Nicht auflegen (Phone Booth)

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Als ich das erste Mal von dem Film "Nicht auflegen" gehört hab, war ich gleich sehr interessiert und zwar aus einem Grund : Der Film spielt fast die ganze Zeit in einer Telefonzelle und um diese herum. Trotzdem sollte der Film keien Sekunde öde werden. Im Kino hab ich ihn mir dann doch nicht angesehen, konnte keinen dafür begeistern. Egal, hab ihn mir jetzt ausgeliehen und einen recht spannenden und simplen Psycho-thriller erwartet. Und trotz meiner hohen Erwartungen wurde ich sogar noch positiv überrascht.

Stu Shepherd ist ein erfolgreicher PR-Manager. In den ersten 10 Minuten wird man mit ihm vertraut gemacht. Er hetzt seinen Assisstenten rum, belügt andere Leute bzw. macht ihnen falsche Hoffnungen und kommt sich in seinem teuren Anzug einfach nur toll vor. Natürlich hält er sich für die Krone der Schöpfung und behandelt alle von oben herab. Als er nach einem Gespräch mit seiner Geliebten, aus einer Telefonzelle heraus, damit seine Frau nicht merkt, dass er sie betrügt oder auf dem besten Wege dahin ist, erneut den Hörer abnimmt hat er einen Scharfschützen dran, der Stu zur "Beichte" zwingen will. Wenn dies nicht klappt, dann stirbt Stu.

Die Handlung ist schonmal verdammt gut, ich wüsste nicht, ob ein anderer Film eine ähnliche Handlung gehabt hat (wenn dann einer den ich nicht kenne). Das Ganze dauert letztendlich ohne Abspann zwar nur kanpp über 70 Minuten, die haben es dann aber auch in sich. Von der Sekunde in der Stu den Hörer abnimmt, bis zum Schluss bleibt alles höllisch spannend. Das Psychospiel, welches der Killer mit Stu treibt ist auch ganz schon fies.

Der Grund dafür ist allerdings nicht irgendein persönliches Motiv, sondern einzig und allein die Blossstellung Stus. Dadurch wird allerdings scharfe Kritik geäussert. Auch wenn Stu ein Arschloch aller erster Güte ist, irgendwas, was er hat, steckt in den meisten von uns. Und somit wird hier eine nervenzerreissende Abrechnung präsentiert. Eine Abrechnung mit der Gesellschaft und dem, was sie oft als Ziel vorsetzt. So trägt Stu z.B. teure Anzüge und scheint sehr erfolgreich zu sein, Dinge, die in der Gesellschaft allgemein als etwas "Gutes" angesehen werden. Dass der Mensch dahinter allerdings ein niederträchtiger und oberflächlicher Arsch ist, interessiert nicht. Doch durch Stus Blossstellung wird einem verdeutlicht (bzw. soll es verdeutlicht werden), dass all diese Dinge nichts zählen. Darauf kommt es im Leben nicht an.

Zudem wird auch die Arroganz solcher Menschen, die sich aufgrund ihrer Stellung oder ihres Geldes für besser halten kritisiert. Auch der Hintergedanke, dass alles und jeder kaufbar ist, kommt nicht ungeschoren davon. Allgemein kann man sagen, es werden viele schlechte Eigenschaften/Angewohnheiten der Menschen aufgezeigt und anhand der Wandlung von Stu wird einem klar, dass einem z.B. Geld nicht in allen Situationen nützt und es, auch wenn man sich gegenüber anderen überlegen fühlt, immer einen stärkeren gibt.

Natürlich ist bei dem Film auch die Darstellerriege gefordert. Will Farrell spielt das Arschloch Stu perfekt. Nicht nur, dass seine anfängliche Arroganz zum Himmel stinkt, nein jede Sekunde, die er schwächer wird, in der er merkt, dass er eigentlich nur ein kümmerliches Nichts ist, dass sich hinter einer Fassade versteckt, kommt glaubwürdig herüber bis zum absoluten Klimax, seinem Geständnis. Der Killer bleibt zwar anonym bis zum Schluss, aber Kiefer Sutherland, der den Killer im Original spricht, liefert hier eine tolle Show ab. Forest Whitaker und der rest der Darsteller weiss auch zu überzeugen, auch wenn deren Rollen nicht ganz so tragend sind, wie die anderen beiden.

Natürlich bleibt die Frage, ob es moralisch vertretbar ist, Moral bzw. ein solches Geständniss durch Gewalt zu erzwingen. Klar ist das in der Realität nicht der Fall, aber im Film unterstützt das durch diese Radikalität die Aussage. Auch der teilweise kritisiert Stil Schuhmachers, mit etlich Bild in Bild oder Splitscreen Aufnahmen hat mich überzeugt. Durch diese Hektik und teilweise auch Reizüberforderung des Filmischen wird der Film in seiner rauhen Atmosphäre nur bestärkt. Es ist keine ruhige Situation für Stu, mit dessen Fehlern sich die Menschen identifizieren können, wenn sie ehrlich sind (zumindest mit einem). Es geht für ihn ums nackte Überleben.

Fazit : Superber Thriller, der eine sehr nachvollziehbare Aussage mit radikalen Mitteln dme Zuseher näher bringt. Da alles nicht nur verdammt intelligent und soweit ich weiss auch innovativ ist, sondern extrem kurzweilig und höllisch spannend, kann man diesen Film nur als absolutes Meisterwerk bezeichnen. Ab sofort einer meiner Lieblingsfilme. Genial.
« Letzte Änderung: 27. November 2009, 16:25:20 von Flightcrank »
I mean, that's what life is : a series of down endings.

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Offline JasonXtreme

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      • Show only replies by JasonXtreme
    Fand den auch ziemlich gut, wenn auch zu kurz mit gerade mal 80 Minuten.

    Auf jeden Fall sehr viel besser wie der ähnlich geartete LIBERTY STANDS STILL mit good old Wesley Snipes.

    Denke ich werde mir die DVD auf jeden Fall zulegen. Die Schauspieler waren auch alle sehr gut gewählt.

    Mfg JXT
    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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    Offline Flightcrank

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      Mal nach langer Zeit wieder gesehen...


      Nicht auflegen! :arrow: 7,5/10
      Den hatte ich nicht so gut in Erinnerung. Super kurzweilig (geht auch nur 78 Minuten) und einfach top unterhaltend. Kein Knaller aber als kurzer Zwischensnack mehr als nur brauchbar!


      Offline Nation-on-Fire

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          • Show only replies by Nation-on-Fire
        Genau diese kurze Laufzeit macht den Film wirklich gut.

        Würde er länger gehen, hätte dies auch nach meiner Meinung mehr Leerlauf gebracht, und das hätte dem Film nicht gut getan