W : O : A Wacken Open Air 2007Das diesjährige Wacken stand anfangs unter keinem guten Stern. Noch am Dienstag waren Zeltplätze und vor allem das eigentliche Gelände nach wochenlangem Regen überflutet und eine einzige Schlammwüste. Mit Hilfe von Hubschraubern und deren Rotorkraft wurde das Wasser von den Wiesen getrieben, Hilfskräfte mussten riesige Strohballen von Hand aufs Gelände befördern, damit der Schlamm abgedeckt werden konnte. Fahrzeuge konnten nicht auf das Gelände, weil sie sofort quasi im Schlamm versunken wären. Die Hilfskräfte haben dementsprechend ein schier unglaubliches Arbeitspensum an den Tag gelegt, um dieses Festival überhaupt erst möglich zu machen.
Wenn man diese Mammutarbeit dann im Hinterkopf hat, mag es einem wie ein ganz schlechter Witz vorkommen, wenn man dann die Arbeitsmoral mancher WOA-Mitarbeiter beim Festival selbst sieht. Die X-Mas-Ticketinhaber mussten mehr als 2 Stunden an der Bändchenausgabe verbringen … am ersten Abend stand man noch um 22 Uhr mehr als eine halbe Stunde in der Schlange vor dem Einlass … Mitarbeiter vom Merchandisestand brauchten teilweise fast 10 Minuten um einen einzigen Kunden abzufertigen. Alles Umstände, die im krassen Gegensatz zu den vorher geleisteten Arbeiten standen.
Das Festival selbst war für mich dieses Jahr musikalisch keine Offenbarung. Mein 7. Wacken-Open-Air war also mehr nostalgischer Natur. Am ersten Abend erlebte ich nur
OVERKILL, die wie erwartet eine energiegeladene und routinierte Show ablieferten, allerdings nicht unbedingt den allergrößten Zuschauerzuspruch hatten.
So hieß es dann am zweiten Morgen gleich zu Beginn vor der Bühne zu stehen, um
SUIDAKRA zu sehen. Hatten mich die Jungs bei den letzten drei Live-Auftritten nie überzeugen können, so hauten sie mich dieses Mal völlig unerwartet von den Socken. Unterstützt durch einen Dudelsackspieler bedienten sie das für diese frühe Stunde enorm zahlreich angetretene Publikum mit einem sehr druckvollen und mitreißenden Gig.
SUIDAKRA waren für mich persönlich das ganz klare Highlight dieses WOA, im örtlichen Metal-Markt wurde umgehend ein Scheibchen der Combo eingesackt.
Die reformierten
POSSESSED haben nur noch ein Ur-Mitglied in ihren Reihen. Allein auf Grund ihres Kultstatus musste ich sie mir schon angucken. Die Menge tobte, mir persönlich gab das Geknüppel nicht allzu viel.
Die italienische Combo
LACUNA COIL hatte ich erstmals auf dem WOA 1998 gesehen, als noch keine Sau sie kannte. Damals verliefen sich vielleicht 200 Nasen morgens um 11 Uhr vor der Bühne. Heutzutage spielen LC am frühen Abend vor geschätzten 20.000 Leuten ! Damals wie heute ein toller Auftritt, zumal die Band mittlerweile natürlich um eine Menge Hits verfügt. Highlight des Sets war trotzdem eine Covernummer : „Enjoy the Silence“ von Depeche Mode.
In Ermangelung an interessanten Alternativen verlief ich mich dann um kurz vor Mitternacht ins Zelt der W.E.T.-Stage und schaute mir
SAHG an. Noch nie von gehört ? Ich auch nicht ! Aber ihre Mischung aus Doom und Stoner Rock kam sowohl bei mir wie auch bei den übrigen Leuten toll an. Definitiv eine Truppe, die ich in nächster Zeit mal antesten werde.
