola und Edwige Fenech als Ulla – hier knistert die Leinwand. Eva Thulin bringt als Beba noch eine Portion Unschuld ins Spiel und schon ist das Sexualdrama vollkommen. Der Hammer ist aber Maude Bellaroche als Frau Mudy – eine derart skrupellose, bösartige Frau, die eiskalt ihre Macht ausspielt. Perfekt besetzt, die Bellaroche war keine Schauspielerin, sondern war berühmt als Skandalautorin, die mit genau solchen Geschichten berühmt wurde (ich glaube ein Buch hieß „Amazone der Lust“…). Man merkt, dass wohl viel Eigenes aus dem Leben der Baronin Bellaroche in die Rolle geflossen ist – ein echter Glücksgriff, denn man nimmt ihr die herrische Mutter in jeder Sekunde ab. Das Drama spitzt sich bis zum Ende zu – aber das sei hier nicht verraten, auch wenn es bereits überall in den Inhaltsangaben steht. Denn im letzten Drittel werden einige ins Gras beissen müssen. Und es ist nicht Rosalba Neri in ihrem Festisch-Bikini mit dem Gewehr in der Hand. Denn die hat nämlich keine Probleme harmlose Ziegen abzuballern und steht in Punkto Bösartigkeit Frau Mudy in nichts nach.
                                      Man weiß wirklich nicht, ob der Film als Sensationsgeilheit fürs Publikum gedreht wurde, oder ein ernsthaftes Psycho-Sexual-Drama beabsichtigt war. Damit setzt sich auch der Audiokommentar von Christian Kessler und Markus Stiglegger auseinander. Es seid aber versichert – schon alleine der weiblichen Besetzung schon lohnt sich dieser schmierige Italo-Auswurf oder treffsicheres Arthouse-Meisterwerk. Egal, wie man es sieht – die Schauwerte sind enorm, auch wenn die Geschichte wenig spannend ist. Die DVD von Camera Obscura ist von mittlerer Bildqualität, was aber der Vorlage geschuldet ist (und darauf wird auch auf der DVD verwiesen). Das Bonusmaterial jedoch ist sehr erhellend – neben dem Audiokommentar ist (nur in der 2-Disc-Version) auch die deutsche Kinofassung enthalten, die zwar gekürzt war, jedoch um eine Rahmenhandlung um zwei Polizisten erweitert, die den Trashgehalt auf die Spitze treiben. Denn auch das geänderte Ende (geraden mit den nachgedrehten Szenen) spottet jeder Beschreibung. Absolut lohnende Veröffentlichung, die aber wie immer als Nischenprodukt oop ist. Aber für Giallo Freunde allein schon wegen der Besetzung einen Blick wert. Fazit: ein kleines Muss zwischen schmierigem Sleaze und intellektuellem Kino.

                                      Offenbar auch von Shameless erhältlich – siehe Trailer:

                                      "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                      Offline Elena Marcos

                                      • a.k.a. Dirk
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                                        Das Gesicht im Dunkeln - A doppia faccia (1969)

