Boy George - Gloria, Köln
Tja - der große Tag war da. Bilder hat mein Schwager gemacht, wir haben die Kamera wohlweislich zu Hause gelassen. Zunächst mussten wir uns mit einem Alleinunterhalter abgeben. Justin Baker, aus der Französischen Schweiz versuchte mit seinen Songs Stimmung zu machen. Er war nicht schlecht, nur wollte ihn leider keiner sehen. Ich konnte mir es nicht verkneifen und brüllte nur: "Was - das ist Justin Bieber?" Nach einer guten halben Stunde verschwand er hinter die Bühne und machte Platz für die Pop-Ikone der Achtziger.
Boy George hatte zwar Tonnen von Makeup im Gesicht, machte aber einen gesunden und fitten Eindruck. Es gab sehr viele Songs von der neuen Platte - vor allem auch die etwas elektronisch verspielten Songs, die als Bühnenperformance überraschend stark waren. Besonders mit einer hervorragenden Band und zwei Sängerinnen im Rücken, die zwar nicht unbedingt Models waren - aber eine phantastische Stimme hatten und super sympathisch rüberkamen. Saxophon, Trompete und Keyboard wurden perfekt integriert - und auch die Mischung war (fast) perfekt nur der Bass war etwas laut.
Die Songlist konnte sich sehen lassen - der Titeltrack des letzten Albums als Einstig und zwischen durch immer wieder Klassiker. Mit einem "die 80er sind vorbei" präsentierte er die alten Hits in groovigen, teils rockigen Varianten, die in neuem Gewand ziemlich kraftvoll waren. Alle Achtung - nur bei "Victims" hatte man den Eindruck, es war etwas unharmonisch. (Er gab aber auch zu, dass er den Text damals wie heute nicht versteht - und keine Ahnung hat, was er damals geschrieben hat). Boy George gab sich gut gelaunt, lächelte immer und ging auf die Fans ein. Wo er aber keinen Spaß verstand, war das penetrante Filmen mit einer Kamera - was er deutlich zum Ausdruck brachte ("Ich singe hier live für euch - da braucht man keine Aufzeichnung. Ihr müsst das schon hier und jetzt genießen") - prompt waren alle Handys und Kameras verschwunden und blieben bis auf ein bis zwei Ausnahmen auch konsequent in der Tasche. Hätten das irgendwelche Ordner gesagt, hätte sich keine dran gehalten. Der Mann hat seinen Laden im Griff ...
Zum Finale hin, wurden die Songs zum Teil immer schnelle. Mit dem T-Rex Cover "Get it on" gab's kein Halten mehr - der Saal kochte über. Dann gab es eine rockige Version von "Bow Down Minster" in einem Tempo ... irre.
Mit einer sehr langen Zugabe hatten wir ein Konzert von über 2 Stunden (George alleine - ohne den Knilch Bieber) - das jeden Cent der 50 Euro wert war. Der Saal war gut voll - naja es war das einzige Deutschlandkonzert - aber dafür war es menschlich sehr angenehm. Es gab Platz um auch etwas mittanzen zu können. Das Publikum war ja auch etwas älter und gesetzter. Insgesamt ein sehr schönes Konzert. Mich hat's glücklich gemacht (und Julia vor allem auch).