Diesen Klassiker haben vermutlich die meisten von Euch in der Kindheit gesehen.
"Momo" gilt als eine von wenigen Verfilmungen seiner Werke, mit denen Michael Ende zufrieden war. Er selbst ist gleich zu Anfang in einem kleinen Cameoauftritt zu sehen.
Das Buch habe ich nie gelesen, aber diese deutsch-Italienische Filmproduktion von 1986 ist erwas ganz besonders. Im Gewand eines Märchens werden hier sehr viele tiefsinnige Themen angesprochen. Im Zentrum steht sicherlich die Kritik an einer gesellschaftlichen Entwicklung hin zum Egoismus und zur höchstmöglichen Produktivität. Aber das ist nur eins von mehreren Themen, welche der Film aufmacht. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das Ganze für Kinder ab 6 Jahren geeignet ist, dafür ist Vieles zu düster und surreal. Darauf basiert auch meine einzige Erinnerung die ich an "Momo" hatte: die gruseligen Grauen Herren und ein paar verstörende Bilder. Für die Auffrischung nach knapp 30 Jahren habe ich mir neulich die Blu-ray ins Haus geholt und gestern geschaut.
Momo Puh, der ist vom pacing her vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß, aber für ein Kinderfilm ist der enorm tiefsinnig. Ich verstehe zumindest, warum mich der Film damals leicht verstört hat. Ähnlich deprimierend, wie das "Nichts" in der unendlichen Geschichte, gibt es auch in Momo einige echt fiese Momente, die noch heute für Unbehagen sorgen. Der effektive Einsatz der Musik funktioniert ebenfalls sehr gut. Unterm Strich Kapitalismus und Modernisierungs-Kritik in fantasievoller Verpackung. Zu seiner Zeit war der Film vielleicht schon so etwas, wie ein kleines Meisterwerk, nicht ganz unähnlich zu 1984 oder Brazil. Auch visuell wird hier einiges geboten, die Kulissen und Effekte sind heute noch sehr schön anzusehen. Das I-Tüpfelchen stellt die sehr schöne Musik von Angelo Branduardi dar. Diese ist teils etwas kitschig, aber phasenweise auch echt stark und bedrohlich. Das Bild der Blu-ray lässt keine Wünsche offen, die haben den toll remastered.
Eine konkrete Bewertung fällt mir schwer, aber auch heute ist da mindestens eine
drin.
Nice to know:
Die amerikanische Regisseurlegende John Huston spielt hier ein Jahr vor seinem Tod die Rolle des Meister Hora.