                                        Die Italienisch-Deutsche Co-Produktion war ein Beitrag zur Edgar Wallace Reihe, die von Horst Wendland produziert wurde. Es ist einer der ersten italienischen Beiträge, die sich ja im Laufe der 70er immer weiter als Giallo-Fundgrube entpuppte (jaaa – der neue „Wallace-Stil“). Hier wurde für die Umsetzung Riccardo Freda engagiert und präsentierte den Zuschauern keinen typischen Wallace-Krimi, denn der beliebte Klaus Kinski nimmt sich in seiner Hauptrolle ausnahmsweise extrem zurück.
                                        John Alexander (Kinski) ist mit Helen Brown verheiratet, die er zwar von Herzen liebt, aber die Ehe funktioniert nicht mehr so richtig. Dennoch sorgt die reiche Frau für Ihn und macht ihm zum Haupterben. Kein Wunder, dass Helen kurze Zeit später bei einem Autounfall ums Leben kommt und John Chef der Firma wird. Lange Zeit kann er den Verlust nicht verarbeiten. Plötzlich findet er in seinem Haus die junge Christine, die sich ein Platz für die Nacht gesucht hat. Er ist fasziniert von ihr, aber auch abgestoßen, da er seine Frau nicht vergessen kann. Gemeinsam mit Christine landet er auf einer Hippie-Orgie, wo Pornofilme gezeigt werden. In einem spielt Christine mit und hat eine Sexszene mit einer verschleierten Frau, die Helens Ring trägt und eine Narbe am Hals hat. John will von Christine alles über den Film wissen, der nach Helens Unfall gedreht wurde. Doch Christine will nichts über die „Gräfin“ sagen. Doch John lässt nicht locker…
                                        Tatsächlich nimmt Freda Elemente von Schraders „Hardcore“ oder dem Cage-Film „8mm“ in der Thematik vorweg, bleibt jedoch eher zahm in der Darstellung. Ohnehin ist Fredas Inszenierung etwas zähn, dem Film hätte etwas mehr Spannung gut getan. Die deutsche Kinofassung ist leicht beschnitten, wahrscheinlich um Kinski zwielichtiger zu zeigen, als er ist. Die Jagd nach der Wahrheit ist leider nicht immer flott und auch nicht unbedingt logisch und kommt am Schluss mit einer etwas hanebüchenen Auflösung daher. Der Film zeichnet sich eher durch eine gute Performance von Kinski in der Hauptrolle aus, durch einen hübschen Soundtrack von Nora Orlandi und die stimmungsvollen Kulissen. In der einschlägigen Literatur kommt der Film sehr gut weg, ich fand den gestern eher durchschnittlich. Nicht langweilig, aber auch kein Highlight. Komisch ist, dass ich den öfters gesehen habe und mich nie so richtig erinnern kann. Das spricht nicht gerade für den Streifen. Die deutsche Kinofassung ist auf DVD noch gut verfügbar, die italienischen Originalfassung aus „lizenzrechtlichen“ Gründen leider nicht. Die Handlungserweiterungen sind aber nicht unbedingt notwendig. „Das Gesicht im Dunkeln“ gibt es zwar auch auf Bluray, allerdings nur in der Wallace-Gesamtbox, die leider OOP ist. 

                                        Hier der deutsche Trailer:

                                        "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                        Offline skfreak

                                        • Serienfreak
                                        • Die Großen Alten
                                            • Show only replies by skfreak
                                          Die beiden oberen würden mit beide interessieren :) Top Sensation wegen Fenech und der Untere weil ich den Wallace Filme alle etwas abgewinnen kann.
                                          Sind aber beide scheinbar nicht mehr auf Scheibe zu haben,.


                                          Offline Elena Marcos

                                          • a.k.a. Dirk
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                                              • Show only replies by Elena Marcos
                                            Die beiden oberen würden mit beide interessieren :) Top Sensation wegen Fenech und der Untere weil ich den Wallace Filme alle etwas abgewinnen kann.
                                            Sind aber beide scheinbar nicht mehr auf Scheibe zu haben,.

                                            Das Gesicht im Dunkeln ist auf DVD allerdings noch gut zu bekommen.

