Also ich weiss echt nicht. Nach einigen "Frühwerken" kamen ja mit "Midnight's Calling" und "Mutation" zwei recht unterhaltsame Filme. Doch danach ging es bergab. "Mutation 2" war zwar blutiger und aufwendiger als Teil 1, aber auch schlechter. Teil 3 war dann nur noch schlechter. "Rout City" war dilletantisch gemacht, aber wenigstens einigen Stellen doch recht ulkig. "Space Wolf" hab ich noch nicht gesehen, werd es wohl aber auch vermeiden.
Das Prinzip der Geschichte ist auch schon seit Urzeiten bekannt. Jemandem wird ein Gegenstand zugesteckt und die Fieslinge wollen diesen wiederhaben. In diesem Fall ist dieser jemand ein körperlich und geistig behinderter Rollstuhlfahrer, der Gegenstand eine CD mit einem Computervirus und die Fieslinge ein paar Gangster. Als er und die Freundin seines Bruders entführt werden versuchen die Gangster den Aufenthalt der CD aus ihnen herauszufoltern.
Selbst wenn man eine so abgenudelte Handlung als Grundkonstruckt nimmt, kann noch was draus werden. Man könnte viele Wendungen einbauen, ein Verwirrspiel treiben, etc. . Aber nicht so "Rigor Mortis". Timo Rose spult ganz schnöde die "Verhöre" ab, zwischendurch gibt es Handlung um den Film auf seine Laufzeit zu strecken. Doch dabei vergisst Rose den Unterhaltungswert. Der Film ist zwar keinesfalls langweilig, aber unterhalten tut er nicht. Das Ganze soll wohl krank wirken, heftig wirken, aber der Film wird dem Skandal, der um ihn aufgebaut wurde, nicht annähernd gerecht.
Die Effekte sind zwar blutig, aber auch nicht so reichlich vorhanden. Die Folterung von Anja Gebel und die Streitereien der Gangster untereinander am Ende sind das einzige, was mir jetzt im Gedächtnis geblieben ist. Anja Gebel stirbt dann auch recht blutig, effekttechnisch anständig gemacht, durch den perversen Doktor, der ihren Kopf auseinandernimmt. Was dabei nur stört ist der absolut dilletantische Schnitt. Wahrscheinlich soll das wieder krank wirken, aber es wirkt einfach nur schlecht, wenn hektisch geschnitten wird, dabei in einer Einstellung das Messer schon am Ende der Wunde, in der nächsten wieder am Anfang ist. Ist nur ein Beispiel für vergebliche Versuche krank oder heftig zu wirken. Einzig gelungen dabei sind die Einblendungen, wenn der Doktor aus seiner Sicht sieht, was er mit Anja Gebel macht. Das ist Rose wirklich sehr gelungen. Die restlichen FX sind überwiegend Einschüsse. Etwas herausstechen tut die Enthauptung von Dan van Husen. Die ist nähmlich grottenschlecht gemacht. Es sieht so aus als ob der Kopf nach dem Schlag einfach weg ist. Nix runterfallen, er ist anscheinend einfach weg. Auf Einzelbilder gestellt (nur mal aus Interesse, da die Szene mächtig komisch aussah) bestätigt sich der Eindruck. Von einem aufs nächste Frame fehlt der Kopf. Wozu hat man einen Olaf Ittenbach?
