Ich hab ja gar nichts zum
Desertfest geschrieben.
Das Festival ist einmal im Jahr, mitten in Berlin. Wie der Name schon sagt, geht es hier um Wüstenrock, Doom, Sludge, Psych usw. Wir hatten nur Tageskarten für den Freitag, aber so im Nachhinein sind wir mit der 1-Tages Entscheidung echt zufrieden. Der hinweg hat leider etwas länger gedauert, als geplant. Als wir endlich mit dem Reisebus ankamen und im Hostel eingecheckt haben, erreichten wir etwa gegen 17:10 Uhr den Austragungsort. Das Astrakulturhaus ist toll, die haben einen großen Konzertsaal, der zwischen den Auftritten geleert und gelüftet wird, das war super! Dazu gab es im Foyer eine kleine Eckbühne, auf der die etwas weniger bekannten Bands, zwischen den Auftritten auf der Hauptbühne, spielten. Auf dem Hof waren ein kleiner Merchmarkt aufgebaut, es gab einen Imbisswagen und einen Stand, bei dem man marokkanisch (Cuscus) essen konnte. Das war übrigens super lecker. Dazu eine große Area mit Bierzeltgarnituren zum hinsetzen. Mein Location-Highlight im wahrsten Sinne des Wortes, war ein kleines Zelt in dem Sitzkissen und sehr bequeme Sessel aufgestellt waren. Es lief Mucke und serviert wurde Chai-Tee sowie Muffins. Das war glaub ich nur die Tarnung, da hatte ich einen super Platz für illegale Machenschaften. Nachdem sich der dritte ne Tüte angesteckt hat und die einzige Reaktion vom DJ war, dass er parallel dazu ein Räucherstäbchen mehr angemacht hat, hab ich mich wie zu hause gefühlt.
So, aber nun zur Musik. Die großartige Kraut-Psychedelic Truppe von "Monomyth" habe ich wegen unserer Verspätung leider verpasst.
Wir trafen ein, als die "Loranes" anfingen zu spielen. Die haben eine flotte 70s Rock Variante gespielt, die durchaus für erstes Kopfnicken sorgte. Besonders cool bei dem Bandnamen: als Zugabe wurde "Johnny B. Good" gespielt. Der Sound war für die kleine Foyer-Bühne überraschend gut, und das sollte den ganzen Abend auch in der großen Halle so bleiben. Der erste Knaller war "Coogans Bluff", die zu ihrer Art von Retro Riff-Rock eine dicke Portion Funk hinzugetan haben. Ich kannte die Jungs von Konserve, aber live war das MEGAGEIL! Saxophon und Posaune sorgten hier für einen einzigartigen Sound, der mit nichts vergleichbar ist, was ich kennen. Die ganze Halle war in Bewegung und der Applaus war dementsprechend sehr großzügig. Eine tolle Band mit coolem, originellem Sound, kann ich absolut empfehlen. Da kam ein bisschen "Stoner Rock trifft Blues Brothers"-Stimmung auf. Die stell ich mir auch sehr gut bei bestem Wetter open air vor. Die würden auch größere Massen bewegt bekommen, da bin ich sicher.
Dann ging es mit "Mondo Drag" weiter, die ein bisschen an mir vorbeigegangen sind. Die erste scheibe war eine Mischung aus Doors und Deep Purple und auf dem neuen Album gehen die etwas andere Wege. Die Musik war ganz gut, aber wir haben das mehr als Hintergrundbeschallung zum Bierholen, Futtern und Zeltbesuch genutzt.
Dann war es soweit und die von mir so abgefeierten "Elder" rockten die Bühne. Boah, das war wirklich großartig. Die Energie, die das Power Trio live versprüht ist übermächtig. Alter Vatter, der Drummer hat hier mal alles gegeben und einfach nur super intensiv sein Schlagzeug verprügelt. Auch schön, dass der Bassist hier deutlich mehr machen darf, als nur mit Musikern rumzuhängen (
). Knapp vor "Coogans Bluff" war Elder der Höhepunkt eines tollen Konzerttages. Ziemlich platt und begeistert, hab ich dann von "Monolord" wenig mitbekommen. Die waren ok, aber vorher auf Scheibe fand ich die leider schon etwas langweilig. Dann folgte der Headliner, den wir uns von relativ weit hinten gegeben haben. "Electric Wizard" waren weit weniger eintönig, als ich befürchtet habe. Auch technisch gab es wenig auszusetzen. Im Hintergrund liefen die Videos von den Jungs, bei denen überwiegend alte, sleazy Filmausschnitte liefen. Bei so einer eher langsamen Doom-Band gab es außer Headbangen recht wenig Bewegung im Publikum, aber trotzdem hatte man das Gefühl, einer der besseren Shows der Truppe beizuwohnen. Mir hat es gefallen, auch wenn die Kondition an dem Punkt etwas im Keller war.
Den Abschluss haben die Niederländer von "Death Alley" gemacht. Hier gab es noch einmal richtig Vollgas, denn die Band spielt eine Art Speedrock `n Roll, der so ein bisschen an frühere Hellacopters erinnert. Absolute Pluspunkt ist der Frontmann, der optisch, wie auch von seiner Bühnenpräsenz 1 zu 1 aus dem Jahr 1978 stammen könnte. So ein geiler Typ, dem latte ist, wie albern die geballte Faust und die Jeansweste manchmal aussehen. ich finde den super, die waren auch schon auf dem Void Fest 2016 eine positive Überraschung. Da war mein erster Eindruck: scheiße, Bon Scott is alive!!! Sehr sehr schön finde ich, dass er, wie ich auch sehr oft, zu jedem Anschlag des Schlagzeug headbangt und sich bewegt, also quasi doppelt so schnell, wie die meisten anderen. Ich komm mir dabei meistens blöd vor, weils sonst keiner so macht. hier fühlte ich eine gewisse Verbundenheit
einfach ein cooler Typ! Also die letzten Kräfte mobilisiert und ordentlich mitgegangen. Auch wieder geil war die Version von "Motorhead", die eher nach der frühen Space Rock Variante von Hawkwind klang, als nach "Motörhead". Tolle Band, auch wenn die Qualität der eigenen Stücke nicht über "ganz gut bis gut" hinausgeht, halte ich die Jungs für hervorragendes Live-Entertainment. Bei dem eher auf geringe Geschwindigkeit ausgelegtem Billing, haben Death Alley auf jeden Fall für Abwechslung gesorgt.
Unterm Strich war das Desertfest absolut lohnenswert. Sympathische Leute, eine super coole Location und tolle Bands, wir kommen gerne nächstes Jahr wieder. Das Hostel war zudem auch ein Volltreffer für kleines Geld.