                                            "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                            Offline Elena Marcos

                                            • a.k.a. Dirk
                                            • Moderator
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                                              Nackt über Leichen - Una sull'altra a.k.a. Perversion Story (1969)

                                              2017 gab es die Erstsichtung – damals so beschrieben:

                                              Nackt über Leichen
                                              - der Früh-Giallo von Lucio Fulci wandelt noch nicht ganz auf den Pfaden des sich entwickelnden Giallo, wartet aber mit einem unheimlich verzwickten Kriminalfall auf, der sich zu einem megaspannenden Finale entwickelt. Hier geht es um einen Arzt, der eine kranke Frau zu Hause hat und zudem etwas finanzielle Schwierigkeiten mit seiner Klinik. Außerdem fährt er gerne zu seiner Geliebten, eine Akt-Photographin. Nun ... es kommt, wie es kommen muss. Die kranke Frau stirbt zu Hause an einem Astma-Anfall. Nach der Beisetzung taucht eine Versicherungspolice auf, dessen Geld die Klinik retten kann. Leider hat der arme Arzt keinen blassen Schimmer davon und gerät unter Moderverdacht. Als dann noch eine Stripperin auftaucht, die seiner toten Frau zum Verwechseln ähnlich sieht - gerät er in einen Strudel von Intrigen, die ihn gradewegs in die Todeszelle führen. "Nackt über Leichen" ist ein grandioser Thriller mit Hitchcock-Anleihen und vielen kleinen Feinheiten, die den Film bis zum Plottwist (der etwas verschachtelt erzählt wird, um die Spannung bis zum letzten Moment aufrecht zu erhalten) zum absoluten Genuss machen. Ich hätte mit einem unlogischen, platten Erotikfilm gerechnet - aber "Nackt über Leichen" ist ein sensationeller Film, der in keiner Giallosammlung fehlen sollte. Ach ja - blutig ist der Film natürlich überhaupt nicht, auch wenn Fulci draufsteht.

                                              Auch bei der Zweitsichtung blieb der Film spannend, frisch und originell. Fulci erzählt seine Vertigo-Variante sehr mysteriös und originell – damit ist „Nackt über Leichen“ dem im gleichen Monat erschienenen „Gesicht im Dunkeln“ haushoch überlegen. Vor allem die letzten zwanzig Minuten ziehen nochmal die Spannungsschraube extrem an. Fulci arbeitet übrigens hier schon mit Splitscreen (was DePalma später auch noch gerne nutzen sollte) und tritt auch selbst wieder in einem Cameo auf (als Experte bei der Polizei). Hervorzuheben ist vor allem wieder Marisa Mell in der Doppelrolle von Susan und der Stripperin Monica. Gut gespielt und vor allem als Monica ein heißer (dominanter) Feger. Der Plottwist am Ende kommt zwar etwas unerwartet, aber absolut gerecht und lässt einen zufriedenen Zuschauer zurück. Sorel macht seine Sache als Arzt unter Verdacht sehr solide und hangelt sich, wie der Zuschauer, ratlos von einem Puzzelstück zum nächsten, ohne einen echten Plan zu haben.
                                              Auf jeden Fall ist „Nackt über Leichen“ ein sehr empfehlenswerter Giallo, den man gesehen haben sollte. Für Fulci-Fans ohnehin ein Muss.
                                              Es gab eine DVD aus Österreich von der Edition Tonfilm, die allerdings nicht komplett synchronisiert ist. Diese Fassung gibt es als Bonusfilm auf der DVD im X-Rated Mediabook von „Nackt für den Killer“. Ich denke mal, dass beide Ausgaben nicht mehr erhältlich sind. Das Mediabook war jedoch noch lange Zeit zu bekommen. Vielleicht findet man dieses noch mit ein wenig Glück.

                                              Hier der englische Trailer zur US-Fassung unter dem Titel „One on Top of the Other“:


                                              "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                              Offline Elena Marcos

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                                                Die Mühle der Jungfrauen - Yellow: le cugine (1969)

                                                Valentina und ihr frischer Ehemann Pierre sprengen die Beerdigung von Valentinas Großvater. Die schamlose freizügige Valentina ist scharf auf das Erbe, dass sie jedoch mit ihrer Cousine Martha teilen muss. Die hat den Opa gepflegt und ist seit Jahrzehnten Herrin über den Familiensitz. Doch im Gegensatz zu ihrer Cousine ist Martha recht zugeknöpft, streng und frigide. Nachdem sich Valentina im Haus austobt, kommt es zum Streit mit ihrem Mann Pierre, der sich besäuft und in der besagten Mühle Heia macht. Am nächsten Tag ist Valentina kalt und tot. Inspektor Sacarra glaubt zunächst an einen bedauerlichen Unfall…