Wobei wir bei den Darstellern wären. Und ich nehem vorweg : Bei "P.o.e.d." den ich und ein Kumpel danach gesehen haben, waren teilweise jugendliche Darsteller dabei, die mehr Talent haben als die gesamte Cast von "Rigor Mortis", Anja Gebel, Andreas Pape und Dan van Husen mal ausgenommen. Denn Frau Gebel und Herr Pape machen ihre Sachen gewohnt gut. Ich würde glatt behaupten, dass sie die einzigen Stammdarsteller von Timo Rose sind, die wirklich spielen können. Leider wird Anja Gebel sehr früh verschenkt. Und Dan van Husen hat ja schon bewiesen, dass er spielen kann. Hier beweist er es jedenfalls nicht. Keine einzige Emotion glaubt man ihm, bedrohlich wirkt er nicht, eher deplaziert und überfordert. Er sollte am besten so tun, als ob es diesen Film nie gegeben hat, denn er spielt hier einfach nur unterirdisch, selbst an dem allgemeinen Amateurniveau gemessen. Das gilt auch für die anderen Darsteller. Der Darsteller des Behinderten ist zwar nicht so schlimm wie Jochen Tauberts Darsteller solcher Rollen, aber auch er wirkt eher, als wolle er Behinderte verarschen. Liegt vielleicht auch an seinem Text. Thomas Kercmar war auch schon in "Mutation" nicht der grosse Darsteller, aber dort konnte er überzeugen. Nahm auch von Film zu Film ab
So auch hier. Er bleibt blass und austauschbar. Besonders nervig sind "Dr. Sick" und die beiden Gehilfen des Doktors. Dr. Sick will böse und psychopathisch wirken, sorgte aber höchstens für Lachkrämpfe mit seinen Grimassen. Das hatte mehr Ähnlichkeit mit einer Person die Verstopfung hat und auf Klo sitzt, als mit einem Psychopathen. Besonders gut war auch Ben Tewaag wiedermal. Er ist der eine Gehilfe des Doktors. Ausdruckslos, überfordert und pseudoevil versucht er den dicken Gangster zu markieren. Jede Sekunde mit ihm ist eine Tortur. Sowas nennt man dann Starbesetzung. Marc Fehse spielt zwar nicht gut, aber normalen Amateurniveau, so dass man hinsehen kann. Hilft leider bei der Vielzahl an Knallchargen nicht.
Auch technisch ist der Film grottig. Die Probleme beim Schnitt hab ich schon erwähnt, aber diese machen sich nur in genannter Szene sehr bemerkbar. Aber die BEleuchtung ist eine Frechheit. Um Dan van Husen besonders "evil" aussehen zu lassen, setzt er am Anfang grünes Licht ein. Bei Argento oder Bava, die sowas auch gerne mal meisterlich einsetzen und eine surreale Atmosphäre erzeugen, ist das mehr oder weniger genial. Bei "Rigor Mortis" ist es aber vollkommen deplaziert. Erstenes ist der Film zu "realitätsnah", als dass man da surreale oder denaturalistische Beleuchtung einsetzt. Zweitens beleuchtet man den Dartseller dann nicht von oben, wie Rose es gemacht hat. Denn so sieht Dan van Husen nur grün im Gesicht aus und nicht böse oder bedrohlich. Solch kleine Einschübe sind desöfteren zu zu erkennen. Und auch die Musik ist fürchterlich. Sagen wir es so, nicht die Musik an sich (auch wenn sie nicht mein Fall ist), sondern wie passend sie eingesetzt wurde. Die Musik passt sich in keiner Szene der Dynamik der Handlung an. Muss es ja nicht in jeder Szene, aber in einigen schon. Und Lieder von Ferris MC in einen Horrorfilm einzuführen ist in den meisten Fällen deplaziert, da die Musik nicht zum Geschehen passt. Wie wäre es mit einem selbstkomponierten Soundtrack? Und noch eine andere Sache : Coole Gangster mit Stil und hohem Kultfaktor erschafft ein Tarantino, ein Guy Richtie, aber Rose schafft es nicht. Und das kombiniert mit den immerselben Ideen ist kein gutes Omen. Aber das scheint Rose nicht zu stören. Da können noch so viele Gangster rumrennen, noch so viel gesplattert werden, alles kennt man schon in ähnlicher Form aus dem vorherigen Rosefilm und besser wird es nicht. Dass Rose reintheoretisch unterhaltsame Filme machen kann hat er ja bewiesen, aber das ist her und vor seinem Wahn unbedingt "coole" Gangster in irgendeiner erdenklichen Weise einzubauen.
Fazit : Sowas muss nicht sein. Zwar doch recht blutig, aber in jeder erdenklichen Hinsicht eine Gurke. Einzige Lichtblicke : Anja Gebel und Andreas Pape, die, so hart das klingt, ihr Talent in Roses Filmen verschwenden.