Immer noch im Zelt der W.E.T.-Stage freute ich mich auf den Auftritt von „Fast“ Eddie Clarke und seiner Truppe
FASTWAY. Der Soundtrack zum Film „
Trick or treat“ gehört immer noch zu den Highlights meiner Metal-LP-Sammlung. Doch wer den geilen 80er glam-artigen Metal von damals erwartete wurde bitter enttäuscht. Mitterweile mit dem ehemaligen „
Little Angels“-Sänger am Mikro brachten
FASTWAY ausnahmslos langweilige Midtempo-Rock-Nummern, die zwar der Stimme des Sängers entsprechen, aber nicht dem was ich von Ex-Motörhead-Saitenzauberer erwartet hatte. Dann doch lieber schnell ab ins Zelt, zumal es langsam wirklich a.rschkalt wurde.
Sacred ReichFlammen statt "Amorphis"Morgens um 8 Uhr aus den Wolldecken gewickelt, schon mal das Zelt abgebaut und den Wagen in Fahrtrichtung gestellt, um nach einem Gang ins Dorf mitsamt Frühstück, einem Besuch auf dem Metal-Markt und einem letzten Rundgang übers Gelände zeitig die Heimreise anzutreten. Zwar interessierten mich Bands wie „
Immortal“ und vor allem „
In Flames“ noch, aber dafür noch einen ganzen Tag zu investieren hatte ich nun doch keine Lust mehr. Wie es der Zufall dann so wollte bin ich noch längere Zeit bei Kollegen am T-Shirt-Stand hängen geblieben, so dass ich zur ersten Band des Tages noch da war. Egal, dann schau ich noch mal rein in den Gig der wohl zur Zeit am meisten gehypten Band rein …
SONIC SYNDICATE sind sowas wie die „Tokio Hotel“ des Metal … kaum volljährig, aber von diversen Magazinen schon als
die Band schlechthin gehypt. Das Ergebnis war genau das, was man erwarten konnte. An den Mikros zwei gestylte Möchtegern-Brüllwürfel, die zweifelsohne singen können, aber absolut austauschbar sind. Am Bass ein Mädel, bei dem man Angst hat, dass sie von ihrem Instrument erschlagen wird. Und musikalisch passt der Vergleich zu „
In Flames“ & Co. schon … aber wer braucht denn die x-te Kopie von sowas ?
Dann also nochmal schnell rüber zur anderen Bühne, auf der die Kult-Trasher von
SACRED REICH voll abräumten. Ein Unterschied wie Tag und Nacht – erst die gestylten und gehypten New Metaller von
SONIC SYNDICATE, dann direkt danach die Oldschool-Metaller von
SACRED REICH … und ratet mal, wer besser angekommen ist ! SR haben in 20 Jahren so ziemlich alles mitgemacht, was der Metal zu bieten hat. Zwischenzeitlich aufgelöst zeigen die alten Herren nochmal, was sie so drauf haben. Und das ist ne ganze Menge ! Jedes Lied ein absoluter Volltreffer, dazu noch eine sehr sympathische Band, die zeigte, dass ihnen der Auftritt mindestens genauso gut gefiel wie den Fans. Zum persönlichen Abschluss also nochmal ein richtiger Knaller.
Danach ging es dann endgültig auf die Bahn 420 km in Richtung Heimat. Das diesjährige Fazit fällt ziemlich gemischt aus. Musikalisch bis auf wenige (und noch dazu unerwartete) Ausnahmen nicht meine Baustelle, ist mir das WOA mittlerweile eine Spur zu groß geworden. Wenn man bedenkt, dass ich am Donnerstag – also dem ersten offiziellen Tag – angereist bin, und auf einem Zeltplatz untergebracht worden bin, von dem man satte 30 Minuten bis zur Bühne laufen musste … dann frag ich mich wie das im nächsten Jahr mit dem Headliner „Iron Maiden“ erst werden soll. Negativer Höhepunkt war zweifelsohne der tolle „Gag“ einiger Schlaumeier, die offensichtlich gucken wollten, wie gut das Heu vor der True Metal Stage brennen kann (siehe Foto oben). Die Folge davon war, dass „
Amorphis“ nicht auftreten konnten und zu einem späteren Zeitpunkt spielten (den ich natürlich verpasst habe). Das WOA ist und bleibt ein Kultfestival mit einer besonderen Atmosphäre, aber es mutiert zu etwas zu Großem.