                                                2016 hatte ich den Film bereits gesehen:

                                                Die Mühle der Jungfrauen
                                                - nun - die ist zwar mit der "Falle" auf der gleichen Bluray, hat aber nicht diese Qualität, sondern ist ein leicht sleaziger Krimi um zwei Cousinen, die eine Erbschaft machen. eine prüde, die andere slutty - nun der frisch gebackene Ehemann bändelt mit der prüden Lotte an, was zu einem Ehekrach führt. Am nächsten Tag ist die "Bitch" tot - ein Unfall zunächst. Nun auf den letzten Minuten ermittelt ein Kommissar, der dann den Mörder überführt.
                                                Insgesamt ein recht unlogischer Fall, und im Grunde mehr Familien Drama als Giallo. Auf der einen Seite ist der Film aber hübsch fotografiert, auf der anderen ist er einfach etwas langweilig und dröge, trotz hübsch anzuschauender Darstellerinnen. Das interessante des Films ist eigentlich nur, dass es eine recht seltene Erwin C. Dietrich Produktion ist (aha - wie die Falle auch) - aber die Story nicht aus dem Quark kommt. Dennoch hat diese Giallo-Box eins erreicht: ich suche im Schrank noch nach mehr alten Gialli, die ich mir auf/unter den Stapel packen kann...

                                                Nun folgte die Zweitsichtung. Man muss dazu sagen, dass der Film wohl nie ins Kino kam, sondern in Deutschland und Italien nur auf VHS ausgewertet wurde. Daher galt er immer als recht selten. Die BD im Doppelpack mit „Die Falle“ ist qualitativ am Bahnhofskinoniveau, was aber dem Ganzen kein Abbruch tut. Ich fand den damals wohl etwas dröge, denn der Film zieht sich ganz schön, bis es zum Mord kommt. Denn der passiert ungefähr genau in der Mitte. Bis dahin erleben wir die Eskapaden von Valentina und ihren „Hippie-Freunden“, die Martha, verklemmt bis zum geht nicht mehr, natürlich unheimlich reizen. Pierre ist ebenfalls schamlos, denn er schmeißt sich schnell Martha an den Hals (was zum Streit zwischen dem jungen Ehepaar führt). Die zweite Hälfte beschäftigt sich mit der Mördersuche, die sich schnell auf den Mann konzentriert, denn der ist kein Mann von Traurigkeit und macht sich mit Martha eine schöne Zeit. Doch die hat Beweise in der Hand für Pierres Schuld und will den hübschen Mann für immer an sich binden.
                                                Nun – sichtlich spannend ist das nicht, aber unterhaltsam irgendwie schon. Denn die hübschen Frauen und der neunmalkluge Kommissar schaffen es doch den Zuschauer bei Stange zu halten. Man sollte noch erwähnen, dass der Schnitt von einem gewissen Bruno Mattei stammt, der später selbst Schmuddel-Meisterwerken schaffen sollte.
                                                Für den Giallo-Fan und Komplettisten ein Blick wert, für alle anderen unwichtig. Denn Aufgrund der wenigen Verdächtigen wird schnell klar, wie der Hase läuft und man liegt mit seinem Tipp zu 50 Prozent richtig. Hauptgründe sich den Film anzusehen sind auf jeden Fall die Amerikanerin Lisa Seagram als Martha und die süße Catarina Barbero, die schnell blank zieht. Der Film ist auf der Doppel-BD mit Questis „Falle“ erhältlich, diese Edition ist leider OOP. Aber als Doppel-DVD ist das Ding noch für 10 Euro zu haben. Schon allein wegen „Die Falle“ lohnt sich die Anschaffung.

                                                Leider kann ich keinen Trailer bieten, dafür jedoch einen musikalischen Eindruck:

                                                "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                                Offline Elena Marcos

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                                                  So Sweet... So Perverse / Così dolce... così perversa (1969)

                                                  Und nun kommen wir so langsam zu den Klassikern des Genres. Doch bevor Argento mit den schwarzen Handschuhen rüberkam, sollte Umberto Lenzi mit „Così dolce... così perversa“ noch einen Giallo mit Starbesetzung vorlegen, sowohl vor als auch hinter der Kamera.
                                                  Heute geht es um den Industriellen Jean Reynaud, gespielt Jean-Louis Trintignant, dessen Weg hier weniger von Leichen, sondern eher von schönen Frauen gepflastert ist. Denn er ist mit Danielle (Erika Blanc) seit drei Jahren verheiratet, doch seit einem Jahr ist Funkstille in der Ehe. Jean ist ein Lebemann und vertreibt sich die Zeit mit anderen Frauen, unter anderem mit der Ehefrau seines Geschäftspartners (unsere „Loreley“ Helga Liné). Doch in der Wohnung über den Reynauds zieht eine geheimnisvolle Blonde ein. Nicole Perrier (Lenzi Liebling Carrol Baker) macht einen unsicheren Eindruck, denn sie wird von dem grausamen Klaus (Horst Frank in einer Paraderoll) terrorisiert, von dem sich die wohl masochistisch veranlagte Nicole nicht lösen kann. Jean will die Holde erst nur ins Bett ziehen, verliebt sich jedoch in sie und versucht sie dann vor Klaus zu schützen. Doch Klaus bleibt den beiden auf der Spur – bis es zu einer „tödlichen“ Auseinandersetzung kommt…
                                                  Mehr sei nicht verraten, denn das Drehbuch von Ernesto Gastaldi hält die eine oder andere falsche Spur bereit – und der Twist dreht sich wieder mit doppeltem Boden. Ich hatte von Anfang an meine Vermutung, wo die Reise hingeht, doch der Autor schaffte es dann doch, mich am Ende leicht zu überraschen. Der Film teilt sich etwas auf und nimmt sich Zeit – wir lernen Jeans Leben kennen – bis Nicole einzieht, dann kommt es zu mysteriösen Geräuschen in der Wohnung und Jean stellt der Unbekannten nach – dann erleben wir die Entwicklung der Beziehung und die letzte halbe Stunde wartet mit dem Giallo-Plot inklusive Mord und Totschlag auf. Lenzi inszeniert den Film gekonnt in seiner Handschrift (den Kamerablick durch Gläser finden wir auch hier wieder) – und produziert wurde das ganze von den Martino-Brüdern. Besonders Sergio sollte das Genre mit seinen Beiträgen so richtig auf Touren bringen. Die Musik von Riz Ortolani bietet schmissige Songs und einen eingängigen Soundtrack. Wir haben alle Zutaten, die wird für einen guten Giallo brauchen. Der Film ist seltsamerweise nie auf Deutsch erschienen. Doch in den USA ist er, wie auch Orgasmo, in der Lenzi/Baker Box von Severin enthalten (die natürlich wieder OOP ist). Vielleicht wäre dieser Streifen doch ein Fall für die ECC von X-Rated. Auch, wenn dieser Film sich in punkto Gewalt zurückhält, ist er ein hochkarätiger Thriller mit guter Performance.

                                                  Der englische Trailer verrät meiner Meinung nach etwas zu viel – da kann man sich schon den ersten Reim drauf machen. Aber wer die Einstimmung braucht – bitte schön:

                                                  "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                                  Offline Max_Cherry

                                                  • Die Großen Alten
                                                      • Show only replies by Max_Cherry
                                                    Wow, das sieht richtig gut aus. Tolle Bilder und megacoole Musik.